Bodensee Open 2022, Egnach

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Egnach 2017
10.-13. November 2022

Alexandra Cadantu-Ignatik, Julia Terziyska
Bodensee Open - Damen
Es ist die zwölfte Austragung der Bodensee Open und die zweite Winterausgabe. Die Veranstalter hatten die Coronapause in 2020 zum Anlass genommen um über grössere Veränderungen nachzudenken. Der Sommertermin war jeweils auf die Woche nach dem Nationalliga A Interclub angesetzt, in der potentiell noch einige Spieler aus dem Interclub (welche nicht für die Qualifikation an den US Open spielberechtigt sind) für eine weitere Woche in der Schweiz gehalten werden konnten. Der neue Wintertermin ist nun auf die Woche der Billie Jean King Cup Finals und Play-Offs gelegt, in der kein anderes WTA-Turnier stattfindet und auch nur wenig ITF-Turniere angeboten werden. Es geht auf das Saisonende zu. Vom Termin her finde ich es so attraktiver für die Spieler. In der Halle spielen für die Organisatoren zudem Wetterkapriolen keine Rolle. Für die Zuschauer hatte das Sommerfeeling im August natürlich schon ein schönes Flair. Aber im August ist immer viel los (z.B. Clubmeisterschaften, Open Airs, sonstige Veranstaltungen) und Mitte November hat der Terminkalender der Zuschauer (vor Beginn der Weihnachtszeit) sicherlich noch freie Stellen.
Das Teilnehmerinnenfeld wurde von früher 24 auf 12 verkleinert. Figuriert man bei Damen unter den besten vier Spielerinnen der Setzliste, so steht man dank einem Freilos bereits im Viertelfinal und hat 1'000 CHF Preisgeld auf sicher. Die anderen acht Spielerinnen starten mit 500 CHF im Achtelfinal. Für die Halbfinalqualifikation erhält man 1'900 CHF, für das Endspiel 3'750 CHF und für den Turniersieg 7'500 CHF. Die direkt qualifizierten Teilnehmerinnen waren zwischen Rang 152 und 634 klassiert.
Zum Vergleich: Gewinnt man ein 25'000$ Turnier (W25) auf der ITF Tour erhielt man in diesem Jahr dafür 3'935 USD und 50 Weltranglistenpunkte. Es geht dort also mehr um die Weltranglistenpunkte als um das Geld. Das lässt sich erst auf der WTA Tour verdienen beziehungsweise dann wenn man es in das Hauptfeld der Grand Slam-Turniere schafft (Niederlage 1. Runde 2022: Australian Open 103'000 AUD, Roland Garros 62'000 EUR, Wimbledon 50'000 GBP und US Open 80'000 USD, also alle etwa bei 75'000 CHF), also wenn man in etwa den besten hundert Spielerinnen der Welt angehört. Deshalb spielen gerade ältere Spielerinnen ausserhalb dieser Klassierungen zwischendurch an Preisgeldturnieren oder in nationalen Mannschaftsmeisterschaften. Sie verlieren in jenen Wochen zwar die Möglichkeit um Ranglistenpunkte zu kämpfen, können dafür aber einen Teil ihres Jahresbudgets finanzieren.

Conny PerrinKarolina Kozakova
Conny Perrin (WTA 423) - Sarah-Rebecca Sekulic (WTA 634)   4:6 7:5 6:3
Sekulic hielt ihre Position unmittelbar an der Grundlinie um jeden Preis, während Perrin durchaus zu Kompromissen bereit ist und ihre druckvollen und umfangreicheren Schlagbewegungen gerne auch mal von etwas weiter hinten ansetzt. Die 30-jährige Deutsche hingegen hat eine sehr schnelle Schlagbewegung relativ nahe am Körper und rotierend.
Im Verlauf der ersten Satzes merkte man Perrin als Folge dann an dass ihr etwas die Zeit fehlte und sie sich etwas unwohl fühlte, da sie in der Halle auf Hartplatz natürlich schon auch geschwindigkeitsmässig dagegenhalten musste und wollte. Mitte des zweiten Satzes folgte die beste Phase des Matches als sich beide auf bestem Niveau bekämpften. Hier wurden die Weichen für den Ausgang der Begegnung gestellt.
Anfangs des dritten Satzes setzte bei Sekulic ein Schmerz in der oberen Bauchmuskelgegend ein so wie wir das erkennen konnten. Doch auch mit etwas Schmerzmittel war die sich anbahnende Niederlage nun nicht mehr abzuwenden.
Die Weltranglistenklassierung von Perrin hat sich in diesem Jahr stark verschlechtert. Erstmals seit 2015 wird die 31-jährige zum Jahresende nicht mehr unter den besten 300 Spielerinnen der Welt klassiert sein. Schlimmer noch: Erstmals seit 2009 wird sie nicht mehr unter den besten 400 Spielerinnen der Welt klassiert sein.

Stefania Rachel RubiniKarolina KozakovaKarolina Kozakova
Stefania Rachel Rubini (WTA 546) - Karolina Kozakova (WTA 990)   3:6 7:6 6:2
Bei den Damen erhielt die 17-jährige St. Gallerin Karolina Kozakova die Wild Card im 12-köpfigen Spielerinnenfeld. Viele der Spielerinnen und Spieler sind bereits im fortgeschrittenen Tennisalter und kämpfen hier um Preisgeld und nicht anderweitig um Weltranglistenpunkte. So auch die 29-jährige Rubini. Da lohnt sich immer ein Blick auf die Bestklassierung in der Weltrangliste. Doch die Italienerin hatte es bislang nur bis auf Rang 293 geschafft, dies vor vier Jahren. Ich hatte zuvor auch noch nie von ihr gehört. Doch die Schläge der muskulösen Rubini waren schnörkellos und kraftvoll und technisch gut anzusehen. Nichtsdestotrotz konnte die grossgewachsene Kozakova ausgehend von einem starken Aufschlag und eleganten Schlägen mit viel Hebel dagegenhalten. Im Tie-Break des zweiten Satz kam sie bei 7:6 zu seinem Matchball, der jedoch nicht zum Sieg reichte. Die beiden Verliererinnen vom Donnerstagabend, Kozakova und Sekulic, standen am Sonntag bereits wieder in der Qualifikation zum ITF Turnier W60 in Bratislava im nächsten Einsatz.

