Fed Cup Schweiz - Tschechien |
zurück zur Hauptseite Last updated: 30.01.2023 |
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16.-17. April 2016 |
Halbfinal der Weltgruppe I im Fed Cup vom 16./17. April 2016 in Luzern (SUI)
In
stärkster Besetzung stünde eine ausgeglichene Begegnung bevor. Es mussten
beiderseits Absagen hingenommen werden, aber die neue Ausgangslage bleibt
ausgeglichen.
Die letzten beiden Fed Cup-Begegnungen - sowohl von der Schweiz als auch von
Tschechien - waren phänomenal:
Beim Aufstiegspiel in die Weltgruppe I in Polen ohne Bencic im April 2015 siegte Bacsinszky im Einzel über Agnieszka Radwanska und deren Schwester Urszula. Für das zweite Einzel setzte Captain Günthardt Hingis ein, welche gegen Urszula Radwanska im vierten Spiel kurz vor dem Sieg stand, aber letztendlich in drei Sätzen erschöpft verlor. So fiel Hingis für ihre Paradedisziplin Doppel aus. Gegen das starke Doppel Rosolska/A. Radwanska schafften Bacsinszky/Golubic dennoch mit 9:7 im dritten Satz die Überraschung und somit den Aufstieg! In der ersten Runde der Weltgruppe I im Februar 2016 in Deutschland brillierte Bencic. Sie gewann in Leipzig gegen die in der Vorwoche gekrönte Australian Open-Siegerin Kerber sowie gegen Petkovic. Bacsinszky hingegen verlor diesmal beide Einzel. Im Doppel holten Hingis/Bencic den entscheidenden dritten Punkt souverän gegen Grönefeld/Petkovic. Mit Belinda Bencic (WTA 10) fällt die stärkste Spielerin der letzten Begegnung wegen Rückenproblemen kurzfristig aus. Sie ist im Einzel mit Weltranglistenposition 10 die bestklassierte Spielerin und meiner Meinung nach auch im Doppel für Hingis die beste Wahl der zur Verfügung stehenden Spielerinnen. Captain Günthardt verkündete an der Pressekonferenz am Mittwoch: "Wir sind komplett. Wir haben hier drei Einzelspielerinnen und drei Doppelspielerinnen und auf den Court können gleichzeitig ja nur zwei." Ich mag seine Aussage und sie ist korrekt. Wenn, dann hätte er meiner Meinung nach Amra Sadikovic (WTA 168) nachnominieren können, die einen Lauf hat und immer gute Stimmung in eine Mannschaft bringt. Sie spielte diese Woche aber in Bogota in Kolumbien und ist damit keine Option. Spielfrei wäre Stefanie Vögele (WTA 116), die aber weiter auf der Suche nach ihrem Spiel ist und somit spielerisch und mental keine Verstärkung für das Team darstellen würde.
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Schweiz: Timea Bacsinszky Viktorija Golubic Martina Hingis |
Einzel 17 129 - |
Doppel 235 120 1 |
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Tschechien gewann im November 2015 gegen Russland den vierten Titel in fünf Jahren! Dabei hatten Kvitova und Karolina Pliskova ihre Einzel gegen Sharapova verloren. Dafür schlugen beide Pavlyuchenkova. Im entscheidenden Doppel setzten sich Strycova/Ka. Pliskova in drei Sätzen gegen Vesnina/Pavlyuchenkova durch. Den Russinnen wurde zum Verhängnis, dass Sharapova kein Doppel spielen kann beziehungsweise dies auf WTA-Ebene in den letzten zehn Jahren nur ein einziges Mal getan hatte. In die schwere Aufgabe in der ersten Runde der Weltgruppe I im Februar 2016 in Rumänien starteten die Tschechinnen dank dem Sieg von Ka. Pliskova über Halep überraschend stark. Kvitova verlor allerdings gegen Niculescu und Halep und somit fanden sich die Titelverteidigerinnen wie gegen Russland mit 1:2 im Rückstand. Pliskova bezwang Niculescu und im Doppel erspielte an der Seite von Strycova gegen Olaru/Mitu gleich noch den entscheidenden Punkt. Nicht nominiert wurden in gegenseitiger Absprache Petra Kvitova (WTA 7) und Lucie Safarova (WTA 15). Bei einer Safarova ausser Form verstehe ich das. Bei Kvitova weniger. Beide Spielerinnen werden in der Folgewoche in Stuttgart auf Sand antreten. Dank der Bencic-Absage ist Tschechien aber wieder voll im Rennen um den Finaleinzug.
