Fed Cup Slowakei  - Schweden

zurück zur Hauptseite         Last updated: 30.01.2023

Fed Cup 2005 - Weltgruppe II - Schweiz-Slowakei,

Fed Cup 2008 - Europa/Afrika-Zone I - Budapest, Fed Cup 2010 - Europa/Afrika-Zone I - Lissabon

Fed Cup 2011 - Weltgruppe II - Schweden-Ukraine,

Fed Cup 2011 - Weltgruppe II/EA - Schweiz-Schweden, Fed Cup 2012 - Europa/Afrika-Zone I - Eilat

Fed Cup 2012 - Weltgruppe II/EA - Schweden-Grossbritannien,

Fed Cup 2013 - Weltgruppe I/II - USA-Schweden, Fed Cup 2014 - Weltgruppe II - Schweden-Polen

Fed Cup 2014 - Weltgruppe II/EA - Schweden-Thailand,

Fed Cup 2015 - Weltgruppe II - Schweden-Schweiz  
17.-19. April 2015

Play-Off der Weltgruppe II im Fed Cup 2015 vom 18./19. April 2015 in Bratislava (SVK)

Das Abstiegsspiel gegen die starken Slowakinnen müssen die Schwedinnen ohne ihre Standardbesetzung der letzten 10 (!) Jahre bestreiten. Der leistungsbedingte Verzicht von Sofia Arvidsson (WTA 280), die die Mannschaft 15 Jahre lang ohne Unterbruch geprägt hatte, stellte bereits eine neue Ausgangslage im Teamgefüge dar. Die kurzfristige Absage der formstarken Johanna Larsson (WTA 47) aufgrund einer Ellbogenverletzung lässt die schwedischen Hoffnungen aber auf ein Minimum schwinden. Dabei erschien ein Erfolg durch die langwierige Fussverletzung der Slowakin Dominika Cibulkova (WTA 35) zwischenzeitlich nicht mehr als eine Unmöglichkeit.

Damit scheint der Abstieg vorgezeichnet zu sein. Seit der Weltgruppenzugehörigkeit in der Ära Arvidsson/Larsson konnten die Schwedinnen sechs Heimspiele austragen, wodurch auch ich dank Reiseführer Roland zum Schweden-Insider wurde. Nur beim ersten Heimspiel gegen China im Jahr 2010 waren wir nicht dabei. Die restlichen Partien sind alle oben verlinkt. Die Schwedinnen müssen nun zum vierten Mal auswärts antreten. Die Auswärtsspiele führten uns in die Schweiz, in die USA und nun in die Slowakei. Bisher durften wir auswärts noch nie einen Sieg bejubeln. Den erfolgreichen Abstecher nach Argentinien im Februar 2013 konnten wir leider nicht mitmachen. Falls es zurück in die Europa/Afrika-Zone I gehen sollte, könnten sich die Fed Cup-Abenteuer leider auf einen Termin pro Jahr reduzieren. Leider findet dieser bereits in der ersten Februarwoche statt, was für mich beruflich immer eine grosse Herausforderung darstellt. Die EA-Zone I bot bei meinen drei bisherigen Besuchen ob in Budapest, Lissabon oder Eilat allerdings immer ein sehr unterhaltsames und aufregendes Turnier. Kurzum: wir sind offen für alles und zu allem bereit!

Nach zwei verlorenen Auswärtsspielen gegen Kanada und die Niederlande sind die Slowakinnen froh, dass sie ein Heimspiel zugelost erhalten haben. Zu Hause kann man die Bedingungen so gestalten, damit man aus dem vollen Reservoir der aktuell vier Top 100-Spielerinnen schöpfen darf. Denn in Bestbesetzung hätte man auch in Kanada gewinnen können und in den Niederlande gewinnen müssen. Für diese zwei Begegnungen hatten sich aber Cibulkova und Hantuchova nicht angeboten.
Leider muss man aus slowakischer Sicht auf die letztjährige Australian Open-Finalistin Cibulkova verzichten, die eine chronische Verletzung am Fuss operativ behandeln musste und für die komplette Sandplatzsaison ausfällt. Ich frage mich, ob die Entscheidung auch auf einen Sandplatz gefallen wäre, wenn man zu diesem Zeitpunkt bereits von der Abwesenheit Cibulkovas gewusst hätte.

  • Anna Karolina Schmiedlova hat am Sonntag in Katowice auf Hartplatz ihren ersten WTA-Titel gewonnen und sich damit in der Weltrangliste an Hantuchova und Rybarikova vorbeigeschoben.
  • Zwei Tage vor Spielbeginn schlug die Verletzungshexe auch bei Magdalena Rybarikova (WTA 53) zu, die durch die jüngere der Schmiedlova-Schwestern ersetzt wird.
  • Damit kann die Slowakei noch mit zwei Top 100-Spielerinnen (die sogar beide in den Top 50 klassiert sind) antreten.

