XXX Olympische Spiele 2012, London |
zurück zur Übersicht Last updated: 28.09.2013 |
Fussball | Damen | Gold: USA | Silber: Japan | Bronze: Kanada |
Das Goldmatch der Damen war das einzige Fussballspiel, dass für mich an den Olympischen Spielen als Wahl überhaupt in Frage kam. Denn der Herrenfussball bei Olympia ist bei mir völlig unten durch. Entweder sind die besten Fussballer der Welt mit dabei oder es gehört für mich nicht mehr ins das Olympische Programm. Nur noch die "Geher" der Leichtathletik stehen in meiner Gunst gleich tief wie der Herrenfussball. Auch Boxen sollte man bei den Herren anpassen. Es wären eine riesengrosse Sache, wenn beispielsweise ein Klitschko bei Olympia Boxen dürfte. Dennoch hat der Sport eine so grosse Tradition, dass er für mich auch als Amateursport bei den Olympischen Spielen eine Daseinsberechtigung hat. Die FIFA hat nicht das geringste Interesse daran, dass eine Veranstaltung wie das Olympische Herrenfussballturnier ihr Aushängeschild und ihre Geldmaschine - die Fussball-Weltmeisterschaft - auch nur im Geringsten konkurrenzieren darf. Es sind auch so hohe Saläre im Spiel, so dass die Klubs ihre Spieler nicht für fremde Einsätze freigeben wollen und sie dann womöglich ausgelaugt oder verletzt zum Klub zurückkommen. Deshalb wird das Turnier mit einer U23-Mannschaft und drei Verstärkungsspielern der Lächerlichkeit preisgegeben. Die Tatsache, dass ausser dem Gastgeber Grossbritannien im Herrenturnier keine weitere europäische Mannschaft die Gruppenphase überstand,s unterstreicht die Bedeutungslosigkeit der Veranstaltung in der Saisonplanung aller involvierten Parteien. Einzig mit dem Ausscheiden der Briten im Viertelfinale im Penaltyschiessen fand die Tradition der englischen Elfmeterdramen auch bei Olympia eine Fortsetzung. FIFA-Präsident Blatter wurde während der Medaillenzeremonie vom ganzen Stadion ausgebuht. Aber der Matchmensch aus dem Wallis scheint sich das ja gewohnt zu sein. Für ganz wenige Tage hatten die Olympischen Spiele einen
schweren Start zu überstehen: Die Qualität und der Unterhaltungswert des Goldmedaillenspiels der Damen war sehenswert. Mittlerweile hat die Weltspitze im Damenfussball eine sehr gute Substanz. Die Partie wirkte auf mich flüssiger als bei den Herren. Es wird weniger abgepfiffen, die Intensität und die Härte ist hoch und es wird weniger gejammert. Das ist vermutlich so, weil bei den Frauen weniger Geld im Spiel ist. Genau so wichtig wie das Match selbst war für mich die Gelegenheit, ein Spiel im Wembley Stadion erleben zu dürfen. Bei den Olympischen Spielen wird das Fussballturnier (leider) auf verschiedene Städte verteilt. Der Gedanke ist zwar nobel die Spiele mit dem Old Trafford in Manchester, dem St. James' Park in Newcastle und dem Millenium Stadium in Cardiff in das ganze Land hinauszutragen. Die Wirkung wird aber verfehlt, da der Olympische Geist mit jedem Kilometer ausserhalb von London schwindet. Im Mutterland des Fussballs war es die Veranstaltung, für die sich die Tickets am schlechtesten verkauft hatten. Klar ist die Zuschauerkapazität in den Stadien sehr gross. Aber trotzdem ist das ein alarmierendes Zeichen. Ich nutzte die Chance, um mir in einer zweiten Verkaufsphase noch Eintrittskarten für das Finale der Damen zu sichern. |
FACT SHEET |
Wembley Stadium
Das neue Wembley Stadium wurde 2007 eingeweiht. Wie
ich auch beim Olympiastadion
feststellte, wird der Fokus bei neuen Bauten sehr auf die Akustik gelegt. Die
Flaggen vor dem Stadion (Bild 3) repräsentierten den Gastgeber Grossbritannien,
die Finalistinnen des Damenturniers USA und Japan sowie diejenigen des
Herrenturniers mit Brasilien und dem späteren Goldmedaillengewinner Mexiko. In
der Wembley Arena (Bild 4) wurden das Olympische Badmintonturnier und dasjenige
der rhythmischen Sportgymnastik ausgetragen.
In England kennt ihn wohl jeder. Mir war er aber bisher kein Begriff. Sir Bobby
Moore (Bild 6) war der Captain der englischen Nationalmannschaft, die bei der
Weltmeisterschaft 1966 den Sieg im heimischen Wembley Stadium errang. Es blieb
der bislang einzige Grosserfolg für die Three Lions.
