Wimbledon 2013, London |
zurück zur Übersicht Last updated: 30.01.2023 |
77-jährige Wartezeit - Murray, Djokovic, Del Potro, Berdych, Ferrer |
Das britische Publikum war bereit dafür Andy Murray zum ersten heimischen Titelgewinn im Herren Einzel seit 1936 zu unterstützen. In den Jahren zuvor war es das nicht vollumfänglich gewesen. Es ist erstaunlich wie stark sich die Sympathien im Olympischen Jahr 2012 - dem erfolgreichsten britischen Sportjahr aller Zeiten - erhöht haben. Noch beim Wimbledonfinal vor Jahresfrist hatte eine Mehrzahl den Schweizer Federer und nicht den Schotten Murray unterstützt. Neben dem Heldenstatus von Federer war man bei Murray noch nicht gewillt um uralte Geschichten wegzuwischen wie seine Aussage als 19-jähriger Emporkömmling, dass er bei der Fussballweltmeisterschaft 2006 alle Teams ausser England unterstützen würde.
Mit seinen Tränen nach dem verlorenen Wimbledonfinal gegen Federer begann die Wandlung aller. Vier Wochen später spielte er sich auf der Olympischen Erfolgswelle zur Goldmedaille. Wieder war es ein Finalspiel gegen Federer. Doch diesmal stand das Publikum mit den Union Jacks bereit. Weitere fünf Wochen später stand er an den US Open mit seinem ersten Grand Slam-Titel da. Das britische Publikum honorierte diese Erfolge mit dem dritten Rang bei der Wahl zur britischen Sportpersönlichkeit 2012. Nur der erste britische Tour de France-Sieger Bradley Wiggins, der neben dem gelben Trikot in Paris auch die goldene Olympiamedaille beim Einzelzeitfahren in London gewann und die zweitplatzierte Jessica Ennis, die Olympiasiegerin im Siebenkampf, klassierten sich vor ihm. 5000m und 10000m Olympiasieger Mo Farah rangierte sich gleich hinter Murray.
Doch wie würden sich diese Geschehnisse auf aktuelle Austragung des Grand Slam-Turniers von Wimbledon auswirken? Der BBC gelang ein Schachzug, der alle Emotionen des vergangenen Jahres neu erweckte und die ganze Insel hinter Murray versammelte. Am Vorabend des Turnierstarts strahlten sie die wunderbare Dokumentation "Andy Murray: The man behind the racket" aus. Inklusive dem Rückblick auf einen Amoklauf aus dem Jahr 1996 mit 17 Opfern an Murrays Schule in seiner Heimatstadt Dunblane, bei dem er in einem anderen Klassenzimmer ausharrte. Für mich war diese Dokumentation das letzte noch fehlende Puzzleteil zum langersehnten Wimbledontriumph.
Andy Murray
(ATP 2)
Mir wurde erst während des Turniers wieder bewusst
wie vollgepackt diese Anlage von Wimbledon ist (Bild 4) und welches Privileg es
ist nur schon die Eintrittskarten zu ergattern. Das wird sich mein
Tenniszuschauerkollege Michael Stone auch gedacht haben, als er beim Finalspiel
in der zweiten Reihe sass und das herrliche Bild 9 schiessen konnte. Da ich
während meines Aufenthalts in London dieses Jahr nicht so erfolgreich war mit
Centre Court-Tickets, sah ich Murray nicht live spielen. Während einer
Regenpause am Freitag wurde Murrays Drittrundenmatch gegen Robredo unter dem geschlossenen
Dach des Centre Courts aber auf die Aussenplätze wie Court 3 (Bild 6) oder
natürlich der Aorangi Picnic Terrace (Bild 7) - dem gemeinhin als Henman Hill bekannten
Hügel - übertragen.
Murray war in Roland Garros aufgrund einer Rückenverletzung nicht angetreten,
die ihn in Rom zur Aufgabe gezwungen hatte. Da die Verletzung wohl nicht allzu
gravierend war (immerhin genug gravierend, um ein Grand Slam-Turnier
auszulassen), konnte sich der 26-jährige intensiver auf die kurze Rasensaison
vorbereiten. Sein dritter Turniersieg im Londoner Queen's Club in der Woche nach
den French Open unterstrich, dass Murray gut vorbereitet zu den Championships im
All England Lawn Tennis Club antreten würde.
