US Open 2019, New York City |
zurück zur Übersicht Last updated: 24.01.2023 |
Damen Doppel Konkurrenz - Barty/Azarenka, Mertens/Sabalenka, Dolehide/King, Guarachi/Pera, Kuzmova/Sasnovich, Schuurs/Grönefeld, Flipkens/Larsson |
Donnerstag:
Yulia Putintseva
(WTA 39) -
Aryna
Sabalenka
(WTA 13)
6:3 7:6
Sabalenka versuchte dem Spiel ihren druckvollen Stempel aufzudrücken und
gegen die variable Verteidigerin ihren Rhythmus zu finden und die Fehlerquote zu
senken. Just als ihr das im zweiten Satz mit drei gewonnenen Games in Folge zum
4:3 zu gelingen schien, nahm Putintseva eine Verletzungspause und liess sich am
Unterschenkel behandeln. Tags darauf sah ich sie zwar im Training mit einem
Verband am Unterschenkel, aber diese Auszeit war vor allem taktisch. Alleine
schon die Tatsache wie lässig sie diese der Schiedsrichterin angekündigt hatte
beim Seitenwechsel. Die 24-jährige Kasachin ist als eine feurige und mit allen
Wassern gewaschene Spielerin bekannt und winkt beim Verlassen des Platzes auch
schon mal mit dem Mittelfinger ins Publikum wie an den Australian Open nach der
Niederlage gegen Bencic. Die taktisch geschickt gewählte Verletzungspause schien
ihre Wirkung zu verfehlen, da Sabalenka ihren Aufschlag zum 5:3 durchbringen
konnte. Doch der Favoritin gelang es nicht den zweiten Satz ins Trockene zu
bringen. Putintseva feierte voller Freude ihren grossen Erfolg.
Diese bittere Niederlage besiegelte das Ende der erfolgreichen Zusammenarbeit
von Aryna Sabalenka und ihrem Trainer
Dmitry
Tursunov. Seit anfangs Oktober 2018 - also seit elf Monaten,
wenn man die Rangliste nach den US Open nimmt - stagniert die 21-jährige aus
Minsk in der Weltrangliste. Tursunov war für sie auch eine Vertrauensperson und
anhand ihrer Aussagen zur Trennung ist diese nicht leicht gefallen und man will
sich auch in Zukunft austauschen. Der Russe bedankte sich und wünschte dem
"Tiger" alles Gute.
Samstag:
Elise
Mertens/Aryna
Sabalenka
(WTA Doppel 7/15)
-
Jil
Teichmann/Karolina Muchova
(WTA Doppel 460/1183) 7:6
6:3
Manchmal ist es wirklich ein einziger Punkt, der den Ausschlag gibt im
Spielverlauf. In einem umkämpften ersten Satz lagen Teichmann/Muchova im
Tie-Break mit 0:2 und Muchova kam am Netz zu einem kinderleichten Smash. Der
Ball der Gegnerinnen war hoch und fraglich ob er es überhaupt noch auf die
andere Seite des Netzes schaffen würde. Statt den Ball mit einem Smash zu
vernichten, entschied sich die Tschechin dazu, ihn mit einem Volley nach links
aussen zu legen. Etwa auf Höhe der Aufschlaglinie setzte sie diesen Ball
tatsächlich links neben die Doppelabgrenzung ins Seitenaus. Eine Challenge
bestätigte den fatalen Aussetzer zum 0:3 anstelle von 1:2. Der Tie-Break ging
ohne dass die Schweizerin und die Tschechin nochmals Zugriff darauf erhielten
mit 1:7 verloren.
In dieser Begegnung fiel auf dass die Doppelpartnerinnen wirklich auch gute
Freundinnen waren. Speziell bei Teichmann und Muchova wie sie sich sehr nahe
absprachen und durchwegs in einer Konversation waren. Die Bezugspersonen von
Teichmann sassen gleich rechts vor mir und daher sind bei Jil einige Emotionen
auf den Bildern zu erkennen, die man so auf einem Tennisplatz normalerweise
nicht vor die Linse kriegt. Aber auch Mertens und Sabalenka gingen sehr vertraut
miteinander um. Sie spielen in diesem Jahr an allen grossen Turnieren zusammen
und gemeinsam haben sie das Sunshine-Double in Indian Wells und Miami gewonnen
und in Roland Garros das Halbfinal erreicht.
Freitag:
Jil
Teichmann/Karolina Muchova
(WTA Doppel 460/1183)
-
Renata
Voracova/Cornelia
Lister (WTA Doppel
58/75) 6:1 7:6
Jüngst konnten alle diese Spielerinnen schöne Erfolge feiern: Die
23-jährige Muchova hatte anfangs Mai auf heimischem Boden in Prag ihr erstes WTA-Endspiel erreicht.
