WTA Biel 2017 |
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10. und 14.-16. April 2017 |
Erstaustragung Ladies Open Biel
Turnierdirektor Lukas Troxler hielt nach dem Finalspiel im Einzel in
engagiertes Plädoyer auf deutsch und französisch um die Erstaustragung
der Ladies Open in Biel/Bienne zu würdigen. Sponsoren und Zuschauer
mussten gewonnen werden, obwohl der Spatenstich für die Eventhalle von
Swiss Tennis erst vor zwölf Monaten stattfand und die Halle erst vor
zwei Monaten fertiggestellt wurden. Ich fand es ein tolles Turnier und
ich bin froh an vier Tagen mit dabei gewesen zu sein. Halle und Ambiente erinnerten
mit etwas an das Turnier in
Luxemburg, welches mir
sehr sympathisch ist.
Am Montagabend zog es mich kurzfristig in das zwei Stunden entfernte
Biel. Ich war Zeuge des ersten Matchgewinns auf der WTA-Tour der
Schwedin Lister und wollte die Neuauflage vom Match in Gstaad
Masarova-Beck sehen. Ausserdem habe ich die Gelegenheit ergriffen und
Heather Watson auf der Zuschauertribüne angequatscht und mich bei ihr
dafür bedankt, dass sie mir in
Rio de Janeiro
einen signierten Tennisball direkt zugespielt hatte. Die Tage von
Karfreitag bis Ostersonntag hatte ich bereits im Vorfeld gekauft.
Ja, es hatte wenig Zuschauer. Im TV wurde das einerseits durch
Nahaufnahmen in die gefüllten Zuschauerbereiche kaschiert. Andererseits
sah es in der Totalen vom Spielfeld aber unglücklich aus, weil die
ersten zwei Reihen wegen dem davor liegenden Geländer gar nicht erst
verkauft worden waren und völlig leer blieben. Das Gute für mich war
dass diejenigen Zuschauer, die dort waren, allesamt Tennisliebhaber
waren. Nur davon überlebt ein Turnier aber natürlich nicht. Dank den
Übertragungen von SRF durfte das Turnier aber eine wirksame Publizität
geniessen. Der Finalsonntag war trotz den Doppelfinalistinnen
Hingis/Bacsinszky spärlich besucht.
Biel
Von Freitag auf Samstag übernachteten wir in Biel und wir konnten
dies gar im Spielerhotel zu anständigen Preisen tun.
Marketa
Vondrousova (WTA 233)
-
Anett Kontaveit
(WTA 99)
6:4 7:6
Nach zwei Jahren auf der WTA Tour und mit einer Top 100-Klassierung ist
das Verlangen und der Druck auf einen WTA-Titel bei der 21-jährgen Kontaveit
deutlich grösser in ihrem ersten WTA-Final gegen die 17-jährige Vondrousova, die
in ihrem erst zweiten WTA-Turnier als absolute Aussenseiterin antreten kann.
Eine tolle Ausgangslage für die Tschechin, da
von der bisherigen spielerischen Leistung
im Turnier eine ausgeglichene Partie erwartet werden
durfte.
Vom Potential her hat Vondrousova mehr zu bieten als Kontaveit. Das
dürfte sich über die Karriere hinweg deutlich zeigen. Kontaveit könnte
in Biel aber noch die Nase vorn haben, so meine Beobachtungen. Denn auch
für die Estin war es eine gute Woche in Biel. Sie behielt unter
Druck ihre Leistung bei konnte viele ihrer Aufschlagspiele halten. Der
eine oder andere Doppelfehler ist immer noch zu viel. Ansonsten zeigte
sie sich aber unter Druck stabil und es scheint bei ihr endlich Klick
gemacht zu haben. Bei der Siegerehrung kam bei ihr der amerikanische
Slang mit ganz schwachem estnischem Akzent durch.
Überstrahlt wurde letztendlich aber alles von der erst 17-jährigen
Vondrousova, die dank ihren Hebeln hart und stabil schlagen kann und
sich in der Defensive sehr stark und variabel zeigt. Mit ihrem
Linkshänderaufschlag von der Vorteilseite nach aussen hat sie sich im
Final gegen Kontaveit zudem viele Punkte zurecht gelegt. Das waren die einzigen
Punkte,
welche sie sich einfach erspielen konnte. Die Aufgabe der Tschechin wird
es sein noch etwas öfter einfacher zu Punkten zu kommen. Ich machte mir etwas
Sorgen um ihre Kraftreserven im achten Spiel innert neun Tagen auf
diesem Niveau und mit dieser Intensität, doch sie Biss sich durch und
hatte genügend Energie im Tank. Variabel zu spielen und kaum Schwächen
zu haben ist eine tolle Voraussetzung. Damit hat es schon Djokovic bis
ganz an die Spitze geschafft. Auch bei ihm stellte ich bei ersten Mal
als ich ihn gesehen hatte in
Paris 2006 vor allem diesen Punkt fest.
