Wimbledon Qualifikation 2015, London |
zurück zur Übersicht Last updated: 30.01.2023 |
Wimbledon Qualifikation: Roehampton - Paszek, Rublev, Vogt, Vekic, Cirstea, Vögele |
Die Qualifikation in Wimbledon ist ausgiebiger als an allen anderen Turnieren
und die Hürde um beim wichtigsten Tennisturnier der Welt mitspielen zu dürfen
damit etwas höher gesetzt. Im Herren Einzel wird die dritte und letzte Runde
über drei Gewinnsätze gespielt. Auch für das Herren Doppel und das Damen Doppel
gibt es ein Qualifikationsturnier, was die absolute Ausnahme darstellt im Tennisjahr.
Als Tennisfans hält man in einer Qualifikation nach den jungen aufstrebenden
Talenten Ausschau. Allerdings gibt es auch viele bekannte Namen, welche eine
Durststrecke erleben - verglichen mit ihren besten Resultaten. So sah ich im
Vergleich zu aufstrebenden Hoffnungen genau so viele gefallene Spieler/-innen,
bei denen nicht nur die Klassierung sondern auch das Spielniveau auf einem
tieferen Stand ist.
Bank of England Qualification
Richel Hogenkamp
(WTA 122)
Der Rasen im All England Lawn Tennis Club wird nur im Hauptturnier bespielt.
Daher findet die Qualifikation an einem anderen Ort statt.
Was benötigt man um ein Rasenturnier durchzuführen? Eine grosse Wiese und das
reicht dann auch schon fast! So jedenfalls nimmt man die Plätze im National Tennis Centre in Roehampton wahr. 10 der 16 Rasenplätze sind aneinander aufgereiht (Bilder
4 und 5).
Im Clubhaus kann man sich zu sehr vernünftigen Preisen verpflegen und geht dabei
sogar mit den Spielern ein und aus.
Sachia Vickery
(WTA 112)
-
Sorana Cirstea
(WTA 187)
6:7 6:3 6:4
Der Abstieg von Cirstea ist nur schwer
zu begründen. Im August 2013 schlug sie beim Premier Event in Toronto mit
Wozniacki, Kvitova und Li drei Top 10-Spielerinnen und unterlag im Final erst
gegen Serena Williams. Sie stieg auf ihr Karrierehoch von Rang 21 und hat
seither in knapp zwei Jahren kein gutes Resultat mehr erzielen können. Sie
schleppte eine Bauchmuskelzerrung in 2013 unmittelbar nach Toronto und eine
Schulterverletzung 2014 mit sich mit, denen sie wohl nicht genügend Zeit zur
Heilung gab, wenn man die vielen Turnierteilnahmen in dieser Zeit und die
hartnäckigen Verletzungen im Nachhinein analysiert. In Paris und Wimbledon
musste die 25-jährige Rumänin nach sieben Jahren erstmals wieder in die
Qualifikation. Auf ihrer Lieblingsunterlage Sand scheiterte sie in der letzten
Qualifikationsrunde an der Kolumbierin Cepede Royg. In Wimbledon unterlag
sie mit Vickery einer Spielerin, die sich auf dem Grün wohler
fühlt.
Eine unterhaltsame Szene ereignete sich bei 5:4 im Entscheidungssatz. Cirstea
bekam dank einem Overrule des Schiedsrichters einen Punkt zugesprochen, der die
Linie noch berührt hatte. Cirstea sagte zur Bestätigung "and I hit a winner" zu
Vickery, da sie den Punkt direkt wollte und nicht eine Wiederholung. Vor dem
nächsten Aufschlag von Vickery sagte Cirstea zum Schiedsrichter, dass "sie"
stoppen solle mit ihr zu sprechen. Mit "sie" war Sachia Vickery's Mutter im
Publikum gemeint, die nur drei Meter von Cirstea weg sass. Diese versicherte
ihrer Tochter nach dem Spiel allerdings klar, dass sie nicht zu Cirstea
gesprochen habe. Sie würde nicht zu Gegnerinnen sprechen. Sachia auf der anderen
Seite hatte jedenfalls nicht genau mitbekommen warum nicht gespielt werden kann und fragte
zum Aufschlag bereit stehend den Schiedsrichter was los sei. Dieser antwortete "Your
Mum is talking to Sorana". Woraufhin Sachia fragte "Why is she talking to her?".
Nun, diese Frage hatten sich alle anderen Beteiligten bereits fünf Sekunden
zuvor gestellt und in den Zuschauerreihen begann das grosse Gelächter.
Daniel Evans
(ATP 752)
-
Matthias Bachinger
(ATP 109)
6:4 0:6 7:5
Anfangs des zweiten Satzes konnte man
an den in die Zuschauerreihen wandernden Blicken von Evans erkennen wie seine Konzentration
verloren ging. Dann geht es schnell im Tennis. Doch im dritten Satz behielt er
knapp die Oberhand.