Fernando Verdasco
(ATP 54)
-
Ernests Gulbis
(ATP 39)
6:2 6:4 6:4
Verdasco war gegen Gulbis unantastbar. Von seiner
Bestplatzierung von Weltranglistenposition 7 ist der Madrilene weit entfernt,
doch seine starken Leistungen brachten ihm die erstmalige
Viertelfinalqualifikation in Wimbledon ein und beinahe den nächsten grossen
Schocker des Turniers: In der Runde der letzten Acht führte er mit 2:0 Sätzen
gegen den späteren Turniersieger Murray.
Der Lette Gulbis hatte im Februar mit einigen Aussagen auf sich aufmerksam
gemacht. Nachdem er sich in Rotterdam erfreut über die liberalen niederländischen Drogengesetze
zeigte, legte er nach seiner überstandenen Qualifikation zum ATP-Turnier in Delray
Beach einen drauf:
"I was really getting pissed to see who's in the top
100. There are some guys who I don't know who they are. Some guys, I'm sorry,
with respect — they can't play tennis.
Novak Djokovic
(ATP 1)
-
Florian Mayer
(ATP 34)
6:3 7:5 6:4
Der Erfolg von Federer im letzten Jahr und Murray in
diesem Jahr hängt auch mit dem Ende der Unantastbarkeit von Djokovic und den
verletzungsanfälligen Knien Nadals zusammen. Denn gegen Nadal hat Murray eine
5:13-Negativbilanz. Gegen Djokovic ist Murray seit Wimbledon mit 8:11 Siegen
schon näher dran. Gegen Federer führt Murray gar mit 11:9.
Djokovic setzte von Dezember 2010 - als er Serbien zum ersten Davis Cup-Titel
führte - bis zum Finaleinzug bei den French Open 2012 den Massstab im Herren
Tennis. Er hatte seinen Fokus auf den Gewinn der French Open 2012 gelegt, um
alle vier Grand Slam-Titel zur gleichen Zeit halten zu können. Seit den
Australian Open 2011 hatte er nur die French Open 2011 nicht gewinnen können.
Aber auch bei der Austragung 2012 scheiterte erneut. Er unterlag Nadal im Final. Seit
diesem Moment ist die Lücke zwischen ihm als Weltranglistenerstem und seinen
ersten Verfolgern wieder etwas kleiner geworden.
Juan Martin Del
Potro
(ATP 8)
-
Andreas Seppi
(ATP 28)
6:4 7:6 6:3
Der Argentinier erhöht seine Gefährlichkeit auf
Rasen Jahr für Jahr. Bei seinen ersten drei Wimbledon-Teilnahmen 2007 bis 2009
schied er bereits in der zweiten Runde aus. Die nächsten beiden Teilnahmen
2011 und 2012 waren mit der vierten Runde bereits verbessert. Bei den Olympischen
Spielen 2012 an gleicher Stätte überraschte er mit der knappen 17:19
Halbfinalniederlage im dritten Satz gegen Federer und dem anschliessenden Gewinn
der Bronzemedaille gegen Djokovic. In diesem Jahr schied er im Halbfinal gegen
Djokovic aus.
Tomas Berdych
(ATP 6)
-
Bernard Tomic
(ATP 59)
7:6 6:7 6:4 6:4
Der tschechische Finalist von 2010 scheiterte im
Viertelfinal recht deutlich an Djokovic. Gegen den erst 20-jährigen Tomic konnte
sich der sieben Jahre ältere Berdych knapp in vier Sätzen durchsetzen. Zum
zweiten Mal hat der Australier an einem Grand Slam-Turnier einen Top 10-Spieler
besiegt. Vor zwei Jahren
schlug er Söderling (ATP 5) in Wimbledon. Dieses Jahr gewann er gegen Gasquet
(ATP 9).
David Ferrer
(ATP 4)
-
Martin Alund
(ATP 101)
6:1 4:6 7:5 6:2
Wenn Djokovic, Murray, Federer und
Nadal nicht die ersten vier Positionen der Setzliste einnehmen, dann gehen die
Diskussionen los. Vor allem da Nadal im laufenden Jahr das ATP Race anführt,
aber in der ATP Entry List und der Berechnung der Setzliste für Wimbledon nur
auf dem fünften Platz lag. Ferrer nimmt die vierte Position ein. Nach der
überraschenden
Erstrundenniederlage Nadals waren die Diskussionen allerdings schnell verstummt. Nichts
desto trotz haben die Organisatoren konsequent gehandelt und Ferrer in seiner
ersten Partie auf dem Centre Court angesetzt. In den weiteren Runden wurde er
zweimal auf Court 1 und einmal auf Court 2 verbannt, ehe er seine
Viertelfinalniederlage auf dem Centre Court einzog.
