Zurich Open 2005

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alle Berichte aus der Rabble-Tennisdatenbank zu: Ágnes Szávay, Daniela Hantuchová, Ai Sugiyama, Lindsay Davenport, Patty Schnyder

15.-20. / 22.-23. Oktober 2005

Acht von neun möglichen Tagen an den Zurich Open im neuen Hallenstadion zu verbringen, das war dann auch für mich absoluter neuer Rekord. Und zum ersten Mal habe ich bei einem Turnier ein Finale mit der anschliessenden Siegerehrung miterlebt. In der Qualifikation und zu Beginn der Woche konnte man sich im Stadion aussuchen, wo man sitzen wollte. Ab Mitte der Woche musste man dann öfters auf seine eigentlichen Plätze zurückweichen. Aber oft nur für die Hauptmatches, davor und danach war man wieder hautnah am Geschehen dran. Ansonsten hätte ich mir nie so viel Tennis angesehen. Das waren dann meine Tennistage 22 bis 29 in diesem Jahr. Wohlgemerkt nur diese als Zuschauer!

 

Ágnes Szávay HUN

Was wusste ich vor den Zurich Open von Ágnes Szávay? - Dass sie mit Timea Bacsinszky befreundet ist und die Schweizerin im Halbfinale der diesjährigen Australian Open klar besiegte. Dass sie bei den Juniorinnen an den Australian Open im Einzel und Doppel je im Finale stand. Dass die 16-jährige die Junioren-Grand Slam-Titel der French Open im Einzel und Doppel sowie im Doppel in Wimbledon (beide Male mit Victoria Azarenka) gewann. Dass sie sich im Juli bei einem kleinen WTA-Turnier der Kategorie Tier IV in Modena auf Sand als Qualifikantin unter anderem dank einem Sieg über Francesca Schiavone, die Nummer 23 der Weltrangliste, bis ins Halbfinale gespielt hatte.
Ich hätte die Rückhand cross als Szávays stärksten Schlag eingestuft. Die 171cm grosse Ungarin gibt ihrerseits den Aufschlag als ihren besten Schlag an, womit sie durchaus auch recht haben könnte. ;-)
Szávay wurde am 28. Dezember 1988 geboren und belegt Rang 190 in der Weltrangliste.
Normalerweise sind 16-jährige deshalb in der Lage, bei den Profis mithalten zu können, weil sie noch etwas "Babyspeck" auf den Rippen haben. Dieser muss dann früher oder später noch wegtrainiert werden. Bei Ágnes Szavay hingegen ist mir speziell aufgefallen, dass dies nicht der Fall ist. Bauch und Beine sind bei ihr extrem durchtrainiert.

Damen Einzel Qualifikation 1. Runde:   Ágnes Szávay - Julia Schruff   6:2 3:6 7:6
Vom Spiel gegen Julia Schruff habe ich gerade noch die letzten zwei Games sowie den entscheidenden Tie-Break gesehen. Die 23-jährige Deutsche hatte immerhin in der dritten Runde der US Open gestanden. Der knappe Sieg für Szávay gegen die 84. der Weltrangliste bedeutet somit einen schönen Erfolg. Das war erst das dritte Mal in ihrer Karriere, dass sie eine Spielerin aus den Top 100 besiegen konnte.

Damen Einzel Qualifikation 2. Runde:   Ágnes Szávay - Anabel Medina Garrigues   4:6 6:2 6:2
Im ersten Satz konnte die 16-jährige gut mithalten gegen die 30. des WTA-Rankings. Doch in den entscheidenden Momenten setzte sich die Klasse der in der Qualifikation an Nummer 3 gesetzten Spanierin durch.
Auch zum Beginn des zweiten Satzes schien es für mich (leider) eine typische Partie mit einem gewissen Klassenunterschied zwischen den Spielerinnen zu sein. Im vierten und fünften Game setzte Ágnes Szávay alles daran, in Führung zu gehen. Medina Garrigues liess die Zügel etwas lockerer, hatte aber eigentlich alles im Griff. Die 23-jährige Spanierin könnte die Juniorin anfangs des Satzes ihr Pulver verschiessen lassen und dann ihrerseits auf die entscheidende Phase hin den Sack zu machen, so meine Annahme.
Doch es kam alles völlig anders als erwartet!? Medina Garrigues ärgerte sich über ihre gestiegene Fehlerquote und fand nicht mehr ins Spiel hinein. Szávay hingegen spielte ihr gutes Tennis herunter und drehte das Match zum zweitgrössten Sieg in ihrer Karriere auf der WTA-Tour. Die beiden Bilder links in der Collage auf Bild 1 zeigen diesen Sieg.

