Bodensee Open 2022, Egnach |
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Egnach 2017 |
10.-13. November 2022 |
Bodensee Open - Damen
Es ist die zwölfte Austragung der Bodensee Open und die zweite
Winterausgabe. Die Veranstalter hatten die Coronapause in 2020 zum Anlass
genommen um über grössere Veränderungen nachzudenken. Der Sommertermin war
jeweils auf die Woche nach dem Nationalliga A Interclub angesetzt, in der
potentiell noch einige Spieler aus dem Interclub (welche nicht für die
Qualifikation an den US Open spielberechtigt sind) für eine weitere Woche in der
Schweiz gehalten werden konnten. Der neue Wintertermin ist nun auf die Woche der
Billie Jean King Cup Finals und Play-Offs gelegt, in der kein anderes
WTA-Turnier stattfindet und auch nur wenig ITF-Turniere angeboten werden. Es
geht auf das Saisonende zu. Vom Termin her finde ich es so attraktiver für die
Spieler. In der Halle spielen für die Organisatoren zudem Wetterkapriolen keine
Rolle. Für die Zuschauer hatte das Sommerfeeling im August natürlich schon ein
schönes Flair. Aber im August ist immer viel los (z.B. Clubmeisterschaften, Open
Airs, sonstige Veranstaltungen) und Mitte November hat der Terminkalender der
Zuschauer (vor Beginn der Weihnachtszeit) sicherlich noch freie Stellen.
Das Teilnehmerinnenfeld wurde von früher 24 auf 12 verkleinert. Figuriert man
bei Damen unter den besten vier Spielerinnen der Setzliste, so steht man dank
einem Freilos bereits im Viertelfinal und hat 1'000 CHF Preisgeld auf sicher.
Die anderen acht Spielerinnen starten mit 500 CHF im Achtelfinal. Für die
Halbfinalqualifikation erhält man 1'900 CHF, für das Endspiel 3'750 CHF und für
den Turniersieg 7'500 CHF. Die direkt qualifizierten Teilnehmerinnen waren
zwischen Rang 152 und 634 klassiert.
Zum Vergleich: Gewinnt man ein 25'000$ Turnier (W25) auf der ITF Tour erhielt man in
diesem Jahr dafür 3'935 USD und 50 Weltranglistenpunkte. Es geht dort also mehr
um die Weltranglistenpunkte als um das Geld. Das lässt sich erst auf der WTA
Tour verdienen beziehungsweise dann wenn man es in das Hauptfeld der Grand Slam-Turniere
schafft (Niederlage 1. Runde 2022: Australian Open 103'000 AUD, Roland Garros
62'000 EUR, Wimbledon 50'000 GBP und US Open 80'000 USD, also alle etwa bei
75'000 CHF), also wenn man in etwa
den besten hundert Spielerinnen der Welt angehört. Deshalb spielen gerade ältere
Spielerinnen ausserhalb dieser Klassierungen zwischendurch an Preisgeldturnieren
oder in nationalen Mannschaftsmeisterschaften. Sie verlieren in jenen Wochen
zwar die Möglichkeit um Ranglistenpunkte zu kämpfen, können dafür aber einen
Teil ihres Jahresbudgets finanzieren.
Conny Perrin
(WTA 423)
-
Sarah-Rebecca
Sekulic
(WTA 634) 4:6 7:5 6:3
Sekulic hielt ihre Position unmittelbar an der Grundlinie um jeden Preis, während
Perrin durchaus zu Kompromissen bereit ist und ihre druckvollen und
umfangreicheren Schlagbewegungen gerne auch mal von etwas weiter hinten ansetzt.
Die 30-jährige Deutsche hingegen hat eine sehr schnelle Schlagbewegung relativ
nahe am Körper und rotierend.
Im Verlauf der ersten Satzes merkte man Perrin als Folge dann an dass ihr etwas
die Zeit fehlte und sie sich etwas unwohl fühlte, da sie in der Halle auf
Hartplatz natürlich schon auch geschwindigkeitsmässig dagegenhalten musste und wollte. Mitte
des zweiten Satzes folgte die beste Phase des Matches als sich beide auf bestem
Niveau bekämpften. Hier wurden die Weichen für den Ausgang der Begegnung
gestellt.
Anfangs des dritten Satzes setzte bei Sekulic ein Schmerz in der oberen
Bauchmuskelgegend ein so wie wir das erkennen konnten. Doch auch mit etwas
Schmerzmittel war die sich anbahnende Niederlage nun nicht mehr abzuwenden.
Die Weltranglistenklassierung von Perrin hat sich in diesem Jahr stark
verschlechtert. Erstmals seit 2015 wird die 31-jährige zum Jahresende nicht mehr
unter den besten 300 Spielerinnen der Welt klassiert sein. Schlimmer noch:
Erstmals seit 2009 wird sie nicht mehr unter den besten 400 Spielerinnen der
Welt klassiert sein.
Stefania
Rachel Rubini
(WTA 546)
-
Karolina Kozakova
(WTA 990) 3:6 7:6 6:2
Bei den Damen erhielt die 17-jährige St. Gallerin Karolina Kozakova die Wild
Card im 12-köpfigen Spielerinnenfeld. Viele der Spielerinnen und Spieler sind
bereits im fortgeschrittenen Tennisalter und kämpfen hier um Preisgeld und nicht
anderweitig um Weltranglistenpunkte. So auch die 29-jährige Rubini. Da lohnt
sich immer ein Blick auf die Bestklassierung in der Weltrangliste. Doch die
Italienerin hatte es bislang nur bis auf Rang 293 geschafft, dies vor vier Jahren. Ich
hatte zuvor auch noch nie von ihr gehört. Doch die Schläge der muskulösen Rubini
waren schnörkellos und kraftvoll und technisch gut anzusehen. Nichtsdestotrotz
konnte die grossgewachsene Kozakova ausgehend von einem starken Aufschlag und
eleganten Schlägen mit viel Hebel dagegenhalten. Im Tie-Break des zweiten Satz
kam sie bei 7:6 zu seinem Matchball, der jedoch nicht zum Sieg reichte. Die
beiden Verliererinnen vom Donnerstagabend, Kozakova und Sekulic, standen am
Sonntag bereits wieder in der Qualifikation zum ITF Turnier W60 in Bratislava im
nächsten Einsatz.
