WTA Nürnberg 2016 |
zurück zur Hauptseite Last updated: 21.05.2018 |
14.-16. Mai 2016 |
WTA Nürnberg
Seit 2013 gibt es das WTA-Turnier in Nürnberg und mit Halep, Bouchard und Knapp
lässt sich die Siegerliste durchaus sehen. Der Termin nur eine Woche vor einem
Grand Slam-Turnier ist allerdings ein Schwieriger um an die ganz grossen Namen
zu kommen. So hat denn auch Kerber in letzter Minute abgesagt für die Austragung
2016. Uns gereichte zum Vorteil dass das Turnier bereits am Sonntag beginnt und
schon am Samstag endet wegen den jeweils am Sonntag beginnenden French Open.
Dank dem Pfingstwochenende konnten wir somit Sonntag und Montag viele Spiele aus
dem Hauptfeld und der letzten Runde der Qualifikation verfolgen. Bei leider
nur maximalen 11 Grad, was für alle Beteiligten doch ziemlich hart war. Nur dem
Vogelgezwitscher auf der Anlage des 1. FC Nürnberg taten die tiefen Temperaturen
keinen Abbruch.
Kiki Bertens (WTA
86) -
Tatjana
Maria
(WTA
113) 6:1
7:6
Roberta Vinci (WTA
7)
Bereits wieder hat es
Bertens zuoberst in den Bericht geschafft. Das letzte Jahr
hatte sie auf Rang 101 beendet und inklusive den Ergebnissen aus Roland Garros
hat sie gerade rechtzeitig den für die
Olympiaqualifikation nötigen Rang 54 geentert. In
Miami war ihr Höhenflug
gegen Kerber unglücklich zu Ende gegangen. Mit dem Turniersieg im Einzel und
Doppel aus Nürnberg im Rücken siegte sie nur zwei Tage später in der Startrunde
von Roland Garros doch noch auf grosser Bühne gegen die deutsche Australian
Open-Siegerin. Es spielte sich sogar weiter bis ins Halbfinal von Roland Garros!
Nass, aber rechtzeitig vor dem grossen Regen brachte die 24-jährige
Niederländerin ihre erste Runde im Duell der Qualifikantinnen mit 7:0 im
Tie-Break zu einem erfolgreichen Ende. Bertens war in den Grundlinienduellen
stärker. Doch das Spiel war gespickt von Stoppbällen. Gegen eine umtriebige
Gegnerin wie Maria eine Aufgabe, die zuerst gemeistert werden muss.
Schon während dem Spiel war der Niederschlag
so stark, dass andernorts auf Sand nicht mehr gespielt worden wäre. Doch in der
Woche vor einem Grand Slam wird vieles daran gesetzt um möglichst im Zeitplan zu
bleiben. Mit dem darauffolgenden Regen allerdings wurde es für mich am
Montagnachmittag offensichtlich Zeit zur Weiterreise. So verpassten wir den
Erstrundenauftritt von Bertens und Larsson am Montagabend, den das topgesetzte
Doppel gleich mit 6:0 und 6:0 durchspielte.
In der zweiten Runde von Nürnberg landete Bertens mit dem Erfolg über Vinci
ihren ersten Top 10-Sieg der Karriere. Während Bertens gleich zum Turniersieg
ansetzte und die gute Form nach Paris mitnahm, schied Vinci auch in der ersten
Runde von Roland Garros gegen Bondarenko aus. In Paris erzielte Bertens gegen
Kerber gar ihren ersten Top 5-Sieg und schlug mit Bacsinszky im Viertelfinal
eine weitere Top 10-Spielerin.
Anna-Lena Friedsam (WTA
50) -
Johanna
Larsson
(WTA
60) 6:3
6:4
Auf der
Erfolgswelle von Bertens ritt auch Larsson mit und so gewannen sie zusammen den
Doppeltitel in Nürnberg. In Roland Garros besiegten sie in der ersten Runde die
Titelverteidigerinnen Mattek-Sands/Safarova, in der dritten Runde die
Olympiasiegerinnen Williams/Williams und scheiterten erst im Viertelfinal an den
späteren Siegerinnen Garica/Mladenovic.
Im Einzel war eine enge Partie gegen Friedsam erwarten worden. Im Direktduell
hatte Larsson 2015 beim Heimturnier in Bastad auf Sand gewonnen. Im Oktober auf
Hartplatz in der Halle schlug Friedsam mit einem knappen Dreisatzsieg im
Halbfinal von Linz zurück. Erst vor drei Tagen am Freitag hatte sich Larsson für
Regensburg in der deutschen Bundesliga gegen Friedsam für Karlsruhe mit einem
kuriosen 0:6 6:4 10-8 durchsetzen können. Heute schlug das Pendel vor
Heimpublikum für die Rheinländerin Friedsam aus. Die 22-jährige trat
konsequenter auf, war beim Aufschlag stark und bei Netzangriffen überzeugend.
