Zurich Open 2006

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alle Berichte aus der Rabble-Tennisdatenbank zu: Maria Sharapova
Maria Sharapova - French Open 2006
Die Siegerin - Maria Sharapova

 

1. Runde:   Maria Sharapova (2) - bye
2. Runde:   Maria Sharapova (2) - Shahar Peer   6:4 7:6

Das war kein einfach erster Auftritt für die aktuelle US Open-Siegerin gegen 23. der Weltrangliste, Shahar Peer. Die 19-jährige Israelin hatte in der ersten Runde die Zürich-Siegerin von 2004, die mit einer Wild Card angetretene Alicia Molik, klar besiegt. Leider ist die Australierin nach ihrer Rückkehr auf die WTA vor einigen Monaten noch immer weit von dem Niveau weg, auf dem sie einst spielte.
Maria Sharapova nahm nach ihrer w.o.-Aufgabe gegen Anna Chakvetadze im Viertelfinale von Moskau in der Vorwoche jeden Tag Pause gerne an, um ihren rechten Fuss zu schonen. Am Mittwoch galt es aber auch für sie gegen Peer ernst. Die 19-jährige Russin setzte sich in einem hart umkämpften Spiel durch.

 

Viertelfinale:   Maria Sharapova (2) - Timea Bacsinszky (Q)   6:4 6:3
(Mehr Infos gibt es im Bericht zu Timea Bacsinszky.)

Ein pompöser Einmarsch ist für Timea Bacszinszky wohl etwas Spezielles, nicht aber für Maria Sharapova. Gegen die Nummer 174 der Welt anzutreten und zu gewinnen, ist für die bestverdienendste Sportlerin der Welt eine reine Pflichtaufgabe. Und so trat die Russin auch auf. Sie wirkte nicht sonderlich motiviert, aber abgeklärt.

Die 17-jährige Lausannerin zeigte auch in der Partie gegen die Weltranglistendritte ihr Talent und Potential. Dank guten Aufschlägen und Rückhandgewinnschlägen konnte sie gut mithalten. Ihre Stoppbälle waren sehr gut bis gut gespielt. Damit hatte sie einen wunden Punkt in Sharapovas Spiel gefunden. Denn Sharapova zeigte sich bei den erlaufenen Stoppbällen äusserst spielschwach und platzierte diese oft ins Netz, ins Aus oder direkt auf ihre Gegnerin.

Frühe Breaks verhinderten aber, dass Bacsinszky ihre Gegnerin ernsthaft fordern konnte. Sie verlor jeweils in beiden Sätzen ihr erstes Aufschlagspiel zum 0:1. So kam es, dass die Schweizerin kein einziges Mal in dieser Partie in Führung lag. So kann man die Gegnerin natürlich nicht unter Druck setzen. Das eine Break reichte Sharapova zum Gewinn des ersten Satzes. Im zweiten Satz legte die Russin nach der frühen Führung gleich noch ein zweites Break zum 4:1 nach. Der Wille von Bacsinszky war damit aber noch nicht gebrochen. Sie holte sich postwendend ihr erstes und einziges Break zum 2:4.

 

Halbfinale:   Maria Sharapova (2) - Katarina Srebotnik   7:6 6:2
(Mehr Infos gibt es im Bericht zu Katarina Srebotnik.)

Die Vorbereitung zum Aufschlag sieht bei Maria Sharapova wie folgt aus: Erst hüpft sie ein bisschen auf und ab. Dann stellt sie sich an die Linie und fährt sich erst links und dann rechts durchs Haar. Anschliessend wird der Ball 2x auf den Boden geprellt. Erst jetzt beginnt die eigentliche Ausholphase zum Aufschlag. Dieser ist dann technisch sehr schön ausgeführt und auch sehr effizient. Ein guter Aufschlag auch in wichtigen Situationen ist einer der Gründe, warum sie ganz weit oben in der Weltrangliste steht. Das hat Maria Sharapova während der ganzen Woche in Zürich gezeigt. Wenn es wichtig wird, schlägt sie übrigens sehr oft nach aussen auf. Auch die meisten ihrer Asse gelangen ihr gegen Katarina Srebotnik dank dieser Variante.

Wie bereits die ganze Woche über blieb Maria Sharapova trotz den oft knappen Resultaten souverän. Ohne Aufschlagverlust ging es bis zum 4:4 im ersten Satz. Da schlug die in Nyagan geborene Sibirierin zu und breakte Srebotnik zu Null. Doch siehe da, die 25-jährige Slowenin schaffte das Re-Break ebenfalls zu Null. Das ist doch schon sehr aussergewöhnlich, selbst im Damentennis. Bei 6:5 hatte Katarina Srebotnik beim Return sogar einen Satzball, welchen sie aber nicht nutzen konnte. Der Tie-Break ging mit 7:3 an die Favoritin.

