Wimbledon 2019, London |
zurück zur Übersicht Last updated: 28.08.2022 |
Samstag 2. Woche - Cabal/Farah-Mahut/Roger Vasselin, Snigur-Noel |
Finalwochenende
Zum zweiten Mal innert Wochenfrist machte ich mich am Freitagabend auf den Weg
nach London. Diesmal via London City Airport und nicht via London Heathrow.
Daria Snigur
(U18 17)
-
Alexa Noel
(U18 14)
6:4 6:4
Die
17-jährige Snigur hatte die 16-jährige Noel im Endspiel von Roehampton letzte Woche
mit 6:1
6:2 abgefertigt. Anfangs April hatte sie ein ITF-Turnier der 25'000$-Kategorie auf
Hartplatz in Kashiwa in Japan gewonnen. Damit steht sie momentan auf Rang 423 der WTA Rangliste, also bei
den Erwachsenen. Damit ist sie allerdings nur die Nummer 16 der U18-Spielerinnen
in der Weltrangliste der Profis. Ihre Gegnerin hat kein WTA-Ranking.
Im ersten Spiel der Partie startete Noel bei eigenem Aufschlag mit drei
einfachen Rückhandslice-Fehlern und musste das Game abgeben. Da wäre mehr drin
gelegen und das ist natürlich der schlechtmöglichste Start, wenn man in der
Vorwoche bereits bös verloren hatte gegen die gleiche Konkurrentin. Nervosität
war aber bei beiden Finalistinnen vorhanden. Im gut gefüllten No. 1 Court
spielten beide vermutlich vor um ein Vielfaches mehr an Zuschauern als sie dies
jemals zuvor getan hatten. Snigur servierte in ihrem ersten Aufschlagspiel
gleich zwei oder drei Doppelfehler und brachte ihre Gegnerin mit 1:1 ins Spiel.
Nun wird sich die Ukrainerin gefragt haben, warum sie keine Games mehr gewinnen
konnte, obwohl es letzte Woche doch so gut geklappt hatte. Sie geriet mit 1:4 in
Rückstand und der Druck war natürlich auf ihrer Seite, dass sie alles verlieren
könnte und der klare Sieg vor acht Tagen überhaupt nichts wert wäre. Ohne Druck
spielte die Sandplatzspezialistin Noel mit bissigem Slice sowohl auf Vorhand und
Rückhand. Das sie eine Sandplatzspezialistin ist, war auch daran zu erkennen, dass zu
ihrer Aufschlagroutine gehört, dass sie mit dem Fuss über die Linie wischt. Und
das eignet man sich nur auf Sand an. Snigur merkte nun, dass sie die Bälle mehr
verteilen musste. Das gelang ihr auch und sie marschierte von 1:4 bis 6:4 durch
zum Gewinn des ersten Satz.
Man hätte nun erwarten können, dass Snigur die Medizin gefunden hatte. Doch die
Aufholjagd im ersten Satz schien etwas an Konzentration gekostet zu haben. So
lag sie im zweiten Satz bald mit 0:3 zurück. Sie verkürzte auf 3:3, musste zum
3:4 nochmals ein Game abgeben und sicherte sich den Turniersieg danach mit 6:4.
Während dem Spiel konnten bei der Siegerin kaum Emotionen abgelesen werden. Aber
nach dem Sieg blühte sie auf, entledigte sich ihres Visors und sprang voller
Freude zu ihrem Team und winkte auch überglücklich ins Publikum. Die Gemütswelt
bei der Unterlegenen erinnert an Weltuntergang. Einerseits ist es eine gute
Eigenschaft, dass sie trotz klarer Niederlage in der Vorwoche an ihren Sieg
geglaubt hatte und nun bitter enttäuscht war über ihre Niederlage. Andererseits
hätte Noel spätestens bei der Ehrenrunde über ihren Schatten springen müssen und
gute Mine zum bitteren Spiel machen müssen. Denn so stahl sie der Siegerin ein
grosses Stück ihrer Freude, denn diese fühlte sich nicht sehr wohl mit einer
derart enttäuschten Spielerin neben sich, der anzusehen, dass sie an jedem Ort
auf der Welt lieber gewesen wäre denn als Verliererin auf dieser Ehrenrunde auf
dem No. 1 Court.
Jonas Forejtek/Jiri
Lehecka
(U18 4/33)
-
Martin Damm/Toby
Kodat
(U18 6/8)
6:2 3:6 6:3
Nach dem Juniorinnenfinal blieb Zeit
für das Ende des zweiten Juniorenhalbfinals im Doppel mit tschechischer
Beteiligung. Wobei die beiden unterlegenen Tschechen beide in Bradenton in
Florida geboren wurden und den Pass der USA besitzen und für diese starten.
