Wimbledon 2016, London |
zurück zur Übersicht Last updated: 14.07.2016 |
People's Sunday - Tsonga-Isner, Vandeweghe-Vinci, Masarova, Knoll |
In der 130-jährigen Geschichte des traditionsreichen Turniers wurde erst zum vierten Mal am mittleren Sonntag aufgeschlagen. Ich buchte den spätmöglichsten Rückflug und musste somit die Anlage um fünf Uhr nachmittags verlassen. Genug für weitere fünfeinhalb Stunden Tennis. Mit dem Programm von ausstehenden zwei Herreneinzeln und sechs Dameneinzeln der dritten Runde, Doppeln und Juniorenmatches war das Programm für Centre Court, Court 1 und die Aussenplätze nicht gerade übermässig besetzt. Dank dem erneuten Regen am Samstag kamen kurzfristig noch vier Herreneinzel hinzu, welche nach zwei oder drei Sätzen wegen Dunkelheit unterbrochen worden waren.
Coco Vandeweghe
(WTA 30)
-
Roberta Vinci
(WTA 7) 6:3
6:4
Die Zuschauer richteten sich mit ihren
unnummerierten Tickets sofort auf dem Centre Court ein und
die meisten verbrachten dort den ganzen Tag.
Einige davon bekamen am durchwegs sonnigen Tag trotzdem einen ordentlichen Schauer ab als
sich das Dach vor Spielbeginn komplett öffnete (Bild 1).
Als erstes bekamen die Zuschauer eine starke Leistung der kraftvoll spielenden Vandeweghe
zu sehen, deren Sieg über die besser klassierte Vinci nicht unerwartet war. Die
italienische US Open-Finalistin hat vor Wimbledon innerhalb der letzten drei Jahre keines
ihrer sechs Matches auf Rasen gewinnen können. Vandeweghe hingegen hat ihre
beiden einzigen WTA-Turniersiege auf Rasen erzielt: Im niederländischen
s'Hertogenbosch in den Jahren 2014 und 2016.
Der Stammbaum der 24-jährigen US-Amerikanerin ist ein beeindruckender: Ihr
Grossvater war ein Basketballspieler bei den New York Knicks. Ihre Grossmutter
war Miss America des Jahres 1952. Ihre Mutter war eine Olympionikin in 1976 im
Schwimmen und in 1984 im Volleyball. Ihr Onkel spielte ebenfalls Basketball und
ist aktuell der General Manager des NBA-Teams Denver Nuggets. Coco wird 2016
ebenfalls zur Olympionikin.
Roberta Vinci
(WTA 7)
-
Ying-Ying Duan
(WTA 123)
6:3 7:5
Dieses Match fand am Donnerstag auf
Court 11 statt.
Aufgrund der Beteiligung von Vinci habe ich es an dieser Stelle im Bericht hinzugefügt. Es
war eines der wenigen Matches die ich am Donnerstag angeschaut hatte, wo sich
die gesetzte Spielerin durchsetzen konnte. Duan war dann doch etwas zu
eindimensional und fehlerhaft in ihrem Auftritt gegen die variable Vinci. Das
Erreichen der zweiten Runde ist für die knapp 27-jährige chinesische Lucky
Loserin aber sicherlich ein Erfolg.
Rebeka Masarova
(U18 2)
-
Ema Lazic
(U18 101)
7:5 6:1
Unsere Schweizer French
Open-Juniorinnensiegerin Masarova tat sich schwer gegen die Einheimische Lazic.
Ihr unterliefen viele Fehler und ihre Gegnerin ging ebenfalls voll auf die
Bälle. Mit Fortdauer des Matches fühlte sich die 16-jährige Schweizerin aber wohler.
Jo-Wilfried
Tsonga
(ATP 12)
-
John Isner
(ATP 17)
6:7 3:6 7:6 6:2 19:17
Bei einem Grand Slam-Turnier für ein
Herreneinzel zweier Top 20-Spieler beim Stand von 5:4 im fünften Satz einen
Sitzplatz auf der Tribüne zu finden ist eine utopische Vorstellung. Nicht aber
an diesem Middle Sunday in Wimbledon! So viele Zuschauer klebten regelrecht auf
ihren ergatterten Centre Court-Plätzen, dass die Aussenplätze nur schwach
besucht waren. Ich fühlte mich an die ähnlich zuschauerarme Situation am ersten
Tag der Olympischen Spielen 2012
zurückerinnert.