Oana
Georgeta Simion
(WTA 445)
-
Leonie Küng
(WTA 575) 6:3 6:4
Spätestens seit dem Frühjahr 2021 ist der Wurm drin bei Leonie. Da können
mehrere Gründe zusammen kommen, aber keiner stellt für mich ein echtes Hindernis
dar, um nicht wieder (grosse) Schritte nach vorne machen zu können. Da waren die Corona-Berufseinschränkungen,
die sie mehr bewegt hatten und sie sich generell mit dem Thema kontroverser
beschäftigt hatte als andere.
Anderseits hatte sie auch genau im Februar 2020 - unmittelbar vor der Zwangspause
- mit dem überraschenden Finaleinzug als Qualifikantin beim WTA Turnier in Hua Hin
ihren grössten Erfolg erzielen können und war in der Weltrangliste von Rang 283
auf Rang 156 geklettert. Vor allem ab Frühjahr 2021 blieben dann in den letzten
1,5 Jahren die Resultate aus. Das ist eine Abwärtsspirale in der man zuerst aufgrund
der guten Klassierung grössere Herausforderungen annimmt und immer starke
Gegnerinnen vorgesetzt bekommt. Und mit den fehlenden Erfolgen klappt es dann
selbst nicht mehr wenn wieder gegen schwächer klassierte Gegnerinnen an
kleineren Turnieren antreten muss. Von Ende März bis zum Jahresende 2021 stand
da eine 4:23 Negativbilanz. In diesem Jahr ging es bis Mitte Mai mit einer 1:14
Negativbilanz weiter. Seither war an 25'000$ ITF Turnieren eine leichte
Stabilisierung auszumachen. Seit einigen Monaten teilt sie in den sozialen
Medien hin und wieder auch Momente mit ihrer Freundin und sie ist was das Tennis
anbelangt unter den Fittichen von
Romina
Oprandi. Da scheint also auch eine gewisse Neuorientierung
stattgefunden zu haben. Und dann hat 22-jährige natürlich auch ein Spiel,
welches nur mit Plan A und genügend Formstand und Selbstvertrauen und Fitness zu
spielen ist. Sobald es da irgendwo hakt, dann wird es unbarmherzig im
Tennisbusiness. Aber genau dieses aggressive und bestimmende Spiel ist der
Spielstil, der mich am meisten begeistert. Auch wenn diejenigen Spieler dann oft
über keinen Plan B verfügen können, weil ein Plan B im Gegensatz zu ihrem
A-Spiel einfach immer um Welten zurückliegen wird. Deswegen kann ich da
mitfühlen und habe ein Herz für Spielerinnen denen es in ihrem A-Game nicht
läuft. Denn oft braucht es nur ganz wenig und plötzlich passt es wieder zusammen.
Im Spiel war es dann auch entsprechend ein auf und ab. Nur im zweiten Satz hatte
Leonie mal zehn Minuten am Stück in denen es sich richtig gut anfühlte und die
Gewinnschläge kontinuierlich kamen. Generell war Simion zu konstant mit
ähnlichem Spielstil. Am Donnerstag beim Training (Bilder 1 und 2) war mir ihre sehr nahe und unabrückbare Position an der Grundlinie aufgefallen. Heute im Spiel war dies
etwas weniger der Fall, aber es zeigt doch die Grundeinstellung der 26-jährigen
Rumänin. Vor allem läuferisch war sie stark und flitzte von einer auf die andere
Seite des Tennisfeldes. Sie ist übrigens die Lebensgefährtin von Christopher
Heyman, dem Sieger der Herrenkonkurrenz. Deshalb ist Simion auch auf den Bildern
8 und 9 bei der Siegerehrung auszumachen und ihr Freund auf Bild 7 rechts unten.
Julia Terziyska
(WTA 533)
-
Sara Cakarevic
(WTA 554) 6:2 6:2
Bei Terziyska habe ich immer das Gefühl dass sie so kerzengerade und etwas
hölzern zum Schlag steht und wenig aus mit dem Körper mithilft. Von der Statur
selber ist sie dann aber doch auch kräftig und stabil und bringt eine gute
Grundkraft mit. Sie spult das dann immer recht erfahren und clever ab und ich
frage mich dann auch wieder warum sie knapp ausserhalb der besten 500
Spielerinnen der Welt klassiert ist. Doch wenn ich ihre Entwicklung verfolge
dann geht es von den Ranglistenpositionen einfach nie die grossen Schritte nach
vorne. Sie war rasch nach Beginn ihrer Karriere anfangs 2016 ganz knapp am
Schritt unter die besten 300 Spielerinnen der Welt gewesen. Seither ging es aber
immer leicht bergab. Ich sehe sie jeweils beim BJK Cup mit Bulgarien, beim
Preisgeldturnier in Egnach oder verfolgte die Resultate in der schwedischen
Mannschaftsmeisterschaft "Elitserien", wo sie jüngst bei Uppsala spielt.
Für
diese Gelegenheiten scheint sie mir eine starke Spielerin zu sein. Und irgendwie
muss ja auch das Geld eingespielt werden damit die 26-jährige den Rest des
Jahres auf der Tennistour herumziehen kann. Terziyska wäre wohl auch eine
passende Spielerin fürs amerikanische College gewesen.
In dieser Partie am Freitag auf Platz zwei gewann ich den Eindruck dass Terziyska
tendenziell mehr Bälle aus gab als ihre französische Gegnerin. Cakarevic ist
zwar nur ein Jahr jünger und ähnlich klassiert, wurde jedoch ganz klar abgekocht
von der Bulgarin.
Julia Terziyska
(WTA 533)
-
Ylena In-Albon
(WTA 152) 6:2 6:4
Wie die anderen gesetzten Spielerinnen Cadantu-Ignatik, Makarova und Shymanovich
kam die Nummer 1 des Turniers aus dem Wallis im Viertelfinal zu ihrem ersten
Turniereinsatz. Die Spielstärken von In-Albon liegen sicherlich auf dem
Sandbeleg. Gegen Terziyska kam sie nicht in die bestimmende Position. Ich war
überrascht dass In-Albon sehr häufig die Topspin-Rückhand und nicht die
Slice-Rückhand anwendete. Vom taktischen her sah ich je länger die Partie
fortschritt nur die Variante das In-Albon flache Bälle mit kurzen Winkeln
spielte als erfolgsversprechend. Damit zwänge sie die Bulgarin ihren Schläger die
langen Beine hinab weiter nach unten zu manövrieren um den Ball zu spielen.
