Porsche Tennis Grand Prix 2014, Stuttgart |
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26. April 2014 |
Fed Cup
Der Fed Cup hat Stuttgart in diesem Jahr einen Strich durch die Rechnung
gemacht. In den vergangenen drei Jahren trugen die Deutschen ihre
Play-Off-Partien zur Weltgruppe I jeweils am Qualifikationswochenende des
WTA-Turniers gleich in der Porsche-Arena aus. Vor zwei Jahren gegen
Australien, wo man mit 2:3 verlor. Letztes Jahr gaben die Australierinnen ihr
Heimrecht in der Begegnung gegen die Schweiz ab mit der Bedingung draussen auf
Sand zu spielen. Man ging nach Chiasso, wo das komplette Wochenende verregnet
wurde und sämtliche Partien erst am Montag ausgetragen werden konnten und
mussten. In diesem Jahr handelt es sich nicht um ein Play-Off-Spiel, sondern um
das Halbfinale der Weltgruppe I zwischen Australien und Deutschland. Auch hier
liefen Verhandlungen über ein Abtreten des Heimrechts von Australien an
Deutschland. Dies kam aber nicht zu Stande und so hiess der Austragungsort Brisbane in Australien auf Hartplatz.
Die Deutschen siegten und qualifizierten sich für den Fed Cup-Final, was über
die anschliessenden Leistungen in Stuttgart hinwegtrösten dürfte. Görges gewann
nur ein Match, Kerber und Petkovic keines. Die Australierin Stosur sagte für
Stuttgart gar ab.
Teilnehmerfeld
Der Cut für die direkte Aufnahme in das Hauptfeld lag in
diesem Jahr mit Weltranglistenposition 28 im starken Durchschnitt der letzten
Jahre. Als einzige Topspielerinnen fehlten Williams, die es letztmals 2008 ins
Ländle gezogen hatte und die dem Turnier seit der Umstellung auf Sand immer fern
geblieben ist, sowie Li und Azarenka, die üblicherweise zu den Stammgästen in
Stuttgart zählen. Damit musste der Porsche Tennis Grand Prix auf drei der besten
vier Spielerinnen der Weltrangliste verzichten. Das ist aber Nörgeln auf sehr
hohem Niveau. Mit der Verpflichtung von Sharapova als Markenbotschafterin von
Porsche hat man sich die Teilnahme des Superstars bereits im dritten Jahr in
Folge gesichert. Mit ihren Leistungen hat sie bislang nicht enttäuscht. Sie hat auf dem
Stuttgarter Sand noch nie eine Partie verloren. Auch für die Russin selber
scheint das Vorbereitungsturnier in Stuttgart ein grosser Erfolg zu sein, hat
sie doch vor zwei Jahren mit dem anschliessenden Turniersieg in Roland Garros
ihr Grand Slam-Palmares vervollständigt.
Tiefpunkt
Ob das Turnier nach fünf WTA Awards in sechs Jahren wiederum
als bestes Turnier der Premium-Kategorie ausgezeichnet wird, ist noch nicht
bekannt. Die Veröffentlichung der Ergebnisse für das Jahr 2013 steht noch aus. Allerdings hatten
wir bei einer so feinen Veranstaltung das Pech, dass von den über 4'000 Zuschauer
genau die schlimmste Person hinter uns sass, die ich in knapp 300
Tennistagen je erlebt haben. Weiblich und gegen die Dreissig mit leichtem
ostdeutschen Akzent. Im ersten Match
mit Sharapova stach die Eifersucht
hervor mit giftelnden Obszönitäten wie "die stöhnt als ob sie hinten Einen
stecken hat", "die regt mich so auf" oder beispielsweise wurde
die Knipserei
mit der Kamera mit "das ist bestimmt ein
Perverser" oder "Porno-Arsch" kommentiert. Ich kann mich nicht daran erinnern wann ich zuletzt so
viele Fluchwörter und abschätzige Ausdrücke im Minutentakt gehört habe. Über ein
Ballmädchen wurde mit "die hat ein Gesicht wie ein Preisboxer" gelästert. Im zweiten
Match beim Doppel stellte sie nicht mehr eifersüchtig sondern vermeintlich
überlegen und damit herablassend fest dass "die dummen Kühe kein Tennis
spielen" können, dass Mirza "abartig fett" sei, dass diese "Kack-Kuh auch noch
so dumm schaut" und dass es langweilig sei und sie besser shoppen gehen würde,
da
"die Fetten ja sowieso gegen die Dummen gewinnen" werden. Ich hörte einmal sogar das
Wort "asozial", wobei das nun wirklich in die falsche Richtung geäussert wurde.