Dort unterlag sie ihrer um ein Jahr jüngeren Kollegin Teichmann, die ebenfalls
ihr erstes Finale spielte und gleich auch den ersten Titel feiern konnte. In
Palermo im Juli legte
Teichmann in ihrem zweiten Endspiel mit dem zweiten Titel nach. Ebenfalls in
Palermo - allerdings im Doppel - mit ihrem ersten Endspiel und WTA-Turniersieg
erfolgreich gewesen war Lister. Für die 35-jährige Voracova war es in Palermo
der erste Titel seit zwei Jahren und der zweite Titel seit fünf Jahren gewesen.
Bei ihrem Grand Slam-Debüt war es allerdings ein sehr harziger Start für die
25-jährige aus Linköping. In den zweiten Satz konnten sich die eingespielten
Voracova/Lister hinein kämpfen. Sie unterlagen aber gegen die guten Freundinnen,
welche nur wenig (erfolgreich) im Doppel antreten wie an deren
Weltranglistenposition zu erkennen ist.
Montag:
Ashleigh Barty
(WTA 2) -
Zarina Diyas
(WTA 80)
1:6 6:3 6:2
War es nur ein Fehlstart der Roland
Garros-Siegerin gewesen oder hatte Diyas tatsächlich das Zeug um sich gegen die
Weltranglistenzweite durchzusetzen? Zu Beginn des zweiten Satz suchte ich mir
ein schattiges Plätzchen auf dem Arthur Ashe. Als ich meine New York Italian
Sausage verspeist hatte, war zu sehen dass Barty die Gegenwehr der Kasachin
durchbrechen konnte und mit eigenem verbesserten Spiel die Ballwechsel zu
dominieren begann.
Warum Zarina das mit dem Blond getan hat? - Ich weiss es nicht. Aber es ist
sicherlich das grösste Tennislowlight des Jahres.
BARTY DOPPEL MIT AZARENKA. nur final wie zuvor viermal mit Dellacqua. Vandeweghe
letztes Jahr war stärkere Partnerin und mit ihr hatte es zum US Open-Titel
gereicht.
Trainingssonntag:
Desirae
Krawczyk
(WTA
Doppel 42),
Alexa
Guarachi
(WTA
Doppel 86),
Dalila Jakupovic/Sabrina
Santamaria
(WTA
Doppel 73/74)
Die Doppelpartnerinnen von Krawczyk und Guarachi stehen im Einzel im
Hauptfeld und waren deshalb für Doppeltraining am Sonntag vor Turnierbeginn
nicht abkömmlich. So taten sich die beiden zusammen um nach einer Stunde
gemeinsamem Trainings anschliessend in der nächsten Stunde gegen
Jakupovic/Santamaria ein Testmatch zu spielen. Jakupovic hatte in der
Qualifikation im Einzel verloren und konnte sich somit auf das Doppel zusammen
mit Spezialistin Santamaria
fokussieren.
Die 26-jährige Santamaria hatte dieses Jahr zwei Turniere mit der um ein Jahr
jüngeren Krawczyk (Erstrundenniederlagen in Indian Wells und Miami) und sogar
acht Turniere mit der um zwei Jahre älteren Guarachi gespielt (unter anderem
Istanbul-Final, Nürnberg-Halbfinal und erste Runde in Wimbledon hauchdünn gegen
Krawczyk/Olmos verloren).
Die Qualität des Trainingsspiel war sehr durchzogen, weil am meisten Desirae
gefolgt von Alexa während den Pausen die Zeit nur mit dem Mobiltelefon
verbrachten und die Konzentration fehlte. Der abschliessende Tie-Break hatte
dann immerhin mehr Intensität und einige schöne Ballwechsel inne.
Montag: Mariam
Bolkvadze
(WTA 202) -
Bernarda Pera
(WTA 65)
6:3 5:7 6:4
Auf dem Platz hinter Peterson und Puig duellierten sich die Qualifikantin
Bolkvadze und die US-Amerikanerin Pera mit kroatischen Wurzeln. Als mein Spiel
auf Platz 8 beendet war, widmete ich mit dieser Partie auf Platz 9 sah die
letzten Minuten des zweiten Satz, in denen Pera den Satzausgleich erzwingen
konnte. Mein Magen knurrte und das Mittagessen kombinierte ich mit einem
schattigen Platz im Arthur Ashe-Stadium um zu sehen ob Barty im zweiten Satz
ihren Fehlstart ausmerzen könnte. Der Zufall half etwas mit dass ich gerade zum
Matchball wieder bei Platz 9 stand und die Freudenszenen der 21-jährigen
Georgierin bei ihrem ersten Matchgewinn an ihrer ersten Grand Slam-Hauptfeldteilnahme
miterleben konnte. Dank sozialen Medien liess ich ihr ohne grossen Kommentar gar
die Fotos mit den Umarmungen ihrer Liebsten (Bilder ?-?) zukommen und sie hatte
sich gefreut und sich kurz bedankt.
