Albanien 2021

zurück zur Übersicht         Last updated: 16.06.2021

Sarandë - Syri i Kaltër - Gjirokastër - Permët     130km,  6.5h,  7. Mai 2021


Sarandë
Ich benötigte an diesem Tag etwas Zeit, um vom Ferienmodus wieder in den Reisemodus zu kommen.


Kalaja e Lëkurësit
Ich hatte vor gehabt am dritten Morgen in Sarandë zur Festung zu joggen. Allerdings hatte ich mir am Vorabend den rechten Fuss so richtig übertreten. Daher fuhr ich nun mit dem Auto hoch. Wie in fast allen Sehenswürdigkeiten in Albanien mit Aussicht war auch hier ein Restaurant untergebracht. Ein sehr umfangreiches sogar!


Syri i Kaltër
Das blaue Auge war auch von der Umgebung her unerwartet idyllisch.


Syri i Kaltër
Es hatte einige Touristen. Soweit ich es heraushören könnte aus den USA, aus ex-Jugoslawien, aus der Schweiz und aus Russland.


Syri i Kaltër
Das war somit schon ein "tourist spot", an welchem es mir schon langsam wieder ablöscht...


Syri i Kaltër
Aber ich es war schon richtig sehenswert. Ein touristischer Höhepunkt.


Syri i Kaltër - Gjirokastër
Da dachte ich, die Pässe seien nun überwunden. Aber selbst von Sarandë nach Gjirokastër sind Hügel im Weg. Das heisst flach lässt sich dieses Sarandë von Albanien her gar nicht anfahren. Dann war es folglich auch gar nicht so schlimm gewesen, dass ich mich vor einigen Tage für die Route über den Llogara Pass der Küste entlang entschieden hatte.


Gjirokastër
Ich muss gestehen, da wird es mir dann etwas touristisch. Ich fühlte Gjirokastër nicht so. Das mag aber auch noch am Sarandë-Blues gelegen haben.


Kalaja e Argjirose
Zum amerikanischen Flugzeug auf Bild 4 gibt es verschiedene Versionen. Die Albaner sagen, sie hätten es bei seinem Spionageflug abgeschossen beziehungsweise zur Landung gezwungen. Die USA sagen, dass das Flugzeug bei einem Überführungsflug von Frankreich nach Neapel vom Kurs abgekommen sei und infolge Treibstoffmangel notlanden musste.


Kalaja e Argjirose
In Albanien dreht sich - wenn es um Gedenkstätten geht - sehr viel um den zweiten Weltkrieg, zu dessen Ende man sich von der Annexion durch das faschistische Italien befreien konnte. Ich kann die Texte an den Gefängniszellen auf den Bildern 6 bis 8 nicht verstehen und ich habe auch keine Versuche dazu unternommen. Ich interpretiere aber, dass es sich um eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit handelt. Etwas was in so vielen Ländern der Welt nicht der Fall ist, was aber eine der grössten Hürden für die Zukunft eines Volkes darstellt.
Nach dem zweiten Weltkrieg lag das Land zwar für 45 Jahre bis zum Fall des eisernen Vorhangs in der Diktaturstarre. Die vielen Bunkeranlagen (ca. 200'000 Stück, auf jeden elften Einwohner kam ein Bunker) können durchaus für eine Paranoia des Machthabers stehen. Vielleicht hatte niemand einen Grund, vielleicht wollte aber auch niemand den Aufwand auf sich nehmen: Jedenfalls überstand Albanien das Ende des Kalten Krieges, der Diktatur und die Wirren des ethnischen Konflikts in Jugoslawien ohne kriegerische Auseinandersetzungen. Bei der Reise durch Albanien freute mich, dass es hier seit 75 Jahren keinen Krieg mehr gab. Da war die Stimmungslage bei meiner Fahrt vor zwei Jahren durch ex-Jugoslawien bei mir einige Male doch eher gedrückt und ich spürte auch heute noch gewisse Hemmnisse.
Das "gute" am Kommunismus ist immerhin die Rolle der Frau und deren Wertschätzung. Man kann natürlich auch sagen, dass im Sozialismus alle gleich sind und keiner Wertschätzung erfährt. Weil die Leistungserbringung zu wünschen übrig liess, wurden natürlich auch alle Frauen benötigt. Ausserdem wollte der Staat die Kinder erziehen und möglichem unkontrollierbarem Einfluss der Eltern entziehen. So konnte die Frau gar nicht nur auf die Rolle der Mutter und Hausfrau reduziert werden. Die Religion der Mehrheit der albanischen Bevölkerung ist der Islam, aber es gibt keinen Extremismus. Albanien betrachtet sich als laizistische Republik. Ich denke diesbezüglich führte der Kommunismus zu einer gewissen positiven Weichenstellung. Ich frage mich wie viele ex-kommunistische Staaten heute islamistischen Extremismus haben. - Naja, ich habe gerade recherchiert und gleich einige gefunden: Afghanistan, Ägypten, Algerien, Burkina Faso, Indonesien, Irak, Jemen, Kirgisistan, Libyen, Pakistan, Russland, Sudan, Syrien, Tadschikistan, Tunesien, Turkmenistan und Usbekistan. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit. Selbst hier hat der Kommunismus also versagt.


Gjirokastër
Ich war überrascht wie viele Regionen mit christlichem Einfluss es in Albanien gibt. Zuerst dachte ich das sei nur im Nordwesten um Shkodër der Fall, welches in seiner Geschichte lange unter venezianischem Einfluss stand. Danach dachte ich dass es entlang der Mittelmeerküste so sein würde, da dort italienische und griechische Einflüsse naheliegend sind. Doch jetzt waren selbst im Hinterland von Gjirokastër bis Përmet wiederum Kirchen zu sehen. Anders herum gesehen gibt es beispielsweise in der Schweiz im Verhältnis wohl auch wenige Albaner aus Albanien. Denn hier gab es keine ethnischen Konflikte als Grund das Land zu verlassen. Da geht es eher um die Regionen mit muslimischen Albanern im heutigen Nordmazedonien und im damals noch zur Bundesrepublik Jugoslawien beziehungsweise zu Serbien und Montenegro gehörenden Kosovo, sowie in der Region um Ulcinj in Montenegro.


Fluss Vjosa
Zurück an der Vjosa. Ja, sie ist eine schöne.


Përmet
Drei Tage zuvor hatte ich bei der Durchfahrt gesehen, dass es in Përmet nichts hat. Doch am Abend wurde ich nun mit einer belebten Fussgängerzone und Cafes positiv überrascht.


Tag 9 - schönste Szenen
Musik: "Tout l'univers" von Gjon's Tears (Gjon Muharremaj aus Broc im Kanton Fribourg, Kind albanischer Einwanderer aus dem Kosovo und Albanien), Beitrag der Schweiz am Eurovision Song Contest 2021.

 

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