Mit meinem ersten Besuch der Olympischen
Sommerspiele vor vier Jahren war für mich unmittelbar danach bereits
klar, dass ich bei der nächsten Austragung wieder mit dabei sein will.
Es wurden wunderbare Tage in Rio de Janeiro, die sich in die Erinnerung
eingebrannt haben. Da lohnt sich das Warten während vier Jahren.
Miteinander vergleichen lassen sich die
verschiedenen Austragungsorte und Austragungen wohl nie bei dieser
weltumspannenden Veranstaltung. Die erste Austragung auf dem
südamerikanischen Kontinent hiess für mich als Europäer, dass die
Hingabe derjenigen gross ist, die den Weg und die damit verbundenen
Kosten auf sich nehmen, um in Brasilien mit dabei zu sein. Tickets
konnte ich mir über die Monate und Wochen im Vorfeld der Spiele
überraschend viele sichern. Um auf Nummer sicher zu gehen betreffend
Unterkunft und Eintrittskarten, hatte ich die Reise über den offiziellen
Reiseveranstalter für die Schweiz gebucht, was mich innerlich aber
stört, weil dies letztendlich auch die zurecht angeprangerte übermässige
Kommerzialisierung der Veranstaltung und über die Jahre immer wieder
aufgedeckte Korruption der Weltverbände und deren Funktionäre
festigt.
In Rio de Janeiro erhielt ich mehr Eintrittskarten
für die beliebten Sportarten und Medaillenentscheidungen. Dafür waren
die Stadien leider nicht bis auf den letzten Platz gefüllt, was unter
anderem auch organisatorische Gründe hatte. Innerhalb der Stadien konnte
ich mich
dadurch sogar oft noch nach unten oder in die Mitte verschieben auf
freie Plätze. Nur selten sass ich auf meinem Platz gemäss
Eintrittskarte. Wann habe ich je die Chance das Olympische Tennisturnier
über Tage hinweg bis in die Endphase mit zu verfolgen? Vielleicht nur in
Rio de Janeiro. Also nutzte ich die Chance und kaufte im Vorfeld alle
Tickets die ich kriegen konnte. Pro Tag hatte ich somit gar für jeweils
zwei Tennisstadien Tickets inne. Das Fokussieren auf meinen
Lieblingssport hat sich gelohnt. Dort erlebte ich im Final der Damen mit
den Fans von Puerto Rico meinen emotionalen Höhepunkt dieser Spiele. In
den Tagen danach folgten neue Ausrufezeichen bei meinen weiteren
sportlichen Favoriten wie dem Kunstturnen, der Leichtathletik oder dem
(Beach)volleyball.
Allerdings verzichtete ich auf einige Veranstaltungen und setzte
Prioritäten. Die Goldmedaille des Schweizer Rudervierers kollidierte
aufgrund von Zeitverschiebungen mit dem Tennis. Ein Ticket für die
Qualifikation im Wasserspringen am Freitag hatte ich gekauft bevor ich
an Karten für das Tennis gekommen war. Den Marathon der Damen am
Sonntagmorgen besuchte ich nicht aufgrund der langen Transferzeiten. Ein
Viertelfinalspiel im Herren Handball liess ich an meinem letzten Tag
sausen,
um mehr Zeit für eine Stadtbesichtigung zu haben. Bei der Leichtathletik
hatte ich ein doppeltes Ticket. Das verschenke ich am Eingang aber an
eine Mutter mit zwei Kindern, die dadurch zur dritten noch fehlenden
Eintrittskarte kamen wie ich zufrieden feststellen durfte.
Das buhende und in einigen Fällen unfaire Publikum
bleibt bei aller brasilianischen Gastfreundlichkeit leider auch in
Erinnerung. Das Sportlichste an diesen Olympischen Spielen von Seiten
der Organisatoren war für mich die Wahl von Vanderlei de Lima als
Entzünder des Olympischen Feuers, was ich als unglaublich schöne Geste
empfinde. Dieser ehrenvolle Moment war für ihn vielleicht sogar grösser
als wenn er im Marathonlauf in Athen 2004 die Siegerehrung
als Goldmedaillengewinner
hätte erleben dürfen. Er gewann damals nur Bronze, weil ihn
ein gestörter Zuschauer auf der Strecke zurückgehalten hatte. Mein
persönlich
letzter Moment an diesen Olympischen Spielen hinterlässt
viel Freude: Der überragende Sportsgeist der
Beachvolleyballerinnen
bei ihrer Siegerehrung. Nach Rio de Janeiro stand der
Besuch der Iguaçu-Wasserfälle auf meinem Reiseprogramm. Für mich ein
klarer touristisches Muss bei meinem ersten Südamerikabesuch.