Donnerstag: Alexa
Guarachi/Bernarda Pera
(WTA Doppel 86/823)
-
Makoto
Ninomiya/Eri
Hozumi (WTA Doppel
54/68) 6:1 6:7
6:2
Ende Juli gewann Alexa zusammen mit
Nicholas Jarry
die Goldmedaille für Chile im gemischten Doppel an den panamerikanischen Spielen
in Lima. Am Sonntag beim Training vor Turnierbeginn begrüsste ich sie mit "you
won the gold!" und da freute sie sich. Vermutlich haben das nicht so viele Leute
registriert. Nun im sechsten Versuch im Doppel an einem Grand Slam-Turnier
reichte es auch zum ersten Sieg im Hauptfeld.
Samstag:
Alexa
Guarachi/Bernarda Pera
(WTA Doppel 86/823)
-
Demi Schuurs/Anna-Lena Grönefeld (WTA Doppel
8/14) 7:6 6:2
Da bleibe ich felsenfest bei meiner Meinung: Davis Cup, Fed Cup oder
weitere Anlässe um für die Nationalmannschaft aufzulaufen, können einem Spieler
einen grossen Schub verleihen. Ohne das Gold im gemischten Doppel an den
Panamerikanischen Spielen vor einem Monat glaube ich nicht, dass Alexa diesen
Sieg an den US Open gegen Schuurs und Grönefeld hätte landen können. Das war das
beste Spiel, welches ich von ihr je gesehen hatte. Eine starke Partnerin gehört
natürlich auch dazu und mit der US-Amerikanerin Pera hatte sie einen guten Griff
getan, denn diese verfügt über schnell gezogene Grundlinienschläge und hat keine
Angst davor am Netz einzuschreiten. Die 24-jährige gebürtige Kroatin erinnert
mich von ihren Schlägen und auch vom Aussehen her an
Petkovic.
Im Doppel kann man ungewöhnliche Varianten und Taktiken spielen, wenn man davon
überzeugt davon ist und es zum Erfolg führt. So versuchten Schuurs/Grönefeld
wenn immer möglich die am Netz omnipräsente Niederländerin nach vorne zu
bringen. Das führte sogar so weit, dass die 26-jährige Weltranglistenachte nach
ihrem Aufschlag den direkten Weg ans Netz suchte, während Grönefeld an der
Grundlinie hinten wartete. Die 34-jährige Deutsche mag die Grundlinienduelle und
streute dort sehr oft auch hohe Bälle ein. Der darauf folgende Ball der Gegnerin
liess sich von der Netzspielerin Schuurs oft abfangen und verwerten.
Bei Aufschlag Schuurs oder Return Schuurs stelle sich für Guarachi/Pera somit
die Frage, ob sie weiter auf die vorrückende Schuurs spielen würden oder die
Seite auf die an der Grundlinie stehende Grönefeld wechseln würden. Oft
versuchten sie es durch die Mitte, aber die Mitte deckte das seit diesem Jahr
zusammenspielende und an Nummer 5 gesetzte Doppel abgeklärt ab. Relativ oft
wechselten Guarachi/Pera auch früh auf die an der Grundlinie verbliebene
Grönefeld. So lancierten sie die an der Grundlinie stärkere Grönefeld und die am
Netz stärkere Schuurs aber oft in deren Lieblingspositionen.
Anfangs des zweiten Satzes nach einem Seitenwechsel sagte ich zu Alexa "don't
forget about the lob". Ich dachte mir dass sie mit einer zusätzlichen Variante
etwas unberechenbarer werden würden und Schuurs/Grönefeld auf ihren Positionen
nicht mehr so sicher sein konnten. Alexa starrte mich für zwei Sekunden lang wie
aus einer anderen Welt an. Nach dem Sieg stand ich kurz bei einigen Leuten vom
College von Alabama, an dem Guarachi gespielt hatte. Alle waren hoch erfreut von
der spielerischen Leistung aber einer fügte an, dass Alexa aber wohl immer noch
niemals in ihrem Leben einen Lob gespielt hätte, obwohl das gegen eine kleine
Spielerin doch eine so gute Option sei. Nun wusste ich, warum sie mich so
angestarrt hatte! Im Match hatte sie sich auf die Passierbälle fokussiert und
von diesen feuerte sie im zweiten Satz unglaublich viele erfolgreich ab. Einen
mit viel Spin geschlagenen und etwa zwei Meter über das Netz fliegenden Ball
spielte sie anstelle des Lobs. Mit diesem Ball cross konnte sie verhindern, dass
die Netzspielerin Schuurs diesen kontrolliert erreichen konnte.
