Billie Jean King Cup Europa/Afrika-Zone I 2022 |
zurück zur Übersicht Last updated: 24.01.2023 |
Georgien - 10. Platz (Abstieg) |
Eine gewisse Empathie meinerseits war bereits da. Der aufmerksame Leser wird nach diesem Bericht feststellen, dass die emotionale Bindung in dieser Woche gewachsen ist.
Platzierungsspiele - Georgien | ||||
Pl. | Begegnungen | Einzel #2-Spielerinnen | Einzel #1-Spielerinnen | Doppel |
8 |
Dänemark -
Georgien 2:1 |
Svendsen
- Kardava 6:7 1:6 |
Samavati
- Bolkvadze 5:0 ret. |
Samavati/Svendsen -
Kalashnikova/Gagoshidze 3:6 6:2 6:1 |
Ungarn, Slowenien und
Kroatien sind
für die Play-Offs qualifiziert und dürfen bei einem Sieg im nächsten Jahr die Qualifiers für die Finals bestreiten.
Dänemark und Georgien steigen in die
Europa/Afrika-Zone II ab.
Vorrunde Gruppe B - Georgien | ||||
Tag | Begegnungen | Einzel #2-Spielerinnen | Einzel #1-Spielerinnen | Doppel |
Mo |
Slowenien -
Georgien 2:1 |
Juvan
- Kardava 7:5 6:1 |
Zidansek - Bolkvadze 6:3 6:0 |
Falkner/Lovric
- Kalashnikova/Bolkvadze 6:3 6:7 4:6 |
Di |
Schweden
(2)
-
Georgien 3:0 |
Cabaj
Awad - Gagoshidze 6:1 6:3 |
Hennemann
- Bolkvadze 6:2 6:0 |
Cabaj Awad/Rinaldo Persson - Kardava/Gagoshidze 6:2 7:6 |
Mi |
Österreich -
Georgien 3:0 |
Kraus
- Natsvlishvili 6:4 6:2 |
Grabher - Kardava 6:0 6:1 |
Haas/Klaffner -
Gagoshidze/Natsvlishvili 6:4 4:6 6:3 |
Do |
Kroatien -
Georgien 3:0 |
Marcinko
- Natsvlishvili 6:2 6:2 |
Vekic - Bolkvadze 6:2 6:4 |
Konjuh/Würth -
Kalashnikova/Bolkvadze 5:7 7:6 ret. |
Fr |
Bulgarien -
Georgien 2:1 |
Terziyska
- Gagoshidze 6:1 6:1 |
Tomova - Bolkvadze 6:3 ret. |
Dencheva/Konstantinova
- Kardava/Gagoshidze 5:7 0:6 |
Tabelle: 1. Slowenien 4/5, 2. Slowenien 4/5, 3. Österreich 3/5, 4. Bulgarien 2/5, 5. Schweden 2/5, 6. Georgien 0/5.
2:0 SLO-GEO
Tamara Zidansek
(WTA 27) -
Mariam
Bolkvadze
(WTA 157)
6:3 6:0
Nur ein kurzer Schnappschuss vom Einspielen. Das nächste
was ich von dieser Partie sah, war das Endresultat.
2:1 SLO-GEO
Ziva Falkner/Pia Lovric
(WTA Doppel 470/471)
-
Oksana Kalashnikova/Mariam
Bolkvadze
(WTA Doppel 85/206)
6:3 6:7 4:6
weitere Teammitglieder:
Kapitän
Margalita
Chaknashvili-Ranzinger.
Ich nahm eines
nach dem anderen an diesem Montag und der Zeitplan ging gut auf. Nach dem
Schweden-Spiel sah ich zuerst das Ende des zweiten Einzels bei Türkei gegen
Dänemark. Danach den zweiten Satz des entscheidenden Doppels zwischen Serbien
und Estland. Und danach waren Slowenien und Georgien bei kühlen Bedingungen tatsächlich noch bei 4:4
im dritten Satz Doppels, wobei die Begegnung nach den beiden Einzeln bereits zu
Gunsten der Sloweninnen entschieden war. Dass die Partie noch lief freute mich
aber umso mehr, weil ich mit Mariam Bolkvadze am Morgen endlich im richtigen
Leben Bekanntschaft
geschlossen hatte. Ich kam mit dem Shuttlebus vom Hotel an und sie stieg nach
dem Einspielen wieder in den Bus ein zurück ins Hotel. Bisher hatten wir nur per
Direktnachricht Kontakt gehabt, weil ich ihr die
Freudenfotos von ihrem
ersten Grand Slam-Matchgewinn bei den US Open 2019 geschickt hatte und ich
später von ihr
vor meiner
Georgienreise noch eine Essensempfehlung erhalten hatte. Nun aber war die
Gelegenheit und stellte ich mich umgehend vor.
