Albanien 2021

zurück zur Übersicht         Last updated: 16.06.2021

Berat - Osumi Canyon - Përmet - Vlorë - Llogara Pass - Sarandë     450km,  12.5h,  4. Mai 2021


Berat
Heute wollte ich früh raus, denn es stand die längste Etappe an. Vor allem diejenige mit den grössten Unwägbarkeiten mit prognostizierten 325km in knapp 8 Stunden gemäss Google. Denn mein GPS-Navigationssystem sah keine Durchquerung nach Süden ins parallel verlaufende Vjosatal vor. Aber wenn ich den Mauszeiger im Google Routenplaner genug lange in diese Richtung zog, so schwenkte er doch auf eine direkte aber zeitaufwändigere Route nach Tepelenë um. Der Hauptgrund war, dass ich die ganze Vjosa - "den letzten (grossen) frei fliessenden Fluss Europas (ausserhalb Russlands)" - abfahren wollte um mir ein eigenes Bild machen zu können. Heute von Norden kommend ab Tepelenë in den Westen bis ans Meer. In einigen Tagen dann von Süden her kommend ab Tepelenë in den Osten bis an die griechische Grenze.


Poliçan
Ich stelle fest, dass ich alleine unterwegs mehr nach dem Weg frage im Gegensatz zu früheren Reisen zu Zweit. So nahm ich gleich zu Beginn einen Ü70-Herrn nach seinem Einkauf als Anhalter mit bis Poliçan. Verständigen konnten wir uns wenig bis gar nicht, aber er machte den Eindruck, dass eine Fahrt nach Tepelenë durchaus realistisch und "normal" sei. Er wollte mich jedenfalls nicht davon abhalten. Ab Poliçan würde es ca. 15km später rechts über eine Brücke gehen. Diese Brücke hatte ich vermeintlich gefunden, aber die Einheimischen an der Bushaltestelle rieten mir dazu weiter auf der bisherigen Strasse zu bleiben.


Çorovodë
In Çorovodë stand für den nächsten Tag wohl ein grosses Fest an (Bilder 3 und 4). Nachhaltig fand ich den Einsatz der Shell-Tankstelle aus der Schweiz (Bild 5). Die wird noch Jahrzehnte lang funktionieren. Auf der Anzeige steht noch "Frs." und ich konnte mich am Tankstutzen über die "Migrol App" informieren. Shell-Treibstoff war da wohl keiner drin, aber ich wollte meinen Tank unbedingt noch füllen kurz vor dem Nirgendwo.
Der blaue (blau! nicht weiss...) Wegweiser "Përmet" bestärkte mich definitiv darin, dass diese Etappe machbar ist.


Osumi Canyon
Die Weiterfahrt lohnte sich alleine schon wegen dem Osumi Canyon. Von dem hatte ich zuvor noch nichts gehört.


Osumi Canyon
Gleich zu Beginn des Canyons kam mir eine französische Touristin entgegen und wir tauschen uns kurz aus. Leider ginge es bei der Brücke im Canyon nicht mehr weiter, meinte sie. Ich ging mal bis zur Brücke und fand wie die Bilder zeigen glücklicherweise doch noch einen Pfad zum Aufstieg.


Cerenisht - Kosinë
Bei meiner Weiterfahrt kam die französische Touristin dann von einem Seitenpfad auf die Hauptstrasse hoch. Ich fuhr erst vorbei, drehte dann aber kurzerhand um und wollte ihr die Karte vom Lengarica Canyon bei Përmet zeigen und empfehlen. Als ich zurückgesetzt hatte, war sie auch schon am Autostöpplen. Maud fand die Empfehlung so gut, dass sie gleich mit mir mitfuhr. Wir passierten ein Strassenschild "Përmet 35km", was uns beide überzeugte. Bisher war ich überrascht gewesen, dass die Strasse so lange asphaltiert war. Doch dann ging es los! Ein einziges Mal sind wir falsch gefahren, wobei es eigentlich keine grosse Verzweigungen gibt auf solchen Strecken. Die falsche Richtung bemerkte Maud mit dem GPS auf ihrem Mobiltelefon und wir drehten um. Ich lernte auch dass es Schildkröten gibt, welche nicht im Wasser leben beziehungsweise ohne viel Wasser auskommen (Bild 4).


Cerenisht - Kosinë
Der Untergrund in Albanien scheint mir recht sandig zu sein. Daher sind die Flüsse wohl auch in der Lage so breite und tiefe Täler zu formen. Denn die Bergkuppen scheinen über grosse Teile des Landes hinweg etwa das gleiche Niveau zu haben. So macht es Sinn dass die Verkehrswege entlang den Flüssen verlaufen.