1. Halbzeit
Durch eine kleine Fehlplanung waren wir erst ab der
18. Minute im Stadion. Die USA führten bereits mit 1:0 durch das Tor von Carli
Lloyd.
Der Zugang zum Wembley Stadion war der einzige an diesen Olympischen Spielen,
bei dem mein Rucksack nicht gescannt wurde. Ich kann mir nicht erklären, warum
die Sicherheitsbestimmungen im Wembley Stadium geringer waren als an allen
anderen Veranstaltungsorten.
2. Halbzeit
Die Japanerinnen hatten 2011 nur wenige Monate nach
der Reaktorkatastrophe in Fukushima wieder Freude ins eigene Land gebracht, als
sie in Deutschland dank einem überraschenden Finalsieg über die USA zum ersten
Mal Weltmeisterinnen wurden. Im Olympiafinale kämpften sie in einem
interessanten Spiel aufopferungsvoll. Die USA waren aber die bessere und
abgeklärtere Mannschaft. In der 54. Spielminute bauten sie ihre Führung erneut
durch Lloyd auf
2:0 (Bilder 3-4) aus. Die Japanerinnen kamen in der 63. Minute durch Yuki
Ogimi zum Anschlusstreffer. Zu mehr reichte es nicht mehr. Die USA nahmen
erfolgreich Revanche für das verlorene WM-Finale vor Jahresfrist.
Abpfiff
Zum dritten Mal in Folge krönte sich das Team der
Vereinigten Staaten von Amerika zum Olympiasieger. Wenn man jemanden in den USA
oder in Kanada zu Fussball (bzw. Soccer) befragen würde, dann könnte man die
Antwort bekommen, dass dies ein Frauensport sei. Denn auch auf High School- und College-Ebene denke ich mir, dass Fussball bei den Mädchen
eine beliebtere Wahl ist als bei
den Jungs. Das Halbfinale zwischen den USA und den überraschenden Kanadierinnen
endete mit 4:3 nach Verlängerung und war das Match des Turniers. Die
unterlegenen Nordamerikanerinnen sicherten sich im kleinen Finale die
Bronzemedaille. Ein so gutes Resultat hatten die Kanadierinnen an den bisherigen
sechs Weltmeisterschaften und vorangegangenen vier Olympischen Spielen noch nie
erzielt.
Medaillenzeremonie
Ich fragte mich, ob Joseph Blatter bei der
Präsentation ausbuht werden würde. Ja, das wurde er. Und zwar lautstark von
einer überwältigenden Mehrheit inklusive mir selbst. Denn es gibt gleich zwei
Gründe ihn auszubuhen. Einerseits weil sich der 76-jährige mit allen möglichen
und unmöglichen Mitteln am Präsidentenamt der FIFA hält. Andererseits weil er
als Kopf der FIFA eine Institution repräsentiert, die nicht intransparenter und
reaktionärer sein könnte. In diesem Zusammenhang fallen auch immer wieder
Begriffe wie Geld- und Machtgier, Vetternwirtschaft oder Korruption. Auch einer
wie Sepp Blatter ist ein Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees und
zieht dort seine Fäden.
Medaillenzeremonie
Die Medaillenzeremonie ist sehr ehrenvoll und wirkt
durch den Song "Chariots of Fire" von Vangelis in der
London 2012-Version gar
majestätisch. Nun dauerte die Ehrung der Nationalteams aber beinahe eine halbe
Stunde, womit das "Chariots of Fire" in der Dauerschlaufe gespielt wurde und
dann mit der Zeit doch etwas an Wirkung verlor. Mir blieb es aber als Ohrwurm
mit diesem speziell guten Gefühl in Erinnerung und ich hätte es wohl auch noch
eine Stunde länger hören können.
Wembley Stadium
Den einzigen richtigen "Stau" während den
Olympischen Spielen erlebte ich am Ausgang des Wembley Stadium zur U-Bahn
Station Wembley Park. Nach kurzer Wartezeit machten wir uns per Fussmarsch auf
den Weg zur nächsten U-Bahn Station Wembley Central, um das Geschehen etwas zu umgehen.
Damen Vorrunde | |||||
Gruppe E | Gruppe G | Gruppe H | |||
Team | Punkte | Team | Punkte | Team | Punkte |
Grossbritannien | 9 | Schweden | 5 | USA | 9 |
Brasilien | 6 | Japan | 5 | Frankreich | 6 |
Neuseeland | 3 | Kanada | 4 | Nordkorea | 3 |
Kamerum | 0 | Südafrika | 1 | Kolumbien | 0 |
Damen K.O.-Runde | ||
Viertelfinal | Halbfinal | Medaillenspiele |
Kanada 2:0 Grossbritannien | USA 4:3 n.V. Kanada | Gold: USA 2:1 Japan |
USA 2:0 Neuseeland | ||
Frankreich 2:1 Schweden | Japan 2:1 Frankreich |
Bronze: Kanada 1:0 Frankreich |
Japan 2:0 Brasilien |