Rabble-GrandSlam-Reise nach Melbourne 2005 |
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Lindsay Davenport - Das baldige Ende einer erfolgreichen Karriere |
Lindsay Davenport ist kein Glamour-Girl. Eher unbeachtet vom Medieninteresse fährt sie ihre Siege ein. Aber sie hält bei der aktuell sehr starken Konkurrenz die Position auf dem Tennisthron. Dies vor allem dank konstanter Erfolge. Auch die Amerikanerin kann ein Lied von Verletzungen singen. In ihren 12 Jahren als Tennisprofi wurde sie immer wieder durch Verletzungen handicapiert. Es kommt öfters vor, dass im Verlaufe eines Turniers eine Partie verletzungsbedingt aufgeben muss. Trotzdem steht sie zur Zeit ganz oben in der Weltrangliste.
Im Verlauf ihrer Karriere hat sie sich aber trotz
des von den Medien aufgedrückten Stempels "zu langweilig" zur
Sympathieträgerin gemausert. Mit dem nahe bevorstehenden Ende ihrer aktiven
Laufbahn merkt man erst, dass Lindsay Davenport trotz allem ein Farbklecks auf
der WTA-Tour war und immer noch ist. Ein ruhender Pol über die Jahre hinweg bei
all den vielen Wechseln an der Weltspitze.
Bei der Ansetzung der Partien merkt man
aber immer noch die fehlenden "Reisserqualitäten" von Davenport beim
Publikum: 2x wurden ihre Spiele in der Vodafone Arena angesetzt. Die zweite
Runde gegen Pastikova sogar nur in der Margaret Court Arena!
Zu grösserer Popularität hätten ihr wohl mehr Major-Titel verholfen. Sie hat "nur" 3 Grand Slam-Titel vorzuweisen. Die US Open 1998, Wimbledon 1999 und die Australian Open 2000. Dazu stand sie inklusive Melbourne 2005 drei weitere Male im Final. Im Halbfinal eines Grand Slam-Turniers war für sie sage und schreibe 11x Endstation. Da wäre wohl mehr drin gelegen über die Jahre hinweg. Viele wünschen ihr zum Abschluss ihrer Karriere noch einmal einen ganz grossen Titelgewinn. Ich auch.
3. Runde: Lindsay Davenport (1)
- Nicole Vaidisova 6:2 6:4
(Mehr Infos zu dieser Partie gibt es im Bericht zu
Nicole
Vaidisova.)
Eine interessante Begegnung stand gegen die 15-jährige Newcomerin Nicole Vaidisova an. Von der Spielanlage her agieren die beiden Spielerinnen ähnlich. Die 13 Jahre jüngere Tschechin könnte in naher Zukunft in die Fussstapfen von Lindsay Davenport treten.
Die Erfahrung der Weltranglistenersten machte die Partie aber zu einer relativ klaren Sache. Sie behielt im Aufeinandertreffen der beiden starken Aufschlägerinnen klar die Oberhand. Die US-Amerikanerin servierte 8 Asse (bei 2 Doppelfehlern), Vaidisova mit 3 Assen (und 4 Doppelfehler) weniger als in den Partien zuvor.
Damen Einzel Viertelfinale:
Lindsay Davenport (1) - Alicia Molik (10) 4:6 6:4 7:9
(Mehr Infos und Bilder zu dieser
Partie gibt es im Bericht zu Kuznetsova/Molik.)
Nach dem 2:1 für Lindsay Davenport im ersten Satz verliess ich das Stadion, weil in der Margaret Court Arena Patty Schnyder zeitgleich in ihrem Viertelfinale anzutreten hatte. Beides waren regelrechte Thriller, die mehr als zweieinhalb Stunden andauerten. Aber da musste ich mich entscheiden.
Das Spiel zwischen Lindsay Davenport und Alicia Molik fand seinen Höhepunkt im entscheidenden dritten Satz. Zuvor gab es jeweils mehr unerzwungene Fehler als Gewinnschläge. Im dritten Satz aber spricht alleine schon die Statistik für ein hochklassiges Match. Bei den Winnern lag Davenport mit 25 zu 23 vorne. Demgegenüber standen bei ihr nur 15 unforced Errors. 13 waren es bei Molik. Bei den Assen, welche in den Winnern bereits eingerechnet sind, schlug Molik im dritten Satz mit 9 eines mehr als die US-Amerikanerin. Das glücklichere Ende, vielleicht aufgrund der grösseren Erfahrung, behielt die Weltranglistenerste für sich. 5 von 9 (56%) Breakchancen verwertet. Die Australierin hingegen benötigte für ihre 4 Breaks insgesamt 15 Chancen (27%).