Sonntag:
Caroline Dolehide/Vania King (WTA Doppel
114/198)
- Alexa
Guarachi/Bernarda Pera
(WTA Doppel 86/823)
6:3 7:6
Am Samstag der ersten Woche führte Dolehide die Statistik der schnellsten
Aufschläge des Turnier im Damen Einzel mit 122 mph (= 196 km/h) immer noch an
(Bild 1), obwohl sie nur eine Runde bestritten hatte.
Dolehide/King brachten das Spiel wieder abgeklärt ans Netz und beschäftigten die
gegnerische Spielerin vorne permanent. Die beiden US-Amerikanerinnen spielen
technisch sehr saubere Volleys und waren ihren Gegnerinnen im direkten Vergleich
damit überlegen. Die Einzelspielerin Pera nahmen sie etwas mehr ins Visier und
sie ist vom Charakter her eine, die sich über eigene Fehler ärgert und sich
damit stresst.
So war für mich nachvollziehbar dass es für Guarachi/Pera in der dritten Runde
aus denselben Gründen wie für Krawczyk/Pegula gegen die gleichen Gegnerinnen in
der ersten Runde nicht reichen würde. An der grossen Überraschung vom Vortag für
Guarachi/Pera gegen Schuurs/Grönefeld hatten nämlich auch Krawczyk/Rosolska in
der ersten Runde von Cincinnati gekratzt gehabt. Damals hatte aber vor allem
Grönefeld mit Doppelfehlerorgien nachgeholfen und es hatte trotzdem noch im
Match-Tie Break gereicht für die Favoritinnen. Guarachi/Pera hingegen wuchsen
gestern über sich hinaus. Aber es zeigt, dass die Spielstile ähnlich sind und
somit auch die Erfolgsaussichten gegen gewisse Paarungen ähnlich sind. In der
ersten Runde übrigens hatten Guarachi/Pera gegen Ninomiya/Hozumi gewonnen, gegen
die sich Krawczyk/Pegula in Roland
Garros in einem Krimi durchgesetzt hatten. Für Guarachi/Pera war es trotz
einem Dreisatzerfolg ein relativ klarer Sieg, denn die Japanerinnen kamen im
ersten Satz nicht auf ihr Niveau. Anfangs des zweiten Satzes funktionierte ihr
Spiel dann deutlich besser und sie gewannen an Präsenz auf den Platz. Dann hatte
ich das Spiel für den Start von Krawczyk/Pegula gegen Dolehide/King verlassen.
Nur mit speziellen Glanzpunkten hätten sich Guarachi/Pera also dieser aktuellen
Aufgabe mit Erfolg stellen können. Und beim Break zum 4:3 im zweiten Satz kam
tatsächlich so ein Moment: Alexa spielte einen Vorhandlob cross über das ganze
Feld hinweg. Ihre Bezugspersonen von Alabama sassen in ihrer Box und derjenige,
der mir tags zuvor erzählt hatte dass Alexa immer noch nie in ihrem Leben einen
Lob gespielt habe, der stand auf und gestikulierte euphorisch "siehst du, es
geht doch!" in ihre Richtung und sie sass auf dem
Stuhl und hatte ein dickes Grinsen im Gesicht. Ausgehend von
einem Moment wie diesem hätte es beinahe zum Gewinn des zweiten Satzes gereicht.
Donnerstag:
Caroline Dolehide/Vania King (WTA Doppel
114/198)
-
Desirae
Krawczyk/Jessica
Pegula
(WTA Doppel 42/107)
5:7 6:4 6:2
Die Ausgangslage auf den Aufschlagspielen, die sich so durch das Match
hindurch zog, war folgende:
- Pegula: Mit Pegula hinten und Krawczyk vorne liefen die Games relativ einfach
zu Gunsten der Aufschlägerinnen.
- Dolehide: Mit viel Schmackes von Dolehide beim Aufschlag und an der Grundlinie
und der erfahrenen Netzspielerin King vorne waren die Aufschlägerinnen nahezu
unantastbar.
- Krawczyk: Aufschlagspiel in Gefahr. Die Gegnerinnen spielten im Spielverlauf
mehr und mehr ab dem Return auf Pegula am Netz, die zwar fehlerlos aber ohne
Druck in ihren Volleys blieb. Dolehide war in den Grundlinienduellen gegen
Krawczyk überlegen.
- King: Aufschlagspiel in Gefahr. Im Verlauf der Partie wurde die neue
Doppelpaarung aber immer sicherer auf ihrem Aufschlagspiel.