Ich warte noch auf die offizielle WTA Statistik dazu, um zu sehen wie
viele Spielerinnen es gegeben hat, welche bei ihrem allerersten oder
zweiten WTA-Turiner bereits den Titel gewinnen konnten. Mit zwei
Turnieren dürfte Vondrousova ganz vorne mitmischen in dieser Liste.
Marketa
Vondrousova
(WTA 233)
-
Barbora
Strycova (WTA
18) 7:6 6:2
Zu Beginn der Partie nervte Strycova bereits wieder so herum mit dem
Anzweifeln von Entscheidungen, dass wir bei 2:1 eine Verpflegungspause einlegten
und anschliessend noch das Auto umparkieren gingen. Zu Beginn hatte Vondrousova
gut mitgehalten, kam aber zu keinen einfachen Punkten und versuchte mehr und
mehr bis ihr Fehler unterliefen. Wir sahen, dass Strycova 5:2 geführt hatte.
Als wir zurück in die Halle kamen hatte Vondrousova den ersten Satz aber noch im Tie-Break
gewinnen können! Wir konnten nun beobachten wie Vondrousova unaufgeregt ihr
Spiel spielte, ohne zu überpowern. Sie musste zweifelsohne eine starke Leistung
abliefern, um gegen die 30-jährige Strycova dagegenhalten zu können. Doch die
17-jährige machte das in ihrem erst zweiten WTA-Turnier sehr stark und
abgeklärt. Im letzten Jahr hatte sie mit einer Wild Card in Prag das Debüt auf
der WTA-Tour gegeben. In Biel konnte sie sich durch die Qualifikation spielen
und hat hier bereits sieben Matchgewinne erzielt!
Im Fed Cup nächste Woche in Florida werden sowohl die USA als auch die
Seriensiegerinnen aus Tschechien mit fünf Titeln aus den letzten sechs Jahren
schwach vertreten sein. Bei den USA fehlen Serena Williams, Keys und Venus
Williams. Tschechien muss ohne Karolina Pliskova, die am Handgelenk durch einen
Einbrecher verletzte Kvitova, ohne Strycova und ohne Safarova sowie ohne eine
Doppelspezialistin wie Hradecka oder Hlavackova auskommen. Mit Siniakova,
Kristyna Pliskova, Allertova und Vondrousova hat Kapitän Petr Pala aber wohl
immerhin ein gutes Händchen bewiesen, dass er von den Verbleibenden die
Spielerinnen mit der besten Form aufgeboten hat.
Nachtrag April 2017: Die USA schlagen Tschechien im Fed Cup-Halbfinal mit 3:2. Siniakova und Vondrousova gewannen je ein Einzel. Vandeweghe siegte in zwei Einzeln sowie im entscheidenden Doppel mit Mattek-Sands gegen Siniakova und Kristyna Pliskova.
Anett Kontaveit
(WTA 99)
-
Aliaksandra
Sasnovich (WTA 108)
6:4 4:6 7:5
Dass in Kontaveits WTA Profil steht, dass ihr Vorbild Sharapova ist (und
Federer und Azarenka), sieht man ohne es zu wissen bereits wie sie sich auf dem
Platz bewegt und verhält. Sehr viele Bewegungen zwischen den Ballwechseln und sehr viele
Schläge ähneln derjenigen der Russin sehr. Nur beim Ball entgegennehmen von den
Ballkindern macht sie nicht so ein Theater wie die Russin. Da Kontaveit mit 174cm aber 15cm auf
Sharapova fehlen, ist es nicht ganz so offensichtlich wie zum Beispiel bei einem
Dimitrov und einem Federer. Im Gegensatz zu Sharapova fehlt es der Estin etwas
an Geschwindigkeit in den Schlägen. Etwas das Sasnovich bieten kann. Daher war
Kontaveit stark unter Druck gegen die mit voller Feuerkraft agierende
Weissrussin. Ich denke das ist ein Spiel, in dem die 21-jährige Estin endlich
einmal zu ihren Stärken finden konnte und mit vollem Kampfgeist einen tollen Lehrblätz hinzugewinnen konnte. Im ersten Satz schaffte sie es trotz dem
Druck von fünf Breakbällen, sich in allen ihren Aufschlagspielen zu behaupten.