Oana Georgeta Simion
Oana Georgeta Simion (WTA 445) - Leonie Küng (WTA 575)   6:3 6:4
Spätestens seit dem Frühjahr 2021 ist der Wurm drin bei Leonie. Da können mehrere Gründe zusammen kommen, aber keiner stellt für mich ein echtes Hindernis dar, um nicht wieder (grosse) Schritte nach vorne machen zu können. Da waren die Corona-Berufseinschränkungen, die sie mehr bewegt hatten und sie sich generell mit dem Thema kontroverser beschäftigt hatte als andere. Anderseits hatte sie auch genau im Februar 2020 - unmittelbar vor der Zwangspause - mit dem überraschenden Finaleinzug als Qualifikantin beim WTA Turnier in Hua Hin ihren grössten Erfolg erzielen können und war in der Weltrangliste von Rang 283 auf Rang 156 geklettert. Vor allem ab Frühjahr 2021 blieben dann in den letzten 1,5 Jahren die Resultate aus. Das ist eine Abwärtsspirale in der man zuerst aufgrund der guten Klassierung grössere Herausforderungen annimmt und immer starke Gegnerinnen vorgesetzt bekommt. Und mit den fehlenden Erfolgen klappt es dann selbst nicht mehr wenn wieder gegen schwächer klassierte Gegnerinnen an kleineren Turnieren antreten muss. Von Ende März bis zum Jahresende 2021 stand da eine 4:23 Negativbilanz. In diesem Jahr ging es bis Mitte Mai mit einer 1:14 Negativbilanz weiter. Seither war an 25'000$ ITF Turnieren eine leichte Stabilisierung auszumachen. Seit einigen Monaten teilt sie in den sozialen Medien hin und wieder auch Momente mit ihrer Freundin und sie ist was das Tennis anbelangt unter den Fittichen von Romina Oprandi. Da scheint also auch eine gewisse Neuorientierung stattgefunden zu haben. Und dann hat 22-jährige natürlich auch ein Spiel, welches nur mit Plan A und genügend Formstand und Selbstvertrauen und Fitness zu spielen ist. Sobald es da irgendwo hakt, dann wird es unbarmherzig im Tennisbusiness. Aber genau dieses aggressive und bestimmende Spiel ist der Spielstil, der mich am meisten begeistert. Auch wenn diejenigen Spieler dann oft über keinen Plan B verfügen können, weil ein Plan B im Gegensatz zu ihrem A-Spiel einfach immer um Welten zurückliegen wird. Deswegen kann ich da mitfühlen und habe ein Herz für Spielerinnen denen es in ihrem A-Game nicht läuft. Denn oft braucht es nur ganz wenig und plötzlich passt es wieder zusammen.
Im Spiel war es dann auch entsprechend ein auf und ab. Nur im zweiten Satz hatte Leonie mal zehn Minuten am Stück in denen es sich richtig gut anfühlte und die Gewinnschläge kontinuierlich kamen. Generell war Simion zu konstant mit ähnlichem Spielstil. Am Donnerstag beim Training (Bilder 1 und 2) war mir ihre sehr nahe und unabrückbare Position an der Grundlinie aufgefallen. Heute im Spiel war dies etwas weniger der Fall, aber es zeigt doch die Grundeinstellung der 26-jährigen Rumänin. Vor allem läuferisch war sie stark und flitzte von einer auf die andere Seite des Tennisfeldes. Sie ist übrigens die Lebensgefährtin von Christopher Heyman, dem Sieger der Herrenkonkurrenz. Deshalb ist Simion auch auf den Bildern 8 und 9 bei der Siegerehrung auszumachen und ihr Freund auf Bild 7 rechts unten.

Julia TerziyskaSara Cakarevic
Julia Terziyska (WTA 533) - Sara Cakarevic (WTA 554)   6:2 6:2
Bei Terziyska habe ich immer das Gefühl dass sie so kerzengerade und etwas hölzern zum Schlag steht und wenig aus mit dem Körper mithilft. Von der Statur selber ist sie dann aber doch auch kräftig und stabil und bringt eine gute Grundkraft mit. Sie spult das dann immer recht erfahren und clever ab und ich frage mich dann auch wieder warum sie knapp ausserhalb der besten 500 Spielerinnen der Welt klassiert ist. Doch wenn ich ihre Entwicklung verfolge dann geht es von den Ranglistenpositionen einfach nie die grossen Schritte nach vorne. Sie war rasch nach Beginn ihrer Karriere anfangs 2016 ganz knapp am Schritt unter die besten 300 Spielerinnen der Welt gewesen. Seither ging es aber immer leicht bergab. Ich sehe sie jeweils beim BJK Cup mit Bulgarien, beim Preisgeldturnier in Egnach oder verfolgte die Resultate in der schwedischen Mannschaftsmeisterschaft "Elitserien", wo sie jüngst bei Uppsala spielt. Für diese Gelegenheiten scheint sie mir eine starke Spielerin zu sein. Und irgendwie muss ja auch das Geld eingespielt werden damit die 26-jährige den Rest des Jahres auf der Tennistour herumziehen kann. Terziyska wäre wohl auch eine passende Spielerin fürs amerikanische College gewesen.
In dieser Partie am Freitag auf Platz zwei gewann ich den Eindruck dass Terziyska tendenziell mehr Bälle aus gab als ihre französische Gegnerin. Cakarevic ist zwar nur ein Jahr jünger und ähnlich klassiert, wurde jedoch ganz klar abgekocht von der Bulgarin.

Ylena In-Albon, Ekaterina (96) MakarovaYlena In-Albon, Stefania Rachel RubiniEkaterina (96) Makarova, Julia Terziyska
Julia Terziyska (WTA 533) - Ylena In-Albon (WTA 152)   6:2 6:4
Wie die anderen gesetzten Spielerinnen Cadantu-Ignatik, Makarova und Shymanovich kam die Nummer 1 des Turniers aus dem Wallis im Viertelfinal zu ihrem ersten Turniereinsatz. Die Spielstärken von In-Albon liegen sicherlich auf dem Sandbeleg. Gegen Terziyska kam sie nicht in die bestimmende Position. Ich war überrascht dass In-Albon sehr häufig die Topspin-Rückhand und nicht die Slice-Rückhand anwendete. Vom taktischen her sah ich je länger die Partie fortschritt nur die Variante das In-Albon flache Bälle mit kurzen Winkeln spielte als erfolgsversprechend. Damit zwänge sie die Bulgarin ihren Schläger die langen Beine hinab weiter nach unten zu manövrieren um den Ball zu spielen. Terziyska biegt sich da zumeist mit dem ganzen Oberkörper nach unten anstatt vermehrt in die Knie zu gehen. Den Return spielt Terziyska auf der Vorhand oft als Chip (Slice). Dafür habe ich generell nicht viel übrig, aber sie hatte für diesen Schlag ein gutes Händchen und es ist schon fast der Signature Shot ihres Spiels.