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Tschechien: Karolina Pliskova Barbora Strycova Denisa Allertova Lucie Hradecka |
Einzel 18 33 61 112 |
Doppel 24 33 353 10 |
Fed Cup Schweiz - Tschechien | ||||
Spieltag | Spielstand | Spiel 1 | Spiel 2 | Spiel 3 |
Samstag . |
1:1 . |
Timea Bacsinszky - Barbora Strycova 0:6 2:6 |
Viktorija Golubic - Karolina Pliskova 3:6 6:4 6:4 |
|
Sonntag . |
2:3 . |
Timea Bacsinszky - Karolina Pliskova 4:6 2:6 |
Viktorija Golubic - Barbora Strycova 3:6 7:6 6:1 |
Hingis/Golubic - Hradecka/Pliskova 2:6 2:6 |
0:1
Timea
Bacsinszky
(WTA 17) -
Barbora
Strycova
(WTA 33)
0:6 2:6
Auf Bacsinszky lag als Miami-Halbfinalistin
der Druck ihre beiden Einzel gewinnen zu müssen. Kam hinzu, dass sie im
Direktduell gegen Strycova mit 0:3 zurücklag ohne je einen Satz gewonnen zu
haben. Die Lausannerin spielte schwach ohne Länge in ihren Schlägen. Ihre
Grundlinienschläge waren zu kurz und wenn sie einen Stoppball versuchte, so
geriet dieser zu lang. Strycova hingegen präsentierte sich hellwach mit guter
Beinarbeit und spielerischer Klasse. Bacsinszkys Schwäche ist die Vorhand und
diese stellte an diesem Wochenende ein zu grosses Manko dar. Die Schweizerinnen
wählten einen langsamen Platz und langsame Bälle, was ihnen vor allem gegen
Pliskova entgegenkommen würde. Für Bacsinszky war es in der Auftaktpartie
allerdings so, dass sie unter den langsamen Bedingungen nicht mehr in der Lage
war um Winner zu schlagen.
Das 0:6 im ersten Satz machte es atmosphärisch schwierig für das Heimpublikum
und die Heimmannschaft. Die wenigen Games von Bacsinszky im zweiten Satz zeigten
dann, dass ein Sieg immer noch möglich gewesen wäre. Es kam gar nicht auf Servicegames oder Breaks oder Spielstände
an, sondern einfach ob Bacsinszky in ihr Spiel findet und dann wäre
jederzeit alles drin gelegen. Die 26-jährige bestätigte im anschliessenden
Interview, dass sie schlecht gespielt habe und es sehr enttäuschend sei.
1:1
Viktorija
Golubic
(WTA 129) -
Karolina Pliskova
(WTA 18)
3:6 6:4 6:4
Bis weit in den zweiten Satz deutete Nichts
auf eine Überraschung hin. Vielmehr nahm das Spiel Züge von "gut gespielt,
trotzdem verloren" an für die Aussenseiterin Golubic. Denn im zweiten Satz
musste sie das Break zum 2:4 hinnehmen. Doch im nächsten Game gelang ihr endlich
das erste Break und danach startete sie durch. Unzählige Breakchancen
sah sie zuvor abgewehrt, da Pliskova von der Vorteilseite mit dem Service nach
aussen viele Chancen zu Nichte macht. Die 24-jährige Tschechin verfügt diesbezüglich
über eine starke Waffe und das lässt sie auch ruhig bleiben. Aber das Spiel
gestaltete sich mühsam für Pliskova, da sie wegen den langsamen Bedingungen
längere Ballwechsel spielen muss als sie gerne möchte. Sie wirkt immer relativ
schwerfällig. Die ersten beiden Stoppbälle von Golubic waren schockierend, da
Pliskova gar nicht reagierte. Die nächsten drei Stoppbälle erreichte sie zwar,
aber punktete nicht. Die letzten zwei Stoppbälle der Schweizerin waren nicht gut
gespielt und so konnte Pliskova endlich auf einen Stoppball punkten.
Im dritten Satz ging Golubic mit dem Break 2:1 in Führung, aber Weg war noch zu
lang um die veränderte Drucksituation auszuhalten. Denn jetzt lag die 23-jährige
Aussenseiterin vorne und hätte noch
vier eigene Aufschlagspiele halten müssen. Sie musste gleich im nächsten Spiel
das Re-Break hinnehmen, bekam aber nochmals eine Chance und legte erneut das
Break vor, diesmal zum 3:2. Nun klappte es
mit dem Halten des Aufschlags, denn aus solchen Situationen lernt man und
kann die schlechte Erfahrung schnell abhaken und überwinden.