In ihrem zweiten gemeinsamen Turnier (nach
Roland Garros 2019) legten Krawczyk/Pegula bei Aufschlag Jess gut los. Beim
ersten Aufschlag von Dolehide ging die zweifache Grand Slam-Siegerin King
(Wimbledon und US Open 2010 mit Shvedova) am Netz vorne gleich hinein und
vollierte ab. Das hilft einer 20-jährigen in einer neuen Doppelpaarung
natürlich, wenn ihre 30-jährige Doppelpartnerin - die von Februar bis Juli keine
Partien hatte bestreiten können - beim ersten Ball gleich zeigt dass sie ihr den
Rückhalt geben kann und wird. Vom Spielerischen her hat Dolehide mit ihren
kraftvollen und technisch versierten Schlägen sicherlich das grösste Potential.
Sie steigerte sich im Verlauf der Partie und wurde auch am Netz auf tiefe Bälle
zu einer Bank. Technisch spielten King und Dolehide beide einen saubereren und
druckvolleren Volley als Desirae. Und die vier US-Amerikanerinnen waren
vorbereitet, dass es nicht nur Standtennis mit langen Crossrallies geben würde.
So fehlte der Vorteil das aktivere Teams am Netz zu sein für Krawczyk/Pegula.
Des verlor ihren Aufschlag zum 1:2, aber sie konnten das Re-Break gegen King
gleich zu Null erobern. Das war natürlich ein gutes Zeichen und nach dem
weiteren Satzverlauf ohne Aufschlagdurchbrüche konnten sie King bei 6:5 erneut
breaken.
Der schöne Vorhandvolley, mit dem Des in den Crossreturn von Dohehide ging und
zum Gewinn des ersten Satz abvollierte, blieb allerdings für lange Zeit das
letzte positive Ausrufezeichen. Mit einem Aufschlagverlust gegen Jess folgte
gleich die Negativüberraschung zu Beginn und nach einer Rotation lagen
Krawczyk/Pegula mit 0:4 zurück. So eine halbe Stunde ohne positive Signale
frisst viel Energie weg. Ein erstes Break gegen King zum 3:5 brachte sie etwas
zurück ins Spiel, doch Dolehide servierte den zweiten Satz bei 5:4 gekonnt aus.
Der dritte Satz hatte ein Schlüsselgame: Des schlug bei 1:1 auf und beging zwei
Doppelfehler. Diese verteilten sich immerhin etwas, da in diesem Game 14 Punkte
gespielt wurden. Doch Des und Jess besassen keinen einzigen Spielball und hatten
insgesamt fünf Breakbälle gegen sich. Üblicherweise hatten sie auf der
Einstandseite gegen King punkten können und waren auf der Vorteilseite gegen
Dolehide in Bedrängnis gewesen. Doch hier schafften sie es nicht, um gegen King
zu reüssieren und standen immer mit dem Breakball auf dem Aufschlag gegen
Dolehide unter grösstem Druck. Des zauberte Mal für Mal sensationelle
Linkshänderaufschläge nach aussen aus dem Ärmel und Jess konnte am Netz vorne
den Crossreturn abfangen. Ich war unter Schock wie viele Male das gut ging, aber
ein fünftes Mal nacheinander ging es dann halt leider nicht mehr gut.
Die Gegnerinnen spielten das bessere Doppel an diesem Tag. Auch beim zweiten
Break gegen Des bei 2:5 zum Matchverlust massierten sie ab dem Return Jess am
Netz, die ihre Sache gut machte, aber sich in dieser Konstellation natürlich
nicht durchsetzen konnte. Bei Desirae fielen zwei Defizite auf diesem Tag: Da
waren mindestens ein halbes Dutzend Überkopfbälle mit denen sie und Jess ein
Zeichen hätten setzen können. Aber anstatt diese mit Schmackes zu verwerten,
brachten sie diese nicht mit genügend Tempo unter und verloren teilweise sogar
noch den Ballwechsel. Selten versuchte sie auf dem Return den direkten Schuss
auf die Spielerin am Netz. Aber selbst dieses "selten" war gegen Dolehide/King
noch zu oft. Diese Taktik ist gegen mittelprächtige Gegnerinnen sehr
erfolgreich, weil sie neben dem Punktgewinn die Gegnerin auch noch gleich aus
dem Konzept bringt. Aber auf Grand Slam-Level oder auf Premier-Level
funktioniert das irgendwann nicht mehr. Auf International-Level der WTA kann man
damit hingegen Turniere gewinnen.