Und auch matchtechnisch lief das gut. Bei 4:4 hinzugestossen, anständig
unterstützt und die nächsten zwei hart umkämpften Games gehörten den
Georgierinnen! Wobei Kalashnikova im letzten Game ab 40:15 noch brutal
wackelte und drei schlimme Doppelfehler produzierte. Überhaupt fragte ich mich,
ob es sinnvoll war bei einem 0:2-Rückstand noch die besten Kräfte einzusetzen.
Ihre slowenischen Gegnerinnen beispielsweise taten das nicht. Der einzige Grund
scheint mir zu sein, damit das Doppel mindestens einen Match lang eingespielt ist,
falls es in den nächsten Tagen zu einem entscheidenden Doppel kommen sollte.
Dass es aber gleich eine so lange Angelegenheit werden würde, damit hatten sie
sicherlich auch nicht gerechnet. Denn beim Billie Jean King Cup wird auch im
Doppel "wie früher" mit der Vorteilsregel gespielt und ein dritter Satz wird
ausgespielt.
Bisher war Georgisch eine der wenigen Sprachen, in denen ich noch nicht anfeuern
konnte auf dem Tennisplatz. Mit dem heutigen Spiel habe ich nun aufgeschnappt
dass man nach einer guten Aktion "gotscha" rufen kann.
1:0 SWE-GEO
Jacqueline
Cabaj Awad
(WTA 487) -
Tamari Gagoshidze
(WTA 1217)
6:1 6:3
Heute war Sturm angesagt. Sogar der gestern verregnete und
nicht mehr voll gespannte Sonnenschutz bei den Ballkindern und
Linienrichtern musste abgebaut werden, weil er so stark flatterte, dass er einen
unglaublichen Lärm kreierte. An einem gewissen Punkt schlugen
beide Spielerinnen sogar von unten auf. Jackie machte kurz den Anfang damit. Tamari
begann bald danach auch damit und sie bleib dann sogar beim Aufschlag von unten. Zuerst spielte
sie ihn mit Slice, doch das klappte nicht. Ich dachte mir noch dass sie den Ball mit
Topspin schlagen soll. Das tat sie dann auch und das funktionierte. Aber sobald
sich die Gegnerin daran gewöhnt hat, ist ein Aufschlag von unten natürlich auch
eher eine Einladung. Aber ich verstand die 18-jährige Georgierin. Denn vor jedem
Aufschlag von oben den Ball zuerst zweimal aufwerfen und wieder fallen zu
lassen, weil es ihn weggeweht hat beim Aufwurf, das geht auch nicht. Und
diejenigen Aufschläge, die man dann spielen kann, hat man auch mehrere Zentimeter
weg vom eigentlich gewollten Treffpunkt schlagen müssen. Aber sie war an diesem
Tag doch diejenige mit den allermeisten Problemen beim Ballwurf.
Das war schade, denn auf exakt diesem Platz hatte ich Tamari
vor drei Monaten eine tolle
Begegnung spielen sehen beim 15'000$ ITF. Es war das beste Spiel gewesen damals
während meinen drei Tagen in Antalya und ich wurde umgehend zum Sympathisant.
Jackie spielte das heute unter diesen Bedingungen sehr gut. Letztendlich hat die
bessere Spielerin gewonnen, glücklicherweise unabhängig vom Wind.
2:0 SWE-GEO
Caijsa Hennemann
(WTA 374) -
Mariam
Bolkvadze
(WTA 157)
6:2 6:0
Meine beiden Lieblingsgeorgierinnen spielten somit heute
in den Einzeln gegen Schweden. Aber als Schweizer komme ich ja aus einem
neutralen Land und kann auch eine solche Situation irgendwie handhaben. Und
Mariam wusste das ich mit Schweden unterwegs bin. Ihre Leistung auf dem Platz war
dann aber ganz schlimm und ich hatte etwas ungute Gefühle.
