Indien 2012 |
zurück zur Übersicht Last updated: 30.01.2023 |
Chennai - 29. Dezember 2012-2. Januar 2013 |
Ich war nicht zu unglücklich darüber, dass ich meinen
Aufenthalt im früher als Madras bekannten Chennai wegen dem abgesagten Flug nach
Amritsar und dem gefüllten
Programm zuvor von zwei auf vier Tage verlängern konnte. Ich war zurück beim
Tennis und da gehöre ich irgendwie dazu und da kenne ich mich aus. Ausserdem war
meine Recherche erfolgreich gewesen und ich hatte mich tatsächlich ins
Spielerhotel gebucht!
Ich war bisher zumeist alleine mit Reiseführern und Fahrern unterwegs gewesen
und da geht es letztendlich immer ums Trinkgeld. Am
schönsten war bislang die Delhi Cycle Tour
gewesen. Vielleicht auch, weil wir dort ungezwungen in einer Gruppe unterwegs
gewesen waren. Ich muss Indien erst noch etwas setzen lassen, um es zu bewerten.
Aber es ist schade, dass man hier als Tourist alleine kaum ungestört etwas
unternehmen kann. In Chennai entdeckte ich auf eigene Faust immerhin den stinkendsten Fluss, den ich je gerochen habe.
Kapaliswarar-Tempel,
St. Thomas Basilica
Kaum am Flughafen angekommen, sprach mit der erste Taxifahrer an. Nun war
es aber kein offizieller Taxifahrer, denn er hatte seinen Tata auf einem
normalen Parkplatz abgestellt. Daher fragte ich nach seiner Taxilizenz und er
zeigte mir einen Führerausweis. Nun gut, ich stieg ein und wir hatten 1500
Indische Rupien als Preis ausgemacht. Prepaid. Etwa dreissig Schweizer Franken
für zwanzig Kilometer und bei dem Verkehr anscheinend etwa eine Stunde Fahrt. Er
fuhr los und teilte mir mit, dass der Parkplatz 200 Rupien koste. Am
Zahlhäuschen wartete ich mal ab. Als er sich zu mir drehte gab ich ihm nach
kurzem Zögern das Geld und ich bekam sogar noch 80 Rupien Retourgeld. Nach
halber Fahrt stoppte er an einer Tankstelle und sagte, dass er für 1000 Rupien tanken müsse. Ich stieg aus und pferchte ihn zusammen, dass er das aber ganz
sicher nicht auf meine Rechnung tue. Also winkte er die Frau mit dem Tankstutzen
zurück bevor sie loslegen konnte und wir fuhren weiter. Danach beklagte er sich,
wie schwierig es hier sei genügend Essen für die Familie zu haben. Ich sagte nun
erstmals, dass ich aus der Tschechien Republik sei und vermied den Namen Schweiz
und blieb auch in der Folge in Chennai ein Tscheche. Das funktionierte ganz gut.
Wie teuer das Hotel ist fragen sie einen auch immer und rechnen sich dann aus,
dass man auch viel Geld für den Taxifahrer ausgeben könne. Mein Taxifahrer
machte das mal ganz anders. Er beantwortete die Frage nach dem Hotelpreis mit
10'000 Rupien gleich selber. Er wollte mir dann für 10'000 Rupien gleich noch
ein wildfremdes Mädchen für eine Nacht anbieten, die zu hinterst im vor uns
fahrenden Bus sass. Das fand ich eine sehr geschmacklose Idee, nachdem Indien ja
gerade wegen der Massenvergewaltigung in die Schlagzeilen geraten war und das
Opfer gerade diesen Morgen verstorben war. Ich liess es aber bleiben, ihn
nochmals zusammen zu stauchen.
Marina Beach
Am nächsten Morgen relativierte sich der Preis für die Taxifahrt vom
Vorabend, als ein vor dem Hotel wartender Tuk Tuk-Fahrer mir für 100 Indische
Rupien (zwei Schweizer Franken) eine einstündige Stadtrundfahrt anbot. Ich
wollte aber nur zum Kapaliswarar-Tempel, zur St. Thomas Basilica und dann zum
Strand. Also gab ich ihm nach den ersten zehn Minuten Fahrt 100 Rupien und nach
dem Warten und der Weiterfahrt zum Schluss nochmals 100 Rupien. Dass das für ihn
viel Geld war, merkte ich als er mir anbot, dass er am anderen Ende des Strandes
auch zwei Stunden auf mich warten würde und mich dort dann wieder mitnehmen
würde, wenn ich da jetzt entlanglaufen möchte. Ich lehnte dankend ab und wurde
ihn los.
Kurz darauf kam tatsächlich ein Tuk Tuk-Fahrer über den halben Stand - also etwa
hundert Meter - gerannt, um mich als Kunden zu akquirieren. Ich liess ihn
gar nicht ausreden und ich schiss ihn zusammen, warum eigentlich jeder zu mir
komme und man mich nicht einfach in Ruhe lassen könne. Er begriff nachdem ich
ihn ein zweites Mal abgestellt hatte und liess mich in Ruhe. Ich bin überhaupt
nicht der Typ für solche Aktionen, aber hier schien ich den Ton getroffen zu
haben und es schien mir auch keiner übel genommen zu haben.
