Finale:
Justine Henin-Hardenne (4) - Maria Sharapova (3) 7:5 6:2 Während
einer Woche mit vielen Regenverzögerungen und Partien mit immer den
selben Spielerinnen zieht sich ein Turnier doch etwas hin. Im grossen
Finale war dann aber alles anders.
Die Stimmung im mit 5'000 Zuschauer ausverkauften Dubai Tennis Stadium war
ausgezeichnet. Das war sie schon die Woche hindurch gewesen, aber ein
Finale übertrifft das alles nochmals bei Weitem.
Und mit Justine Henin-Hardenne und Maria Sharapova standen sich zwei
würdige Finalistinnen in einer hochklassigen Partie gegenüber. Sie
hatten sich im Laufe der Woche dank starken Leistungen verdient bis hier hin gespielt.
Justine Henin-Hardenne ist ungeschlagen
im arabischen Emirat. Die zweimalige Gewinnerin holte sich die Titel bei
ihren bisherigen Teilnahmen in den Jahren 2003 und 2004. Im letzten Jahr
konnte sie zu Saisonbeginn aufgrund einer Verletzung am rechten Knie nicht
auf der WTA-Tour antreten.
In diesem Jahr musste sie nach dem Turniersieg in Sydney erst eine
Niederlage einstecken. Das war im Finale der Australian Open gegen
Mauresmo, wo sie die Partie wegen Magenschmerzen aufgeben musste.
Es war interessant den regen Blickkontakt zwischen "Ju" und
ihren beiden vertrautesten Personen zu beobachten wie auf Bild 1 zu sehen
ist. Denn nur einige Plätze links oben von mir sassen ihr Coach Carlos
Rodriguez, der sie seit dem 14. Lebensjahr betreut, sowie ihr Ehemann
Pierre-Yves Hardenne, welchen sie Ende 2002 mit damals erst 20 Jahren
geheiratet hatte.
Auf dem Weg bis ins Finale musste Maria
Sharapova mit Lindsay Davenport und Martina Hingis die härteren Brocken
aus dem Weg räumen als Henin-Hardenne. Sie tat dies überzeugend dank
hartem und fehlerfreien Spiel.
Die 18-jährige Russin erhielt für ihre erstmalige Teilnahme in Dubai vom
Veranstalter sage und schreibe eine Antrittsgage von 375'000$. Im
Vergleich dazu: Der Sieg bei dem mit 1'000'000$ dotierten Tier II-Event
hier in Dubai bringt der glücklichen Gewinnerin "lediglich"
einen Siegerscheck von 159'000$ ein.
Maria Sharapova überraschte in dieser
Partie mit einer für sie ungewöhnlichen taktischen Variante. Sie
versuchte ihr Glück in einigen Netzangriffen, welche aufgrund ihres
schwachen Flugballspiels jedoch nur selten zum Erfolg führten. Die Russin
überraschte auch mit drei exzellenten Stoppbällen, nachdem diese in den
Partien zuvor jeweils nie gelangen. Sie versuchte also Variation in ihr
Hau' drauf-Tennis zu bringen, um nach den letzten drei Partien, die sie
gegen Henin-Hardenne verloren hatte und einem Head-to-Head von 1:3 gegen
die Belgierin, zum Erfolg zu kommen.
Die 23-jährige belgische French Open-Siegerin überliess Sharapova die
Initiative. Während die Russin auf der Grundlinie stand und die Bälle so
hart sie konnte verteilte, verteidigte sich Henin-Hardenne zwei bis drei
Meter hinter der Grundlinie und wartete auf Kontermöglichkeiten. Oft
spielte sie die Bälle lang in die Mitte zurück, um Sharapova wenig
Winkel für ihre Angriffe zu geben. Das war ein heisses Spiel der
Belgierin, da Sharapova wiederum sehr präzise spielte und nur wenig
Fehler beging.
Folgerichtig war es auch die
Wimbledonsiegerin 2004, welche sich das erste Break zum 5:3 holte. Doch in
dieser wichtigen Phase zeigte sich nun das Durchsetzungsvermögen von
Henin-Hardenne, welche sich das Re-Break sicherte und so den Satzverlust
vermied.
Bei 5:5 gab es eine kuriose Szene: Der Linienrichter an der Seitenlinie
gab einen Ball Sharapovas Aus, der wohl gut gewesen war. Während Maria
mit Schiedsrichter Roland Herfel diskutierte, erhob sich Yuri Sharapov,
ihr Vater, von seinem Platz. Er ging die vier Reihen bis zur Abschrankung
hinunter und deckte den Linienrichter mit einer Salve von Beschimpfungen ein. Wenn
Herfel das sieht, muss er Sharapov vom Platz stellen, beziehungsweise aus
dem Stadion schmeissen. Henin-Hardenne schaffte in diesem Game - ganz
sicher nicht nur wegen dieser (Fehl?-)Entscheidung - ein weiteres Break
zum 6:5 und servierte den Satz danach aus. Während des Seitenwechsel bei
6:5 wiederholte der etwas dekadent wirkende Yuri Sharapov, der übrigens (für mich völlig
unverständlicher- und blödsinnigerweise) immer eine Sonnenbrille trägt,
seinen Aussetzer und rief nochmals einige böse Worte auf den
Linienrichter herab. Wiederum unbemerkt (?) vom Schiedsrichter.
Der zweite Satz war ausgeglichen bis zum
2:2. Bei diesem Spielstand gab Sharapova ihr Aufschlagspiel aufgrund
kapitaler Fehler ab. Die 18-jährige bewegte sich in diesem Game sehr
schlecht und wirkte unmotiviert. Nach dieser kleinen Auszeit Sharapovas liess sich
Justine Henin-Hardenne mit dem Break im Rücken den zwölften Sieg im zwölften Spiel in Dubai
nicht mehr nehmen und gestand ihrer Gegnerin keinen einzigen Spielgewinn mehr zu.
In diesem Jahr weist sie damit eine 14:1-Siegesbilanz auf.
Die Siegerehrung hatte es in sich.
Managing Director Colm McLaughlin (auf Bild 4 oben am roten Teppich zu
sehen)
dankte allen involvierten Personen und Sponsoren und ich war überrascht,
wie viele Scheichs es mit dem Namen "Maktoum" in allen nur
erdenklichen Funktionen gab.
Dubai ist zur Zeit ein Tier II-Event der WTA-Tour. Das heisst das
Preisgeld betrüge eigentlich 650'000$. In Dubai wurde es aber vom
Veranstalter auf 1'000'000$ hochgesetzt, was auch dem Preisgeld der
Männer entspricht, die eine Woche später antreten. Im nächsten Jahr
wird das Preisgeld für beide Events auf 1'500'000$ erhöht. Was Dubai in
sportlicher Hinsicht aber sicherlich erreichen will, ist die Einstufung
als Tier I-Event (Preisgeld 1'340'000$), da es dann für die Spielerinnen
auch mehr Punkte für das WTA Ranking zu gewinnen gibt.
Selbst ein Feuerwerk, wie auf Bild 5 zu sehen ist, durfte zum gelungenen
Abschluss des Turniers nicht fehlen.
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