Zum Matchende nach 2 Stunden 23 Minuten musste sie vier Matchbälle lang ihr
bestes Tennis zeigen und die volle Fitness abrufen, bis es endlich zu ihrem
ersten Finaleinzug auf WTA-Stufe reichte.
Marketa
Vondrousova
(WTA 233)
-
Kristyna Pliskova
(WTA 58) 6:2
7:5
Nachdem ihre Zwillingsschwester durchgestartet
ist und mittlerweile auf Weltranglistenposition 3 rangiert, scheint auch
Kristyna etwas an Fahrt gewonnen zu haben. Sie hat ihre Weltranglistenposition
gegenüber dem Auftritt in
Kreuzlingen vor einem Jahr halbiert.
Es bleibt aber sehr interessant zu sehen wie Karolina die hohen Hürden mit ihren
hohen Beinen überspringen konnte, Kristyna aber genau an diesen Punkten weiter
knorzt. Die Beinarbeit ist sehr limitiert. Schwieriger fand ich bei ihr heute
allerdings, dass ihre Reaktion zu langsam war. Sie ist zu wenig schnell am Ball
und kann so gefühlt nur jeden dritten Ball voll durchziehen und muss die restlichen
Bälle einfach zurückspielen. Wobei Zurückspielen bei ihr immer noch ein gutes
Niveau hat. Aber beim Zurückspielen fehlt die Durchschlagkraft auf die sie
angewiesen ist, um schnelle Punkte zu erzielen. Sie ist mittlerweile auch
schon 25 Jahre alt und ich frage mich wie viel Steigerungspotential auf der
körperlichen Ebene noch vorhanden ist.
Auf "Standards" ist Pliskova sehr stark würde man im Fussballjargon sagen. Das
heisst bei Aufschlag und oft bei Returns. Wenn der Ball aber im Spiel war, dann
ging der Punkt hingegen nicht oft an Pliskova. Da war die ehemalige
Weltranglistenerste bei den Juniorinnen Vondrousova mit ihren 17 Jahren in
vielen Momenten bereits sehr stabil. Nach Standardwinnern von Pliskova wie Assen
verdrehte sie noch öfters die Augen und Mimik, aber sie blieb durchwegs
konzentriert. Auch sie befindet sich auf einer
Karrierebestplatzierung und hat in diesem Jahr bereits viele Matchgewinne feiern
können, wenn auch auf tieferer Stufe. Aber eine 37:4-Matchbilanz gibt einem sehr
viel Selbstvertrauen mit.
Anett Kontaveit
(WTA 99)
-
Elise
Mertens
(WTA 68) 7:5 6:7 6:1
Mertens befindet sich auf einer aktuellen
Karrierehöchstplatzierung und beide 21-jährig, musste sich Kontaveit schon
wieder von einer gleichaltrigen überholen lassen, nachdem die Estin auf
Juniorenniveau tonangebend war. Bei ihrem Spiel ohne Variante B ist das
Frustpotential nach so vielen Stunden und Jahren auf dem Tennisplatz natürlich
da, wenn es mit dem Spiel einfach nicht durchschlagend klappt. Dass sie bei 3:4,
als sie ihren Trainer im ersten Satz auf den Platz rief, aber vermeintlich gleich am Weinen
war (Bilder 3-5), fand ich dann doch sehr übertrieben. Nun gut, sie kanalisierte ihre
Energien und hatte in der Folge die Nasenspitze immer vorne. Im zweiten Satz
liess sie sich trotz eines 5:1-Vorsprungs noch abfangen, zog im dritten Satz
aber durch. In der Defensive muss ich zugeben, habe ich Kontaveit etwas
unterschätzt. Ich finde zwar immer noch, dass sie defensiv nicht stark ist. Was
ich ihr aber zugestehe ist, dass sie schnell auf den Beinen ist.
Bei Kontaveit kann man vor dem zweiten Aufschlag beinahe schon darauf wetten ob
ein Doppelfehler passieren wird oder nicht. Aus oben beschriebenen Gründen
verliert sie manchmal nach einem fehlerhaften ersten Aufschlag die
Ausgewogenheit. Dann schaut sie plötzlich vor dem zweiten Aufschlag umher, ist
sichtlich genervt und lässt sich keine Zeit. Der folgende Doppelfehler ist also
schon fast vorprogrammiert. Mehr Zeit lassen und den Puls herunterfahren, dann
könnte sie ihre Doppelfehler vermeiden.
Mertens habe ich zum ersten Mal spielen sehe und ihr Name war mir mehr von
ITF-Resultaten bekannt. Ich war überrascht, dass sie bereits auf WTA Rang 68
steht. Sie hat im Januar völlig überraschend das Turnier in Hobart gewonnen.