Gerne habe ich die Gelegenheit ergriffen auf Court 2, denn ein 5:4 im fünften
Satz bei Isner und Tsonga heisst noch lange nicht, dass die Partie in wenigen Minuten
beendet sein würde. Beide Spieler habe ich auf dieser Anlage bereits in langen
Entscheidungssätzen erlebt mit Isner-Mahut und
Tsonga-Raonic. Kam
dazu, dass am Sonntag nur die Sätze vier und fünf gespielt wurden. Die ersten
drei Sätze hatten am Samstag stattgefunden. Dort hatte es Isner im Tie-Break des
dritten Satzes allerdings verpasst bereits als Sieger vom Platz zu gehen. Insgesamt
dauerte die Begegnung 4 Stunden 24 Minuten auf zwei Tage verteilt. Isner hat viel
Erfahrung in solchen Matches und bewegt sich zwischen den Punkten im
regelrechten Energiesparmodus. Tsonga ist generell nicht mit Qualität in seinen
Returngames gesegnet und so muss auch er über seinen Aufschlag kommen und
abwarten bis sich beim Rückschlag ein Türchen auftut. Während diesem Turnier hat
Isner acht Sätze gewonnen, sechs davon im Tie-Break.
Lucie
Hradecka/Andrea Hlavackova
(WTA Doppel 10/11) -
Xenia Knoll/Alize Cornet (WTA Doppel
65/116)
6:3 6:7 7:5
Inspiriert von Tsonga-Isner startete
ich auf Court 7 den nächsten Versuch bei einem Spiel bei 5:4 im
Entscheidungssatz einzusteigen. Es war abzusehen, dass es diesmal nicht so lange
dauern würde wie bei den aufschlagstarken Herren zuvor.
Die Lysserin Knoll wurde von Swiss Olympic für die Olympischen Spiele in Rio de
Janeiro selektioniert und die ITF hat den Antrag gutgeheissen. Die 23-jährige
wird im Doppel zusammen mit Bacsinszky antreten. Neben dem Doppel Hingis/Bencic
sah man die Möglichkeit für eine zweite Paarung. Um es in ein Grand Slam-Turnier
im Doppel in das 64er-Tableau zu schaffen, kann die Einzel- oder
Doppelklassierung verwendet werden. Knoll als Nummer 65 der Doppelweltrangliste
hat zuvor noch nie mit Cornet ein Turnier bestritten. Das Einzelranking von
Nummer 61 von Cornet reichte aber für die direkte Qualifikation dieser
Kombination für Wimbledon aus. Bei ihrem ersten Auftritt hatten sie mit Bondarenko/Savchuk
eine eingespielte Paarung bezwungen. Das bedeutete für Knoll bei ihrem zweiten
Grand Slam-Auftritt den ersten Matchgewinn. Und nun forderten sie die zweimaligen Grand Slam-Siegerinnen Hradecka/Hlavackova bis weit in den dritten Satz.
Ganz ohne Drama konnte es bei Cornet erwartungsgemäss nicht ablaufen. In Roland
Garros vor Monatsfrist hatte sich die 26-jährige aus Nizza mit ihren
Beinkrämpfen nur zwischen den Punkten aber nicht während den Punkten bei allen
nicht-Franzosen wahrlich keine Freunde gemacht. Hier in Wimbledon kam aus ihrer
Ecke gar die Anweisung nicht zu diskutieren sondern Leistung zu zeigen.
