Rabble-GrandSlam-Reise nach Paris 2006

zurück zur Übersicht         Last updated: 28.04.2008

alle Berichte aus der Rabble-Tennisdatenbank zu: Shahar Peer, Elena Dementieva, Martina Hingis, Marion Bartoli
Elena Dementieva - US Open 2005
Martina Hingis - Dubai 2006
Der Durchbruch dank Sandplatztennis - Shahar Peer

 

2. Runde:   Shahar Peer (31) - Tsvetana Pironkova   6:2 6:3
(Mehr Bilder zu dieser Partie gibt es im Bericht zu Tsvetana Pironkova.)

Dieses Match stand weit oben auf meiner Liste und ich wollte mir das Duell der beiden Talente gerne ansehen.

Die vor einem Monat 19-jährig gewordene Shahar Peer ist bereits dreifache Turniersiegerin (Pattaya City, Prag und Istanbul). Alle drei Siege errang sie in diesem Jahr. Die letzten beiden auf Sand im Mai während der Vorbereitung auf die French Open.

Die 18-jährige Tsvetana Pironkova mit dem Spitzname "Tsitsi" hatte beim ersten Grand Slam-Turnier des Jahres in Melbourne Venus Williams dank einem nervenstarken 9:7-Sieg dritten Satz eliminiert.

Man merkte beiden Spielerinnen an, dass es ein wichtiges Match für sie war. Dank den klaren Erstrundensiegen (Peer über Savchuk, Pironkova über Sanchez Lorenzo) stünde man mit einem weiteren Sieg bereits in der dritten Runde. Für Pironkova wäre dies eine Premiere. Peer gelang dies bereits im letzten Jahr in Paris und New York. Allerdings hatte die Israelin die beiden bisherigen Partien gegen Pironkova verloren.

Tsvetana Pironkova beeindruckt vor allem durch ihre unglaublich harten Schläge. Ich würde behaupten, dass die 18-jährige von der Schlaghärte her bereits mit jeder Spielerin auf der WTA-Tour mithalten kann. Auch beim Aufschlag erzielte Pironkova starke Werte. Mit dem schnellsten gemessen Aufschlag von 184 km/h belegte die 180cm grosse Bulgarin aus Plovdiv den 16. Rang aller in Spielerinnen in Roland Garros.

Bei Shahar Peer merkte man, dass ihr Tennis bereits weiter entwickelt ist als dasjenige von Pironkova. Die 170cm grosse Israelin servierte in dieser Partie mit 170 km/h ihren schnellsten Aufschlag des Turniers, was allerdings einiges unter dem Wert ihrer Kontrahentin liegt. Von der Schlaghärte her konnte sie beinahe mit Pironkova mithalten, spielte zusätzlich aber auch noch mit viel mehr Spin. Schlüssel zum Erfolg war, dass Peer weniger Fehler beging und ihre Möglichkeiten während der Ballwechsel besser erkennen und nutzen konnte.
Die Bulgarin hingegen kann zur Zeit einfach extrem harte Bälle schlagen. Alle weiteren Finessen und Variationen muss sie erst noch erlernen.

Beide Spielerinnen wirkten sehr verbissen. Dass beide jeweils bei ihren Schlägen stöhnten, trug zu diesem Eindruck bei. Man könnte die beiden regelrecht als "Kampfsauen" bezeichnen.

Das Spiel wurde unter relativ widrigen Umständen ausgetragen. Gegen Ende des Matches nahm der Regen mehr und mehr zu und es war auch empfindlich kalt. Beides birgt eine erhöhte Verletzungsgefahr in sich. Das Match durch eine Regenpause zu unterbrechen ist aber jeweils auch nicht das Gelbe vom Ei. Deshalb wurde, während die Partien auf den restlichen Plätzen bereits unterbrochen waren, diese Partie noch zu Ende gespielt (Bild 9).

 

 

3. Runde:   Shahar Peer (31) - Elena Dementieva (6)   6:4 7:5

Trotz zwei Turniersiegen hatte Shahar Peer noch nie eine Top 30-Spielerin bezwungen. Erst bei ihrem dritten Turniersieg in der letzten Woche in Istanbul gelangen ihr dank dem klaren Erfolg über Grönefeld und dem Finalsieg im Tie-Break des Entscheidungssatzes über Myskina erstmals Siege über Top 20-Spielerinnen.

Die 19-jährige aus Macabim wählte nach gewonnnem Münzwurf (wie man das gegen Dementieva tun sollte), zuerst zu returnieren. Allerdings fand die 24-jährige Russin gut ins Match und zog auf 4:1 davon. Die Finalistin der French Open 2004 schoss Peer mit ihrem druckvollen Spiel regelrecht weg.

