Davis Cup Frankreich - USA

zurück zur Hauptseite         Last updated: 17.12.2013

Davis Cup 2006 - Weltgruppe Halbfinale - Russland-USA

Davis Cup 2012 - Weltgruppe 1. Runde - Schweiz-USA

6.-9. April 2012

Davis Cup, Weltgruppe Viertelfinale 2012 vom 6.-8. April 2012 in Roquebrune (FRA)

Nach dem Spiel der ersten Runde SUI-USA gibt es im Viertelfinale zwei Anwärter auf den Titel Begegnung der Runde. Michael und ich hatten uns den Termin über Ostern ohnehin reserviert. Unsere Wahl war ursprünglich auf Tschechien-Serbien in Prag gefallen. Der Ticketverkauf wurde am ersten Tag aber den Einheimischen vorbehalten und ab dem zweiten Tag gab es nur noch Plätze mit Fernglas im Angebot. Nach dem Fernbleiben von Djokovic hat die Partie in Prag danach ohnehin etwas an Attraktivität verloren. Die besten vier Spieler der Welt stehen an diesem Wochenende nicht im Einsatz. Djokovic tritt nicht in Tschechien an. Spanien spielt das Heimspiel gegen Österreich ohne Nadal. Federers Schweiz ist nicht mehr im Einsatz. Murray fehlt Grossbritannien in Glasgow in der Europa/Afrika-Zone I gegen Belgien.

So haben wir uns für die glanzvolle Partie zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten von Amerika im legendären Monte Carlo Country Club entschieden. Das Heimteam will auf einem langsamen Sandplatz antreten. Dafür ist die Anlage bekannt. Es wird draussen und auf Meereshöhe gespielt. Damit will man die vermeintlichen Fehler der Schweizer vom Februar nicht begehen, die aufgrund der hoch abspringen Bälle den USA zum Opfer fielen. Übrigens werden zum ersten Mal in der Davis Cup-Geschichte alle Viertelfinals auf Sand ausgetragen.

 

Die Franzosen können aus der Breite schöpfen. Kurzfristig wurde Simon für den leicht angeschlagenen Monfils nachnominniert:

  • Da in Monte Carlo ein Masters Turnier ausgetragen wird, lassen sich die Spieler aufgrund dieser Ergebnisse etwas einordnen: Tsonga hat dort eine 2:2-Matchbilanz erreicht. Simon eine 4:5-Bilanz.
  • Da keiner der vier Top 20-Einzelspieler (Tsonga, Simon, Monfils, Gasquet) als exzellenter Doppelspieler unterwegs ist, selektionierte Team Coach Guy Forget neben den zwei Einzelspielern erneut die starken Doppelspieler Llodra und Benneteau.
    Ihre Erfolge beim 1000er-Turnier in Monte Carlo sind bescheiden. Benneteau stand 2007 mit Gasquet im Finale. Llodra 2003 zusammen mit Santoro. In den restlichen Jahren scheiterten sie am stark besetzten Turnier jeweils früh.

 

Frankreich:
Jo-Wilfried Tsonga
Gilles Simon
Julien Benneteau
Michael Llodra
Einzel
6
13
31
48
Doppel
92
245
49
5

 

Kurzfristig müssen die USA auf den leicht verletzten Fish (ATP 9) verzichten. Bei der Nachnomination durch Team Coach Jim Courier tauchte nicht der Name des 29-jährigen Roddick (ATP 29) auf, sondern derjenige des 19-jährigen Harrison.

  • Sowohl Isner als verständlicherweise auch Harrison sind noch nie beim 1000er-Turnier in Monte Carlo angetreten. Es ist das einzige der neun Masters Series-Turniere, bei dem für die Spieler keine Antrittspflicht besteht.
  • Die Bryans haben bisher achtmal am Turnier in Monte Carlo gespielt, haben dabei viermal das Finale erreicht und davon zweimal den Titel geholt.

 

USA:
John Isner
Ryan Harrison
Bob Bryan
Mike Bryan
Einzel
11
66
-
-
Doppel
26
145
1
1
Davis Cup Frankreich - USA
 Spieltag  Spielstand  Spiel 1  Spiel 2
 Freitag
 .
 1:1
 .
 Tsonga - Harrison
 7:5 6:2 2:6 6:2
 Simon - Isner
 3:6 2:6 5:7
 Samstag
 .
 1:2
 .
 Llodra/Benneteau - Bryan/Bryan
 4:6 4:6 6:7
 
 Sonntag
 .
 2:3
 .
 Tsonga - Isner
 3:6 6:7 7:5 3:6
 Simon - Harrison
 6:2 6:3

 

Michael Llodra, Julien Benneteau, Gilles Simon, Jo-Wilfried Tsonga, Guy Forget
Monte Carlo Country Club
Das Stadion war nicht ganz ausverkauft, aber sehr sehr gut gefüllt. Zu Beginn zeigte sich Fürst Albert von Monaco (Bild 5) kurz. Mit ihm in der Loge der ITF-Präsident Francesco Ricci Bitti. Bei 20 Grad und Sonnenschein war das Wetter im Gegensatz zu den verregneten Ostern nördlich der Alpen äusserst angenehm.