Damen Einzel Qualifikation 3. Runde:   Ágnes Szávay - Roberta Vinci   3:6 4:6
Ich hatte Roberta Vinci unter anderem bereits beim klaren Sieg in der zweiten Runde über (die einmal mehr unmotiviert auf dem Platz herumschleichende) Klara Koukalova beobachtet.
Roberta Vinci zeigt sich spielerisch sehr versiert. Nach ihrem starken Aufschlag rückt die 22-jährige Italienerin ab und an auch schon mal ans Netz vor. Auf ihrer Rückhand spielt sie grundsätzlich Slice und streut gelegentlich auch Stoppbälle ein.
Vor allem die unterschnittene Rückhand der Nummer 47 des WTA-Rankings bereitete Ágnes Szávay grosse Probleme. Darauf fand sie mit ihrer Rückhand keine Antwort, konnte den nötigen Druck nicht aufbauen und beging zu viele Fehler. Das Bild 2 stammt aus dieser Partie. Dank den beiden Siegen in der Qualifikation gegen weit höher eingestufte Gegnerinnen kletterte die 16-jährige aus Budapest in der Weltrangliste aber immerhin von Platz 190 auf 166.

Damen Doppel Qualifikationsspiel:   Wöhr/Szávay - Rosolska/Jans   6:7 6:3 6:0
Die in der Doppelweltrangliste an Position 142 geführte Szávay spielte erstmals mit der auf Rang 93 platzierten Jasmin Wöhr zusammen. Auf Grund ihrer Klassierungen mussten die beiden ein Qualifikationsspiel gegen die beiden Polinnen Alicja Rosolska und Klaudia Jans bestreiten.
Es war ein hart umkämpftes Match, in dem die deutsch-ungarische Kombination im zweiten Satz das Zepter übernehmen konnte. Diese Partie ist auf den beiden Bildern rechts auf der Collage in Bild 1 zu sehen.
Aufgefallen ist mir bei der 19-jährigen Rosolska, dass sie mit Sandplatzschuhen zur Partie angetreten ist. Diese waren nämlich nicht mehr schneeweiss, sondern sandrot. Aber als Nummer 101 der Doppelweltrangliste mit einem Jahrespreisgeld von bisher knapp 20'000$ geht das schon in Ordnung so. Glücklicherweise fanden Rosolska/Jans als Lucky Looser doch noch Aufnahme ins Haupttableau. Dort scheiterten sie in der ersten Runde allerdings an Asagoe/Srebotnik.
Ágnes Szavays Stärken zahlen sich auch im Doppel aus. Einerseits kann sie mit ihrem Service den Grundstein für den Punktgewinn legen. Andererseits spielt sie beim Return auf der linken Seite und kann somit ihren Rückhand-Cross voll zur Geltung bringen.

Damen Doppel 1. Runde:   Wöhr/Szávay - Vanc/Birnerova   7:6 5:7 7:5
Gegen die in der Weltrangliste auf den Positionen 49 und 64 klassierten Vanc und Birnerova gingen Wöhr/Szávay als Aussenseiterinnen in die Partie. Sie begannen mit einer Taktik, die ich ihnen auch geraten hätte. Die beiden spielten nämlich grundsätzlich auf die 21-jährige Tschechin Birnerova. Diese hatte bei den US Open, als ich Vanc/Birnerova zu letzt hatte spielen sehen, die klar schwächere Partie gespielt als ihre 32-jährige rumänische Partnerin. Doch am Netz blieb Birnerova bei den (zu) offensichtlichen Attacken auf sie weitgehend unfehlbar.
Wöhr/Szávay änderten ihre Taktik deshalb im Verlauf des Matches. Und plötzlich kamen die Fehler bei Eva Birnerova doch noch. Vor allem von der Grundlinie aus patzerte sie. Man braucht also gar nicht direkt auf sie zu spielen, die Fehler kommen von alleine. Etwas Positives muss ich aber doch noch zu ihr erwähnen: In der Qualifikation im Einzel leistete Eva Birnerova gegen Ai Sugiyama überraschend starke Gegenwehr und stand sogar nahe vor dem Gewinn des zweiten Satzes.
Während es in der Qualifikationsrunde Jasmin Wöhr war, der zu Beginn Fehler unterliefen, war es in diesem Match Ágnes Szávay, die eine schwache Partie zeigte. Selbst bei eigenem Aufschlag, wo die Doppelspezialistin Wöhr vorne am Netz jeweils abräumen könnte, bekundete die 16-jährige Ungarin grosse Mühe. Bei ihren Grundlinienschlägen liess sie sich von der Gegnerin am Netz zu oft erwischen und auch in ihren Volleys war sie oft unsicher.