Terziyska biegt sich da zumeist mit dem ganzen Oberkörper nach unten anstatt
vermehrt in die Knie zu gehen. Den Return spielt Terziyska auf der Vorhand oft
als Chip (Slice). Dafür habe ich generell nicht viel übrig, aber sie hatte für
diesen Schlag ein gutes Händchen und es ist schon fast der Signature Shot ihres
Spiels.
Ekaterina
(96) Makarova
(WTA 256)
-
Stefania
Rachel Rubini
(WTA 546)
6:3 6:2
Ekaterina Makarova ist nicht
"die" Ekaterina
Makarova. Jene hatte Jahrgang 1988. Die hier ist Jahrgang 1996. Und dann gibt
es noch eine neue Ekaterina Makarova mit Jahrgang 2001, die ich allerdings noch
nicht live habe spielen sehen. Alles sind sie Tennisspielerinnen. Deshalb
ergänze ich zur Kennung nun den Jahrgang im Namen.
Makarova wärmte sich unmittelbar neben uns auf und ihr Freund sass dann auch auf
dem Stuhl rechts vor uns und verfolgte die Partie auf dem hinteren Platz. Wir
meinten noch zueinander dass sie aber noch die Schuhe wechseln müsse bevor sie
dann auf den Platz gehe. Doch die Russin wechselte ihre Schuhe nicht mehr. Mir
schoss daraufhin in den Kopf dass das die wie ich sie bezeichnen würde "rich
and beautiful"-Linie von Nike ist und ich zeigte Margrith und Urs dann gleich
die Bilder von Fanny Stollar aus Palermo 2019. Alle pflichteten bei und wir
rätselten ob denn auch das Oberteil von Makarova immer noch an das Raubtiermuster
angelehnt sei.
Zum Spielerischen: Da war Rubini weiterhin mit ihrer knallharten Vorhand
unterwegs, aber sie musste sich zur Mitte der Begegnung am Unterarm
physiotherapieren lassen. Vor allem auf der Rückhand hatte die Italienerin eine
zu grosse Streuung. Ihre 26-jährige russische Gegnerin konnte mit dem Tempo
zumeist mithalten und hatte von ihrer Schlagtechnik keine Probleme mit schnellen
Bällen. Doch ab und zu war sie dann doch zu spät auf die Vorhandknaller und ihre
heissblütigen Unmutsbekundungen waren deutlich bis zu unserer Tribüne zu
vernehmen.
Alexandra Cadantu-Ignatik
(WTA 171)
-
Iryna
Shymanovich
(WTA 330) 7:6 2:6 10-3
Dies war wohl die hochklassigste Begegnung im Tableau. Nach dem Ausgang im
hinteren Spiel konnte man annehmen dass wir hier gerade ein vorweggenommene
Finalspiel sehen. Die 32-jährige Cadantu war in 2014 auf Bestklassierung 59
gestanden und meine Rabble-Tennis-Datenbank gibt preis, dass sie
in Wimbledon 2013 Tamira
Paszek entzaubert hatte, welche dort zuvor zweimal in Folge das Viertelfinale
erreicht hatte. Hallentennis wie in Egnach begünstigt ähnliche Fähigkeiten wie
auf dem schnellen Belag von Wimbledon. Shymanovich hat in diesem Jahr ihr
Bestranking erreicht. Allerdings ist sie von jenem Platz 248 im Mai bereits wieder
einiges gefallen. Die 25-jährige Weissrussin sieht aus wie eine Weissrussin und
spielt auch wie eine Weissrussin. Harte Schläge, die sie gefühlt zweihundert Mal
in einem Ballwechsel mit höchster Intensität über das Netz hämmern kann à la
Sasnovich.
Cadantu-Ignatik ist mit dem im Herrenfeld angetretenen Uladzimir Ignatik
(Bilder 1 und 4)
verheiratet. Die Rumänin versuchte die Ballwechsel etwas zu verkürzen und
trat immer wieder den Gang an Netz an. So habe ich das auch noch aus der
Wimbledonpartie vor fast zehn Jahren in Erinnerung. Im zweiten Satz war aber
eindeutig Shymanovich am Drücker. Im Gegensatz zu den Spielen bis zum
Viertelfinal würde nun ein allfälliger dritter Satz nicht mehr ausgespielt
werden. Der Grund liegt darin, dass sowohl die Halbfinalspiele wie auch das
Endspiel am Sonntag ausgetragen werden. Und da will man die Athleten nicht
potentiell sechs Sätze spielen lassen. Die meisten von ihnen treten in der Folgewoche
ja sogar bereits wieder am Montag oder Dienstag zu einem ITF-Turnier an. Da geht
es auch generell um Verletzungsanfälligkeit und Ermüdung. Zudem kann der
Zeitplan so besser erstellt und eingehalten werden. Sowohl für Zuschauer,
Veranstalter als auch für die Weiterreise von Spielern. Shymanovich hatte einen
der engsten Zeitpläne. Denn sie stand am nächsten Tag - also am Montagnachmittag
- bereits wieder beim ITF W80 in Madrid auf Sand in der Qualifikation im
Einsatz. Auch In-Albon trat in der Folgewoche in Madrid an. Allerdings stand sie
direkt im Hauptfeld und hatte ihren ersten Einsatz erst am Mittwoch.
Wir waren überzeugt dass ein ausgespielter dritter Satz zu Gunsten Shymanovichs
ausgegangen wäre. Cadantu-Ignatik hatte vermehrt versucht Punkte abzukürzen,
weil sie mit ihrer Ausdauer und Energie zu kämpfen hatte. Im
Match-Tie-Break setzte sich die erfahrenere Rumänin aber mit einer starken
Leistung durch.
Im zweiten Satz war bei Shymanovich innert einem Game bei zwei Schlägern die
Saite gerissen. Ihr gingen die Spielutensilien aus und so gab sie einen Schläger
gleich wieder mit der Angabe von 23 Kilogramm Bespannungshärte in Auftrag
(Bilder 5 bis 7). Zum Weiterspielen wählte sie das Racket, welches sie zuvor
beim Wechsel der Bälle mit noch intakter Bespannung auf die Seite gelegt und
gewechselt hatte. Diese Bespannung hielt bis zum Ende durch.
