Chennai Open 2013 |
zurück zur Übersicht Last updated: 09.06.2013 |
Chennai Open - Einzel |
Aircel Chennai Open
Die ATP stellt auf dieses Jahr hin Bilder der Spieler und neu auch
der Sehenswürdigkeiten des Austragungsortes zur Verfügung, was sehr gelungen ist
(Bild 1). In der Qualifikation sind die Werbestände meistens noch nicht
fertiggestellt, doch in Chennai war noch gar nichts bereit. Nicht einmal ein
Wasser gab es zu kaufen, obwohl einem die Flasche beim Eingang aus
Sicherheitsgründen abgenommen wurde. Es wurden auch keine freiwilligen
Ballkinder eingesetzt, sondern Männer dafür bezahlt. Kein Problem bei den tiefen
Lohnkosten. Das Pissoir (Bild 8) fand ich echt nett: Ein richtiges
Keramik-Pissoir, welches unten aber über eine Röhre wieder in den ursprünglichen
offenen Abfluss geleitet wird.
The Park Hotel
Im Spielerhotel einquartiert lag mein Zimmer (Bild 7) unmittelbar
neben der Players Lounge, wobei diese im Hotel kaum benutzt wurde. Während der
Neujahrsparty war ich vom achten Stock plötzlich in den neunten Stock
aufgestiegen, wo sich noch einige Spieler aufhielten. Dank dem europäischen
Aussehen wurde meine Zugehörigkeit nicht angezweifelt.
Den Start in die neue Tennissaison begehen die Tennisprofis meistens alle Jahre
am gleichen Ort. Es stehen Turniere in Doha (Katar), Chennai (Indien) und
Brisbane (Australien) zur Auswahl. In Doha waren überraschend wenig
Spielerfrauen mit dabei. Sie kennen die Turnierorte mittlerweile natürlich auch
und Janko Tipsarevics Frau kam zum Beispiel nicht nach Chennai mit weil es hier
"stinkt".
Einzel Hauptfeld | ||||
1. Runde | 2. Runde | Viertelfinal | Halbfinal | Final |
Somdev
Devvarman - Jan Hajek 6:3 6:3 |
Tomas
Berdych (1, W) - Somdev Devvarman 6:3 6:1 |
Roberto
Bautista-Agut - Tomas Berdych (1, W) 7:5 2:6 6:3 |
Roberto
Bautista-Agut - Benoit Paire (5) 3:6 6:1 6:4 |
Janko
Tipsarevic (2) - Roberto Bautista-Agut 3:6 6:1 6:3 |
Marin
Cilic (3) - bye . |
Marin
Cilic (3) - Sergiy Stakhovsky 4:6 6:3 6:2 |
Benoit
Paire (5) - Marin Cilic (3) 6:4 1:6 7:5 |
||
Robin
Haase (6) - Yuki Bhambri (W) 7:5 6:3 |
Aljaz
Bedene - Robin Haase (6) 7:5 6:3 |
Aljaz
Bedene - Stanislas Wawrinka (4) 6:2 7:6 |
Janko
Tipsarevic (2) - Aljaz Bedene 4:6 6:2 6:2 |
|
Cedrik-Marcel
Stebe (Q) - Igor Sijsling 6:4 6:4 |
Stanislas
Wawrinka (4) - Cedrik-Marcel Stebe (Q) 6:4 6:3 |
|||
Go
Soeda (8) - Evgeny Donskoy 6:1 6:2 |
Go
Soeda (8) - Prakash Amritraj (Q) 7:6 3:6 6:4 |
Janko
Tipsarevic (2) - Go Soeda (8) 6:2 6:4 |
||
Prakash
Amritraj (Q) - Guillaume Rufin 6:7 6:2 6:3 |
Robin Haase
(ATP 56)
-
Yuki Bhambri (ATP
217)
Beim ersten Match im Stadion stellte ich fest, dass die Lichtmasten nicht
ideal postiert sind (Bild 1) und wechselte meinen Platz eigenhändig in
Richtung Spielfeldmitte. Die grösste Tennishoffnung Indiens ist der 20-jährige Yuki Bhambri aus Neu-Delhi, der seinen zweiten Wohnsitz in Bradenton in Florida
hat. Bei Tennisspielern mit diesem Domizil erkennt man immer gleich, dass sie
bei der IMG Bollettieri Tennis
Academy trainieren. Der Linkshänder war im Jahr 2009 der weltbeste Junior
und gewann die Australian Open der Knaben. Er spielte jeweils eine starke
Kombination aus einem den Gegner unter Druck setzenden Vorhand longline und dem
anschliessendem Gewinnschlag mit der Vorhand cross. Ausserdem volliert er als
Inder fast schon traditionell stark.
