Fed Cup Schweiz - Frankreich |
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12. Februar 2017 |
1. Runde der Weltgruppe I im Fed Cup vom 11./12. Februar 2017 in Genf (SUI)
Fed Cup 2017 | ||
1. Runde (11./12. Februar) | Halbfinal (22./23. April) | Final (11./12. November) |
Tschechien - Spanien 3:2 | USA - Tschechien 3:2 | Weissrussland - USA 2:3 |
USA - Deutschland 4:0 | ||
Weissrussland - Niederlande (4) 4:1 | Weissrussland - Schweiz 3:2 | |
Schweiz - Frankreich (2) 4:1 |
Seit April 2007 habe ich mit Ausnahme vom April 2009 jedes Februar- und April-Wochenende im Fed Cup live mit verfolgt. Diese Serie wollte ich nicht abreissen lassen und dank einem 1:1 nach dem ersten Tag entschied ich mich zum sonntäglichen Besuch der Partie zwischen der Schweiz und Frankreich in Genf. Die immer noch sehr offene Ausgangslage beschreibe ich somit mit dem Wissensstand des ersten Tages:
Wie sagte Coach Heinz Günthardt so schön zur Nomination der Spielerinnen: "Es ist schwierig die richtige Entscheidung zu treffen. Aber es ist unmöglich die Falsche zu treffen." Denn er verfüge über durchwegs sehr starke Spielerinnen. Die Halbfinalistinnen des letzten Jahres treten in Bestbesetzung an:
|
Schweiz: Timea Bacsinszky Viktorija Golubic Belinda Bencic Martina Hingis |
Einzel 16 63 81 - |
Doppel 206 99 466 8 |
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Die Vorjahresfinalistinnen treten ohne ihre bestplatzierte Spielerin Caroline Garcia (WTA Einzel 26, Doppel 3) an, da sich diese in 2017 auf ihre individuelle Karriere konzentrieren möchte.
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Frankreich: Kristina Mladenovic Alize Cornet Pauline Parmentier Amandine Hesse |
Einzel 31 43 64 210 |
Doppel 3 155 223 238 |
Fed Cup Schweiz - Frankreich | ||||
Spieltag | Spielstand | Spiel 1 | Spiel 2 | Spiel 3 |
Samstag . |
1:1 . |
Timea Bacsinszky - Alize Cornet 7:5 6:4 |
Belinda Bencic - Kristina Mladenovic 3:6 4:6 |
|
Sonntag . |
4:1 . |
Timea Bacsinszky - Kristina Mladenovic 7:6 4:6 7:5 |
Belinda Bencic - Pauline Parmentier 6:3 6:4 |
Hingis/Bacsinszky - Mladenovic/Hesse 6:4 6:4 |
Palexpo, Genf
Wie kommt man am besten nach Genf? Per Auto sind es zweimal 3,5
Stunden und an einem Tag ist das doch sehr anspruchsvoll, obwohl ich das auch schon
gemacht hatte. Unter der Woche hatte ich aus Neugierde die Flüge ab Zürich
geprüft, da die Palexpo-Halle in Genf unmittelbar neben dem Flughafen liegt. Ich
verwarf die Idee wieder, bekam aber Rückmeldungen dass das durchaus eine
sinnvolle Idee sein könnte. Als am Samstag bis nach Mitternacht die
Guggenmusiken und der Bass des DJ's vom Berger Maskenball bis in meine Wohnung
zu hören waren als ob das Fenster offen wäre, entschied ich mich aus Schlafmangel
definitiv für die Variante Fliegen. Für nur etwas mehr als hundert Franken hin und zurück waren ein
angemessener Preis wie ich fand. Letztendlich war ich von Tür zu Tür nicht
schneller mit dem Flugzeug als mit dem Auto, aber es war doch deutlich
entspannter. Auf dem Hinflug wählte ich einen Fensterplatz links, um Sicht auf
die Alpen zu haben. Die Wolken und der Nebel verhinderten allerdings eine
Fernsicht. Auf Bild 1 überflogen wir Lausanne.
Der Commitment Award wird an Spielerinnen verliehen, welche in ihrer Karriere
mindestens zwanzig Partien in der Weltgruppe oder vierzig Partien in der Welt- oder
Kontinentalzone bestritten haben. Für die Schweiz durften diese Auszeichnung auf Bild 7
Christiane Jolissaint, Emanuela Zardo und Manuela Maleeva-Fragnière entgegen
nehmen.
Der Protest der französischen Fans auf Bild 8 zielt gegen die angedachte
Austragung eines Final Four der Weltgruppe an einem vorbestimmten Ort. Ich
unterstütze diesen Protest.
Ich habe meinen Unmut über die Ticketpreise an entsprechender Stelle vor Ort bei
SwissTennis geäussert.