Julia Terziyska
(WTA 533)
-
Ekaterina
(96) Makarova
(WTA 256)
7:6 6:1
Die 26-jährige Russin war im Vergleich zu gestern vor allem im zweiten Satz ein
Schatten ihrer selbst. Der erste Satz war hart umkämpft mit starkem Spiel von
Terziyska, aber keinen explosiven Bewegungen und Schlägen von Makarova. Nach dem
Gang vom Platz zum Satzwechsel ging dann gar nichts mehr. Die Motivation
schien zu schwinden. Bestenfalls könnte man ihr noch körperliche Probleme,
Monatszyklus ist da in letzter Zeit kein Tabuthema mehr, was auch immer,
andichten. Aber so richtig offensichtlich war von der Tribüne nichts
auszumachen. Sie hatte auch nie nach dem Physiotherapeuten verlangt. Ich war
allerdings überrascht das heute ihr Freund nirgends auf der Tribüne auszumachen
war. Aber vielleicht hatten wir ja nicht gut genug geschaut und hingehört.
Nach dem Spielende blieb die Verliererin Makarova für mindestens zwanzig Minuten
ohne sich trockene oder warme Kleider an oder überzuziehen auf der Spielerbank
sitzen (Bild 5). Sie lüftete wohl etwas den Kopf und machte vielleicht etwas
Büroarbeiten oder privaten Austausch an ihrem Mobiltelefon. Vielleicht buchte
sie ja die beste Verbindung ins französische Saint-Étienne. Dort stand beim ITF
W25 am Dienstag nämlich ihr nächster Einsatz an.
Julia Terziyska
(WTA 533)
-
Alexandra Cadantu-Ignatik
(WTA 171) 4:6 6:2 10-6
Ich schaue Tennis weil ich positive Spannung und Emotionen erleben will. Da war
der Beginn dieser Partie ein arger Rückschlag. Mir hat es ziemlich abgelöscht als Cadantu-Ignatik mit 1:3 in Rückstand liegend
nach einem von Terziyska mit hoher Wahrscheinlichkeit zu unrecht aus gegebenen
Ball (dem zweiten dieser Partie und sie selbst hatte auch schon eine
Fehlentscheidung auf dem Kerbholz) zu ihrer Spielerbank und ihrer Tasche lief und sagte dass sie nicht mehr
weiterspielen werde. Vor allem als sich ihr Ehemann von draussen zuerst beim
Linienentscheid lautstark einmischte und sie dann auch bestätigte und drängte das
Spiel nicht mehr fortzuführen. Denn ihr Ehemann Uladzimir Ignatik
(Bilder 2 bis 4)
hatte als Favorit in einem überraschend umkämpften Match am Donnerstagabend mit
vertretenem Fussknöchel für wenige Sekunden unspielbar verletzt gewirkt, aber
dann keine zwei Minuten später putzmunter weiter gespielt. Da hatte er bei mir
bereits arg an Kredibilität verloren.
Hier in dieser Partie ging es nach gutem Zureden der Turnierverantwortlichen
nach einigen Minuten weiter. Was ich bei beiden Spielerinnen nicht mochte, war dass sie einander
quasi von Beginn weg unterstellten dass die andere sie bescheissen wolle. Es
können doch Fehler passieren und man könnte das untereinander regeln. Ein
grosses Problem war aber sicherlich auch die Rolle der Unparteiischen. Am
Samstag und Sonntag sass da zwar jeweils in Schiedsrichter. Dieser überliess die
Linienentscheidungen aufgrund fehlender Linienrichter und fehlender
ersichtlicher Abdrücke auf dem Hartplatz aber den Spielerinnen und nahm quasi
nur ein Vetorecht wahr. Die Schiedsrichter verhielten sich beim Anwenden dieses
Vetorechts aber äusserst zurückhaltend, was die Ungewissheit und den Unmut
deutlich verschärfte. Da hätten sie mutiger und bestimmter agieren müssen.
Man geniesst das Spiel auch danach nicht mehr gleich, sondern ist angespannt. Bei faszinierenden Ballwechseln mit engen Bällen hofft man bei jedem Aufprall im
Hinterkopf dass es eine klare Situation gäbe und ja keine Fehlentscheidung
mehr entstehen würde. Im Verlauf des Matches bekam ich den Eindruck dass die
Spielerinnen auf der Seitenlinie beim Linienrichter sehr vorsichtig waren und
einiges laufen liessen, aber auf der vom Schiedsrichter weiter entfernten
Seitenlinie sich durchaus gewagtere Ausrufe mit dem möglichen Fehlerpotential
leisteten.
Letztendlich wurde das Duell aber so lange ausgespielt, dass sich Terziyska den
Sieg in einem gerechten Schlagabtausch herausgespielte. Im hochkochenden und
verstörenden ersten Satz hatte die Bulgarin die 3:1-Führung zum 4:6 verloren. Im
zweiten Satz waren die körperlichen Defizite bei Cadantu-Ignatik offensichtlich.
Physisch beziehungsweise ausdauermässig war sie an diesem Finaltag nicht mehr
konkurrenzfähig. Ich fragte mich sogar ob der Ehemann zu Beginn der Partie neben
dem Argument der Unfairness zum Spielabbruch nicht auch das Energieniveau seiner
Gattin im Kopf hatte als er abbrechen wollte. Nun gut, der zweite Satz ging an
Terziyska. Doch ihre Gegnerin lahmte mehr und mehr über den Platz, so dass es
gegen Satzende schon wieder zu viel war und klar auf den Rhythmus der Führenden
abzielte. Denn nach dem Satzausgleich wartete ja nur noch ein Match-Tie-Break
auf zehn Punkte. Wir hatten es erwartet und so sicherlich auch ihre Gegnerin: Für den Match-Tie-Break war
Cadantu-Ignatik mit den Kräften einer Löwin zurück auf dem Tennisplatz. Hier
muss ich Terziyska nun ein grosses Kränzchen binden. Sie war bereit in jedem
Punkt hart zu arbeiten so lange es sein musste, zu warten, trotzdem genügend
druckvoll die Oberhand im Ballwechsel zu behalten, aber ja keine billigen Fehler
zu begehen. Sie zog schnell auf 6:2 weg, dann 8:4, nur bei 8:6 wurde es etwas
enger und schloss dann zum 10:6 ab. Die Bulgarin hat sie dieses Duell verdient gewonnen.