Für die Slowenin Srebotnik war die Halbfinalteilnahme nach dem verlorenen Finale von Cincinnati das beste Resultat im laufenden Jahr. Die 24. der Weltrangliste hatte in Zürich Pierce, Dementieva und Kirilenko besiegt.

In Sachen Volley konnte Michael Joyce (Bild 13) seinem Schützling auf die schnelle keine Ratschläge geben. Zu schwach ist Sharapovas Flugballspiel und sie beging in diesem Halbfinale einige haarsträubende Fehler am Netz. Doch ansonsten scheinen die Ratschläge ihres Sparringpartners nicht so schlecht gewesen zu sein. Denn Maria Sharapova holte sich den zweiten Satz klar mit 6:2. Schnell lag sie mit 3:0 in Führung. Srebonik verkürzte zwar noch auf 3:2, doch danach gab die Russin kein Game mehr ab.

Wie platziert man Werbung effektiv und passend? - Die Schweizer Illustrierte hat das hier geschafft. Fotos von Maria Sharapova und dahinter steht "Näher bei den Stars". Nicht schlecht. Wobei ich mich ja bei Berichten über Tennis oder Spieler/-innen in Nicht-Tennismagazinen ja immer ziemlich ärgern muss.

 

 

Finale:   Maria Sharapova (2) - Daniela Hantuchova   6:1 4:6 6:3
(Mehr Infos gibt es im Bericht zu Daniela Hantuchova.)

Auf dem Weg zum Turniersieg stand Maria Sharapova keine einzige gesetzte Spielerin im Weg. Aber wenn es schon keine Schweizerin ins Finale geschafft hatte, dann war die Partie Sharapova-Hantuchova doch ein ziemlich attraktives Duell. Ein guter Abschluss für ein tolles Turnier, dass sich gegenüber dem Vorjahr hinsichtlich fast allen Punkten verbessert hat. Einzig der Lärm vom Nebenplatz, bzw. der vom Nebenplatz zu einem VIP-Restaurant umfunktionierten Saal, ist immer noch störend. Es kann doch nicht sein, dass während einem Finalspiel noch Klaviergeklimper von nebenan zu hören ist...

Maria Sharapova, 17 Finalteilnahmen, davon 13 Turniersiege. Daniela Hantuchova, 4 Finalteilnahmen, davon 1 Turniersieg. Die Favoritenrolle lag bei der in der Weltrangliste um 19 Ränge besserklassierten Maria Sharapova. Auch im Head-to-Head führte die Russin mit 4:1. Seit der Niederlage beim ersten Aufeinandertreffen in Tokio 2004 gewann sie alle weiteren Begegnungen.

Gleich im ersten Aufschlagspiel musste Daniela Hantuchova ein 15:40 abwehren, was ihr gelang. Die Slowakin konnte ihrerseits auch Sharapova bei ihrem Aufschlagspiel zum 1:1 in Bedrängnis bringen. Doch danach begann eine schwache Phase. Bei 0:30 unterliefen Hantuchova zwei Doppelfehler in Folge. Maria Sharapova gewann nun Game um Game. Sie zeigte gegenüber den bisherigen Auftritten der Woche eine klare Steigerung beim Return. Hantuchova hingegen hatte Probleme mit ihrem Aufschlag und verkrampfte zusehens. So gingen die Servicegames der 23-jährigen Slowakin verloren und Maria Sharapova blieb bei ihren starken Aufschlagspielen unantastbar.

Ich hatte mir schon überlegt, ob ich mal was auf den Platz hinunter schreien soll. So etwas im Stil von "Have Fun, we're behind you". Denn die ganze Woche über war in den Interviews mit Daniela Hantuchova zu lesen gewesen, wie sehr sie auf dem Platz Spass habe und wie gut doch alles läuft mit der richtigen Einstellung. Das Publikum war klar auf der Seite von Hantuchova. Fans der oft etwas abgehoben wirkenden Russin waren nur wenige zu hören. Das mit dem gut zureden hat dann Danielas Mutter Marianna übernommen. Was für ein Glück für die in Monte Carlo lebende Hantuchova (und das Publikum), dass in Zürich das Coaching erlaubt war. Ansonsten wäre diese Partie wohl in weniger als einer Stunde zu Ende gewesen. Auch Mariana versuchte wohl den "Have Fun"-Faktor in ihr Gedächtnis zu rufen und sie etwas zu beruhigen.

