Fed Cup Europa/Afrika-Zone I 2008 |
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Vorschau |
Fed Cup, Europa/Afrika-Zone I vom 30. Januar - 2. Februar 2008 in Budapest (HUN)
Es heisst zwar Europa/Afrika-Zone, allerdings stammen die 15 Mannschaften ausschliesslich aus Europa. Von den 16 Teams in den Weltgruppen I und II sind übrigens deren 12 europäisch (inkl. Israel) neben den USA, China, Japan und Argentinien. In der Europa/Afrika-Zone II findet sich mit Südafrika dann die erste afrikanische Delegation.
Absagen von Srebotnik, Azarenka und Krajicek haben dem Niveau der gesamten Veranstaltung doch einen Dämpfer versetzt. Das Potential der im Einsatz stehenden Mannschaften lässt sich unabhängig von der Auslosung meiner Ansicht nach wie folgt gliedern:
Aufstiegskandidatinnen (2):
- Serbien (1): Erstmals treten Jankovic und Ivanovic
gemeinsam an. Einer der beiden Aufstiegsplätze gehört wohl ihnen.
- Schweiz (2): Mit Schnyder hat man nach den Serbinnen die beste
Einzelspielerin. Da Bacsinszky fehlt, hängt der Erfolg an Oldie Gagliardi
oder Newcomerin Vögele.
- Ungarn: Die Gastgeberinnen leben von der Euphorie um die aufstrebende
Szavay. Ein starkes Heimteam tut dem Turnier immer gut.
- Polen: Hinter Agniezska Radwanska spielt ihre
ebenfalls sehr talentierte jüngere
Schwester Urszula. Mit Domachowska wären die Chancen allerdings
grösser gewesen.
- Bulgarien: Mein Geheimtipp. Neben Teamleaderin Pironkova darf man
auf Karatantcheva gespannt sein, die Rückkehrerin nach zwei jähriger Dopingsperre.
- Weissrussland (3): Die Absage der Top 30-Spielerin Azarenka
bringt das Team mit zwei verbleibenden Top 100-Spielerinnen wohl um die
Aufstiegschancen.
- Rumänien: Dem ausgeglichenen, jungen Team fehlt die klare Nummer 1. Spiele
auf Sand wären ihnen lieber als der diesjährige Teppichbelag.
Abstiegskandidatinnen (2):
- Grossbritannien: Endlich wird nicht mehr auf Sand
gespielt und mittlerweile stehen zwei Spielerinnen unter den besten 150 der
Welt.
- Slowenien: Ohne Srebotnik verfügt das Team
lediglich über zwei Spielerinnen auf den Plätzen 100 bis 200.
- Schweden: Arvidsson hat sich wieder unter die Top 100 gekämpft. Die
nächste Spielerin ist erst um Rang 300 zu finden.
- Dänemark: Die Last liegt auf den Schultern der jungen Wozniacki, die
kaum Teamkolleginnen mit WTA-Ranking hat.
- Luxemburg: Wie Dänemark fehlt es auch dem kleinen
Luxemburg an der Spielerbreite. Mit Kremer haben sie eine routinierte Spielerin,
treten aber nur zu Dritt an.
- Niederlande (4): Ohne Teamleaderin Krajicek sind
die besten zwei Spielerinnen um Rang 300 klassiert. Als gesetztes Team darf man
aber auf eine gute Auslosung hoffen.
- Portugal: Ein schwaches Team und ein schneller
Belag sind wohl der K.O.-Schlag für die Aufsteigerinnen. Leider treten sie ohne
die 15-jährige Orange Bowl-Siegerin Larcher De Brito an, die ich gerne hätte
spielen sehen.
- Georgien: Für Aufsteiger Georgien wird der
Klassenerhalt ohne die bestklassierten 6 (!) Spielerinnen fast unmöglich. Niemand ist innerhalb der Top 600 der Welt
klassiert.
Die Gruppenauslosung:
Topf | Gruppe A | Gruppe B | Gruppe C | Gruppe D |
1 | Niederlande (4) | Schweiz (2) | Weissrussland (3) | Serbien (1) |
2 | Bulgarien | Grossbritannien | Schweden | Polen |
3 | Luxemburg | Dänemark | Slowenien | Rumänien |
4 | Portugal | Ungarn | Georgien | - |
Die Position, in welchen Topf von 1 bis 4 ein Team eingeteilt wurde, ist durch das Fed Cup Nationenranking bestimmt. Für die Schweiz sind alle Chancen intakt. Hoffentlich findet der Knaller gegen Gastgeber Ungarn am Freitag statt. Der Spielplan wird von Tag zu Tag bestimmt, so dass erst in den Begegnungen am Freitag die Gruppenentscheidungen fallen sollten. Die Hammergruppe ist die 3er-Gruppe D. Für meinen Geheimtipp Bulgarien ist der Gruppensieg dank guter Auslosung nah. Vermutlich setzen sich die Gruppensieger B und D auch in den Finalspielen durch. Im Gegenzug denke ich, dass die Gruppenletzten A und C auch das entscheidende Abstiegsspiel verlieren werden.
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alle Berichte aus der Rabble-Tennisdatenbank zu: Patty Schnyder, Emmanuelle Gagliardi, Sofia Arvidsson, Johanna Larsson, Jelena Jankovic, Ana Ivanovic, Arantxa Rus, Renee Reinhard, Sorana Cirstea, Monica Niculescu, Olga Govortsova, Ima Bohush, Anne Keothavong, Ana Caterina Nogueira, Agnieszka Radwanska, Urszula Radwanska, Klaudia Jans, Alicja Rosolska, Oksana Kalashnikova, Tatia Mikadze, Sofia Kvatsabaia, Ekaterine Gorgodze | |
Platzierungsspiele - Die Schweiz ist Turniersieger |
Platzierungsspiele | ||||
Pl. | Begegnungen | Einzel #2-Spielerinnen | Einzel #1-Spielerinnen | Doppel |
1 . |
Serbien (1)
- Niederlande (4) 2:0 |
Ivanovic
- Reinhard 6:2 3:6 6:3 |
Jankovic - Rus 6:4 7:6 |
not played |
1 . |
Schweiz
(2) - Schweden 2:1 |
Gagliardi - Larsson 6:4 5:7 6:4 |
Schnyder
- Arvidsson 2:6 6:3 3:6 |
Schnyder/Gagliardi
- Arvidsson/Larsson 2:6 6:3 7:6 |
5 . |
Weissrussland (3)
- Rumänien 0:2 |
Bohush
- Niculescu 0:6 3:6 |
Govortseva
- Cirstea 2:6 6:7 |
not played |
5 . |
Bulgarien - Ungarn 0:2 |
Kostova -
Arn 2:6 1:6 |
Evtimova - Szavay 0:6 0:6 |
not played |
9 | Luxemburg, Slowenien, Dänemark | keine Platzierungsspiele aufgrund ungerader Anzahl teilnehmender Mannschaften | ||
12 . |
Grossbritannien -
Portugal 2:0 |
Keothavong - Nogueira 6:1 7:6 |
O'Brien - De Lattre 6:4 6:2 |
not played |
12 . |
Polen - Georgien 3:0 |
U. Radwanska
- Mikadze 6:1 6:0 |
A. Radwanska - Kalashnikova 6:4 6:3 |
Jans/Rosolska
- Kvatsabaia/Gorgodze 6:1 6:1 |
Serbien und die Schweiz sind für die Aufstiegsspiele in die Weltgruppe II qualifiziert. Portugal und Georgien steigen in die Europa/Afrika-Zone II ab.