Ansätze sind vorhanden, aber diese waren alle nur teilweise zu sehen. Gute
Antizipation, konstante Grundlinienschläge, durchaus mit Druck. Aber anders
herum dann auch wieder mit viel zu wenig Spin in den Schlägen für den
Spielertyp, dem ich sie zugeordnet hätte. Ich bin gespannt ob sie die Top 100
hält und wie sich ihr Spiel weiterentwickelt. Es kann in alle Richtungen gehen.
Barbora
Strycova
(WTA 18)
-
Julia
Görges
(WTA 46)
4:6 6:3 1:0 ret.
Bei Strycova möchte ich auch nicht im Kopf zu Hause
sein. Da gibt es einige Spannungen auszustehen. Balljunge bei ihr zu sein war
am heutigen Tag auch nicht viel besser, da sie nicht sehr verständnisvoll
auftrat, um das mal nett auszudrücken. Da kam es dem Publikum durchaus gelegen,
dass Görges ihr Spiel auf die Reihe brachte und mit teilweise tollen Punkten für
Applaus sorgen konnte. Sobald Strycova das Hadern ablegte, zeigte sie auf dem
Platz aber ihre Entfesselungskünste und ihren Variantenreichtum. So gewann sie
ab 3:3 im zweiten Satz tatsächlich die Oberhand und zog bis zum Satzgewinn
durch.
Nach dem zweiten Satz liess sich Görges an der Schlaghand untersuchen und
behandeln. Der Aufschlagverlust zu Beginn des dritten Satzes bewegte sie zur
Aufgabe. Als wir am Abend im Spielerhotel eincheckten, sass sie in der Lobby und
ihr Trainer stand mit vollgepacktem Gepäckwagen dort. Es schien als traten sie
um elf Uhr abends gleich noch die Heimreise an. Entweder zurück nach Regensburg
oder zum Fed Cup nach Stuttgart. Vermutlich Letzteres, denn auch dort dürfte es
einen Arzt ihres Vertrauens geben, falls dieser denn nötig sein sollte.
Aliaksandra
Sasnovich
(WTA 108)
-
Camila Giorgi
(WTA 98) 6:4
6:4
Machen wir es kurz: Wie haben diesem Spiel
anfangs des zweiten Satzes den Rücken gezeigt und sind nicht mehr zurückgekehrt.
In je zwanzig Minuten Spielzeit war der Ball gefühlt eine Minute im Spiel
gewesen. Beide Spielerinnen schlugen sehr hart und schnell gab es den Punkt oder
den Fehler. Keine der Spielerinnen zeigte Emotionen und so fiel es auch dem
Publikum schwer dies zu tun.
Giorgi stand die letzten drei Jahre beim Turnier im polnischen Katowitz immer
im Final, wo sie gegen Cornet, Schmiedlova und Cibulkova unterlag. Das
Turnier in Katowitz existiert nicht mehr, aber Biel findet nun in dieser
Kalenderwoche statt, ebenfalls in der Halle auf Hartplatz mit ähnlichem
Teilnehmerfeld und -niveau. Insofern war der Italienerin einiges zuzutrauen. Die
25-jährige führte in beiden Sätzen mit 3:1, liess sich aber beide Male abfangen.
Sasnovich und Sabalenka dürften durchaus gefährlich werden nächste Woche
im Fed Cup mit Weissrussland gegen die Schweiz. Aus Weissrussland kennt man nur
Azarenka und Miryni. Die eine ist noch in der Babypause und wird erst anfangs
August in Stanford auf die Tour zurückkehren. Der andere ist ein Mann und darf
somit keinen Fed Cup spielen. Aber die weiteren Spielerinnen werden bei ihrem
Heimauftritt in Minsk formstark auflaufen.
Nachtrag April 2017: Weissrussland schlägt die Schweiz im Fed Cup-Halbfinal mit 3:2. Sasnovich gewinnt in drei Sätzen gegen Golubic und in zwei Sätzen gegen Bacsinszky. Sabalenka schlägt Golubic, die sich erneut nur hauchdünn geschlagen geben muss.
Annika Beck
(WTA 60)
-
Rebeka Masarova
(WTA 313)
6:4 6:4
Da spielt Masarova ihr zweites WTA-Turnier der
Karriere und bereits kommt es zu einer Revanche. Gegen Beck hatte sie sich in
Gstaad 2016 durchsetzen können.