Nach der "psychologischen Betreuung" startete Daniela Hantuchova gleich mit ihrem ersten Break in den zweiten Satz. Und dieses hielt lange stand. Mitte des zweiten Satzes wechselte Maria Sharapova wie bereits im Halbfinale während eines Returnspiels ihr Racket. Das scheint eine Angewohnheit bei ihr zu sein. So langsam ging es in Richtung ausservieren und da hatte sich Hantuchova in ihrer Partie gegen Patty Schnyder ja wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Sie überstand ein Wackelgame mit zwei abgewehrten Breakbällen und legte auf 5:3 vor. Das Game zum 6:4-Satzgewinn brauchte dann einiges an Nerven. Insgesamt fünf (!) Breakbälle Sharapovas galt es abzuwehren. Und trotz diesen vielen Breakchancen muss ich sagen, dass Daniela in dieser Situation sehr stark gespielt hat. Die ersten Aufschläge kamen und sie beging nur wenig Fehler. Es war schlicht und einfach die Weltranglistendritte, welche in dieser wichtigen Phase ebenfalls nochmals ein Brikett nachgelegt hatte.

Nach dem verlorenen zweiten Satz gönnte sich Maria Sharapova eine kleine Toiletten- bzw. Umziehpause. Daniela Hantuchova vertrieb sich die Zeit wieder im Gespräch mit ihrer Mutter Marianna (Bild 5). Sharapova trat nach diesem Unterbruch noch aggressiver auf als zuvor. Hantuchova musste zum 1:1 zwei Breakbälle abwehren. Sharapova ihrerseits zum 2:1 einen Breakball. Im folgenden Game liess bei der Slowakin die Quote erster Aufschläge nur etwas nach und schon packte Maria Sharapova die Chance. Die 19-jährige Russin schaffte das 3:1 und zog bei eigenem Aufschlag zum 4:1 davon. In dieser Phase war natürlich kein Coaching von Seiten der Trainerbank mehr erlaubt. Deshalb ergriff ich "meine Pflicht als treuer Fan" und schrie während des Seitenwechsels auf den Platz: "Come on Daniela, today you're better than her!". Und siehe da: In ihrem insgesamt 12. Servicegame in diesem Match gelang Daniela nun ihr erstes Love-Game! Der Druck lag nun also wieder bei Sharapova. Doch wiederum bewahrheitete sich, was sich schon die ganze Woche gezeigt hatte: Eine Championesse bleibt in den wichtigen Momenten standhaft. Mit exzellenten Aufschlagspielen sicherte sich Maria Sharapova nach der Finalniederlage 2004 und der letztjährigen Absage nun die Krone in Zürich.

Wenn man sich die Bilder der Siegerehrung so anschaut, ist da bei Daniela Hantuchova nur wenig Wehmut zu entdecken. Dank dieser Leistung macht sie den Sprung von Weltranglistenposition 22 auf 16.  Ausserdem war ihre Leistung im Final die mit Abstand beste in dieser Woche. Maria Sharapova feierte ihren vierten Turniersieg der Saison und hat immer noch gute Chancen am Ende des Jahres an der Spitze der Weltrangliste zu stehen. Ihre Siegesrede hielt sie ganz professionell. Sie bedankte sich ganz nett bei Veranstalter, Sponsoren, Gegnerin und natürlich auch beim Publikum, obwohl dieses ja wahrlich nicht auf ihrer Seite gestanden war. Die Russin weist in diesem Jahr nun eine Siegesbilanz von 52:8 auf. Ihre Gegnerin ist eine Vielspielerin. Neben der Einzelbilanz von 34:24 kommen bei Hantuchova noch 30:15 Doppelpartien hinzu, was insgesamt 93 Matches ergibt. Maria Sharapova tritt in den Doppelkonkurrenzen jeweils nicht an.

Zum Abschluss erklang dann wieder Sasha's Song "Goodbye" (der sollte auch auf dieser Seite zu hören sein, wenn als klappt). In der Qualifikation lief das Lied nach jedem Match. Erst dachte man sich: "Wie bitte, ist doch etwas hart für die Verliererin!?". Doch dann wuchs mir der eigentlich flaue Popsong ans Herz. Im Haupttableau wurde er dann nicht mehr gespielt. Aber bei den Siegerehrungen war er ein schöner Ausklang nach dem Einzel und dann auch nach dem abschliessenden Doppel. Der Song hat etwas Familiäres an sich. Und auch in Zürich trifft man jährlich ausgewählte Fans, Ballkinder und Helfer/-innen. Denn man kennt sich langsam! Am 13. Oktober 2007 geht es wieder los...
Nach der Einmarschmusik Back to Basic von The Shapeshifters im letzten Jahr habe ich also nun schon den zweiten Song, der mich an die Zurich Open erinnert.

 

 

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