Emmanuelle Gagliardi - Johanna Larsson
(Bilder 1-4)
Die Schweizerinnen gingen als Favoritinnen in
die finale Partie gegen die Schwedinnen, deren beide Top-Spielerinnen in der
leichteren Vorrundengruppe noch keine Niederlage hatten einstecken müssen. Auf
Schweizer Seite vertraute man auf die routinierte Gagliardi. Das athletische
Spiel Larssons ist vergleichbar mit demjenigen Stefanie Vögeles, womit dieser
Vergleich allerdings nicht zu Stande kam. Natürlich wollte ich die Schweiz
siegen sehen, habe mir aber leise "Heja Jenny"-Rufe sowie ein lautstarkes "Fantastisk"
nach einem glücklich/gekonnten Volleystopp der 19-jährigen Schwedin nicht
verkniffen. Warum ich die Nummer 283 der Weltrangliste mag, dass könnt ihr
hier lesen.
Die 31-jährige Genferin hatte die Oberhand in der Partie, welche erst durch den
Verlust des zweiten Satzes auf der Kippe stand. In allen drei Sätzen hatte die
auf Position 126 klassierte Gagliardi bei 5:4 zum Satzgewinn servieren können,
was ihr zweimal gelang. Ihr Macke ist, dass sie das Spiel immer verzögert. Sie
kam zu spät zur Partie, stand beim Seitenwechsel immer erst einige Sekunden nach
dem "Time"-Ruf auf und legte zwischen den Punkten taktische Pausen ein. Bei
Larsson fiel vor allem der hohe Ballwurf weit in Richtung Rücken (Bild 3) à la
Edberg auf.
Am Erfolgreichsten agierten beide Spielerinnen, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt
zum Schlag gegen die Laufrichtung ansetzten. Für Larsson endeten solche Aktionen
Gagliardis dreimal bäuchlings auf dem Boden liegend. Wir hatten jedesmal Angst,
das Bein oder der getapte Fuss sei entzwei. Doch nach einigen Sekunden stand sie
wieder. Sozusagen Jelena Jankovic für Hartgesottene. ;-) Bei der Serbin weiss
man ja zum Vornherein, dass alles nur Show ist.
Sofia Arvidsson - Patty Schnyder (Bilder
5-10)
2002 in Malmö war es, als Teamleaderin Schnyder im
Fed Cup gegen die damals unbekannte Nummer 225 Arvidsson verlor. An der Seite
von Myriam Casanova ging das Doppel im Entscheidungssatz mit 5:7 verloren und
das Aufeinandertreffen mit 2:3. Die Schweiz fand sich erstmals seit 1996 in der
Kontinentalzone wieder und Schnyder verzichtete nachträglich auf ihre Gage.
Diese Scharte galt es nun endgültig auszumerzen.
Doch schon zu Beginn zeigte sich, warum Schnyder damals gegen Arvidsson hatte
verlieren können. Schnyder spielt zwar mit viel Spin, während Arvidsson
flache Schläge hat. Ansonsten gleichen sich die Spielzüge aber sehr. Beides sind
Meisterinnen der Winkel- und Stoppbälle. Der starken Vorhand der schweizerischen
Linkshänderin hielt Rechtshänderin Arvidsson mit ihrer starken Seite, der
Rückhand, entgegen. Und weil sie flacher spielt, kann die Weltranglisten-69.
bei idealem Verlauf mehr Druck erzeugen. Schnyder wusste von Beginn weg nie, mit welchen Mitteln sie
die formstarke Schwedin hätte knacken können. Die Ernüchterung bei der Schweizer
Delegation unmittelbar nach dem Matchball zeigt sich auf Bild 10. Denn Schnyder
hatte gegen Ende der Partie nochmals zu einer Aufholjagd ansetzen können. An der
Einstellung der Schweizerin hatte es nicht gefehlt.
Patty Schnyder/Emmanuelle Gagliardi - Sofia
Arvidsson/Johanna Larsson
Im Doppel sind die routinierten Spielerinnen
grundsätzlich im Vorteil. Diesbezüglich haben die 29-jährige Schnyder und die
31-jährige Gagliardi von allen 15 Teams die Nase weit vorne. Schnyder spielte in
ihrer 13-jährigen Karriere 9 Jahre Fed Cup. Gagliardi bringt es auf ähnliche
Werte. In jungen Jahren immer dabei, bei fortgeschrittener Karriere jeweils nur
noch im Hinblick auf die Olympischen Spielen. Das zeigt sich nicht nur bei den
Schweizerinnen. Mit einem Karrierehöchstand von Platz 15 (Schnyder) und 22
(Gagliardi) im Doppelranking sind die Schweizerinnen der Bestmarke von 147 von Schwedens Arvidsson ebenfalls weit überlegen.
Nach Beginn des Matches musste ich dann aber sofort auch nach Gründen suchen, die für die
Schwedinnen sprechen. Grundsätzlich sind Nordländer gute Doppelspieler, da sie
aufgrund des Klimas viel in der Halle und somit auf schnellen Belägen spielen.
Dadurch ist ihr Volleyspiel ausgeprägter. Ein Mal hatte ich Johanna Larsson
bisher spielen sehen. Das war in einem
Doppel als schwächstklassierte Spielerin. Ihre Leistung fiel nicht ab und
das Doppel war ein Hochstehendes. So war es auch heute.
Das Momentum lag nach dem Sieg im Einzel auf Seiten der Skandinavierinnen. Es
wurde auf beiden Seiten von hinten cross gespielt mit jeweils einer Spielerin am
Netz. Da kamen wieder die Winkelbälle von Arvidsson zum Zug, die schon im Einzel
der Schlüssel zum Erfolg gewesen waren. Und es waren die Schwedinnen, die vorne
am Netz reingingen und die Grundlinienduelle sauber abvollierten und beendeten.
Zusätzlich schlichen sich Fehler in den Grundlinienschlägen der Schweizerinnen
ein. Vom 2:2 marschierten Arvidsson/Larsson zum 6:2 2:0 durch.