 

Slowakei:
Anna Karolina Schmiedlova
Daniela Hantuchova
Jana Cepelova

Kristina Schmiedlova
Einzel
46
49
118
578
Doppel
323
83
237
1165
Anna Karolina Schmiedlova, Daniela Hantuchova, Janette Husarova, Magdalena Rybarikova, Kristina Schmiedlova, Jana Cepelova

Die unbestrittene - aber verletzte - schwedische Nummer 1 ist Larsson, die sich auf ihre Karrierebestplatzierung von Rang 46 hochgearbeitet hat.
Sofia Arvidsson hat das Aufgebot von Captain Wahlgren aufgrund ihrer Formschwäche abgelehnt. Dies noch vor dem Ausfall von Larsson. Eine für mich nachvollziehbare und konsequente Entscheidung, wenn für sie bei einem möglichen Einsatz ein Matchgewinn nicht realistisch erscheint. Natürlich ist sie stark mit dem Team verwurzelt, aber beim aktuellen Leistungsstand kann sie nicht dieselbe Rolle ausüben wie in den letzten Jahren.

  • Schweden reist mit vier Spielerinnen an, welche innerhalb von 14 Monaten geboren wurden und aktuell erst 19 oder 20 Jahre alt sind. Von den Gegnerinnen ist Schmiedlova ebenfalls in dieser Zeitspanne geboren.

 

Schweden:
Susanne Celik
Rebecca Peterson
Ellen Allgurin
Cornelia Lister
Einzel
221
235
366
681
Doppel
617
120
924
368
Ellen Allgurin, Rebecca Peterson, Anne Weibull, Lars-Anders Wahlgren, Mattias Arvidsson, Cornelia Lister 
 Fed Cup Slowakei - Schweden
 Spieltag  Spielstand  Spiel 1  Spiel 2  Spiel 3
 Samstag
 .
 2:0
 .
 A. Schmiedlova - Peterson
 6:3 6:3
 Hantuchova - Celik
 6:2 6:0
 
 Sonntag
 .
 4:0
 .
 A. Schmiedlova - Allugrin
 6:1 6:4
 4. Einzel nicht gespielt  A. Schmiedlova/Cepelova - Peterson/Celik
 4:6 6:3 10-7

 


Kulinarisches
Zumindest habe ich mir mit der Geburtstagstorte (Bild 1), dem Sauerkraut mit Speckknödel (Bild 2) und dem Sushi inklusive Sweet Hearts Dessert (Bild 6) den Abstieg ordentlich schmecken lassen. Im Urban House (Bilder 3-5), wo gewisse Gewürze gleich selber angepflanzt wurden, war der momentane Trend von Hipstern mit Vollbärten nicht zu übersehen. Dort gönnte ich mir am ersten Abend einen Mango-Caipirinha (Bild 3) und am nächsten Tag einen Smoothie mit Avocado, Kokonussmilch, Pfefferminze und griechischem Yoghurt (Bild 4) und fühlte mich danach als ob in meinem Mund eine Pfefferminzbaum wachsen würde.


Bratislava
Der Altstadt von Bratislava anzusehen, dass die Stadt unter ungarischer und später tschechoslowakischer Herrschaft nie eine grosse Hauptstadt war.


Donau
Am Samstag- und Sonntagmorgen absolvierte ich jeweils den ausgeschilderten zehn Kilometer-Laufweg.


Slowakei - Schweden
Das nationale slowakische Tenniszentrum (Bilder 1-6) verfügt über ein schliessbares Dach! Das wurde vor Beginn und zwischen dem ersten und zweiten Einzel wohl eher zum Lüften kurz geöffnet. Es gab bei der Eröffnungszeremonie keinen so grossen Bahnhof wie beim Auswärtsspiel in Delray Beach. Von der Stimmung während der Begegnung her war Bratislava mit etwas über 2'000 Zuschauern aber das bisher grösste Arrangement.
Bei der Eröffnungszeremonie und während dem ganzen Wochenende wurden alle Schwedinnen mit der Endung -ová ausgesprochen. Während wir uns in der Schweiz grösste Mühe geben, um die Namen so auszusprechen wie sie im Herkunftsland ausgesprochen werden, so hat man in der englischsprachigen Kultur weniger Flair für fremde Namen und spricht diese oft so aus wie man sie auf English lesen würde. In der Slowakei aber ändern sie gleich die kompletten Namen ab und machen aus den Schwedinnen eine Petersonová, Celiková, Allgurinová und Listerová.
Hat man das schwedische Team in der Woche vor dem Fed Cup in den sozialen Medien verfolgt, dann wirkte alles wie ein grosses Abenteuer für die jungen Spielerinnen. Sie freuten sich auf die grosse Herausforderung und mussten diese zwangsläufig unbedarft angehen, um an ihre Chance zu glauben. Anders als mit den erfahrenen Spielerinnen Larsson und Arvidsson nahm Wahlgren seine Spielerinnen vor dem ersten Spiel im Kreis zusammen, um sie einzuschwören. Auch die Slowakei beweis Teamgeist und war während dem Wochenende mit sieben Spielerinnen anwesend. Neben den vier nominierten Spielerinnen ergänzten die verletzten Cibulkova und Rybarikova sowie die 40-jährige Veteranin und Doppelspezialistin Janette Husarova die Spielerbank.