In den vier Turnieren zwischen Wimbledon und den US Open scheiterte eine für
mich hoffnungsvolle Partnerschaft leider kapital. Auf meinem Rückflug aus
Acapulco im Februar hatte
ich mir überlegt, dass wenn ich Desirae eine Doppelpartnerin empfehlen könnte,
ich ihr
Alicja
Rosolska
empfehlen würde. Sie hat Erfahrung, spielt eine gute Taktik, ich mag ihre
Energie auf dem Platz und ihre Ranglistenposition ist nicht so viel besser als
diejenige von Des. Ich teilte ihr das zwar nicht mit, aber mir fielen dann doch
fast die Augen aus dem Kopf als ich sah, dass Krawczyk/Rosolska für die ganze US
Open Series miteinander eingeschrieben waren. In San Jose reichte es nach einem
Freilos in der ersten Runde zu einem knappen Sieg über schwächer eingestufte
Gegnerinnen und damit bereits zu 185 WTA-Punkten dank der
Halbfinalqualifikation. Danach setze es bei diesen Premier-Events aber
Niederlagen in San Jose, Toronto und Cincinnati ab. In Cincinnati hatten
Grönefeld/Schuurs im zweiten Satz acht Doppelfehler serviert und so kamen
Krawczyk/Rosolska in den Match-Tie Break. Dort servierten Grönefeld/Schuurs
erneut vier Doppelfehler und gewannen dennoch mit 10:8. Sie beendeten die Woche
gar mit dem Endspiel in Cincinnati, nachdem sie bereits in der Vorwoche in
Toronto das Endspiel erreicht hatten. Diese Niederlage von Cincinnati war zu
viel für die neue Partnerschaft Krawczyk/Rosolska . Sie änderten ihre Meldung
für die US Open zehn Tage vor Turnierbeginn und schrieben sich mit neuen
Partnerinnen für das letzte Grand Slam-Turnier dieses Jahrzehnts ein. Desirae
fand einen guten Ersatz in Jessica Pegula, die im Einzel in der ersten
Augustwoche überraschend ihren ersten WTA-Titel in Washington hatte feiern
können. Krawczyk/Rosolska bestritten beim WTA-Turnier in der Bronx in der Woche
vor den US Open noch ihr viertes gemeinsames Turnier, aber da setzte es auch auf
International-Level eine Erstrundenniederlage ab. Mit einer 1:4-Negativbilanz
endete also diese Partnerschaft. Soweit ich das in zwei Matches im Live Stream
mitverfolgt hatte, sah ich folgende Probleme: Des musste auf der Vorteilseite
spielen, was ihr nicht so behagt. Rosolska war auf dem Return nicht so stark und
so konnten sie insgesamt zu wenig Druck auf die Aufschläge der Gegnerinnen
ausüben. Der zweite Aufschlag von Rosolska gibt die Partnerin am Netz zum
Abschuss frei und da konnte sich Des zu wenig behaupten. Des ist sich gewohnt
die Kommandos zu geben. Mit einer acht Jahre älteren und erfahreneren
Doppelpartnerin muss sie aber auch von ihr lernen wollen und mindestens auf
deren Aufschlag deren Taktik umsetzen. Vermutlich ist Desirae aber eine bessere
Taktikerin und fühlt sich dort auch in ihren Schlägen wohl, als dass sie über so
viel spielerisches Können verfügen würde um alle Anforderungen perfekt umsetzen
zu können.
Freitag:
Viktoria Kuzmova/Aliaksandra
Sasnovich
(WTA Doppel 52/113)
- Kirsten
Flipkens/Johanna
Larsson (WTA Doppel
24/27) 6:0 6:4
Kommt man eine halbe Stunde vor oder eine halbe Stunde nach der ersten
Anspielzeit um 11:00 Uhr zum USTA Billie Jean King National Tennis Center, so
findet man ohne grosse Warteschlangen Einlass an die US Open. An diesem
Donnerstag beging ich aber den Fehler, dass ich wie viele andere Zuschauer um
fünf Minuten vor Spielbeginn eintraf. Dadurch verlor ich eine halbe Stunde und
verpasste die ersten drei Games. Doch was es im ersten Satz zu sehen gab, war
ohnehin deprimierend. So schwach hatte ich Johanna noch nie gesehen. Sowohl sie
als auch ihre Doppelpartnerin fanden keinen Zugriff auf das Spiel und mussten
sich regelrecht abfertigen lassen. Ihre Reaktionen waren zu langsam und die
Fehlerquote riesig. Die zweiten Aufschläge von Flipkens wurden
durch die Gegnerinnen malträtiert. Meine Unterstützung verkam diesmal eher zu
einem Aufpäppeln. Somit hatte sich für mich auch die Frage mit "Nein"
beantwortet, ob sich Flipkens/Larsson an den grossen Turnieren der zweiten
Jahreshälfte trotz schlechter Einzelklassierung auf die grossen Turniere im
Doppel hätten konzentrieren sollen. Denn mit diesem spielerischen Niveau wären
sie nicht konkurrenzfähig gewesen gegen die besten Paarungen.
