XXX Olympische Spiele 2012, London |
zurück zur Übersicht Last updated: 30.01.2023 |
Tischtennis | Damen Einzel | Gold: Xiaoxia Li CHN | Silber: Ning Ding CHN | Bronze: Tianwei Feng SIN |
Tischtennis | Damen Team | Gold: China | Silber: Japan | Bronze: Singapur |
Die beiden Medaillenspiele im Tischtennis der Damen wurden unverhofft zu meiner eindrücklichsten Veranstaltung an diesen Olympischen Spielen nach dem Marathon. Die Stimmung war unwirklich, da die Athletinnen für ihre Konzentration vor und während der Punkte Ruhe benötigen. Die absolute Stille wurde jedoch je länger je mehr durchbrochen und immer mehr Anfeuerungsrufe durchdrangen lautstark die Arena. Die Medaillenzeremonie war etwas ganz besonderes und ein schöner Abschluss meines ersten Olympiaaufenthalts. Das "Chariots of Fire" von Vangelis in der London 2012-Version begleitete diesen ehrenvollen Moment musikalisch. Aus asiatischer Sicht sind diese Spielerinnen Superstars und das war auch zu spüren. Die Mehrheit des Publikums waren Chinesen und diese sangen bei der Nationalhymne der Volksrepublik China natürlich alle voller Stolz mit. |
FACT SHEET |
West Silvertown - ExCeL Exhibition Centre
Mit etwas Recherche lässt sich herausfinden, dass
die thailändischen Fans (Bild 8) wohl auf dem Weg zum Gewichtheben der Herren
waren, wo der 19-jährige Chatuphum Chinnawong in der Kategorie bis 77kg die
Bronzemedaille letztendlich nur um ein einziges Kilogramm verpassen sollte. Die
chinesischen Fans (Bild 9) strömten ganz klar zum Tischtennis.
Tischtennis - ExCeL North Arena 1
Ihr kennt sicherlich den Spruch: "Jeder Fünfte ist
ein Chinese" und dann beginnt man zu zählen und zeigt mit dem Finger "1, 2, 3,
4, Chinese!" abzählend auf die Personen. Diese Einlage hätte man in der ExCeL
North Arena 1 problemlos wahrheitsgetreu nachstellen können.
Tianwei Feng SIN - Kasumi Ishikawa JPN 11:9 11:6 11:6 11:5
In der Vorrunde waren wohl ähnlich dem
Fechten gleichzeitig Spiele
auf mehreren Tischen ausgetragen worden. Im Tennistennis fand dies aber über
mehrere Tage statt. Für die beiden Medaillenspiele konzentrierte sich die ganze
Aufmerksamkeit auf den einen "Finaltisch". Ballkinder gibt es in dieser Sportart
keine. Die Athletinnen mussten ihren Spielball jeweils selber auflesen. Coaching
ist am Satzende erlaubt. Die Begegnungen wurden im Modus Best of 7 ausgetragen.
Im ersten Satz lag die Japanerin mit zwei Punkten vorne. Doch sie konnte diesen
Satz nicht gewinnen und war danach im weiteren Spielverlauf chancenlos gegen
Feng aus Singapur. Ishikawa warf den Ball beim Aufschlag extrem hoch auf (Bilder
4-5). Im Goldmedaillenmatch löste ein zu wenig hoher Ballwurf noch grosse
Kontroversen aus.
Xiaoxia Li CHN - Ning Ding CHN 11:8 14:12 8:11 11:6 11:4
Die beiden Chinesinnen wurden ihrer Favoritenrolle
gerecht und trafen sich im Goldmedaillenmatch. Die chinesischen Trainer nahmen
ihre Plätze am Spielfeldrand nicht ein und verzichteten auf ein Beraten der
Spielerinnen während der Satzwechsel. Aus Zuschauersicht war es ideal, dass die
Spielerinnen wie schon in der Partie zuvor unterschiedliche Farben trugen. Denn
der Frisur nach wären sie nicht so leicht zu unterscheiden gewesen... Ich mochte
speziell das Design des gelben Drachens auf dem roten Shirt von Li.
Im Gegensatz zum Weltmeisterschaftsfinal vom letzten Jahr hatte diesmal Li die
Oberhand. Ich war etwas irritiert, da Li den Ball beim Aufschlag immer etwas
nach hinten warf. Einen fehlerhaften Aufschlag beging aber Ding, weil sie den
Ball stets nur wenig hoch aufwarf und teilweise das Minimum von 16 Zentimeter verletzte.