Marina Beach
Ich ging etwa drei Kilometer dem Strand entlang. Durchschnittlich ist er
etwa dreihundert Meter breit. Auch wenn er gepflegter sein könnte, so ist dies
wohl doch der schönste Ort in Chennai. Ein grosser Nachteil für einen Stand ist
allerdings, wenn das Baden im Meer wegen der durchwegs starken Strömungen
verboten ist.
MGR Memorial, Anna Memorial
Die stilvollen Denkmäler zwischen Strand und Universität erinnern an
frühere Ministerpräsidenten des Bundesstaates Tamil Nadu.
Port of Chennai
Der Fluss Cooum hat die Farbe schwarz und stinkt ungemein. So etwas habe
ich noch nie zuvor gesehen. Jemand kam mit noch zu verwendenden Abfällen vom
Fluss hinaufgestiegen. Am Fluss zu lebten die Leute in dem, was auch ich als
Slum bezeichnen würde. Bettler oder Obdachlose sah ich auch in Chennai nur
vereinzelt. Ich hatte bei der St. Thomas Basilika eine Geldnote deponiert. So
konnte ich danach ohne Gewissensbisse an den Bettlern vorbeigehen ohne ihnen
etwas zu geben.
George Town
Das Museum im Fort St. George ist sehr rudimentär gehalten. Die St. Mary
Church und die anliegende Strasse waren abgesperrt, weil die Ministerin von Tamir Nadu heute
in die Stadt kam.
Vallur Kottam
Die Tempelanlage von Vallur Kottam lag auf halber Strecke zwischen meinem
Hotel und der Tennisanlage.
Kodambakkam High Road
Es ist in Indien kaum möglich ein Foto ohne Müll am Strassenrand zu
schiessen.
New Year's Eve, The Park Hotel
Da bin ich in Indien und trotzdem kostet mich die Silvesterparty mehr denn
je. Erst hatte ich nur ein Ticket für den uncoolen Teil der Party im Pasha
erhalten. Die Getränke und Häppchen waren gratis. Doch in der dunklen Diskothek
lief nur Bum Bum-Musik und es war eine reine Männergesellschaft. Etwa fünfzig
Inder sassen und standen herum. In den oberen Bereich durften nur Pärchen und
dort hatte es vielleicht zehn Personen. Das hängte mir nach zehn Minuten aus und
ich sicherte mir mit etwas Nachdruck und einem kleinen Aufpreis das Upgrade für
die komplette Party. Im achten Stock des Hotels war die Party dann sehr cool und
die Leute wie zum Beispiel ein Programmier aus Chennai oder ein Ingenieur aus
Sydney auch interessant. Hier konnte ich dann auch wieder sagen, dass ich aus
Switzerland bin und musste mir nicht mehr mit Czech Republic behelfen.
Die schweizerische Präzision fehlte jedoch, denn wir feierten den Jahresanfang fünf
Minuten zu früh. Angestossen wurde nicht, aber jeder schüttelte einem die Hand
und wünschte ein Happy New Year. Etwas Feuerwerk gab es auch noch. Ein
gelungener Jahreswechsel. Es war erst mein Zweiter, den ich nicht mit Freunden
oder Familie feierte und ich war erst etwas skeptisch gewesen, da mich derjenige in
Sydney 2005 nicht überzeugt
hatte. Doch der NYE in Chennai bleibt in guter Erinnerung.
New Year's Eve, The Park Hotel
Etwas nach Mitternacht schaffte ich dann auch noch den Aufstieg vom achten
in den neunten Stock in den Bereich der Tennisspieler. Da geht der Turnieralltag
aber vor und zu ausgiebiges Feiern ist nicht angesagt.
Während den Mahlzeiten
war der Chefkoch vor allem mit Pasta kochen und Sonderwünschen zur Pastasauce
beschäftigt, da sich die meisten Spieler nicht vom Buffet bedienten.
(Ab)Fluss
Einen Teil der Stadt zu Fuss zu erkunden ist relativ schwierig, da jeder
Tuk Tuk-Fahrer einen als Fahrgast mitnehmen will. Sie verstehen nicht, dass man
gehen will, obwohl man doch fahren könnte. So etwas wie
Strassencafes sind natürlich auch
Fehlanzeige und so blieb mir nicht viel anderes übrig als etwas zu spazieren.
Das mit dem barbarisch stinkenden Fluss ist aber schon eine Schande. Der Fluss
dankte mir meinen Aufenthalt in Chennai wohl mit der zweiten Magenverstimmung.
Durchfall und Erbrechen setzten am letzten Abend ein, so dass ich mich am nächsten
Morgen in sehr schlechtem Zustand auf den Rückflug machte.
Dubai
Dubai ist ein echter 24 Stunden-Flughafen. Ob man Mitten in der Nacht wie
auf dem Hinflug oder am hellichten Tag wie auf dem Rückflug dort ist, es
herrscht immer geschäftiges Treiben.