Sie war meine Favoritin, aber sie hat sich auch zu meiner Überraschung die
Nummern 1, 3 und 2 der Setzliste besiegt. Ich mag das feurige Temperament und
sie wirkt dann ein klein wenig furchteinflössend, so dass man als Unterstützer höllisch aufpassen muss dass der eigene Input
richtig angebracht wird, dieser dann aber durchaus als Unterstützung
wahrgenommen und angenommen wird. Aber das ist ja gut wenn sie als selbständige
Frau die Dinge selber in Angriff nehmen und regeln will. Spielerisch liegt sie mit ihren flachen harten
Schlägen natürlich in meinem Gusto. Auch die langen Beine, die ihr da ab und zu
in den Weg kommen und mit denen sie sich arrangieren muss, bringen etwas Würze
in die Herausforderungen welche sich einer Tennisspielerin so stellen. Ich mag
nicht wenn es zu perfekt scheint. Auf dem
WTA Spielerprofil habe ich gesehen dass sie in der ersten Augustwoche ihr
letztes Turnier in Hechingen beim ITF W60 spielte und dort aufgeben musste.
Das heisst sie ist nun aus einer dreimonatigen Spielpause gekommen. Umso höher ihr
Erfolg in Egnach zu werten. Und umso grösser sind auch die Chancen dass sich ihre
Weltranglistenposition mit einer vollen Saison verbessern wird. Aktuell hat die
26-jährige nur acht absolvierte Turniere innerhalb der letzten 52 Wochen in der
Weltrangliste. Nach dem Spiel hatte ich ihr kurz gratuliert und ich war schon
höchst erfreut als sie zu mir sagte dass ich "a familiar face" sei, sie mich also
auch schon früher (und an anderen Orten) gesehen habe. So macht Tennis erleben und
unterstützen doch Freude! Daneben bleibt von diesem legendären Endspiel
folgender Ausspruch von Terziyska auf die andere Seite hinüber zu ihrer Gegnerin
in meinem Kopf haften: "Shall I also stop playing now and start crying?". Dies
als Cadantu-Ignatik im zweiten Satz einen Ball wohl zu unrecht als aus
geschiedst hatte.
Beide Finalistinnen hatten nach den zwei Partien am Finalsonntag übrigens am
Dienstag ihren nächsten Einsatz. Terziyska beim ITF W25 auf Sand in Heraklion
auf Kreta. Cadantu-Ignatik spielte beim ITF W60 auf Hartplatz in Bratislava in
der Slowakei nur gerade vier verlorene Games und musste aufgeben.
Damen Einzel | |||
1. Runde | Viertelfinal | Halbfinal | Final |
Ylena In-Albon
(1)
- bye . |
Julia
Terziyska - Ylena In-Albon (1) 6:2 6:4 |
Julia
Terziyska - Ekaterina 96 Makarova (3) 7:6 6:1 |
Julia
Terziyska - Alexandra Cadantu-Ignatik (2) 4:6 6:2 10-6 |
Julia
Terziyska - Sara Cakarevic 6:2 6:2 |
|||
Ekaterina 96 Makarova (3)
- bye . |
Ekaterina
96 Makarova (3) - Stefania Rachel Rubini 6:3 6:2 |
||
Stefania
Rachel Rubini - Karolina Kozakova (W) 3:6 7:6 6:2 |
|||
Conny
Perrin - Sarah-Rebecca Sekulic 4:6 7:5 6:3 |
Iryna
Shymanovich (4) - Conny Perrin 7:6 6:4 |
Alexandra
Cadantu-Ignatik (2) - Iryna Shymanovich (4) 7:6 2:6 10-3 |
|
Iryna Shymanovich (4)
- bye . |
|||
Oana
Georgeta Simion - Leonie Küng (W) 6:3 6:4 |
Alexandra
Cadantu-Ignatik (2) - Oana Georgeta Simion 6:1 6:2 |
||
Alexandra Cadantu-Ignatik (2)
- bye . |
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10.-13. November 2022 |
Bodensee Open - Herren
Es ist die zwölfte Austragung der Bodensee Open und die zweite
Winterausgabe. Die Veranstalter hatten die Coronapause in 2020 zum Anlass
genommen um über grössere Veränderungen nachzudenken. Der Sommertermin war
jeweils auf die Woche nach dem Nationalliga A Interclub angesetzt, in der
potentiell noch einige Spieler aus dem Interclub (welche nicht für die
Qualifikation an den US Open spielberechtigt sind) für eine weitere Woche in der
Schweiz gehalten werden konnten. Der neue Wintertermin ist an das Ende der
Tennissaison gelegt. Wobei auf der ATP Challenger Tour (125'000$ Turniere) in
dieser Woche neben Turnieren auf anderen Kontinenten auch Turniere im
französischen Roanne und im slowakischen Bratislava ausgetragen wurden. Von
Turnieren auf der ITF Tour geht in dieser Woche aber kaum Konkurrenz aus für die
Bodensee Open. Vom Termin her finde ich es so attraktiver für die
Spieler. In der Halle spielen für die Organisatoren zudem Wetterkapriolen keine
Rolle. Für die Zuschauer hatte das Sommerfeeling im August natürlich schon ein
schönes Flair. Aber im August ist immer viel los (z.B. Clubmeisterschaften, Open Airs, sonstige Veranstaltungen) und Mitte November hat der Terminkalender der
Zuschauer (vor Beginn der Weihnachtszeit) sicherlich noch freie Stellen.
Das Teilnehmerfeld der Herren umfasst 24 Spieler. In der ersten Runde treten die
16 ungesetzten Spieler an und kassieren dafür 400 CHF. Für die Sieger der ersten
Runde und die mit einem Freilos in der zweiten Runde antretenden gesetzten
Spieler gibt es 700 CHF. Das Erreichen des Viertelfinals ist 1'350 CHF wert und
der Halbfinal 2'550 CHF. Der Finalist erhält 5'000 CHF und der Turniersieger
10'000 CHF. Dafür gibt es an Preisgeldturnieren keine Weltranglistenpunkte zu
gewinnen. Die Bandbreite der direkt qualifizierten Teilnehmer ging von
Weltranglistenposition 266 bis zur Schweizer Klassierung N2 29.
