Porsche Tennis Grand Prix 2014, Stuttgart

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Stuttgart 2007,   Stuttgart 2008,   Stuttgart 2009,   Stuttgart 2010,   Stuttgart 2011,   Stuttgart 2012,   Stuttgart 2013
26. April 2014


Fed Cup
Der Fed Cup hat Stuttgart in diesem Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht. In den vergangenen drei Jahren trugen die Deutschen ihre Play-Off-Partien zur Weltgruppe I jeweils am Qualifikationswochenende des WTA-Turniers gleich in der Porsche-Arena aus. Vor zwei Jahren gegen Australien, wo man mit 2:3 verlor. Letztes Jahr gaben die Australierinnen ihr Heimrecht in der Begegnung gegen die Schweiz ab mit der Bedingung draussen auf Sand zu spielen. Man ging nach Chiasso, wo das komplette Wochenende verregnet wurde und sämtliche Partien erst am Montag ausgetragen werden konnten und mussten. In diesem Jahr handelt es sich nicht um ein Play-Off-Spiel, sondern um das Halbfinale der Weltgruppe I zwischen Australien und Deutschland. Auch hier liefen Verhandlungen über ein Abtreten des Heimrechts von Australien an Deutschland. Dies kam aber nicht zu Stande und so hiess der Austragungsort Brisbane in Australien auf Hartplatz. Die Deutschen siegten und qualifizierten sich für den Fed Cup-Final, was über die anschliessenden Leistungen in Stuttgart hinwegtrösten dürfte. Görges gewann nur ein Match, Kerber und Petkovic keines. Die Australierin Stosur sagte für Stuttgart gar ab.

Teilnehmerfeld
Der Cut für die direkte Aufnahme in das Hauptfeld lag in diesem Jahr mit Weltranglistenposition 28 im starken Durchschnitt der letzten Jahre. Als einzige Topspielerinnen fehlten Williams, die es letztmals 2008 ins Ländle gezogen hatte und die dem Turnier seit der Umstellung auf Sand immer fern geblieben ist, sowie Li und Azarenka, die üblicherweise zu den Stammgästen in Stuttgart zählen. Damit musste der Porsche Tennis Grand Prix auf drei der besten vier Spielerinnen der Weltrangliste verzichten. Das ist aber Nörgeln auf sehr hohem Niveau. Mit der Verpflichtung von Sharapova als Markenbotschafterin von Porsche hat man sich die Teilnahme des Superstars bereits im dritten Jahr in Folge gesichert. Mit ihren Leistungen hat sie bislang nicht enttäuscht. Sie hat auf dem Stuttgarter Sand noch nie eine Partie verloren. Auch für die Russin selber scheint das Vorbereitungsturnier in Stuttgart ein grosser Erfolg zu sein, hat sie doch vor zwei Jahren mit dem anschliessenden Turniersieg in Roland Garros ihr Grand Slam-Palmares vervollständigt.

Tiefpunkt
Ob das Turnier nach fünf WTA Awards in sechs Jahren wiederum als bestes Turnier der Premium-Kategorie ausgezeichnet wird, ist noch nicht bekannt. Die Veröffentlichung der Ergebnisse für das Jahr 2013 steht noch aus. Allerdings hatten wir bei einer so feinen Veranstaltung das Pech, dass von den über 4'000 Zuschauer genau die schlimmste Person hinter uns sass, die ich in knapp 300 Tennistagen je erlebt haben. Weiblich und gegen die Dreissig mit leichtem ostdeutschen Akzent. Im ersten Match mit Sharapova stach die Eifersucht hervor mit giftelnden Obszönitäten wie "die stöhnt als ob sie hinten Einen stecken hat", "die regt mich so auf" oder beispielsweise wurde die Knipserei mit der Kamera mit "das ist bestimmt ein Perverser" oder "Porno-Arsch" kommentiert. Ich kann mich nicht daran erinnern wann ich zuletzt so viele Fluchwörter und abschätzige Ausdrücke im Minutentakt gehört habe. Über ein Ballmädchen wurde mit "die hat ein Gesicht wie ein Preisboxer" gelästert. Im zweiten Match beim Doppel stellte sie nicht mehr eifersüchtig sondern vermeintlich überlegen und damit herablassend fest dass "die dummen Kühe kein Tennis spielen" können, dass Mirza "abartig fett" sei, dass diese "Kack-Kuh auch noch so dumm schaut" und dass es langweilig sei und sie besser shoppen gehen würde, da "die Fetten ja sowieso gegen die Dummen gewinnen" werden. Ich hörte einmal sogar das Wort "asozial", wobei das nun wirklich in die falsche Richtung geäussert wurde. Hätte ich dieser Person nur einen Satz gesagt, so wäre das nicht "bei Dir ist in der Kindheit wohl ordentlich etwas schief gelaufen" gewesen, sondern ich hätte bemerkt, dass es doch faszinierend und schön sei dass die Menschen so verschieden sind. Habe ich aber nicht getan. Das Fotografieren wurde diesmal mit "jetzt macht der von der Hässlichen auch noch ein Foto, der hängt sich die bestimmt alle in den Keller" kommentiert. Beim letzten Spiel mit den Serbinnen mussten wir die Hasstiraden nur zeitweise mitanhören und sie ertönten viel seltener. Vielleicht hat es sich auf dem Platz um Landsfrauen von ihr gehandelt, wobei ich hier Niemandem Unrecht tun möchte. So durften wir uns mit einem "jetzt spielen die Schlampen immer noch" begnügen.
Da können nur noch die US Open - 2005 oder 2009 war es - mithalten, als im Louis Armstrong-Stadium eine sehr blasse ältere Frau einen schwarzen Regenschirm aufgespannt hatte, um sich vor der Sonne zu schützen. Dahinter sah man natürlich nichts mehr und der Zuschauer beschwerte sich. Ich sass daneben. In der Folge öffnete die Dame den Regenschirm nur noch während des Seitenwechsels, traf den hinter ihr sitzenden Zuschauer beim Aufspannen aber fast. Kurz darauf bemerkte dieser "she thinks she is Michael Jackson" worauf die Dame wutentbrannt mit dem geschlossenen Schirm zweimal auf ihn einschlug und zugleich mit weinerlicher Stimme rief "I've got skin cancer you asshole". Was man auf dem Tennisplatz so alles erlebt...