Ylena In-Albon, Ekaterina (96) MakarovaYlena In-Albon, Stefania Rachel RubiniEkaterina (96) Makarova, Julia Terziyska
Ekaterina (96) Makarova (WTA 256) - Stefania Rachel Rubini (WTA 546)   6:3 6:2
Ekaterina Makarova ist nicht "die" Ekaterina Makarova. Jene hatte Jahrgang 1988. Die hier ist Jahrgang 1996. Und dann gibt es noch eine neue Ekaterina Makarova mit Jahrgang 2001, die ich allerdings noch nicht live habe spielen sehen. Alles sind sie Tennisspielerinnen. Deshalb ergänze ich zur Kennung nun den Jahrgang im Namen.
Makarova wärmte sich unmittelbar neben uns auf und ihr Freund sass dann auch auf dem Stuhl rechts vor uns und verfolgte die Partie auf dem hinteren Platz. Wir meinten noch zueinander dass sie aber noch die Schuhe wechseln müsse bevor sie dann auf den Platz gehe. Doch die Russin wechselte ihre Schuhe nicht mehr. Mir schoss daraufhin in den Kopf dass das die wie ich sie bezeichnen würde "rich and beautiful"-Linie von Nike ist und ich zeigte Margrith und Urs dann gleich die Bilder von Fanny Stollar aus Palermo 2019. Alle pflichteten bei und wir rätselten ob denn auch das Oberteil von Makarova immer noch an das Raubtiermuster angelehnt sei.
Zum Spielerischen: Da war Rubini weiterhin mit ihrer knallharten Vorhand unterwegs, aber sie musste sich zur Mitte der Begegnung am Unterarm physiotherapieren lassen. Vor allem auf der Rückhand hatte die Italienerin eine zu grosse Streuung. Ihre 26-jährige russische Gegnerin konnte mit dem Tempo zumeist mithalten und hatte von ihrer Schlagtechnik keine Probleme mit schnellen Bällen. Doch ab und zu war sie dann doch zu spät auf die Vorhandknaller und ihre heissblütigen Unmutsbekundungen waren deutlich bis zu unserer Tribüne zu vernehmen.

Iryna ShymanovichIryna Shymanovich
Alexandra Cadantu-Ignatik (WTA 171) - Iryna Shymanovich (WTA 330)   7:6 2:6 10-3
Dies war wohl die hochklassigste Begegnung im Tableau. Nach dem Ausgang im hinteren Spiel konnte man annehmen dass wir hier gerade ein vorweggenommene Finalspiel sehen. Die 32-jährige Cadantu war in 2014 auf Bestklassierung 59 gestanden und meine Rabble-Tennis-Datenbank gibt preis, dass sie in Wimbledon 2013 Tamira Paszek entzaubert hatte, welche dort zuvor zweimal in Folge das Viertelfinale erreicht hatte. Hallentennis wie in Egnach begünstigt ähnliche Fähigkeiten wie auf dem schnellen Belag von Wimbledon. Shymanovich hat in diesem Jahr ihr Bestranking erreicht. Allerdings ist sie von jenem Platz 248 im Mai bereits wieder einiges gefallen. Die 25-jährige Weissrussin sieht aus wie eine Weissrussin und spielt auch wie eine Weissrussin. Harte Schläge, die sie gefühlt zweihundert Mal in einem Ballwechsel mit höchster Intensität über das Netz hämmern kann à la Sasnovich.
Cadantu-Ignatik ist mit dem im Herrenfeld angetretenen
Uladzimir Ignatik (Bilder 1 und 4) verheiratet. Die Rumänin versuchte die Ballwechsel etwas zu verkürzen und trat immer wieder den Gang an Netz an. So habe ich das auch noch aus der Wimbledonpartie vor fast zehn Jahren in Erinnerung. Im zweiten Satz war aber eindeutig Shymanovich am Drücker. Im Gegensatz zu den Spielen bis zum Viertelfinal würde nun ein allfälliger dritter Satz nicht mehr ausgespielt werden. Der Grund liegt darin, dass sowohl die Halbfinalspiele wie auch das Endspiel am Sonntag ausgetragen werden. Und da will man die Athleten nicht potentiell sechs Sätze spielen lassen. Die meisten von ihnen treten in der Folgewoche ja sogar bereits wieder am Montag oder Dienstag zu einem ITF-Turnier an. Da geht es auch generell um Verletzungsanfälligkeit und Ermüdung. Zudem kann der Zeitplan so besser erstellt und eingehalten werden. Sowohl für Zuschauer, Veranstalter als auch für die Weiterreise von Spielern. Shymanovich hatte einen der engsten Zeitpläne. Denn sie stand am nächsten Tag - also am Montagnachmittag - bereits wieder beim ITF W80 in Madrid auf Sand in der Qualifikation im Einsatz. Auch In-Albon trat in der Folgewoche in Madrid an. Allerdings stand sie direkt im Hauptfeld und hatte ihren ersten Einsatz erst am Mittwoch.
Wir waren überzeugt dass ein ausgespielter dritter Satz zu Gunsten Shymanovichs ausgegangen wäre. Cadantu-Ignatik hatte vermehrt versucht Punkte abzukürzen, weil sie mit ihrer Ausdauer und Energie zu kämpfen hatte. Im Match-Tie-Break setzte sich die erfahrenere Rumänin aber mit einer starken Leistung durch.
Im zweiten Satz war bei Shymanovich innert einem Game bei zwei Schlägern die Saite gerissen. Ihr gingen die Spielutensilien aus und so gab sie einen Schläger gleich wieder mit der Angabe von 23 Kilogramm Bespannungshärte in Auftrag (Bilder 5 bis 7). Zum Weiterspielen wählte sie das Racket, welches sie zuvor beim Wechsel der Bälle mit noch intakter Bespannung auf die Seite gelegt und gewechselt hatte. Diese Bespannung hielt bis zum Ende durch.