Dylan
Dietrich
(ATP 1516)
-
Jan Sabanin
(ATP 1095)
7:5 6:3
Die Wild Cards gingen an junge Spieler. So erhielt im 24er-Feld der Herren als
einziger der 18-jährige Zürcher Dylan Dietrich eine Einladung. Nach dem
Viertelfinal der Junioren in Roland
Garros war er bei den US Open ins Endspiel im Juniorendoppel vorgestossen.
Ich in den wenigen verbleibenden Games dieser Partie hielt ich Ausschau ob er
auch in der Halle auf Hartplatz Stoppbälle anwenden würde. Ja, einen Stoppball
sah ich. Generell ist es aber schwierig ein Spiel auf Platz 2 zu verfolgen, wenn
einem immer die Bälle vom Hauptplatz vor der Nase hindurch fliegen. Und in wie
in diesem Fall die Ladies trainieren, was nicht nur mich und sondern auch Dylan
(Bild 4) hinblicken liess.
Quentin Folliot
(ATP 618)
-
Mika
Brunold
(ATP 925)
3:6 7:5 7:5
Die Juniorenkarriere neigt sich altersbedingt für die im Jahr 2004 geborenen
Spieler dem Ende zu und von den Schweizern hat es Mika Brunold dabei in der
Juniorenweltrangliste bis auf Rang 27 geschafft und Dylan Dietrich bis auf Rang
41. Sein heutiger Konkurrent aus Paris zählt bereits 23 Lenze, war mir bislang
aber unbekannt. Dem Spielstil von Folliot war sofort anzusehen dass er sich auf
Sandplätzen wohl fühlt. Und dass er ein etwas launiges Spiel hat, was durchaus zu
einem Franzosen passt. Dafür kamen wir in den Genuss von einigen Stoppbällen und
daraus folgenden Stopp-Lob-Ballwechseln. Am Netz vorne hatte Folliot ein sehr
feines Händchen und konnte die Volleys entweder legen oder schön lang ins Feld
begleiten. Auch sein Rückhandslice war bissig. Vor allem wenn er ihn auf relativ
hohe Bälle ansetze und diese crosscourt auf die Rückhandseite des Gegners
richtig runter drücken und sehr tief halten konnte. Oft setzte er an der
Grundlinie auch recht frontal stehend und mit reduzierter Beinarbeit à la
Fognini zum Slice an.
Doch zu Beginn hatte Brunold die Stärkevorteile auf seiner Seite. Zu Beginn des
zweiten Satzes dann eine Phase in der Folliot nach Inspiration suchte und es
dabei riskierte die Partie abzuschenken. Er begann mit einem Unterarmaufschlag
von der Vorteilseite und punktete. Beim nächsten Mal auf der Vorteilseite
dasselbe, aber diesmal punktete Brunold. Daraufhin stellte der Franzose dieses
Unterfangen vorerst wieder ein. Aber auch im Spiel wurde er kreativer und
launischer mit Stoppbällen und verdrehten Slices. So holte er sich wohl die
Inspiration und Freude um sich weiter in dieser Partie zu engagieren. Hätte
Brunold in dieser Phase zupacken können, dann wäre die Angelegenheit gegessen
gewesen. So ging es über die volle Distanz.
Im dritten Satz lief der Schweizer einem Break hinterher. Er hielt seinen
Aufschlag zum 3:5 ungewöhnlich klar und sendete damit ein Ansage auf die andere
Seite. Prompt gelang ihm der Ausgleich und wir marschierten in Richtung Tie-Break.
Beim 5:6 und Matchball gegen sich dann aber eine - ich möchte mal sagen - sehr
unglückliche Situation für Brunold. In den ersten zwei Runden wird ohne Schieds-
oder Linienrichter gespielt. Ich war überrascht wie wenig Diskussionen es gab.
Die Spieler wissen natürlich dass derjenige auf seiner Seite über den Ball
richten darf und dass das Gegenüber keine Einspruchsmöglichkeit hat. Aber an
ihrer Reaktion konnte man schon erkennen ob sie mit der Entscheidung
einverstanden waren oder da eher ein Fragezeichen an den Entscheider
zurückmeldeten. Nun aber zum Break- und Matchball: Brunold serviert ein Ass die
Linie hinab. Und das sieht der Servierende natürlich astrein, weil es genau in
seiner Flucht ist. Der seitlich springende Returnspieler hingegen hat einen ganz
schlechten Winkel. Aber der returnierende Franzose gab den Ball aus und auf die
Rückfrage von Brunold bestätigte Folliot mit "yes, 100%". Also zweiter
Aufschlag: Der Return kommt, Brunold spielt einen langen Ball auf die Grundlinie
und Folliot gibt ihn aus. Alle Zuschauer sind verdutzt, weil die Grundlinie von der Tribüne aus quasi aus Linienrichterposition einsehbar
war für einige Zuschauer. Alle merkten dass
der Ball drauf war. Folliot argumentierte mit einem nicht mehr so überzeugten:
"not much, but it was out". Somit war die Marathonpartie abrupt vorbei.
Uladzimir Ignatik
(ATP 1007)
-
Yannik Steinegger
(ATP 1971)
6:3 3:6 7:6
Der Name des Weissrussen war mir bekannt und ein Blick auf das ATP Profil zeigt
eine Bestklassierung von Rang 129 im Jahr 2017. Er ist mittlerweile aber auch
schon 32 Jahre alt und ich war überrascht als ich sah dass er nie im
Einzelhauptfeld eines Grand Slam Turniers stand. 26 mal hatte er es in der
Qualifikation versucht, scheiterte dabei 13 mal in der ersten Runde, 12 mal in
der zweiten Runde und an den US Open 2018 erst in der dritten und finalen
Qualifikationsrunde.
Die hämmerten schon richtig drauf, der Ignatik und der Steinegger. Bei beiden
knallte es beim Aufschlag und Ignatik suchte oft den Weg ans Netz. Anfangs
dritter Satz dann eine Szene bei der mir das Verständnis fehlt. Ignatik hatte
sich den Fuss vertreten, blieb am Boden sitzen und öffnete recht zügig die
Schuhbändel und zog den Schuh aus. Wenn unsereins das macht dann sind die Bänder
überdehnt oder gerissen und das Spiel vorbei. Wenn das gewisse Sportler machen,
dann stehen sie wenige Minuten später wieder quietschfidel auf dem Platz und
ihnen ist vom ersten Ball weg nicht mehr anzumerken dass da jemals etwas gewesen war. Nach solchen Aktionen
sind meine Sympathien dann so klar vergeben, dass ich selbst bis zum zweiten Platz nach
hinten applaudieren und anfeuern kann.