Glücklicherweise konnte ich später am Tag noch ganz kurz mit ihr reden in
einem passenden Moment (was äusserst rare Momente sind als Zuschauer mit einer Spielerin) und ihr sagen,
dass ich wollte dass sie ihre Leistung bringen könne. Sie meinte dass sie unter
diesen Bedingungen nicht spielen könne. Als ich am nächsten Tag früh morgens mein erstes Training auf der anderen
Seite der Anlage spielte, wusste ich was sie meinte. Es war nicht nur der Wind.
Es war auch ein recht feuchter Sandplatz. Das ist Gift für unser beider Spiel.
Sandplatz ist schon schlimm genug. Dann sollte er wenigstens trocken und schnell
und windstill sein!
Caijsa machte das aber ganz toll mit dem Wind und der gesamten Aufgabe und holte
sich ihren allerersten Matchgewinn beim BJK Cup. Die Jüngste (21 Jahre) ist in
diesem Jahr die Teamleaderin. Nach dem ersten Match von Cabaj Awad gegen
Gagoshidze hatte ich einige Punkte zwischen Serbiens Radanovic und Dänemarks
Svendsen beobachtet. Und danach auch zurück hier bei Bolkvadze. Alle diese fünf
Spielerinnen servierten mindestens einmal von unten. Hennemann hingegen war die Erste,
die ich am heutigen Tag sah, welche konsequent von oben aufschlug. Das verdankt
sie wohl dem grösseren Drall, den sie nicht nur in ihren Grundschlägen sondern
auch beim Aufschlag in den Ball legen kann.
3:0 SWE-GEO Jacqueline
Cabaj Awad/Kajsa Rinaldo
Persson
(WTA Doppel 325/863)
-
Zoziya Kardava/Tamari Gagoshidze
(WTA Doppel 986/993)
6:2 7:6
Das Doppel war
dann bedeutungslos. Hier war die gute Gegenwehr der Georgierinnen im zweiten
Satz dann doch eher überraschend. Da gab es ein langes Games Mitte/Ende des
zweiten Satzes, als es Kardava immer und immer wieder schaffte am Netz mit ihrer
Vorhand einzugreifen und den Ball erfolgreich abzuvollieren.
1:0 AUT-GEO
Sinja Kraus
(WTA 402) -
Nino
Natsvlishvili
(WTA 1186)
6:4 6:2
Ein paar gute Games zu Tagesbeginn gegen eine deutlich stärker eingestufte
Spielerin geben immer etwas Mut. So war die 19-jährige Natsvlishvili am heutigen
Mittwoch mit 4:3 in Führung gegangen. Überraschenderweise war auch Kardava am
Montag gegen Juvan mit einem tollen 5:2 gestartet. In beiden Fällen ging der
erste Satz aber an die Gegnerin und im zweiten Satz fiel die Angelegenheit dann
deutlich klarer aus. Beides von mir über zwei Plätze hinweg etwas mitverfolgt.
2:0 AUT-GEO
Julia Grabher
(WTA 198) -
Zoziya Kardava
(WTA 1016)
6:0 6:1
Mariam hatte am Vortag schon
auf meine Frage ob sie bereit sei für morgen gemeint,
dass sie wohl nicht spielen werde. Meine
Frage hatte darauf abgezielt ob sie körperlich fit sei, da die Niederlage einfach
zu glatt war. Aber fit war sie anscheinend. Denn
Mariam
und Oksana
legten auf dem Platz der zwischen den Matchcourts von SWE-BUL und von AUT-GEO
lag eine lange Trainingseinheit ein. Sie waren somit auch weniger als die Hälfte
der Zeit an der Seitenlinie um ihre Mannschaftskolleginnen zu unterstützen, was
etwas schade ist.
Grabher feierte bei Sturm gestern einen Zweisatzsieg gegen Zidansek - die als
WTA Nummer 27 klar bestklassierte Spielerin an diesem Turnier - und erdrückte
ihre Gegnerin heute regelrecht. Genau vor Jahresfrist hatte Grabher in
Bellinzona das 60'000$ ITF-Turnier gewonnen. Ihr bisher grösster Titelgewinn.