Martin Damm ist der Sohn von
Martin Damm,
der früher als Doppelspezialist für Tschechien antrat und es im Doppel auf Rang
5 und im Einzel immerhin auf Rang 42 der Weltrangliste schaffte. Sein Vater ist
neben der IMG Academy in
Bradenton auch sein Coach. Toby Kodat ist der Sohn des Tschechen Ales Kodat, der
neben der IMG Academy in
Bradenton auch sein Coach ist. Früher amtete Ales Kodat als Trainer von
Nicole Vaidisova
und er ist auch deren Stiefvater. Daher ist Toby Kodat der Halbbruder von Nicole
Vaidisova.
Arnaud Clement/Michael
Llodra
-
Tommy Haas/Mark
Philippoussis
6:3 6:4
Nach dem einen Juniorinnenspiel waren
auf dem Centre Court nur noch Doppel des Senioren Einladungsturniers angesetzt.
Auf dem Bildschirm beim Warten auf den Einlass zu den Plätzen verfolgte ich die
letzten Punkte der Begegnung von Bates/Castle und Bahrami/Wilkinson. Wie ich es
hasse wenn nicht kompetitiv gespielt wird, sondern nur Unterhaltung geboten
wird. Die beste und einzige Unterhaltung ist für mich ein kompetitives Match! Da
schaue ich lieber Junioren oder ich ginge lieber in irgend einen Tennisclub und
schaue mir dort an wie auf den Plätzen gespielt wird.
Bei den erst vor wenigen Jahren zurückgetretenen
Clement/Llodra-Haas/Philippoussis bestand die Chance auf ein gutes Spielniveau.
Die beiden Franzosen hatten in ihrer Karriere im Doppel Erfolge feiern können.
Llodra war die Nummer 1 der Welt gewesen, Clement die 8. Dagegen konnten Philippoussis
als ehemalige 18 und Haas als 82 im Doppel nicht dagegenhalten mit der Finesse.
Llodra fand dank seinen spielerischen Qualitäten und guten Ideen eine sehr
unterhaltsame Mischung für dieses Schaudoppel. Für mich hat er eine gute Zukunft
vor sich in diesem Metier. Bei Philippoussis hingegen bestand der einzige
Unterhaltungsversuch darin, dass er sich jeweils extra aufregte und ausrief. Da
sollten die Spieler mehr positive Impulse setzen um das Publikum für sich
gewinnen zu können. Die Aktion als sich Philippoussis nach dem Crossduell auf
die Balustrade setze und sich beim Champagner der Gäste bediente und für deren
Selfie artig posierte war hingegen grosse Klasse.
Juan Sebastian Cabal/Robert
Farah
(ATP Doppel 5/5)
-
Nicolas Mahut/Edouard
Roger-Vasselin
(ATP Doppel 13/30)
6:7 7:6 7:6 6:7 6:3
Ich wartete das Ende des zweiten
Satzes und die ersten drei Games im dritten Satz ab, um den Zuschauern auf dem
Centre Court genügend Gelegenheit zu bieten die Anlage zu verlassen ihre
Eintrittskarte beim Ausgang scannen zu lassen. Denn nach dem Damen Einzel und
nun spätestens nach einiger Zeit beim Herren Doppel hatten viele Besucher ihren
Tag in Wimbledon beendet. So ging ich zur Resale-Queue, wo es nun keine
wartenden Personen mehr gab. Das heisst meine Chancen waren gross, dass ich
einen guten Sitzplatz erhalten würde. Die erste Reihe in der zweiten Kategorie
wurde es.
Den Tie-Break des zweiten Satzes hatten Cabal/Farah zum Satzausgleich drehen
können. Auch in der Kurzentscheidung des dritten Satzes war es eine sehr knappe
Entscheidung zu Gunsten der Kolumbier. Breaks fielen erst in den Sätzen vier
und fünf. Wobei auf das erzielte Break jeweils umgehend das Re-Break folgte.
Cabal/Farah hatten relativ oft auf den Mann gespielt. Doch seit ich in
Rio de Janeiro 2016
miterlebt hatte wie Sock mit seiner Vorhand quasi in Überschallgeschwindigkeit
auf den am Netz stehenden Melo abzog und dieser alles parieren konnte, sehe ich
hier keine Probleme unter den weltbesten Spielern. Im letzten Aufschlagspiel der
Franzosen wurde es allerdings bitter für den 37-jährigen Mahut, der bereits im
ersten Satz an der Grundlinie stehend einen aufspringenden Smash ins Gesicht
abbekommen hatte und über eine Viertelstunde hatte gepflegt werden müssen. Bei
0:15 glitt Mahut am Netz ein auf ihn abgezogener Ball vom Rahmen an den Kopf ab.