Haase nutzte einen kleinen Trick, um das Spiel in seine Richtung zu lenken. Bei
einer 6:5-Führung im ersten Satz und bei 0:15 bei Aufschlag Bhambri verwickelte
er den Schiedsrichter in einen kurzen Wortwechsel und störte so den Rhythmus seines
Gegners. Prompt gelang ihm das Break zu Null. Auch beim Stand von 4:3 im zweiten
Satz holte sich der Niederländer ein Break zu Null. Diesmal aber ohne Störtrick.
Im Interview nach dem Match war der 25-jährige Niederländer in Plauderlaune. Er habe in
seiner Heimat trainert und draussen habe es Minusgrade gehabt. Er habe sich über
das Publikum gefreut, da sie auch ihn angefeuert haben. Mit dem Cricketschläger
(Bilder 8 und 9) machte er aber einen ganz schwachen Eindruck. Sechsmal in Folge
schlug er am Ball vorbei. Selbst als er ihn sich selbst vorgelegt hatte.
Danach spielte er den Ball kurzerhand mit dem Fuss (Bild 10) ins Publikum.
Prakash Amritraj
(ATP 551)
-
Guillaume Rufin (ATP
92)
Das mit dem Cricketschläger hatte Amritraj im Gegensatz zu Haase sehr gut
im Griff (Bilder 10 und 11). Somit kennen wir auch bereits den Sieger dieser
Partie, denn nur dieser darf die signierten Tennisbälle ins Publikum schlagen.
Für den 29-jährigen indischen Qualifikanten war es die erste Teilnahme an einem
ATP-Turnier seit er im letzten August nach einer zweijährigen Pause sein
Comeback in Angriff genommen hatte. In seinem Gebet (Bild 9) nach dem Sieg hatte er ein
Familienmitglied eingeschlossen wie er anschliessend erzählte.
Somdev Devvarman
(ATP 664)
-
Jan Hajek (ATP
106)
Das Jahr 2011 hatte Devvarman unter den Top 100 der Weltrangliste beendet.
Doch das erste Halbjahr 2012 verpasste er verletzungsbedingt. Neben Amritraj war
er der zweite Inder, der es im Hauptfeld der Einzelkonkurrenz in die zweite
Runde schaffte.
Doch mit der indischen Tennisherrlichkeit ist es nicht weit her. Beim indischen
Tennisverband AITA ist der Lack ab und das Vertrauen zwischen Verband und
Spielern ist zerrüttet. Angefangen mit der Zankerei um die Startplätze im
Olympia-Doppel im
letzten Jahr geht es nun um Entschädigungen für Davis Cup-Einsätze, Verbannung
von Spielern aus dem Team und Korruptionsvorwürfe gegen die Verbandsspitze. Mit
einem mehr als nur zweitklassigen Aufgebot bezog Indien im Davis Cup in der
Asien-Zone I fünf Wochen nach dem Turnier von Chennai gegen Südkorea eine
blamable Niederlage.
Cedrik-Marcel Stebe
(ATP 177)
-
Igor Sijsling (ATP
68)
Nach einem knapp einjährigen Aufenthalt in den ersten hundert Plätzen
der Weltrangliste musste sich Stebe im Herbst des letzten Jahres wieder aus
diesem elitären Zirkel verabschieden. Daher musste er in Chennai den Gang in die
Qualifikation antreten. Nach erfolgreich überstandener Qualifikation setzte sich
der 22-jährige Deutsche auch in der ersten Runde des Hauptfelds durch und
bezwang Sijsling. Der Holländer seinerseits feierte einen Monat nach Chennai an
den Australian Open an der Seite seines Landsmanns Haase ein
Überraschungserfolg, als er in der Doppelkonkurrenz bis ins Finale vorstiess.
Marin Cilic
(ATP 15),
Go Soeda (ATP
60)
Bereits zweimal hat Cilic das Turnier von Chennai in seiner Karriere
gewinnen können. Er siegte 2009 und 2010. Nur das Turnier in seiner
Heimat hat er mehr gewonnen. Er reüssierte in Zagreb ebenfalls 2009 und 2010
sowie fünf Wochen nach Chennai bei der Austragung des Turniers im Jahr 2013.
