Porsche Tennis Grand Prix 2017, Stuttgart

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27. April 2017

In den letzten vier Jahren hatte ich das Turnier jeweils am Freitag oder Samstag besucht. In diesem Jahr entschied ich mich für den Donnerstag. Das Programm fokussiert sich damit nicht komplett auf die hochkarätigen Spiele, sondern es bleibt ein wenig mehr Zeit um links und rechts zu schauen. Die grossen Duelle der bestklassierten Spielerinnen bleiben dafür aus. Die zweite Runde ist eher noch die Phase der Turnierüberraschungen und wo ich mich als Zuschauer etwas mehr "ausleben" kann.
Der Cut der 21 direkt ins Hauptfeld aufgenommen Spielerinnen lag mit Rang 36 im guten Mittel der letzten Austragungen. Ausser der Weltranglistenersten Serena Williams (schwanger, ohnehin nie in Stuttgart) und der zehntplatzierten Keys (kein Fokus auf einer frühzeitigen Anreise nach Europa) waren alle Top 10-Spielerinnen gemeldet. Cibulkova zog kurzfristig mit einer Handverletzung zurück. Ein grosses Thema war die Rückkehr Sharapovas nach ihrer Dopingsperre dank einer Wild Card des Veranstalters. In den letzten sieben Jahren hat entweder eine Deutsche (Görges, Kerber 2x, Siegemund) oder Sharapova (3x) das Turnier gewonnen.
Auch 2017 gewann Stuttgart den WTA Award als bestes Turnier der Premier-Kategorie. Von 2005 bis 2013 hiess der Sieger entweder Stuttgart (5x) oder Indian Wells (4x). Seit 2014 gibt es neue Kategorien und so gewann Indian Wells die letzten vier Jahre durchwegs den WTA Award für das beste "Premier Mandatory"-Turnier und Stuttgart die letzten vier Jahre durchwegs den WTA Award für das beste "Premier"-Turnier.

Laura SiegemundLaura SiegemundSvetlana KuznetsovaSvetlana Kuznetsova
Laura Siegemund (WTA 49) - Svetlana Kuznetsova (WTA 9)   6:4 6:3
Das Märchen von Stuttgart führte Siegemund im letzten Jahr als 28-jährige Qualifikantin ins Endspiel und zum Durchbruch auf der WTA Tour. In diesem Jahr vollendete die 29-jährige mit einer Wild Card die Erfolgsgeschichte bei ihrem Heimturnier und holte sich den Porsche! In fünf Matches kämpfte sie während 11 Stunden und 12 Minuten und ihr Energietank war nicht leer zu kriegen.
Zwischen Peking im September 2016 und Biel im April 2017 hatte in zehn Turnieren auf Hartplatz gerade mal ein Matchgewinn resultiert. Doch zurück auf ihrer Lieblingsunterlage Sand sind ihre Stoppbälle und ihr variables Spiel wieder effizienter einsetzbar. In Charleston stiess sie auf der grünen Asche mit vier Siegen bereits ins Halbfinale vor. In Stuttgart nun der zweite Turniererfolg nach Bastad im letzten Jahr. Es ist der grösste Turniererfolg den die Stuttgarterin persönlich erreichen kann ausser an einem Grand Slam-Turnier zu gewinnen. In ihrer Karriere hat sie bislang acht Top 10-Spielerinnen bezwingen können. 6 davon im letzten und in diesem Jahr in Stuttgart! Ein Grand Slam-Turnier hat sie übrigens auch bereits gewonnen: Im Mixed Doppel an den US Open 2016. Mit ihren Partner
Mate Pavic hatte sie damals übrigens nur durch grossen Zufall und in letzter Minute zusammengefunden. Die beiden hatten sich zuvor gar nicht gekannt.
Da die Turniere in diesem Jahr alle eine Kalenderwoche später stattfinden, waren im Ranking von Siegemund die Punkte vom Endspiel des Vorjahres bereits herausgefallen. Deshalb hatte sie zwölf Plätze verloren. Mit dem Turniersieg klettert sie nun aber wieder um neunzehn Ränge auf Position 30.
Gegen Kuznetsova fand ich einige Anfeuerungsrufe von Siegemund unangebracht. Nämlich dann wenn sich ihre Gegnerin einen ordentlichen Fehler geleistet hat und die Deutsche ein lautstarkes "come on" von sich gab. In diesem Match ist mir auch aufgefallen, dass beide Spielerinnen nach der bisherigen Saison in den Destinationen Australien und Nordamerika richtig schön braungebrannt in die Halle nach Baden-Württemberg kamen.