Das führte zu Schädelbrummen und zum 0:30. Ich dachte mir noch, dass man aus
taktischen Gründen jetzt nochmals auf Mahut gehen muss und dass wusste er auch
und machte sich bereit. Danach vollierte Farah auf Mahut ab und traf in der
Bauchgegend und Mahut ging zu Boden und blieb dort knapp eine Minute liegen.
Diesmal hatte es richtig weh getan und er wollte sich bei 15:40 sicherlich auch
sammeln und erst wieder aufstehen, wenn er für den nächsten Punkt bereit sein
würde. Als nächster Punkt vollierte Mahut auf das Hinterteil von Cabal ab,
allerdings relativ sanft. Nun folgte noch ein Longlinepassierball gegen Mahut
zum vorentscheidenden Break zum 5:3, den dieser auch mit einem Hechtsprung nicht
mehr erwischen konnte. Aber es war schön zu sehen, dass sich die Kontrahenten
nach dem Ende nach fast fünf Stunden am Netz in den Armen lagen und keine
Ressentiments bestanden. Für den 33-jährigen Cabal und den 32-jährigen Farah und
auch für ihr Land war es der erste Grand Slam-Titel im Herren Doppel. Bei Cabal
stand bisher ein Titel im gemischten Doppel an den Australian Open 2017 zu
buche.
Wimbledon, Clapham Junction
Ein mir sehr lieb gewordener Ablauf. Der Fussweg vom All England Lawn Tennis
Club via Wimbledon zur Zugstation und ab dort die Fahrt von Wimbledon nach
Clapham Junction zu Michaels Wohnung.
Herren Doppel | |||||
1. Runde | 2. Runde | 3. Runde | Viertelfinal | Halbfinal | Final |
Mahut/Roger-Vasselin
(11) - Clayton/Broady (W) 6:1 6:4 6:2 |
Mahut/Roger-Vasselin
(11) - J. Sousa/L. Mayer 6:1 5:7 6:4 7:5 |
Mahut/Roger-Vasselin
(11) - Bryan/Bryan (7) 7:6 6:2 4:6 7:6 |
Mahut/Roger-Vasselin
(11) - Kubot/Melo (1) 7:6 6:7 6:3 6:3 |
Mahut/Roger-Vasselin
(11) - Dodig/Polasek 6:2 7:6 7:6 |
Cabal/Farah
(2) - Mahut/Roger-Vasselin (11) 6:7 7:6 7:6 6:7 6:3 |
Cabal/Farah
(2) - Draper/Jubb (W) 6:1 6:4 6:2 |
Cabal/Farah
(2) - Kukushkin/Bublik 4:6 6:2 6:2 6:1 |
Cabal/Farah
(2) - Jebavy/Oswald 7:6 7:6 7:5 |
Cabal/Farah
(2) - Rojer/Tecau (5) 6:4 3:6 6:7 6:4 11:9 |
Cabal/Farah
(2) - Klaasen/Venus (3) 6:4 6:7 7:6 6:4 |
Juniorinnen Einzel | |||||
1. Runde | 2. Runde | 3. Runde | Viertelfinal | Halbfinal | Final |
Daria
Snigur - Kamilla Bartone (11) 6:1 6:4 |
Daria
Snigur - Erin Richardson (W) 6:0 6:1 |
Daria
Snigur - Robin Montgomery 6:7 6:1 6:2 |
Daria
Snigur - Polina Kudermetova (Q) 6:2 6:4 |
Daria
Snigur - Emma Navarro (1) 6:3 6:0 |
Alexa
Noel (10)
- Alexa Noel (10) 6:4 6:4 |
Alexa
Noel (10)
- Amarissa Kiara Toth (Q) 6:4 6:4 |
Alexa
Noel (10)
- Charlotte Owensby (Q) 6:2 6:1 |
Alexa
Noel (10)
- Matilda Mutavdzic (W) 6:4 6:4 |
Alexa
Noel (10)
- Priska Madelyn Nugroho 7:6 6:2 |
Alexa
Noel (10)
- Diane Parry (4) 6:2 6:1 |
Junioren Doppel | ||||
1. Runde | 2. Runde | Viertelfinal | Halbfinal | Final |
Forejtek/Lehecka
(1) - Martin/Dale 6:4 6:4 |
Forejtek/Lehecka
(1) - Sweeny/Schoolkate 6:4 6:2 |
Forejtek/Lehecka
(1) - Mitsui/Saitoh (6) 5:7 7:6 7:5 |
Forejtek/Lehecka
(1) - Damm/Kodat (3) 6:2 3:6 6:3 |
Forejtek/Lehecka
(1) - Draxl/Nanda (7) 7:5 6:4 |
Damm/Kodat
(3) - Burruchaga/Rodrigues 7:6 6:4 |
Damm/Kodat
(3) - Vanshelboim/Paulson 6:3 6:4 |
Damm/Kodat
(3) - Fearnley/Thomson (W) 6:3 7:5 |