Der 22-jährige Steinegger, die Nummer 29 der Schweiz, spielte eine sehr starke
Partie und war im Entscheidungssatz näher am Break gewesen. Im entscheidenden
Tie-Break beging er aber einen Doppelfehler, der letztendlich den kleinen
Unterschied ausmachte.
Aldin Setkic
(ATP 453)
-
Daniel
Valent
(ATP 1746)
6:3 6:4
Am Freitagnachmittag sah ich noch die letzten Games einer Partie in welcher Valent seiner Unzufriedenheit
- vor allem über die eigene Leistung - Luft machte.
Doch wenn du mal ein Break hinten bist, dann wird es schwierig um das noch in
letzter Minute zurückholen. Sein erfahrender bosnischer Kontrahent liess auch
wenig zu. Ich schaue da immer auf die Bestplatzierungen, um das Potential etwas
einzuordnen. Der 34-jährige Setkic stand im Jahr 2017 an 165. Stelle der
Weltrangliste. Der 27-jährige Zürcher Daniel Valent (nicht zu verwechseln mit
seinem zwölf Jahre älteren Bruder Roman, dem Juniorenwimbledonsieger von 2001)
hatte am renommierten US-College der Vanderbilt University in Nashville gespielt
und anschliessend in Zürich Biochemie studiert.
Sandro Ehrat
(ATP -)
-
Thomas Fabbiano
(ATP 266)
6:3 6:1
Ein Blick auf das ATP Profil von Fabbiano zeigt: Der 33-jährige Italiener war
2017 die Nummer 70 der Weltrangliste. Sein Name war mir natürlich durchaus ein
Begriff. Wichtiger als die Klassierung ist in diesem Fall die Aktivitätenliste seiner letzten Spiele. Ein nicht sehr
erfolgreiches Jahr mit Qualifikationen zu ATP Turnieren (z.B.
Indian Wells 2022) und Teilnahmen an Challengerturnieren endete in der letzten Juli-Woche beim Challengerturnier in
Zug abrupt. Der damals auf Rang 237 geführte Fabbiano hat seither kein Spiel
mehr bestritten. Da war wohl eine Verletzung im Spiel. Es könnte etwas mit
Rücken oder Rippen zu tun gehabt haben, denn heute dehnte er seinen Oberkörper
einmal an der Wand und hatte auch so ein kleines Massagegerät dabei, dass er bei
einem Seitenwechsel seitlich an den Oberkörpers hielt.
Aus taktischen Gründen ist eine Teilnahme am Preisgeldturnier wie hier in Egnach
sinnvoll. Er ist hier der bestklassierte Spieler und mit einem Karrierepreisgeld
von 2,4 Mio. US-Dollar gemäss ATP Profil wären die 10'000 CHF für einen
Turniersieg sicherlich nicht die Hauptmotivation. Aber dank diesem Turnier kann
er Spielpraxis sammeln ohne bereits offiziell wieder an einem ITF- oder
ATP-Turnier anzutreten. Würde er das tun, wäre nämlich sein Verletzungsstatus
beendet und die Periode begänne zu ticken, bei welcher er seine geschützte
Ranglistenposition (Ende Juli war er auf Rang 237 klassiert, das dürfte in etwa
sein protected Ranking sein) zur Anmeldung an Turniere verwenden könnte (acht
Mal innert sechs Monaten so wie ich das im Kopf habe). Lässt er die Uhr erst ab
Januar ticken, so könnte er das wenn nötig zum Beispiel einsetzen um an drei
Grand Slam Turnieren (Melbourne, Paris, Wimbledon) in die Qualifikation zu
kommen, falls sein aktuelles ATP-Ranking dann nicht mehr gut genug dazu wäre.
Heute traf er mit dem 31-jährigen Ehrat auf einen erfahrenen und versierten
Spieler. Dass der Schaffhauser dann aber so klar gewinnen würde, war dann aber
doch eine grosse Überraschung. Fabbiano konnte letztendlich nur in den
Ballwechseln mitspielen, aber nie genügend Druck ausüben um diese zu dominieren.
Im Verlauf der Partie unterliefen dem Italiener dann ungewohnt klare Fehler.
Aber Ehrat hat sich den Sieg verdient erspielt.
Yanki Erel
(ATP 445)
-
Quentin Folliot
(ATP 618)
5:7 6:2 7:6
Auf Platz zwei hinten ging es mit dem Franzosen wieder mit abwechslungsreichem
und launigen Spiel hin und her. Wobei dessen Kommentare über seiner Leistung bis zu
uns zu vernehmen waren. Auch war aus der Ferne erneut zu sehen dass Folliot eher
mal einen Ball zu viel aus gab, während Erel eher mal einen Ball zu viel gut
gab. Sein Kontrahent aus der Türkei plagte sich mit Rückenschmerzen und musste
auch mal den Physio nutzen. Nach dem Ende von Ehrats Partie auf Platz eins
machte ich mich am Freitagabend auf den Nachhauseweg. Auf Platz zwei würden sich
die nächsten Gegner von Ehrat noch länger bekämpfen. Sicherlich keine schlechte
Ausgangslage für den Schaffhauser im Hinblick auf das Viertelfinalspiel vom
Samstagnachmittag.
Sandro Ehrat
(ATP -)
-
Yanki Erel
(ATP 445)
7:5 6:1
Schon nach drei Games habe er sich eine Verhärtung im Oberschenkel zugezogen.
Deshalb legte Ehrat im ersten Satz eine Behandlungspause. Trotzdem konnte er
seine Chancen nutzen. Er setzte sich gegen den 22-jährigen Türken Erel durch, der
in diesem Jahr seine Karrierebestplatzierung von Rang 415 erspielt hatte. Im
zweiten Satz kam von ihm sehr wenig Gegenwehr. Ehrat selbst war im Jahr 2019 auf
Bestposition 286 klassiert. Anfangs dieses Jahres hat er mit 30 Jahren aber
seine internationale Karriere beendet und hat nun unter anderem seine Tätigkeit
als Tennislehrer verstärkt und jene im Immobiliengeschäft begonnen.
