ATP World Tour Finals 2009, London |
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Einzel Vorschau - Der lange Weg nach London |
Wie funktioniert die Weltrangliste der ATP World Tour?
Die 18 in die Wertung aufgenommenen Turniere gliedern sich für die besten
Spieler der Welt wie folgt:
Das Prestige der Grand Slams wird durch die hohe zu gewinnende Punktzahl unterstrichen. Nur wer hier gut spielt, kann ganz zu oberst stehen.
Ähnliches gilt für die Masters Series. Diese werden zumeist unter den Branchenbesten aufgeteilt, da diese nur selten fehlen.
Eine Auswahl aus den Turnieren der ATP 500 gehört ebenfalls zur Spielerpflicht. Hier geht es aber eher um vermarktungstechnische Gründe. Die Weltranglistenbesten lassen hier Punkte liegen. Für die Spieler im Kampf um die letzten der acht Plätze für die ATP World Tour Finals kann eine geschickte Punktejagd aber entscheidend sein.
Ein Maximum an zwei zählbaren Turnieren der ATP 250 Stufe bereitet den Turnierdirektoren im Buhlen um Ausnahmespieler grosses Kopfzerbrechen. Vielspieler wie Davydenko, Verdasco, Söderling oder Tsonga können nur mit hohen Antrittsgagen gewonnen werden. Ihnen bringen die vielen Auftritte auf dem Weltranglistenkonto keinen Zuwachs. Lediglich auf dem Bankkonto.
Die acht Punktbesten qualifizieren sich für die ATP World
Tour Finals zum Jahresende. Von 2009 bis 2013 werden diese in der O2-Arena
in London
ausgetragen.
ATP Einzel Race 2009 | ||||||||||
Roger Federer (SUI) | Rafael Nadal (ESP) | Novak Djokovic (SRB) | Andy Murray (GBR) | Juan Martin Del Potro (ARG) |
Andy Roddick (USA) -> Knieverletzung |
Nikolay Davydenko (RUS) | Fernando Verdasco (ESP) | Robin Söderling (SWE) |
Jo-Wilfried Tsonga (FRA) -> Ersatzspieler |
|
GRAND SLAM 2000 |
Sieg: French Open,
Wimbledon Final: AusOpen, US Open |
Sieg: AusOpen Halbfinal: US Open |
Halbfinal: US Open | Halbfinal: Wimbledon |
Sieg: US Open Halbfinal: French Open |
Final: Wimbledon Halbfinal: AusOpen |
Halbfinal: AusOpen | Final: French Open | ||
Anz. Turniere (beste 4 zählen) |
4 | 3 | 4 | 4 | 4 | 4 | 3 | 4 | 4 | 4 |
Punktemaximum: 8000 |
6400 | 2900 | 1530 | 1440 | 3125 | 2190 | 630 | 1440 | 1785 | 810 |
MASTERS SERIES 1000 |
Sieg: Madrid, Cincinnati |
Sieg: Indian Wells, Monte Carlo, Rom Final: Madrid, Schanghai |
Sieg: Paris Final: Miami, Monte Carlo, Rom, Cincinnati |
Sieg: Miami, Montreal Final: Indian Wells |
Final: Montreal | Sieg: Schanghai | ||||
Anz. Turniere (beste 8 zählen) |
8 | 9 | 9 | 8 | 8 | 7 | 7 | 9 | 8 | 8 |
Punktemaximum: 8000 |
3360 | 5280 | 4480 | 3600 | 1870 | 1100 | 1640 | 1100 | 525 | 920 |
ATP 500 | Sieg: Barcelona | Sieg: Dubai, Peking, Basel | Sieg: Rotterdam, Valencia | Sieg: Washington | Sieg: Memphis | Sieg: Hamburg | Sieg: Tokio | |||
Anz. Turniere (beste 3 zählen) |
2 | 4 | 4 | 3 | 3 | 3 | 5 | 4 | 5 | 4 |
Punktemaximum: 2000 |
300 | 980 | 1500 | 1090 | 670 | 880 | 860 | 360 | 335 | 645 |
ATP 250 | Sieg: Belgrad | Sieg: Doha, London Queen's | Sieg: Auckland | Sieg: Umag, Kuala Lumpur | Sieg: New Haven | Sieg: Bastad | Sieg: Johannesburg, Marseille | |||
Anz. Turniere (beste 2 zählen) |
1 | 1 | 5 | 2 | 5 | 4 | 7 | 6 | 8 | 9 |
Punktemaximum: 500 |
90 | 45 | 400 | 500 | 320 | 240 | 500 | 400 | 365 | 500 |
Anz. Turniere Total |
15 | 17 | 22 | 17 | 20 | 18 | 22 | 23 | 25 | 25 |
Anz.
