Georgien 2021 |
zurück zur Übersicht Last updated: 17.05.2021 |
Stepanzminda - Gudauri - Tianeti - Mzcheta - Tbilisi 480km, 9.75h, 4. April 2021 |
So weit nördlich wie möglich
Gestern Abend im Hotel hatten wir erzählt, dass wir an die Grenze wollten aber wieder
umgedreht hätten. Der Vermieter rief gleich wieder einen russischen Gast zum
besseren Übersetzen (auf Englisch) und beide erklärten uns, dass man noch viel
weiter
fahren könne als wir es getan hatten. Wir würden dann schon merken, wenn wir da wären und es sei keine Gefahr
zu weit zu fahren. Ich wollte es mit den Grenzbeamten nicht gerade
herausfordern. Im Dorf Dariali hinter dem Tunnel gäbe es aber auch noch ein schönes
Kloster.
So starteten wir nochmals einen neuen Versuch. Neben dem Larsi Tunnel gab es eine
Umfahrungsstrasse. Wir versuchten es auf dieser, aber nach wenigen hundert
Metern war kein Durchkommen mehr. Durch den Tunnel wollten wir es nicht
versuchen, da die Barriere davor zu war. Wir hätten uns sicherlich durchfragen
können. Aber wir traten den Rückweg nach Tiflis an.
Jvari Pass
Der Tunnel auf Bild x scheint kein Tunnel durch den Dschwari Pass zu werden. Da
wird allenfalls etwas abgebaut. Roland las im
Vorbeifahren etwas von Nuclear. Und wir sahen eine chinesische Flagge.
Das Skigebiet von Gudauri reicht bis auf die nördliche Seite des Dschiwari
Passes wie wir aufgrund der Gondeln sahen.
Gudauri
Gudauri war früher eine Poststation an der georgischen Heerstrasse. In den
Tourismus investiert hatten hier um das Jahr 1990 Österreicher und Schweden. Der
Ort mit den Hotelanlagen wird New Gudauri genannt. Im Internet kann man sich ein
aufregendes Video von einem Unfall 2018 mit einem Doppelmayr-Sessellift Baujahr
2007 ansehen, als der Horror-Sessellift in voller Fahrt rückwärts fuhr und die
Passagiere herauskatapultierte beziehungsweise diese vor der Talstation
abspringen mussten. Das schockierende Video lässt sich vergnügter ansehen, wenn
man weiss dass dabei glücklicherweise niemand ernsthaft verletzt wurde.
Chinti - Tianeti - Nationalpark Tbilisi
Kurzfristig plante ich noch eine Streckenänderung. Anstatt über die gleiche
Strasse wir vor zwei Tagen von Gudauri nach Mzcheta zu fahren, bogen wir nach
der Hälfte der Strecke in Tschinti nach Osten ab. Über einen kleinen Pass kamen wir nach Tianeti. Am
nächsten Morgen am Flughafen sahen wir im sehr grossen Weinladen in der ersten
Ecke der Verkaufsfläche mehrere Regale mit Weinen aus Tianetien. Nur noch etwa
fünfzig Kilometer weiter auf dieser Strasse nach Osten und wir wären in
Telawi angekommen.
Bei Tianeti fuhren wir in Richtung Süden und so durch den dicht bewaldeten
Nationalpark Tbilisi bis nach Mzcheta. Wir kamen auf den Strassen bis Tianeti
und durch den Nationalpark überraschend schnell und sicher voran.
Mzcheta
Wir kehrten zuvor aber nochmals im Restaurant Kera in Mzcheta ein, in dem wir am dritten Tag
gewesen waren. Es war der einzige Ort, an dem georgisches Essen modern
zubereitet und variiert wurde, was man den Preisen auf der Menükarte auch
anmerkte mit der Erfahrung einer Reise durch das ganze Land. Aber Konzept und Lage und
Preisniveau sind stimmig.
Die Parkplätze in ganz Georgien inklusive Tiflis waren übrigens immer kostenlos.
In ganz Georgien? - Nein. In Mzcheta jeweils nicht.
Tbilisi
Als ich ausgestiegen bin für Bild 2, lagen leider zwei wohl erst vor ganz kurzem
verhungerte schwarze Hundewelpen, die sich gegenseitig noch umarmten...
Die Fahrt zu den Chroniken von Georgien war eine Kombination aus Anweisungen
und Karte gemäss Navigationssystem sowie dem Fahren auf Sicht. Denn das
Monument thront auf einem Hügel nordöstlich von Tiflis. Einmal erblickt, wird
man früher oder später einen Weg hinauf finden.
The Chronicle of Georgia
Dieses Monument sieht sehr sowjetisch aus, hat als Thema aber nur die Geschichte
Georgiens und damit auch einen christlichen Hintergrund. Das Baujahr des Monuments
zeigt, dass im Jahr 1985 wohl bereits etwas mehr an Individualität und
Eigenständigkeit ausgedrückt werden durfte. Im unteren Bereich des Monuments ist
die Geschichte Jesus Christus' abgebildet und im oberen Bereich diejenige von KönigInnen und Helden.
