Swiss Indoors 2014, Basel

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25. Oktober 2014

Als Zugpferde grosse Namen holen (mit Federer, erstmals seit 10 Jahren Nadal, Wawrinka, Raonic und Dimitrov fünf Top 10-Spieler und die Nummer 13 Gulbis dazu), die Wild Cards an potentielle zukünftige Zugpferde (Coric, Zverev und Lokalmatador Chiudinelli) vergeben und das restliche Feld füllt sich von alleine mit denjenigen Spielern, die es mit diesen grossen Namen aufnehmen wollen (Hauptfeld-Cut bei Rang 67). Das ist seit einigen Jahren die Erfolgsformel des Turniers in Basel. Entgegen früheren Einschätzungen bin ich mittlerweile der Meinung, dass das Turnier auch nach einem Rücktritt Federer in der ATP 500-Kategorie überlebensfähig ist. Die Zuschauer strömen nun seit Jahren nach Basel und einige von ihnen dürften sich auch in Zukunft nicht davon abhalten lassen.

Die im Davis Cup-Final gegen die Schweiz stehenden Franzosen sagten für Basel einer nach dem anderen ab, um sich im Hinblick auf Lille nicht zu sehr zu belasten. Federer hingegen, der nach den Verstimmungen mit Turnierdirektor Brennwald seit dem letzten Jahr erneut ohne Antrittsgage in Basel spielte, wurde von den Organisatoren erst am Mittwochabend zu seinem Erstrundenmatch angesetzt. Üblich wäre der Montag oder der Dienstag gewesen, so dass die zweite Runde am Mittwoch oder Donnerstag gespielt werden kann. Das hiess für den Basler, dass er jeden Tag ein Spiel absolvieren musste.
Ich gehe davon aus, dass sich Federer den Platz an der Weltranglistenspitze von Djokovic zurückerobern wird. Dank einer starken zweiten Jahreshälfte ist sein Rückstand deutlich geschmolzen und der Blick nach Vorne zeigt, dass er weniger Punkte zu verteidigen hat als der vor kurzem Vater gewordene Serbe. Dank dem Finaleinzug in Basel hat Federer als erster Spieler der Tennisgeschichte am selben Turnier 11 Mal das Endspiel erreicht. Bereits an fünf Turnieren hat er mittlerweile sechs oder mehr Turniersiege erreicht (7x Wimbledon, 7x Halle, 6x Cincinnati, 6x Dubai und 6x Basel). Die Auferstehung Federers ist ein weiteres Beispiel für die positive Auswirkung des Davis Cups, trotz der vielbesagten Doppelbelastung. Seit sich Federer nach dem frühen Aus an den Australian Open dazu entschieden hat in der darauffolgenden Woche den erstarkten aber müden Wawrinka in Serbien zu unterstützen, geht es stetig aufwärts. Die Unterstützung in der Schweiz ist dank den Auftritten für die Nationalmannschaft nochmals deutlich grösser geworden.


