Davidoff Swiss Indoors 2010, Basel |
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Basel 2009 |
alle Berichte aus der Rabble-Tennisdatenbank zu: Roger Federer, Andy Roddick, Novak Djokovic, Viktor Troicki, Bob Bryan, Mike Bryan, Janko Tipsarevic, Yen-Hsun Lu, Daniel Nestor, Nenad Zimonjic, Eric Butorac, Jean-Julien Rojer |
6. November 2010 |
Das beste Basler Feld
aller Zeiten. Der Cut für das Hauptfeld sank gegenüber dem Vorjahr zwar
lediglich von Rang 63 auf Position 61. Hinzu kamen drei späte
verletzungsbedingte Absagen, für die dann doch noch drei schwächer klassierte
Lucky Loser nachrückten. Aber auch mir gefiel das diesjährige Feld und ich
freute mich bereits nach der Auslosung auf interessante Halbfinals. Ich sage:
Seit Federer nicht mehr unschlagbar ist, wagen sich wieder mehr absolute
Topspieler nach Basel. Beim Konkurrenzturnier in Valencia, das in der selben
Woche ausgetragen wird und ebenfalls der Kategorie ATP 500 angehört, lag der Cut
bei Rang 60. Doch die Finalpaarungen Federer-Djokovic in Basel und
Ferrer-Granollers in Valencia sprechen in diesem Jahr eindeutig für die
Schweizer Veranstalter. Basel hat einen neuen Belag erhalten. Ein Ultraschnellen, wie es scheint. Kein Wunder haben sich starke Aufschläger die Halbfinalplätze geschnappt. Mein diesjähriger Davis Cup-Trip war wohl keine so schlechte Wahl. Das komplette serbische Davis Cup-Team stand in den Basler Halbfinals. Einzel und Doppel zusammengezählt selbstverständlich. Am ersten Dezemberwochenende werden sie in Belgrad gegen Frankreich als Favoriten zu ihrem ersten Davis Cup-Finale antreten. |
Einzel: Der Weg der Halbfinalisten | ||||
1. Runde | 2. Runde | Viertelfinale | Halbfinale | Finale |
Roger Federer (1) - Alexandr Dolgopolov 6:4 5:2 ret. |
Roger Federer (1) - Janko Tipsarevic 6:3 6:4 |
Roger Federer (1) - Radek Stepanek (W) 6:3 6:2 |
Roger Federer (1) - Andy Roddick (4) 6:2 6:4 |
Roger Federer (1) - Novak Djokovic (2) 6:4 3:6 6:1 |
Andy Roddick (4) - Sam Querrey 7:5 7:6 |
Andy Roddick (4)
- Andrey Golubev 6:3 6:4 |
Andy
Roddick (4) - David Nalbandian 6:4 6:4 |
||
Viktor
Troicki - Michael Berrer 6:3 6:0 |
Viktor
Troicki - Paul-Henri Mathieu (L) w.o. |
Viktor
Troicki - Richard Gasquet 6:4 6:2 |
Novak
Djokovic (2) - Viktor Troicki 7:6 6:4 |
|
Novak Djokovic (2) - Ernests Gulbis 6:4 6:2 |
Novak Djokovic (2)
- Jarkko Nieminen (Q) 6:4 7:6 |
Novak
Djokovic (2) - Robin Haase (Q) 6:2 6:3 |
Roger Federer -
Andy Roddick
Es ist schon erstaunlich, wie Federer Roddicks Aufschläge neutralisieren
kann. Auf dem schnellen Basler Belag hatte Roddick in den ersten drei Partien 37
Asse geschlagen. Federer deren 24 und hatte noch kein Aufschlagspiel abgeben
müssen. Im Halbfinale gelangen Roddick nur vier Asse. Federer schlug dreizehn!
Die Returnfähigkeiten des US-Amerikaner sind natürlich begrenzt. In einem
Servicegame schlug Federer ausschliesslich Asse. Vier Stück. Da kann man schon
mal ins Handtuch beissen (Bild 4).
Da war Roddick nicht auf dem Niveau, um Federer bezwingen
zu können. Er weiss, was es dazu braucht. Es braucht sehr sehr viel. Er
versuchte das auch umzusetzen. Doch er beging zu viele Fehler und lief Federer
oft ins offene Messer. Roddick hat eine dreiwöchige Verletzungspause hinter
sich. Nach seiner Aufgabe in Shanghai flog er zurück nach Texas zurück, um seine Adduktorenprobleme auszukurieren. Im letzten Jahr hätte er sich für die ATP
World Tour Finals qualifiziert, konnte aber aufgrund einer Knieverletzung nicht
teilnehmen. In diesem Jahr wird es aufgrund der erneuten Verletzungsanfälligkeit
ein heisses Rennen. Mit Ferrer und Verdasco kämpft er um die letzten beiden
Plätze. Nur dank Verdascos schwachen Resultaten an den letzten Turnieren liegt er
noch auf dem achten Platz. Insofern stand er in Basel unter Druck und hat mit
dem Halbfinale die Erwartungen erfüllt. Im August war Roddick kurzzeitig aus den
Top 10 gefallen. Zum ersten Mal seit Einführung der Weltrangliste im Jahr 1973 stand
damit kein US-Amerikaner mehr in den Top 10.