Im Verlauf des zweiten Satzes fanden erst Larsson und dann auch Flipkens besser
ins Spiel. Ein gutes Gefühl zu gewinnen und sich in einigen umkämpften
Ballwechseln durchzusetzen, war für die nächsten Wochen ausschlaggebender als
das reine Resultat in diesem Match. Das ist schon krass, wenn man eine Spielerin
in diesem ganzen Jahrzehnt verfolgt hat und sie praktisch nie verletzt war und
immer das Maximum aus sich herausgeholt hat und in der Lage war um abzuliefern
und plötzlich läuft es dann nicht mehr. Da ist man dann auch dabei und diese
Unterstützung ist genau so wichtig oder noch wichtiger wie wenn es gut läuft.
Deshalb hatte ich mich aus den beiden parallel stattfindenden Doppeln von
Johanna und Becca - die ich im Einzel schon zweimal gesehen hatte in dieser
Woche - auch für das Doppel von Johanna entschieden.
Montag:
Lauren Davis
(WTA 73) -
Johanna
Larsson
(WTA 171)
7:5 6:2
Trotz je einem Matchgewinn an den US
Open 2018 und den Australian Open und Roland Garros in diesem Jahr - was jeweils
dem Erreichen der Runde der besten 64 Spielerinnen entspricht - ist Larsson im
Einzel auf Weltranglistenposition 171 abgestürzt. Das zeigt auf wie wenig
erfolgreich sie innerhalb eines Jahres in den anderen Wochen gespielt hatte. Die
Situation besserte sich leider auch auf tieferem Niveau nicht. Selbst in
WTA-Qualifikationen oder an ITF-Turnieren kassierte sie frühe Niederlagen. Ich
hatte mich gefragt, ob sich Larsson anstelle des Einzels im August zusammen mit
Flipkens im Doppel auf die grossen Turniere Nordamerikas fokussieren würden.
Denn im Doppel hatten Larsson/Flipkens dank dem Halbfinal in Roland Garros noch
Chancen auf eine Teilnahme an den WTA Finals der besten 8 Mannschaften und lagen
nach Wimbledon nur drei Ränge dahinter. Die Entscheidung fiel aber zu Gunsten
von ITF-Turnieren im Einzel und zeigt damit auf wo der Fokus liegt.
Die Qualifikation für die US Open lief dann schon fast unterwartet erfolgreich
und gegen Pattinama Kerkhove, Hibino und Flipkens konnte sie sich in engen
Situationen durchsetzen. Für die im August 31 Jahre alt gewordene Schwedin waren
es die ersten drei Matchgewinne in Folge im Einzel seit 14 Monaten! Nach Roland
Garros (8 Siege, 10 Niederlagen) auf ihrer Lieblingsunterlage Sand sind die US
Open (5 Siege, 9 Niederlagen im Hauptfeld) in ihrer Karriere dann auch ihr
zweitbestes Grand Slam-Turnier. Im heissen Sommer im Januar in Australien (3
Siege, 8 Niederlagen) hatte sie immer Mühe bekundet nach der Vorbereitung im
kalten Schweden. Und der Absprung der Bälle auf dem Rasen von Wimbledon (0
Siege, 8 Niederlage) war schon immer Gift für ihr Spiel.
Auf diesem Tennisniveau braucht es nur wenig um nicht mehr vorne mitspielen zu
können. Da sind gewisse Bälle in der Schlagauswahl, die einige
Fehlentscheidungen offenbaren, welche Johanna sonst nicht begangen hatte. Da
wird ein Schlag gewählt um den Punkt vermeintlich abzukürzen. Oder die Wahl
fällt auf einen Schlag der einem nicht liegt, weil die anderen Schlägen zuvor
keinen Erfolg beschert hatten oder weil sie an diesem Tag zu fehleranfällig
waren. Auf der Vorhand hatte sie mit der Länge zu kämpfen und die ins Aus
segelnden Bälle nagten sichtlich am Selbstvertrauen und liessen den Frust
ansteigen. Ein Frust, der sich bereits über viele Wochen und Monate angesammelt
hat. Aber auch wenn der Frust mit einem Schrei oder einem Fluchen raus musste,
so sieht man sie keine Rackets zertrümmern. Auch wenn sie einige Male dazu
ansetzte... Eine ebenso hingebungsvolle Kämpferin wie sie selber ist natürlich
auch ihre Gegnerin Davis. Die 25-jährige US-Amerikanerin lag im ersten Satz mit
2:5 hinten und biss sich fest bis zum 7:5 Satzerfolg. Da entglitt Larsson die
Partie, denn woher sollte denn das Selbstvertrauen kommen um den Satz doch noch
zuzumachen gegen eine stärker werdende Gegnerin, die ihre Fehlerquote gesenkt
hatte.