Ryan HarrisonJo-Wilfried TsongaJo-Wilfried Tsonga
1:0   Jo-Wilfried Tsonga (ATP 6) - Ryan Harrison (ATP 66)
Der Auftritt der Weltnummer 6 war ziemlich nonchalant. Tsonga legte die Bälle auf Harrisons Rückhand und dachte das reicht bereits. Nach wenigen Games musste er seine Taktik umstellen und ging mit mehr Tempo auf die Bälle. Dadurch spielte er diese dann aber meist auf die Vorhand seines Gegners. Allgemein hatte der Franzose grosse Mühe den etwas härteren Kampf als selbst erhofft anzunehmen. Er offenbarte beim Einschätzen des Ballabsprungs auf Sand grosse Mühe und stand oft nicht ideal zum Ball. Wir bekamen einige Stoppbälle zu sehen und somit war einem schnell klar, dass die Sandplatzsaison begonnen hat.
Bei den meisten Tennisspielern gibt es von Talent über Physis bis zu mentaler Stärke viele unterschiedliche Gründe, warum sie es nicht bis ganz zu oberst an die Weltranglistenspitze schaffen. Ich persönlich kam zu der Einschätzung, dass es bei Tsonga an der (Spiel-) Intelligenz liegt.

Gilles SimonJohn Isner
1:1   Gilles Simon (ATP 13) - John Isner (ATP 11)
Die starke Rückhand von Simon half ihm vor allem auf der Vorteilseite (Bild 3), um die Aufschläge von Isner parieren zu können. Das war der Schlag, mit dem Isner Federer in Fribourg in die Knie hatte zwingen können. Abgesehen von diesem Schlag, der bei Federer nun ja wahrlich auch kein schlechter ist, konnte der Franzose aber nicht mithalten. Bei Isner, der im Halbfinale von Indian Wells Djokovic besiegte, sieht es nicht aus, als ob er nur einen guten Lauf hat. Seine druckvollen Schläge wirken sehr natürlich. Das deutet darauf hin, dass er dieses Niveau auf längere Sicht aufrecht erhalten kann.


Monte Carlo
Einen Helikopter auf der Yacht kann man immer gebrauchen!


Formel 1 Rennstrecke
Am besten an Monte Carlo hat mir die Rennstrecke gefallen. Da waren die Teenagerjahre vor den Computerspielen doch noch nützlich, um jetzt die genaue Streckenführung zu kennen. Die Bilder 3-5 sind gegen die Fahrtrichtung aufgenommen: Der Start, danach hoch zum Casino und wieder runter. Die Bilder 6-11 sind dann in Fahrtrichtung durch die Mirabeau, dann die doppelte Rechtskurve zum Tunnel und am Ende der Tunnelgeraden die Hafenschickane. Ich war wirklich überrascht wie stark die Steigungen und das Gefälle auf der Rennstecke sind.


Monte Carlo Country Club
Mit so einem Austragungsort sichert man sich einen Platz weit oben im ATP Turnierkalender.

Michael Llodra, Julien Benneteau, Bob Bryan, Mike BryanMichael Llodra, Julien BenneteauMike Bryan, Bob Bryan
1:2   Michael Llodra/Julien Benneteau (ATP 5/49) - Bob Bryan/Mike Bryan (ATP 1/1)
Von zwanzig Davis Cup-Matches haben die amerikanischen Zwillinge nur zwei verloren. 2005 gegen Ancic/Ljubicic und 2008 gegen Clement/Llodra. In diesem Match bleib Llodra an der Seite von Benneteau aber chancenlos, obwohl er die Aktionen der Bryans oft durchschaute und sie ins Leere laufen liess.

Nicolas MahutArnaud Clement
Fans
Nur als "Fans" beziehungsweise als Mitglieder im erweiterten Team mit dabei waren Nicolas Mahut (Bild 7) und Arnaud Clement (Bild 8).
Selbst die Weltranglistenerste bei den Damen, die in Monte Carlo wohnhafte Viktoria Azarenka, bekamen wir im Verlaufe des Wochenendes zu Gesicht. Sie traf sich mit einigen Freunden in der Lounge des Spielerhotels der Franzosen, wo wir uns am Samstag nach dem Doppel auch einen Drink gönnten. An diesem Wochenende wurde bekannt, dass Amelie Mauresmo (Bild 9) das Team der Weissrussin verstärkt.

John IsnerJo-Wilfried TsongaJo-Wilfried Tsonga
1:3   Jo-Wilfried Tsonga (ATP 6) - John Isner (ATP 11)
Im Training servierte Mahut - notabene Isners Gegner im Marathonmatch von Wimbledon 2010 - gegen Tsonga von weit vor der Grundlinie aus, um die höher abspringen Winkel von Isner zu simulieren (Bilder 5-6). Eine clevere Idee, die Tsonga aber auch nicht besser ins Spiel finden liess. Er fand keine Lösungen, was auch das Meckern gegenüber Schiedsrichterentscheidungen deutlich offenbarte (Bild 9). Isner bestimmte mit seiner Leistung selbst über Sieg und Niederlage. Der Druck auf ihm war gross, da für ein Weiterkommen der USA realistischerweise zwei Punkte von ihm und ein Punkt der Bryans notwendig waren.
Eine fast unglaubliche Tatsache: Die Partie vor zwölf Jahren gegen Tschechien war die letzte für die USA, in der die Begegnung im fünften Match entschieden wurde. Seither hat das US-Team 32 Partien in Folge gespielt, in denen die Entscheidung jeweils spätestens bereits nach dem vierten Match der Begegnung gefallen ist.