Gagliardi war auch im Finale die Führungsspielerin des Schweizerischen Doppels.
Nur mit Mühe konnte sie bei eigenem Service zum 1:2 im zweiten Satz verkürzen.
Das war die letzte Chance für die Schweizerinnen gewesen. Nun stiegen auch
Peter, Petra und ich (Bild 8) endgültig und vollends ein. Ich war der einzige
Fan aus der Schweiz, die Beiden waren aus der Slowakei angereist. Dann war am
Samstag noch eine in Budapest lebende Schweizer Familie (mit schwedischer
Mutter...) im Stadion. Das war's dann aber auch. Peter und ich haben geschrieen
wie wir konnten. Ein sensationelles Erlebnis.
Sensationell war nun auch das Schweizer Spiel. Die Grundlinienschläge sassen
jetzt und am Netz vorne waren sie es, die explosiv und erfolgreich in die
Volleys gingen. Wie aus heiterem Himmel holten sich Schnyder/Gagliardi nach 6
verlorenen Games nun 5 in Folge zum 5:2 im zweiten Satz. Das zog sich weiter in
den dritten Satz, den die Schweizerinnen mit 3:1 und mit Break 4:3 anführten.
Was nun folgte war der reinste Krimi: 4:5, Service Gagliardi, zwei Matchbälle
abgewehrt. 5:6 Aufschlag Schnyder, 0:40, drei Matchbälle in Folge abgewehrt.
Tie-Break: 0:1. Der nächste schwedische Passierball war hauchdünn zu lang,
Diskussionen mit dem Schiedsrichter. Ich rief so ziemlich das einzige ungarische Wort
herunter, dass ich kannte: "Egy-Egy". Und der Schiri sagte: "Egy-Egy, One all".
Die Schweizerinnen mit dem nächsten Punkt. Ich rief "Two-Egy". Wiederum ein
Lacher beim Publikum. Der Running Gag ging weiter: Die Schweizerinnen schafften
das "Three-Egy" und das "Four-Egy". Worauf Peter dann mit dem "Egy forever!"
entgegnete. Sensationell. Es blieb nicht bei Egy für die Schwedinnen, sondern
der Tie-Break endete mit 7:3.
Ein Sieg in letzter Sekunde für die Schweizerinnen, den die Schwedinnen
mindestens genau so verdient gehabt hätten. In allen anderen Begegnungen wäre
ich auf der Seite Sverige's gestanden. Nicht aber gegen die Schweiz. Das beste
Match, das ich je erlebt habe. Und ich habe schon viel
erlebt!? Johanna Jenny Larsson
verliess unter Tränen enttäuscht den Platz. Ich werde mich bei nächster
Gelegenheit und für den Rest meiner Tennisfankarriere bei den Schwedinnen
revanchieren.
Ana Ivanovic - Renee Reinhard (Bilder 1-4)
Der Warnschuss vom Vortag hatte etwas gewirkt, legte
Ivanovic doch gleich mit einem 4:0 los. Dabei profitierte die
Weltranglistenzweite auch von den harmlosen Aufschlägen der Niederländerin. Doch
schon das Halblangarmshirt Ivanovics erinnerte etwas an einen Trainingsmatch.
Und dem entsprach auch ihre Körpersprache. Nach einer zu einfachen Anfangsphase
für die Favoritin gelang der Nummer 554 der Welt tatsächlich der Satzausgleich.
Eindrücklich bei Reinhard ist vor allem, wo sie die Returns spielt. Sie steht
bis zu zwei Meter vor der Grundlinie. Reinste Doppelspielerqualitäten legt sie da an den
Tag.
Jelena Jankovic - Arantxa Rus (Bilder 5-10)
Für Rus hat es trotz bärtiger Oranje-Unterstützung
(Bild 6) und dem "Love it"-Mitbringsel (Bild 7) von ihrem Australian Open-Sieg
bei den Juniorinnen vor Wochenfrist nicht zum Satzgewinn gereicht. Allerdings
war sie nahe dran, hat sie den Tie-Break im zweiten Satz doch nur mit 7:9
verloren.
Den Serbinnen hat eine minimale Leistung bei maximaler Einsatzzeit zum geplanten
Turniersieg gereicht. Im Play Off-Spiel im April gegen Kroatien sollte diesmal
Nichts mehr schiefgehen, nachdem man im letzten Jahr noch an der Slowakei
gescheitert war.
Monica Niculescu - Ima Bohush (Bilder 1-2)
Auch in den Platzierungsspielen trat Rumänien
mit der Bestbesetzung Cirstea/Niculescu an. Niculescu bekundete keine Mühe mit
Weissrusslands 17-jähriger Ersatzspielerin.
Sorana Cirstea - Olga Govortsova (Bilder
3-4)
Mit Siegen über Radwanska (WTA 21), Jankovic
(WTA 4) und Govortsova (WTA 47) setzte Cirstea (WTA 112) in ihren drei
Einzelpartien einige Ausrufezeichen.
Anne Keothavong - Ana Catarina Nogueira
(Bild 5)
Grossbritannien schickte die Aufsteigerinnen
aus Portugal auf direktem Weg wieder zurück in die Weltgruppe II. Gleiches
Schicksal ereilte auch Georgien gegen Polen.
Urszula Radwanska - Tatia Mikadze (Bilder
1-2)
Gegen die jüngere der Radwanska-Schwestern
blieb die unklassierte Mikadze chancenlos. Angefangen bei starken Aufschlägen
war die 17-jährige Polin komplett überlegen.
Agnieszka Radwanska - Oksana Kalashnikova
(Bilder 3-4)
Bei Kalashnikova gab es aus georgischer Sicht
etwas mehr zu beklatschen als im ersten Match. Ekaterine Gorgodze blickte von
der Bank sofort wieder nach oben, als da jemand für ihr Team klatschte und lachte
zu mir hoch. Ja da wird man als Fan noch richtig begrüsst. ;-) Gegen die
Weltranglisten-21. war aber realistisch gesehen nicht viel auszurichten.
Radwanska überzeugte mit guten Stoppbällen, haderte aber etwas mit der
Schiedsrichterin. Nach einem Aus gegebenen Aufschlag fragte sie die
Schiedsrichterin: "Maybe it's too fast for you?". Und sie hatte Recht
damit.
Klaudia Jans/Alicja Rosolska - Sofia
Kvatsabaia/Ekaterine Gorgodze (Bild 5-7)
Gegen das eingespielte polnische Doppelteam
standen die bereits abgestiegenen Georgierinnen erneut auf verlorenem Posten.
Nett war aber, dass sie richtiggehend auf mich gewartet hatten. 0:4 stand es
bereits, als ich wieder vorbeischaute. Beide blickten immer wieder nach oben zu
mir. Mussten sie ja auch, wenn ihre eigene Bank sie nicht anfeuert...