Leider fiel sie in der Rangliste nun um 46 Ränge auf Rang 198 zurück, weil sie
gar nicht erst die Chance hatte um ihre Punkte aus Bellinzona zu verteidigen.
Das muss man ihr hoch anrechnen, dass sie ihre Frau beim Billie Jean King Cup
stand, auch wenn dieser in diesem Jahr im April ausgetragen wurde. Natürlich
gibt es auch Geld und Unterstützung vom Verband. Aber dennoch gab es einige
Absenzen zu verzeichnen. Beispielsweise der kurzfristige Rückzieher von
Ekaterine Gorgodze aus
Georgien, die bisher immer für ihr Land beim Fed Cup angetreten war. Sie hatte
im letzten Jahr in Bellinzona im Halbfinal gegen Grabher verloren. Im ersten
Aufgebot dreissig Tage vor BJK Cup-Beginn figurierte sie noch im georgischen Aufgebot.
Dann zwei Tage vor Beginn nicht mehr. Sie spielte diese Woche tatsächlich in
Bellinzona und erreichte das Endspiel. Demgegenüber ist dann ein Trainingstag
von Bolkvadze und ein Ausklinken für einen halben Tag aus dem Turnierbetrieb des
Billie Jean King Cup die deutlich beherztere Variante.
3:0 AUT-GEO
Barbara Haas/Melanie Klaffner
(WTA Doppel 440/453)
-
Tamari Gagoshidze/Nino
Natsvlishvili
(WTA Doppel 993/1008)
6:4 4:6 6:3
Ich konnte die
Spiele von Georgien natürlich nur immer in der Pause der Schweden-Begegnung
verfolgen. Zwanzig Minuten Pause zwischen den Einzeln und eine halbe Stunde Pause
vor dem Doppel. Und eventuell noch ganz kurz während dem Platz wischen und
wässern am Satzende. In diesem Fall sah ich aber die Partie und den Spielstand immer,
weil das Doppel zwei Plätze weiter hinten stattfand. Und ich verliess erstmals
in dreizehn Jahren während einer Schweden-Begegnung kurz meinen Platz, um etwas
anderes zu verfolgen. Für den Satzgewinn im zweiten Satz und das Spielende
spurtete ich kurz hinüber.
1:0 CRO-GEO
Petra Marcinko
(WTA 385) -
Nino
Natsvlishvili
(WTA 1186)
6:2 6:2
Heute am Donnerstag waren die Georgienspiele einfacher zu
verfolgen, weil sie genau hinter dem Schwedenmatch auf dem Centre Court
stattfanden. Das heisst ich konnte während den Seitenwechseln jeweils aufstehen
und mich umdrehen. Die Ehre auf dem Centre Court zu spielen war möglich, weil
Gastgeber Türkei in der Gruppe A mit nur fünf Mannschaften heute spielfrei
hatte. Kroatien schonte seine bestklassierten Einzelspielerinnen Martic (Bild 1) und
Konjuh. Aber Marcinko hatte bereits bei ihren Einsätzen gegen Schweden und
Bulgarien gezeigt, dass auf sie auf der Nummer zwei-Position verlass ist.
2:0 CRO-GEO
Donna Vekic
(WTA 108) -
Mariam
Bolkvadze
(WTA 157)
6:2 6:4
Bei Vekic war ich mir dann alles andere als sicher, ob ihr
schlechter Fitnessstand für einen Erfolg ausreicht. Als ehemalige Nummer 19
der Welt bringt sie aber natürlich eine gewisse Klasse auf den Platz. Ausserdem
gibt es bei diesen Wettkämpferinnen irgendwo einen Schalter, den sie vor dem
Match drehen können und dann einfach Vollgas geben. Das Spiel von Vekic hätte
Bolkvadze eigentlich deutlich besser liegen müssen.
3:0 CRO-GEO
Ana Konjuh/Tara
Würth
(WTA Doppel 523/664)
-
Oksana Kalashnikova/Mariam
Bolkvadze
(WTA Doppel 85/206)
5:7 7:6 ret.
