Billie Jean King Cup Europa/Afrika-Zone I 2022

zurück zur Übersicht         Last updated: 24.01.2023

Georgien - 10. Platz (Abstieg)

Eine gewisse Empathie meinerseits war bereits da. Der aufmerksame Leser wird nach diesem Bericht feststellen, dass die emotionale Bindung in dieser Woche gewachsen ist.

 Platzierungsspiele - Georgien
Pl.  Begegnungen  Einzel #2-Spielerinnen  Einzel #1-Spielerinnen  Doppel
8
 
 Dänemark - Georgien
 2:1
 Svendsen - Kardava
 6:7 1:6
 Samavati - Bolkvadze
 5:0 ret.
 Samavati/Svendsen - Kalashnikova/Gagoshidze
 3:6 6:2 6:1

Ungarn, Slowenien und Kroatien sind für die Play-Offs qualifiziert und dürfen bei einem Sieg im nächsten Jahr die Qualifiers für die Finals bestreiten.
Dänemark und Georgien steigen in die Europa/Afrika-Zone II ab.

 

 Vorrunde Gruppe B - Georgien
Tag  Begegnungen  Einzel #2-Spielerinnen  Einzel #1-Spielerinnen  Doppel
Mo
 
 Slowenien - Georgien
 2:1
 Juvan - Kardava
 7:5 6:1
 Zidansek - Bolkvadze
 6:3 6:0
 Falkner/Lovric - Kalashnikova/Bolkvadze
 6:3 6:7 4:6
Di
 
 Schweden (2) - Georgien
 3:0
 Cabaj Awad - Gagoshidze
 6:1 6:3
 Hennemann - Bolkvadze
 6:2 6:0
 Cabaj Awad/Rinaldo Persson - Kardava/Gagoshidze
 6:2 7:6
Mi
 
 Österreich - Georgien
 3:0
 Kraus - Natsvlishvili
 6:4 6:2
 Grabher - Kardava
 6:0 6:1
 Haas/Klaffner - Gagoshidze/Natsvlishvili
 6:4 4:6 6:3
Do
 
 Kroatien - Georgien
 3:0
 Marcinko - Natsvlishvili
 6:2 6:2
 Vekic - Bolkvadze
 6:2 6:4
 Konjuh/Würth - Kalashnikova/Bolkvadze
 5:7 7:6 ret.
Fr
 
 Bulgarien - Georgien
 2:1
 Terziyska - Gagoshidze
 6:1 6:1
 Tomova - Bolkvadze
 6:3 ret.
 Dencheva/Konstantinova - Kardava/Gagoshidze
 5:7 0:6

Tabelle:   1. Slowenien 4/5,   2. Slowenien 4/5,   3. Österreich 3/5,   4. Bulgarien 2/5,   5. Schweden 2/5,   6. Georgien 0/5.

 


2:0   SLO-GEO  
Tamara Zidansek (WTA 27) - Mariam Bolkvadze (WTA 157)   6:3 6:0
Nur ein kurzer Schnappschuss vom Einspielen. Das nächste was ich von dieser Partie sah, war das Endresultat.