Damen Doppel Viertelfinale:   Wöhr/Szávay - Raymond/Stosur (1)   2:6 6:7
Das Spiel gegen die aktuellen US Open-Siegerinnen habe ich nicht live miterlebt. Doch gegen eine 49-fache Turniersiegerin im Doppel wie Lisa Raymond einen Tie-Break zu erreichen, kann sicherlich als eine achtbare Leistung eingestuft werden.
In der Doppelweltrangliste machten Jasmin Wöhr und Ágnes Szávay dank den Leistungen dieser Woche einige Plätze gut. Von Platz 93 auf 79 ging es für die 25-jährige Deutsche, Szávay stieg von Rang 142 auf 110.

 

Daniela Hantuchová SVK & Ai Sugiyama JPN

Damen Doppel 1. Runde:   Hantuchová/Sugiyama - Kuznetsova/Molik (4)   6:0 7:6
Ich traute meinen Augen kaum im ersten Satz: Jeder Schlag ein Winner! Jedes Mal, wenn ich Daniela spielen sehe, spielt sie noch stärker! Daniela und Ai zeigten eine sehr starke Teamleistung, was die beiden speziell stark machte.
Dieses 6:0 im ersten Satz war eine wunderbare Revanche für Daniela gegen Kuznetsova/Molik. Zusammen mit Martina Navratilova war sie nämlich im Viertelfinale der Australian Open in diesem Januar von den späteren Siegerinnen glatt abgefertigt worden. Aber die Zeiten ändern sich.
Doch man muss festhalten, dass Kuznetsova/Molik nicht auf ihrem besten Niveau spielen. Die 20-jährige Russin fiel innerhalb eines Jahres von Position 4 auf 14 im WTA-Ranking. Bei Alicia Molik sieht es noch viel schlimmer aus: Nach Rang 8 Ende Februar 2005 konnte sie fast keine Spiele mehr bestreiten. Nach diesem Doppel musste sie tags darauf im Spiel der ersten Runde im Einzel gegen Jelena Jankovic aufgeben. Im Vorjahr hatte sie mit dem Titelgewinn in Zürich ihren grössten Erfolg errungen. Die Punkte fallen nun alle aus der Wertung und die Australierin belegt nach Zürich nur noch Platz 23 in der Weltrangliste. Doch noch viel Schlimmer: Alicia Molik wird dieses Jahr und das ganze Jahr 2006 nicht mehr im Profitennis zu sehen sein. Der Grund dafür ist ihre Infektion am Innenohr, die sie schon das halbe Jahr über lahm gelegt hat. Diese muss nun endgültig auskuriert werden. Taktisch gesehen, wenn man in dieser einer Situation überhaupt noch von Taktik reden kann, ist die Bekanntgabe der Verletzungspause sehr geschickt. Somit erhält sich Alicia Molik ein "protected ranking" auf Rang 13 der Weltrangliste. Hätte sie die Pause erst nach dieser Woche genommen, wären ihre Punkte vom Vorjahressieg in Zürich aus der 52-Wochen-Wertung gefallen und sie hätte in der Weltrangliste zusätzlich zehn Ränge eingebüsst. Aber fertig mit taktischen Spielchen: Hoffentlich sehen wir die 24-jährige Bronzemedaillengewinnerin von Athen bald wieder auf der Tennisbühne.
Im zweiten Satz wurde es ein engeres Match. Hantuchová/Sugiyama verpassten es zu Beginn des Satzes, die Vorentscheidung herbeizuführen. Kuznetsova/Molik hatten nun besser ins Spiel gefunden. Doch Daniela und Ai hielten dagegen und brachten sämtliche ihrer Aufschlagspiele durch. Wenn sie das Tie-Break verlieren, dann könnte sie das durchaus auch das Match kosten. Doch glücklicherweise gewannen die beiden die Partie dank dem 7:3 im Tie-Break des zweiten Satzes. Die ersten beiden Bildern ist das siegreiche Duo Hantuchová/Sugiyama zu sehen.

