Swiss Indoors 2023, Basel |
zurück zur Hauptseite Last updated: 01.11.2023 |
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28. Oktober 2023 |
Ende der 2000er-Jahre hatte
mir Esther gesagt: "Alles ausser Federer gegen Top 5 ist für mich nicht
interessant". Mit ihr bin ich jeweils am Samstag nach Basel an den Halbfinaltag
wie man in der Zeitleiste oben in der Navigation sieht. Für mich wurde es
zeitlich immer enger neben Geschäftlichem (Budgetabgabe) und Privatem
(Laufwettbewerben und den ATP Finals in London), so dass ich nach 2016 meine
Prioritäten ohne Basel setzte. Esther traf ich jeweils mit ihrem Lebenspartner
in London wie auch andere meiner Tennisfreunde aus aller Welt. Die ATP Finals sind
nicht mehr in London und privat habe ich mir einen Rabbatical gegönnt. So buchten
wir für 2020 wieder Tickets für Basel, wie üblich mit den Coop Supercardpunkten.
Diesmal für den Viertelfinaltag am Freitag. Nach zweimaliger Verschiebung wegen
Corona war es in 2022 nun endlich so weit.
Wir kam im Foyer in der renovierten St. Jakobshalle an und ich meinte noch zu Esther
dass das vorher noch nie weiss gewesen sei. Und dass da vorher die Glashülle
noch nie so weit nach vorne über die Treppen gezogen war. Die Treppen waren
früher ausserhalb des Gebäudes und jetzt integriert und es ist somit deutlich
mehr Platz vorhanden innerhalb der Halle für den Zuschauerfluss und die
Bewirtung. Auf der Tribüne meinte ich dass die Sitze noch nie dunkelbraun
gewesen waren. Sie konterte bei allen Aussagen, dass das beim letzten Mal und
selbst das Jahr davor schon so gewesen. Bis ich dann auf meiner Homepage kurz
nachschaute und bemerkte dass ich ja seit 2016 nicht mehr in Basel gewesen war.
Die Swiss Indoors in Basel gehören preislich zu den teuren Eintritten. Naja, es
findet auch in der Schweiz statt. Wenn ich aber vergleiche wie viel Platz ich in
Reihe 15 in der zweiten Kategorie in der Breite und betreffend Beinfreiheit erhalte, so ist
das sehr komfortabel. In anderen Stadien werden drei oder gar vier Sitze auf die
gleiche Fläche gepfercht und verkauft, auf der in Basel zwei Sitzplätze angeboten
werden. Basel hat den Anspruch dem Zuschauer eine Weltklasseveranstaltung mit
Weltklassetennis zu bieten.
Die Organisatoren scheinen das Schaufenster kurz nach dem Rücktritt vom
zehnfachen Turniersieger und Titelverteidiger Roger Federer vor einem Monat
ideal genutzt zu haben. Denn fast alle Eintrittskarten waren verkauft worden als
Federer noch ein aktiver Tennisspieler war. Bei dieser Austragung schwappte
Wawrinka (erstmals?) eine Welle der Liebe entgegen, was aus Schweizer Sicht wohl
die Geschichte ist, welche von dieser Ausgabe in den Köpfen hängen bleibt. Dahinter standen mit
Hüsler und Stricker zwei weitere Schweizer dank Wild Cards im Turnier. Die Zwei
und ihre jungen wilden Kollegen haben vor einem Monat im Davis Cup auch den
Aufstieg in die Weltgruppe geschafft und dürfen in 2023 zum ersten Mal seit 2019
wieder an den Qualifiers für die Davis Cup Finals teilnehmen. Es scheint Licht
am Ende des Tunnels, denn die junge Generation Schweizer Tennisspieler hat
qualitativ und quantitativ das Potential um über viele Jahre Freude zu bereiten.
In einem Jahr des Umbruchs wie diesem wird einem bewusster, dass die Swiss
Indoors eine Traditionsveranstaltung sind und seit fünf Jahrzehnten
Weltklassetennis bieten. Bei der 50. Austragung in diesem Jahr war mit Alcaraz
der Weltranglistenerste anwesend und somit geht die Serie weiter, dass bei den
Swiss Indoors in Basel sämtliche Weltranglistenersten seit Einführung der ATP
Weltrangliste mindestens einmal am Start waren.