Es ist schön zu sehen, wie eine relativ unerfahrene Spielerin wie Peer in einem Match erst etwas Angewöhnungszeit benötigt, um sich an das Niveau einer Top 10-Spielerin wie Dementieva heranzutasten. Die Junioren-Australian Open-Siegerin von 2004 fand nun ins Spiel und zog ihr starkes Sandplatztennis auf, was der Russin sichtlich Mühe bereitete. Der Israelin gelangen nun fünf Games in Folge zum 6:4 im ersten Satz.

Und wie so oft nahm die Moskowiterin nach verlorenem Satz eine lange Umkleidepause, um den Rhythmus ihrer Gegnerin zu brechen. Doch Peer hatte nun das Zepter in diesem Match übernommen und gewann nun sogar die Power-Rallies. Sie brachte ihr erstes Aufschlagspiel im zweiten Satz zum 1:0 durch.

Elena Dementieva nahm nun immer mehr Tempo aus dem Spiel und fand zurück ins Match. Bei 2:1 zu ihren Gunsten legte sie dann wieder zu und Peer hatte durch den Tempowechsel mittlerweile etwas abgebaut. Die Russin baute ihren Vorsprung auf 4:1 aus.

Trotz zwei Spielbällen für Dementieva bei 40:15 gelang Peer das wichtige Break zum 2:4. Es wurden Erinnerungen an den ersten Satz wach, als Peer ebenfalls beim Stande von 1:4 ihre Aufholjagd lanciert hatte. Ihr nächstes Servicegame brachte die 18-jährige zu Null durch. Und kurze Zeit später war auch das nächste Break zum 4:4-Ausgleich geschafft.

Auffällig im Spiel von Shahar Peer ist, wie viele Rückhandduelle sie eingeht. Rückhand crosscourt und im entscheidenden Moment einen Ball longline einstreuen. Das ist ein Spielzug, den man von der Israelin häufig zu sehen bekommt.

 

 

4. Runde:   Shahar Peer (31) - Martina Hingis (12)   3:6 6:2 3:6
(M
ehr Infos zu Martina Hingis gibt es im Bericht zu Kim Clijsters.)

Gleich wie gegen Dementieva benötigte Shahar Peer auch gegen Martina Hingis eine gewisse Aklimatisierungszeit. Es ist schon bemerkenswert, nach einem verlorenen ersten Satz den nächsten gleich mit 6:2 zu gewinnen. Der dann folgende Unterbruch nach dem zweiten Satz wegen Dunkelheit kam sicherlich der Schweizerin zu Gute.

Am nächsten Tag entschied also ein verbleibender Satz über Sieg oder Niederlage. Der Start in diesen Satz verlief dank zwei Breaks ausgeglichen. Shahar Peer überzeugte wie bereits in den Partien zuvor dank ihrer niedrigen Quote an unerzwungenen Fehlern.

Doch auch Martina Hingis bekam ihre Anzahl Fehler in den Griff und baute ihre Führung auf 5:1 aus. Da half der schnellen Peer auch ihre gute Defensive nicht mehr weiter. Denn ein komplettes Spiel, über diese Repertoire verfügt natürlich auch Martina Hingis.

Shahar Peer zeigte ihr Kämpferherz und konnte nochmals auf 3:5 verkürzen. Doch die fünffache Grand Slam-Siegerin Hingis spielte den Sieg in dieser sehr guten Partie nach Hause.

 

Damen Doppel 3. Runde:   Marion Bartoli/Shahar Peer - Daniela Hantuchova/Ai Sugiyama (5)   6:1 6:7 2:6
(Mehr Infos und Bilder zu dieser Partie gibt es im Bericht zu Hantuchova/Sugiyama.)

Kurze Zeit nach dem nachgeholten letzten Satz gegen Martina Hingis ging es für Shahar Peer gleich mit einer Doppelpartie weiter. Zwar hatte sie die Partie im Einzel zuvor verloren, aber dank der besten Grand Slam-Karriereleistung bisher war sie auch im Doppel noch top motiviert und strotzte vor Selbstvertrauen.

Ich war regelrecht geschockt, als ich Marion Bartoli sah. Was ist denn da passiert? Das sind also mindestens zehn Kilogramm zu viel auf der Waage. Im Einzel war sie in der zweiten Runde an Jelena Jankovic gescheitert. Im Doppel ist es eher verkraftbar, wenn man nicht so fit ist. Denn die Französin zeigte am Netz eine starke Leistung. Allerdings musste sie ihre Aufschlagspiele oft abgeben.

Shahar Peer war zu Beginn die klar beste Spielerin auf dem Platz. Hantuchova/Sugiyama, die Gewinnerinnen von Birmingham 2005, Doha 2006 und Rom vor Wochenfrist, wurden im ersten Satz völlig überrollt.

Die knappe Entscheidung im zweiten Satz war wegweisend für den Erfolg des höher eingestuften Doppels. Hantuchova/Sugiyama unterlagen in Paris erst im Finale an Raymond/Stosur.

 

Marion Bartoli, Shahar Peer Shahar Peer, Marion Bartoli

 

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