Damen Einzel 1. Runde:   Daniela Hantuchová - Ai Sugiyama (Q)   1:6 7:5 6:4
Ein ganz brisantes Duell wartete bereits in der ersten Runde auf Daniela. Gegen ihre Doppelpartnerin lag sie im Head-to-Head 1:4 zurück und hatte im letzten Vergleich anfangs August in San Diego auf Hardcourt eine bittere Dreisatzniederlage gegen die 30-jährige Japanerin einstecken müssen.
Entsprechend gehemmt ging die 22-jährige in die Partie. Ein Indiz dafür ist jeweils ihre schlechte Beinarbeit. Sie überlegt dann zu viel und geht nicht richtig in die Bälle hinein. Der erste Satz war einer zum Vergessen für die Slowakin.
Erfreulich hingegen waren unsere Sitzplätze. Erste Reihe hinter der Grundlinie und acht Plätze links, rechts und über uns keine weiteren Zuschauern. Da kann man schon ein bisschen Partei ergreifen. ;-)
Im ersten Game des zweiten Satzes half Ai enorm mit, dass sich Daniela überhaupt in der Partie halten konnte. Es stand 30:40 bei Service Sugiyama. Die Japanierin servierte, Daniela brachte den Ball gerade so über das Netz zurück. Hantuchová blieb unmotiviert in ihrer Ecke stehen und Sugiyama hätte den Ball nur noch auf die linke Seite versenken müssen. Doch sie hämmerte den Ball knapp ins linke Seitenaus. Das erste Break zur 1:0-Führung für Daniela war überraschand geschafft beziehungsweise geschenkt.
Doch es war weiterhin nicht das Spiel der in Monte Carlo wohnhaften Slowakin. Sie hatte ihren Aufschlag in der Folge abgeben müssen und kassierte bei 3:4 nochmals ein Break zum 3:5. Was Daniela zu Gute kam, war nun, dass Ai versuchte, Druck zu machen. Sugiyama wollte die entscheidenden Punkte erzielen, um das Match zu beenden. Spielt ihre Gegnerin aber mit mehr Druck, kommt das Danielas Spiel zu Gute. Die Slowakin stand sowieso mit dem Rücken zur Wand und hatte nun nicht mehr viel zu verlieren. Hantuchová gelang das Re-Break zum 4:5 und ich feuerte sie mit einem "Turn that match!" an. Dank vier Spielgewinnen in Folge spielte sich die 22-jährige vom 3:5 zum 7:5 und schaffte den Satzausgleich.
Im dritten Satz hielten beide Spielerinnen ihrer Aufschlagspiele, wobei diese immer umkämpfter wurden. Aber bei Daniela war die Handbremse nun gelöst und sie bewegte sich viel besser, wodurch ihre Fehlerquote sank. Ausserdem suchte sie nun des öfteren den Weg ans Netz, was meiner Meinung nach ein Schlüssel zum Erfolg ist. Bei 4:4 gelang Daniela das entscheidende Break und sie konnte zum Matchgewinn servieren.
Dort aber musste sie nochmals einen Breakpoint Sugiyamas abwehren, ehe sie ihren vierten Matchball nutzen konnte. Bei einem ihrer Matchbälle verlor sie die Fassung, als ein Ball Sugiyamas, den Daniela im Aus gesehen hatte, gut gegeben wurde. Zwei oder drei Ballwechsel später noch warf sie der Linienrichterin böse Worte auf slowakisch an den Kopf und sagte einen Ballwechsel später zu ihr auf englisch "How can't you see that!?". Doch um die Linienrichterin in Schutz zu nehmen: Ich sass genau auf der Verlängerung der Linie und der Ball war 100% auf der Linie und somit richtig entschieden. Im gesamten Match kritisierte Daniela etwa sieben Entscheidungen, wobei meiner Ansicht nach höchstens zwei wirklich fraglich waren. Das tut sie öfters in einem knappen Match. Dann wünscht und hofft sie sich Entscheidungen der Schieds- und Linienrichter zu ihren Gunsten herbei...
Zu den von mir so geliebten Stoppbällen: Diese wiederspiegeln das gesamte Match. Im ersten Satz waren ihre Stoppbälle katastrophal. Im zweiten Satz spielte Daniela in riskanten Situationen Stoppbälle. Sie spielte diese eher als Verzweiflungsschläge, weil sie nicht mehr weiter wusste. Doch die Bälle sassen und trugen zur erfolgreichen Wende des Matches bei. Im dritten Satz waren die Stoppbälle dann fantastisch. Genau so wünsche ich mir das.
Das war mal wieder ein 1A-Daniela-Match: Da muss man durch die Hölle gehen um am Schluss doch noch das Happy End erleben zu dürfen.

