Wimbledon 2012, London |
zurück zur Übersicht Last updated: 30.01.2023 |
Svensk Tennis - Arvidsson, Larsson, Lindstedt, Brunström, Junioren |
Die schwedischen Matchgewinne in Wimbledon konzentrierten sich vor allem auf das Herren Doppel. Denn Larsson kommt mit dem tiefen Absprung der Bälle überhaupt nicht zu recht und Arvidsson fehlt auf dem schnellen Belag etwas die Zeit, um sich richtig zu den Bällen hinzustellen.
Damen Einzel | |
1. Runde | 2. Runde |
Melinda
Czink (Q) - Johanna Larsson 6:0 6:2 |
Serena
Williams (6) - Melinda Czink (Q) 6:1 6:4 |
Anastasia
Pavlyuchenkova (31) - Sofia Arvidsson 6:1 6:2 |
Varvara
Lepchenko - Anastasia Pavlyuchenkova (31) 7:6 6:4 |
Anastasia
Pavlyuchenkova
(WTA 30)
-
Sofia
Arvidsson
(WTA 48)
Nach vielen Niederlagen in diesem Jahr ist die
während Wimbledon 21 Jahre alt werdende Pavlyuchenkova in der Weltrangliste so
tief abgerutscht wie seit zwei Jahren nicht mehr. Der Auftritt gegen Arvidsson
war jedoch zu gut, als dass sie hätte in Bedrängnis kommen können. Arvidsson
befindet sich in diesem Jahr eigentlich in guter Form. Ihre Grand Slam-Bilanz
ist aber nicht sehr erfreulich. An den Australian Open 2006 hatte die Schwedin
ein einziges Mal die dritte Runde erreicht. Insgesamt gewann sie aber an 24
Majors nur 11 Matches.
Melinda Czink
(WTA 98)
-
Johanna
Larsson
(WTA 92)
Larsson hat in Wimbledon bei den Erwachsenen erst
ein Match gewonnen. Es war die erste Runde der Qualifikation im Einzel im Jahr
2008. Seither setzte es im Einzel wie im Doppel nur Erstrundenniederlagen ab.
2009 war sie nicht dabei. 2010 verlor sie in den Qualifikationen sowie 2011 und
2012 in den Hauptbewerben. Die Niederlage gegen Czink war nach vielen knapp
verlorenen Matches nun aber doch die bei weitem Schockierendste. Die ersten
fünfzehn Punkte der Partie gingen an die 29-jährige Ungarin und im vierzehn
Minuten lang dauernden ersten Satz gewann Larsson nur drei Punkte. Das Spiel der
Schwedin ist für Rasen nicht prädestiniert. Aber einige Anpassungen müsste sie
halt doch in Kauf nehmen. Sie kann bei den tief abspringenden Bällen nicht wie
sonst zwei Meter hinter der Grundlinie stehen. Der Ball springt fast schon zum
zweiten Mal am Boden auf, bis sie ihn endlich trifft. Gerade beim Return müsste
sie aufrücken. Es trifft sich gut, dass Larsson keine Aufnahme für die
Olympischen Spiele gefunden hat. So kann sie während dieser Zeit Sand- oder auch
Hartplatzturniere spielen und wichtige Weltranglistenpunkte sammeln. Die Spiele
von London 2012 würden zwar eine grosse Erfahrung für sie werden, wären auf
Rasen sportlich aber wohl wieder eine enttäuschende Angelegenheit.