Einzel Qualifikation | ||
1. Runde | 2. Runde | Final |
Ruben
Bemelmans (1) - Alai Selvaraj (W) 6:1 6:0 |
Ruben
Bemelmans (1) - Vishnu Vardhan 6:4 4:6 6:1 |
Ruben
Bemelmans (1) - Filip Krajinovic 6:4 6:2 |
Vishnu
Vardhan - Sanam Singh 6:7 6:4 6:3 |
||
Philipp
Petzschner (2) - Martin Emmrich 6:2 7:6 |
Andre
Begemann - Philipp Petzschner (2) 3:6 6:4 4:2 ret. |
Cedrik-Marcel
Stebe (6) - Andre Begemann 6:4 7:5 |
Andre
Begemann - Alexander Kudryavtsev 7:6 3:6 6:1 |
||
Cedrik-Marcel
Stebe (6) - Mirza Basic 4:6 6:4 6:4 |
Cedrik-Marcel
Stebe (6) - Vijayant Malik 2:6 6:4 7:5 |
|
Prakash
Amritraj - Yuichi Sugita (3) 6:4 3:6 6:3 |
Prakash
Amritraj - Theodoros Angelinos 6:4 6:4 |
Prakash
Amritraj - James Ward (7) 5:7 6:4 6:4 |
James
Ward (7) - Pierre-Hugues Herbert 7:5 6:4 |
James
Ward (7) - Saketh Myneni 3:6 6:3 6:4 |
|
Kenny
De Schepper (4) - Arjun Kadhe 6:1 6:2 |
Kenny
De Schepper (4) - N.Sriram Balaji 6:4 3:6 6:1 |
Rajeev
Ram (5) - Kenny De Schepper (4) 7:6 4:6 6:1 |
N.Sriram
Balaji - Elwin Antony (W) 6:3 6:4 |
||
Rajeev
Ram (5) - Ramkumar Ramanathan 6:4 6:1 |
Rajeev
Ram (5) - Divij Sharan 6:0 3:6 6:1 |
Prakash Amritraj
(ATP 551)
-
James Ward (ATP
250)
Mit etwas irritierenden Beinschonern unterwegs trumpfte der in Kalifornien
geborene und wohnhafte Inder mit angriffigen Schlägen auf. Ward hingegen beging
viele Fehler. Im dritten Satz wurde der Brite wohl müde und begann mehr und mehr
herumzumeckern.
James Ward (ATP
250)
-
Pierre-Hugues
Herbert (ATP 257)
Das war eine zähe Angelegenheit für Ward gegen den 22-jährigen Franzosen,
der sich auf ATP-Stufe noch nie hat für das Hauptfeld qualifizieren können. Der
26-jährige Londoner hingegen stand 2011 immerhin bereits im Halbfinale des
ATP-Turniers im Queen's Club in seiner Heimatstadt. Doch seine Rückhand stellte
ein Handicap dar im Match gegen Herbert und daher versuchte er sich ab und zu in
Stoppbällen. Im zweiten Satz liess er beim Stand von 2:2 viele Breakchancen
ungenutzt. Als er später mit Breakvorsprung bei 5:4 das Match ausservieren
konnte, benötigte er einige Matchbälle bis der Sieg unter das und Fach war. Das
Ziel hiess wohl einfach irgendwie das zu Spiel gewinnen. Denn wegen dem Regen am
Vortag stand die zweite Qualifikationsrunde bereits später gleichentags auf dem
Programm.
Cedrik-Marcel Stebe
(ATP 177)
-
Andre Begemann (ATP
496)
Gegen Ende des zweiten Satzes wackelten beide Spieler im deutschen Duell.
Mit 0:30 lag Stebe bei 4:5 zurück. Doch er hielt sein Aufschlagspiel und
schaffte danach seinerseits das Break gegen Begemann. Stebe hat seine
Einzelkarriere mit 22 Jahren noch vor sich. Ein Rückfall von Bestposition 71 im
Februar 2012 bis auf den aktuellen Rang 177 ist für einen so jungen Spieler aber
ungewöhnlich. Mit 28 Jahren fokussiert sich Begemann hingegen auf seine
Doppelkarriere. Auch im Einzel rückte er nach jedem ersten Aufschlag konsequent
ans Netz vor. Im Doppel feierte er jüngst an der Seite seines Landsmanns Martin Emmrich seine grössten Erfolge. Im Oktober gewannen sie den Titel beim
ATP-Turnier in Wien und hier in Chennai spielten sie sich bis ins Finale vor.