Roger Federer (ATP 6) - Ivo Karlovic (ATP 31)   7:6 3:6 6:3
Federer spielte sich mit
Michael Lammer (Bild 2) ein, der sehr oft zum Rückhandslice ansetzte, um das Spiel von Karlovic imitieren.
Ich war einigermassen schockiert, als meine Hauptanalysen, welche ich während des Matches an Esther mitgeteilt hatte, im Siegerinterview entweder von Roger Federer oder Heinz Günthardt erwähnt und bestätigt wurden. Die zwei scheinen viel Ahnung vom Tennis zu haben! :-) Ich war beeindruckt vom lückenlos starken Aufschlagsrhythmus Karlovics. Dass der 211cm-Mann stark serviert, ist gemeinhin bekannt. Er zog dies aber ohne Wackler durch das Match hindurch. Er lässt sich nicht mehrere Bälle geben und muss diese erst aussortieren oder lässt sich immer das Handtuch geben. Nein, er nimmt einen Ball, prellt ihn einige Male und lässt ihn beim letzten Mal etwas höher und locker in seine Hand fallen und dann zeigte er wie ein Schweizer Uhrwerk die selbe rhythmische Aufschlagsbewegung. Egal welchen Aufschlag er platzierte, seine Aufschlagbewegung sah immer identisch aus. 34 Asse gelangen ihm dank dieser herausragenden Leistung. Federer zeigte sich nach dem Match von der undurchschaubaren Aufschlagbewegung und der konstanten Aufschlagleistung seines Gegners beeindruckt. Erst im dritten Satz konnte Federer den Kroaten erstmals breaken. Denn zwei schlechte Minuten reichen bei Aufschlag Karlovic aus, dass sein Spielplan bereits zu Nichte gemacht wird. Das Heimpublikum half mit Applaus nach fehlerhaften ersten Aufschlägen mit. Da waren wohl einige Zuschauer etwas zu lange beim Davis Cup gewesen...
Als Erster hatte in dieser Partie tatsächlich Karlovic ein Break erreicht. Er kann also nicht nur servieren. Wobei ihm Federer in diesem Game kurz vor Ende des zweiten Satzes viel zu oft in die Vorhand servierte und angriff. Auf der Vorhand hat Karlovic die Chance einen Schuss auf alles oder nichts abzugeben und Gewinnschläge zu landen. Auf der Rückhand wäre das für ihn nicht möglich. Auch Heinz Günthardt war dies aufgefallen und er sprach Federer im Siegerinterview darauf an, dass er seinem Gegner in diesem Game fünf von fünf Mal auf die Vorhand serviert hatte und er fragte Federer, wie lange er eine Variante spiele bis er seine Taktik anpasse. Der erfolgreichste Tennisspieler aller Zeiten meinte dann, dass er einen Schlag schon erst gerne drei Mal sehen wolle, bevor er zugesteht, dass ihn der Gegner wirklich drauf hat.


David Goffin (ATP 28) - Borna Coric (ATP 124)   6:4 4:6 6:2
Goffins Selbstvertrauen war ab dem ersten Punkt ersichtlich. Beim Belgier war kein Hereinfühlen in die Partie notwendig, sondern er startete von Beginn weg voll durch. Er hat seit Juli mit den Turniersiegen an drei Challenger-Turnieren in Scheveningen, Poznan, Tampere und beim ATP-Turnier in Kitzbühl 20 Matchgewinne am Stück gefeiert. Nur in Winston-Salem und an den US Open musste er mit einer 8:2-Bilanz Niederlagen einstecken. Es folgte eine erneute Siegesserie von 15 Spielen von Davis Cup über die Turniersiege in Metz (ATP) und Mons (Challenger) bis zum Halbfinaleinzug in Basel. Der 23-jährige wirkte auf mich austrainierter als früher. Wenn man ihn so spielen sieht, könnte sein Leistungszenit etwa auf dem Niveau von
Gilles Simon liegen, da beides sehr ähnliche Spielertypen sind.
Für den Halbfinaltag war es ein Glücksfall, dass der tiefer klassierte Goffin im Viertelfinal Raonic bezwingen konnte. So bot die Partie Goffin-Coric interessante Ballwechsel, während bei Karlovic und Federer im zweiten Halbfinalspiel die Aufschlagsleistung im Vordergrund stand. Der 17-jährige Coric setzte mit den Siegen über Gulbis und dem an Problemen am Blinddarm leidenden Nadal ein grosses Ausrufezeichen. Wie bereits an den US Open musste er auch gegen Goffin ordentlich durchpusten. Seine Ausdauer wird sich noch verbessern. Mit der druckvollen Vorhand beging er zu viele leichte Fehler, die sich gar wiederholten wie etwa der zu lang gespielte Longlineball. Wie stark die Rückhand des Kroaten ist, lässt sich momentan schwer beurteilen. Oft ist es so, dass unbekannte Spieler aufsteigen und plötzlich haben die Gegner ihre Schwächen eruiert und leiten damit deren Abstieg ein. Ob bei Coric die Rückhand eine Schwäche sein könnte, werden wir sehen. Das Ausschwingen des Schlägers wirkt bei ihm auf beiden Seiten  vom Körper weg etwas abgehackt, ähnlich wie bei
Siniakova. Mir gefiel das rundere Spiel von Goffin besser. So erging es auch dem Basler Publikum, welches mehrheitlich den Belgier unterstützte.