The Chronicle of Georgia
Es gibt drei Sehenswürdigkeiten auf dem Hügel. Neben dem Monument auch der
künstliche See mit dem unpoetischen Namen "Tbilisi Reservoir" sowie die Aussicht
auf den nordöstlichsten Stadtteil Tiflis' mit den Mikro-Distrikten Zghvisubani,
Mukhiani und Gldani, die ich als Trabantenstädte (eventuell Satellitenstädte)
bezeichnen würde. Mit etwas Weitblick erkannte man blossem Augen sogar das Dschiwari Kloster
oberhalb von Mzcheta in der Ferne. Auf den Bildern meiner Kompaktkamera ist das
allerdings nur zu erahnen wenn man dem Flussverlauf auf den Bildern 3 und 5
folgt bis dorthin wo die ersten Hügel zusammenkommen.
Sameba Kathedrale
Ausgehend von den Chroniken von Georgien gelangten wir auf einem neuen Weg
entlang des Tbilisi Reservoirs von Osten her nach Tiflis und konnten uns schnell
an der Sameba Kathedrale
orientieren.
Tiflis
Zurück in Tiflis trafen wir auf eine wohl bewilligte und mehr oder weniger mit
den Corona-Schutzmassnahmen konforme Veranstaltung. Es handelte sich um keine
Demonstration, sondern der DJ und die Marktstände sorgten für Aufmerksamkeit, um
Spenden für Strassenhunde zu sammeln. Man konnte vor Ort auch gleich einen Hund
adoptieren oder kaufen.
Ioane Shavteli Strasse
Neben den Chroniken von Georgien stand noch eine zweite Sehenswürdigkeit in
Tiflis auf meiner Liste, welche wir bei unserem ersten Aufenthalt noch nicht "abgearbeitet" hatten. Das Rezo
Gabriadze Marionettentheater lag etwas versteckt im Stadtzentrum. Wenn man es
erst einmal gefunden hat, dann ist es sehr leicht es wieder zu finden. Denn das
gesamte Strässchen lädt Touristen zum Flanieren ein.
Friedensbrücke
Nach dem Durchstreifen von ganz Georgien stellte ich zurück in Tiflis (einmal
mehr) fest: Der gemeine Thurgauer ist kein Städter und schon gar kein
Hauptstädter.
Rike Park
Der Rike Park an der Kera im Trichter der Altstadt von Tiflis ist
ein starker moderner Stilbruch. Meine Meinung ist neutral ob und wie gut dies
Tiflis verkörpert. Es vermittelt aber einen Eindruck über die politische Führung
der letzten dreissig Jahre seit dem Ende des Kommunismus. Im Gegensatz zur nationalistischen
Heldenverehrung in
Skopje
oder zu den protzigen Öl-Bauten in Nur-Sultan (früher Astana) oder Baku dürfte Georgien seine Zukunft eher in der Weltoffenheit in
Verbindung mit seinen Künsten sehen.
Tag 11 - Rückflug
Nachdem wir am Hinweg einen Nachtflug (ca. 22 Uhr bis 5 Uhr)
hatten, wollte ich beim Rückflug unbedingt einen Fensterplatz. Doch wenn ein
Flug von 5 Uhr in Tiflis bis 7 Uhr in München dauert und gegen die Erddrehung
verläuft, dann bleibt es erst einmal für eine ganze Weile dunkel. Ausserdem hatte es noch
Wolken. Erst über den Alpen gab es eine Aussicht auf die Erde zu geniessen.
Ich war übrigens etwas enttäuscht aber doch auch erleichtert gewesen, dass wir
auf unserer Autofahrt zum Flughafen kurz vor vier Uhr nachts nicht von der
Polizei angehalten wurden, weil wir die nächtliche Ausgangssperre verletzten.
Aber ich hatte vorsorglich auch das nächstmögliche Hotel nur etwa drei Kilometer
vom Flughafen weg reserviert.
Tag 11 - Rückfahrt
Bei der Rückfahrt ab München erinnerte mich die Ebene
mit den Bergen im Hintergrund an Bilder aus Georgien. Nur dass die Vegetation
hierzulande schon weiter war und alles deutlich grüner wirkte. Das mag auch
damit zu tun haben dass die Bodenseeregion seit unserer Abreise am 25. März
eine Wärmeperiode erlebte, während die Temperaturen in Georgien gleichzeitig
fielen. Davor war es umgekehrt gewesen. Warm in Georgien und kalt bei uns. Ironischerweise wechselte die Wetterlage bei unserer Rückreise am Ostermontag
erneut. Georgien stand eine Schönwetterphase bevor und bei uns fielen die
Temperaturen in sich zusammen. Das heisst ich reiste von Wind und Kälte in den
Wind und die Kälte und wieder zurück in den Wind und die Kälte.
Tag 12 - zu Hause
Am nächsten Tag mit Blick aus dem Fenster und anschliessend beim Joggen
(ohne Maske und ohne streunende Hunde) um Berg TG. Schafe
und Berge wie in Georgien. Unterscheiden kann man die beiden Länder aber dadurch dass
die Schafe in der Schweiz eingezäunt sind.
Ich hätte die Möglichkeit gehabt noch etwas länger in Georgien zu bleiben, da es
nicht zurück zur Arbeit ging beziehungsweise ich gewisse Dinge auch remote hätte
erledigen können. Aber bei meinem Reisetempo und meiner Reiseintensität war der
Gedanke an etwas Erholung in den eigenen vier Wänden keine Horrorvorstellung.