Hätte ich dieser Person nur einen Satz gesagt, so wäre das nicht "bei Dir ist in
der Kindheit wohl ordentlich etwas schief gelaufen" gewesen, sondern ich hätte
bemerkt, dass es doch faszinierend und schön sei dass die Menschen so verschieden sind. Habe ich
aber nicht getan. Das Fotografieren wurde diesmal mit "jetzt macht
der von der Hässlichen auch noch ein Foto, der hängt sich die bestimmt alle in
den Keller" kommentiert. Beim letzten Spiel mit den Serbinnen mussten wir die
Hasstiraden nur zeitweise mitanhören und sie ertönten viel seltener.
Vielleicht hat es sich auf dem Platz um Landsfrauen von ihr gehandelt, wobei ich
hier Niemandem Unrecht tun möchte. So durften wir uns mit einem "jetzt spielen
die Schlampen immer noch" begnügen.
Da können nur noch die US Open - 2005 oder 2009 war es - mithalten, als im Louis
Armstrong-Stadium eine sehr blasse ältere Frau einen schwarzen Regenschirm aufgespannt
hatte, um sich vor der Sonne zu schützen. Dahinter sah man natürlich nichts mehr
und der Zuschauer beschwerte sich. Ich sass daneben. In der Folge öffnete die
Dame den Regenschirm nur noch während des Seitenwechsels, traf den hinter ihr
sitzenden Zuschauer beim Aufspannen aber fast. Kurz darauf bemerkte dieser "she
thinks she is Michael Jackson" worauf die Dame wutentbrannt mit dem
geschlossenen Schirm zweimal auf ihn einschlug und zugleich mit weinerlicher
Stimme rief "I've got skin cancer you asshole". Was man auf dem Tennisplatz so
alles erlebt...
Lichtblicke
Für die Lichtblicke und etwas Entspannung sorgte sicherlich, dass der
Zeitplan am Halbfinalsamstag uns ermöglichte ein Bier am Frühlingsfest auf
dem Cannstatter Wasen zu geniessen. Kurz zuvor hatten wir beim Tennis mit dem
ehemaligen Formel 1-Fahrer Mark Webber (Bild 3) abgeklatscht, der das aufgrund eines
schlechten Auffassungsvermögens sehr zaghaft getan hatte. In der Formel 1 hätte
er mit dieser Reaktionsgeschwindigkeit die Kurve verpasst und wäre voll in den
Reifenstapel geknallt. Er hatte am Samstag mit Sharapova zu Promotionszwecken
einen Spritztour in einem Flitzer von Porsche unternommen. Antonia Lottner dagegen kapierte das mit dem
Abklatschen nach ihrem Auftritt im Doppel blitzschnell, schlug ordentlich drein
und hatte ein grosses Lachen auf ihrem Gesicht. Unsere Plätze waren in der
ersten Reihe ganz aussen. Der Vorteil war, dass die Plätze genau beim
Spielereingang lagen. Die im Ansatz sehr gute Sicht auf den Platz wurde
stark dadurch eingeschränkt, dass die Ballmädchen jeweils die Mitte des Platzes
verdeckten und ich eigentlich nur immer eine Spielerin sah... Stefan nutzte
unsere gute Position beim letzten Match noch für ein erfolgreiches Foto mit
Ivanovic. Hochs und Tiefs lagen an diesem Tag so nahe beieinander, dass es sich
bereits jetzt um einen legendären Tag handelt.
Maria Sharapova
(WTA 9) -
Sara Errani
(WTA
11)
6:1 6:2
Die Bilanzen der bisherigen Direktduelle bestätigten
sich in den Halbfinalspielen. Mit 4:0 führte die 27-jährige Russin im
Vergleich mit Errani, inklusive des Finalsiegs in Roland Garros
2012. Die Italienerin stand bei ihren Aufschlagspielen auf verlorenem Posten.
Ihr Aufschlag war zu langsam und den Kickaufschlag nimmt der Sandbelag in der
Halle von Stuttgart nicht so gut an wie anderswo. So konnte Sharapova nicht nur
nach ihrem eigenen Aufschlag dominieren, sondern bestimmte die Ballwechsel auch
beim Return. Die zehn Tage jüngere Errani gewann bei eigenem Aufschlag gerade
einmal 9
Punkte von 28 ersten Aufschlägen (32%) und nur 1 Punkt bei 7 zweiten Aufschlägen
(14%). Eine vernichtende Bilanz.
Für Sharapova lassen sich die selben Stärken anführen wie bei Isner in
Fribourg 2012. Die
konstanten Bedingungen in der Halle unterstützen ihren Aufschlag. Der Sandbelag
gibt ihr genügend Zeit um sich zu den Bällen hinzubewegen. Sie selbst hat genügend
Kraft und Geschwindigkeit in ihren Schlägen, um auch auf dem langsameren Belag
direkt zu punkten. Die etwas höher abspringenden Bälle kann die 188cm grosse
Sharapova auf Schulterhöhe nehmen, welche sich immer noch in ihrer Komfortzone
befindet.
