Mercedes Cup 2009, Stuttgart |
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Stuttgart 2009 |
18. Juni 2017 |
Stuttgart hat mit den Flaggschiffen der deutschen Industrie im Rücken und mit viel Geschäftssinn, Weitblick und Einsatz in den letzten Jahren gewinnbringende Veränderungen vollzogen. Die Damen und Porsche haben in der Halle seit 2009 von Hartplatz im Oktober auf Sand im April gewechselt. Die Herren und Mercedes haben unter freiem Himmel seit 2015 von Sand im Juli auf Rasen im Juni gewechselt. Man passt sich erfolgreich an in Stuttgart und sowohl bei den Damen als auch bei den Herren loben sämtliche Spieler die Organisation und das Turnier. Hier in Stuttgart nannte Lopez gar namentlich die Veranstalterfirma "Emotion". So etwas hört man an anderen Orten nicht. Dass der Rasen relativ gleichmässig abgenutzt ist zum Turnierende und nicht nur auf der Grundlinie ist ein Indiz dafür, dass vor allem die Rasenspezialisten diese kurze Saison voll ausnutzen wollen. In Wimbledon sind dann wieder alle Spieler mit dabei, auch die Grundlinienwusler, welche sich auf Rasen nicht wohl fühlen die Punkte nicht so kurz halten können. Neben den beiden Turnieren in Stuttgart gibt in Deutschland mit dem ATP-Turnier in München noch ein drittes Turnier, bei dem es ein Auto gewinnen gibt. In Bayern ist es ein BMW.
Die Spieler im Final banden dem Turnier ein Kränzchen, dass es vorher schon sehr gut gewesen sei aber dass es seit es auf Rasen stattfindet noch viel besser sei. Auch weil der Publikumszuspruch grösser sei als noch auf Sand. In dieser Turnierwoche hat man mit über 60'000 Zuschauern tatsächlich einen Turnierrekord aufgestellt. Das Spielerfeld ist natürlich viel besser besetzt in der Vorbereitung auf Wimbledon als früher quasi in der Sommerpause. Federer ist natürlich ein prachtvolles Zugpferd für die Veranstaltung und meiner Ecke und auch generell sassen viele Schweizer. Der Mercedes Cup machte auch im Schweizer Tennismagazin "Smash" Werbung für die Veranstaltung mit Federer. Für mich als Zuschauer ist Herrentennis auf Rasen allerdings mitunter oft sehr monotones Eilzugstennis.
TC Weissenhof
Stuttgart
Ich habe nicht durchgezählt und auch sonst
keine genaue Information dazu gefunden, aber eine so hohe Anzahl an Rasenplätzen
gegenüber den Sandplätzen ist schon ein grosser Einschnitt für den
traditionsbehafteten TC Weissenhof, wenn man bedenkt dass sich der effektive
Nutzen dieser Rasenplätze nur auf zehn Tage im Jahr reduziert und der Klubbetrieb
in der restlichen Saison fast ausschliesslich auf den Sandplätzen stattfindet.
Lucas
Pouille
(ATP 16)
-
Feliciano Lopez
(ATP 32)
4:6 7:6 6:4
Lopez ist der stärkere Rasenspieler, Pouille ist der stärkere Aufschläger.
Das Spiel auf Rasen hat auch mit Erfahrung zu tun und über diese verfügt der
Madrilene mit seinen 35 Jahren. Pouille hat mit seinen 23 Jahren nun
aber auch schon einen Titel auf Rasen vorzuweisen. Es ist sein dritter ATP-Titel der
Karriere. Die vorherigen Titel holte er sich innerhalb Jahresfrist in Metz in
der Halle auf Hartplatz und in Budapest auf Sand. In Wimbledon im letzten Jahr schaffte er es
auf Rasen gar in das Viertelfinal.
Im Final von Stuttgart servierte der Franzose 29 Asse. In der ersten Runde hätte er
eigentlich ausscheiden "müssen". Sein Gegner
Struff besass
einen Matchball, welchen er hätte versenken müssen. Dieser Matchball wurde zu
einem Flipperball am Netz und der Deutsche erzielte den Punkt und Matchgewinn
tatsächlich nicht. So stand Pouille letztendlich als strahlender Turniersieger
da mit einem grossen Scheck, einem brandneuen Mercedes - der erst in drei
Monaten offiziell erhältlich ist - sowie 250 ATP-Punkten. Der Mercedes wurde
übrigens von Markenbotschafter
Felix Jaehn ins Stadion
gefahren. Die Zeiten haben sich geändert bei Mercedes wenn heutzutage ein 22-jähriger DJ
Markenbotschafter ist.
Lopez war 2001, 2003 (Halbfinal), 2004, 2007 (Halbfinal) und 2014 auf Sand in
Stuttgart mit
dabei und 2015, 2016 und 2017 (Final) auf Rasen. Trotz seiner grossen Erfahrung
unterlief ihm ein Aussetzer im Spielverlauf, der ihn letztendlich den Sieg
kostete. Lopez verhält sich auf dem Tennisplatz untypisch für einen Spanier immer sehr ruhig und
fokussiert. Im dritten Satz verlor er allerdings einmal die Geduld. In der
zweiten Reihe - gleich zwei Reihen vor mir - sass eine Frau, die Pouille während
dem ganzen Match unterstützte. Lopez verlangte nach einem Aufschlag von Pouille
das Hawk Eye. Der Ball von Pouille hatte die Linie gekratzt und die Dame jubelte
lautstark. Lopez stand nur fünf Meter vor ihr, blickte nach rechts zu ihr und
gab
ein "schhhhhhhh" von sich. Das verfehlte seine Wirkung einerseits zwar nicht, denn
in der Folge hielt sie sich zurück. Allerdings verlor Lopez ab diesem Zeitpunkt
gleich einige Punkte in Folge. Pouille servierte von 30:30 mit vier gewonnen
Punkten in Folge das Game nach Hause. Im folgenden Aufschlagspiel musste sich
Lopez breaken lassen. Es war das einzige Break im dritten Satz und somit die
Vorentscheidung!
