Miami 2013 |
zurück zur Übersicht Last updated: 30.01.2023 |
US-Amerikanische Hoffnungen - Davis, Burdette, Keys, Kiick, Vandeweghe, McHale, Cornet, Bencic |
Bei den Turnieren lassen sich immer auch Blicke auf den Nachwuchs des Veranstalterlandes werfen. Da sieht man über die Jahre hinweg viele Namen kommen und gehen, denn nur wenige von ihnen werden bleiben. An diesem Turnier hat sich Lauren Davis durch ihre knappen Matches, ihre aufopferungsvollen Auftritte und einer Portion Glück in den Fokus gerückt. Mit Belinda Bencic habe ich gleich auch den Schweizer Nachwuchs beobachtet.
Damen Einzel Qualifikation | Damen Einzel Hauptfeld | ||||
1. Runde Qualifikation | Final Qualifikation | 1. Runde | 2. Runde | 3. Runde | 4. Runde |
Mallory
Burdette - Vesna Dolonc (18) 7:6 6:4 |
Mallory
Burdette - Lauren Davis (3) 6:7 6:4 6:4 |
Madgalena
Rybarikova - Mallory Burdette (Q) 6:2 6:4 |
|||
Christina
McHale - Anett Kontaveit (W) 6:2 6:1 |
Roberta
Vinci (15) - Christina McHale 6:7 6:1 6:3 |
Roberta
Vinci (15) - Carla Suarez Navarro (20) 5:7 6:4 6:4 |
Roberta
Vinci (15) - Alize Cornet (32) 2:6 6:4 6:4 |
||
Jamie
Hampton - Monica Niculescu 6:4 6:3 |
Carla
Suarez Navarro (20) - Jamie Hampton 5:7 7:5 7:6 |
||||
Carla
Suarez Navarro (20) - bye . |
|||||
Alize
Cornet (32) - bye . |
Alize
Cornet (32) - Laura Robson 5:7 7:5 6:1 |
Alize
Cornet (32) - Lauren Davis (L) 2:6 6:3 6:2 |
|||
Allie
Kiick (W) - Lara Arruabarrena (10) 6:4 7:5 |
Allie
Kiick (W) - Vania King 6:4 0:6 6:3 |
Madison
Keys (W) - Allie Kiick (Q) 6:0 6:0 |
Lauren
Davis (L) - Madison Keys (W) 6:1 5:7 7:6 |
||
Lauren
Davis (3) - Casey Dellacqua 1:6 6:4 6:1 |
Mallory
Burdette - Lauren Davis (3) 6:7 6:4 6:4 |
Lauren
Davis (L) - bye . |
|||
Coco
Vandeweghe (17) - Belinda Bencic (W) 6:3 7:6 |
Karolina
Pliskova (7) - Coco Vandeweghe (17) 6:2 6:3 |
||||
Alexa
Glatch - Melanie Oudin (8) 6:4 6:2 |
|||||
Melinda
Czink (15) - Julia Cohen 6:4 6:1 |
Mallory Burdette
(WTA 104)
-
Lauren Davis (WTA
81)
Die beiden US-Amerikanerinnen duellierten sich in der zweiten und letzten
Qualifikationsrunde mit grossem Kämpferherz. Dabei verlor die höher eingestufte
19-jährige Davis gegen die drei Jahre ältere Burdette, die sich dank diesem Sieg
erstmals unter die ersten hundert Ränge der Weltrangliste spielte. In Indian Wells
hatte Burdette bereits als Qualifikantin dank einem Sieg über Paszek die dritte
Runde erreicht und nach dem Turnier von Miami sollte sie in Charleston ebenfalls
als Qualifikantin dank einem Sieg über Lisicki bis in die dritte Runde
vorstossen.