Mark Webber
Lichtblicke

Für die Lichtblicke und etwas Entspannung sorgte sicherlich, dass der Zeitplan am Halbfinalsamstag uns ermöglichte ein Bier am Frühlingsfest auf dem Cannstatter Wasen zu geniessen. Kurz zuvor hatten wir beim Tennis mit dem ehemaligen Formel 1-Fahrer Mark Webber (Bild 3) abgeklatscht, der das aufgrund eines schlechten Auffassungsvermögens sehr zaghaft getan hatte. In der Formel 1 hätte er mit dieser Reaktionsgeschwindigkeit die Kurve verpasst und wäre voll in den Reifenstapel geknallt. Er hatte am Samstag mit Sharapova zu Promotionszwecken einen Spritztour in einem Flitzer von Porsche unternommen. Antonia Lottner dagegen kapierte das mit dem Abklatschen nach ihrem Auftritt im Doppel blitzschnell, schlug ordentlich drein und hatte ein grosses Lachen auf ihrem Gesicht. Unsere Plätze waren in der ersten Reihe ganz aussen. Der Vorteil war, dass die Plätze genau beim Spielereingang lagen. Die im Ansatz sehr gute Sicht auf den Platz wurde stark dadurch eingeschränkt, dass die Ballmädchen jeweils die Mitte des Platzes verdeckten und ich eigentlich nur immer eine Spielerin sah... Stefan nutzte unsere gute Position beim letzten Match noch für ein erfolgreiches Foto mit Ivanovic. Hochs und Tiefs lagen an diesem Tag so nahe beieinander, dass es sich bereits jetzt um einen legendären Tag handelt.

Maria SharapovaMaria SharapovaRoberta Vinci
Maria Sharapova (WTA 9) - Sara Errani (WTA 11)   6:1 6:2
Die Bilanzen der bisherigen Direktduelle bestätigten sich in den Halbfinalspielen. Mit 4:0 führte die 27-jährige Russin im Vergleich mit Errani, inklusive des Finalsiegs in Roland Garros 2012. Die Italienerin stand bei ihren Aufschlagspielen auf verlorenem Posten. Ihr Aufschlag war zu langsam und den Kickaufschlag nimmt der Sandbelag in der Halle von Stuttgart nicht so gut an wie anderswo. So konnte Sharapova nicht nur nach ihrem eigenen Aufschlag dominieren, sondern bestimmte die Ballwechsel auch beim Return. Die zehn Tage jüngere Errani gewann bei eigenem Aufschlag gerade einmal 9 Punkte von 28 ersten Aufschlägen (32%) und nur 1 Punkt bei 7 zweiten Aufschlägen (14%). Eine vernichtende Bilanz.
Für Sharapova lassen sich die selben Stärken anführen wie bei Isner in Fribourg 2012. Die konstanten Bedingungen in der Halle unterstützen ihren Aufschlag. Der Sandbelag gibt ihr genügend Zeit um sich zu den Bällen hinzubewegen. Sie selbst hat genügend Kraft und Geschwindigkeit in ihren Schlägen, um auch auf dem langsameren Belag direkt zu punkten. Die etwas höher abspringenden Bälle kann die 188cm grosse Sharapova auf Schulterhöhe nehmen, welche sich immer noch in ihrer Komfortzone befindet.
Die 7:2-Bilanz gegen Finalgegnerin Ivanovic baute Sharapova im Final am Sonntag aus und gewann bei ihrem dritten Auftritt in Stuttgart den dritten Porsche in Folge.
Errani war dafür zusammen mit
Roberta Vinci das Mass aller Dinge im Doppel. Sie sicherten sich den Stuttgart-Titel ohne Satzverlust.