Damen Einzel 2. Runde:   Daniela Hantuchová - Lindsay Davenport (1)   6:3 5:7 2:6
Wenn Daniela in dieser Saison etwas fehlt, dann ist es ein Sieg gegen eine Spielerin aus den Top 5 der Weltrangliste sowie ein Turniersieg im Einzel. Das wäre der endgültige Durchbruch zurück an die Weltspitze. Die Augen richteten sich auf das Hauptmatch am Donnerstagabend, bei dem Lindsay Davenport dank einem Sieg die Spitzenposition im WTA-Ranking von Maria Sharapova zurückerobern würde. In den bisherigen Begegnungen lag Daniela mit 0:5 gegen die 29-jährige US-Amerikanerin zurück. In den letzten zwei Monaten unterlag sie in hochklassigen Partien im Viertelfinale von New Haven sowie im Halbfinale von Filderstadt jeweils in zwei Sätzen gegen die Kalifornierin.
Es war ein traumhafter Beginn, in dem Daniela das Break zum 3:1 realisieren konnte. Ungläubig verfolgte ich das Spielgeschehen und liess mich weiterhin überraschen. Daniela schaffte es, sämtliche Aufschlagspiele zu gewinnen und den ersten Satz auszuservieren.
Im zweiten Satz folgte wiederum das frühe Break für Daniela zum 2:1. Wie im ersten Satz brachte sie ihre Aufschlagspiele durch und konnte bei 5:4 zum Matchgewinn servieren, nachdem Davenport zuvor bei eigenem Aufschlag verkürzt hatte. Im zweiten Satz spielte sie unglaublich stark weiter und zeigte mit fantastischen Stoppbällen sogar Spielwitz, wenn nicht gar Dominanz.
Bei 40:15 waren da nun zwei Matchbälle für die Slowakin, als die bittere Niederlage begann. Davenport konnte die beiden Matchbälle abwehren und hatte nun ihrerseits einen Breakball. Und was tut Daniela? - Sie serviert einen Doppelfehler... Das brach ihr das Genick. Pro Satz unterlief Ihr jeweils nur ein einziger Doppelfehler. Aber dieser im zweiten Satz passierte in einem hammerharten Moment. Noch zu Beginn des dritten Satzes machte sie zwischen einem Ballwechsel in Gedanken an diesen dummen Doppelfehler eine Aufschlagbewegung in Richtung ihres Coaches Nigel Sears.
Im nächsten Game gab es bei 5:5 30:40 nochmals die Breakchance für Daniela, welche sie aber nicht nutzen konnten. Dann noch das nächste umkämpfte Servicegame von Daniela und Lindsay Davenport hatte dank dem erneuten Break mit 7:5 den Satzausgleich geschafft.
Nun war etwas Fingerspitzengefühl gefragt in der ziemlich aussichtslosen Situation zu Beginn des dritten Satzes. Davenport legte zum 1:0 vor und Hantuchová war immer noch sauer und frustriert und gab zum 0:2 ab. Das war legitim, doch die Phase des Wundenleckens musste nun vorbei sein, wenn Daniela nochmals ins Spiel hätte zurück finden sollen. Ich schrie also nochmals von meinem Platz weit oben in der 20. Reihe einige Anfeuerungsrufe auf den Platz herunter. Auch Daniela hatte wohl erkannt, dass hier die letzte Chance ist, bevor der Zug endgültig abfährt. Die 19. der Weltrangliste konnte zum 1:2 breaken und danach bei eigenem Aufschlag zum 2:2 ausgleichen. Doch gegen Lindsay Davenport war nun einfach kein Kraut mehr gewachsen. Mit dem Momentum auf ihrer Seite machte die neue Nummer 1 der Welt alles klar. Daniela Hantuchová war gegen Ende mental und körperlich müde und kassierte eine ganz bittere Niederlage.