Ivan Dodig
(ATP 106)
-
Andrey Rublev
(ATP 207)
4:6 6:4 6:4
Sehr beeindruckend ist die
Schlaggeschwindigkeit des 17-jährigen Rublev. Er feuerte sofort über Dodig
hinweg zum ersten Break der Partie. Der Kroate pflügte in der Defensive das Feld
ganz an der Bande hinten um. Es war interessant zu verfolgen ob der Jungspund
diese Leistung gegen den 30-jährigen Sieger der French Open im Doppel
aufrechterhalten könnte. Jeweils das zehnte Game jedes Satzes bei Aufschlag
Rublev entschied die Partie. Im ersten Satz hielt er mit einigen Wacklern seinen
Breakvorsprung zum 6:4-Satzgewinn. In den nächsten beiden Sätzen allerdings
servierte er bei 4:5 um im Satz respektive im Match zu bleiben und scheiterte
beide Male.
Pierre-Hugues
Herbert
(ATP 151)
-
Inigo Cervantes
(ATP 144)
4:6 6:4 6:3 5:7 7:5
Im Januar stand Herbert an der Seite
von Nicolas Mahut
völlig überraschend im Doppelfinal der Australian Open. Zuvor hatte er in sechs
Versuchen (4x Roland Garros im Doppel, 1x im Roland Garros im Einzel und 1x
Wimbledon im Einzel) noch nie ein Match an einem Grand Slam-Turnier gewonnen. In
diesem Jahr klappte es nach dem knappen Sieg in der letzten Qualifikationsrunde
an der Priory Lane in Roehampton auch mit dem ersten Matchgewinn im Einzel an
der Church Road in Wimbledon.
Der Spanier
Cervantes punktet vornehmlich über seinen ersten Aufschlag. Gelang ihm das
nicht, so übte Herbert sofort Druck auf ihn aus.
Luksika
Kumkhum
(WTA 125)
-
Stephanie
Vogt
(WTA 150)
5:7 7:6 6:2
Varatchaya
Wongteanchai
(WTA 215)
Court 11 ist definitiv der zuschauerunfreundlichste
Platz in Roehampton. Im gesamten Tenniszirkus habe ich seit Jahren keinen so
schlecht zugänglichen Platz gesehen. Da die
Qualifikation zu den All England Tennis Championships keinen Eintritt
kostet, ist das wohl zu akzeptieren. So sah ich mir nur wenige Games zum Ende des
ersten Satzes zwischen der Liechtensteinerin und der Thailänderin an, obwohl die Dramatik im zweiten Satz ein besser besuchtes Spiel
verdient hätte.
Stephanie
Vogt/Misaki Doi
(WTA Doppel 107/137) -
Laura Siegemund/Oksana Kalashnikova
(WTA Doppel 71/85)
6:3 1:6 6:2
Die Paarungen im Doppel erinnern mich
an eine Seifenoper, bei der alte Bande bestehen bleiben. Vogt und Martic
spielten in
Stuttgart stark. Petra wünschte Stephi
heute viel Glück vor dem Einzel und Stephi verfolgte das Doppel von
Larsson/Martic und gratulierte danach. Die beiden hätten sicherlich
zusammengespielt, aber ihr gemeinsames Ranking war zu tief, um überhaupt in der
Qualifikation startberechtigt zu sein. Vogt
tat sich mit Doi zusammen, deren Einzelklassierung zusammen mit ihrer
Doppelklassierung für die
Qualifikation ausreichte.
Martic
begründete mit Larsson ein Doppel, was von der Klassierung her gar beinahe zur
direkten Teilnahme im Hauptfeld berechtigt hätte.
Vogt/Doi scheiterten in der zweiten und letzten Qualifikationsrunde. Diesmal war
die Verletzungshexe aber auf Vogt's Seite und so erbten die Liechtensteinerin
und die Japanerin einen Platz als Lucky Loser im Haupttableaux vom Wimbledon.
Wie bereits bei ihrem Grand Slam-Debüt in
New York scheiterte
Vogt auch bei ihrem zweiten Versuch in der ersten Runde.
Tamira Paszek
(WTA 242)
-
Katie Swan
(WTA 866)
6:3 6:3
Nach der langen Verletzungspause war
dies eine gute Partie für Tamira um mehr Selbstvertrauen zu
finden. Vor allem wenn es um ihren zweiten Aufschlag ging und auch beim Timing
aus der Bewegung heraus auf erlaufene Grundschläge. Ihre 16-jährige britische
Kontrahentin spielte engagiert und übte auf der schnellen Unterlage Druck aus.