Halbfinale: Lindsay Davenport (1) - Nathalie Dechy (19) 2:6 7:6 6:4
Ich sass bereits im Flugzeug nach Hause, als
sich die Französin den ersten Satz gegen die Weltranglistenerste in nur 24
Minuten schnappte. Es fehlten ihre zwei winzige Pünktchen zum Finaleinzug. Aber
die US-Amerikanerin setzte sich im Tie-Break des zweiten Satzes durch und blieb
auch im dritten knapp oben auf.
Wiederum zeigte sich Lindsay Davenport kaltblütig beim Ausnutzen ihrer
Breakchancen. Sie verwandelte 5 von 8 (63%) Breakchancen. Dechy hingegen konnte
nur 6 von 15 (40%) nutzen. Speziell im
vorentscheidenden zweiten Satz setzte sich die Erfahrung der 28-jährigen
Australian Open-Siegerin des Jahres 2000 durch. Davenport benötigte nur 2 von 3
(66%), Dechy 2 von 8 (25%), um ihre Breaks zu realisieren.
Finale: Lindsay Davenport (1) - Serena Williams (7) 6:2 3:6 0:6
Es herrscht eine ungewohnte Ausgeglichenheit und Breite an der absoluten Spitze des Damentennis. Ob Serena Williams, Lindsay Davenport oder Maria Sharapova, alle drei hätten den Sieg in Melbourne erreichen können und auch verdient gehabt. Letztendlich war es klar, dass die neue Titelhalterin der Australian Open auch das nötigte Quäntchen Glück auf ihrer Seite haben musste. Davenport (gegen Molik und Dechy) sowie Williams (gegen Sharapova) hatten dieses Glück bereits schon im Turnierverlauf in Anspruch nehmen müssen.
Das
Finale sah ich zu Hause im Fernsehen. Es teilte sich in drei Phasen auf:
Phase 1: Gleich zu Beginn zog sich Williams bei einer unglücklichen Bewegung
eine leichte Verletzung an den Rippen zu. Sie konnte sich nicht richtig bewegen
und hatte Probleme beim Aufschlag. Davenport zog auf 4:0 weg, ehe Serena
erstmals ihren Aufschlag durchbringen konnte. Davenport spielte in dieser Phase
klug und suchte mit guten Angriffsbällen den Weg ans Netz. Die richtige Taktik,
denn in den Grundlinienduellen ist Williams stärker. Bei 4:1 nahm Serena
Williams dann eine Verletzungspause. Danach fand sie etwas besser ins Spiel. Es
gab keine Breaks mehr. Lindsay Davenport gewann den ersten Satz mit sicher 6:2.
Phase 2: Es erinnerte mich extrem an das Halbfinale gegen Williams-Sharapova. Serena Williams mit dem Rücken zur Wand, liess sich einfach nicht unterkriegen. Sie begann den zweiten Satz mit eigenem Service und schaffte es irgendwie, diesen zu halten. Bis zum 3:3 hatte Lindsay Davenport in drei Aufschlagspielen von Serena insgesamt 6 Breakchancen, die sie nicht nutzen bzw. die Williams zu Nichte machen konnte.
Phase 3: Der Killerinstinkt von Serena Williams schlug zu. Bei 4:3 kam trotz 40:0-Fuehrung von Davenport ihre erste Breakchance im zweiten Satz und sie packte gleich zu. 6:3 ging der zweite Satz an die Gewinnerin von 2003 und sie war zurück im Match. Mehr als das. Williams pushte nun weiter und ging einfach durch. Sie gewann die letzten 9 Games in Folge und somit den entscheidenden Satz mit 6:0.
Damen Doppel Finale: Davenport/Morariu
(15) - Kuznetsova/Molik (6) 3:6 4:6
(Mehr Infos zu dieser
Partie gibt es im Bericht zu Kuznetsova/Molik.)
Ein weiterer Leistungsausweis für die
28-jährige aus Kalifornien war die Finalqualifikation im Doppel zusammen mit
Corina Morariu. Diese litt vor drei Jahren an Leukämie und stand damals dem Tod
näher als einem Grand Slam-Finale... Eine grossartige Geschichte, dass Morariu
wieder Tennis auf höchstem Niveau bestreiten kann.
Kuznetsova/Molik waren im Finale aber zu stark für die beiden. Es war das 10.
Doppel-Finale bei einem Grand Slam-Turnier für Lindsay Davenport. Nur zwei
davon konnte sie gewinnen. Nämlich die US Open 1997 sowie Wimbledon 1999.