Beide Georgierinnen standen beim Aufschlag konsequent aussen auf Höhe der
Seitenauslinie (Bild 6). Beim Return warteten sie jeweils 1-2 Meter hinter der
Grundlinie, was ihnen leider die nötigen Winkel etwas verbaute. Von einer
Doppeltaktik war bei Kvatsabaia/Gorgodze nicht viel zu sehen. Volleys spielen
kann Gorgodze auch keine. Ausserdem hatte sie nach den Dreisatzmatches der
vergangenen beiden Tagen körperliche Probleme. Aber Team Captain Zerekidze hat
wie an den Vortagen das Rotationsprinzip walten lassen und im Doppel diejenigen
Spielerinnen eingesetzt, die im Einzel nicht zum Zug gekommen waren. Da müsste man
vielleicht auch ein bisschen mehr in die eigene Mannschaft hineinhorchen...
Jedenfalls warfen sich die Georgierinnen nochmals richtig ins Zeug für mich und
schafften immerhin ein Game pro Satz. Mehr lag dann aber auch wirklich nicht
drin. Doswidanja Weltgruppe I (Bild 7).
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Vorrunde Gruppe A - Überraschende Juniorinnen |
Vorrunde Gruppe A | |||
Begegnungen | Einzel #2-Spielerinnen | Einzel #1-Spielerinnen | Doppel |
Niederlande (4)
- Luxemburg 2:1 |
Reinhard - Schaul 6:1 6:3 |
Thyssen - Kremer 2:6 4:6 |
Thyssen/Wong
- Kremer/Minella 7:6 6:2 |
Bulgarien -
Portugal 3:0 |
Evtimova - Nogueira 6:2 7:5 |
Pironkova - Silva 6:1 6:0 |
Evtimova/Pironkova -
Koehler/De Lattre 6:1 6:2 |
Niederlande (4)
- Portugal 3:0 |
Reinhard - Nogueira 6:0 6:3 |
Rus - Silva 7:5 6:4 |
Thyssen/Wong
- Koehler/De Lattre 6:2 6:4 |
Bulgarien - Luxemburg 2:1 |
Evtimova - Minella 3:6 7:6 3:6 |
Pironkova - Kremer 4:6 6:1 6:3 |
Evtimova/Pironkova -
Schaul/Minella 6:4 6:3 |
Niederlande (4)
- Bulgarien 2:0 |
Reinhard - Evtimova 6:0 6:3 |
Rus - Pironkova 6:4 6:4 |
not played |
Luxemburg - Portugal 2:0 |
Schaul
- Nogueira 1:6 6:1 6:2 |
Kremer
- De Lattre 6:2 6:1 |
not played |
Tabelle: 1. Niederlande 3/3, 2. Bulgarien 2/3, 3. Luxemburg 1/3, 4. Portugal 0/3.
Den Namen Arantxa Rus kannte ich seit ihrem Sieg in der Juniorenkonkurrenz der Australian Open vor Wochenfrist. Denjenigen von Renee Reinhard hatte ich noch nie zuvor gehört. Aber in den Gruppenspielen haben die beiden 17-jährigen - in der zugegebenermassen leichtesten Gruppe - alle höher klassierten Spielerinnen geschlagen. Da stehen den Holländern rosige Zeiten bevor, wenn sie nicht mehr nur alleine auf Michaella Krajicek angewiesen sein werden. Bilder von den Niederländerinnen gibt von ihrem Finalspiel gegen Serbien zu sehen.
Das Fed Cup-Wochenende in Budapest kam mir sowieso etwas wie ein Juniorenveranstaltung vor. Deshalb habe ich mir die Mühe gemacht und das Durchschnittsalter pro Team nach den jeweils eingesetzten Spielerinnen ausgerechnet:
Die Niederländerinnen liegen mit 18 Jahren und 11 Monaten ganz weit vorne. Jünger waren nur noch die Absteigerinnen aus Georgien mit 18 Jahren und 1 Monat. Auch die Rumäninnen lagen mit 19 Jahren und 2 Monaten noch im Teenagerbereich.
Weiter ging es dann mit Polen, Weissrussland, Slowenien, Serbien und Schweden. Sie alle waren zwischen 20 Jahren 9 Monate und 21 Jahre 6 Monate alt.
Von 23 Jahren und 4 Monaten bis 24 Jahre und 5 Monate waren die Spielerinnen aus Grossbritannien, Portugal, Ungarn und Dänemark.
Die absoluten Oldies waren die Schweizerinnen mit 28 Jahren und 8 Monaten vor Luxemburg mit 26 Jahren und 12 Monaten.
Mein Geheimtipp Bulgarien hat mich enttäuscht. Tsvetana Pironkova kassierte die Niederlage gegen Rus, während Sesil
Karatantcheva gar nicht erst zum Team gestossen war. Die nach ihrer zweijährigen
Dopingsperre seit Anfang Jahr wieder im Einsatz stehende Bulgarin hat nach dem
Sieg beim 25'000$-ITF-Turnier in Surprise (Arizona) nun während der Fed
Cup-Woche mit dem Titelgewinn beim 25'000$-ITF-Turnier in La Quinta
(Kalifornien) nachgedoppelt. Mehr als dies zwei Turniere hat sie seit ihrer
Rückkehr noch nicht bestritten.
Unwürdig war Bulgariens Auftritt vor allem im Spiel um Platz 5, als sie ohne
Teamleaderin Pironkova auf dem Center Court gegen die Gastgeberinnen antraten.
Agnes Szavay für Ungarn putzte dabei Dia Evtimova gleich mit der Höchststrafe
von 6:0 6:0 vom Platz.
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alle Berichte aus der Rabble-Tennisdatenbank zu: Patty Schnyder, Stefanie Vögele, Emmanuelle Gagliardi, Agnes Szavay, Greta Arn, Caroline Wozniacki, Katie O'Brien | |
Vorrunde Gruppe B - Gruppensieg gegen die Gastgeberinnen |
Vorrunde Gruppe B | |||
Begegnungen | Einzel #2-Spielerinnen | Einzel #1-Spielerinnen | Doppel |
Schweiz (2)
- Grossbritannien 2:1 |
Gagliardi - Keothavong 1:6 4:6 |
Schnyder - O'Brien 7:6 7:5 |
Schnyder/Gagliardi
- South/Baltacha 6:3 6:3 |
Dänemark - Ungarn 0:3 |
Dyrberg - Arn 3:6 3:6 |
Jacobsgaard - Szavay 0:6 3:6 |
Jacobsgaard/Dyrberg -
Szavay/Arn 2:6 2:6 |
Schweiz (2)
- Dänemark 3:0 |
Gagliardi - Jensen 7:5 6:2 |
Schnyder - Wozniacki 6:1 7:6 |
Schnyder/Vögele
- Jacobsgaard/Dyrberg 6:1 1:6 6:4 |
Grossbritannien - Ungarn 1:2 |
Keothavong - Arn 7:6 7:5 |
O'Brien - Szavay 1:6 2:6 |
South/Baltacha
- Szavay/Arn 2:6 2:6 |
Schweiz (2)
- Ungarn 2:1 |
Vögele - Arn 5:7 5:7 |
Schnyder - Szavay 6:4 3:6 6:1 |
Schnyder/Gagliardi
- Szavay/Arn 6:3 1:6 6:3 |
Grossbritannien -
Dänemark 1:2 |
Keothavong -
Jensen 4:6 6:4 6:2 |
O'Brien - Wozniacki 2:6 6:1 2:6 |
Keothavong/Baltacha
- Wozniacki/Dyrberg 3:6 2:6 |
Tabelle: 1. Schweiz 3/3, 2. Ungarn 2/3, 3. Dänemark 1/3, 4. Grossbritannien 0/3.