Bei der Siegerehrung meinte Lopez, dass er miterlebt habe wie alle seine Freunde
in der Vergangenheit das Turnier gewonnen hatten. In der Siegerliste finden sich
denn auch die Namen der Spanier Nadal (3x), Ferrer, Montanes, Ferrero und
Bautista Agut. Er attestierte dem Turnier auch, dass die Organisation immer noch
besser werde. Auch von Seiten des Turniers fiel die Würdigung für Lopez sehr
herzlich aus.
Eine ähnliche Geschichte hat der Spanier beim Rasenturnier im Londoner Queens
Club geschrieben. Seit 2006 ist Lopez in jedem Jahr angetreten, stand 2010 im
Halbfinal und 2014 im Final. In diesem Jahr holte er sich endlich den Titel
bei diesem prestigeträchtigen Turnier und schlug dabei die Top 10-Spieler Cilic
und Wawrinka sowie die Top 20-Spieler Dimitrov und Berdych. Und das gleich in
der Woche nach der Finalniederlage von Stuttgart.
Jamie
Murray/Bruno Soares (ATP Doppel
6/7)
- Mate Pavic/Oliver Marach
(ATP Doppel 34/39)
6:7 7:5 10-5
Im ersten Satz kamen Murray/Soares beim Return zu drei
Entscheidungspunkten, gleichbedeutend Breakbällen. Bei den ersten zwei
Returns versuchte sich Murray, danach einmal Soares. Sie blieben ohne Erfolg. Im
Tie-Break startete Murray schlecht indem er einen Aufschlag abgab. Das brachte
die Favoriten aus dem Tritt und reichte für Pavic/Marach zum Satzgewinn.
Interessante Momente spielten sich im zweiten Satz ab. Marach beschimpfte einen
Linienrichter. Dieser hatte beim ersten Aufschlag einen Fussfehler gegen den
Österreicher gegeben. Den zweiten Aufschlag traf Marach daraufhin nicht und
kassierte somit den Doppelfehler. "Du Sack" meinte er gleich danach zum
Linienrichter. Doch weil der Linienrichter nicht beim Schiedsrichter petzte und
es dieser nicht gehört hatte, blieb das Vergehen ungeahndet.
Bei 5:5 im zweiten Satz brach Marach ein. Der 36-jährige spielte ein
grauenhaftes Aufschlagspiel und gab dieses zum 5:6 ab. Der zweite Satz war weg. Auch im Match-Tie-Break
danach erholte er sich nicht mehr, obwohl er als einziger Spieler nach dem
zweiten Satz vom Platz gegangen war und sich eine Pause gegönnt hatte. Trotz
diesem Aussetzer des Grazers war es das bislang beste Resultat des Teams
Pavic/Marach, das seit Miami diesen Jahres zusammen spielt. Das hob Marach an
der Siegerehrung hervor.
Soares passte das Sofa beim Seitenwechsel nicht. Die Spieler sanken darauf ziemlich
ein. Der Brasilianer behalf sich kurzum mit einem Gartenstuhl (Bild
16). Ich war etwas irritiert über so viel farbenfrohe Werbung bei einem
Rasenturnier, weil die Werbung in England dezenter gehalten wird. In Wimbledon
ist das klar, aber auch bei den weiteren Turnieren dort ist es nicht so
ausgeprägt.
Nachtrag Juli 2017: Zum Höhepunkt der Rasensaison in Wimbledon vier Wochen nach Stuttgart können sich Pavic/Marach erneut als Finalisten feiern lassen.
Heimfahrt
Zu Hause ist es doch am Schönsten. :-) Bilder
vom Seerhein und die Anfahrt auf Berg.
Einzel | ||||
1. Runde | 2. Runde | Viertelfinale | Halbfinale | Finale |
Feliciano Lopez - Gilles Simon (7) 6:3 6:3 |
Feliciano Lopez - Jeremy Chardy 6:3 3:6 6:2 |
Feliciano Lopez - Tomas Berdych (3) 6:7 6:3 6:4 |
Feliciano Lopez - Mischa Zverev (6) 6:7 7:6 7:5 |
Lucas Pouille (4, W) - Feliciano Lopez 4:6 7:6 6:4 |
Lucas Pouille (4, W) - bye . |
Lucas Pouille (4, W) - Jan-Lennard Struff 4:6 7:6 7:6 |
Lucas Pouille (4, W) - Philipp Kohlschreiber 6:4 2:6 6:3 |
Lucas Pouille (4, W) - Benoit Paire 6:1 7:6 |
Doppel | |||
1. Runde | Viertelfinale | Halbfinale | Finale |
Pavic/Marach
(4) - Begemann/Struff (W) 7:6 6:7 10-6 |
Pavic/Marach
(4) - Monroe/Sitak 6:4 7:6 |
Pavic/Marach
(4) - Bryan/Bryan (1) 7:6 6:3 |
J.
Murray/Soares (2) - Pavic/Marach (4) 6:7 7:5 10-5 |
J.
Murray/Soares
(2) - Lindstedt/Huey w.o. |
J.
Murray/Soares (2) - Baker/Mektic 6:4 6:7 10-8 |
J.
Murray/Soares (2) - Matkowski/Mirnyi 6:3 6:7 10-6 |