Damen Doppel Viertelfinale:   Hantuchová/Sugiyama - Dementieva/Pennetta   4:6 6:2 6:4
Freitag war der einzige Tag, an dem ich nicht im Hallenstadion zugegen war.

Damen Einzel Halbfinale:   Hantuchová/Sugiyama - Raymond/Stosur (1)   7:6 6:3
Im Doppel gab es die Crème de la Crème zu sehen, was leider nicht viele Zuschauer interessierte. Raymond/Stosur zum Beispiel sind die aktuellen US Open-Champions. Hinzu kommen bei Lisa Raymond vier weitere Grand Slam-Titel im Damen Doppel. Insgesamt hat die 32-jährige aus Pennsylvania 49 Turniersiege errungen und steht auf Position 3 der Doppelweltrangliste. Einen Rang dahinter und mit 6 Turniersiegen steht ihre 21-jährige australische Doppelpartnerin. Auch Daniela Hantuchová steht als 14. der Doppelweltrangliste bei insgesamt 6 Turniersiegen im Doppel. Einen gewann sie in diesem Jahr in Birmingham zusammen mit Ai Sugiyama, einen zweiten vor zwei Wochen in Filderstadt an der Seite von Anastasia Myskina. Ai Sugiyama, 17. der Doppelweltrangliste, ist 31-fache Turniersiegerin im Damen Doppel, darunter dreifache Grand Slam-Siegerin.
Zu Beginn war das Spiel noch nicht so richtig lanciert, aber Hantuchová/Sugiyama gelang der bessere Start. Dank zwei Breaks zogen sie auf 5:2 davon. Danach kamen Raymond/Stosur besser ins Spiel und verkürzten auf 5:4. Nach der Niederlage gegen Davenport im Einzel, als Daniela im zweiten Satz das 5:4 nicht ausservieren konnte, kam nun ein immens wichtiges Spiel. Denn die 22-jährige Slowakin war nun an der Reihe mit Aufschlagen. Es war ein enttäuschendes Aufschlagspiel Hantuchovás inklusive eines Doppelfehlers. Kurz darauf musste Ai Sugiyama beim Stand von 5:6 unbedingt ihren Service durchbringen. Nun begann auch die Japanerin Doppelfehler zu schlagen!? Ich glaube es war das einzige Mal in der gesamten Partie, dass ihr Doppelfehler unterliefen... Glücklicherweise kämpften Hantuchová/Sugiyama weiterhin und erreichten doch noch den Tie-Break. Dort wehrten sie zwei Satzbälle ab, ehe sie sich mit 8:6 durchsetzen konnten.
Während dieses Doppels wurde ich zum Ai Sugiyama-Fan! Was die 163cm grosse Japanerin heute an Reaktion und Schnelligkeit zeigte war absolute weltklasse. Mit jeder anderen Doppelpartnerin als Ai Sugiyama hätte Daniela Hantuchová dieses Match heute verloren. Auch Samantha Stosur spielte eine starke Partie. Lisa Raymond hingegen unterliefen einige unnötige Fehler.
Zum Ende des zweiten Satzes war da aber nochmals die Gelegenheit für Daniela Hantuchová, sich selbst zu rehabilitieren, als sie bei 5:3 zum Matchgewinn aufschlagen durfte/musste. Da gab es einen Breakball abzuwehren, was Ai Sugiyama übernahm. Je länger das umkämpfte Aufschlagspiel dann aber dauerte, desto mehr erste Aufschläge der 22-jährigen Slowakin waren im Feld. Diese bildeten die Grundlage, um das Match beenden zu können.
Einen positiven Punkt zu Daniela gibt es zu erwähnen: Ich bin beeindruckt von den Spezialbällen wie den Lobs oder den Stoppbällen, welche ein gewisses Händchen erfordern. Im Doppel zeigt sie jeweils fantastische Lobbälle. Leider zählt im Tennis jeder Punkt gleich viel, egal wie schön er erspielt wurde. Aber das ist dann doch schon etwas fürs Auge und demoralisiert auch ein wenig die Gegnerinnen. Die beiden oberen Bilder in der Collage auf Bild 3 stammen vom Einspielen aus dieser Partie.