Mariam BolkvadzePia Lovric, Ziva FalknerMariam Bolkvadze
2:1   SLO-GEO   Ziva Falkner/Pia Lovric (WTA Doppel 470/471) - Oksana Kalashnikova/Mariam Bolkvadze (WTA Doppel 85/206)   6:3 6:7 4:6
       weitere Teammitglieder: Kapitän Margalita Chaknashvili-Ranzinger.
Ich nahm eines nach dem anderen an diesem Montag und der Zeitplan ging gut auf. Nach dem Schweden-Spiel sah ich zuerst das Ende des zweiten Einzels bei Türkei gegen Dänemark. Danach den zweiten Satz des entscheidenden Doppels zwischen Serbien und Estland. Und danach waren Slowenien und Georgien bei kühlen Bedingungen tatsächlich noch bei 4:4 im dritten Satz Doppels, wobei die Begegnung nach den beiden Einzeln bereits zu Gunsten der Sloweninnen entschieden war. Dass die Partie noch lief freute mich aber umso mehr, weil ich mit Mariam Bolkvadze am Morgen endlich im richtigen Leben Bekanntschaft geschlossen hatte. Ich kam mit dem Shuttlebus vom Hotel an und sie stieg nach dem Einspielen wieder in den Bus ein zurück ins Hotel. Bisher hatten wir nur per Direktnachricht Kontakt gehabt, weil ich ihr die Freudenfotos von ihrem ersten Grand Slam-Matchgewinn bei den US Open 2019 geschickt hatte und ich später von ihr vor meiner Georgienreise noch eine Essensempfehlung erhalten hatte. Nun aber war die Gelegenheit und stellte ich mich umgehend vor.
Und auch matchtechnisch lief das gut. Bei 4:4 hinzugestossen, anständig unterstützt und die nächsten zwei hart umkämpften Games gehörten den Georgierinnen! Wobei Kalashnikova im letzten Game ab 40:15 noch brutal wackelte und drei schlimme Doppelfehler produzierte. Überhaupt fragte ich mich, ob es sinnvoll war bei einem 0:2-Rückstand noch die besten Kräfte einzusetzen. Ihre slowenischen Gegnerinnen beispielsweise taten das nicht. Der einzige Grund scheint mir zu sein, damit das Doppel mindestens einen Match lang eingespielt ist, falls es in den nächsten Tagen zu einem entscheidenden Doppel kommen sollte. Dass es aber gleich eine so lange Angelegenheit werden würde, damit hatten sie sicherlich auch nicht gerechnet. Denn beim Billie Jean King Cup wird auch im Doppel "wie früher" mit der Vorteilsregel gespielt und ein dritter Satz wird ausgespielt.
Bisher war Georgisch eine der wenigen Sprachen, in denen ich noch nicht anfeuern konnte auf dem Tennisplatz. Mit dem heutigen Spiel habe ich nun aufgeschnappt dass man nach einer guten Aktion "gotscha" rufen kann.

Tamari GagoshidzeMattias Arvidsson, Jacqueline Cabaj AwadJacqueline Cabaj Awad
1:0   SWE-GEO   Jacqueline Cabaj Awad (WTA 487) - Tamari Gagoshidze (WTA 1217)   6:1 6:3
Heute war Sturm angesagt. Sogar der gestern verregnete und nicht mehr voll gespannte Sonnenschutz bei den Ballkindern und Linienrichtern musste abgebaut werden, weil er so stark flatterte, dass er einen unglaublichen Lärm kreierte. An einem gewissen Punkt schlugen beide Spielerinnen sogar von unten auf. Jackie machte kurz den Anfang damit. Tamari begann bald danach auch damit und sie bleib dann sogar beim Aufschlag von unten. Zuerst spielte sie ihn mit Slice, doch das klappte nicht. Ich dachte mir noch dass sie den Ball mit Topspin schlagen soll. Das tat sie dann auch und das funktionierte. Aber sobald sich die Gegnerin daran gewöhnt hat, ist ein Aufschlag von unten natürlich auch eher eine Einladung. Aber ich verstand die 18-jährige Georgierin. Denn vor jedem Aufschlag von oben den Ball zuerst zweimal aufwerfen und wieder fallen zu lassen, weil es ihn weggeweht hat beim Aufwurf, das geht auch nicht. Und diejenigen Aufschläge, die man dann spielen kann, hat man auch mehrere Zentimeter weg vom eigentlich gewollten Treffpunkt schlagen müssen. Aber sie war an diesem Tag doch diejenige mit den allermeisten Problemen beim Ballwurf.
Das war schade, denn auf exakt diesem Platz hatte ich Tamari vor drei Monaten eine tolle Begegnung spielen sehen beim 15'000$ ITF. Es war das beste Spiel gewesen damals während meinen drei Tagen in Antalya und ich wurde umgehend zum Sympathisant.
Jackie spielte das heute unter diesen Bedingungen sehr gut. Letztendlich hat die bessere Spielerin gewonnen, glücklicherweise unabhängig vom Wind.