Greta Arn - Stefanie Vögele
(Bilder 1-2)
In der Partie gegen Ungarn wurde Vögele in dieser
Woche erstmals im Einzel eingesetzt. Die 17-jährige Aargauerin hat im letzten
Jahr einen Leistungssprung vollzogen und sich von Weltranglistenposition 920 auf
193 verbessert. Da war ich nur kurz weg, schon führte Vögele mit 4:1 gegen die
Nummer 122 der Welt. Bis im letzten Jahr war die 28-jährige Arn noch für Deutschland
gestartet, allerdings nie im Fed Cup angetreten. Als Nummer 2 des ungarischen
Teams wurde sie zusammen mit Szavay im ganzen Heimturnier ausnahmslos
eingesetzt.
Vögele übte zwar viel Druck aus, konnte aber keine direkten Gewinnschläge
erzielen. Arn spielte nach den anfänglichen Schwierigkeiten sehr gut. Da fegte
sie überraschende Gewinnschläge ins Eck oder gegen die Laufrichtung. Vor allem
bei Schlägen ganz tief unten auf ihrer Rückhand war sie stark. Das Spiel lief
in dieser Phase an Vögele vorbei, blieb ihr Spiel doch wirkungslos. Von der Bank
her gab es trotz Punktverlust jedesmal übertriebenes kollektives Klatschen. Das
lernt man wohl in Motivationskursen, ist meiner Meinung nach aber völlig
übertrieben. Da prasseln zu viel Druck und Ratschläge auf die junge Spielerin
ein. Ihr wird in diesem wichtigen Match im fremden Stadion keine Möglichkeit für
eine Verschnaufpause gegeben, in der sie sich neu hätte sammeln und
konzentrieren können.
Der umkämpfte Aufschlagsgewinn im zweiten Satz zum 1:2 brachte dann wieder Stabilität
in Vögeles Spiel. Von da weg ging es ohne Break durch den Satz. Es hatte sich
abgezeichnet, dass der Schweizerin das fehlende Break noch gelingen könnte. Als
Arn zum Matchgewinn servierte, war es dann so weit. Vögele eindeutig im Aufwind
sass nach einem engen Game mit der vermeintlichen 6:5-Führung bereits auf der
Spielerbank. Sie hatte aber den leisen und unsicheren Out-Ruf (von denen es in
Budapest viele gab...) eines Linienrichters nicht gehört. Es ging für sie zurück
zur Aufschlagslinie und zurück zum 5:5 und Einstand. Sie hielt zwar ihr Niveau,
doch das Momentum wanderte zur zuvor stark unter Druck gestandenen Arn, für die
diese Szene wie eine Befreiung wirkte. Arn konnte den Sack mit 7:5 zumachen.
Patty Schnyder - Agnes Szavay (Bilder
3-4)
Zwischenzeitlich war in dieser Begegnung
jeder Schlag ein Gewinnschlag. Vor allem in der entscheidenden Phase im zweiten
Satz, als Szavay das einzige Break gelang. Im Startsatz hatte Schnyder ein Break
zum Gewinn gereicht. Ihr half ihre Erfahrung, während der 19-jährigen Szavay
trotz Heimvorteil keine Flügel wuchsen. Im einzigen Spiel zweier Top
20-Spielerinnen traf die Vorhand der Linkshänderin Schnyder auf die Rückhand der
Rechtshänderin Szavay. Aufschlag und Rückhand sind die Paradeschläge der
Ungarin. Da konnte sie in den Grundlinienduellen kontern, wo andere
Spielerinnen die Bälle nicht oder nur mehr schwach zurückbringen.
Für mich als Linkshänder war es immerhin beruhigend zu sehen, dass auch Schnyder
bei eigenen Breakmöglichkeiten auf der Vorteilseite nur wenig punktete. Da sehe
ich bei mir im Moment nämlich eine Schwäche. Vor allem gegen Gegner, die stark
servieren. Und dieses Problem hatte auch die Baslerin, wehrte Szavay die
Breakchancen doch meistens mit einem starken Service durch die Mitte hindurch
auf die Rückhand ab.
Im Entscheidungssatz nahm das Spiel einen überraschenden Verlauf, brach das
Spiel der Einheimischen doch völlig ein. Schnyder liess Nichts mehr anbrennen
und glich für die Schweiz zum 1:1 aus.
Patty Schnyder/Emmanuelle Gagliardi - Agnes
Szavay/Greta Arn (Bilder
5-8)
Es lief bei den Schweizerinnen von Beginn weg
gut und die Stimmung im Team war positiv. Gagliardi zeigte ein starkes Match
angefangen beim druckvollen Aufschlag. Das Auswerten der Breakchancen auf der
Vorteilseite (Schnyders Seite) war allerdings erneut ungenügend. Im zweiten Satz
dann fiel die Leistung von Teamleaderin Schnyder stark ab. Ausgangspunkt dafür
waren ihre schwachen Volleystopps, die im Doppel nun einmal einfach kein gutes
Mittel darstellen.
Die Ungarinnen um die starke Doppelspielerin Szavay liessen sich bei eigenem
Aufschlag einige Varianten einfallen. Da wechselte die Spielerin vorne am Netz
schon mal durch oder blieb dann eben auch wieder auf ihrer Seite stehen.
Allerdings wartete die aufschlagende Spielerin zumeist hinten. Es war mehr ein
Verwirrspiel der Ungarinnen am Netz. Denn sie bewegten sich vorne zwar, gingen
aber nie konsequent in die Bälle hinein. Manchmal wich die Netzspielerin dem
Ball sogar fast schon eher aus, als ihn zu spielen. Etwas sonderbar. Die
Schweizerinnen setzten sich verdient durch.