Julia Terziyska
Julia Terziyska (WTA 533) - Ekaterina (96) Makarova (WTA 256)   7:6 6:1
Die 26-jährige Russin war im Vergleich zu gestern vor allem im zweiten Satz ein Schatten ihrer selbst. Der erste Satz war hart umkämpft mit starkem Spiel von Terziyska, aber keinen explosiven Bewegungen und Schlägen von Makarova. Nach dem Gang vom Platz zum Satzwechsel ging dann gar nichts mehr. Die Motivation schien zu schwinden. Bestenfalls könnte man ihr noch körperliche Probleme, Monatszyklus ist da in letzter Zeit kein Tabuthema mehr, was auch immer, andichten. Aber so richtig offensichtlich war von der Tribüne nichts auszumachen. Sie hatte auch nie nach dem Physiotherapeuten verlangt. Ich war allerdings überrascht das heute ihr Freund nirgends auf der Tribüne auszumachen war. Aber vielleicht hatten wir ja nicht gut genug geschaut und hingehört.
Nach dem Spielende blieb die Verliererin Makarova für mindestens zwanzig Minuten ohne sich trockene oder warme Kleider an oder überzuziehen auf der Spielerbank sitzen (Bild 5). Sie lüftete wohl etwas den Kopf und machte vielleicht etwas Büroarbeiten oder privaten Austausch an ihrem Mobiltelefon. Vielleicht buchte sie ja die beste Verbindung ins französische Saint-Étienne. Dort stand beim ITF W25 am Dienstag nämlich ihr nächster Einsatz an.

Uladzimir IgnatikAlexandra Cadantu-IgnatikAlexandra Cadantu-Ignatik, Julia TerziyskaAlexandra Cadantu-Ignatik, Julia TerziyskaJulia Terziyska
Julia Terziyska (WTA 533) - Alexandra Cadantu-Ignatik (WTA 171)   4:6 6:2 10-6
Ich schaue Tennis weil ich positive Spannung und Emotionen erleben will. Da war der Beginn dieser Partie ein arger Rückschlag. Mir hat es ziemlich abgelöscht als Cadantu-Ignatik mit 1:3 in Rückstand liegend nach einem von Terziyska mit hoher Wahrscheinlichkeit zu unrecht aus gegebenen Ball (dem zweiten dieser Partie und sie selbst hatte auch schon eine Fehlentscheidung auf dem Kerbholz) zu ihrer Spielerbank und ihrer Tasche lief und sagte dass sie nicht mehr weiterspielen werde. Vor allem als sich ihr Ehemann von draussen zuerst beim Linienentscheid lautstark einmischte und sie dann auch bestätigte und drängte das Spiel nicht mehr fortzuführen. Denn ihr Ehemann
Uladzimir Ignatik (Bilder 2 bis 4) hatte als Favorit in einem überraschend umkämpften Match am Donnerstagabend mit vertretenem Fussknöchel für wenige Sekunden unspielbar verletzt gewirkt, aber dann keine zwei Minuten später putzmunter weiter gespielt. Da hatte er bei mir bereits arg an Kredibilität verloren. Hier in dieser Partie ging es nach gutem Zureden der Turnierverantwortlichen nach einigen Minuten weiter. Was ich bei beiden Spielerinnen nicht mochte, war dass sie einander quasi von Beginn weg unterstellten dass die andere sie bescheissen wolle. Es können doch Fehler passieren und man könnte das untereinander regeln. Ein grosses Problem war aber sicherlich auch die Rolle der Unparteiischen. Am Samstag und Sonntag sass da zwar jeweils in Schiedsrichter. Dieser überliess die Linienentscheidungen aufgrund fehlender Linienrichter und fehlender ersichtlicher Abdrücke auf dem Hartplatz aber den Spielerinnen und nahm quasi nur ein Vetorecht wahr. Die Schiedsrichter verhielten sich beim Anwenden dieses Vetorechts aber äusserst zurückhaltend, was die Ungewissheit und den Unmut deutlich verschärfte. Da hätten sie mutiger und bestimmter agieren müssen.
Man geniesst das Spiel auch danach nicht mehr gleich, sondern ist angespannt. Bei faszinierenden Ballwechseln mit engen Bällen hofft man bei jedem Aufprall im Hinterkopf dass es eine klare Situation gäbe und ja keine Fehlentscheidung mehr entstehen würde. Im Verlauf des Matches bekam ich den Eindruck dass die Spielerinnen auf der Seitenlinie beim Linienrichter sehr vorsichtig waren und einiges laufen liessen, aber auf der vom Schiedsrichter weiter entfernten Seitenlinie sich durchaus gewagtere Ausrufe mit dem möglichen Fehlerpotential leisteten.
Letztendlich wurde das Duell aber so lange ausgespielt, dass sich Terziyska den Sieg in einem gerechten Schlagabtausch herausgespielte. Im hochkochenden und verstörenden ersten Satz hatte die Bulgarin die 3:1-Führung zum 4:6 verloren. Im zweiten Satz waren die körperlichen Defizite bei Cadantu-Ignatik offensichtlich. Physisch beziehungsweise ausdauermässig war sie an diesem Finaltag nicht mehr konkurrenzfähig. Ich fragte mich sogar ob der Ehemann zu Beginn der Partie neben dem Argument der Unfairness zum Spielabbruch nicht auch das Energieniveau seiner Gattin im Kopf hatte als er abbrechen wollte. Nun gut, der zweite Satz ging an Terziyska. Doch ihre Gegnerin lahmte mehr und mehr über den Platz, so dass es gegen Satzende schon wieder zu viel war und klar auf den Rhythmus der Führenden abzielte. Denn nach dem Satzausgleich wartete ja nur noch ein Match-Tie-Break auf zehn Punkte. Wir hatten es erwartet und so sicherlich auch ihre Gegnerin: Für den Match-Tie-Break war Cadantu-Ignatik mit den Kräften einer Löwin zurück auf dem Tennisplatz. Hier muss ich Terziyska nun ein grosses Kränzchen binden. Sie war bereit in jedem Punkt hart zu arbeiten so lange es sein musste, zu warten, trotzdem genügend druckvoll die Oberhand im Ballwechsel zu behalten, aber ja keine billigen Fehler zu begehen. Sie zog schnell auf 6:2 weg, dann 8:4, nur bei 8:6 wurde es etwas enger und schloss dann zum 10:6 ab. Die Bulgarin hat sie dieses Duell verdient gewonnen.
Sie war meine Favoritin, aber sie hat sich auch zu meiner Überraschung die Nummern 1, 3 und 2 der Setzliste besiegt. Ich mag das feurige Temperament und sie wirkt dann ein klein wenig furchteinflössend, so dass man als Unterstützer höllisch aufpassen muss dass der eigene Input richtig angebracht wird, dieser dann aber durchaus als Unterstützung wahrgenommen und angenommen wird. Aber das ist ja gut wenn sie als selbständige Frau die Dinge selber in Angriff nehmen und regeln will. Spielerisch liegt sie mit ihren flachen harten Schlägen natürlich in meinem Gusto. Auch die langen Beine, die ihr da ab und zu in den Weg kommen und mit denen sie sich arrangieren muss, bringen etwas Würze in die Herausforderungen welche sich einer Tennisspielerin so stellen. Ich mag nicht wenn es zu perfekt scheint. Auf dem WTA Spielerprofil habe ich gesehen dass sie in der ersten Augustwoche ihr letztes Turnier in Hechingen beim ITF W60 spielte und dort aufgeben musste. Das heisst sie ist nun aus einer dreimonatigen Spielpause gekommen. Umso höher ihr Erfolg in Egnach zu werten. Und umso grösser sind auch die Chancen dass sich ihre Weltranglistenposition mit einer vollen Saison verbessern wird. Aktuell hat die 26-jährige nur acht absolvierte Turniere innerhalb der letzten 52 Wochen in der Weltrangliste. Nach dem Spiel hatte ich ihr kurz gratuliert und ich war schon höchst erfreut als sie zu mir sagte dass ich "a familiar face" sei, sie mich also auch schon früher (und an anderen Orten) gesehen habe. So macht Tennis erleben und unterstützen doch Freude! Daneben bleibt von diesem legendären Endspiel folgender Ausspruch von Terziyska auf die andere Seite hinüber zu ihrer Gegnerin in meinem Kopf haften: "Shall I also stop playing now and start crying?". Dies als Cadantu-Ignatik im zweiten Satz einen Ball wohl zu unrecht als aus geschiedst hatte.
Beide Finalistinnen hatten nach den zwei Partien am Finalsonntag übrigens am Dienstag ihren nächsten Einsatz. Terziyska beim ITF W25 auf Sand in Heraklion auf Kreta. Cadantu-Ignatik spielte beim ITF W60 auf Hartplatz in Bratislava in der Slowakei nur gerade vier verlorene Games und musste aufgeben.