Wie es scheint entfaltet sich das kraftvolle Spiel der 17-jährigen Baslerin auf
Sand noch besser als auf anderen Belägen. Wieder mit einer Wild Card gestartet
spielte Masarova diesmal nicht ganz so frei auf. Wobei die Gegenwehr von Beck
stark war. Die Bonnerin deckte den Platz flink ab und hatte eine sehr gute Länge
in ihren Schlägen angereichert mit Top Spin. So gestand die "erfahrene" 23-jährige
ihrer Gegnerin keine leichten Punkte zu.
Einige der Waffen von Rebeka sind auf der Junioren- und ITF-Tour durchschlagend,
aber auf das WTA-Niveau sind sie noch zu adaptieren. Da streut sie ab und zu
"faule" Bälle ein. Also einen kurzen Ball entweder longline oder cross, der
bereits vor Grundlinie zum zweiten Mal aufspringen würde. So gerät die Gegnerin
etwas ausser Position und falls diese darauf keinen druckvollen Ball entgegnen
kann, so zieht Rebeka den anschliessenden Ball satt in die offene Ecke bis an
die Grundlinie durch. Diese Kombination hat gegen Beck nicht gereicht, da die
"faulen" Bälle oft etwas gar harmlos wirkten. Auch behalf sich Rebeka im zweiten
Satz immer öfter mit Slicebällen, welchen es noch an Effektivität fehlte.
Zeitweise gingen ihr wohl zu viele Gedanken durch den Kopf und das hemmte sie
daran
die Schläge frei durchzuschwingen und Tempo zu machen. Dadurch bewegten sich
auch die Beine zu wenig und ab und zu schaute sie den Ball nicht richtig an.
Speziell beim Vorhandreturn auf der Einstandseite, welchen Beck als
Schwachstelle identifizierte und immer wieder mit ihrem Aufschlag testete.
Die Netzangriffe von Masarova wurden zu oft pariert oder führten zu
Eigenfehlern. Exzessiv hatte sie diese Taktik im Australian Open-Final der
Juniorinnen im Januar angewendet, welches sie wohl auch dadurch gegen die
Ukrainerin Marta Kostyuk verlor. Aber diese Schritte zeigen, dass sie es sich
leisten muss und darf, Neues zu erkunden. Diese tennistische Entwicklungsphase
bringt momentan mehr Erfolg als die rein resultatbasierte. Da schwimmt sie
durchaus gegen den Strom an, was sich hoffentlich auszahlen wird.
So setzte sich die Juniorinnensiegerin von Roland Garros 2012 gegen die
Juniorinnensiegerin von Roland Garros 2016 durch.
Monica Niculescu/Su-Wei Hsieh
(WTA Doppel 24/77)
-
Martina Hingis/Timea
Bacsinszky
(WTA Doppel 8/153)
5:7 6:3 10-7
Das Finalspiel im Einzel war das beste Spiel der Woche. Das Finalspiel
im Doppel fand ich schwach. Denn alle Spielerinnen konzentrierten sich
auf die Taktik, nicht aber auf das Tempo. Das heisst wir erlebten Bälle
in Zeitlupentempo, etwa halbes Tempo als "normal". Vor allem Hsieh kann
dies in Perfektion ausführen. Mit wenig Tempo spielt die 31-jährige
Taiwanesin die Bälle haargenau ans richtige Ort. Die einzige die
wirklich hätte dagegenhalten müssen wäre Bacsinszky gewesen. Sie passte
sich an und konnte mit Lobbällen überzeugen. Ansonsten zog sie beim
taktischen Doppelgeplänkel aber den Kürzeren. Erst ganz gegen Ende der Partie
versuchte sie ihren Rhythmus zu steigern, um die Gegnerinnen
wegzuschiessen und zu passieren.
Überrascht war ich zu hören dass Niculescu und Hsieh das erste Mal
zusammen gespielt hatten. Daher auch die Freude und die Witze bei der
Siegerehrung (Bilder 12-14). Die Rumänin und die ehemalige Weltranglistenerste
im Doppel hatten erst sich kurz vor dem Sign-In verabredet.
Monica Niculescu, Su-Wei Hsieh
(WTA Doppel 24/77),
Martina Hingis
(WTA Doppel 8),
Yves Allegro,
Celine Naef
Auf das von Komiker Marco Rima moderierte Exhibition-Match zwischen der
Doppelfinalistin Martina Hingis und der "Usbekin" "Yvette Allegrova" (Bilder
2-3) musste Rima etwas warten. Schliesslich musste sich Martina nach ihrem
Finalspiel und der Siegerehrung erst wieder bereit machen. Diese Zeit nutzte
Rima um noch etwas die Siegerinnen Niculescu und Hsieh sowie das Publikum zum
Lachen zu bringen.