Damen Einzel Finale:   Hantuchová/Sugiyama - Black/Stubbs (2)   7:6 6:7 3:6
Im Finale wartete die Nummer 1 der Doppelweltrangliste, Cara Black. Die 26-jährige aus Simbabwe ist die jüngere Schwester der Doppelspezialisten Byron und Wayne Black. Sie gewann bislang 25 WTA-Turniere, darunter zweimal den Grand Slam-Titel in Wimbledon. Ich war vor allem beeindruckt davon, wie sehr sie die Bälle in ihren Volleys einwickelt, so dass diese auf der anderen Seite kaum mehr aufspringen. Auch die tiefen Halbvolleys cross spielte sie fantastisch.
An ihrer Seite spielte die Nummer 5 der Doppelweltrangliste, Rennae Stubbs. Die 34-jährige Australierin gewann in ihrer Karriere bislang 50 Turniere, darunter vier Grand Slam-Turniere. Stubbs hat eher einen unkonventionellen Stil, ihre Volleys zu schlagen. Sie ist sehr reaktionsschnell und wenn ich das so sagen kann, etwas brachial. Die 178cm grosse Australierin errinnerte mich auch durch ihr Outfit eher an eine Basketball- als eine Tennisspielerin.
Der Spielverlauf war beinahe eine Kopie desjenigen des Halbfinals. Hantuchová/Sugiyama lagen 5:3, dann 5:4 vorne, als Daniela den Satz mit ihrem Aufschlagspiel hätte zu machen sollen. Und schon wieder schaffte sie es nicht!? Da lag nach der Davenport-Niederlage nun wohl wirklich einiges im Argen bei der Slowakin... Bis zum 5:4 im ersten Satz spielte Daniela viel besser als gestern. Danach brachen mit dem Aufschlagsverlust aber wieder alle Dämme. Immerhin gab es heute keine Doppelfehler zu verzeichnen.
Bei 5:5 waren Breakchancen gegen Cara Black da, welche aber nicht genutzt werden konnten. Bei 5:6 gab es wiederum ein umkämpftes Servicegame von Sugiyama, welches gehalten werden konnte. Und im Tie-Break erwischten Daniela und Ai wiederum einen schwachen Start und lagen dieses Mal sogar mit 1:4 und 3:6 hinten. Trotzdem drehten sie die Kurzentscheidung noch um und gewann den ersten Satz mit 8:6 im Tie-Break, dem selben Resultat wie tags zuvor.
Es gibt Gründe, warum Daniela und Ai gerade in diesem Match Probleme hatten, die entscheidenden Punkte zu erzielen. Sie spielen eine defensive Taktik, wo die Aufschlägerin meistens auf der Grundlinie bleibt. Black/Stubbs hingegen suchen immer den Weg ans Netz und haben dort auch einige taktische Varianten bezüglich ihrer Aufstellung zu bieten. Sobald es knapp wird, ist die offensivere Taktik oft die Bessere. Da kann die Spielerin am Netz schon mal in den Return der Gegnerin hineingehen und diesen abfangen. Demgegenüber hat es die Spielerin an der Grundlinie schwerer, einen direkten Punktgewinn zu erzielen.
Auch im zweiten Satz ging es so weiter wie bereits im Halbfinale gegen Raymond/Stosur. Wiederum stand es 5:3, als Daniela Hantuchová zum Matchgewinn zu servieren hatte. Doch entgegen dem Vortag konnte sie ihr hartumkämpftes Servicegame dieses Mal nicht durchbringen. Ich möchte ja eigentlich gar nicht mehr erwähnen, dass sie seit der Davenport-Niederlage eine Aufschlagschwäche in den entscheidenden Phasen an den Tag legte...
Aber es stand ja immer noch 5:4 für Hantuchová/Sugiyama. Nach 30:0 bei Aufschlag von Rennae Stubbs erspielten sich Daniela und Ai doch noch zwei Matchbälle in diesem Game. Die beiden Punkte, welche zu den Matchbällen führten, sind auf den Bilder 4 und 5 zu sehen. Auf dem unteren Bild in der Collage auf Bild 3 sieht man Daniela und Ai übrigens beim Aufwärmen wenige Stunden vor diesem Match. Doch wie sich erahnen lässt, findet sich auf den Bildern nirgends ein Siegesjubel von Hantuchová/Sugiyama... Black/Stubbs konnten ausgeleichen und daraufhin ging es in den Tie-Break. Immerhin hatten Daniela und Ai in dieser Woche sämtliche drei Tie-Breaks gewonnen, die sie spielen mussten. Doch diesmal setzen sich ihre Gegnerinnen mit 7:4 durch.
Im dritten Satz nahm das Unheil so seinen Lauf und deshalb können Hantuchová/Sugiyama auf den Bildern 6 und 7 nur die Glückwünsche für den zweiten Rang entgegen nehmen. Zwei knüppeldicke Niederlagen innerhalb von drei Tagen für Daniela Hantuchová, das tut weh.
Nach dem Gewinn des Mixed-Doppels an den US Open sagte die 22-jährige Slowakin, dass sie sich nun auf ihre Einzelkarriere konzentrieren möchte. Dank oder eben wegen ihrer starken Doppelpartnerin Ai Sugiyama steht sie aber auch im Doppel oft auf dem Platz. Im Einzel erzielte Daniela in diesem Jahr 35 Siege bei 24 Niederlagen, im Doppel kommen 35 Siege bei 16 Niederlagen hinzu. Das bringt einerseits Selbstvertrauen, ist andererseits aber auch eine Mehrbelastung. Für das nächste Jahr gilt es, den Turnierplan gut abzuwägen. Das Team mit Ai Sugiyama sollte sie aber beibehalten, das tut ihr gut. Nur hat eine 30-jährige vermutlich leicht andere Prioritäten als eine 22-jährige im Bezug auf die Karriereplanung.
Trotz der beiden Niederlagen dieser Woche, gilt es Daniela doch Stärken in entscheidenden Situationen zu attestieren. So hat sie in diesem Jahr im Einzel beispielsweise 12 von 19 Dreisatzmatches zu ihren Gunsten entschieden. Allerdings ist ihre Tie-Break-Bilanz mit 5 zu 7 negativ.