Die mittlere Kategorie hätte für zwei Tage etwa 230 Franken gekostet und für
einen Tag 171 Franken. Ich bin ja sehr angefressen was Tennis anbelangt. Aber
wenn eine vierköpfige Familie fast eintausend Franken hinblättern müsste für
zwei Tage Damentennis, so müssen wir uns nicht wundern wenn in zehn oder zwanzig
Jahren der Tennisnachwuchs ausbleibt. Ein Blick in das Publikum auf Bild 9 zeigt
die Altersstruktur des Genfer Publikums.
Schweiz - Frankreich
Die französischen Fans sind dank der wohlhabenden Fédération
Française de Tennis gut organisiert und zahlreich erschienen. Das Einspielen von
Cornet kurz vor Beginn der ersten Partie deutete für mich klar darauf hin, dass
sie im zweiten Einzel am Sonntag erneut zum Einsatz kommen würde. Dies war letztendlich
aber nicht der Fall. Gut angetäuscht von den französischen Trainern Yannick Noah
und Mary Pierce.
Die Schweiz hielt ihre Karten ebenfalls bedeckt indem sie mit Bencic und Golubic
die beiden möglichen Spielerinnen für das zweite Einzel am Sonntag gemeinsam
einspielen liess. Bencic machte zuerst nicht den Eindruck, als ob sie sich für
die Partie heiss machen würde. Golubic trainierte mit mehr Intensität. Im
Nachhinein wissen wir, dass Golubic mit mehr Intensität trainieren konnte, weil
das Training ihr einziger Einsatz an diesem Tag war. Gegen Schluss des Trainings hatte
dann auch Bencic ihren Frust vom Vortag herausgespielt und returnierte einige
Aufschläge satt die Linie entlang. Das deutete eher auf ihren Einsatz im Einzel
hin. Hätte sie das Doppel im Kopf gehabt, wären ihre Returns cross gegangen.
Zu früh darf man sich nicht auf die Fitness versteifen. Vor allem in den
Teenagerjahren, wenn sich der Körper noch im Wachstum befindet. Bei der in einem
Monat zwanzig jährig werdenden Flawilerin dürfte der Fokus aber alsbald darauf
rücken. Fitness und Verletzungsanfälligkeit müssen im Zusammenspiel verbessert
werden. Ansonsten besteht die Gefahr einer negativen Korrelation.
2:1
Timea
Bacsinszky
(WTA 16) -
Kristina
Mladenovic
(WTA 31)
7:6 4:6 7:5
Da ist mir die Timea dann doch mindestens
einen Ticken zu liebesbedürftig. Die Bilder 1 und 2 sind wohlgemerkt erst vor
Beginn des Matches und nicht nach einem grossen Triumpf. Bei ihr ist das
Tennisspiel sowie das Leben doch eine grosse emotionale Achterbahnfahrt.
Sehr konstant ging es in der Partie bei den eigenen Aufschlagspielen einher.
Kein Break im ersten Satz und nur eines im zweiten Satz. Da konnte Bacsinszky
toll mithalten mit der aufschlagstarken Mladenovic. Bacsinszky zeigte sich stark
bei eigenem Service und verfügte auch beim zweiten Aufschlag über eine gute
Länge. Sie hat den Vorhand Slice à la
Santoro oder
Niculescu in ihr
Repertoire aufgenommen. Dieser Schlag muss allerdings eine sehr gute Länge
haben, damit er nicht zur Einladung wird für die Gegnerin. Aber die 27-jährige
fühlt sich bei diesem Schlag wie es den Anschein macht wohler als bei der
Topspin Vorhand, welche als ihre Schwachstelle gilt.
Von wenigen Breaks kann im dritten Satz nicht mehr die Rede sein. Dort führte
Bacsinszky mit 4:2 und machte Druck bei 30:30 und Aufschlag Mladenovic. Sie
attackierte und stolperte am Netz. Es hatte wohl im Knie gezwickt und bei so
viel Teamunterstützung um sie herum wurde ihr zu einem Check geraten. Es geht
schliesslich um das Match, um die Begegnung und um die Karriere. Nach der
Untersuchung wurde eine Verletzungspause eingelegt (Bilder 10-11) und Mladenovic
versuchte sich mit Aufschlägen warm und die Konzentration hoch zu halten. Doch
nach der Unterbrechung schaffte sie es nicht das 40:30 aus zu servieren,
sondern kassierte das Break zum 2:5. Das hatte dann doch einen schalen
Beigeschmack, da Bacsinszky bereits am Vortag bei 5:4 im zweiten Satz eine
Verletzungspause genommen hatte. Damals wegen sich anbahnenden Krämpfen im
Oberschenkel, wofür man nach Reglement gar keine Verletzungspause nehmen dürfte.