Martina Hingis/Timea
Bacsinszky
(WTA Doppel 8/153)
-
Xenia Knoll/Demi Schuurs
(WTA Doppel 42/58) 5:7 6:4 10-3
Da wird das Heimturnier zum Auswärtsspiel: Xenia
Knoll sass am Montagabend mit ihren Betreuern beim Masarova-Match hinter mir. Es
kamen zwei Zuschauerinnen in der fast leeren Halle an, standen genau neben Knoll
und sagten, dass dies ihre Plätze seien. Also rutschte die Lysserin eine Reihe
hoch. Eine lustige Szene. Lyss ist nur zwanzig Minuten Autofahrt von der
Tennishalle in Biel entfernt. Nicht so lustig aber doch verständlich waren die "Hopp Schwiiz"-Rufe als Unterstützung für die
Olympia-Silbermedaillengewinnerinnen Hingis/Bacsinszky. Roland und ich schlugen
und auf die Seite von Knoll.
Im ersten Satz legten Knoll/Schuurs konsequent los und MarTimi agierten noch
fehlerhaft. Die schweizerisch-niederländische Kombination konnte sich den ersten
Satz nach gegnerischer Aufholjagd doch noch schnappen. Aber die Vorteile hatten
sich bereits in Richtung MarTimi verschoben. Im zweiten Satz zog Knoll eine
schwache Phase ein. Sie wollte zu viel. Gegen Satzende glich sich das Momentum
aus und es durfte ein spannender Match-Tie-Break erwartetet werden. Dieser
verlief dann allerdings sehr einseitig zu Gunsten der Favoritinnen gegen das
eigentlich an Nummer 1 gesetzte Doppel Knoll/Schuurs.
Monica Niculescu/Su-Wei Hsieh
(WTA Doppel 24/77)
-
Viktorija
Golubic/Kristyna Pliskova
(WTA Doppel 92/108)
6:2 6:4
Die an Nummer 2 gesetzten Niculescu/Hsieh waren nochmals ein Stück stärker
als Savchuk/Olaru am Tag zuvor und das war dann zu viel des Guten für
Golubic/Pliskova, die erneut nicht über sich hinauswachsen konnten. Zum
Spielende hätte sich der Ablauf vom Vortag mit erneut viel Wettkampfglück
wiederholen können. Wieder kassierten die Schweizerin und die Tschechin bei 4:4
im zweiten Satz das Break gegen den Aufschlag von Pliskova. Mit 15:40 hatten sie
im darauffolgenden Aufschlagspiel von Niculescu die Chance um auszugleichen und
das Momentum zurückzuholen. Doch mit drei Punkten in Folge beendeten die Rumänin
und die Taiwanesin die Partie. Im Hinblick auf das Finalspiel sind
Niculescu/Hsieh sicherlich die grösste Herausforderung für Hingis/Bacsinszky,
welche sich dieses Spiel ebenfalls angesehen hatten (Bild 5).
Viktorija
Golubic/Kristyna Pliskova
(WTA Doppel 92/108)
-
Olga Savchuk/Raluca Olaru
(WTA Doppel 50/54)
4:6 7:6 11-9
Am Freitagabend im Doppel wirkte Plischi (wie wir sie hier
mal liebevoll nennen) etwas fitter und wacher als zuvor im Einzel. Doch Golubic/Pliskova taten sich
sehr schwer, da sie ihre Qualitäten aus dem Einzel nicht voll zur Geltung
bringen konnten. Zu viele Fehler schlichen sich ein und dann ist es schwer im
Doppel den Rhythmus und das Wohlbefinden zu gewinnen. Nach dem Break gegen
Pliskova zum 4:5 im zweiten Satz konnte die Ukrainerin Savchuk zum Matchgewinn
servieren. Es war also höchste Eisenbahn! Und siehe da, die nächsten sechs
Punkte in Folge gingen an die Schweiz und Tschechien. Die Wende war greifbar. Im
anschliessenden Tie-Break und folgenden Match-Tie-Break konnten Viki und
Kristyna immer etwas vorlegen. Beim ersten Matchball bei 9:8 gab es einen
packenden Ballwechsel, den Savchuk/Olaru abwehren konnten (Bild 7). Doch mit den
nächsten zwei Punkten setzen sich Golubic/Pliskova durch.
Viktorija
Golubic/Kristyna Pliskova
(WTA Doppel 92/108)
-
Amra
Sadikovic/Belinda Bencic
(WTA Doppel 149/452) 6:1 6:4
Golubic sprühte einmal mehr vor Energie und es war
zu spüren, dass Pliskova und sie bereits das vierte Turnier in diesem Jahr
gemeinsam bestritten.