Caijsa HennemannMattias Arvidsson, Caijsa Hennemann
2:0   SWE-GEO   Caijsa Hennemann (WTA 374) - Mariam Bolkvadze (WTA 157)   6:2 6:0
Meine beiden Lieblingsgeorgierinnen spielten somit heute in den Einzeln gegen Schweden. Aber als Schweizer komme ich ja aus einem neutralen Land und kann auch eine solche Situation irgendwie handhaben. Und Mariam wusste das ich mit Schweden unterwegs bin. Ihre Leistung auf dem Platz war dann aber ganz schlimm und ich hatte etwas ungute Gefühle. Glücklicherweise konnte ich später am Tag noch ganz kurz mit ihr reden in einem passenden Moment (was äusserst rare Momente sind als Zuschauer mit einer Spielerin) und ihr sagen, dass ich wollte dass sie ihre Leistung bringen könne. Sie meinte dass sie unter diesen Bedingungen nicht spielen könne. Als ich am nächsten Tag früh morgens mein erstes Training auf der anderen Seite der Anlage spielte, wusste ich was sie meinte. Es war nicht nur der Wind. Es war auch ein recht feuchter Sandplatz. Das ist Gift für unser beider Spiel. Sandplatz ist schon schlimm genug. Dann sollte er wenigstens trocken und schnell und windstill sein!
Caijsa machte das aber ganz toll mit dem Wind und der gesamten Aufgabe und holte sich ihren allerersten Matchgewinn beim BJK Cup. Die Jüngste (21 Jahre) ist in diesem Jahr die Teamleaderin. Nach dem ersten Match von Cabaj Awad gegen Gagoshidze hatte ich einige Punkte zwischen Serbiens Radanovic und Dänemarks Svendsen beobachtet. Und danach auch zurück hier bei Bolkvadze. Alle diese fünf Spielerinnen servierten mindestens einmal von unten. Hennemann hingegen war die Erste, die ich am heutigen Tag sah, welche konsequent von oben aufschlug. Das verdankt sie wohl dem grösseren Drall, den sie nicht nur in ihren Grundschlägen sondern auch beim Aufschlag in den Ball legen kann.

Zoziya Kardava, Tamari GagoshidzeZoziya KardavaKajsa Rinaldo PerssonJacqueline Cabaj Awad, Kajsa Rinaldo Persson
3:0   SWE-GEO   Jacqueline Cabaj Awad/Kajsa Rinaldo Persson (WTA Doppel 325/863) - Zoziya Kardava/Tamari Gagoshidze (WTA Doppel 986/993)   6:2 7:6
Das Doppel war dann bedeutungslos. Hier war die gute Gegenwehr der Georgierinnen im zweiten Satz dann doch eher überraschend. Da gab es ein langes Games Mitte/Ende des zweiten Satzes, als es Kardava immer und immer wieder schaffte am Netz mit ihrer Vorhand einzugreifen und den Ball erfolgreich abzuvollieren.


1:0   AUT-GEO   Sinja Kraus (WTA 402) - Nino Natsvlishvili (WTA 1186)   6:4 6:2
Ein paar gute Games zu Tagesbeginn gegen eine deutlich stärker eingestufte Spielerin geben immer etwas Mut. So war die 19-jährige Natsvlishvili am heutigen Mittwoch mit 4:3 in Führung gegangen. Überraschenderweise war auch Kardava am Montag gegen Juvan mit einem tollen 5:2 gestartet. In beiden Fällen ging der erste Satz aber an die Gegnerin und im zweiten Satz fiel die Angelegenheit dann deutlich klarer aus. Beides von mir über zwei Plätze hinweg etwas mitverfolgt.

Zoziya KardavaMariam BolkvadzeMariam BolkvadzeOksana KalashnikovaJulia GrabherJulia Grabher
2:0   AUT-GEO   Julia Grabher (WTA 198) - Zoziya Kardava (WTA 1016)   6:0 6:1
Mariam hatte am Vortag schon auf meine Frage ob sie bereit sei für morgen gemeint, dass sie wohl nicht spielen werde. Meine Frage hatte darauf abgezielt ob sie körperlich fit sei, da die Niederlage einfach zu glatt war. Aber fit war sie anscheinend. Denn Mariam und Oksana legten auf dem Platz der zwischen den Matchcourts von SWE-BUL und von AUT-GEO lag eine lange Trainingseinheit ein. Sie waren somit auch weniger als die Hälfte der Zeit an der Seitenlinie um ihre Mannschaftskolleginnen zu unterstützen, was etwas schade ist.
Grabher feierte bei Sturm gestern einen Zweisatzsieg gegen Zidansek - die als WTA Nummer 27 klar bestklassierte Spielerin an diesem Turnier - und erdrückte ihre Gegnerin heute regelrecht. Genau vor Jahresfrist hatte Grabher in Bellinzona das 60'000$ ITF-Turnier gewonnen. Ihr bisher grösster Titelgewinn. Leider fiel sie in der Rangliste nun um 46 Ränge auf Rang 198 zurück, weil sie gar nicht erst die Chance hatte um ihre Punkte aus Bellinzona zu verteidigen. Das muss man ihr hoch anrechnen, dass sie ihre Frau beim Billie Jean King Cup stand, auch wenn dieser in diesem Jahr im April ausgetragen wurde. Natürlich gibt es auch Geld und Unterstützung vom Verband. Aber dennoch gab es einige Absenzen zu verzeichnen. Beispielsweise der kurzfristige Rückzieher von Ekaterine Gorgodze aus Georgien, die bisher immer für ihr Land beim Fed Cup angetreten war. Sie hatte im letzten Jahr in Bellinzona im Halbfinal gegen Grabher verloren. Im ersten Aufgebot dreissig Tage vor BJK Cup-Beginn figurierte sie noch im georgischen Aufgebot. Dann zwei Tage vor Beginn nicht mehr. Sie spielte diese Woche tatsächlich in Bellinzona und erreichte das Endspiel. Demgegenüber ist dann ein Trainingstag von Bolkvadze und ein Ausklinken für einen halben Tag aus dem Turnierbetrieb des Billie Jean King Cup die deutlich beherztere Variante.