Mich beeindruckt dabei am meisten, dass man die aufstrebenden Spieler immer früh
nach Basel zu holen versucht. So war Turnierdirektor Brennwald in diesem Jahr
auch besonders stolz acht der besten zehn Spieler der "Next
Gen" in Basel zu haben. Notabene einem ATP Turnier der Kategorie 500, welches in
der gleichen Woche Konkurrenz von Wien hat, da im Turnierkalender üblicherweise
zwei Turniere der Kategorie 500 in derselben Woche ausgetragen werden. Und es
bedingt natürlich auch dass diese Next Gen-Spieler (also bis maximal 21 Jahre)
auf einem spielerischen Niveau sind damit sie auch überhaupt in Basel antreten
dürfen. Im Hauptfeld von Basel standen folgende Next Gen-Spieler: Alcaraz (ATP
1, 19 Jahre), Musetti (23, 20), Rune (25, 19), Baez (39, 21), Nakashima (44,
21), Draper (45, 20), Brooksby (50, 21) und mit einer Wild Card Stricker (129,
20). Es ist schon erstaunlich dass sich diese jungen Spieler bereits in den Top
50 der Weltrangliste befinden. Von den Top Shots der Jungen fehlte lediglich
Sinner (12, 21), welcher in Wien antrat. Und da waren ja noch weitere sehr junge
und erfolgreiche Spieler in Basel mit Auger-Aliassime (ATP 9, 22 Jahre), de
Minaur (24, 23), Kecmanovic (28, 23) und Davidovich Fokina (31, 23).
Wir befinden uns in einer aufregenden Phase im Herrentennis. Bemerkenswert ist
insbesondere dass drei dieser jungen Spieler die drei Turnieren der Kategorie
250 in der Woche vor Basel gewinnen konnten: Auger-Aliassime in Antwerpen, Rune
in Stockholm und Musetti in Neapel. Noch bemerkenswerter ist, dass das letzte
ausgetragene Grand Slam Turnier an Alcaraz ging und der spanische US Open-Sieger
jetzt die jüngste Nummer 1 der Weltrangliste aller Zeiten ist.
Felix Auger-Aliassime
(ATP 19)
-
Holger Rune
(ATP 6)
6:3 6:2
A Vortag Matchball gegen sich und erst nach Mitternacht fertig. Und dann Rune
gibt ihm zweimal gleich zum Satzbeginn das Break ohne ihn in ein aufreibendes
Match verstricken zu können.
R nimmt bei zweitem Break im zweiten Satz zum 2:5 schon mal seine Schweissbänder
ab. Breakte danach zwar noch.
A mit WC. Saison bisher enttäuschend wenn man vergleicht welche Erwartungen er
vor Jahresfrist weckte mit dem vermuteten grossen Durchbruch.
R in den letzten Wochen/Monaten schwach und hier mit Zusammenarbeit mit Boris
Becker.
Ein Puzzleteil in der aktuell so starken Entwicklung der jungen Spieler könnte
sein, dass seit vielen Jahren auf der Juniorentour und seit kurzem auch auf der
ATP Tour Coaching erlaubt ist. Das Handtuch muss man seit Corona ja (endlich)
auch selber holen und das verbinden die Spieler heutzutage in einer Ecke gerne
mit der unauffälligen Konsultation ihres Trainers. So wie auf Bild 8 der
Weltranglistenerste Alcaraz bei seinem Trainer,
einem ehemaligen Weltranglistenersten. Coaching während des Spiels ist erlaubt
so lange sich der Spieler in jener Platzhälfte befindet, in welcher auch der
Trainer sitzt. So kann die Entwicklung des taktischen Verständnisses und der
Lösungsfindung in einer Karriere durchaus beschleunigt werden. Das kann im jungen Alter aber auch
wieder umso grössere finanzielle Hürden mit sich bringen. Das Geschäft der
Tennisakademien und der Supercoaches scheint mir ein äusserst lukratives zu
sein. Bei den bekannten Tennisakademien dürfte es hauptsächlich das
Leistungsniveau der anwesenden Spieler sein, welche sehr zur Leistungsförderung
beiträgt. Der Anteil der Trainer macht dabei vermutlich gar nicht so einen
grossen Unterschied gegenüber anderen Tennistrainern aus.
Die Platzinterviews wurden in diesem Jahr erstmals vom Basler
Marco Chiudinelli
geführt.
Nachtrag Februar 2023: Ich habe noch zwei Bilder vom ersten Februar-Wochenende 2023 angefügt. Ich fand in diesem Bericht passen sie am besten hin als Ergänzung. Marco Chiudinelli hat zum zweiten Mal im solothurnischen Trimbach ein Amateurturnier organisiert, bei dem der Sieger einen Tennistag bei seinem M-Camp gewinnt. Denn er organisiert exklusive Tenniskurse und -erlebnisse. Im letzten Jahr hatte ich einen Match gewonnen und war im Halbfinal ausgeschieden. Diesmal gewann ich zwei Matches im Aktiv R4/R6-Tableau und schaffte es schon mal als Finalist auf das Foto (Bilder 10 und 11). Wer weiss, vielleicht sind ja aller guten Dinge drei... Aber unabhängig vom Turniersieg fand ich das schon cool einfach nur mitzuspielen und an diesem Wochenende hatte ich jeweils auch gut Zeit dafür.