Kristina MladenovicAngelique KerberAngelique KerberKristina Mladenovic
Kristina Mladenovic (WTA 19) - Angelique Kerber (WTA 2)   6:2 7:5
Das Selbstvertrauen ist weg bei der Weltranglistenzweiten. Mit dem Finalspiel an den WTA Finals hatte sie das letzte Jahr noch toll beendet. Ein Jahr in dem sie ihre ersten beiden Grand Slam-Titel in Melbourne und New York feiern konnte, Olympiasilber gewann und im Finale von Wimbledon stand. Doch in diesem Jahr ist ihr bester Matchgewinn derjenige gegen die Nummer 25 der Welt Suarez Navarro. Gegen eine Top 10-Spielerin konnte sie in diesem Jahr nicht einmal antreten. Ihre Bilanz gegen Spielerinnen auf den Rängen 11-40 steht in diesem Jahr nach der Niederlage gegen Mladenovic bei miserablen zwei Siegen gegenüber zehn Niederlagen. Einziger Hoffnungsschimmer: Gegen eine Spielerin ausserhalb der Top 40 hat sie in diesem Jahr nie verloren.
Mladenovic bearbeitete Kerber auf deren ungeliebten Rückhand. Beim Zwischenstand von 6:2 3:0 sah es ganz düster aus für die 29-jährige Deutsche mit polnischen Wurzeln, die auch in Polen wohnhaft ist. Mit der Unterstützung des Publikums und der bevorstehenden Niederlage vor Augen konnte sie sich steigern. Allerdings nicht auf das Niveau, das sie sich vorstellt. Sie blieb zu fehlerhaft.
Mladenovic hat sich mittlerweile in die Top 20 gespielt. Ich hatte sie vor dreieinhalb Jahren in die Top 10 in fünf Jahren getippt, die Erfolgsaussichten dieser Einschätzung mittlerweile aber ad acta gelegt. Doch die Französin hat nun eine gewisse Beständigkeit in ihrem riskanten Spiel gefunden und mental war sie schon immer eine für die grossen Gelegenheiten. Ihr Vater Dragan war übrigens Mitglied der jugoslawischen Handball-Nationalmannschaft, welche 1984 in Los Angeles Olympiagold gewann. Ihre Mutter Dzenita spielte Volleyball in der jugoslawischen Nationalmannschaft. Sie übernahm in dieser Woche das Coaching, wenn ihre Tochter bei einem Seitenwechsel danach verlangte.

Ekaterina MakarovaMaria SharapovaMaria SharapovaMaria Sharapova
Maria Sharapova (WTA -) - Ekaterina Makarova (WTA 43)   7:5 6:1
Ich bin von meiner Überzeugung her dagegen, dass Sharapova nach Ablauf ihrer Dopingsperre wegen dem Herz-/Kreislaufmittel Meldonium eine Wild Card zu Turnieren erhält. Ich verstehe aber die Turnierdirektoren, wenn sie dies tun. Mit Porsche agiert in Stuttgart sogar einer von Sharapovas persönlichen Sponsoren als Hauptsponsor. Da sie auch während der Sperre den Vertrag aufrecht hielten, ist die Einladung mit einer Wild Card schon fast selbstverständlich. Weil Sharapova keine WTA Ranglistenpunkte mehr besitzt, hätte sie nicht einmal in der Qualifikation antreten können ohne Wild Card. Sie müsste wohl bei 15'000$ oder maximal 25'000$ ITF-Turnieren beginnen. Und die 15-monatige Sperre ist ja schliesslich abgesessen.
Ab dem ersten Ball drosch Sharapova auf die Bälle und platzierte diese mit einer traumhaften Präzision. Von daher scheint mir der Fall klar: Wo sonst soll Sharapova spielen, wenn nicht an den besten Damenturnieren der Welt? Dort gehört sie von der Leistung her hin. Es war ihre zweite Partie in Stuttgart. Die zweite Partie nach über einem Jahr Pause. Von Startschwierigkeiten war nichts zu sehen bei der 30-jährigen Russin aus Florida. Vor allem ihre Defensivleistung fand ich überraschend stark.
Bei der Diskussion um Doping wünschte ich mir eine Offenlegung der Ausnahmebewilligungen, welche Sportler erhalten um auf der Dopingliste stehende Mittel einsetzen zu dürfen. Transparenz muss sein. Da kann mir keiner mit Datenschutz kommen.