Ura e Kadriut, Llixhat e Bënjës
Auf der Fahrt erfuhr ich dass Maud nicht als Backpackerin mit all ihren Sachen unterwegs war und in Përmet würde bleiben können, sondern dass sie ihre Bagage in einer Unterkunft in Berat hatte. So fand ich es Muss, dass wir einen kurzen Augenschein auf die Ura e Kadriut und die Llixhat e Bënjës bei Përmet werfen und uns danach mit der Weiterreise befassen würden. Ich hatte in drei Tagen ja ohnehin noch zwei Übernachtungen in Përmet gebucht und würde diesen Ort noch ausgiebig erkunden können.


Fluss Vjosa, Fier
Über den "schnellen" Weg von Përmet nach Berat waren es gemäss Navigationssystem drei Stunden. Meine Weiterreise auf der geplanten Route von Përmet nach Sarandë wurde mit fünf Stunden vorhergesagt. Mit dem Bus käme Maud natürlich auch nirgendwo mehr hin heute. Daher entschied ich mich einen kleinen Umweg nach Fier zu fahren, denn ab dort müsste es eine Busverbindung nach Berat geben für die verbleibenden fünfzig Kilometer auf einer Hauptverkehrsroute. So war es dann auch.
Ich erzählte ihr entlang der Vjosa noch kurz die Story über den letzten Wildfluss Europas. Sie war als freischaffende Journalistin unterwegs um in Albanien (neben Reisen und Ferien) eine Reportage über Blutrache zu führen.


Vlorë
Ich wollte nicht via Gjirokastër fahren, denn diese Stecke war bereits für die Weiterreise von Sarandë nach Përmet in zwei Tagen gesetzt. Sondern ich wollte der Küste entlang via Vlorë und dem Llogara Pass, da ich ansonsten keine Gelegenheit mehr dazu haben würde. Die Vorhersage des Navigationssystems lautete auf einer Ankunft gegen 22 Uhr, dem Beginn der Ausgangssperre. Die zusätzlichen kleinen Abstecher rund um Vlorë in das Vjosa-Narta Delta sowie nach Zvërnec strich ich daher vom Tagesplan.


Llogara Pass
Ausserdem wollte ich noch so weit wie möglich kommen vor Einbruch der Dunkelheit. Einerseits wegen dem Fahren selber, andererseits aber auch um die Gegend zu erleben und das in einigen Bildern festhalten zu können. Die Gegend vom Llogara Pass hinunter nach Himarë bot wirklich eine herrliche Szenerie.


Llogara Pass - Himarë - Sarandë
So fuhr und fuhr und fuhr ich. Verpflegt hatte ich mich früh morgens beim Frühstück im Hotel. Wegzehrung waren einige gesalzene Mandeln sowie Getränke. Als ich die Ankunftszeit gemäss Navigationssystem auf 21:40 Uhr gedrückt hatte und es nun kurz vor 21 Uhr - also planbar - war, da legte ich auf einer Anhöhe nach Himarë einen Stopp bei einer Taverne ein, denn ich meinte beim Vorbeifahren Brot in der Auslage gesehen zu haben. Dem war dann zwar nicht so (nicht in der Auslage, aber Brot hatte er). Ich fragte nach einem Sandwich und der Gastgeber verwertete mit viel Engagement alles was sich im Kühlschrank finden liess von Fleischscheiben bis zum frisch zubereiteten Spiegelei. Ich packte alles ein und genoss mein Abendessen dann erst als ich im Hotelzimmer angekommen war.
Die Ankunft in Sarandë nach Parkplatz- und Hotelsuche war dann tatsächlich um 21:59 Uhr! Eine Minute vor Inkrafttreten der Ausgangssperre. Von 9:25 Uhr bis 21:55 Uhr unterwegs im Auto, davon immerhin etwas mehr als dreissig Minuten Pause im Osumi Canyon, im Lengarica Canyon und bei der Taverna in Himarë. Da ich bereits einen ersten Blick auf Permët werfen konnte und gesehen hatte, dass der Lengarica Canyon abgesehen von den am Eingang liegenden Ura e Kadriut und Llixhat e Bënjës keine weiteren Erkundungen bot, traf ich noch an diesem Abend in dem schönen Zimmer mit grossen Fenstern und Balkon zum Meer einen Entschluss: Ich würde etwas Durchschnaufen und meinen Aufenthalt in Sarandë von zwei auf drei Nächte verlängern und denjenigen in Përmët von zwei auf eine Nacht verkürzen. Einmal darüber geschlafen nahm ich am nächsten Morgen dann die Umbuchungen vor.


Tag 6 - schönste Szenen
Musik: "Vallja e jetës" (Der Tanz des Lebens) von Kastro Zizo, Beitrag am Festivali i Këngës 59 (Jahr 2020), Version der Akustik-Nacht.

 

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