Lesia Tsurenko (WTA
42) -
Mira Antonitsch (WTA
982) 7:5 6:1
Von
der gezeigten Leistung im ersten Satz
war
ich positiv überrascht von der erst 17-jährigen Österreicherin. Die Tochter des
ehemaligen Tennisprofis Alex Antonitsch servierte für ihre Körpergrösse stark
und überzeugte mit gutem Spielverständnis. Sie spielte druckvoll mit guter Länge
und ist in der Defensive stark. Auf ihrem wohl besten Belag Sand beging sie nur
wenig Fehler, was gegen eine On/Off-Spielerin wie Tsurenko ein wichtiges Mittel
ist. Dadurch hatte die Ukrainerin einmal mehr ihre liebe Mühe um in die Partie
zu finden. Sobald ihr die mit der Entscheidung im ersten Satz gelungen war,
hatten sich die Stärkeverhältnisse eingependelt. Die 26-jährige aus dem Land des
Eurovision Song Contest-Siegers 2016 vom Vorabend gewann.
Nicole Gibbs
(WTA
74) -
Kristyna Pliskova
(WTA 111) 6:4
6:3
Es
war zwar ein hartes Stück Arbeit für die 23-jährige Kalifornierin. Doch auf Sand
ist sie den nötigen Tick besser als ihre um ein Jahr ältere tschechische
Gegnerin. Gibbs ist agiler und variantenreicher. Allerdings schaffte es Pliskova
mit ihren Schlägen aus der Hüfte heraus mindestens zweimal um von einem
0:40 bei eigenem Aufschlag und gar auf dem Return nochmals auf Einstand
heranzukommen. Mit zwei Breaks ihrerseits liess sie sich von Gibbs nie ganz
abschütteln.
Polona Hercog
(WTA
97) -
Stephanie
Vogt
(WTA 220) 7:5 7:6
Das Mittelalterduell
zwischen dem Herzog und dem Vogt hätte wohl schon damals der Herzog gewonnen.
Eine weitere Verbandelung gibt es: Polona Hercog und Stephanie Vogt wurden in
ihrer Anfangszeit vom Ungaren Zoltan Kuharszky trainiert. Seit diesem Jahr
arbeitet Vogt nun mit dessen Sohn Andreas Kuharszky zusammen.
Beide Spiele von Vogt am Sonntag gegen Martincova und am Montag gegen Hercog
fanden unter mehr als fragwürdigen Wetterbedingungen statt. Zum Ende des ersten
Satzes meinte ihr Trainer "the conditions couldn't be worse" worauf ich mir noch
dachte, dass es immer schlimmer geht. Und tatsächlich verstärkte sich der Regen
im zweiten Satz noch mehr. Das Match fand komplett im Regen statt, wurde aber
nie unterbrochen. Unter diesen Bedingungen waren lange Ballwechsel
vorprogrammiert und es war ein Geduldspiel bis sich Chancen ergeben würden um
eine Attacke oder einen Gewinnschlag anzusetzen. Die einzige Konstellation für
leichte Punktgewinne ergab sich beim Aufschlag der 185cm grossen Slowenin, wenn
Vogt beim Return zu kurz blieb.
Stephanie
Vogt
(WTA 220) -
Tereza
Martincova
(WTA 187) 1:6 7:6 6:1
Während den kurzen Phasen mit Sonnenschein
habe ich die Bilder 1-4 geschossen. Aber die Hagelkörner auf den Bildern 5-7
zeigen auch hier die misslichen Umstände unter denen teilweise gespielt wurde.
Ich wäre fast erfroren... :-)
So einen unglaublichen Spielverlauf habe ich noch nie gesehen und wenn im
zweiten Satz zuerst Martincova in Führung gewesen wäre, dann hätte ich gesagt es
handelt sich hier um eine Spielmanipulation. Dem kann aber nicht so sein weil
Vogt nach verlorenem Startsatz im zweiten Satz schnell in Führung ging und somit
sämtliche Quoten bereits in die andere Richtung gedreht hätten. In der Folge
kämpfte sich Martincova nochmals heran und ging dank ihren eiskalten
Gewinnschlägen mit dem Momentum als Favoritin in den Tie-Break. Wie aus dem
Nichts spielte die 21-jährige Tschechin nun völlig blockiert und nur noch mit
halber Geschwindigkeit. Der Tie-Break war im Eiltempo verloren und so auch der
dritte Satz. Das waren wirklich sehr irritierende Szenen, denn verletzt schien
Martincova nicht zu sein. Aber sie zog keinen Ball mehr durch. Da stimmte es
schlicht und einfach im Kopf oben nicht mehr. Vogt hingegen drehte am zweiten
Tag in Folge eine Partie in extremis nach verlorenem ersten Satz mit einem
gewonnen Tie-Break im zweiten Satz.