Die französischen Fans waren zu recht sauer und ich fand es durchaus gerecht,
dass Bacsinszky noch etwas wackelte und sich Mladenovic mit der Wut im Bauch
zusammenriss und zum 5:5 ausgleichen konnte. Nun konnte es wieder fair von vorne
losgehen. Bacsinszky setzte sich durch und siegte verdient. Es war die Partie
des Wochenendes und letztendlich auch die (vor)entscheidende.
3:1
Belinda Bencic
(WTA 81) -
Pauline
Parmentier
(WTA 64)
6:3 6:4
Ich verstehe die Entscheidung von Captain
Günthardt sehr gut, wenn er Bencic das Vertrauen aussprach. Denn eine Parmentier
ist keine Mladenovic. Und eine Bencic ist immer noch eine Bencic. Auch wenn
jedermann mit dem ich gesprochen hatte Bencic nach der Niederlage am Samstag herausgenommen und durch Golubic
ersetzt hätte.
Parmentier startete im ersten Games etwas nervös und Bencic war bereit und
punktete mit dem ersten Break. Das gab der 19-jährigen, die in der nächsten Woche
aus den ersten 100 der Weltrangliste purzeln wird, einen schönen Vorsprung. Sie
war näher daran den Vorsprung auszubauen als das Parmentier aufschliessen
könnte. Doch die Französin punktete in der Folge mit ihren Waffen Aufschlag und
Vorhand. Mit 31 Jahren hat Parmentier ihr Spiel von Top 100-Niveau auf Top
50-Niveau steigern können. So verlief die Partie im zweiten Durchgang bis zum
4:4 ausgeglichen, bevor Bencic den Sieg für die Schweiz besiegelte.
Halbfinalqualifikation
Sowohl für die Schweiz als auch für Frankreich waren die
Aussichten nach einem Sieg in der harten ersten Runde vielversprechend gewesen. Man hätte als
nächsten Gegner nach den Leistungen vom letzten Jahr eher die Niederlande
erwartet, doch diese verloren etwas überraschend in Weissrussland. Die Gastgeber
waren ohne Azarenka angetreten, die erst vor zwei Monaten einen Sohn zur Welt
gebracht hat. Die Schweiz wird im Halbfinal auswärts somit als Favorit antreten. Im
Schweizer Team haben in den vergangenen Partien sämtliche Spielerinnen Hochs und
Tiefs erlebt. Einmal haben sie das Team zum Sieg angeführt. Ein anderes Mal
konnten sie ihre Leistung nicht abrufen. Das schweisst zusammen, da sie alle von
der Mannschaft getragen werden. Das sind gute Voraussetzungen für künftige
Erfolge.
4:1
Martina Hingis/Timea
Bacsinszky
(WTA Doppel 18/206) -
Kristina
Mladenovic/Amandine
Hesse
(WTA Doppel 3/238)
6:4 6:4
Bacsinszky liess es sich nicht nehmen auch noch im
Doppel anzutreten. Sie scheint an Hingis einen ziemlichen Narren gefressen zu
haben seit der Silberwoche in Rio
de Janeiro. Gute Nachrichten für das Publikum, das trotz bereits
entschiedener Begegnung noch so einen Hochkaräter vorgesetzt bekam. Denn auch
Mladenovic verzichtete nicht auf ihr Steckenpferd. Der Auftritt im Doppel war
wohl auch ein Freundschaftdienst gegenüber der Fed Cup-Debütantin Hesse. So konnte die
24-jährige Hesse bei ihrem allerersten Einsatz für die Equipe von der 23-jährigen Roland Garros-Siegerin im Doppel
profitieren. Jedoch schien die Spannung bei Mladenovic etwas abgefallen zu sein.
Bacsinszky und Mladenovic hatten das Wochenende geprägt. Die Schweizerin schwang knapp oben auch
und das setzte sich auch im Doppel fort. Hesse besitzt für ihre Grösse von 164cm
einen überraschend starken Aufschlag. Sie war nervös in die Partie gestartet und
Mladenovic beging leichte Fehler. So waren MarTimi von Beginn weg am Drücker.
Nach dem ersten Satz trat ich die wenigen Minuten Fussmarsch zum Flughafen an.
Wenn ich gewusst hätte, dass die Maschine Verspätung haben wird, so hätte ich
die Partie wohl noch gerade so bis zum Ende mitverfolgen können. Das ist
letztendlich aber auch kein Beinbruch. Im Flughafen Zürich machte ich noch den
Fehler, dass ich das bezahlte Parkticket im Automaten vergass und dies erst zwei
Minuten später bemerkte. Zum Glück wurde mir am Schalter ein neues entwertetes
Ticket ausgestellt, da das Ticket über meine Autonummer zugeordnet war und die
Zahlung bereits im System registriert war. Da arbeitet der Nummernscanner bei der
Parkhauseinfahrt anscheinend sehr zuverlässig. Man wird beobachtet in
einem grossen Parkhaus beziehungsweise in der Umgebung des Flughafens. Ich habe
diesmal davon profitieren können. Big Brother is watching.