Caroline Wozniacki - Katie O'Brien
Da es bereits halb elf Uhr gewesen war,
schaute ich mir diese Partie nicht zu Ende an. Es war abzusehen, dass Wozniacki
für Dänemark zum 1:1 würde ausgleichen können. Erst im Anschluss würde dann das
entscheidende Doppel gestartet.
Dänemark hat mit dem Problem zu kämpfen, dass sie nur eine kompetitive Spielerin
in ihren Reihen haben. Getreu dem Motto "Lieber Eine als Keine" reicht dies aber
zum Klassenerhalt aus. In diesem Fall konnte die 17-jährige Nummer 45 der
Weltrangliste ihr Einzel sowie das anschliessende Doppel gewinnen.
Die Britinnen hingegen haben enttäuscht. Im Team von Captain Nigel Sears sorgte
einzig Anne Keothavong für den jeweils einzigen Punkt pro Partie in der schweren
Vorrundengruppe B.
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alle Berichte aus der Rabble-Tennisdatenbank zu: Sofia Arvidsson, Johanna Larsson, Nadja Roma, Michaela Johansson, Olga Govortsova, Tatiana Poutchek, Ima Bohush, Andreja Klepac, Polona Hercog, Oksana Kalashnikova, Ekaterine Gorgodze | |
Vorrunde Gruppe C - Johanna Larsson von meinen Fab Four |
Vorrunde Gruppe C | |||
Begegnungen | Einzel #2-Spielerinnen | Einzel #1-Spielerinnen | Doppel |
Weissrussland (3)
- Georgien 3:0 |
Kustova - Kvatsabaia 7:5 6:2 |
Govortseva -
Kalashnikova 6:2 3:6 6:3 |
Kustova/Bohush
- Gorgodze/Mikadze 6:0 6:0 |
Schweden -
Slowenien 3:0 |
Larsson - Zec Peskiric 6:3 6:3 |
Arvidsson - Klepac 6:2 6:1 |
Arvidsson/Larsson -
Klepac/Zec Peskiric 6:4 7:6 |
Weissrussland (3)
- Slowenien 3:0 |
Kustova - Zec Peskiric 6:3 6:3 |
Govortseva -
Klepac 2:6 6:1 6:3 |
Poutchek/Bohush
- Hercog/Zec Peskiric 6:1 6:3 |
Schweden
- Georgien 3:0 |
Larsson - Gorgodze 4:6 6:1 6:1 |
Arvidsson - Kalashnikova 6:4 7:5 |
Arvidsson/Larsson -
Kvatsabaia/Mikadze 6:0 6:4 |
Weissrussland (3)
- Schweden 1:2 |
Kustova - Larsson 3:6 1:6 |
Govortseva -
Arvidsson 2:6 2:6 |
Poutchek/Bohush
- Roma/Johansson 6:4 6:2 |
Slowenien
- Georgien 2:0 |
Hercog -
Gorgodze 6:7 7:6 7:5 |
Klepac -
Kalashnikova 6:1 5:7 6:3 |
not played |
Tabelle: 1. Schweden 3/3, 2. Weissrussland 2/3, 3. Slowenien 1/3, 4. Georgien 0/3.
Johanna Larsson - Darya Kustova
(Bilder 1-3)
Früh am Freitagmorgen mein Flug nach Budapest. Dort
angekommen holte ich meine Tickets in der Stadt ab. Weiter zum Stadion und ab
auf Court 3 zu Larsson-Kustova. Denkste! - Es wurde nur Einlass zum Center Court
gewährt, wo Serbien gegen Rumänien spielte. Da gab es kein Durchkommen ganz nach
hinten zu Platz
3 (Bild 1). Nach erneutem Suchen fand ich dann einen Weg via
Zwischengang der Toilette am Kontrolleur vorbei hoch in die zweite Kategorie
(ich hatte die erste Kategorie, durfte also eigentlich nicht in die Zweite...),
wo man dann via menschenleerem Flur bis ganz nach hinten kam.
Endlich dort angekommen, wo ich auch hin wollte, bekam ich nur noch die
Glückwünsche für die Schwedin mit (Bild 2). In der Zeit, in der bei Ivanovic und
Niculescu auf dem Center Court die Entscheidung im ersten Satz gefallen war,
hatte Larsson die weissrussische Nummer 188 der Weltrangliste bereits vom Platz
gefegt. Das ist doch eine Erwähnung wert, als dass sich die 19-jährige Schwedin
selbst nur auf Position 283 wiederfindet, ihrer bisherigen Bestmarke. Und der
schnelle Bodenbelag kommt ihrem Spielstil eigentlich auch nicht entgegen.
Ihr Grundlinienspiel ist mit viel Top Spin versehen, ganz im Gegensatz zum
dominierenden Bolletieri'schen und osteuropäischen Powertennis. Auch im Doppel
konnte sie gute Resultate feiern, hat sie neben 4 ITF-Titel im Einzel schon
deren 6 im Doppel gewonnen. Zu ihrem athletischen Spiel passt auch das gewisse
Etwas an Coolness und Abgeklärtheit, dass sie auf und neben dem Platz ausstrahlt. Da wird zum Beispiel nicht abgeklatscht, sondern "abgefaustet"
(Bild 3). Ja die Johanna hat Style.
Doch gute Leistungen auf der ITF-Tour sind noch lange kein Garant für den
Durchbruch auf der Profitour. Das Junioren-Doppel in Roland Garros 2006, als
Wickmayer/Larsson auf
Dentoni/Cornet trafen, das hatte mich begeistert.
Seither verfolge ich ihre Resultate im Speziellen. Alle vier machen stetige
Schritte vorwärts. Darum rufe ich jetzt meine "Fab Four" ins Leben. Neben
Johanna Jenny Larsson sind dies die 18-jährigen:
Yanina Wickmayer (BEL, WTA 163): Sie hat am Fed Cup-Wochenende in der Weltgruppe II im Einzel kurzerhand beide Bondarenko-Schwestern in zwei Sätzen besiegt. Trotzdem verloren die Belgierinnen ohne Henin in der Ukraine mit 2:3. Ihre ITF-Titel belaufen sich auf 7 im Einzel und 6 im Doppel.
Corinna Dentoni (ITA, WTA 203): Wie Larsson hat auch die Italienerin 4 Turniersiege auf der ITF-Tour im Palmares. Allerdings keinen im Doppel.
Alize Cornet (FRA, WTA 58): Dank dem starken französischen Verband im Rücken hat sie im Einzel bereits an 8 Grand Slam-Turnieren teilgenommen und den Sprung auf die WTA-Tour geschafft. Sie ist bislang klar am Weitesten, wobei sie in meinen Augen einfach ein klein wenig verrückt ist. ;-)
Sofia Arvidsson - Olga Govortsova (Bilder
4-6)
Das war eine starke Vorstellung der 23-jährigen aus
Halmstadt, deren Formkurve steil nach oben zeigt. Nach ihrem Höchststand von
Rang 29 im Mai 2006 war Arvidsson im letzten September bis auf Platz 149
abgestürzt. Dann kamen die guten Resultate zurück und die Rückkehr auf die
aktuelle Position 69. Anfangs des Jahres hatte sie mit Dementieva in Sydney und
Bartoli an den Australian Open und Nummern 10 und 11 der Weltrangliste besiegt.