Anabel Medina
Garrigues/Robert
Lindstedt
(WTA Doppel/ATP Doppel 30/32) -
Tara Moore/Ken Skupski (WTA Doppel/ATP Doppel
172/83)
6:3 6:7 6:3
Moore hatte sich mit einem guten Start
in die Rasensaison Wild Cards für Wimbledon verdient. Sie stand im Final des
50'000$ ITF von Eastbourne und erreichte beim WTA-Turnier in Nottingham als
Qualifikantin die Viertelfinals. In Wimbledon schliesslich gewann sie ihre erste
Runde im Einzel gegen Van Uytvanck und scheiterte erst in drei Sätzen an
Kuznetsova. So erhielt sie von den Organisatoren gar Wild Cards für das Einzel,
Damen Doppel und gemischte Doppel. Im gemischten Doppel zeigte die 23-jährige in Hong
Kong geborene Britin eine starke Leistung. Ihr Partner Skupski hingegen
schwächelte zum Ende des zweiten Satzes. Ich wollte mir die Entscheidung im
zweiten Durchgang noch ansehen, bevor ich in Richtung Flughafen musste. Doch bei
6:6 im Tie-Break um 17:05 Uhr musste ich das Spiel definitiv verlassen, da ich
bereits fünf Minuten über mein Limit dort geblieben war und soeben das letzte
Match auf dem Centre Court beendet wurde und die Zuschauer hinausströmen und das
Trottoir in Richtung U-Bahnstation verstopfen würden. Mit etwas Rennen erreichte
ich die Station in Southfields rechtzeitig. Auf dem Flughafen angekommen durfte
ich ein Upgrade in die Business Class zur Kenntnis nehmen. Das hat mich gefreut
wobei mit zwei gebuchten Flügen an diesem Tag, wovon einer ungenutzt blieb, British Airways auch kein schlechtes Geschäft mit mir gemacht
hat.
Herren Einzel | ||||
1. Runde | 2. Runde | 3. Runde | 4. Runde | Viertelfinal |
John
Isner (18) - Marcos Baghdatis 7:6 7:6 6:3 |
John
Isner (18) - Matthew Barton (Q) 7:6 7:6 7:6 |
Jo-Wilfried
Tsonga (12) - John Isner (18) 6:7 3:6 7:6 6:2 19:17 |
Jo-Wilfried
Tsonga (12) - Richard Gasquet (7) 4:2 ret. |
Andy
Murray (2) - Jo-Wilfried Tsonga (12) 7:6 6:1 3:6 4:6 6:1 |
Jo-Wilfried
Tsonga (12) - Inigo Cervantes Huegun 6:4 7:6 6:4 |
Jo-Wilfried
Tsonga (12) - Juan Monaco 6:1 6:4 6:3 |
Damen Einzel | |||
1. Runde | 2. Runde | 3. Runde | 4. Runde |
Coco
Vandeweghe (27) - Kateryna Bondarenko 6:2 7:6 |
Coco
Vandeweghe (27) - Timea Babos 6:2 6:3 |
Coco
Vandeweghe (27) - Roberta Vinci (6) 6:3 6:4 |
Anastasia
Pavlyuchenkova (21) - Coco Vandeweghe (27) 6:3 6:3 |
Ying-Ying
Duan (L) - Kristyna Pliskova 6:3 3:6 7:5 |
Roberta
Vinci (6) - Ying-Ying Duan (L) 6:3 7:5 |
||
Roberta
Vinci (6) - Alison Riske 6:2 5:7 6:3 |
Damen Doppel | ||
1. Runde | 2. Runde | 3. Runde |
Hradecka/Hlavackova
(6) - Liang/Y. Wang 7:6 3:6 9:7 |
Hradecka/Hlavackova
(6) - Knoll/Cornet 6:3 6:7 7:5 |
Williams/Williams - Hradecka/Hlavackova (6) 6:4 6:3 |
Knoll/Cornet - Savchuk/Bondarenko 4:6 6:4 6:3 |
Juniorinnen Einzel | ||
1. Runde | 2. Runde | 3. Runde |
Rebeka
Masarova (2) - Ema Lazic (W) 7:5 6:1 |
Rebeka
Masarova (2) - Melany Solange Krywoj 6:2 6:1 |
Gabriella
Taylor (W) - Rebeka Masarova (2) 6:1 6:1 |