Obwohl die
Begegnung bereits mit 0:2 verloren war, traten wie bereits am Montag wiederum
Kalashnikova/Bolkvadze an. Kalashnikova hatte natürlich seit dem Montag auch
nicht mehr gespielt. Und wiederum wurde es eine so lange Partie. Nachdem der
zweite Satz knapp verloren ging, sah ich beim nächsten Blick auf den Centre
Court dass nicht mehr gespielt wurde. Bei meinem Sprint zur Toilette nach dem
Ende des zweiten Satzes des entscheidenden Doppel SWE-AUT rannte ich quasi in
Mariam hinein die auf den Shuttlebus wartete. Ich fragte sie ob sie aufgehört
hätten, was sie bejahte. Und auch ich fand, dass man nicht wie am Montag jetzt
auch wieder beim Stand von 0:2 ein Doppel über drei Stunden spielen könne. Ich
erklärte ihr auch dass ich versucht hätte sie ja nicht zu stören mit meiner
Unterstützung im Einzel und Doppel, weil ich immer nur so on-off da war. Ihr
Lächeln beantwortete aber mögliche Bedenken vollends.
1:0 BUL-GEO
Julia Terziyska
(WTA 522) -
Tamari Gagoshidze
(WTA 1217)
6:1 6:1
Die Gegnerinnen der Georginnen im ersten Einzel des Tages
der beiden Nummern zwei waren immer etwa um Rang 400 oder 500 klassiert, was für
die EA-Zone I sehr dankbar ist. Da gab es schon ganz andere Jahre mit
viel stärkerer Besetzung. Das ist moralisch gar nicht einfach,
wenn man dann trotzdem immer mit 0:1 in den Tag startet.
2:0 BUL-GEO
Viktoriya Tomova
(WTA 112) -
Mariam
Bolkvadze
(WTA 157)
6:3 ret.
Schweden hatte in der Begegnung gegen das bereits als Gruppensieger und
Aufsteiger feststehende Slowenien aufgrund deren Aufstellung Siegchancen. Deshalb
steckte ich Mariam während dem ersten Einzel noch kurz, dass wenn Schweden
(hatte das erste Einzel bereits gewonnen) und Georgien heute gewinnen, sie noch
einen Rang hochklettern könnten. Das habe sie gar nicht gewusst, meinte sie. Dem
war aber so. Denn auch Bulgarien hatte in den vier Runden zuvor erst einen Sieg
geholt (gegen Schweden). Auch Schweden erst einen Sieg (gegen Georgien).
Ausserdem spielten sich die Plätze heute endlich schneller
dank dem dritten Tag Sonnenschein in Folge. Heute morgen hatte sich auch meine
Trainingsstunde gleich nebenan am besten angefühlt und ich habe ja auch eine
Mariam Bolkvadze-Vorhand, als Linkshänder gespielt und beim Schlag so flach von
sich weggedrückt, so dass der Longline ins Eck eine Waffe ist.
Das war ein grosser Kampf gegen Tomova und auch starke Ballwechsel, so wie ich
das von zwei Plätzen weiter weg beobachten konnte. Die letzten beiden Games im
ersten Satz sah ich dann noch aus der Nähe. Da war etwas in der Leistengegend und ihr Gesicht
schmerzverzerrt und auch ich dachte mir Mariam solle sich Sorge tragen. Heute
hätte sie noch dieses Einzel gewinnen und dann auch noch im Doppel gewinnen
müssen, nur um dann Gruppenrang fünf und das Abstiegsspiel gegen Estland anstelle
von Gruppenrang sechs und das Abstiegsspiel gegen Dänemark zu erreichen. Das machte
alles keinen Sinn. So verstand ich die Aufgabe nach verlorenem ersten Satz.
Bulgarien
klassierte sich mit zwei Siegen (gegen
Schweden und
Georgien) letztendlich auf dem vierten Gruppenrang. Das ist auch richtig so, denn
Schweden hatte zwar auch zwei Siege (einer gegen Georgien), aber einer davon gegen
Slowenien war
"abgeschenkt"
beziehungsweise die Möglichkeit einer Niederlage in Kauf genommen
worden aufgrund
des Modus. Durch den Sieg in der Direktbegegnung blieben die Bulgarinnen somit
zurecht vorne.