 

 Damen Einzel
 1. Runde  Viertelfinal  Halbfinal  Final
 Ylena In-Albon (1) -
 bye
 .
 Julia Terziyska -
 Ylena In-Albon (1)
 6:2 6:4
 Julia Terziyska -
 Ekaterina 96 Makarova (3)
 7:6 6:1
 Julia Terziyska -
 Alexandra Cadantu-Ignatik (2)
 4:6 6:2 10-6
 Julia Terziyska -
 Sara Cakarevic
 6:2 6:2
 Ekaterina 96 Makarova (3) -
 bye
 .
 Ekaterina 96 Makarova (3) -
 Stefania Rachel Rubini
 6:3 6:2
 Stefania Rachel Rubini -
 Karolina Kozakova (W)
 3:6 7:6 6:2
 Conny Perrin -
 Sarah-Rebecca Sekulic
 4:6 7:5 6:3
 Iryna Shymanovich (4) -
 Conny Perrin
 7:6 6:4
 Alexandra Cadantu-Ignatik (2) -
 Iryna Shymanovich (4)
 7:6 2:6 10-3
 Iryna Shymanovich (4) -
 bye
 .
 Oana Georgeta Simion -
 Leonie Küng (W)
 6:3 6:4
 Alexandra Cadantu-Ignatik (2) -
 Oana Georgeta Simion
 6:1 6:2
 Alexandra Cadantu-Ignatik (2) -
 bye
 .

 

 

Bodensee Open 2022, Egnach

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10.-13. November 2022

Oana Georgeta Simion, Oana Georgeta Simion, Christopher HeymanAldin Setkic, Christopher HeymanAldin Setkic, Christopher HeymanChristopher Heyman, Aldin Setkic
Bodensee Open - Herren
Es ist die zwölfte Austragung der Bodensee Open und die zweite Winterausgabe. Die Veranstalter hatten die Coronapause in 2020 zum Anlass genommen um über grössere Veränderungen nachzudenken. Der Sommertermin war jeweils auf die Woche nach dem Nationalliga A Interclub angesetzt, in der potentiell noch einige Spieler aus dem Interclub (welche nicht für die Qualifikation an den US Open spielberechtigt sind) für eine weitere Woche in der Schweiz gehalten werden konnten. Der neue Wintertermin ist an das Ende der Tennissaison gelegt. Wobei auf der ATP Challenger Tour (125'000$ Turniere) in dieser Woche neben Turnieren auf anderen Kontinenten auch Turniere im französischen Roanne und im slowakischen Bratislava ausgetragen wurden. Von Turnieren auf der ITF Tour geht in dieser Woche aber kaum Konkurrenz aus für die Bodensee Open. Vom Termin her finde ich es so attraktiver für die Spieler. In der Halle spielen für die Organisatoren zudem Wetterkapriolen keine Rolle. Für die Zuschauer hatte das Sommerfeeling im August natürlich schon ein schönes Flair. Aber im August ist immer viel los (z.B. Clubmeisterschaften, Open Airs, sonstige Veranstaltungen) und Mitte November hat der Terminkalender der Zuschauer (vor Beginn der Weihnachtszeit) sicherlich noch freie Stellen.
Das Teilnehmerfeld der Herren umfasst 24 Spieler. In der ersten Runde treten die 16 ungesetzten Spieler an und kassieren dafür 400 CHF. Für die Sieger der ersten Runde und die mit einem Freilos in der zweiten Runde antretenden gesetzten Spieler gibt es 700 CHF. Das Erreichen des Viertelfinals ist 1'350 CHF wert und der Halbfinal 2'550 CHF. Der Finalist erhält 5'000 CHF und der Turniersieger 10'000 CHF. Dafür gibt es an Preisgeldturnieren keine Weltranglistenpunkte zu gewinnen. Die Bandbreite der direkt qualifizierten Teilnehmer ging von Weltranglistenposition 266 bis zur Schweizer Klassierung N2 29.