Nachtrag August 2016: Etwas überraschend gab die 26-jährige
Vogt nach ihrer zweiten Olympischen Teilnahme ihr Karriereende bekannt. Zu einem
Matchgewinn bei Olympia hat es nicht gereicht. Zu einer Teilnahme in einem
Einzelfeld eines Grand Slam-Turniers auch nicht. Eine Konzentration auf eine
Doppelkarriere schien für sie keine Option zu sein. An allen vier Grand Slam-Turnieren
hatte sie im Doppel je einmal antreten können und in Australien in diesem Jahr
einen Matchgewinn erzielt. Sie beginnt nun einem Maschinenbaustudium an der ETH
Zürich.
Ihre grössten Tenniserfolge sind die zwei
WTA-Titel im Doppel in Luxemburg
2013 mit Wickmayer und in Bad Gastein 2015 mit Kovinic. Liechtenstein hatte
sie zusammen mit von Deichmann im Jahr
2014 in die
Europa/Afrika-Zone I geführt. In der WTA Rangliste hat sie im Doppel Rang 67
und im Einzel Rang 137 erreicht. Im Einzel ist ihr grösster Erfolg der
Turniersieg beim 100'000$ ITF-Turnier in Biarritz 2013.
Olga Fridman
(WTA
238) -
Ipek Soylu
(WTA 178) 7:6 6:2
Im ersten Spiel am
Sonntagmorgen fand die zweite und letzte Runde der Qualifikation statt. Auf
Court 4 - einem Platz ohne Stühle - verfolgten wir die Begegnung am Geländer
stehend. In so einer Begegnung zeigt sich das langfristige Potential einer
Spielerin und es lässt sich abschätzen, ob sich die Athletin je auf der WTA-Tour
wird durchsetzen können. Ich war überrascht dass sich die 17-jährige Ukrainerin
gegen die 20-jährige Türkin durchsetzen konnte. Es scheint also, dass Fridman
durchaus Potential aufweist. Das stellte sie vor allem auch in der ersten Runde
im Hauptfeld unter Beweis, wo sie gegen die spätere Roland
Garros-Viertelfinalistin Putintseva nur knapp in drei Sätzen unterlag. Infolge
Regenverspätung hatten wir dieses Spiel am Montag leider nicht mehr ansehen
können.
Roland Garros ist auch ein gutes Stichwort für Ipek Soylu. Nach dem frühen Aus
in Nürnberg war Soylu dafür die einzige in Nürnberg angetretene und nicht direkt
für Roland Garros qualifizierte Teilnehmerin, welche in Paris die Qualifikation
überstehen konnte. Dank dem Ausscheiden in Nürnberg konnte sie an die Seine
reisen und erreichte dafür überraschend ihre erste Teilnahme in einem Hauptfeld
eines Grand Slam-Turniers. Wie sie qualifizierte sich auch ihre aktuell stärker
einzustufende Landsfrau Büyükakcay (WTA 85) für das Hauptfeld in Paris. Sie
hatte im April gar das Heimturnier in Istanbul gewinnen können und damit ihren
ersten Turniersieg auf der WTA-Tour gefeiert. Soylu hatte in Istanbul an der
Seite von Mitu völlig überraschend ihren ersten WTA-Doppeltitel feiern können.
Zugegeben benötigten sie dazu nur Siege über Kuncikova/Stuchla und Dzalamidze/Kudermetova
und gewannen im Halbfinal und Final dank w.o.-Forfaitsiegen. Es scheint aber,
dass sich die Schweden-Bezwingerinnen von
Eilat einer guten Form und
aufsteigendem Trend erfreuen.
Marina Melnikova
(WTA
246) -
Elitsa Kostova
(WTA 205) 6:3
6:4
Ein intensives Duell
fand in diesem Qualifikationsmatch statt. Beide Spielerinnen kämpften, streuten
Stoppbälle und Variationen ein und der Sportgeist lebte auf. Es setzte sich die
mit 27 Jahren um ein Jahr ältere Russin Melnikova durch, die bereits seit Jahren
in Deutschland lebt.