Grega Zemlja
(ATP 55)
-
Grigor Dimitrov
(ATP 31)
3:6 7:6 3:6 6:4 11:9
Bei meinem Abstecher am Donnerstag zurück in die Schweiz
hatte ich mir am späteren Nachmittag dieses Match am Fernsehen angeschaut. Der
BBC-Kommentator verstand die Tenniswelt nicht mehr, weil Sharapova-Freund Dimitrov dieses Match nicht schon lange gewonnen hatte. Zwei
inkonsequent gespielte Sätze kosteten ihn die Sätze zwei und vier. Im fünften
Satz ging es gar bis 8:9 bis die Partie wegen Dunkelheit
unterbrochen wurde. Am Freitag hatten wir Tickets für Court 3 und freuten uns
auf die Beendigung dieses Matches. Der Tag begann aber mit Nieselregen und wir
warteten in Michaels Wohnung bis eine Wetterbesserung in Sicht war. Als wir uns
auf den Weg machten, trafen wir genau bei Court 3 ein als Zemlja den Matchball
verwertet hatte. Ganz schlechtes Timing unsererseits. Speziell weil ich
argumentiert hatte, dass wir es auch ohne Taxi in der nötigen Zeit vom Bahnhof
zur Anlage schaffen würden.
Nenad Zimonjic/Julien Benneteau
(ATP Doppel 18/33) -
Frederik
Nielsen/Grigor Dimitrov
(ATP Doppel 17/93)
6:7 6:3 5:7 6:2 8:6
In Mitten der erfahrenen Doppelspieler
Nielsen (29 Jahre), Benneteau (31 Jahre) und Zimonjic (37 Jahre) kann der
22-jährige Dimitrov noch einiges lernen. Gleichzeitig hat er als Nummer 26 der
Einzelweltrangliste Stärken, die einem Nielsen und Zimonjic fehlen, da sie es
nie bis unter die besten 150 Spieler der Einzelweltrangliste geschafft haben.
Die Kombination aus einem Doppelspieler und einem Einzelspieler kann sehr
vielversprechend sein, stellt aber meistens nur eine Allianz auf Zeit dar.
Jeremy Chardy
(ATP 25)
-
Ryan Harrison
(ATP 97)
7:6 4:6 7:5 6:2
Der Wimbledonsieger der Junioren des Jahres
2005 ist mittlerweile 26 Jahre alt und bei einer Karrierebestklassierung von 25
angekommen. Bei den grossen Tennisnationen wie Frankreich oder den USA, die über eigene
Grand Slam-Turniere verfügen, treten die Junioren dank Wild Cards bei den
grossen Events bereits früh in Erscheinung. Eines dieser Talente ist auch der
21-jährige Harrison, der auf Juniorenebene die Halbfinals bei den Australian
Open 2008 erreicht hat. Sein Grossvater spielte American Football, sein Vater
ist Tennistrainer und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Christian versucht sich
ebenfalls als Tennisprofi. Zusammen mit seinem Bruder hat Ryan letztes Jahr mit
einer Wild Card ausgestattet in der Doppelkonkurrenz der US Open namhafte Teams
wie Fyrstenberg/Matkowski, Ehrlich/Ram und Fleming/Hutchins ausgeschaltet und
das Viertelfinale erreicht. Im letzten Jahr sammelte Harrison im Davis Cup gegen
die Schweiz und
Frankreich erste
Erfahrungen. Momentan ist Harrison in der Einzelweltrangliste aber nur der
siebtbeste Spieler der USA und er fiel in dieser Wertung nach Wimbledon sogar
auf Rang 11 zurück und aus den Top 100 der Weltrangliste. Es ist für die Talente
nicht leicht die grossen Erwartungen auch wirklich in eine grosse
Tenniskarriere zu transferieren.
Alexandr
Dolgopolov
(ATP 24)
In diesem Jahr ist der Ukrainer noch nie über
die dritte Runde eines Turniers hinausgekommen.