2:1 BUL-GEO
Rositsa Dencheva/Yoana
Konstantinova
(WTA Doppel -/-)
-
Zoziya Kardava/Tamari Gagoshidze
(WTA Doppel 986/993)
5:7 0:6
Denn tags zuvor hatte ich auf Facebook einen Kommentar gelesen, der mich
geärgert hat. Ich habe auf Facebook ja den "Top-Fan"-Status bei der "Georgian
Tennis Federation". Die schreiben immer über die aktuellen Resultate der
Spieler/innen auf georgisch und in georgischer Schrift und die dazugehörige
Übersetzung auf deutsch von Facebook ist teilweise sehr erheiternd. Da liest man
dann vom "im Netz der Söhne" (im Tableau der Herren), dass jemand als "6. Samen
im Saatgutturnier platziert" ist oder dass jemand von seinem Gegner "aus dem
Turnier disqualifiziert" wurde. Und das klicke ich dann natürlich immer mit
"gefällt mir" an, weil die Infos doch kompakt und gut sind. Und ich kann mir den
Aufbau der georgischen Sprache etwas besser vorstellen. Der Kommentar zu einem
Beitrag, der mich gestern allerdings sauer gemacht hat, war: "Georgiens
glänzende Zukunft erschien im Frauentennis beim Bilijinking Cup.
lol.". Als Top-Fan hatte ich da dann natürlich interveniert und meine
Einschätzung abgegeben.
Ich konnte im ersten Satz bei 3:2 für
Georgien kurz zum Spiel dazustossen. Das nächste Game ging verloren und auf dem
Gagoshidze-Aufschlag hiess es dann sofort 15:40. Zoziya und Tamari spielten zwar
die Crosscourtrallies, aber am Netz hatten sie keinen Zugriff auf das Spiel. Das
war dann doch sehr ideenlos und die Gegnerinnen schienen leicht die Oberhand zu
gewinnen. Zum Glück konnten die Kaukasierinnen da den Hals noch aus der Schlinge
ziehen und wieder mit 4:3 in Führung gehen. Beim Gang zur Bank rief ich ihnen "send a message to your team and win this"
zu. Denn es war so wichtig dass sie mit einem Matchgewinn nach Hause kommen und
ihren Teamleaderinnen vor dem Abstiegsspiel morgen zeigen, dass es doch geht.
Dass sie einen gewissen Beitrag leisten können für das Mannschaftsgefühl. Denn
ein Sieg fühlt sich so unglaublich viel besser an als eine Niederlage. Auch für
die beiden selber wäre das Resultat und das Gefühl wichtig. Und auch als Signal
an den Verband für die Nominierung und auch für die Tennisinteressierten zu
Hause.
Über die zwei Plätze hinweg verfolgte ich die weitere Resultatentwicklung vom
Schwedenspiel aus. 4:4, 5:4, 5:5 und plötzlich gewannen Zoziya und Tamari die
nächsten acht Games in Folge. Ich konnte erkennen dass sie nun den Gegnerinnen
am Netz auch mal in die Füsse spielten und diese zu Fehlern zwangen. Beim
letzten Game wollte ich nochmals vor Ort sein. Im Billie Jean King Cup war dies
der Debütsieg für die 18-jährige Gagoshidze. Die zwei Jahre ältere Kardava hatte
bereits im letzten Jahr in der EA-Zone II ein Doppel gegen Moldawien gewonnen.
Ich sah fast keinen Jubel nach dem Matchball. Das irritierte mich sehr, denn ich
hätte mir deutlich mehr Freude gewünscht, jetzt wo mit dem Sieg das Zeichen
gesetzt worden war. Ich musste aber auch gleich wieder zurück zu meinem Spiel,
so dass ich mögliche Emotionen bei der Spielerinnenbank nicht mehr mitverfolgen
konnte. Als ich dann später am Abend aber meine Bilder ansah, da freute ich mich
dann aber doch. Denn da war die Erleichterung und Freude auf den Bildern 5 bis 8
doch deutlich zu erkennen.