Sabine Lisicki
(WTA
44),
Christina McHale
(WTA 56),
Carina Witthöft
(WTA 97),
Katharina Hobgarski
(WTA 508)
Sabine Lisicki ist
momentan nur noch die fünftbeste Deutsche und wird die Olympischen Spiele wohl
verpassen. Sie hat sich im März von Oliver Pocher getrennt. Er scheint sie
betrogen zu haben. Mit 6 Siegen und 10 Niederlagen in diesem Jahr blieb sie
bislang formschwach. Von ihrem Trainer
Christopher Kas hat sie sich in der Woche
vor Nürnberg ebenfalls getrennt, um ein neues Kapital aufschlagen zu können. Ihr
Ex wusste nichts besseres zu tun, als ihr in einem Tweet als Antwort auf den
Trainerwechsel nahe zu legen, dass sie sich mehr auf das Training und Tennis
konzentrieren solle und nicht immer die anderen Schuld seien. Für mich geht so
eine Antwort bereits in die Kategorie "Stalking". Was hat sich der Pocher da
einzumischen? Geht ihn überhaupt nichts an.
Einzel Qualifikation | Einzel Hauptfeld | |||||
1. Runde Qualifikation | Final Qualifikation | 1. Runde | 2. Runde | Viertelfinal | Halbfinal | Final |
Kiki Bertens (1) - Conny Perrin 6:1 6:0 |
Kiki Bertens (1) - Cristina Dinu (11) 6:1 6:3 |
Kiki Bertens (Q) - Tatjana Maria (Q) 6:1 7:6 |
Kiki Bertens (Q) - Roberta Vinci (1) 6:4 7:6 |
Kiki Bertens (Q) - Irina Falconi 6:1 0:1 ret. |
Kiki Bertens (Q) - Julia Görges 3:6 6:4 7:6 |
Kiki Bertens (Q) - Mariana Duque-Marino 6:2 6:2 |
Lesia Tsurenko (4) - Mira Antonitsch (W) 7:5 6:1 |
Lesia Tsurenko (4) - Polona Hercog 5:7 6:4 6:2 |
Julia Görges - Lesia Tsurenko (4) w.o. |
||||
Tereza Martincova (4) - Varatchaya Wongteanchai 6:2 6:3 |
Stephanie Vogt (12) - Tereza Martincova (4) 1:6 7:6 6:1 |
Polona Hercog - Stephanie Vogt (Q) 7:5 7:6 |
||||
Stephanie Vogt (12) - Jesika Maleckova 4:6 7:6 6:3 |
||||||
Ipek Soylu (3) - Alexandra Cadantu 6:2 6:3 |
Olga Fridman - Ipek Soylu (3) 7:6 6:2 |
Yulia Putintseva (8) - Olga Fridman (Q) 6:7 6:2 7:5 |
Julia Görges - Yulia Putintseva (8) 6:4 6:2 |
|||
Olga Fridman - Jovana Jaksic (8) 7:6 6:4S |
||||||
Anna-Lena Friedsam (7) - Johanna Larsson 6:3 6:4 |
Anna-Lena Friedsam (7) - Christina McHale 6:4 6:3 |
Annika Beck (3) - Anna-Lena Friedsam (7) 7:6 2:6 6:2 |
Mariana Duque-Marino - Annika Beck (3) 7:5 6:1 |
|||
Christina McHale - Nao Hibino 4:6 7:6 6:2 |
||||||
Nicole Gibbs - Kristyna Pliskova 6:4 6:3 |
Annika Beck (3) - Nicole Gibbs 6:2 6:1 |
|||||
Sabine Lisicki (5) - Lara Arruabarrena 6:3 6:4 |
Varvara Lepchenko - Sabine Lisicki (5) 6:2 7:6 |
Mariana Duque-Marino - Varvara Lepchenko 5:7 7:6 7:5 |
||||
Varvara Lepchenko - Katharina Hobgarski (W) 6:0 6:3 |
||||||
Mariana Duque-Marino - Carina Witthöft 6:4 4:6 6:4 |
Mariana Duque-Marino - Laura Siegemund (2) 7:6 3:6 6:1 |
|||||
Elitsa Kostova (6) - Lena Rüffer (W) 6:2 6:2 |
Marina Melnikova - Elitsa Kostova (6) 6:3 6:4 |
Laura Siegemund (2) - Marina Melnikova (Q) 6:1 6:0 |
||||
Marina Melnikova - Myrtille Georges (7) 6:1 3:6 6:1 |