Cedrik-Marcel Stebe
(ATP 177)
-
Vijayant Malik (ATP
541)
In den ersten zwei Qualifikationsrunden bekundete Stebe mit Satzverlusten
gegen klar schwächer klassierte Gegner einige Mühe.
Andre Begemann (ATP
496)
-
Philipp Petzschner (ATP
115)
Begemann konnte Petzschner in einen dritten Satz zwingen, nachdem dieser
zuvor am Tag bereits seinen Doppelpartner Emmrich ausgeschaltet hatte. Im
dritten Satz musste Petzschner dann aufgeben. Er hatte sich einen
Muskelfaserriss zugezogen, der ihn die Teilnahme an den Australian Open kostete.
Doch auch Begemann musste leiden. Später beim Abendessen scherzten die
Deutschen, dass auch Begemann nach dem Match noch Krämpfe bekommen habe. Ihr
Vorrat an Salz sei nun aufgebraucht.
Ruben Bemelmans
(ATP 111)
-
Vishnu Vardhan (ATP
345)
Wenn man eine Überraschung schaffen will, dann ist ein Start mit einem
verlorenen Aufschlagspiel im ersten Game der Partie natürlich alles andere als
hilfreich. In der Folge verlor Vardhan auch den ersten Satz gegen den
Linkshänder Bemelmans. Er kämpfte sich im zweiten Satz zwar zurück, unterlag dem
Belgier jedoch über die volle Distanz.
Rajeev Ram
(ATP 132)
-
Kenny De Schepper (ATP
119)
Der 193cm grosse Ram und der 203cm grosse De Schepper sind beides lange
Kerle und so ging der erste Satz am frühen Abend des New Year's Eve im Tie-Break
weg. Nach verlorenem erstem Satz und 1:3 im Hintertreffen startete De Schepper
einen guten Lauf, der ihm den zweiten Satz einbrachte. Dennoch unterlag der
Franzose mit niederländischen Wurzeln in drei Sätzen und hatte danach immerhin
Zeit, um sich an der Neujahrsparty (Bild 5 im roten Shirt) blicken zu lassen.
Ram beging einige Volleyfehler, obwohl er ab dieser Saison
mit dem derzeitigen Zwölften der Doppelweltrangliste -
Rohan Bopanna - ein Topteam bilden und auf Titeljagd gehen soll.
N.Sriram Balaji
(ATP 325)
-
Elwin Antony (ATP
1517)s
Dieses Qualifikationsmatch bot kein gutes Niveau. Insgesamt 17 Inder
starteten im 32-köpfigen Qualifikationsfeld, doch nur einer schaffte es bis
in die dritte Qualifikationsrunde. Denn Ausländer reisen fast ausschliesslich
nur nach Chennai, wenn sie die direkte Qualifikation für das Hauptfeld in der
Tasche haben. Dazu versuchen noch einige Doppelspieler ausnahmsweise ihr Glück
auch in der Qualifikation im Einzel. Zu Beginn der Saison nimmt man jede
Gelegenheit war, um etwas Spielpraxis und einige Dollars zu sammeln. Wobei ein
Matchgewinn in der Qualifikation nur 305 USD an Preisgeld gibt und das Erreichen
der dritten Qualifikationsrunde 635$. Eine Hauptfeldteilnahme bringt immerhin
3'945 USD an Preisgeld ein. Doch wenn ich mir das Preisniveau in Chennai und Indien
vor Augen halte, dann sind selbst diese wenigen hundert US-Dollars für einen
schwach rangierten indischen Tennisspieler, der sonst nie die Chance auf ein
ATP-Turnier hat, ein guter Zustupf.
Wie an den kräftigen Oberarmen Anthonys zu vermuten war, verfügt er über einen
starken Aufschlag. Ansonsten ist sein Spiel aber limitiert. Mich überraschte,
dass er als Inder ein Linkshänder ist. Denn beim Essen ist die linke Hand als "Dead
Hand" verpönt und man darf nur die rechte Hand verwenden.