 

Damen Einzel Finale:   Lindsay Davenport (1) - Patty Schnyder (6)   7:6 6:3

Im Finale waren auf einmal alle zu Tennisfans geworden und bejubelten frenetisch jeden Punktgewinn oder -verlust. Am Donnerstagabend wurde von einer Zuschauerin noch dumm angemacht, weil ich Daniela Hantuchová auch bei Fehlern von Lindsay Davenport unterstützt hatte. Wäre diese Zuschauerin am Sonntag zum Finale gekommen, sie hätte ihr blaues Wunder erlebt... Aber das ist ja auch okay so, wir sind hier ja nicht beim Schach!

Lindsay Davenport stand in den Partien gegen Daniela Hantuchová und Francesca Schiavone zweimal nahe an einer Niederlage. Das Halbfinale sowie das Finale gegen Anastasia Myskina und Patty Schnyder konnte sie dann in zwei Sätzen entscheiden. Bei ihrer sechsten Teilnahme in Zürich stand die 29-jährige zum sechsten Mal im Finale und gewann ihren vierten Titel. Die beiden Finalniederlagen kassierte sie gegen Martina Hingis und Patty Schnyder. Dank dieses Turniersieges hat Lindsay Davenport die Führung im WTA-Ranking sowie im WTA-Race übernommen.

Patty Schnyder zeigte auch im Finale eine starke Leistung. Hätte sie bei 6:5 im ersten Satz einen der drei Satzbälle bei Aufschlag Davenport nutzen können, wäre vielleicht sogar der zweite Turniersieg in Zürich nach 2002 drin gelegen. Sie hatte mit Dulko, Maleeva, Pennetta und Ivanovic zwar eine sehr gute Auslosung sowie Turnierglück, doch ihre Finalteilnahme ist sicherlich verdient. Vor allem ist beeindruckend, wie hart die 26-jährige mittlerweile die Bälle schlagen kann, trotzdem sie so viel Spin in diese hineinlegt. Auch ihr Aufschlag ist eine starke Waffe geworden. Diese beiden Faktoren verhelfen der Schweizerin zu mehr direkten Punkten, welche ein Grund für ihre Rückkehr in die Top 10 der Weltrangliste sind.

 

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