Eine solche Herausforderin muss Tamira mit ihrem Wimbledon-Palmares aber in die
Schranken weisen können. Von diesem Match bleiben mir die simplen und multiplen
Anfeuerungsrufe eines Zuschauers für Swan in Erinnerung. Diese hiessen "Keep up
the pressure!", "Good serve. Keep up the serving!" oder "Good forehand. Keep up
the forehand!"
Tamira Paszek
(WTA 242)
-
Yafan Wang
(WTA 128)
6:4 6:7 7:5
Was für eine Nervenprobe mit Tamira.
Nach einem schlechten Start mit 0:3 konnte sie den ersten Satz bestimmen. Zu
Beginn hatte sie den Rhythmus gesucht und geriet schnell in die Defensive. Auch im zweiten Satz lag sie mit 0:2 zurück, schaffte aber sofort das
Re-Break zum 1:2. Ab diesen Zeitpunkt dominierten die Spielerinnen bei eigenem
Aufschlag. Ohne weiteres Break ging es in den Tie-Break, wo Tamira mit 5:1 und
6:2 in Führung ging. Bei 6:2 erwischte mich ganz kurz der Gedanke, dass es doch
schön ist, dass sich Tamira wieder für das Hauptfeld bei ihrem Lieblingsturnier
qualifizieren kann. Sofort stoppte ich diesen Gedanken und hoffte, dass sie das
nicht auch dachte. Denn es fehlte noch ein Punkt! Bald stand es nur noch 6:4 und
da war nur noch ein eigener Aufschlag übrig. Leider ging es nach vier vergebenen
Matchbällen bei 6:6 zum Seitenwechsel. Sie war immer noch einen Satz vorne und
es Stand 6:6 im Tie-Break, eigentlich war nichts passiert. Doch der Abwärtssog war
nicht mehr aufzuhalten. Der Satz ging mit 6:8 verloren. Im dritten Satz folgte
ein Fehlstart mit 0:2. Danach brachte sich Tamira mit drei Assen zum 1:2 wieder
auf die Spur. Allerdings fehlte ihr ein Break und bei den Returns hatte sie im
zweiten Satz nicht viel ausrichten können. Bei 3:4 eröffnete sich die Chance zum
Break, aber der Breakball blieb ungenutzt. Bei der letzten Möglichkeit bei 4:5
konnte Tamira breaken, da auch Wang etwas wackelte. Nun zog es Tamira gleich
durch und gewann die Partie mit einem weiteren Break mit 7:5. Ein sehr
emotionaler Sieg.
Casey Dellacqua
(WTA 61)
-
Tamira Paszek
(WTA 243)
6:2 6:2 (Hauptfeld)
Das war eine enttäuschende Vorstellung
von Tamira, bedingt durch die starke Leistung ihrer Gegnerin. Die 30-jährige
Dellacqua hielt Tamira auf der Vorhandseite und machte so viel Druck, dass wir
19 australische Gewinnschläge zu sehen bekamen. Sehr wirkungsvoll waren die
ausgezeichneten Returns der Linkshänderin. Wann immer Tamira über den eigenen
Aufschlag in die Partie finden wollte - was ihr in der Qualifikation gelungen
war - haute ihr Dellacqua den Return um die Ohren. Ein schlechter Start in
den Dienstag, an dem ich nach dieser Partie befürchtete bis zum Abend
Antidepressiva nehmen zu müssen, weil alle "meine" Spieler verlieren würden. ;-)
Elias, Laura und Johanna standen noch auf dem Programm und verloren tatsächlich
alle. Zum Glück holte Heather die Kohlen aus dem Feuer und natürlich war es
trotzdem ein weiterer wunderbarer Tag in Wimbledon. Tamiras schlechte
Weltranglistenposition allerdings wird sich durch die Ergebnisse in Wimbledon 2015 nicht
verbessern.
Petra Cetkovska
(WTA 161)
-
Donna Vekic
(WTA 126)
2:6 6:4 6:1
Vor allem wegen einem schlechten 2014
ab den French Open musste Vekic
dieses Jahr in Wimbledon erstmals seit den US Open 2012 wieder in eine
Qualifikation zu einem Grand Slam-Turnier. Vor zwei Jahren hatte die damals kurz
vor ihrem 17. Geburtstag stehende Kroatin mit dem wunderbaren englischen Akzent
das Final des WTA-Turniers in Birmingham erreicht. Im dritten Satz gegen
Cetkovska wirkte Vekic völlig ausgepumpt und ohne Energie. Ich gehe von ihrer
Seriosität aus, könnte an dieser Stelle aber einen neckischen Verweis auf ihre
neue angebliche Beziehung zu
Stanislas Wawrinka
machen, wenn es ihr auf dem Platz an Energie fehlt.