Ganz anders hingegen ist die Gefühlslage bei Bencic. In der Vorwoche war sie
bereits beim ITF-Turnier in Croissy-Beaubourg zusammen mit Sadikovic
eingeschrieben, musste dort aufgrund einer Verletzung am linken Handgelenk aber
zurückziehen. Einen fitten Eindruck machte sie auch in Biel nicht. Ob es die
Hand war oder eher neue oder anhaltende Probleme im Rücken ist schwer zu sagen.
Vielleicht war es auch nur eine mentale Angelegenheit und fehlendes
Selbstvertrauen. Die im Einzel von einem Karrierehoch vor einem Jahr von Rang 7
bis auf Rang 131 zurückgefallene Flawilerin hatte keine Geduld und spielte
fehlerhaft. Sie war die schwächste Spielerin auf dem Platz und Tennis zu spielen
scheint in dieser Situationen keinen Spass zu machen. Freude zu haben ist in so
einer Situation vielleicht schon etwas gar viel verlangt. Aber Freude am Tennis
zu haben wenn man auf dem Platz stehen darf ist das A und O. Falls körperlich
etwas zwickte, dann ist es natürlich schwierig. Falls aber nicht, dass muss sie
diese Freunde unbedingt zurückgewinnen. Gerade 20-jährig geworden hat sie noch
viel Zeit dazu.
Sadikovic hatte im Verlauf der restlichen Turnierwoche eine hohe Präsenz am
Stand ihres Ausrüsters Yonex.
Nachtrag Mai 2017: Nach dem WTA-Turnier in Biel spielte Bencic im bedeutungslosen Doppel im Fed Cup in Minsk. Ich bleibe bei meiner Einschätzung, dass Hingis/Bencic in Bestform ein schlagkräftigeres Doppel ist als Hingis/Bacsinszky. 6:0 6:1 fertigten sie Govortsova/Lapko, die Nummern 3 und 4 Weissrusslands ab. Eine Woche danach liess sich Bencic am linken Handgelenk operieren und wird monatelang ausfallen. Die Geschichten mit dem Handgelenk gehören mitunter zum mühsamsten und anfälligsten was es an Tennisverletzungen gibt. Bei Bencic ist es immerhin nicht die Schlaghand wie jüngst bei Nadal, Del Potro, Robson, Diyas oder Celik.
Lenka Kuncikova/Cornelia
Lister
(WTA Doppel 121/162) - Anna Smith/Jocelyn Rae
(WTA Doppel 94/105) 6:3 6:4
4:1 waren Kuncikova/Lister auf Court 1 bereits in Führung als ich in
Biel eintraf und ich mich etwas per Zufall in die Nähe von der Mutter und
Trainerin von Kuncikova und dem Betreuer von Cornelia setzte, den ich zuvor noch nie
gesehen hatte. Auch ohne die schwedische Brille auf zu haben muss ich sagen dass
Lister die stärkste Spielerin auf dem Platz war. Sie schlug sehr schnell und
kraftvoll mit erstaunlich guter Präzision. Am Ende des Spiels erzählte sie mir
voller Freude, dass dies in ihrem dritten Anlauf bei einem WTA-Turnier ihr
erster Matchgewinn gewesen sei. Bisher hatte sie zweimal beim Heimturnier in Bastad eine Wild Card erhalten. In Biel war es die erste direkte Qualifikation
für ein WTA Hauptfeld im Doppel über die Weltranglistenklassierung gewesen.
Während des Spiels gab ihr Betreuer Frank ordentlich Gas. Fast nach jedem Punkt
rief er eine Anfeuerung oder Anweisungen wie "move" oder ähnliches hinein. Auch
vor dem Return zwischen erstem und zweitem Aufschlag der Gegnerin. Ob das nun
geholfen hat oder nicht. Cornelia war on fire und unter dieser Geräuschkulisse
lag das schwedisch-tschechische Doppel vorne. Vor dem Return auf den zweiten
Aufschlag bei Spielball der Britinnen meinte Frank "step in". Er hätte recht
gehabt. Cornelia blieb hinter der Grundlinie und spielte den Return unter die
Netzkante. Da wurde er etwas lauter und rief "I told you to step in". Das war
für die Schiedsrichterin dann zu viel und sie sprach folgerichtig eine erste Verwarnung gegen
Lister/Kuncikova aus, worauf Frank in der Folge wohl oder übel verstummte.