Dylan Dietrich
Dylan Dietrich (ATP 1516) - Jan Sabanin (ATP 1095)   7:5 6:3
Die Wild Cards gingen an junge Spieler. So erhielt im 24er-Feld der Herren als einziger der 18-jährige Zürcher Dylan Dietrich eine Einladung. Nach dem Viertelfinal der Junioren in Roland Garros war er bei den US Open ins Endspiel im Juniorendoppel vorgestossen. Ich in den wenigen verbleibenden Games dieser Partie hielt ich Ausschau ob er auch in der Halle auf Hartplatz Stoppbälle anwenden würde. Ja, einen Stoppball sah ich. Generell ist es aber schwierig ein Spiel auf Platz 2 zu verfolgen, wenn einem immer die Bälle vom Hauptplatz vor der Nase hindurch fliegen. Und in wie in diesem Fall die Ladies trainieren, was nicht nur mich und sondern auch Dylan (Bild 4) hinblicken liess.

Mika Brunold
Quentin Folliot (ATP 618) - Mika Brunold (ATP 925)   3:6 7:5 7:5
Die Juniorenkarriere neigt sich altersbedingt für die im Jahr 2004 geborenen Spieler dem Ende zu und von den Schweizern hat es Mika Brunold dabei in der Juniorenweltrangliste bis auf Rang 27 geschafft und Dylan Dietrich bis auf Rang 41. Sein heutiger Konkurrent aus Paris zählt bereits 23 Lenze, war mir bislang aber unbekannt. Dem Spielstil von Folliot war sofort anzusehen dass er sich auf Sandplätzen wohl fühlt. Und dass er ein etwas launiges Spiel hat, was durchaus zu einem Franzosen passt. Dafür kamen wir in den Genuss von einigen Stoppbällen und daraus folgenden Stopp-Lob-Ballwechseln. Am Netz vorne hatte Folliot ein sehr feines Händchen und konnte die Volleys entweder legen oder schön lang ins Feld begleiten. Auch sein Rückhandslice war bissig. Vor allem wenn er ihn auf relativ hohe Bälle ansetze und diese crosscourt auf die Rückhandseite des Gegners richtig runter drücken und sehr tief halten konnte. Oft setzte er an der Grundlinie auch recht frontal stehend und mit reduzierter Beinarbeit à la Fognini zum Slice an.
Doch zu Beginn hatte Brunold die Stärkevorteile auf seiner Seite. Zu Beginn des zweiten Satzes dann eine Phase in der Folliot nach Inspiration suchte und es dabei riskierte die Partie abzuschenken. Er begann mit einem Unterarmaufschlag von der Vorteilseite und punktete. Beim nächsten Mal auf der Vorteilseite dasselbe, aber diesmal punktete Brunold. Daraufhin stellte der Franzose dieses Unterfangen vorerst wieder ein. Aber auch im Spiel wurde er kreativer und launischer mit Stoppbällen und verdrehten Slices. So holte er sich wohl die Inspiration und Freude um sich weiter in dieser Partie zu engagieren. Hätte Brunold in dieser Phase zupacken können, dann wäre die Angelegenheit gegessen gewesen. So ging es über die volle Distanz.
Im dritten Satz lief der Schweizer einem Break hinterher. Er hielt seinen Aufschlag zum 3:5 ungewöhnlich klar und sendete damit ein Ansage auf die andere Seite. Prompt gelang ihm der Ausgleich und wir marschierten in Richtung Tie-Break. Beim 5:6 und Matchball gegen sich dann aber eine - ich möchte mal sagen - sehr unglückliche Situation für Brunold. In den ersten zwei Runden wird ohne Schieds- oder Linienrichter gespielt. Ich war überrascht wie wenig Diskussionen es gab. Die Spieler wissen natürlich dass derjenige auf seiner Seite über den Ball richten darf und dass das Gegenüber keine Einspruchsmöglichkeit hat. Aber an ihrer Reaktion konnte man schon erkennen ob sie mit der Entscheidung einverstanden waren oder da eher ein Fragezeichen an den Entscheider zurückmeldeten. Nun aber zum Break- und Matchball: Brunold serviert ein Ass die Linie hinab. Und das sieht der Servierende natürlich astrein, weil es genau in seiner Flucht ist. Der seitlich springende Returnspieler hingegen hat einen ganz schlechten Winkel. Aber der returnierende Franzose gab den Ball aus und auf die Rückfrage von Brunold bestätigte Folliot mit "yes, 100%". Also zweiter Aufschlag: Der Return kommt, Brunold spielt einen langen Ball auf die Grundlinie und Folliot gibt ihn aus. Alle Zuschauer sind verdutzt, weil die Grundlinie von der Tribüne aus quasi aus Linienrichterposition einsehbar war für einige Zuschauer. Alle merkten dass der Ball drauf war. Folliot argumentierte mit einem nicht mehr so überzeugten: "not much, but it was out". Somit war die Marathonpartie abrupt vorbei.

Yannik SteineggerUladzimir IgnatikUladzimir Ignatik
Uladzimir Ignatik (ATP 1007) - Yannik Steinegger (ATP 1971)   6:3 3:6 7:6
Der Name des Weissrussen war mir bekannt und ein Blick auf das ATP Profil zeigt eine Bestklassierung von Rang 129 im Jahr 2017. Er ist mittlerweile aber auch schon 32 Jahre alt und ich war überrascht als ich sah dass er nie im Einzelhauptfeld eines Grand Slam Turniers stand. 26 mal hatte er es in der Qualifikation versucht, scheiterte dabei 13 mal in der ersten Runde, 12 mal in der zweiten Runde und an den US Open 2018 erst in der dritten und finalen Qualifikationsrunde.
Die hämmerten schon richtig drauf, der Ignatik und der Steinegger. Bei beiden knallte es beim Aufschlag und Ignatik suchte oft den Weg ans Netz. Anfangs dritter Satz dann eine Szene bei der mir das Verständnis fehlt. Ignatik hatte sich den Fuss vertreten, blieb am Boden sitzen und öffnete recht zügig die Schuhbändel und zog den Schuh aus. Wenn unsereins das macht dann sind die Bänder überdehnt oder gerissen und das Spiel vorbei. Wenn das gewisse Sportler machen, dann stehen sie wenige Minuten später wieder quietschfidel auf dem Platz und ihnen ist vom ersten Ball weg nicht mehr anzumerken dass da jemals etwas gewesen war. Nach solchen Aktionen sind meine Sympathien dann so klar vergeben, dass ich selbst bis zum zweiten Platz nach hinten applaudieren und anfeuern kann.
Der 22-jährige Steinegger, die Nummer 29 der Schweiz, spielte eine sehr starke Partie und war im Entscheidungssatz näher am Break gewesen. Im entscheidenden Tie-Break beging er aber einen Doppelfehler, der letztendlich den kleinen Unterschied ausmachte.