Die jeweils fast
komplett bandagierte Cetkovska ist es mit ihren 30 Jahren gewohnt sich aufgrund
von Verletzungen immer wieder durch die Qualifikationen hocharbeiten zu müssen.
Mandy Minella/Magda
Linette
(WTA Doppel 83/105) -
Stefanie Vögele/Jana Cepelova
(WTA Doppel 143/199)
2:6 6:2 7:5
Wird Stefanie Vögele nach Freundinnen
auf der WTA-Tour gefragt, so erwähnt sie zuerst dass es sehr schwierig sei
Freudschaften zu aufzubauen und zu pflegen und nennt danach die Namen Mandy
Minella und Petra
Kvitova. In der letzten Qualifikationsrunde der Doppelkonkurrenz standen
sich die Schweizerin und die Luxemburgerin nun aber gegenüber. Vögele unterlag,
profitierte im Anschluss aber von einem Nachrücken ins Hauptfeld als Lucky
Loser.
Herren Einzel Qualifikation | ||
1. Runde | 2. Runde | Finalrunde |
Inigo Cervantes - Somdev Devvarman 5:7 6:4 6:2 |
Inigo Cervantes - Edward Corrie 6:3 7:5 |
Pierre-Hughes Herbert - Inigo Cervantes 4:6 6:4 6:3 5:7 7:5 |
Pierre-Hughes Herbert - Hans Podlipnik-Castillo 6:3 6:2 |
Pierre-Hughes Herbert - Facundo Arguello (29) 6:3 6:4 |
|
Matthias Bachinger (8) - Daniel Cox (W) 6:3 6:3 |
Daniel Evans (W) - Matthias Bachinger (8) 6:4 0:6 7:5 |
Yuichi Sugita - Daniel Evans (W) 7:6 6:2 7:5 |
Daniel Evans (W) - Jaroslav Pospisil 7:6 7:6 |
||
Ivan Dodig (14) - Jared Donaldson 6:3 6:2 |
Ivan Dodig (14) - Andrey Rublev 4:6 6:4 6:4 |
Horacio Zeballos (27) - Ivan Dodig (14) 6:7 7:6 6:4 7:6 |
Andrey Rublev - Jozef Kovalik 6:4 3:6 6:3 |
Damen Einzel Hauptfeld | ||
1. Runde | 2. Runde | 3. Runde |
Casey Dellacqua - Tamira Paszek (Q) 6:2 6:2 |
Casey Dellacqua - Elina Svitolina (17) 7:6 6:3 |
Agnieszka Radwanska (13) - Casey Dellacqua 6:1 6:4 |
Damen Einzel Qualifikation | ||
1. Runde | 2. Runde | Finalrunde |
Sachia Vickery (4) - Nigina Abduraimova 6:0 6:1 |
Sachia Vickery (4) - Sorana Cirstea 6:7 6:3 6:4 |
Sachia Vickery (4) - Jessica Pegula 7:5 7:5 |
Sorana Cirstea - Naomi Osaka 2:6 6:1 6:4 |
||
Katie Swan (W) - Kristina Kucova (9) 6:3 6:4 |
Tamira Paszek - Katie Swan (W) 6:3 6:3 |
Tamira Paszek - Yafan Wang (16) 6:4 6:7 7:5 |
Tamira Paszek - Risa Ozaki 7:5 6:2 |
||
Yafan Wang (16) - Olivia Rogowska 6:2 6:0 |
Yafan Wang (16) - Melanie Oudin 6:3 6:1 |
|
Petra Cetkovska - Renata Voracova 6:1 6:1 |
Petra Cetkovska - Donna Vekic (15) 2:6 6:4 6:1 |
Petra Cetkovska - Elise Mertens 6:3 6:2 |
Donna Vekic (15) - Misa Eguchi 7:6 6:2 |
||
Luksika Kumkhum (12) - Barbora Krejcikova 6:3 6:2 |
Luksika Kumkhum (12) - Stephanie Vogt 5:7 7:6 6:2 |
Su-Wei Hsieh (14) - Luksika Kumkhum (12) 6:1 5:7 9:7 |
Stephanie Vogt - Naomi Cavaday (W) 6:3 6:3 |
Damen Doppel Qualifikation | |
1. Runde | Finalrunde |
Vogt/Doi - Siegemund/Kalashnikova (1) 6:3 1:6 6:2 |
Rodina/Kulichkova - Vogt/Doi 4:6 6:3 7:5 |
Minella/Linette (4) - Dart/Dunne (W) 6:1 6:3 |
Minella/Linette (4) - Vögele/Cepelova 2:6 6:2 7:5 |
Vögele/Cepelova - Tatishvili/Beygelzimer (8) 6:3 6:3 |