Karolina PliskovaCoco VandewegheKarolina PliskovaKarolina Pliskova
Karolina Pliskova (WTA 3) - Coco Vandeweghe (WTA 23)   7:6 6:4
Es ist die faszinierende Mischung zwischen tollen Hebeln und Schwerfälligkeit, die das Zuschauen bei Pliskova zu einer Achterbahnfahrt macht. Die US Open-Finalistin ist bereits auf Weltranglistenposition drei geklettert. Vor ihr stehen nur noch eine Schwangere (Williams) und Eine, die momentan nichts trifft (Kerber). Dennoch muss man die 25-jährige Pliskova immer noch als Rohdiamant bezeichnen.
Das Match gegen Vandeweghe war bis zum 6:5 im ersten Satz eine Fehlerorgie beiderseits. Die US-Amerikanerin hatte sich bereits am Vortag gegen Ostapenko mit 7:6 7:6 durchgesetzt und sich auf ihren Aufschlag verlassen müssen, der ihr neun Asse einbrachte. Die 25-jährige New Yorkerin Vandeweghe ist für mich noch zu flatterhaft. Gegen aussen gibt sie sich sehr cool, gegen innen ist sie aber noch nicht gefestigt genug. Mit erfolgreichen Basketballern und einer Miss America im Stammbaum ist es eine Herausforderung seine eigenen Fussstapfen zu hinterlassen. Positiv fand ich dass die beiden Spielerinnen untereinander knappe Bälle nachfragten und bestätigten. Ausgehend von Vandeweghe taten sie dies. Es braucht doch nicht immer den Schiedsrichter um Entscheidungen zu treffen und gemeinhin nehmen Spieler/innen Schiedsrichterfehler zu ihren Gunsten in Kauf ohne etwas zu sagen.
Auch im heutigen Spiel boten die Aufschläge die einfachsten Punktegewinne bei beiden Spielerinnen. Zwölf bei Vandeweghe und sieben bei Pliskova. Die Tschechin hält übrigens den Rekord für die meisten Asse in einer Saison mit 530 im Jahr 2016 sowie den Rekord für die meisten Asse in einem Spiel mit 31 an den Australian Open 2016 bei der Niederlage gegen Puig. Bei 6:5 rief Pliskova ihren Trainer auf den Platz und der schaffte es irgendwie sie zu aktivieren und sie bewegte sich danach viel besser, strahlte mehr Präsenz aus und senkte ihre Fehlerquote.

Anastasija Sevastova
Anastasija Sevastova (WTA 26) - Johanna Konta (WTA 7)   6:3 7:5
Beide Spielerinnen zeigen das beste Tennis ihrer Karriere und sind auch entsprechend klassiert. Dennoch entscheiden wir uns nach drei Games zu einer Pause und schauten danach beim Doppel auf Court 1 vorbei.