Anna Karolina Schmiedlova, Dominika Cibulkova, Magdalena Rybarikova, Daniela Hantuchova, Janette Husarova, Kristina Schmiedlova, Jana Cepelova
1:0  
Anna Karolina Schmiedlova
(WTA 46) - Rebecca Peterson (WTA 235)   6:3 6:3
Geht man als Aussenseiterin in die Partie, so ist der Start extrem wichtig. Peterson konnte ihre Aufschlagspiele mit etwas Mühe durchbringen, war ihrerseits aber auch bei Schmiedlovas Service nicht weit weg. Bis zum 3:3 waren sie gleich auf, ehe der 20-jährigen Slowakin das vorentscheidende Break im ersten Satz gelang. Peterson zeigte einmal mehr, dass bei ihr die gesamte Palette an Schlägen und Athletik vorhanden ist, die mit Fleiss und Geschick bis zum WTA-Niveau ausbaubar ist. Ihre Schläge haben eine gute Länge, auch wenn diese zwischendrin zu lang gerieten.
Im zweiten Satz konnte die 19-jährige die Handbremse endgültig lösen und brachte Schweden mit 3:1 in Führung. Eine Schmiedlova hat aber die Klasse, um sich an die gesteigerte Intensität anzupassen und Peterson damit zu überfahren. Die nächsten fünf Games in einer unterhaltsamen Partie waren slowakisch.

Susanne Celik
2:0   Daniela Hantuchova (WTA 49) - Susanne Celik (WTA 221)   6:2 6:0
Der gute Start in die Partie war Celik bei ihrem Fed Cup-Debüt nicht vergönnt. Die zehn Jahre ältere Hantuchova zeigte sich so routiniert, dass sie die 21-jährige Schwedin von Beginn weg kaltstellte. Die Slowakin traf die Linien mitunter aber auch unglaublich gut und erwischte Celik immer und immer wieder auf der Vorhandseite. Da hätte Celik noch fünf Bälle unter den Rock klemmen können (nein, es waren bei ihr immer nur zwei Bälle wie auf Bild 3 zu sehen, aber selbst das ist schon aussergewöhnlich), Nichts half. Wir müssen sie mal fragen, warum sie zwei Bälle als Reserve nimmt. Ich könnte mir vorstellen, dass es vom Vertrauen her ein gutes Gefühl gibt, wenn man auch beim zweiten Aufschlag noch einen Reserveball auf der Seite hat. So kann man sich vorgaukeln, dass es nicht der letzte Service ist und man kurz vor dem Doppelfehler steht. Ist aber alles nur Spekulation.
In 59 Minuten war die Klatsche abgeholt und am nächsten Tag war Celik als Nummer 1 der Mannschaft bereits für das dritte Einzel angesetzt. Schlechte Aussichten. Aber mit dieser Debütniederlage kann man sie auch nicht herausnehmen und bis in das nächste Jahr auf den nächsten möglichen Fed Cup-Einsatz warten lassen. Die Niederlage muss im Idealfall schnellst möglich aus dem Kopf raus.


Burg Bratislava
Am Samstagabend legte die Abendsonne die Donau und die Altstadt bei unserem Abstecher auf die Burg in ein güldenes Licht. Mitte April war es aber noch recht frisch.


