Rabble-GrandSlam-Reise nach Melbourne 2005 |
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Nathalie Dechy - Die Überraschung des Damenturniers |
Die 25-jähirge Französin war die positive Überraschung bei den Damen. Bislang hatte Dechy in 36 Grand Slam-Turnieren (das sind umgerechnet 9 Jahre) als bestes Ergebnis lediglich drei mal die 4. Runde erreicht. In Melbourne stiess sie bis in die Runde der letzten Vier vor und stand ganz nahe vor dem sensationellen Finaleinzug. Sven Groenefeld, Ihrem neuer Trainer seit September 2004, darf man wohl auch einen Anteil an diesem Erfolg zuschreiben.
4. Runde: Nathalie Dechy (19) -
Anastasia Myskina (3) 6:4 6:2
(Mehr Infos
und Bilder zu dieser Partie gibt es im Bericht zu Anastasia
Myskina.)
Es war wohl das schlechteste Spiel, dass ich je
gesehen habe. Einfach grauenhaft. Und das lag vor allem an Anastasia Myskina.
Die
hatte einen rabenschwarzen Tag eingezogen, an dem einfach nicht zusammen passte.
45 unerzwungene Fehler in 18 Games bei der
amtierenden French Open-Championesse. Dem gegenüber stehen lediglich 15 Winner
(wovon 4 Asse).
Allerdings war auch die Leistung von Nathalie Dechy nicht gerade überragend. Sie trat zwar konstant auf, aber auch bei ihr waren es nur 13 Winner gegenüber 25 unforced Errors. Aber es ist schwer, in einem so fehlerhaften Spiel zu brillieren. Da kann sich kein schönes Spiel entwickeln.
Unfassbar, dass während des ganzen Matches nie das Gefühl in mir aufkam, Myskina könnte das Ding noch drehen und nach harzigem Spiel doch noch als Siegerin vom Platz gehen. Dechy tat das einzig Richtige. Sie liess sich nicht beirren und spielte solide weiter. Der Coup gelang, sie warf die Weltranglistendritte aus dem Turnier.
Bild 1 und 2: Das Match Dechy-Myskina war als zweites in der Rod Laver Arena angesetzt. Vor Beginn der Spiele des achten Tages hatte die Französin auch noch die Möglichkeit gehabt, sich dort einzuspielen.
Viertelfinale: Nathalie Dechy
(19) - Patty Schnyder (12) 5:7 6:1 7:5
(Mehr Infos und Bilder zu dieser Partie gibt es im
Bericht zu Patty
Schnyder.)
Es eine riesige Sauerei, was die Organisatoren
sich hier geleistet haben. Als einziges der Viertelfinalspiele der Männer und
Damen wurde Dechy-Schnyder nicht in der Rod Laver Arena ausgetragen. Statt
dessen gab es dort am Australia Day Doppel mit australischer Beteiligung zu
sehen. Skandalös. Hätte die Partie Dementieva-Myskina geheissen, wäre diese
niemals in die Margaret Court Arena angesetzt worden. Für uns als Schweizer
Fans war es gut. So konnten wir uns auf den unnummerierten Plätzen formieren.
Allerdings fand zeitgleich der Knaller Davenport-Molik in der Rod Laver Arena
statt. Zuerst war ich dort, liess das hochklassige Match dann aber nach drei
Games wegen meiner Schweizer Seele sauen und ging auf den Aussenplatz raus.
Es war eine regelrechte Hitzeschlacht. 59
Minuten dauerte alleine der erste Satz, in dem Schnyder die besseren Karten
besass. Keine einzige Breakchance für Dechy, hingegen 9 an der Zahl für die
Bottmingerin. Allerdings verfloss Chance um Chance, obwohl Schnyder als Linkshänderin
auf der wichtigen Vorteilsseite eher Vorteile hat. Immerhin, die neunte Chance
nutzte sie. Mit 7:5 konnte sie einen Tie-Break gerade noch so verhindern.
Der zweite Satz ist ein Satz zum Abhaken aus Schweizer Sicht. Nathalie Dechy zog
sofort davon und baute ihren Vorsprung aus. Einige beeindruckende Zahlen der
Französin im zweiten Satz: 9 Winner, 4 unerzwungene Fehler, 14 von 15 (93%)
erste Aufschläge im Feld, 3 von 4 Breakchancen genutzt. Patty Schnyder hingegen
besass in diesem Satz keine einzige Breakmöglichkeit. Nach dem Satzausgleich
folgte die 10-minütige Hitzepause vor Beginn des entscheidenden Satzes, die die
WTA den Akteurinnen zugestand.
Die beiden Spielerinnen litten in der Hitze. Schaut Euch einmal den
Gesichtsausdruck der auf Guadeloupe geborenen 25-jährigen Französin auf Bild 1
an. Im dritten Satz sahen wir wieder das gleiche Bild wie im ersten. Schnyder
konnte Chance um Chance nicht verwerten. Da halfen auch alle Anfeuerungsrufe wie
"mach' sie fertig!" oder "chum jetzt, zuepacke!" nichts. Nur
1 von 6 Breakchancen genutzt. Ein Break, dass könnte ja eventuell reichen. Aber
nicht, wenn die Gegnerin so kaltblütig agiert wie Dechy an diesem Tag. 2 von 3
Breakchancen nutzte die Französin. Nach 68 Minuten war der dritte Satz
entschieden.
Mit dem Halbfinaleinzug als Belohnung ging um sehr viel in diesem Match. Nathalie Dechy hat sich den Sieg nicht gestohlen. Obwohl Patty Schnyder höher gesetzt war und viel mehr Breakchancen besass. Denn Dechy zeigte sich abgeklärter an diesem Tag. Während sich die Schweizerin von der Nervosität Chance um Chance rauben liess, hielt die Französin kämpferisch dagegen und schlug in den richtigen Momenten zu.
Halbfinale: Nathalie Dechy (19) - Lindsay Davenport (1) 6:2 6:7 4:6
Dechy's Leistung gegen Myskina war gut. Die
gegen Schnyder war stark. Aber die gegen Lindsay Davenport war exzellent. Ich
sass bereits im Flugzeug nach Hause, als sich die Französin den ersten Satz
gegen die Weltranglistenerste in nur 24 Minuten schnappte. Es fehlten ihre zwei
winzige Pünktchen zum Finaleinzug. Aber die US-Amerikanerin setzte sich im
Tie-Break des zweiten Satzes durch und blieb auch im dritten knapp oben auf.
Den Ausschlag gaben wie im Match gegen Schnyder die verwerteten Breakchancen.
Diesmal endete es aber zu Ungunsten Dechy's. Nur 6 von 15 (40%) Breakchancen
verwandelt im Gegensatz zu 5 von 8 (63%) bei Davenport. Speziell im
vorentscheidenden zweiten Satz setzte sich die Erfahrung der 28-jährigen
Australian Open-Siegerin des Jahres 2000 durch. Dechy benötigte 2 von 8 (25%), Davenport
nur 2 von 3 (66%), um ihre Breaks zu realisieren.