Damen Doppel | |
1. Runde | 2. Runde |
Dekmeijere/Lepchenko - Arvidsson/Larsson 7:6 3:6 6:3 |
Kops-Jones/Spears (10) - Dekmeijere/Lepchenko 6:3 7:6 |
Liga Dekmeijere/Varvara
Lepchenko
(WTA
81/435)
-
Sofia
Arvidsson/Johanna
Larsson
(WTA 110/158)
Mit den Siegen über Schiavone in Madrid und Roland
Garros hatte Lepchenko im Einzel zuletzt für Aufsehen gesorgt. Die
US-Amerikanerin ist gebürtige Usbekin und unterhielt sich mit ihrer lettischen
Doppelpartnerin daher in Russisch. Das Match war sehr ausgeglichen und hätte
auch gut auf die schwedische Seite kippen können. Im ersten Satz gab es keine
Breaks und bis zum 3:3 im Tie-Break auch keine Mini-Breaks. Wobei sich ab Mitte
des ersten Satzes auch böse Fehler ins Spiel einschlichen. Aber es blieb
spannend. Arvidsson/Larsson versuchten es oft mit hohen Bällen, aber diese waren
zu wenig erfolgreich. Im zweiten Satz wurde das Spiel wieder besser und es gab
das erste Break. Es fiel zum 3:2 für Dekmeijere/Lepchenko, die schon den ersten
Satz gewonnen hatten. Das war die vermeintliche Vorentscheidung. Doch aber
diesem Zeitpunkt gewannen Arvidsson/Larsson vier Games in Folge und
bewerkstelligten den Satzausgleich. Auch im dritten Satz breakten die Lettin und
die Amerikanerin zuerst zum 3:1. Die Schwedinnen konnten umgehend zum 3:2
reagieren. Beim nächsten Break zum 5:3 war es aber zu spät und das Match endete
unerwartet schnell.
Mixed Doppel | ||
1. Runde | 2. Runde | 3. Runde |
Azarenka/Mirnyi - Arvidsson/Lindstedt 7:6 6:4 |
Azarenka/Mirnyi - Errani/Fognini (13) 6:3 6:2 |
Vesnina/Paes (4) - Azarenka/Mirnyi 7:6 6:3 |
Victoria Azarenka/Max Mirnyi
(WTA/ATP 55/1) -
Sofia
Arvidsson/Robert
Lindstedt
(WTA/ATP 110/10)
Arvidsson wirkte zu Beginn etwas unsicher,
da sie die nominell schwächste Spielerin auf dem Feld war. Ich bin mir auch
nicht sicher, wann sie zum letzten Mal im Mixed angetreten ist. Das könnte
durchaus schon lange her sein. Mit zunehmender Spieldauer erkannte sie aber
schnell, dass sie sich nicht verstecken muss. Der ehrgeizige Lindstedt machte
sich manchmal zu viel Druck und spielte etwas zu kompliziert. Seine
Rückhandreturns auf der Einstandseite verfingen sich öfters im Netz. Zwischen
den Ballwechseln nahm er Arvidsson schon mal hoch, wohl damit sie nicht zu viel
überlegen solle. Das leichte Schupsen oder Herunterziehen des Visors ist aber
gewöhnungsbedürftig. Im Tie-Break des zweiten Satzes musste Arvidsson einen
Matchball bei Aufschlag Mirnyi abwehren und schaffte dies. Die Kurzentscheidung
war nun so richtig lanciert. Vier Satzbälle konnte das schwedische Team nicht
nutzen und unterlag schliesslich mit 11:13.
Die Junioren Filip
Bergevi, Elias
Ymer und Rebecca
Peterson (Bild 5) scheiterten in ihren Konkurrenzen früh. Einzig Bergevi
konnte im Doppel an der Seite des Dänen Torpegaard zwei Matches gewinnen und
dabei das an Nummer 2 gesetzte Team Broady/Ward-Hibbert besiegen.
Victoria Azarenka/Max Mirnyi
(WTA/ATP 55/1) -
Sara Errani/Fabio Fognini
(WTA/ATP 3/41)
Seit dem lustlosen Abschenken seiner
Partie an den US Open steht
Fognini bei mir weit unten auf der Beliebtheitsskala. Leider verteidigte er diesen negativen
Platz schon geradezu vorbildlich. Fognini redete und redete, aber er war mit
Abstand der schlechteste Spieler auf dem Platz. Errani weiss schon wie man
Doppel spielen muss. Immerhin hat sie zusammen mit Roberta Vinci gerade die
French Open gewonnen. Fognini aber spielte bei ihrem Aufschlag eine
Harakiri-Taktik vorne am Netz. So überhastet kann man nicht punkten. Gegenüber
Mirnyi, dem 35-jährigen Weltranglistenersten und sechsfachen Grand Slam-Sieger
im Doppel, zieht er ohnehin den Kürzeren.