Tamari GagoshidzeNino Natsvlishvili, Tamari Gagoshidze
3:0   AUT-GEO   Barbara Haas/Melanie Klaffner (WTA Doppel 440/453) - Tamari Gagoshidze/Nino Natsvlishvili (WTA Doppel 993/1008)   6:4 4:6 6:3
Ich konnte die Spiele von Georgien natürlich nur immer in der Pause der Schweden-Begegnung verfolgen. Zwanzig Minuten Pause zwischen den Einzeln und eine halbe Stunde Pause vor dem Doppel. Und eventuell noch ganz kurz während dem Platz wischen und wässern am Satzende. In diesem Fall sah ich aber die Partie und den Spielstand immer, weil das Doppel zwei Plätze weiter hinten stattfand. Und ich verliess erstmals in dreizehn Jahren während einer Schweden-Begegnung kurz meinen Platz, um etwas anderes zu verfolgen. Für den Satzgewinn im zweiten Satz und das Spielende spurtete ich kurz hinüber.


1:0   CRO-GEO  
Petra Marcinko
(WTA 385) - Nino Natsvlishvili (WTA 1186)   6:2 6:2
Heute am Donnerstag waren die Georgienspiele einfacher zu verfolgen, weil sie genau hinter dem Schwedenmatch auf dem Centre Court stattfanden. Das heisst ich konnte während den Seitenwechseln jeweils aufstehen und mich umdrehen. Die Ehre auf dem Centre Court zu spielen war möglich, weil Gastgeber Türkei in der Gruppe A mit nur fünf Mannschaften heute spielfrei hatte. Kroatien schonte seine bestklassierten Einzelspielerinnen Martic (Bild 1) und Konjuh. Aber Marcinko hatte bereits bei ihren Einsätzen gegen Schweden und Bulgarien gezeigt, dass auf sie auf der Nummer zwei-Position verlass ist.

Donna VekicMariam BolkvadzeDonna Vekic
2:0   CRO-GEO  
Donna Vekic (WTA 108) - Mariam Bolkvadze (WTA 157)   6:2 6:4
Bei Vekic war ich mir dann alles andere als sicher, ob ihr schlechter Fitnessstand für einen Erfolg ausreicht. Als ehemalige Nummer 19 der Welt bringt sie aber natürlich eine gewisse Klasse auf den Platz. Ausserdem gibt es bei diesen Wettkämpferinnen irgendwo einen Schalter, den sie vor dem Match drehen können und dann einfach Vollgas geben. Das Spiel von Vekic hätte Bolkvadze eigentlich deutlich besser liegen müssen.