Luzern
Egal was am zweiten Tag noch passieren würde, es war bereits ein
gelungenes Wochenende in Luzern. Ich lernte Reto aus Oberbüren und Christoph aus
Luzern kennen, die sich im
Rabble-Tippspiel einen Namen als Tenniskenner gemacht haben. Am Sonntag
hatte ich Geburtstag und per Zufall wurde unser Hotelzimmer auf eine Junior
Suite umgebucht (Bild 4).
Luzern
Ich war schon an vielen Orten am Fed Cup und Davis Cup. Aber Luzern ist
aus touristischer Sicht natürlich grosses Tennis.
Luzern Halbmarathon in 15 Kilometern
An meinem Geburtstag konnte ich Stefan überzeugen die Strecke des Swiss
City Marathons abzulaufen. Glücklicherweise handelt es sich dabei um
eine Halbmarathonrunde. Da unser Hotel auf der Strecke lag, rannten wir letztendlich
bei Wetterglück einen angenehmen Happen von 15 Kilometern. Der Halbmarathon in
Luzern findet jeweils Ende Oktober statt und steht meistens in meinem Jahresprogramm.
1:2
Timea
Bacsinszky
(WTA 17) -
Karolina Pliskova
(WTA 18)
4:6 2:6
Nach dem Überraschungssieg von Golubic am
Samstag sah die Welt für Bacsinszky vor ihrem Spiel am Sonntag schon wieder ganz
anders aus. Im Head-to-Head gegen
Pliskova wies sie zudem eine 2:0-Siegesbilanz auf. Das Aufeinandertreffen der
Nummern 1 beider Mannschaften war gleichzeitig aber auch das Duell der Verliererinnen
von gestern. Das Publikum und die Emotionen waren bereits von Beginn an
vielversprechend. Bacsinszky startete gut, konnte aber das Break zum 3:1 und 4:2
trotz guter Möglichkeiten nicht realisieren. Ab diesem
Zeitpunkt war nun zu erkennen, dass Pliskova in die Wohlfühlzone kam mit einer
Gegnerin, die bei den Chancen nicht zupackte. So war es die Tschechin, der bei
4:4 das erste Break gelang und ab diesem Zeitpunkt zog sie davon. Bacsinszky fiel in
das gestrige Muster zurück.
Es handelte sich um ein Spiel zweier Top
20-Spielerinnen, die beide im letzten Jahr erstmals die Top 10 geknackt hatten.
An diesen Fakten gemessen war das Spiel enttäuschend. Für Bacsinszky dürfte ein
baldiges Abhaken dieses Fed Cup-Wochenendes möglich sein, da sie ab Morgen auf
Sand spielen wird, womit ihr liebster Saisonteil beginnt. Interviews nach harten
Niederlagen sind nie einfach. Das Schweizer Fernsehen führte dennoch ein
Platzinterview mit Timea und als sie auf französisch erklärte, dass es "très
dur" sei, wenn man vor heimischem Publikum seine Leistung nicht abrufen kann, kam
sie ins Weinen. Vielen Dank Schweizer Fernsehen... Bacsinszky hat in diesem Jahr
übrigens alle vier Fed Cup-Matches verloren.
2:2
Viktorija
Golubic
(WTA 129) -
Barbora
Strycova
(WTA 33)
3:6 7:6 6:1
Sie hat es erneut gemacht!! Den ersten Satz
verlor Golubic erneut. Im zweiten Satz folgte die Wende in letzter Sekunde, als
die Schweizerin im Tie-Break etwas Schützenhilfe von ihrer Gegnerin benötigte
und auch erhielt. Im dritten Satz war die Zürcherin im Tunnel und zog ihr Spiel
unbeirrt durch.
Auf WTA-Niveau hat Golubic noch nie zwei Matches in Folge gewonnen und in Luzern
schlägt sie innert zwei Tagen gleich die Nummer 18 und 33 der Weltrangliste!
Bemerkenswert ist die Tatsache, dass sich das Spiel von Strycova komplett von
demjenigen von Pliskova unterscheidet. Gegen Pliskova kann man das Tempo mitnehmen. Gegen Strycova
hingegen muss man
sehr viel selber machen. Strycova war unglaublich stark bei Netzangriffen und
pflückte alle zumeist hohen Volleys und verwertete diese.
Wie sagte die
sympathische Viki doch im Siegerinterview: "Jetzt müend mir ois zersch mal chli
beruhige. Es staht ersch 2:2."
Der
Fed Cup ist immer ein tolle Sache und ich bin ein absoluter Fed Cup-Liebhaber.