Für die Weissrussen ist es ein Glückfall, dass sie mit Mirnyi und Azarenka über
zwei absolute Weltklassespieler verfügen. Sie haben im Mixed zusammen die US
Open 2007 gewonnen und werden natürlich auch bei den Olympischen Spielen
zusammen antreten. Dort werden sie dann hoch gesetzt sein, da je Spieler die
bessere Rangierung aus Einzel oder Doppel berücksichtigt wird. Bei den Grand
Slam-Turnieren ist es anders. Dort wird nur aufgrund der Doppelweltrangliste
gesetzt und da war das weissrussische Team aufgrund der fehlenden Punkte von
Azarenka ungesetzt. Diese fühlte sich im Verlauf des Matches am Netz zunehmend
unwohl, denn sie schien sich an der Seite von Mirnyi für ihre leichten
Volleyfehler zu schämen.
Robert Lindstedt/Horia Tecau
(ATP 10/11) -
Sanchai Ratiwatana/Sonchat
Ratiwatana
(ATP
87/88)
In den beiden Matches,
in denen ich Lindstedt sah,
wirkte er immer etwas grimmig. Nach dem
Viersatzsieg über die Ratiwatanas schüttelte er den Kopf. Die Ambitionen sind
mittlerweile natürlich angestiegen. Schon zum dritten Mal in Folge standen
Lindstedt/Tecau dieses Jahr im Wimbledonfinale.
Leider verloren sie zum dritten Mal in
Folge. In ihrem Halbfinal hatten
sie mit Petzschner/Melzer die Sieger von 2010 besiegt. Im anderen Halbfinale
warfen Marray/Nielsen mit den Bryans die Sieger von 2011 aus dem Turnier. Nach
dem Aus ihrer letzten beiden Finalgegner konnten Lindstedt/Tecau die neue Chance
aber doch nicht nutzen. Der
35-jährige muss somit weiter auf seinen
ersten Grand Slam-Titel warten. Sein rumänischer Doppelpartner ist erst
27-jährig und ihm bleibt somit noch mehr Zeit.
Johan Brunström/Philipp
Marx
(ATP 66/73) -
Marcin Matkowski/Mariusz
Fyrstenberg
(ATP
8/9)
Wer die Entwicklung der
besten Teams im Doppel
mitverfolgt, der sieht wie sich viele Spieler konstant an der Spitze behaupten.
Die Teamzusammensetzungen wechseln bei Bedarf von Jahr zu Jahr, aber die Spieler an
der Spitze bleiben. Matkowski/Fyrstenberg sind auf der ATP-Tour schon von Beginn
an gemeinsam als Team aufgetreten und haben sich kontinuierlich verbessert. Seit
fünf Jahren fahren sie an die ATP World Tour Finals der besten acht Teams des
Jahres und schaffen die Qualifikation von Jahr zu Jahr. Trotz der frühen
Niederlage in Wimbledon belegen sie im Race to London den fünften Platz und
ihnen fehlen nur noch etwa 500 ATP-Punkte zur Marke, mit der man sich in den
letzten Jahren jeweils die Teilnahme sichern konnte.
Beim Service hatten alle Spieler einen ordentlichen Bums drauf. Fyrstenberg
servierte bei 2:4 im Tie-Break des vierten Satzes aber einen fatalen
Doppelfehler. Brunström und Marx hatten in der Woche vor Wimbledon in
's-Hertogenbosch gespielt. Davon zeugen ihre blauen Schuhbändel, die das Unicef
Open jeweils an alle Spieler verteilt. Das schwedisch-deutsche Team hatte in den
Niederlanden das Halbfinale erreicht und die blauen Schnürsenkel als kleinen
Farbtupfer gleich anbehalten.