Aldin Setkic
Aldin Setkic (ATP 453) - Daniel Valent (ATP 1746)   6:3 6:4
Am Freitagnachmittag sah ich noch die letzten Games einer Partie in welcher Valent seiner Unzufriedenheit - vor allem über die eigene Leistung - Luft machte. Doch wenn du mal ein Break hinten bist, dann wird es schwierig um das noch in letzter Minute zurückholen. Sein erfahrender bosnischer Kontrahent liess auch wenig zu. Ich schaue da immer auf die Bestplatzierungen, um das Potential etwas einzuordnen. Der 34-jährige Setkic stand im Jahr 2017 an 165. Stelle der Weltrangliste. Der 27-jährige Zürcher Daniel Valent (nicht zu verwechseln mit seinem zwölf Jahre älteren Bruder Roman, dem Juniorenwimbledonsieger von 2001) hatte am renommierten US-College der Vanderbilt University in Nashville gespielt und anschliessend in Zürich Biochemie studiert.

Thomas Fabbiano, Quentin FolliotYanki Erel, Sandro Ehrat
Sandro Ehrat (ATP -) - Thomas Fabbiano (ATP 266)   6:3 6:1
Ein Blick auf das ATP Profil von Fabbiano zeigt: Der 33-jährige Italiener war 2017 die Nummer 70 der Weltrangliste. Sein Name war mir natürlich durchaus ein Begriff. Wichtiger als die Klassierung ist in diesem Fall die Aktivitätenliste seiner letzten Spiele. Ein nicht sehr erfolgreiches Jahr mit Qualifikationen zu ATP Turnieren (z.B. Indian Wells 2022) und Teilnahmen an Challengerturnieren endete in der letzten Juli-Woche beim Challengerturnier in Zug abrupt. Der damals auf Rang 237 geführte Fabbiano hat seither kein Spiel mehr bestritten. Da war wohl eine Verletzung im Spiel. Es könnte etwas mit Rücken oder Rippen zu tun gehabt haben, denn heute dehnte er seinen Oberkörper einmal an der Wand und hatte auch so ein kleines Massagegerät dabei, dass er bei einem Seitenwechsel seitlich an den Oberkörpers hielt.
Aus taktischen Gründen ist eine Teilnahme am Preisgeldturnier wie hier in Egnach sinnvoll. Er ist hier der bestklassierte Spieler und mit einem Karrierepreisgeld von 2,4 Mio. US-Dollar gemäss ATP Profil wären die 10'000 CHF für einen Turniersieg sicherlich nicht die Hauptmotivation. Aber dank diesem Turnier kann er Spielpraxis sammeln ohne bereits offiziell wieder an einem ITF- oder ATP-Turnier anzutreten. Würde er das tun, wäre nämlich sein Verletzungsstatus beendet und die Periode begänne zu ticken, bei welcher er seine geschützte Ranglistenposition (Ende Juli war er auf Rang 237 klassiert, das dürfte in etwa sein protected Ranking sein) zur Anmeldung an Turniere verwenden könnte (acht Mal innert sechs Monaten so wie ich das im Kopf habe). Lässt er die Uhr erst ab Januar ticken, so könnte er das wenn nötig zum Beispiel einsetzen um an drei Grand Slam Turnieren (Melbourne, Paris, Wimbledon) in die Qualifikation zu kommen, falls sein aktuelles ATP-Ranking dann nicht mehr gut genug dazu wäre.
Heute traf er mit dem 31-jährigen Ehrat auf einen erfahrenen und versierten Spieler. Dass der Schaffhauser dann aber so klar gewinnen würde, war dann aber doch eine grosse Überraschung. Fabbiano konnte letztendlich nur in den Ballwechseln mitspielen, aber nie genügend Druck ausüben um diese zu dominieren. Im Verlauf der Partie unterliefen dem Italiener dann ungewohnt klare Fehler. Aber Ehrat hat sich den Sieg verdient erspielt.

Thomas Fabbiano, Quentin FolliotYanki Erel, Sandro EhratYanki Erel
Yanki Erel (ATP 445) - Quentin Folliot (ATP 618)   5:7 6:2 7:6
Auf Platz zwei hinten ging es mit dem Franzosen wieder mit abwechslungsreichem und launigen Spiel hin und her. Wobei dessen Kommentare über seiner Leistung bis zu uns zu vernehmen waren. Auch war aus der Ferne erneut zu sehen dass Folliot eher mal einen Ball zu viel aus gab, während Erel eher mal einen Ball zu viel gut gab. Sein Kontrahent aus der Türkei plagte sich mit Rückenschmerzen und musste auch mal den Physio nutzen. Nach dem Ende von Ehrats Partie auf Platz eins machte ich mich am Freitagabend auf den Nachhauseweg. Auf Platz zwei würden sich die nächsten Gegner von Ehrat noch länger bekämpfen. Sicherlich keine schlechte Ausgangslage für den Schaffhauser im Hinblick auf das Viertelfinalspiel vom Samstagnachmittag.

Aldin Setkic, Sandro EhratSandro Ehrat, Aldin Setkic
Sandro Ehrat (ATP -) - Yanki Erel (ATP 445)   7:5 6:1
Schon nach drei Games habe er sich eine Verhärtung im Oberschenkel zugezogen. Deshalb legte Ehrat im ersten Satz eine Behandlungspause. Trotzdem konnte er seine Chancen nutzen. Er setzte sich gegen den 22-jährigen Türken Erel durch, der in diesem Jahr seine Karrierebestplatzierung von Rang 415 erspielt hatte. Im zweiten Satz kam von ihm sehr wenig Gegenwehr. Ehrat selbst war im Jahr 2019 auf Bestposition 286 klassiert. Anfangs dieses Jahres hat er mit 30 Jahren aber seine internationale Karriere beendet und hat nun unter anderem seine Tätigkeit als Tennislehrer verstärkt und jene im Immobiliengeschäft begonnen.