Mariam Bolkvadze, Oksana KalashnikovaTara Würth, Ana KonjuhTara WürthTamari Gagoshidze, Zoziya Kardava, Margalita Chakhnashvili-Ranzinger
3:0   CRO-GEO   Ana Konjuh/Tara Würth (WTA Doppel 523/664) - Oksana Kalashnikova/Mariam Bolkvadze (WTA Doppel 85/206)   5:7 7:6 ret.
Obwohl die Begegnung bereits mit 0:2 verloren war, traten wie bereits am Montag wiederum Kalashnikova/Bolkvadze an. Kalashnikova hatte natürlich seit dem Montag auch nicht mehr gespielt. Und wiederum wurde es eine so lange Partie. Nachdem der zweite Satz knapp verloren ging, sah ich beim nächsten Blick auf den Centre Court dass nicht mehr gespielt wurde. Bei meinem Sprint zur Toilette nach dem Ende des zweiten Satzes des entscheidenden Doppel SWE-AUT rannte ich quasi in Mariam hinein die auf den Shuttlebus wartete. Ich fragte sie ob sie aufgehört hätten, was sie bejahte. Und auch ich fand, dass man nicht wie am Montag jetzt auch wieder beim Stand von 0:2 ein Doppel über drei Stunden spielen könne. Ich erklärte ihr auch dass ich versucht hätte sie ja nicht zu stören mit meiner Unterstützung im Einzel und Doppel, weil ich immer nur so on-off da war. Ihr Lächeln beantwortete aber mögliche Bedenken vollends.

Julia TerziyskaJulia TerziyskaJulia Terziyska
1:0   BUL-GEO  
Julia Terziyska
(WTA 522) - Tamari Gagoshidze (WTA 1217)   6:1 6:1
Die Gegnerinnen der Georginnen im ersten Einzel des Tages der beiden Nummern zwei waren immer etwa um Rang 400 oder 500 klassiert, was für die EA-Zone I sehr dankbar ist. Da gab es schon ganz andere Jahre mit viel stärkerer Besetzung. Das ist moralisch gar nicht einfach, wenn man dann trotzdem immer mit 0:1 in den Tag startet.


2:0   BUL-GEO  
Viktoriya Tomova
(WTA 112) - Mariam Bolkvadze (WTA 157)   6:3 ret.
Schweden hatte in der Begegnung gegen das bereits als Gruppensieger und Aufsteiger feststehende Slowenien aufgrund deren Aufstellung Siegchancen. Deshalb steckte ich Mariam während dem ersten Einzel noch kurz, dass wenn Schweden (hatte das erste Einzel bereits gewonnen) und Georgien heute gewinnen, sie noch einen Rang hochklettern könnten. Das habe sie gar nicht gewusst, meinte sie. Dem war aber so. Denn auch Bulgarien hatte in den vier Runden zuvor erst einen Sieg geholt (gegen Schweden). Auch Schweden erst einen Sieg (gegen Georgien). Ausserdem spielten sich die Plätze heute endlich schnell
er dank dem dritten Tag Sonnenschein in Folge. Heute morgen hatte sich auch meine Trainingsstunde gleich nebenan am besten angefühlt und ich habe ja auch eine Mariam Bolkvadze-Vorhand, als Linkshänder gespielt und beim Schlag so flach von sich weggedrückt, so dass der Longline ins Eck eine Waffe ist.
Das war ein grosser Kampf gegen Tomova und auch starke Ballwechsel, so wie ich das von zwei Plätzen weiter weg beobachten konnte. Die letzten beiden Games im ersten Satz sah ich dann noch aus der Nähe. Da war etwas in der Leistengegend und ihr Gesicht schmerzverzerrt und auch ich dachte mir Mariam solle sich Sorge tragen. Heute hätte sie noch dieses Einzel gewinnen und dann auch noch im Doppel gewinnen müssen, nur um dann Gruppenrang fünf und das Abstiegsspiel gegen Estland anstelle von Gruppenrang sechs und das Abstiegsspiel gegen Dänemark zu erreichen. Das machte alles keinen Sinn. So verstand ich die Aufgabe nach verlorenem ersten Satz.
Bulgarien klassierte sich mit zwei Siegen (gegen Schweden und Georgien) letztendlich auf dem vierten Gruppenrang. Das ist auch richtig so, denn Schweden hatte zwar auch zwei Siege (einer gegen Georgien), aber einer davon gegen Slowenien war "abgeschenkt" beziehungsweise die Möglichkeit einer Niederlage in Kauf genommen worden aufgrund des Modus. Durch den Sieg in der Direktbegegnung blieben die Bulgarinnen somit zurecht vorne.