Kuncikova/Lister führten zu diesem Zeitpunkt mit 5:2 im zweiten Satz und
mussten nun ohnehin auf die entfernte Seite wechseln. Doch die Stimmung war nun
doch eine etwas andere als zuvor, da sich etwas im ganzen Gefüge verändert
hatte. Kuncikova verlor ihren Aufschlag und Rae hielt. Es stand nur noch 5:4 und
Cornelia musste nun ausservieren. Das schaffte sie und hatte sich somit ihren
ersten WTA-Matchgewinn redlich verdient.
Diana Marcinkevica
(WTA Doppel 185)
Biel ist das letzte Hartplatzturnier auf der WTA im
Frühjahr. Parallel läuft bereits ein Sandplatzturnier in Bogota. Danach folgt
die Fed Cup-Woche auf unterschiedlichen Belägen. Die Wochen danach werden auf
der WTA Tour auf Sand gespielt. Dank der Tennisanlage von Swiss Tennis können
die Spielerinnen nach ihrem Ausscheiden auch Trainingsmöglichkeiten auf Sand
nutzen.
Einzel | ||||
1. Runde | 2. Runde | Viertelfinal | Halbfinal | Final |
Barbora Strycova (1)
- Marie Bouzkova (Q) 6:2 4:6 6:2 |
Barbora Strycova (1)
- Carina Witthöft 6:2 7:6 |
Barbora Strycova (1)
- Julia Görges (7) 4:6 6:3 1:0 ret. |
Marketa
Vondrousova (Q)
- Barbora Strycova (1) 7:6 6:2 |
Marketa
Vondrousova (Q)
- Anett Kontaveit 6:4 7:6 |
Julia Görges (7) - Naomi Broady 6:4 6:2 |
Julia Görges (7) - Oceane Dodin 6:4 6:3 |
|||
Kristyna Pliskova
- Roberta Vinci (4) 6:4 6:4 |
Kristyna Pliskova
- Donna Vekic 6:1 6:2 |
Marketa
Vondrousova (Q)
- Kristyna Pliskova 6:2 7:5 |
||
Annika Beck - Rebeka Masarova (W) 6:4 6:4 |
Marketa
Vondrousova (Q) - Annika Beck 6:1 6:3 |
|||
Marketa
Vondrousova (Q) - Lina Gjorcheska (L) 7:6 6:1 |
||||
Elise Mertens - Monica Niculescu (8) 6:2 6:2 |
Elise Mertens - Mona Barthel 6:2 6:4 |
Anett Kontaveit - Elise Mertens 7:5 6:7 6:1 |
Anett Kontaveit - Aliaksandra Sasnovich (Q) 6:4 4:6 7:5 |
|
Anett Kontaveit - Heather Watson 7:6 6:2 |
Anett Kontaveit - Evgeniya Rodina 6:3 6:2 |
|||
Aliaksandra Sasnovich (Q) - Pauline Parmentier 3:6 6:2 6:3 |
Aliaksandra Sasnovich (Q) - Viktorija Golubic 6:1 6:4 |
Aliaksandra
Sasnovich (Q) - Camila Giorgi 6:4 6:4 |
||
Camila
Giorgi - Antonia Lottner (Q) 6:2 6:2 |
Camila
Giorgi - Carla Suarez Navarro (2) 2:6 7:6 6:2 |
Doppel | |||
1. Runde | Viertelfinal | Halbfinal | Final |
Knoll/Schuurs (1)
- Broady/Naydenova 6:4 3:6 10-6 |
Knoll/Schuurs (1)
- Voracova/Beck 6:3 1:6 12-10 |
Hingis/Bacsinszky
- Knoll/Schuurs (1) 5:7 6:4 10-3 |
Niculescu/Hsieh
(2) - Hingis/Bacsinszky 5:7 6:3 10-7 |
Hingis/Bacsinszky
- Marcinkevica/Witthöft 6:2 6:3 |
Hingis/Bacsinszky
- Gjorcheska/Komardina 6:4 6:0 |
||
Golubic/Kr. Pliskova - Sadikovic/Bencic 6:1 6:4 |
Golubic/Kr. Pliskova - Savchuk/Olaru (3) 4:6 7:6 11-9 |
Niculescu/Hsieh
(2) - Golubic/Kr. Pliskova 6:2 6:4 |
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Savchuk/Olaru (3) - Hesse/Masarova (W) 3:6 6:1 10-6 |
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Kuncikova/Lister - Smith/Rae 6:3 6:4 |
Niculescu/Hsieh
(2) - Kuncikova/Lister 6:2 6:2 |
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Niculescu/Hsieh
(2) - In-Albon/Küng (W) 6:2 6:1 |