Aldin Setkic, Sandro EhratSandro Ehrat, Aldin Setkic
Aldin Setkic (ATP 453) - Uladzimir Ignatik (ATP 1007)   6:4 ret.
So viel kriegten wir nicht mit vom Viertelfinalspiel auf dem hinteren Platz. Nach dem verlorenen ersten Satz war dieses für Ignatik plötzlich beendet. Einer kurzen Konsultation/Behandlung folgte die Aufgabe. Ich tippe auf Bauchmuskelverletzung. Seit März hatte der 32-jährige Weissrusse kein ITF Spiel mehr bestritten. Da kann der Körper natürlich schnell an den Anschlag kommen wenn er wieder wettkampfmässig belastet wird. Es kann natürlich sein dass er nur am Preisgeldturnier teilnahm, weil seine Ehefrau hier spielte und er ohnehin (z.B. als Betreuer/Trainer) mit ihr auf der Tennistour unterwegs ist. Falls dies der Fall war, so hat er aktuell noch ein sehr gutes Niveau aufzuweisen.

Aldin Setkic
Aldin Setkic (ATP 453) - Sandro Ehrat (ATP -)   6:1 6:3
Die Halbfinals der Herren am Sonntag verliefen recht klar. Zu stark präsentierten sich die zukünftigen Finalisten. Um das Positive hervorzuheben: Es sind die stärksten beiden Spieler der Woche in den Final vorgestossen und diese werden später am Tag noch mit vollen Kräften aufeinandertreffen. Und die Spieler hatten auch genügend Zeit um die Wünsche der kleinen Autogrammjäger zu erfüllen.

Marek GengelChristopher Heyman
Christopher Heyman (ATP 614) - Marek Gengel (ATP 319)   6:1 6:4
Margrith und Urs waren am Samstag noch länger geblieben und hatten Heyman dort schon im Viertelfinal spielen gesehen. Er sei der Stärkste, meinten sie zu mir vor dem Halbfinal. Eine Probe davon legte der Belgier auch heute am Finaltag ab. Ich hatte ihn am Freitag (Bild 1, rechts unten) gesehen aber damals noch nicht erkannt, als er seine Freundin Simion in deren Partie unterstütze.
Der 29-jährige Heyman war im Jahr 2018 als Bestwert auf Rang 258 klassiert gewesen. In diesem Jahr hat er seit Ende Juli kein Turnier mehr bestritten und er hat dadurch bereits 150 Ranglistenplätze verloren. Es scheint ein Muster zu sein dass sich am Preisgeldturnier in Egnach viele Spieler messen, welche jüngst verletzt waren und sich im Aufbau befinden oder kurz vor der Rückkehr an Weltranglistenturniere stehen. Sein 27-jähriger tschechischer Gegner ist einer der wenigen, welcher im fortgeschrittenem Tennisalter aktuell auf einem Karrierehöchststand in der Weltrangliste steht und ebenfalls in Egnach anwesend ist. Spielerisch war abzusehen dass bei einem Hallenturnier lange Kerle mit guten Aufschlägen weit kommen könnten. Wobei Heymann mit 188cm und Gengel mit 185cm eher eine durchschnittliche Körpergrösse aufweisen wenn man dies mit den Spielern der ATP Tour vergleicht.

Christopher HeymanAldin SetkicOana Georgeta Simion, Aldin SetkicAldin Setkic, Christopher HeymanChristopher HeymanChristopher HeymanOana Georgeta Simion, Christopher HeymanAldin Setkic, Christopher HeymanAldin Setkic, Christopher HeymanAldin Setkic, Christopher HeymanChristopher Heyman, Aldin Setkic
Christopher Heyman (ATP 614) - Aldin Setkic (ATP 453)   7:5 6:2
Nach dem Drama im Damenendspiel verlief das Finale der Herren doch recht unspektakulär. Spektakulär - weil eine sehr schöne Stimmung voller Wertschätzung herrschte - war dann die Siegerehrung. Das hatte das Turnier wirklich verdient, denn bei den Damen war die Ehrung wohl gewollt recht zügig und ohne Dankesreden abgewickelt worden. Mit dem belgischen Sieger freute sich auch seine rumänische Freundin
Oana Simion (Bilder 5 und 10), welche im Tableau der Damen ebenfalls gespielt hatte. Bei den Organisatoren merkte man wie viel Herzblut in dieser Veranstaltung steckt. Beide Spieler lobten die Gastfreundschaft und Organisation des Turniers im Vergleich mit anderen Preisgeldturnieren in den höchsten Tönen.

 

 Herren Einzel
 1. Runde  2. Runde  Viertelfinal  Halbfinal  Final
 Christopher Heyman -
 Thomas Dafcik
 6:3 6:4
 Christopher Heyman -
 Marko Topo (8)
 6:3 7:5
 Christopher Heyman -
 Mirko Martinez
 6:0 6:3
 Christopher Heyman -
 Marek Gengel (4)
 6:1 6:4
 Christopher Heyman -
 Aldin Setkic (7)
 7:5 6:2
 Marek Gengel (4) -
 bye
 .
 Marek Gengel (4) -
 Yann Marti
 6:2 2:6 7:6
 Marek Gengel (4) -
 Matteo Martineau (5)
 7:5 5:7 6:4
 Dylan Dietrich (W) -
 Yan Sabanin
 7:5 6:3
 Matteo Martineau (5) -
 Dylan Dietrich (W)
 6:4 6:2
 Aldin Setkic (7) -
 bye
 .
 Aldin Setkic (7) -
 Daniel Valent
 6:3 6:4
 Aldin Setkic (7) -
 Uladzimir Ignatik
 6:4 ret.
 Aldin Setkic (7) -
 Sandro Ehrat
 6:1 6:3
 Daniel Valent -
 Facundo Yunis
 6:3 6:3
 Uladzimir Ignatik -
 Yannik Steinegger
 6:3 3:6 7:6
 Uladzimir Ignatik -
 Alexandar Lazarov (3)
 w.o.
 Alexandar Lazarov (3) -
 bye
 .
 Yanki Erel (6) -
 bye
 .
 Yanki Erel (6) -
 Quentin Folliot
 5:7 6:2 7:6
 Sandro Ehrat -
 Yanki Erel (6)
 7:5 6:1
 Quentin Folliot -
 Mika Brunold
 3:6 7:5 7:5
 Sandro Ehrat -
 Tim Handel
 6:2 6:3
 Sandro Ehrat -
 Thomas Fabbiano (2)
 6:3 6:1
 Thomas Fabbiano (2) -
 bye
 .

 

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