3:0   Anna Karolina Schmiedlova (WTA 46) - Ellen Allgurin (WTA 366)   6:1 6:4
Das Trainerteam um Lars-Anders Wahlgren fand eine Lösung, um Celik aus dem dritten Einzel zu nehmen und ihr trotzdem die Chance auf einen weiteren Einsatz zu geben. Im Doppel würde sie mit Peterson spielen, egal ob in einem entscheidenden Doppel oder höchstwahrscheinlich in einem belanglosen Doppel. An dieser Stelle hätte man nun wohl auf den Haudegen Arvidsson zurückgegriffen, welche das Aufgebot aber abgelehnt hatte. Sie weilt in den USA und hat beim 50'000$-Turnier in Dothan in Alabama am Dienstag nach dem Fed Cup gleich in der ersten Runde gegen Crawford (WTA 264) mit 2:6 4:6 verloren. Bei diesem Resultat darf man festhalten, dass man in der ohnehin recht aussichtlosen Situation gegen Slowakei statt dessen gerade so gut der 20-jährigen Allgurin die Chance einräumen konnte.
In ihrem ersten massgebenden Fed Cup-Einsatz wurde sie zu Beginn leider im Eiltempo mit 0:5 überrollt. Ihr fehlt die Konstanz und Agilität, um viele lange Ballwechsel einzugehen. Oft blieb sie in ihren Schlägen zu kurz. Aber sie kann die Bälle aggressiv und früh retournieren und trockene Gewinnschläge ansetzen. Mir war wichtig zu sehen, ob Ellen den nötigen Biss hat. Auf der Fed Cup-Bank wirkt sie oftmals etwas abwesend. Aber vermutlich spielt sie einfach lieber als zuzuschauen. Der Biss war vorhanden. Wie Peterson am Vortag zum 3:1 im zweiten Satz öffnete auch Allgurin ihr Visier und zog im zweiten Satz auf 3:0 davon. Doch auch hier kam die Katowitz-Siegerin vom letzten Sonntag zurück und drehte den Satz. Im Nachhinein kann man festhalten, dass Schmiedlova eine etwas dankbarere Gegnerin war als Hantuchova, da die aufstrebende Slowakin noch nicht so abgeklärt spielt.


4
:0  
Jana Cepelova/Anna Karolina Schmiedlova
(WTA Doppel 237/323) - Rebecca Peterson/Susanne Celik (WTA Doppel 120/617)   4:6 6:3 10-7
Mit fünf Siegen aus Katowitz zu ihrem ersten WTA-Titel und den zwei Matchgewinnen als Nummer 1 im Fed Cup hatte Schmiedlova ihre erstmalige Rolle als Teamleaderin erfüllt. Solche Einsätze rauben auch emotional Kräfte. Dennoch setzte Captain Liptak sie auch im unbedeutenden Doppel ein. Er baute wohl darauf, dass sie ihren Lauf gleich weiterzieht. Ich sah mehr das Risiko, dass es schwer ist, sich nach all diesen tollen Erlebnissen erneut zu fokussieren. Insofern hätte ich der jungen Kristina Schmiedlova das Fed Cup-Debüt ermöglicht.
Bei den Schwedinnen spielen Celik und Allgurin die sauberen Volleys als Peterson, wenn man das Einspielen verfolgt. Allerdings hat Peterson den Mut, um am Netz die Initiative zu ergreifen und ist daher stärker einzustufen als ihre Landsfrauen. Im Februar gewann sie mit viel Turnierglück und dank Aufgabesiegen an der Seite von Bonaventure gar unverhofft ihren ersten WTA-Titel in Rio de Janeiro. Seit wir schwedischen Fed Cup mitverfolgen, hat die Mannschaft noch keine Begegnung ohne Matchgewinn abgeschlossen. Die Zeichen deuteten nach dem Satzgewinn im Doppel darauf hin, dass diese Serie aufrechterhalten werden kann. Im zweiten Satz liessen sich die Schwedinnen allerdings durch die neue australische Aufstellung der Slowakinnen irritieren, als sich bei Aufschlag Schmiedlova plötzlich Cepelova in der Mitte des Netzes aufstellte. Peterson/Celik wichen daraufhin an die Grundlinie zurück, konnten von dort aus aber keinen Druck mehr ausüben wie zuvor mit einer Spielerin am Netz.


Bratislava - Wien
So kassierten die Schwedinnen in dieser Fed Cup-Saison eine 1:7-Negativbilanz und haben in massgebenden Spielen kein einziges Match gewonnen, sondern verloren gegen die Schweiz und gegen die Slowakei jeweils geradewegs mit 0:3. Meine Enttäuschung auf der Rückfahrt zum Flughafen hielt sich diesmal aber in Grenzen, da sich die Niederlage klar angedeutet hatte. Auf andere Gedanken brachten uns während der Fahrt die vielen Windräder - ich schätze so gegen 250 Stück - die auf österreichischer Seite im ehemaligen Grenzbereich zum Ostblock angelegt wurden. Auch die österreichischen Namen Potzneusiedl, Maria Ellend und Fischamend boten lustige Intermezzos.

 

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