Yoana Konstantinova, Rositsa DenchevaYoana Konstantinova, Rositsa DenchevaTamari GagoshidzeTamari GagoshidzeZoziya Kardava, Tamari Gagoshidze
2:1   BUL-GEO   Rositsa Dencheva/Yoana Konstantinova (WTA Doppel -/-) - Zoziya Kardava/Tamari Gagoshidze (WTA Doppel 986/993)   5:7 0:6
Ein "bedeutungsloses" Doppel bei 2:0 nach den Einzeln, wie man das gemeinhin so sagt. Aber ich sage euch das hier war kein bedeutungsloses Doppel! Zoziya und Tamari hatten sich Dienstag gegen Schweden gut verkauft und Tamari und Nino hatten am Mittwoch gegen Österreich erst im dritten Satz verloren. Nun ging es gegen die beiden 15-jährigen Bulgarinnen ohne WTA-Ranking. Aber Dencheva (U14 Siegerin Eddie Herr Trophy und Halbfinalistin U14 Orange Bowl letzten Dezember) und Konstantinova hätte man aus bulgarischer Sicht nicht mitgenommen um internationale Luft zu schnuppern, wenn die nicht entsprechend auf sich aufmerksam gemacht hätten. Dennoch musste da ein Sieg her für die nächste Reihe der Georgierinnen.
Denn tags zuvor hatte ich auf Facebook einen Kommentar gelesen, der mich geärgert hat. Ich habe auf Facebook ja den "Top-Fan"-Status bei der "Georgian Tennis Federation". Die schreiben immer über die aktuellen Resultate der Spieler/innen auf georgisch und in georgischer Schrift und die dazugehörige Übersetzung auf deutsch von Facebook ist teilweise sehr erheiternd. Da liest man dann vom "im Netz der Söhne" (im Tableau der Herren), dass jemand als "6. Samen im Saatgutturnier platziert" ist oder dass jemand von seinem Gegner "aus dem Turnier disqualifiziert" wurde. Und das klicke ich dann natürlich immer mit "gefällt mir" an, weil die Infos doch kompakt und gut sind. Und ich kann mir den Aufbau der georgischen Sprache etwas besser vorstellen. Der Kommentar zu einem Beitrag, der mich gestern allerdings sauer gemacht hat, war: "
Georgiens glänzende Zukunft erschien im Frauentennis beim Bilijinking Cup. lol.". Als Top-Fan hatte ich da dann natürlich interveniert und meine Einschätzung abgegeben.
Ich konnte im ersten Satz bei 3:2 für Georgien kurz zum Spiel dazustossen. Das nächste Game ging verloren und auf dem Gagoshidze-Aufschlag hiess es dann sofort 15:40. Zoziya und Tamari spielten zwar die Crosscourtrallies, aber am Netz hatten sie keinen Zugriff auf das Spiel. Das war dann doch sehr ideenlos und die Gegnerinnen schienen leicht die Oberhand zu gewinnen. Zum Glück konnten die Kaukasierinnen da den Hals noch aus der Schlinge ziehen und wieder mit 4:3 in Führung gehen. Beim Gang zur Bank rief ich ihnen "send a message to your team and win this" zu. Denn es war so wichtig dass sie mit einem Matchgewinn nach Hause kommen und ihren Teamleaderinnen vor dem Abstiegsspiel morgen zeigen, dass es doch geht. Dass sie einen gewissen Beitrag leisten können für das Mannschaftsgefühl. Denn ein Sieg fühlt sich so unglaublich viel besser an als eine Niederlage. Auch für die beiden selber wäre das Resultat und das Gefühl wichtig. Und auch als Signal an den Verband für die Nominierung und auch für die Tennisinteressierten zu Hause.
Über die zwei Plätze hinweg verfolgte ich die weitere Resultatentwicklung vom Schwedenspiel aus. 4:4, 5:4, 5:5 und plötzlich gewannen Zoziya und Tamari die nächsten acht Games in Folge. Ich konnte erkennen dass sie nun den Gegnerinnen am Netz auch mal in die Füsse spielten und diese zu Fehlern zwangen. Beim letzten Game wollte ich nochmals vor Ort sein. Im Billie Jean King Cup war dies der Debütsieg für die 18-jährige Gagoshidze. Die zwei Jahre ältere Kardava hatte bereits im letzten Jahr in der EA-Zone II ein Doppel gegen Moldawien gewonnen. Ich sah fast keinen Jubel nach dem Matchball. Das irritierte mich sehr, denn ich hätte mir deutlich mehr Freude gewünscht, jetzt wo mit dem Sieg das Zeichen gesetzt worden war. Ich musste aber auch gleich wieder zurück zu meinem Spiel, so dass ich mögliche Emotionen bei der Spielerinnenbank nicht mehr mitverfolgen konnte. Als ich dann später am Abend aber meine Bilder ansah, da freute ich mich dann aber doch. Denn da war die Erleichterung und Freude auf den Bildern 5 bis 8 doch deutlich zu erkennen.