0:1 DEN-GEO
Johanne Svendsen
(WTA 1159) -
Zoziya Kardava
(WTA 1016)
6:7 1:6
Die entscheidenden beiden
Abstiegsspiele am Samstag: Die Schwedinnen hatten den
ersten Match schon verloren und Svendsen-Kardava waren immer noch im ersten Satz
engagiert und ich erlebte die Satzbälle mit. Kardava hatte mit 5:2 geführt und
dann bei 5:4 zwei Satzbälle gehabt und bei 6:5 nochmals vier Satzbälle, jeweils
bei eigenem Aufschlag. Im
Tie-Break lag sie dann 4:6 hinten, wehrte beide Satzbälle ab und verwertete dann
ihren insgesamt siebten Satzball zum 8:6.
Die zierliche Kardava kämpfte wie eine Löwin, denn sie befand sich durch die
Geschosse von Svendsen in der Dauerdefensive. Es war schon die Frage ob sie
genügend Energie hätte um diesen Kampf durchzustehen.
Man darf sich von den WTA-Rangierungen nicht täuschen lassen. Denn Svendsen hat
ihre Punkte bei lediglich drei Turnierteilnahmen gesammelt. Kardava hat 13
Turniere auf ihrem Resultatblatt und liegt nur unwesentlich vor der 17-jährigen
Dänin. Denn Svendsen hatte mehrheitlich bei den Juniorinnen gespielt und dort
Rang 14 in der U18-Weltrangliste erreicht.
Bevor ich bei 2:1 im zweiten Satz die Partie wieder verlassen musste, erzählte
ich den georgischen Spielerinnen draussen noch, dass ich die Partie in der Form
schon einmal gesehen hatte. Letztes Jahr bei der
Junioren-EM in Klosters. Eine Schweizerin habe gegen Svendsen gespielt und
habe auch den sehr hohen Top Spin angewendet und Svendsen habe dann die Fehler
gemacht und im dritten Satz mit 4:6 verloren. Diese Taktik hatte Zoziya bereits
bisher in dieser Partie öfters angewendet so wie ich das mitverfolgt hatte und war sicherlich
auch von Kapitän Chakhnashvili richtig eingestellt worden. Aber ich war dann
doch überrascht auf dem Livescore zu sehen dass die Georgierin nach einem
umkämpften Game zum 3:1 sehr zügig bis zum 6:1-Sieg durchging. Vielleicht haben sie
da ja von aussen nochmals das richtige auf das Feld gerufen. Würde mich freuen
wenn es so gewesen wäre. Die Frau auf Bild 4 neben Zoziya ist übrigens Lali
Zerekidze, falls ich das Puzzle richtig zusammenfüge. Sie war Fed Cup-Kapitän
als ich zum ersten Mal in der EA-Zone I war
im Jahr 2008.
Der Sieg ist sicherlich auch für Zoziya selber ein wichtiger Erfolg. Da hatte
bestimmt auch die Erleichterung und das Siegesgefühl vom Matchgewinn von gestern
im Doppel eine gewisse zusätzliche Motivation gebracht. Denn im Einzel war es
für die 20-jährige in den letzten Monaten gar nicht gut gelaufen. Seit ihrem
letzten Matchgewinn Mitte November hatte sie an ITF 15'000$-Turnieren sechs
Erstrundenniederlagen kassiert. Also fünf Monate ohne Sieg im Einzel auf
ITF-Level.
1:1 DEN-GEO
Sofia Samavati
(WTA 484) -
Mariam
Bolkvadze
(WTA 157)
5:0 ret.
Dank dem ersten Matchgewinn im Einzel in dieser Woche für
Georgien lag nun alles auf dem Silbertablett bereit. Denn Bolkvadze ist in der
Weltrangliste dreimal so gut klassiert wie Samavati. Mariam hatte sich am Morgen
eingespielt. Das hatte ich gesehen nach meiner Tennisstunde von acht bis neun Uhr. Ich
schloss daraus: wenn sie sich einspielt, dann ist sie auch matchfit. Und auch
beim Anfeuern im ersten Einzel von Kardava war sie die Anführerin in der
Mannschaft und lautstark mit dabei. Also stimmte auch die Motivation für den
Abstiegskampf. Falls es im Einzel tatsächlich nicht klappen sollte auf dem Sand
der Megasaray Tennis Academy, dann wären die Georgierinnen mit Kalashnikova und
Bolkvadze immer noch favorisiert gewesen für das entscheidende Doppel gegen die
Däninnen, wobei sowas dann immer eng wird.