Die 7:2-Bilanz gegen Finalgegnerin Ivanovic baute Sharapova im Final am Sonntag
aus und gewann bei ihrem dritten Auftritt in Stuttgart den dritten Porsche in
Folge.
Errani war dafür zusammen mit Roberta Vinci
das Mass aller Dinge im Doppel. Sie sicherten sich den Stuttgart-Titel ohne
Satzverlust.
Ana Ivanovic
(WTA 12) -
Jelena
Jankovic
(WTA 8)
6:3 7:5
Gegen Landsfrau Jankovic hatte Ivanovic eine 8:3-Siegesbilanz
vorzuweisen. Die taktische Ausrichtung war klar: Ivanovic nagelte Jankovic in
ihrer Vorhandecke fest, damit diese ihre gefährliche Rückhand nicht einsetzen
konnte. Ivanovic gelang es besser ihren eigenen Paradeschlag - die Vorhand -
einzusetzen. Nach ihrem eigenen Aufschlag war sie meistens am Drücker. Ausserdem
waren die Returns der 26-jährigen im Vergleich ebenfalls etwas stärker.
Sania Mirza/Cara
Black
(WTA Doppel 8/9) -
Anna Zaja/Antonia Lottner (WTA
Doppel 218/525)
6:2 2:6 10-4
Genau vor zwei Jahren, am 26. April 2012, brachte Black ihr erstes Kind zur
Welt. Ein halbes Jahr nach der Geburt ihres Sohnes kehrte sie auf die WTA Tour zurück und steht
mittlerweile wieder unter den besten zehn Spielerinnen der Weltrangliste. Im
letzten Jahr konnte sie ihre Sammlung um 3 Turniersiege im Doppel auf 57
erhöhen. Bei ihr erkennt man die sehr gute Übersicht, mit der sie die Bälle
platziert.
Als aktuelle French Open-Finalistin bei den Juniorinnen (Niederlage gegen
Bencic) interessierte mich die Leistung Lottners. Die Ansätze bei der
17-jährigen sind angeführt von einem starken Aufschlag gut. Sie verfügt über
satte Grundlinienschläge bei denen ihre Fehlerquote in dieser Begegnung
allerdings zu
hoch war. Das mag auch daran liegen, dass es sich um den ersten Auftritt der
beiden Deutschen auf dem Center Court gehandelt hat. Auf mich wirkte ihre
Körpersprache sehr positiv und auch beim Abklatschen nach dem Match mit uns
machte sie eine gute Figur.
Einzel | ||||
1. Runde | 2. Runde | Viertelfinal | Halbfinal | Final |
Maria Sharapova (6) - Lucie Safarova 7:6 6:7 7:6 |
Maria Sharapova (6) - Anastasia Pavlyuchenkova 6:4 6:3 |
Maria Sharapova (6) - Agnieszka Radwanska (1) 6:4 6:3 |
Maria Sharapova (6) - Sara Errani (8) 6:1 6:2 |
Maria Sharapova (6) - Ana Ivanovic (9) 3:6 6:4 6:1 |
Sara Errani (8) - Klara Koukalova 6:3 6:4 |
Sara Errani (8) - Kaia Kanepi 6:3 6:3 |
Sara Errani (8) - Carla Suarez Navarro 6:3 6:7 3:0 ret. |
||
Jelena Jankovic (5) - Mona Barthel (L) 2:6 7:6 6:3 |
Jelena Jankovic (5) - Flavia Pennetta 3:6 6:2 6:3 |
Jelena Jankovic (5) - Alisa Kleybanova 6:4 6:3 |
Ana Ivanovic (9) - Jelena Jankovic (5) 6:3 7:5 |
|
Ana Ivanovic (9) - Sabine Lisicki 6:1 6:3 |
Ana Ivanovic (9) - Julia Görges (W) 1:6 6:2 6:3 |
Ana Ivanovic (9) - Svetlana Kuznetsova 6:3 2:6 6:4 |
Doppel | |||
1. Runde | Viertelfinale | Halbfinale | Finale |
Vinci/Errani (1) - Grönefeld/Görges 6:2 6:2 |
Vinci/Errani (1) - Thorpe/Mircic 6:2 6:2 |
Vinci/Errani (1) - Jankovic/Kleybanova 6:3 6:3 |
Vinci/Errani (1) - Mirza/Black (2) 6:2 6:3 |
Zaja/Lottner (A) - Barthel/Birnerova 4:6 6:4 10-8 |
Zaja/Lottner (A) - Huber/Husarova 6:3 6:4 |
Mirza/Black (2) - Zaja/Lottner (A) 6:2 2:6 10-4 |
|
Mirza/Black (2) - Petkovic/Kerber 4:6 6:2 10-7 |
Mirza/Black (2) - Barrois/Beck 6:3 2:6 10-8 |