Hubert Hurkacz
(ATP 11)
-
Ugo
Humbert
(ATP 28)
6:4 3:6 7:6
Seine erste Runde spielte Auger-Aliassime in Basel erst am Mittwoch, weil er am
Sonntag noch im Endspiel von Antwerpen engagiert war. Sowohl in Antwerpen als
auch in der Woche davor in Florenz spielte er sich zum Turniersieg. Mit dem
Titel von Basel in dieser Woche sind es drei Turniersiege innert drei Wochen. Es
ist sicherlich eine neue Stufe, die der 22-jährige Kanadier damit gezündet hat.
Auf der anderen Seite sind es aber drei Hallenturniere (1x Kategorie 500 und 2x
250) zum Saisonende hin. Dieser Lauf von drei Wochen macht den
Linkshänder jetzt noch nicht zum besten Tennisspieler der Welt. Aber wer weiss
wo es hinführen kann.
Bei den Junioren hatte er als gerade 16-jähriger die US Open gewonnen und
wechselte danach zur den Erwachsenen.
Bei Bublik darf man immer gespannt sein wie er sich präsentiert. Ich tue ihm
vielleicht unrecht und fasse eine gewisse Gelassenheit und Spielfreude als
Nachlässigkeit auf. Da sieht man diesen 196cm Hünen und dann packt er nach harten
Schlägen plötzlich Stoppbälle oder quirlige Sliceschläge aus. In dieser Partie
gewann ich den Eindruck dass Bublik in Grundlinienduellen gegen Auger-Aliassime
wenig Erfolgschancen sieht und deshalb mit kurzen Bällen zu mischen beginnt. Die
Stopps spielt er auch wirklich gut, oft einfach zu waghalsig.
Auger-Aliassime hat ein recht lästiges Stöhnen. Er stöhnt nach dem Schlag und es
hört sich etwas an als ob er keine Luft kriegen würde.
gab früher auch einen ähnlich tiefen Brunftschrei auf dem Tennisplatz von sich.
Dafür passte die Kleidung des Kanadiers sehr schön zum violetten Teppich in der
St. Jakobshalle, der für mich stilistisch der Höhepunkt war. Wobei ich diesen
von meinem Sitzplatz aus sah und er vom Platz her und
auf den Fernsehbildern vielleicht gar nicht so ersichtlich war.
Edouard
Roger-Vasselin/Santiago Gonzalez
(ATP Doppel 13/14)
-
Kevin Krawietz/Tim Pütz
(ATP Doppel 15/25)
6:4
6:4
RV G 39 40 J
K zweimal mit Doppelfehler gebreakt. Beim zweiten Mal muss Schläger dran
glauben.
Auch Rune spielte seine erste Runde in Basel erst am Mittwoch, da er am Sonntag
noch noch das Endspiel von Stockholm bestritt und gewann. Daher interessierte
ich mich auch noch sehr für dieses letzte Viertelfinalspiel am Freitag und
machte meine Zuschauerkollegen etwas auf ihn aufmerksam. Das Spiel selber riss
mich dann aber nicht vom Hocker. Mit dem Qualifikanten Rinderknech stand ihm
natürlich auch ein aufschlagstarker Spieler gegenüber. Mich nervte aber dass
Rune nach jedem gespielten Punkt irgendetwas machen musste. Entweder lamentierte
er, richtete sich seine Kappe oder nahm Blickkontakt mit seiner Box auf. Jetzt
kann man sagen dass er mit 19 Jahren noch jung ist und sich das noch mässigen
wird. Aber es nervte mich trotzdem.
Im Tie Break änderte der Däne seine Taktik. Statt auf die Punkte zu gehen,
bemühte er sich dem Gegner keinen billigen Punkt mehr zu schenken. Das gelang
ihm und die Kurzentscheidung ging sogleich mit 7:0 an ihn. Hier kann es
sicherlich sein dass der neu ins Trainerteam gestossene Patrick Mouratoglou
einen taktischen Hinweis gab. Nach dem ersten Satz waren wir bereit zur
Heimfahrt. Ich konnte mir vorstellen wie der zweite Satz nun verlaufen würde:
Rune könnte nun wieder versuchen zu drücken und falls das nicht reichen sollte,
dann könnte er zum Satzende immer noch erneut auf die nun bewährte Taktik
umstellen und mit abgeklärterem Spiel seine Fehlerquote senken. Er wusste ja
jetzt dass dies gegen den heutigen Gegner funktioniert.