Im WTA-Profil von Davis steht: "Favorite surface is hardcourt ... favorite shot
is backhand ... Junior accomplishments include winning
Orange Bowl and Eddie Herr in
2010 ... favorite tournament is Miami ... Admires Nadal because they have
similar games and he fights no matter what." Das kämpfen um jeden Preis führte
bei der aufopferungsvoll kämpfenden Davis zu einem Nervenzusammenbruch wie ich
das interpretierte. Sie kam heulend vom Platz und und hatte so einen Heulanfall,
dass sie sich beinahe übergeben hätte. Nach minutenlanger Auszeit machte sie
sich völlig erschöpft auf den Weg in die Garderobe (Bild 13).
Bild 3: Melanie
Oudin.
Lauren Davis (WTA
81)
-
Madison Keys (WTA
76)
Ich war überrascht als ich die ausgeschiedene Davis am Donnerstag
trainieren sah und fragte mich, ob sie vielleicht als Lucky Loser ins Hauptfeld
nachgerückt war. War sie zu dem Zeitpunkt noch nicht, aber am nächsten Morgen
dann! Als Ersatz für die kurzfristig abgesprungene Azarenka konnte sie im
grossen Stadion spielen und deren Platz in der zweiten Runde einnehmen, da die
an zwei gesetzte Weissrussin in der ersten Runde ein Freilos genossen hatte.
Ausserdem traf Davis in der zweiten Runde so auf keine gesetzte Gegnerin. Sie
spielte gegen die gerade 18 Jahre alt gewordene Keys. Sowohl Davis als auch Keys
hatte ich vor etwas über zwei Jahren bereits an der
Orange Bowl auf dieser
Tennisanlage in Key Biscayne spielen sehen. Davis gewann damals die Einzelkonkurrenz und Keys
die Doppelkonkurrenz.
Lucky Loser Davis beanspruchte ihr Glück gegen Keys wahrlich. Nach einem klaren
ersten Satzgewinn konnte sie die Partie im zweiten Satz nicht nach Hause
bringen. Im dritten Satz wehrte sie im Tie-Break nach einem 3:6 Matchbälle ab
und gewann mit 9:7.
Alize Cornet
(WTA 36)
-
Lauren Davis (WTA
81)
Die Bedingungen bei feuchten und etwas über 30 Grad am Sonntag
waren herausfordernd. Dieses Match schaffte es sogar unter die diversen Sportmeldungen auf bluewin.ch,
weil Cornet nach der Partie vor Erschöpfung im Rollstuhl weggefahren wurde. Das
war mir entgangen. Allerdings war den Schreibern entgangen, dass auch Davis den
halben Rückweg im Rollstuhl (Bild 12) hinter sich brachte. Bei ihr waren die
Erschöpfung und vor allem auch die Hüftschmerzen der Grund.
Cornet ist eine richtige Drama Queen wie es beispielsweise auch an den
US Open 2009 zu sehen gewesen
war. Aber ich kann das der 23-jährigen aus Nizza irgendwie nicht übel nehmen,
weil sie einfach so ist und ihre Schauspielqualitäten einfach etwas zu schlecht
sind um sie nicht zu durchschauen. Einzig ihr ständiges Herummeckern an
Linienentscheidungen nervt extrem.
Nach drei Dreisatzmatches in Qualifikation und Hauptfeld war die Kraft bei Davis
im dritten Satz gegen Cornet entschwunden und ihre Hüfte wollte nicht mehr so
richtig mitmachen. Der Rückhandslice schmerzte sie am wenigsten, doch auch
dieser Schlag hatte an Biss verloren. Was Davis aber macht - egal ob erschöpft
oder nicht - ist dass sie sich den Ball vor dem Aufschlag in allen möglichen
Varianten Isner-like zwischen den Beinen hindurchspielt (Bild 3). Nur dass die ihre Beine
bei einer Körpergrösse von 157cm um einiges kürzer ausfallen als diejenigen von
206cm-Mann Isner.
Nach dem Match hatte Davis wieder einen
Heulanfall. Allerdings nicht mehr so stark wie nach der Partie gegen Burdette.