Jelena JankovicJelena Jankovic
Ana Ivanovic (WTA 12) - Jelena Jankovic (WTA 8)   6:3 7:5
Gegen Landsfrau Jankovic hatte Ivanovic eine 8:3-Siegesbilanz vorzuweisen. Die taktische Ausrichtung war klar: Ivanovic nagelte Jankovic in ihrer Vorhandecke fest, damit diese ihre gefährliche Rückhand nicht einsetzen konnte. Ivanovic gelang es besser ihren eigenen Paradeschlag - die Vorhand - einzusetzen. Nach ihrem eigenen Aufschlag war sie meistens am Drücker. Ausserdem waren die Returns der 26-jährigen im Vergleich ebenfalls etwas stärker.

Sania MirzaAnna ZajaAnna ZajaSania Mirza, Cara BlackSania Mirza, Cara BlackAnna Zaja, Antonia LottnerAntonia Lottner
Sania Mirza/Cara Black (WTA Doppel 8/9) - Anna Zaja/Antonia Lottner (WTA Doppel 218/525)   6:2 2:6 10-4
Genau vor zwei Jahren, am 26. April 2012, brachte Black ihr erstes Kind zur Welt. Ein halbes Jahr nach der Geburt ihres Sohnes kehrte sie auf die WTA Tour zurück und steht mittlerweile wieder unter den besten zehn Spielerinnen der Weltrangliste. Im letzten Jahr konnte sie ihre Sammlung um 3 Turniersiege im Doppel auf 57 erhöhen. Bei ihr erkennt man die sehr gute Übersicht, mit der sie die Bälle platziert.
Als aktuelle French Open-Finalistin bei den Juniorinnen (Niederlage gegen Bencic) interessierte mich die Leistung Lottners. Die Ansätze bei der 17-jährigen sind angeführt von einem starken Aufschlag gut. Sie verfügt über satte Grundlinienschläge bei denen ihre Fehlerquote in dieser Begegnung allerdings zu hoch war. Das mag auch daran liegen, dass es sich um den ersten Auftritt der beiden Deutschen auf dem Center Court gehandelt hat. Auf mich wirkte ihre Körpersprache sehr positiv und auch beim Abklatschen nach dem Match mit uns machte sie eine gute Figur.

 

 Einzel
 1. Runde  2. Runde  Viertelfinal  Halbfinal  Final
 Maria Sharapova (6) -
 Lucie Safarova
 7:6 6:7 7:6
 Maria Sharapova (6) -
 Anastasia Pavlyuchenkova
 6:4 6:3
 Maria Sharapova (6) -
 Agnieszka Radwanska (1)
 6:4 6:3
 Maria Sharapova (6) -
 Sara Errani (8)
 6:1 6:2
 Maria Sharapova (6) -
 Ana Ivanovic (9)
 3:6 6:4 6:1
 Sara Errani (8) -
 Klara Koukalova
 6:3 6:4
 Sara Errani (8) -
 Kaia Kanepi
 6:3 6:3
 Sara Errani (8) -
 Carla Suarez Navarro
 6:3 6:7 3:0 ret.
 Jelena Jankovic (5) -
 Mona Barthel (L)
 2:6 7:6 6:3
 Jelena Jankovic (5) -
 Flavia Pennetta
 3:6 6:2 6:3
 Jelena Jankovic (5) -
 Alisa Kleybanova
 6:4 6:3
 Ana Ivanovic (9) -
 Jelena Jankovic (5)
 6:3 7:5
 Ana Ivanovic (9) -
 Sabine Lisicki
 6:1 6:3
 Ana Ivanovic (9) -
 Julia Görges (W)
 1:6 6:2 6:3
 Ana Ivanovic (9) -
 Svetlana Kuznetsova
 6:3 2:6 6:4

 

 Doppel
 1. Runde  Viertelfinale  Halbfinale  Finale
 Vinci/Errani (1) -
 Grönefeld/Görges
 6:2 6:2
 Vinci/Errani (1) -
 Thorpe/Mircic
 6:2 6:2
 Vinci/Errani (1) -
 Jankovic/Kleybanova
 6:3 6:3
 Vinci/Errani (1) -
 Mirza/Black (2)
 6:2 6:3
 Zaja/Lottner (A) -
 Barthel/Birnerova
 4:6 6:4 10-8
 Zaja/Lottner (A) -
 Huber/Husarova
 6:3 6:4
 Mirza/Black (2) -
 Zaja/Lottner (A)
 6:2 2:6 10-4
 Mirza/Black (2) -
 Petkovic/Kerber
 4:6 6:2 10-7
 Mirza/Black (2) -
 Barrois/Beck
 6:3 2:6 10-8

 

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