Anders sieht es bei der 19-jährigen aus Minsk aus. Govortsova steht auf einem
Allzeithoch von Rang 47. Dies bei nur 4 Siegen über Top 80-Spielerinnen und
deren 9 Niederlagen gegen Spielerinnen ausserhalb der Top 100 innert
Jahresfrist. Da lief punktemässig und weltranglistentechnisch alles zusammen. In
diesem Jahr müssen aber die guten Resultate her, sonst geht es im Ranking Stufe um
Stufe abwärts.
Die unmittelbare Startphase gehörte der Weissrussin. Sie ging kompromisslos hart
auf jeden Ball. Arvidsson blieb nur noch die Defensive. Doch nach zwei
verlorenen Startgames konnte die Schwedin immer besser mitgehen und beging je
länger die Partie dauerte nahezu keine Fehler mehr. Das hiess für Govortsova,
dass kaum mehr ein Spielgewinn für sie übrig blieb. Selbst die Vorhand
Arvidssons anzuvisieren, deren schwächere Seite, brachte keinen Erfolg.
Arvidsson hingegen überzeugte mit einem starken Aufschlag.
Tatiana Poutchek/Ima Bohush - Nadja Roma/Michaela
Johansson (Bild 7)
Im unbedeutenden Doppel wurden die
"Ersatzspielerinnen" eingesetzt. Erwähnenswert ist hier, dass Tatiana Poutchek
als 106. der Weltrangliste und somit nominelle Teamnummer 2 für keine
Einzelpartie in den insgesamt vier Begegnungen aufgestellt wurde. Von ihrem
Potential halte ich persönlich nicht viel. Das sieht Team Captain Dmitri Tatur
wohl ähnlich. Er bevorzugte in den Gruppenspielen die 72 Ränge schwächer
klassierte Landsfrau Kustova und gab in den abschliessenden Platzierungsspielen
sogar der jungen Bohush eine Einsatzmöglichkeit.
Maria Strandlund-Tomsvik vertraute (zurecht) komplett auf Arvidsson und Larsson.
Nur diese eine Partie durften die Reservistinnen bestreiten. Und wenn wir schon
bei den vollen Namen sind. Es handelt sich bei ihnen um Nadja Carita Roma und
Michaela Eva Sofia Johansson.
Polona Hercog - Ekaterine Gorgodze
(Bilder 1-4)
Hinter dem Trennnetz (das übrigens zu
grosse Löcher aufwies, so dass die Tennisbälle glatt hindurchflogen...) wurde auf dem
Nebenplatz während und nach den Ballwechseln wie verrückt gestöhnt und
geschrieen. Das ging ich mir doch mal anschauen. ;-) Dafür war also die
16-jährige Georgierin Gorgodze verantwortlich. Trotz ihrer Statur stand sie weit
hinter der Grundlinie und nahm weite Wege in Kauf. Die Linkshänderin spielte mit
viel Top Spin, streute sogar hohe Bälle ein.
Gegen die Nummer 804 hätte die auf Rang 390 klassierte Hercog auf dem schnellen
Untergrund gerne klassische Spielzüge ausgeführt. 1, 2 und dann den Punkt am
Netz abschliessen. Doch das gelang der ebenfalls 16-jährigen Nummer 21 des
Juniorenrankings äusserst selten. Bei umkämpften Partien werden solche
Spielpläne in der Hitze des Gefechts sowieso je länger desto mehr über den
Haufen geworfen. Da ist es vor allem bei Juniorinnen hilfreich, sitzt der Team
Captain beim Seitenwechsel bereit, um Hinweise zu geben.
Es ging um den zweitletzten Gruppenrang und die Chance, sich bereits vor dem
entscheidenden Abstiegspiel zu retten. Gorgodze führte im Entscheidungssatz mit
5:4 und war nahe am ersten Sieg für die Aussenseiterinnen. Doch dann hatte
Hercog das bessere Ende für sich. Beinahe wäre es zum dritten Mal in dieser
Partie in einen Tie-Break gegangen. Doch die Slowenin beendete das Match mit
7:5.
Andreja Klepac - Oksana Kalashnikova (Bilder
5-8)
Natürlich sind die Klassierungen der
Georgierinnen auch deshalb noch nicht höher, weil sie oft bei Juniorenturnieren
teilnehmen anstatt Punkte auf der WTA-Tour zu sammeln. Die 17-jährige
Kalashnikova ist zum Beispiel die Nummer 13 bei den Juniorinnen, allerdings nur
643. der Weltrangliste. Zu Beginn spielte sie hart, aber unplatziert. Da
bedankte sich die 22-jährige Klepac natürlich und versenkte die Bälle in den
freien Raum.
Ich glaubte an Kalashnikovas Chancen. Da war ich aber wohl der Einzige. Denn auf
der georgischen Bank hatte man den Klassenerhalt wohl schon abgeschrieben (Bild 7). Gorgodze
war nach ihrer Niederlage enttäuscht, Sofia Kvatsabaia sass am Notebook und Team
Captain Lali Zerekidze ist gelinde gesagt auch nicht gerade eine
Motivationskünstlerin. Und da bei dieser Partie nun wirklich keine Zuschauer
anwesend waren, klatschte ich also alleine für Georgien. Das brachte mir sogar
die Blicke der georgischen Bank ein, die gegen Ende des zweiten Satzes endlich
auch etwas mitmachten. Den zweiten Satz konnte Kalashnikova gewinnen und ich zog
weiter auf den Center Court. Als ich am nächsten Tag wieder
aufkreuzte, kannten mich die Georgierinnen noch.