0:1   DEN-GEO   Johanne Svendsen (WTA 1159) - Zoziya Kardava (WTA 1016)   6:7 1:6
Die entscheidenden beiden
Abstiegsspiele am Samstag: Die Schwedinnen hatten den ersten Match schon verloren und Svendsen-Kardava waren immer noch im ersten Satz engagiert und ich erlebte die Satzbälle mit. Kardava hatte mit 5:2 geführt und dann bei 5:4 zwei Satzbälle gehabt und bei 6:5 nochmals vier Satzbälle, jeweils bei eigenem Aufschlag. Im Tie-Break lag sie dann 4:6 hinten, wehrte beide Satzbälle ab und verwertete dann ihren insgesamt siebten Satzball zum 8:6.
Die zierliche Kardava kämpfte wie eine Löwin, denn sie befand sich durch die Geschosse von Svendsen in der Dauerdefensive. Es war schon die Frage ob sie genügend Energie hätte um diesen Kampf durchzustehen.
Man darf sich von den WTA-Rangierungen nicht täuschen lassen. Denn Svendsen hat ihre Punkte bei lediglich drei Turnierteilnahmen gesammelt. Kardava hat 13 Turniere auf ihrem Resultatblatt und liegt nur unwesentlich vor der 17-jährigen Dänin. Denn Svendsen hatte mehrheitlich bei den Juniorinnen gespielt und dort Rang 14 in der U18-Weltrangliste erreicht.
Bevor ich bei 2:1 im zweiten Satz die Partie wieder verlassen musste, erzählte ich den georgischen Spielerinnen draussen noch, dass ich die Partie in der Form schon einmal gesehen hatte. Letztes Jahr bei der Junioren-EM in Klosters. Eine Schweizerin habe gegen Svendsen gespielt und habe auch den sehr hohen Top Spin angewendet und Svendsen habe dann die Fehler gemacht und im dritten Satz mit 4:6 verloren. Diese Taktik hatte Zoziya bereits bisher in dieser Partie öfters angewendet so wie ich das mitverfolgt hatte und war sicherlich auch von Kapitän Chakhnashvili richtig eingestellt worden. Aber ich war dann doch überrascht auf dem Livescore zu sehen dass die Georgierin nach einem umkämpften Game zum 3:1 sehr zügig bis zum 6:1-Sieg durchging. Vielleicht haben sie da ja von aussen nochmals das richtige auf das Feld gerufen. Würde mich freuen wenn es so gewesen wäre. Die Frau auf Bild 4 neben Zoziya ist übrigens Lali Zerekidze, falls ich das Puzzle richtig zusammenfüge. Sie war Fed Cup-Kapitän als ich zum ersten Mal in der EA-Zone I war im Jahr 2008.
Der Sieg ist sicherlich auch für Zoziya selber ein wichtiger Erfolg. Da hatte bestimmt auch die Erleichterung und das Siegesgefühl vom Matchgewinn von gestern im Doppel eine gewisse zusätzliche Motivation gebracht. Denn im Einzel war es für die 20-jährige in den letzten Monaten gar nicht gut gelaufen. Seit ihrem letzten Matchgewinn Mitte November hatte sie an ITF 15'000$-Turnieren sechs Erstrundenniederlagen kassiert. Also fünf Monate ohne Sieg im Einzel auf ITF-Level.