Die Austragung im April 2016 in Luzern
ist eine der sehr stimmungsvollen und aufregenden Fed Cup-Episoden. Im Fed Cup
gab es in der Schweiz
seit 18 Jahren nicht mehr annähernd eine solche Stimmung.
2:3
Martina Hingis/Viktorija
Golubic
(WTA Doppel 1/120) -
Lucie
Hradecka/Karolina Pliskova
(WTA Doppel 10/24)
2:6 2:6
Welche Spielerin auch immer neben Hingis
aufgestellt worden wäre, es wäre die richtige Entscheidung gewesen. An so einem
verrückten Wochenende muss man auf die Umstände eingehen. Als Captain hat Heinz
Günthardt in dieser Situation die Aufgabe bei Golubic nachzufragen, ob sie für das in dreissig
Minuten stattfindende Doppel fit und bereit sei. Wenn sie ja sagt, dann muss er sie
aufstellen. Wenn Zweifel bestehen, dann kann er trotzdem eine Bacsinszky
bringen. Allerdings schiessen sich die Gegnerinnen in so einem
Entscheidungsspiel auf die nicht-Doppelspielerin ein. Das heisst Golubic oder
Bacsinszky muss diesem Druck mit Selbstvertrauen und Klasse entgegnen. Die
Aufstellung Hingis/Golubic und auch Hradecka/Pliskova (und nicht die gerade
besiegte Strycova) waren für mich die logische Folgerung und somit der Höhepunkt
des Wochenendes. Alle vier zuvor ausgetragenen Matches waren anders ausgegangen
als ich es erwartet hatte. Und auch das fünfte Match ging unerwartet aus, zumindest in der
Deutlichkeit. Ich hatte ein ausgeglichenes Spiel erwartet, doch das Powerhouse
Tschechien bombte sich unter der Aggressivität der äussert gut aufgelegten
Hradecka zum Sieg. Es war das erste Spiel, bei dem die langsamen Bedingungen den
Gegnerinnen in die Karten spielten. Denn die Tschechinnen haben so viel Schmackes
in ihren Schlägen, dass sie trotzdem Winner schlagen und dominieren konnten. Der Effort der Schweizerinnen hingegen verpuffte etwas. Golubic machte ihre Sache
gut. Ihr einziger Fehler war, dass sie zu oft versuchte ihre Gegnerinnen longline zu
passieren, was nicht klappte.
Tschechien verfügt nicht nur über vier starke Einzelspielerinnen, sondern auch
über vier starke Doppelspielerinnen. Anders ist die tschechische Dominanz im Fed
Cup in den letzten Jahren nicht zu erklären. Die Siegerinnen der letzten beiden Jahren haben sich in
Luzern nicht düpieren lassen.
Belinda Bencic
Trotzdem Bencic anfangs Woche verletzungsbedingt aus der Aufstellung
gestrichen wurde, gehörte sie erfreulicherweise zur Mannschaft und war in Luzern
mit dabei. Natürlich hatte sie auch Sponsorentermine zu erfüllen, aber im
Vordergrund stand sicherlich das Team. Durch die "Entnominierung" Bencics fehlte
bei der Eröffnungszeremonie eine Spielerin und somit hatten die Schweizerinnen
einen Wimpel zu wenig für den Austausch mit den Tschechinnen. Der wurde
sicherlich nachgeliefert. Dahinter steckten aber gute Gründe von Captain
Günthardt. Er hätte Bencic durchaus im Team belassen können um die Tschechinnen
im Ungewissen zu lassen, ob Bencic doch noch zu einem Einsatz kommen würde. Doch
er wollte Belinda und das restliche Team schützen, denn in den Medien wäre die
Frage nach Bencics möglichem Einsatz andauernd gestellt worden. Dadurch gab er
Viki auch mehr Selbstvertrauen, denn er nominierte keine vierte Spielerin nach.
Eine sehr gute Voraussetzung für die Schweizer Fed Cup-Ambitionen in den
kommenden Jahren bildet folgende Situation: Belinda möchte mit Martina den Fed Cup gewinnen.
Denn diesen Titel
hat die 35-jährige Hingis noch nicht gewonnen und die 19-jährige Bencic natürlich auch nicht.
Durch das Training bei Hingis' Mutter Melanie Molitor haben die beiden eine sehr
enge Beziehung. Auch Bacsinszky ist eine leidenschaftliche Fed Cup-Spielerin und
immer mit dabei. Die weiteren Spielerinnen sowieso. Die Schweiz dürfte also bis
auf weiteres in Bestbesetzung antreten können.