Aldin Setkic
(ATP 453)
-
Uladzimir Ignatik
(ATP 1007)
6:4 ret.
So viel kriegten wir nicht mit vom Viertelfinalspiel auf dem hinteren Platz.
Nach dem verlorenen ersten Satz war dieses für Ignatik plötzlich beendet. Einer
kurzen Konsultation/Behandlung folgte die Aufgabe. Ich tippe auf
Bauchmuskelverletzung. Seit März hatte der 32-jährige Weissrusse kein ITF Spiel
mehr bestritten. Da kann der Körper natürlich schnell an den Anschlag kommen
wenn er wieder wettkampfmässig belastet wird. Es kann natürlich sein dass er nur
am Preisgeldturnier teilnahm, weil seine Ehefrau hier spielte und er ohnehin
(z.B. als Betreuer/Trainer) mit ihr auf der Tennistour unterwegs ist. Falls dies
der Fall war, so hat er aktuell noch ein sehr gutes Niveau aufzuweisen.
Aldin Setkic
(ATP 453)
-
Sandro Ehrat
(ATP -)
6:1 6:3
Die Halbfinals der Herren am Sonntag verliefen recht klar. Zu stark
präsentierten sich die zukünftigen Finalisten. Um das Positive hervorzuheben: Es
sind die stärksten beiden Spieler der Woche in den Final vorgestossen und diese
werden später am Tag noch mit vollen Kräften aufeinandertreffen. Und die Spieler
hatten auch genügend Zeit um die Wünsche der kleinen Autogrammjäger zu erfüllen.
Christopher Heyman
(ATP 614)
-
Marek Gengel
(ATP 319)
6:1 6:4
Margrith und Urs waren am Samstag noch länger geblieben und hatten Heyman dort
schon im Viertelfinal spielen gesehen. Er sei der Stärkste, meinten sie zu mir
vor dem Halbfinal. Eine
Probe davon legte der Belgier auch heute am Finaltag ab. Ich hatte ihn am
Freitag (Bild 1, rechts unten) gesehen aber damals noch nicht erkannt, als er
seine Freundin Simion in deren Partie unterstütze.
Der 29-jährige Heyman
war im Jahr 2018 als Bestwert auf Rang 258 klassiert gewesen. In diesem Jahr hat
er seit Ende Juli kein Turnier mehr bestritten und er hat dadurch bereits 150
Ranglistenplätze verloren. Es scheint ein Muster zu sein dass sich am
Preisgeldturnier in Egnach viele Spieler messen, welche jüngst verletzt waren
und sich im Aufbau befinden oder kurz vor der Rückkehr an
Weltranglistenturniere stehen. Sein 27-jähriger tschechischer Gegner ist einer der
wenigen, welcher im fortgeschrittenem Tennisalter aktuell auf einem
Karrierehöchststand in der Weltrangliste steht und ebenfalls in Egnach anwesend
ist. Spielerisch war abzusehen dass bei einem Hallenturnier lange Kerle mit
guten Aufschlägen weit kommen könnten. Wobei Heymann mit 188cm und Gengel mit
185cm eher eine durchschnittliche Körpergrösse aufweisen wenn man dies mit den
Spielern der ATP
Tour vergleicht.
Christopher Heyman
(ATP 614)
-
Aldin Setkic
(ATP 453)
7:5 6:2
Nach dem Drama im Damenendspiel verlief das Finale der Herren doch recht
unspektakulär. Spektakulär - weil eine sehr schöne Stimmung voller Wertschätzung
herrschte - war dann die Siegerehrung. Das hatte das Turnier wirklich verdient,
denn bei den Damen war die Ehrung wohl gewollt recht zügig und ohne Dankesreden
abgewickelt worden. Mit dem belgischen Sieger freute sich auch seine rumänische
Freundin
Oana
Simion (Bilder 5
und 10), welche im Tableau der Damen ebenfalls
gespielt hatte. Bei den Organisatoren merkte man wie viel Herzblut in dieser
Veranstaltung steckt. Beide Spieler lobten die Gastfreundschaft und Organisation
des Turniers im Vergleich mit anderen Preisgeldturnieren in den höchsten Tönen.
Herren Einzel | ||||
1. Runde | 2. Runde | Viertelfinal | Halbfinal | Final |
Christopher
Heyman - Thomas Dafcik 6:3 6:4 |
Christopher
Heyman - Marko Topo (8) 6:3 7:5 |
Christopher
Heyman - Mirko Martinez 6:0 6:3 |
Christopher
Heyman - Marek Gengel (4) 6:1 6:4 |
Christopher
Heyman - Aldin Setkic (7) 7:5 6:2 |
Marek Gengel (4)
- bye . |
Marek
Gengel (4) - Yann Marti 6:2 2:6 7:6 |
Marek
Gengel (4) - Matteo Martineau (5) 7:5 5:7 6:4 |
||
Dylan
Dietrich (W) - Yan Sabanin 7:5 6:3 |
Matteo Martineau (5)
- Dylan Dietrich (W) 6:4 6:2 |
|||
Aldin Setkic (7)
- bye . |
Aldin
Setkic (7) - Daniel Valent 6:3 6:4 |
Aldin
Setkic (7) - Uladzimir Ignatik 6:4 ret. |
Aldin
Setkic (7) - Sandro Ehrat 6:1 6:3 |
|
Daniel
Valent - Facundo Yunis 6:3 6:3 |
||||
Uladzimir
Ignatik - Yannik Steinegger 6:3 3:6 7:6 |
Uladzimir
Ignatik - Alexandar Lazarov (3) w.o. |
|||
Alexandar Lazarov (3)
- bye . |
||||
Yanki Erel (6)
- bye . |
Yanki
Erel (6) - Quentin Folliot 5:7 6:2 7:6 |
Sandro
Ehrat - Yanki Erel (6) 7:5 6:1 |
||
Quentin
Folliot - Mika Brunold 3:6 7:5 7:5 |
||||
Sandro
Ehrat - Tim Handel 6:2 6:3 |
Sandro
Ehrat - Thomas Fabbiano (2) 6:3 6:1 |
|||
Thomas Fabbiano (2)
- bye . |