1:1   DEN-GEO   Sofia Samavati (WTA 484) - Mariam Bolkvadze (WTA 157)   5:0 ret.
Dank dem ersten Matchgewinn im Einzel in dieser Woche für Georgien lag nun alles auf dem Silbertablett bereit. Denn Bolkvadze ist in der Weltrangliste dreimal so gut klassiert wie Samavati. Mariam hatte sich am Morgen eingespielt. Das hatte ich gesehen nach meiner Tennisstunde von acht bis neun Uhr. Ich schloss daraus: wenn sie sich einspielt, dann ist sie auch matchfit. Und auch beim Anfeuern im ersten Einzel von Kardava war sie die Anführerin in der Mannschaft und lautstark mit dabei. Also stimmte auch die Motivation für den Abstiegskampf. Falls es im Einzel tatsächlich nicht klappen sollte auf dem Sand der Megasaray Tennis Academy, dann wären die Georgierinnen mit Kalashnikova und Bolkvadze immer noch favorisiert gewesen für das entscheidende Doppel gegen die Däninnen, wobei sowas dann immer eng wird.
Doch Mariam wurde zur meistgeprügelten Spielerin dieser Billie Jean King Cup-Woche. Nach dem Ausgleich der Schwedinnen nach den beiden Einzeln kam ich herüber und musste eine Behandlung der linken Schulter bei der 24-jährigen zur Kenntnis nehmen. Sie ging nochmals auf den Platz, musste aber nach zwei versuchten Ballwechseln unter grosser Enttäuschung und Tränen aufgeben. Das war nun echt hart. Gestern die Leiste, heute die Schulter. Und diesmal gab es keine Schnellheilung. Die Qualifikation zum WTA Turnier von Istanbul vom nächsten Tag musste sie logischerweise absagen. Ich fand ihre jungen Teamkolleginnen haben sich aber gut um sie gekümmert. Ich denke die georgischen Spielerinnen sind heute spielerisch aber auch persönlich gewachsen. Und sind wir ehrlich, um das geht es im Leben. Es wird nicht jeder in der Welt die Nummer 1 werden. Aber jeder kann an seinen Aufgaben und als Mensch wachsen.


2:1   DEN-GEO   Sofia Samavati/Johanne Svendsen (WTA Doppel -/-) - Oksana Kalashnikova/Tamari Gagoshidze (WTA Doppel 85/993)   3:6 6:2 6:1
Da waren nun noch zwanzig Minuten Pause in denen weder das entscheidende Doppel von Schweden noch dasjenige von Georgien begann. Auch ich musste mir konsterniert - zwar in der Nähe aber alleine - einen Stuhl nehmen und das einfach mal sacken lassen. Tröstungsversuche so kurz danach sind nicht angebracht. Die Möglichkeit war ja noch nicht verstrichen auf ein Happy End im Doppel. Oksana Kalashnikova und Kapitän Chakhnashvili-Ranzinger waren bereits auf dem Platz. Da kam Tamari Gagoshidze daher auf dem Weg zum Platz. Ich ging auf sie zu und beim Vorbeigehen streckte ich ihr die rechte Faust entgegen. Sie "faustete" mit mir ab und ich meinte dabei zu ihr "Do it for Mariam". Das war wohl das einzige und beste was ich da momentan beitragen konnte.
Die Tamari und ich sind seit der gemeinsamen Fahrt im Shuttlebus von heute morgen ja ohnehin "Buddies". Ich hatte ihr erzählt dass ich bereits im Januar hier an gleicher Stelle Spiele von ihr gesehen und sie unterstützt hatte. Sie meinte dann nach kurzem überlegen dass sie sich an mich erinnern könne. Danach lud sie sich noch die Jubelbilder vom gestrigen Sieg von meinem auf ihr Mobiltelefon. Leider muss ich meine Reiseplanung für Georgien im Juli noch etwas anpassen, da sie mir erklärte dass das ITF-Turnier in Telawi, welches ich einen Tag und somit zwei Übernachtungen lang besuchen wollte, in diesem Jahr nicht stattfindet wegen Platzrenovation. Später während des ersten Matches von Kardava fragten sie mich dann zusammen etwas aus und wir redeten kurz. Das machte die Sache viel entspannter als so eins zu eins zwischen Halbfremden. Insofern hatte es wenigstens diesbezüglich für mich sein Gutes dass Gorgodze kurzfristig zurückgezogen hatte und dadurch Gagoshidze und Natsvlishvili nachnominiert wurden. Und natürlich auch der Fakt dass diese Veranstaltung gar nicht auf Fans ausgelegt war und ich diesmal so nahe an den Beteiligten dran war wie noch nie. Aber so hätten ich (und die Beteiligten) es eigentlich immer verdient!
Leider begannen die entscheidenden Doppel im Abstiegskampf praktisch zeitgleich. So war ich bei Schweden engagiert und verfolgte das Georgiendoppel nur auf dem Livescore und hörte mit einem Ohr dort auf dem Nebenplatz mit wer mehr am Jubeln war. Mit Dänemark und Georgien duellierten sich die beiden Aufsteigernationen vom letzten Jahr. Es war ein verheissungsvoller Start mit dem Satzgewinn und dann folgte doch der traurige Abstieg Georgiens.

 

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