Samantha Stosur, Andrea HlavackovaSamantha Stosur, Andrea HlavackovaSamantha Stosur, Andrea HlavackovaAlicja RosolskaAlicja RosolskaSimona Halep
Andrea Hlavackova/Samantha Stosur (WTA Doppel 9/114) - Alicja Rosolska/Simona Halep (WTA Doppel 40/134)   6:4 6:4
Hlavackova ist eine höher dotierte Doppelspielerin als Rosolska es ist. Stosur und Halep verfügen beide über sehr gute Grundschläge dank ihrem Einzelspiel. Stosur bringt als 24-fache Turniersiegerin im Doppel aber viel mehr Doppelkönnen mit als die Rumänin. Halep war vermutlich vor allem auf der Suche nach Spielpraxis auf Sand und hat sich daher auch gerne in der Doppelkonkurrenz eingeschrieben. Mit 166cm bei Rosolska und 168cm bei Halep verfügen beide auch nicht über die grösste Platzabdeckung. Es sprach auf dem Papier also vieles für die Grand Slam-Siegerinnen Hlavackova und Stosur. Vor allem der langsame Aufschlag von Rosolska war es, den die polnisch/rumänische Paarung mit Rosolska an der Grundlinie und Halep am Netz vorne nicht verteidigen konnte. In umgekehrter Aufstellung bei Aufschlag Halep und Rosolska am Netz räumte die 31-jährige Warschauerin vorne toll auf.

Jelena Ostapenko
Jelena Ostapenko (WTA 50)
Im Einzel ist die 19-jährige Lettin über die Qualifikation gekommen und scheiterte in der ersten Runde des Hauptfeldes an Vandeweghe. Im Doppel hat sie in diesem Jahr ihren ersten Titel auf der WTA Tour feiern können. Nämlich in St. Petersburg an der Seite von Rosolska. Zusammen mit Atawo folgte in Stuttgart nun Turniersieg Nummer 2.

 

 Einzel
 1. Runde  2. Runde  Viertelfinal  Halbfinal  Final
 Angelique Kerber (1) -
 bye
 .
 Kristina Mladenovic -
 Angelique Kerber (1)
 6:2 7:5
 Kristina Mladenovic -
 Carla Suarez Navarro
 6:3 6:2
 Kristina Mladenovic -
 Maria Sharapova (W)
 3:6 7:5 6:4
 Laura Siegemund (W) -
 Kristina Mladenovic
 6:1 2:6 7:6
 Kristina Mladenovic -
 Mirjana Lucic-Baroni
 6:4 6:2
 Maria Sharapova (W) -
 Roberta Vinci
 7:5 6:3
 Maria Sharapova (W) -
 Ekaterina Makarova
 7:5 6:1
 Maria Sharapova (W) -
 Anett Kontaveit (Q)
 6:3 6:4
 Ekaterina Makarova -
 Agnieszka Radwanska (7)
 6:2 6:4
 Johanna Konta (6, W) -
 Naomi Osaka (Q)
 7:6 3:6 6:1
 Anastasija Sevastova -
 Johanna Konta (6, W)
 6:3 7:5
 Simona Halep (4) -
 Anastasija Sevastova
 6:3 6:1
 Laura Siegemund (W) -
 Simona Halep (4)
 6:4 7:5
 Anastasija Sevastova -
 Samantha Stosur
 6:1 4:6 6:3
 Svetlana Kuznetsova (8) -
 Kiki Bertens
 6:3 5:7 6:3
 Laura Siegemund (W) -
 Svetlana Kuznetsova (8)
 6:4 6:3
 Laura Siegemund (W) -
 Karolina Pliskova (2)
 7:6 5:7 6:3
 Laura Siegemund (W) -
 Shuai Zhang
 6:2 7:6
 Coco Vandeweghe -
 Jelena Ostapenko (Q)
 7:6 7:6
 Karolina Pliskova (2) -
 Coco Vandeweghe
 7:6 6:4
 Karolina Pliskova (2) -
 bye
 .

 

 Doppel
 1. Runde  Viertelfinale  Halbfinale  Final
 Atawo/Ostapenko (3) -
 Knoll/Schuurs
 6:2 6:2
 Atawo/Ostapenko (3) -
 Broady/Smith
 7:5 6:4
 Atawo/Ostapenko (3) -
 Hlavackova/Stosur
 7:5 2:6 10-8
 Atawo/Ostapenko (3) -
 Spears/Srebotnik (1)
 6:4 6:4
 Hlavackova/Stosur -
 Jurak/Lucic-Baroni
 7:5 6:1
 Hlavackova/Stosur -
 Rosolska/Halep
 6:4 6:4
 Rosolska/Halep -
 Klepac/Martinez Sanchez (2)
 6:0 2:6 10-8

 

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