Ab dem zweiten Satz spielte Kalashnikova platzierter und nahm wenn nötig etwas
Tempo heraus. Ihr Manko war der Rückhandreturn auf der Vorteilseite. Als
Linkshänderin könnte sie den durch die Mitte servierten Ball longline etwas nach
links retournieren. Das ist eine einfach zu spielende Variante und mit dem
nötigen Überraschungsmoment sehr effektiv. Doch sie zog den Ball jedesmal cross inside out auf die
Rückhandseite der Gegnerin. Viel zu oft landete dieser Schlag im
Netz. Der beste Schlag der an Position 146 klassierten Klepac war die aus der
Defensive heraus kurz cross gezogene Rückhand.
zurück zur Übersicht Last updated: 30.04.2022 |
alle Berichte aus der Rabble-Tennisdatenbank zu: Jelena Jankovic, Ana Ivanovic, Sorana Cirstea, Monica Niculescu | |
Vorrunde Gruppe D - Skandal in Budapest |
Vorrunde Gruppe D | |||
Begegnungen | Einzel #2-Spielerinnen | Einzel #1-Spielerinnen | Doppel |
Polen - Rumänien 0:3 |
U. Radwanska -
Niculescu 5:7 6:2 4:6 |
A. Radwanska - Cirstea 4:6 5:7 |
Jans/Rosolska
- Niculescu/Cirstea 4:6 3:6 |
Serbien - Polen 2:1 |
Ivanovic -
U. Radwanska 6:3 6:1 |
Jankovic - A. Radwanska 6:4 6:7 7:5 |
Mircic/Ivanovic - Jans/Rosolska 3:6 2:6 |
Serbien - Rumänien 2:1 |
Ivanovic
- Niculescu 5:7 6:4 7:5 |
Jankovic
- Cirstea 3:6 6:3 4:6 |
Jankovic/Ivanovic
- Niculescu/Cirstea 2:6 7:6 7:6 |
Tabelle: 1. Serbien 2/2, 2. Rumänien 1/2, 3. Polen 0/2.
Ana Ivanovic - Monica Niculescu
(Bilder 1-2)
Die Fed Cup Kontinentalzone sind nicht die
Australian Open. Das gilt auch für die Finalistin von Melbourne von vor sechs
Tagen. Da wurde das Unterfangen Aufstieg eigentlich zurecht unterschätzt. Doch
das Schöne im Sport ist, dass man Nichts für selbstverständlich nehmen kann.
Dabei hatten die Serbinnen dank der Dreiergruppe vom Los weniger Einsätze
auferlegt bekommen als erwartet. In den drei Einzelpartien mussten
Ivanovic und Jankovic allerdings je zweimal unerwartet über drei Sätze gehen.
Im letzten Jahr hatten sich die Rumäninnen in den Gruppenspielen sensationell
gegen die Schweizerinnen durchgesetzt. In Budapest überzeugten sie bereits beim
Erfolg über die leicht favorisierten Polinnen. Gegen die gleichaltrige Ivanovic
spielte die 20-jährige Niculescu befreit auf und schrie jeweils
regelrecht bei wichtigen Punktgewinnen. Sie zieht Vor- und Rückhand extrem
schnell hoch, um die Bälle mit viel Spin zu versehen. Als Spezialschlag hat sie den
Vorhand Slice im Repertoire.
Sorana Cirstea - Jelena Jankovic (Bilder
3-5)
Warum Jankovic auf der Nummer 1-Position spielte,
weiss ich nicht. Seit 2,5 Wochen vor dem Turnier ist Ivanovic nämlich besser
klassiert. Irgendwann vorher wurden die Rankings wohl fixiert. Wie im ersten Spiel ging
der erste Satz an Rumänien, der Zweite an Serbien. Bei 4:2 besass Australian
Open-Halbfinalistin Jankovic einen Breakball, den sie nicht nutzen konnte.
Danach ging es schnell für die 112. der Weltrangliste. Cirstea holte sich in der
Folge alle Games und verwertete ihren ersten Matchball.
Die Rumänin war in den Rallies gleichwertig wie die 22-jährige Nummer 4 der
Welt. Vor allem die zweiten Aufschläge Jankovics attackierte Cirstea voll.
Bereits an den Australian Open hatte die 17-jährige eine starke Leistung
gezeigt, als sie Ivanovic in der ersten Runde ein 5:7 3:6 abgerungen hatte.
Jelena Jankovic/Ana Ivanovic - Monica Niculescu/Sorana Cirstea (Bilder
6-9)
Eine Niederlage bedeutet den Nichtaufstieg.
Diese Blamage durften sich die zwei der momentan vier besten Tennisspielerinnen
der Welt nicht einfangen. Die serbischen Fans wollten das ebenfalls verhindern.
Weil die beiden Einzel so lange gedauert hatten, wurde das Doppel auf den
mittleren Court 4 verlegt. Auf dem Center Court begann das Spiel zwischen
Gastgeber Ungarn und der Schweiz. Doch neben Ungarn war Serbien praktisch die
zweite Heimmannschaft. Ihre Fans zogen auf hintere Tribüne und machten von dort
aus die Halle zu einem Tollhaus (Bild 6). Schon für Ungarn-Schweiz auf dem
Center Court war es eine störende Angelegenheit. Vom Spiel Luxemburg-Portugal,
das auf Court 3 zwischen den Fans und dem Platz der Serbinnen lag, möchte ich
erst gar nicht sprechen.
In der Pause nach dem ersten Schweizer Einzel begab ich mich kurz auf
die hintere Tribüne. Das war ja katastrophale Selbstjustiz. Wo sind wir denn
hier!? - Da werden auf 50m Entfernung während den Ballwechseln Bälle einfach
"Out" gerufen oder bei vermeintlichen Fehlentscheiden wird gnadenlos gebuht. Bei 4:3
im zweiten Satz für die Serbinnen und Breakball (Bild 7, siehe Spielstand) wurde
ein vermeintliches Ass Niculescus overrult, das heisst aberkannt. Beim zweiten Aufschlag schrie
dann ein "Fan" einfach voll rein und die Rumänin beging einen Doppelfehler.
Serbien führte mit 5:3 und die Situation eskalierte: Niculescu/Cirstea protestierten heftig bei der Schiedsrichterin. Plötzlich
wollte jemand das Feld stürmen. Gemäss Medienberichten war es Ilie Nastase
gewesen (Bild 8, rechts mit Krawatte am Weglaufen), früherer
Weltranglistenerster und nun Präsident des rumänischen Tennisverbandes. Er hat
anscheinend einen Linienrichter geohrfeigt und Ivanovic und Jankovic als Huren
bezeichnet. Ein Skandal beiderseits. Aber das eigentliche Übel war, dass die
Schiedsrichterin auf Court 4 über kein Mikrofon verfügte. So konnten weder Fans
noch andere Beteiligte ermahnt oder zurechtgewiesen werden. Das ist kein doch
Tennis mehr, geschweige denn Fair Play. Ich verliess die Zuschauerränge relativ
schnell wieder und ging zurück zum Center Court.
Ein 2:6 7:6 7:6 sicherte den Serbinnen den glücklichen Gruppensieg. Für die drei
Matches benötigten sie inklusive Pausen zwischen den Partien insgesamt 9
Stunden. Das kann man nun wirklich nicht mehr als Spaziergang bezeichnen. Auch
im Finale gegen die Aussenseiterinnen aus den
Niederlanden konnten sie nicht überzeugen.
Nachtrag Februar 2008: 1,5 Wochen nach den Vorfällen in Budapest trat Ilie Nastase als Präsident des rumänischen Tennisverbandes zurück.