Kommen wir aber auf Roddicks Spiel zurück. Er wollte aggressiv spielen, ihm
fehlte aber die letzte Überzeugung dazu. Symptomatisch verliefen deshalb
sowohl Satz- wie auch Matchball: Er griff auf Federers Vorhand an und suchte den
Weg ans Netz. Wie so oft in diesem Match schaffte er es aber nur gerade bis zur
Aufschlaglinie, bevor er von Federer gnadenlos passiert wurde. Auf die falsche
Seite angegriffen. Kein genügend guter Angriffsball. Nicht schnell genug nach
vorne gestartet. Da wartet das offene Messer. In den Direktbegegnungen steht es
nun 20:2 für den Schweizer, der im Finale Revanche für die letztjährige
Niederlage an Djokovic nehmen konnte und damit sein Heimturnier zum insgesamt
vierten Mal gewann.
Novak Djokovic - Viktor Troicki
Es gibt einige unbekanntere Spieler auf der ATP-Tour
mit spielerisch hohem Unterhaltungswert. Viktor Troicki ist einer davon. Ich
sollte beim Aufschlag den Ball etwas weiter nach vorne werfen. So macht es der
Serbe (Bild 3) und hat einen super Aufschlag drauf. Er scheut den Weg ans Netz nicht und
wirft sich dann und wann auch schon mal nach einem Ball.
Ich fand das ein hochklassiges Spiel. Aussenseiter Troicki schaffte es
mitzuhalten und kam dann sogar zu seiner grossen Chance: Nach seinem ersten
Break konnte er bei 6:5 zum Satz servieren und hatte bei 40:0 drei Satzbälle.
Mein Gott Viktor!? Da hoffte er auf den Punktgewinn und spielte passiver. Aber
Djokovic gehört zu Recht zur absoluten Weltspitze. Djokovic gewann fünf Punkte
in Folge und glich aus. Im Tie-Break hielt Troicki nochmals mit, verlor die
Kurzentscheidung aber mit 4:7. Das ist natürlich ein hammerharter Schlag. Selbst
im zweiten Satz liess er sich davon aber wenig anmerken. Erst spät musste er
Djokovic das Break zugestehen, welches die Matchentscheidung darstellte.
Doch diese knapp verpassten Chancen hindern einen Spieler vor dem grossen
Durchbruch. Im Head-to-Head liegt Troicki gegen Djokovic nun zum Beispiel mit
1:6 zurück. 2007 hatte er die erste Begegnung gewonnen. Seither verlor er in den
letzen 18 Monten aber gleich sechsmal. An den US Open vor zwei Monaten hatte er
in der ersten Runde gegen den späteren Finalisten Djokovic sogar mit 2:1 nach
Sätzen geführt. In Wimbledon
in diesem Jahr machte ihm ein anderer Spieler einen Strich durch die Rechnung:
Gegen Melzer verspielte Troicki eine 2:0-Satzführung. Da liegen Grosserfolg und
Scheitern sehr nahe beieinander. Denn Tennis ist Kopfsache. Ob ganz vorne
an der Weltspitze oder als Hobbyspieler.
Bob Bryan/Mike Bryan
-
Janko Tipsarevic/Yen-Hsun Lu
Das war ein ganz lockerer Aufgalopp für die Bryans, die sich bereits jetzt
schon sicher sein können, das Jahr als Weltranglistenerste zu beenden. Zum
sechsten Mal in ihrer Karriere, was einen Teamrekord darstellt! In den beiden letzten Jahren fiel diese
Entscheidung jeweils erst mit dem Matchball im Finale der ATP World Tour Finals.
2008 zugunsten von Nestor/Zimonjic. Im
letzten Jahr zugunsten
der Bryans.
Ihr gegnerisches Team hatte sich aus zwei Roddick-Bezwingern formiert.
Tipsarevic hatte Roddick an den diesjährigen US Open ausgeschaltet sowie bereits
schon in Wimbledon 2008. Also
an den für den US-Amerikaner wichtigsten Turnieren. Auch Yen-Hsun Lu schaffte
das: Er überraschte Roddick mit einem Sieg in diesem Jahr in Wimbledon und
zog ins Viertelfinale ein.
Im Basel-Halbfinale blieben Tipsarevic/Lu absolut chancenlos. Beim Return
warteten beide an der Grundlinie. Tipsarevic haute mit seinen Aufschlägen
einfach volle Kanne drauf, weil er ausser Aufschlagwinnern kaum eine Möglichkeit
sah, zu punkten zu kommen. So war es auch.
Daniel Nestor/Nenad Zimonjic - Eric
Butorac/Jean-Julien Rojer
Eric Butorac aus den USA und Jean-Julien Rojer von
den niederländischen Antillen hatten im gesamten Match über die Nase etwas
vorne. Ganz zum Schluss des Match-Tie-Breaks verpassten sie aber doch die
Überraschung. Butorac/Rojer spielen bei eigenem Aufschlag konsequent die
australische Doppelvariante. Der Spieler am Netz steht in der Mitte des Feldes.
Je nach Abmachung geht der danach zurück auf "seine" Seite und deckt den
Longline ab oder er bleibt und fängt den Crossball ab. Der ans Netz aufrückende
Aufschläger wechselt folglich je nachdem auf die andere Seite durch (auf Bild 4
von Nestor/Zimonjic praktiziert). Der Spieler
am Netz wurde von Nestor/Zimonjic oft mit dem Return abgeschossen, da der
Returnspieler oftmals trotzdem cross spielt. Da steht dann der Netzspieler zwar
bereits, muss aber reaktionsschnell genug sein. Das war ein interessantes
Doppel. Rojer hat beim Aufschlag eine extreme Griffhaltung (Bild 5). Er dreht das Racket
im Vergleich zum Hammergriff um fast neunzig Grad ab.