Vasek Pospisil
Nenad Zimonjic/Vasek Pospisil (ATP Doppel 4/16) - Florin Mergea/Dominic Inglot (ATP Doppel 27/41)   7:6 4:6 10-4
Vorjahressieger Inglot war im Doppel unter anderem gegen Zimonjic - den Sieger der beiden Vorjahre - der schwächste Spieler auf dem Platz. Inglot und sein Standardpartner der letzten zweieinhalb Jahre,
Treat Huey, scheinen seit den US Open getrennte Wege zu gehen. Der 28-jährige Londoner tritt seither mit dem 29-jährigen Rumänen Mergea an.
Die Reunion zwischen dem 38-jährigen Zimonjic und dem 42-jährigen Nestor nach drei Jahren Pause wird nach dem einjährigen Zusammengehen 2014 und den Titeln in Sydney, Madrid und Rom wieder beendet. In Basel gewann der Serbe den Titel zusammen mit dem kanadischen Wimbledonsieger Pospisil.


Marin Draganja/Henri Kontinen (ATP Doppel 29/51) - Marcelo Melo/Ivan Dodig (ATP Doppel 7/12)   6:3 2:6 10-4
Den Auftakt am Samstag machte dieses Doppel um 12 Uhr. Das erste Einzel war erst um 14:30 Uhr angesetzt. Das ermöglichte den Halbfinalisten im Einzel, dass sie auf dem Hauptplatz einspielen konnten. Goffin und Coric vor dem Doppel und Federer und Karlovic im Anschluss daran. Natürlich nicht miteinander, sondern nacheinander.

 

 Einzel
 1. Runde  2. Runde  Viertelfinale  Halbfinale  Finale
 Roger Federer (1) -
 Gilles Muller
 6:2 6:1
 Roger Federer (1) -
 Denis Istomin
 3:6 6:3 6:4
 Roger Federer (1) -
 Grigor Dimitrov (5)
 7:6 6:2
 Roger Federer (1) -
 Ivo Karlovic (8)
 7:6 3:6 6:3
 Roger Federer (1) -
 David Goffin (7)
 6:2 6:2
 Ivo Karlovic (8) -
 Lukas Rosol
 7:6 6:3
 Ivo Karlovic (8) -
 Kenny De Schepper (Q)
 6:7 6:4 6:3
 Ivo Karlovic (8) -
 Benjamin Becker
 6:4 6:4
 David Goffin (7) -
 Dominic Thiem
 7:6 6:3
 David Goffin (7) -
 Ivan Dodig
 7:6 6:4
 David Goffin (7) -
 Milos Raonic (4)
 6:7 6:3 6:4
 David Goffin (7) -
 Borna Coric (W)
 6:4 3:6 6:3
 Borna Coric (W) -
 Ernests Gulbis (6)
 7:6 6:3
 Borna Coric (W) -
 Andrey Golubev
 6:4 6:4
 Borna Coric (W) -
 Rafael Nadal (2)
 6:2 7:6

 

 Doppel
 1. Runde  Viertelfinale  Halbfinale  Finale
 Melo/Dodig (1) -
 Fyrstenberg/Johnson
 6:1 6:2
 Melo/Dodig (1) -
 Knowle/Begemann
 7:6 6:7 10-4
 Draganja/Kontinen -
 Melo/Dodig (1)
 6:3 2:6 10-4
 Zimonjic/Pospisil (2) -
 Draganja/Kontinen
 7:6 1:6 10-5
 Draganja/Kontinen -
 Nestor/Bopanna (3)
 6:3 7:6
 Draganja/Kontinen -
 Becker/Thiem
 6:3 7:6
 Mergea/Inglot -
 Lipsky/Oswald
 7:6 6:4
 Mergea/Inglot -
 Rosol/Gonzalez
 6:3 7:5
 Zimonjic/Pospisil (2) -
 Mergea/Inglot
 7:6 4:6 10-4
 Zimonjic/Pospisil (2) -
 Laaksonen/Ehrat (W)
 6:4 6:1
 Zimonjic/Pospisil (2) -
 Paes/Matkowski
 6:7 7:5 10-4

 

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