Herren Einzel | ||||||
1. Runde | 2. Runde | 3. Runde | 4. Runde | Viertelfinal | Halbfinal | Final |
Novak
Djokovic (1) - Florian Mayer 6:3 7:5 6:4 |
Novak
Djokovic (1) - Bobby Reynolds (Q) 7:6 6:3 6:1 |
Novak
Djokovic (1) - Jeremy Chardy (28) 6:3 6:2 6:2 |
Novak
Djokovic (1) - Tommy Haas (13) 6:1 6:4 7:6 |
Novak
Djokovic (1) - Tomas Berdych (7) 7:6 6:4 6:3 |
Novak
Djokovic (1) - Juan Martin Del Potro (8) 7:5 4:6 7:6 6:7 6:3 |
Andy
Murray (2) - Novak Djokovic (1) 6:4 7:5 6:4 |
Jeremy
Chardy (28) - Ryan Harrison 7:6 4:6 7:5 6:2 |
Jeremy
Chardy (28) - Jan-Lennard Struff (Q) 6:4 6:1 6:3 |
|||||
Bernard
Tomic - Sam Querrey (21) 7:6 7:6 3:6 2:6 6:3 |
Bernard
Tomic - James Blake 6:3 6:4 7:5 |
Bernard
Tomic - Richard Gasquet (9) 7:6 5:7 7:5 7:6 |
Tomas
Berdych (7) - Bernard Tomic 7:6 6:7 6:4 6:4 |
|||
Tomas
Berdych (7) - Martin Klizan 6:3 6:4 6:4 |
Tomas
Berdych (7) - Daniel Brands 7:6 6:4 6:2 |
Tomas
Berdych (7) - Kevin Anderson (27) 3:6 6:3 6:4 7:5 |
||||
David
Ferrer (4) - Martin Alund 6:1 4:6 7:5 6:2 |
David
Ferrer (4) - Roberto Bautista Agut 6:3 3:6 7:6 7:5 |
David
Ferrer (4) - Alexandr Dolgopolov (26) 6:7 7:6 2:6 6:1 6:2 |
David
Ferrer (4) - Ivan Dodig 6:7 7:6 6:1 6:1 |
Juan
Martin Del Potro (8) - David Ferrer (4) 6:2 6:4 7:6 |
||
Alexandr
Dolgopolov (26) - Gastao Elias 6:1 7:6 6:2 |
Alexandr
Dolgopolov (26) - Santiago Giraldo 6:4 7:5 6:3 |
|||||
Andreas
Seppi (23) - Denis Istomin 7:6 7:6 5:7 3:6 6:3 |
Andreas
Seppi (23) - Michael Llodra 7:5 ret. |
Andreas
Seppi (23) - Kei Nishikori (12) 3:6 6:2 6:7 6:1 6:4 |
Juan
Martin Del Potro (8) - Andreas Seppi (23) 6:4 7:6 6:3 |
|||
Grigor
Dimitrov (29) - Simone Bolelli 6:1 6:4 6:3 |
Grega
Zemlja - Grigor Dimitrov (29) 3:6 7:6 3:6 6:4 11:9 |
Juan
Martin Del Potro (8) - Grega Zemlja 7:5 7:6 6:0 |
||||
Grega
Zemlja - Michael Russell 6:7 6:4 6:4 6:1 |
||||||
Juan
Martin Del Potro (8) - Albert Ramos 6:2 7:5 6:1 |
Juan
Martin Del Potro (8) - Jesse Levine 6:2 7:6 6:3 |
|||||
Ernests
Gulbis - Edouard Roger-Vasselin 7:6 6:4 7:5 |
Ernests
Gulbis - Jo-Wilfried Tsonga (6) 3:6 6:3 6:3 ret. |
Fernando
Verdasco - Ernests Gulbis 6:2 6:4 6:4 |
Fernando
Verdasco - Kenny De Schepper 6:4 6:4 6:4 |
Andy
Murray (2) - Fernando Verdasco 4:6 3:6 6:1 6:4 7:5 |
Andy
Murray (2) - Jerzy Janowicz (24) 6:7 6:4 6:4 6:3 |
|
Fernando
Verdasco - Xavier Malisse 6:7 6:1 6:4 6:3 |
Fernando
Verdasco - Julien Benneteau (31) 7:6 7:6 6:4 |
|||||
Andy
Murray (2) - Benjamin Becker 6:4 6:3 6:2 |
Andy
Murray (2) - Yen-Hsun Lu 6:3 6:3 7:5 |
Andy
Murray (2) - Tommy Robredo (32) 6:2 6:4 7:5 |
Andy
Murray (2) - Mikhail Youzhny (20) 6:4 7:6 6:1 |
Herren Doppel | |||
1. Runde | 2. Runde | 3. Runde | Viertelfinal |
Nielsen/Dimitrov - Troicki/Tomic 6:3 1:2 ret. |
Zimonjic/Benneteau
(11) - Nielsen/Dimitrov 6:7 6:3 5:7 6:2 8:6 |
Zimonjic/Benneteau
(11) - Qureshi/Rojer (5) 3:6 4:6 7:6 7:6 6:3 |
Paes/Stepanek
(4) - Zimonjic/Benneteau (11) 4:6 6:4 6:3 6:4 |
Zimonjic/Benneteau
(11) - Polasek/Lacko 3:6 6:3 6:7 6:2 6:1 |