Guy Forget
In den letzten sechs Davis Cup-Finals mit französischer Beteiligung war Guy Forget immer mit dabei. Bei den Siegen 1991 und 1996 als Spieler. Beim Sieg 2001 und drei weiteren Finalteilnahmen 1999, 2002 und 2010 als Team Captain. Nun tritt er nach dreizehn Jahren von seinem Amt zurück und war bei seiner kurzen Abschiedsrede sichtlich gerührt. Er wechselt nun innerhalb der FFT und übernimmt das Amt der Turnierdirektors beim Masters Series-Turnier in Paris Bercy.

Gilles Simon
2:3   Gilles Simon (ATP 13) - Ryan Harrison (ATP 66)
Das zur Schaulaufen verkommene fünfte Match bestätigte, dass die USA den Sack spätestens mit dem viertem Match hatten zumachen müssen. Ihre Nachwuchshoffnung Harrison blieb gegen Simon chancenlos.

Novak DjokovicNovak DjokovicIvan LjubicicIvan LjubicicNovak DjokovicNovak Djokovic
Novak Djokovic, Ivan Ljubicic
Während Djokovics Serbien in Tschechien verlor und Ljubicics Kroaten in Argentinien unterlagen, zeigten sich die beiden in Monte Carlo wohnhaften Tennisstars bei einem öffentlichen Training äusserst gut aufgelegt. Das Masters Series Turnier im Fürstentum beginnt in einer Woche. Immer wieder auf Spässchen und Einlagen für das Publikum bedacht, erreichte das Training zwischenzeitlich Zirkusniveau.
Für den 33-jährigen Ljubicic (auf Bild 9 mit Frau Aida und einem seiner zwei Kinder) wird das "Heimturnier" in Monte Carlo die Abschiedsvorstellung auf der ATP Tour sein. Er hat angekündigt, seine Karriere danach zu beenden.
Der Weltranglistenerste Djokovic wirkt von der Statur her gegenüber den anderen Tennisspielern recht schmal. Sein Körper ist aber absolut durchtrainiert, was an den Oberschenkeln und Armen leicht zu erkennen ist (Bilder 5-6).


Monte Carlo
In Monaco ist das Preisniveau von der Anzahl Meter über Meer abhängig. Ganz zu unterst sind die Preise am teuersten und die herumkurvenden Autos am prunkvollsten.


Nizza
Am Montag hatte ich vor meiner Rückfahrt noch etwas Zeit für einen Abstecher nach Nizza. Leider war der Himmel am Ostermontag bedeckt.


Rückfahrt
Um dem Rückreisestau an der Grenze zum Tessin und am San Bernardino zu entgehen, plante ich einen Umweg über den Grossen Sankt Bernhard. Um Kilometer und Autobahngebühren zu sparen fuhr ich nicht via Genua und dann alles wieder zurück nach Turin, sondern liess mein Navigationsgerät die kürzestete Route suchen. So hatte ich innert eineinhalb Stunden nach der Abfahrt in Nizza mit dem Col de Braus (Bild 1) und dem Col de Brouis überraschenderweise bereits zwei Pässe von je 1000 Meter Höhe überwunden. Im Flussbett (Bilder 2-3) lagen viele beeindruckende, wohl durch Gletscher rund geschliffene Felsbrocken. Kurz darauf erschien die in dieser verlassenen Gegend etwas unwirklich schön anmutende Ortschaft Tende (Bilder 4-5). Danach folgte ein 45-minütiger Stau (Bilder 6-9), weil der Tunnel zwischen Frankreich und Italien nur einspurig befahrbar ist und die Ampel alle Fahrzeuge ausbremste. Danach war endlich freie Fahrt über Turin, das Aostatal (Bilder 10-11) und den Grossen Sankt Bernhard (Bild 12) nach Martigny und weiter nach Hause angesagt. Wobei anzumerken bleibt, dass eine einfache Fahrt durch den knapp sechs Kilometer langen Sankt Bernhard-Tunnel 24,30 Euro kostet!? Die Hinreise hatte ich am Karfreitag von nachts um 3:30 Uhr bis zur Ankunft in Monte Carlo um 10 Uhr in etwas über 6,5 Stunden geschafft. Die Rückreise dauerte von 14 Uhr in Nizza bis zur Ankunft um 24 Uhr zu Hause volle zehn Stunden. Da hätte mich auch der Osterstau am Grenzübergang Chiasso nie so lange stoppen können. Und teurer war die Rückreiseroute erst noch. Aber immerhin kenne ich jetzt auch den Weg von Italien ins Wallis.

 

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