Vermutlich hatte sie diesmal einfach zu wenig Kraft und zu grosse Schmerzen
dafür. Ihr Trainer scheint sich die Enttäuschung und Entkräftung seines
Schützlings nach den Niederlagen wohl mittlerweile bereits etwas gewohnt zu
sein. Nach nicht ganz fünf Minuten schleppte sie sich dann langsam in Richtung
Garderoben und wurde auf halbem Weg per Rollstuhl abgeholt (Bild 12).
Das war also das Turnier der Lauren Davis: Auf die Niederlage in der letzten
Qualifikationsrunde folgte der unverhoffte Wiedereinstieg in die zweite Runde
des Hauptfeldes als Lucky Loser und der Gewinn des Matches mitsamt 80 WTA-Punkten
und 25'450 USD Preisgeld, gefolgt von der Drittrundenniederlage inklusive
Verletzung. Wobei die 19-jährige eine Woche nach Miami in Monterrey bereits
wieder antreten konnte.
Alize Cornet
(WTA 36)
-
Laura Robson (WTA
43)
Nach den Regenunterbrechungen sassen die Spielerinnen auf Court 2 sogar im Dunkeln als ich bei 7:5 4:3 für Robson zu dieser Partie stiess. Nach dem
Ende des zweiten Satzes fiel die Flutlichtanlage gleich nochmals aus. Der
Matchverlauf hatte sich im dritten Satz deutlich zu Gunsten Cornets gedreht und
Robsons Fehlerquote hatte sich stark erhöht. Vom Stadion her waren Interviews,
Durchsagen und laute Musik zu hören. Lauras beste Freundin Genie Bouchard hatte
dort gerade chancenlos gegen Maria Sharapova verloren. Beim Einspieler des
aktuellen Hits der Swedish House Mafia versuchte ich es in der ausweglosen Situation mit einem "Don't
you worry, don't you worry, Laura". Denn Laura war ja auch am
SHM-Konzert am
Ultra Music Festival gewesen. Auch die in Florida lebende britische Zuschauerin
neben mir sang die Zeilen nach dem darauffolgenden Ballwechsel einmal vor.
Aber jegliche Fanversuche halfen nicht mehr zum Sieg.
Allie Kiick
(WTA 426)
-
Lara Arruabarrena (WTA
71)
Lange musste Arruabarrena wie alle anderen am Montag warten (Bild 1) bis es nach
der Regenpause weitergehen konnte. Ihre Gegnerin Kiick vertrieb sich die Zeit
damit, in dem sie am Zaun des Spielerbereichs stand und mit ihrem Freunden
plauderte, während ihre Augen immer wieder umherflippten. Als es weiterging,
beging die in der Turnierwoche 21-jährig werdende Spanierin zu viele leichte
Fehler, obwohl sie die erfahrenere Spielerin der beiden war. Die 17-jährige
Kiick spielte mit viel Topspin in ihren Grundschlägen und viel Ki(i)ck in ihren
Aufschlägen. Ich entschuldige mich an dieser Stelle für das Wortspiel. ;-) Bei
5:4 vergab Kiick einen Matchball durch einen Doppelfehler und musste das Break
hinnehmen. Später gewann sie mit 7:5 aber war immer noch mehr angefressen als
dass sie sich über ihren ersten Sieg in einem WTA Qualifikationsturnier gefreut
hätte. Wenn sie Emotionen zeigt, dann am ehesten dass sie sauer auf sich selbst
ist. Bild 4 stammt von ihrem Besuch des Matches zwischen Cornet und Davis.
Coco Vandeweghe
(WTA 98)
-
Belinda Bencic (WTA
502)
Anfangs sah es nicht danach aus, als ob für die vor einer Woche 16 Jahre
alt gewordene Schweizerin Bencic in diesem Spiel viel zu holen wäre. Ihre
Gegnerin Vandeweghe ist eine kraftvolle Spielerin und Bencic fehlte die Kraft in
den eigenen Grundschlägen. Die St. Gallerin ist eine Konterspielerin, die das
Tempo aus den daherkommenden Bällen für ihre eigenen Schläge nutzt. Doch der
viele Spin in den Schlägen Vandeweghes machte dieses Unterfangen schwierig.