So wurde sie bei 3:6 im vierten Satz zum zweiten Mal mit einem Fehlerpunkt
bestraft. Dann griff sie zum Handtuch um sich wieder zu sammeln. Nun gibt es im
Tischtennis aber anscheinend eine Regel, dass man nur nach einer gewissen Anzahl
von Punkten zum Handtuch greifen darf. Sechs sind es wohl. Na das wäre mal eine
gute Regel für das Tennis! Ding beging somit jedenfalls gleich nochmals einen
Regelverstoss und schon lag sie nach einem weiteren Fehlerpunkt mit 3:8 hinten.
Das war wohl ein echter Skandal und das Publikum stellte sich hinter Ding. Die "tschaa
joo Ding Ning"-Rufe halfen aber auch nichts mehr. Für mich waren die
Fehlerpunkte mehr ein Ausdruck dafür, dass Ding am heutigen Tag der Aufgabe
ohnehin nicht gewachsen gewesen wäre, denn Li war die bessere Spielerin in
diesem Goldmatch und gewann verdient.
Medaillenzeremonie
Die Spielerinnen und Spieler der Volksrepublik China blieben an
diesem Olympischen Tischtennisturnier ausnahmslos unbesiegt. Im Damen Einzel und
Herren Einzel durften nur je zwei Teilnehmer pro Land eingesetzt werden. China
sicherte sich in beiden Kategorien Gold und Silber. Im Teamwettbewerb kam sowohl
bei den Damen als auch bei den Herren weiteres Gold hinzu.
Das über sieben Hauptrunden gespielte Einzeltableau (mit der Qualifikationsrunde
wären es sogar acht Runden) war abgestuft. Die acht höchstgesetzten Spielerinnen
griffen erst in der dritten Runde - also der Runde der letzten 32 - ins
Turniergeschehen ein. Die vier
bestklassierten
Spielerinnen der Welt kommen alle aus China. Somit durften zwei der
besten vier Athletinnen der Welt gar nicht erst mitspielen. Somit ist Ding aus
chinesischer Sicht als Silbermedaillengewinnerin natürlich die erste Verliererin. Ihr
war die Enttäuschung deutlich anzusehen. Sie war wohl die niedergeschlagenste
Olympionikin die ich in London zu Gesicht bekam. Symbolisch zeigt das Bild 7 das
Ausmass ihrer Niederlage, als sie einen kurzen Blick auf die unerreichbare
Einzelgoldmedaille warf.
ExCeL Exhibition Centre - Pontoon Dock
Mit dem majestätischen Lied "Chariots of Fire"
von der Medaillenzeremonie im
Ohr, dass an der Eröffnungsfeier noch von Mr. Bean geprägt worden war, machte
ich mich auf den Weg zum nahegelegenen London City Airport. Nach den vielen
neuen Eindrücken - vor allem der letzten beiden Tage - war ich sogar froh, dass ich für
eine kurze Olympiapause von einer Woche nach Hause konnte. Zu Hause vor dem
Fernseher erlebte ich mit, wie die Stimmung am mittleren Wochenende in eine
wahre Euphorie umschlug. Die Briten vergoldeten ihre Träume mit Ennis, Farah und
Rutherford in der Leichtathletik, Murray in Wimbledon, dem Segler Ainslie sowie
beim Rudern und im Bahnradfahren. Die Schweiz jubelte über das Triathlongold
von Nicola Spirig nach einem wahren Kraftakt und dem Zieleinlauf à la Hitchcock.
London City Airport - Zürich
Die Swiss-Flüge nach Zürich am 1. August und
derjenige zurück nach London am 8. August waren nur zur Hälfte gefüllt. Wer
nicht wegen den Olympischen Spielen nach London flog, der liess es während
diesen zwei Wochen wohl ganz bleiben. Der Start ab dem Flughafen LCY über das
ExCeL Exhibition Centre, die North Greenwich Arena (O2 Arena) und den Olympic
Park (Bilder 1-3) hinweg gefiel mir unglaublich gut und rundete mein erstes
Olympiaabenteuer erfolgreich ab. Über Schweizer Boden waren anschliessend die vielen
Höhenfeuer und Feuerwerke zu beobachten und als wir am Flughafen in Zürich vom
Flugzeug in den Bus umstiegen roch es intensivst nach Feuerwerk. So erlebte ich
dieses Jahr den 1. August, der für die Schweizer Olympiadelegation mit dem
angeschlagenen Cancellara im Einzelzeitfahren, den Fechtern Heinzer und Kauter
sowie dem Fussballteam der Herren sehr ernüchternd verlaufen war.
Damen Einzel
Gold Medal Match:
Xiaoxia Li CHN - Ning Ding CHN
11:8 14:12 8:11 11:6 11:4
Bronze Medal Match: Tianwei Feng SIN - Kasumi Ishikawa JPN 11:9 11:6 11:6 11:5