Hugo Nys/Jan Zielinski
(ATP Doppel 22/23)
-
Jamie
Murray/Michael Venus
(ATP Doppel 18/18)
4:6
6:4 10-7
Ging traditionell nach erstem Satz.
Riedi und Kym sind die anderen beiden jungen Schweizer Spieler
neben/hinter Stricker. Riedi verlor im Juniorenfinal von
Roland Garros 2020 gegen Stricker, hatte zuvor beim Australian Open aber bereits
den Titel im Juniorendoppel gewinnen können. Kym hatte im Doppel bei seinem
Davis Cup Debüt 2019 nur wenige Tage vor seinem 16. Geburtstag für Aufsehen
gesorgt, als er im Doppel zusammen mit Laaksonen überraschend den Ehrenpunkt für
die Schweizer holen konnte und die Mannschaft vorerst mit 1:2 in der Begegnung
gegen Russland um die Teilnahme an den Finals hielt. Ich kann mich noch
erinnern: Sein allererster Aufschlag war gleich ein Ass gewesen.
Riedi schaute gefühlt alle Spiele in Basel live mit an. Wir hatten ihn am Freitagabend nach dem Wawrinka
Spiel noch auf der Tribüne neben uns gesehen. Das Doppel gegen die Franzosen war
das erste Match am Freitag gewesen. Am Finaltag war er im TV eingeblendet. Am Donnerstag
vor Ort im
Interview mit SRF sagte er, er habe am Mittwoch die Partie von Stricker bis
nachts um 2 Uhr geschaut. Er hätte zu diesem Zeitpunkt ja bereits gewusst dass er seine zweite Runde im Doppel erst am Freitag
spielen würde.
In der ersten Runde im Doppel schafften die jungen Schweizer mit der Wild Card
gegen das an Nummer drei gesetzte und erfahrene Doppel Zeballos/Granollers im
Match Tie Break hauchdünn die Überraschung. Ihre heutigen Gegner waren doppelt
so alt: Kym ist 19 und Riedi ist 20 Jahre alt. Roger-Vasselin ist 38 und Mahut
40 Jahre alt. Im ersten Satz war Mahut noch sehr fehlerhaft und die Schweizer
ergriffen jede sich bietende Chance beim Schopf und agierten auch am Netz sehr
initiativ. Im weiteren Spielverlauf setzte Roger-Vasselin in wenigen wichtigen
Momenten mit Rückhandpassierbällen die Linie hinunter entscheidende Nadelstiche.
Einzel | ||||
1. Runde | 2. Runde | Viertelfinal | Halbfinal | Final |
Holger Rune (1) - Miomir Kecmanovic 1:6 7:5 6:3 |
Holger Rune (1) - Sebastian Baez 7:6 6:1 |
Holger Rune (1) - Tomas Martin Etcheverry 6:1 3:6 7:6 |
Felix Auger-Aliassime
(3, W) - Holger Rune (1) 6:3 6:2 |
Felix Auger-Aliassime
(3, W) - Hubert Hurkacz (4) 7:6 7:6 |
Felix Auger-Aliassime
(3, W) - Leandro Riedi (W) 6:3 6:2 |
Felix Auger-Aliassime
(3, W) - Botic van de Zandschulp (Q) 6:4 6:2 |
Felix Auger-Aliassime
(3, W) - Alexander Shevchenko (Q) 6:7 7:6 7:6 |
||
Hubert Hurkacz (4) - Dusan Lajovic 7:6 6:3 |
Hubert Hurkacz (4) - Jan-Lennard Struff 6:1 6:4 |
Hubert Hurkacz (4) - Tallon Griekspoor 6:7 6:4 6:4 |
Hubert Hurkacz (4) - Hugo Humbert 6:4 3:6 7:6 |
|
Hugo Humbert - Marcos Giron (SE) 6:3 4:6 7:6 |
Hugo Humbert - Nicolas Jarry (7) 7:6 7:6 |
Hugo Humbert - Dominic Stricker (W) 6:4 2:6 6:2 |
Doppel | |||
1. Runde | Viertelfinal | Halbfinal | Final |
Nys/Zielinski - Haase/Griekspoor 7:6 6:3 |
Nys/Zielinski - Krajicek/Dodig (1) 6:3 3:6 10-7 |
Nys/Zielinski - J. Murray/Venus (4) 4:6 6:4 10-7 |
Roger-Vasselin/S.
Gonzalez (3) - Nys/Zielinski 6:7 7:6 10-1 |
Roger-Vasselin/S.
Gonzalez (3) - Jebens/Frantzen (Q) 7:5 7:6 |
Roger-Vasselin/S.
Gonzalez (3) - Pavic/Heliovaara 6:7 6:3 13-11 |
Roger-Vasselin/S.
Gonzalez (3) - Krawietz/Pütz 6:4 6:4 |