Positiv überraschen konnte Bencic mit drei starken Volleys in einem Angriff.
Hier scheinen die technischen Grundlagen zu stimmen. Allerdings benötigt sie
dazu auch die Schläge um auf diesem Niveau überhaupt angreifen zu können. In
allen oben beschriebenen Eigenschaften ist die Handschrift von Melanie Molitor
herauszulesen. Bei der Mutter von Martina Hingis hat Belinda Bencic ihr
Handwerkszeug erlernt. Ansonsten mag ich solche Pauschalvergleiche nicht. Wenn
sie einen entsprechenden Blick auflegt wie auf Bild 11 erinnert sie etwas
an Azarenka.
Die Schlaghärte und auch die Defensive werden sich bei der 16-jährigen
aufgrund der körperlichen Entwicklung noch weiter verbessern. In dieser Partie
musste Bencic allerdings zu schnell in die Defensive gehen und hatte dort keine
Mittel. Bei Aufschlag Vandeweghe blieb sie zumeist chancenlos. Die 21-jährige
servierte fünfzehn Asse und acht Doppelfehler. Aber auch Bencics Statistik kann
sich mit drei Assen und vier Doppelfehlern sehen lassen. Im zweiten Satz hatte
Vandeweghe eine 3:0- und 4:1-Führung inne, aber liess sich beinahe abfangen.
Trotz Asics-Ausrüstervertrag schien sie nicht genügend trainiert und Bencic
erhielt die Chance auf eine Aufholjagd. Zu Vandeweghe Verteidigung muss ich an
dieser Stelle erwähnen, dass auch andere Spielerinnen wie Minella, Watson oder
Kvitova an diesem Turnier körperliche Probleme hatten. Sie schnappte sich den Tie-Break im zweiten Satz doch noch
und damit den Sieg.
Einige Zeit nach dem Match sah ich eine enttäuschte und
weinende Bencic auf der Anlage vermutlich kurz vor dem Rückweg zum Hotel. Andere
Juniorinnen hatte ihre Chancen gepackt und ihr Match am heutigen Tag gewonnen.
Dennoch war das wohl etwas überreagiert.
Leider habe ich den Eindruck gewonnen, dass sich diese Tennisgeschichte zu einem
Familie Bencic gegen die ganze Welt entwickeln könnte, obwohl es ja gar nie dazu
kommen müsste. Aus Schweizer Sicht grenzen sie sich durch die
Gespräche in slowakisch schon mal generell ab. Das müsste aber noch kein
Hinderungsgrund sein. Die Tennisanalysen von Vater und Coach in Doppelfunktion
haben mich irritiert. Nicht jeder Ball und jeder Punkt der verloren geht, ist
dumm gespielt worden. Es gilt auch schöne Punkte der Gegnerin
anzuerkennen. Hin
und wieder muss man auch einmal etwas riskieren können ohne Angst vor Fehlern und
Versagen haben zu müssen.
Nachtrag April 2013: Vier Wochen nach ihrer Niederlage revanchierte sich Bencic beim ITF-Turnier am amerikanischen Dothan auf Sand mit einem 6:3 6:4 gegen Vandeweghe. Für die 16-jährige ist das der erste Karrieresieg über eine Top 100-Spielerin.
Christina McHale
(WTA 55)
Eine beeindruckende Antwort gab die 20-jährige US-Amerikanerin bei ihrem
Interviewtermin auf die Frage wie lange sie pro Tag trainiere. Wenn sie kein
Turnier spielt, sind das vier Stunden Tennis pro Tag und eine Stunde Fitness pro
Tag. Wenn sie ein Turnier spielt, dann sind es zwei Stunden Tennis pro Tag und eine
halbe Stunde Fitness pro Tag.
Julia Cohen
(WTA 128),
Monica Niculescu (WTA
52),
Carla Suarez Navarro (WTA
21)
Einige Schnappschüsse von den Trainingsplätzen.