Trotz des Lichtblicks der drei Siege in der Qualifikation wird Larsson in der
Weltrangliste weiter an Boden verlieren. Denn die 40 WTA-Punkte für die
überstandene Qualifikation kompensieren die 70 WTA-Punkte wegfallenden für das
Erreichen der zweiten Runde des Vorjahres nicht. Sie wird damit nur noch ganz
knapp innerhalb der Top 200 geführt werden.
Donnerstag:
Sara
Sorribes Tormo/Viktorija
Golubic
(WTA Doppel 69/251)
-
Alexa Noel/Abigail
Forbes (WTA Doppel
1296/-) 7:6 6:2
Die nächste Woche 17 Jahre alt werdende
Wimbledon-Juniorenfinalistin im
Einzel
Noel hat mit der 18-jährigen Wimbledon-Juniorenfinalistin im Doppel Forbes die USTA U18 Meisterschaften im Doppel
gewonnen und dafür eine Wild Card für die US Open erhalten.
Damen Einzel | |||
1. Runde | 2. Runde | 3. Runde | 4. Runde |
Aryna
Sabalenka (9) - Victoria Azarenka 3:6 6:3 6:4 |
Yulia
Putintseva - Aryna Sabalenka (9) 6:3 7:6 |
Donna
Vekic (23) - Yulia Putintseva 6:4 6:1 |
|
Yulia
Putintseva - Madison Brengle 6:3 6:3 |
|||
Mariam
Bolkvadze (Q) - Bernarda Pera 6:3 5:7 6:4 |
Karolina
Pliskova (3) - Mariam Bolkvadze (Q) 6:1 6:4 |
||
Lauren
Davis - Johanna Larsson (Q) 7:5 6:2 |
Ashleigh
Barty (2) - Lauren Davis 6:2 7:6 |
Ashleigh
Barty (2) - Maria Sakkari (30) 7:5 6:3 |
Qiang Wang (18) - Ashleigh Barty (2) 6:2 6:4 |
Ashleigh
Barty (2) - Zarina Diyas 1:6 6:3 6:2 |
Damen Doppel | |||||
1. Runde | 2. Runde | 3. Runde | Viertelfinal | Halbfinal | Final |
Kuzmova/Sasnovich - Flipkens/Larsson (11) 6:0 6:4 |
Kuzmova/Sasnovich - Townsend/Osuigwe (W) 6:4 6:2 |
Kuzmova/Sasnovich - Perez/Collins 7:6 5:7 7:5 |
Kuzmova/Sasnovich - Xu/Dabrowski (3) 2:6 6:3 6:3 |
Barty/Azarenka
(8) - Kuzmova/Sasnovich 6:0 6:1 |
Mertens/Sabalenka
(4) - Barty/Azarenka (8) 7:5 7:5 |
Jakupovic/Santamaria - Li/Di Lorenzo (W) 6:1 6:0 |
Duan/S.
Zheng (12) - Jakupovic/Santamaria 3:6 6:4 6:1 |
Duan/S.
Zheng (12) - Pavlyuchenkova/Sevastova 6:4 6:3 |
Mertens/Sabalenka
(4) - Duan/S. Zheng (12) 6:4 6:3 |
Mertens/Sabalenka
(4) - Dolehide/King 4:6 6:3 6:4 |
|
Sorribes
Tormo/Golubic - Noel/Forbes (W) 7:6 6:2 |
Sorribes
Tormo/Golubic - Kontaveit/Kasatkina w.o. |
Mertens/Sabalenka
(4) - Sorribes Tormo/Golubic 6:3 7:5 |
|||
Teichmann/Muchova - Voracova/Lister 6:1 7:6 |
Mertens/Sabalenka
(4) - Teichmann/Muchova 7:6 6:3 |
||||
Mertens/Sabalenka
(4) - Blinkova/Y. Wang 6:3 6:4 |
|||||
Schuurs/Grönefeld
(5) - Cornet/Ferro 6:3 6:1 |
Guarachi/Pera - Schuurs/Grönefeld (5) 7:6 6:2 |
Dolehide/King - Guarachi/Pera 6:3 7:6 |
Dolehide/King - Ostapenko/L. Kichenok 7:6 6:4 |
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Guarachi/Pera - Ninomiya/Hozumi 6:1 6:7 6:2 |
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Dolehide/King - Krawczyk/Pegula 5:7 6:4 6:2 |
Dolehide/King - Stollar/Jabeur 6:4 7:5 |