Doch Mariam wurde zur meistgeprügelten Spielerin dieser Billie Jean King
Cup-Woche. Nach dem Ausgleich der Schwedinnen nach den beiden Einzeln kam ich
herüber und musste eine Behandlung der linken Schulter bei der 24-jährigen zur
Kenntnis nehmen. Sie ging nochmals auf den Platz, musste aber nach zwei
versuchten Ballwechseln unter grosser Enttäuschung und Tränen aufgeben. Das war
nun echt hart. Gestern die Leiste, heute die Schulter. Und diesmal gab es keine
Schnellheilung. Die Qualifikation zum WTA Turnier von Istanbul vom nächsten Tag
musste sie logischerweise absagen. Ich fand ihre jungen Teamkolleginnen haben
sich aber gut um sie gekümmert. Ich denke die georgischen Spielerinnen sind
heute spielerisch aber auch persönlich gewachsen. Und sind wir ehrlich, um das
geht es im Leben. Es wird nicht jeder in der Welt die Nummer 1 werden. Aber
jeder kann an seinen Aufgaben und als Mensch wachsen.
2:1 DEN-GEO
Sofia Samavati/Johanne Svendsen
(WTA Doppel -/-)
-
Oksana Kalashnikova/Tamari Gagoshidze
(WTA Doppel 85/993)
3:6 6:2 6:1
Da waren nun
noch zwanzig Minuten Pause in denen weder das entscheidende Doppel von Schweden
noch dasjenige von Georgien begann. Auch ich musste mir konsterniert - zwar in der Nähe
aber alleine - einen Stuhl nehmen und das einfach mal sacken lassen.
Tröstungsversuche so kurz danach sind nicht angebracht. Die Möglichkeit war ja
noch nicht verstrichen auf ein Happy End im Doppel. Oksana Kalashnikova und
Kapitän Chakhnashvili-Ranzinger waren bereits auf dem Platz. Da kam Tamari
Gagoshidze daher auf dem Weg zum Platz. Ich ging auf sie zu und beim Vorbeigehen
streckte ich ihr die rechte Faust entgegen. Sie "faustete" mit mir ab und ich
meinte dabei zu ihr "Do it for Mariam". Das war wohl das einzige und beste was
ich da momentan beitragen konnte.
Die Tamari und ich sind seit der gemeinsamen Fahrt im Shuttlebus von heute
morgen ja ohnehin "Buddies". Ich hatte ihr erzählt dass ich bereits
im Januar hier an gleicher Stelle
Spiele von ihr gesehen und sie unterstützt hatte. Sie meinte dann nach kurzem
überlegen dass sie sich an mich erinnern könne. Danach lud sie sich noch die
Jubelbilder vom gestrigen Sieg von meinem auf ihr Mobiltelefon. Leider muss ich
meine Reiseplanung für Georgien im Juli noch etwas anpassen, da sie mir erklärte
dass das ITF-Turnier in Telawi, welches ich einen Tag und somit zwei
Übernachtungen lang besuchen wollte, in diesem Jahr nicht stattfindet wegen
Platzrenovation. Später während des ersten Matches von Kardava fragten sie mich
dann zusammen etwas aus und wir redeten kurz. Das machte die Sache viel
entspannter als so eins zu eins zwischen Halbfremden. Insofern hatte es
wenigstens diesbezüglich für mich sein Gutes dass Gorgodze kurzfristig
zurückgezogen hatte und dadurch Gagoshidze und Natsvlishvili nachnominiert
wurden. Und natürlich auch der Fakt dass diese Veranstaltung gar nicht auf Fans
ausgelegt war und ich diesmal so nahe an den Beteiligten dran war wie noch nie.
Aber so hätten ich (und die Beteiligten) es eigentlich immer verdient!
Leider begannen die entscheidenden Doppel im Abstiegskampf praktisch zeitgleich.
So war ich bei Schweden engagiert und verfolgte das Georgiendoppel nur auf dem
Livescore und hörte mit einem Ohr dort auf dem Nebenplatz mit wer mehr am Jubeln
war. Mit Dänemark und Georgien duellierten sich die beiden Aufsteigernationen
vom letzten Jahr. Es war ein verheissungsvoller Start mit dem Satzgewinn und
dann folgte doch der traurige Abstieg Georgiens.