Turniersiege Total |
4 | 5 | 5 | 6 | 3 | 1 | 4 | 1 | 1 | 3 |
Punkte Total | 10150 | 9205 | 7910 | 6630 | 5985 | 4410 | 3630 | 3300 | 3010 | 2875 |
Anz. Teilnahmen "Masters" |
7 2002-2008 |
2 2006-2007 |
2 2007-2008 |
1 2008 |
1 2008 |
5 03-04, 06-08 |
4 2005-2008 |
0 | 0 | 1 2008 |
Alter | 28 | 23 | 22 | 22 | 21 | 27 | 28 | 26 | 25 | 24 |
Wie an den "Masters"-Teilnahmen zu erkennen, handelt es sich um einen sehr elitären Kreis von Spielern. Da wird die Teilnehmerliste nicht von einem Jahr zum nächsten auf den Kopf gestellt.
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alle Berichte aus der Rabble-Tennisdatenbank zu: Roger Federer, Andy Murray, Juan Martin Del Potro, Fernando Verdasco |
Einzel Gruppe A - Dreisatz für Mathematiker |
Einzel Gruppe A | ||||
Spieltag |
Roger
Federer (SUI, 1) |
Andy
Murray (GBR, 4) |
Juan
Martin Del Potro (ARG, 5) |
Fernando Verdasco (ESP, 7) |
Sonntag |
Verdasco 4:6 7:5 6:1 |
Del Potro 6:3 3:6 6:2 |
Murray 3:6 6:3 2:6 |
Federer 6:4 5:7 1:6 |
Dienstag |
Murray 3:6 6:3 6:1 |
Federer 6:3 3:6 1:6 |
Verdasco 6:4 3:6 7:6 |
Del Potro 4:6 6:3 6:7 |
Donnerstag |
Del
Potro 2:6 7:6 3:6 |
Verdasco 6:4 6:7 7:6 |
Federer 6:2 6:7 6:3 |
Murray 4:6 7:6 6:7 |
Siegesbilanz Sätze Games |
2:1 5:4 44:40 |
2:1 5:4 44:43 |
2:1 5:4 45:43 |
0:3 3:6 45:52 |
Gruppenrang | 1. | 3. | 2. | 4. |
Andy Murray - Fernando Verdasco
Verdasco verkaufte sein Fell trotz
Aussenseiterrolle in allen drei Partien sehr teuer. Allerdings war ihm im
letzten Gruppenspiel gegen Murray eine gewisse Frustration (Bild 3) anzumerken, die ihn
letztendlich wohl am Erfolg hinderte. Er lamentiere oft mit sich und schien sich
mit der "gut gespielt, trotzdem verloren"-Rolle abzufinden. Der 26-jährige
Madrilene stand mit 36 erfolgreichen aus 53 Netzangriffen (68%) überraschend oft
am Netz. Zuweilen wirkte er etwas zu ungestüm. Wobei er andererseits auch nichts
gewinnen kann, wenn er nichts wagt. Das ist der schmale Grat. Er und Del Potro
waren die einzigen der acht Teilnehmer, die von der Grundlinie aus öfters
direkte Winner schlagen konnten.
Murray blieb mit seinen wenigen Netzangriffen bei 13 erfolgreichen aus 14
Versuchen (93%) prozentual gesehen sehr erfolgreich. Ganz anders allerdings bei
den Breakchancen. Im ersten Satz konnte er aus fünf Chancen immerhin eine
nutzen. Im zweiten Satz musste er wegen sieben ungenutzter Breakchancen ins
Tie-Break, welches er verlor. Im dritten Satz war der Tie-Break die logische
Folge, da der Brite nur zu einer ungenutzten Breakchance gekommen war. Murray
fordert übrigens nach erfolgreichen Punktgewinnen jeweils den gleichen
Ball, um mit diesem erneut aufschlagen zu können. Verdasco hatte im gesamten Match nur
eine einzige Breakchance. Diese konnte er nicht verwerten.
Im Nachhinein findet sich für Murrays Nichtqualifikation für den Halbfinal in
jedem seiner Vorrundenspiele mindestens ein Grund: Gegen Del Potro hatte er im
ersten Satz mit 5:0 geführt, den Satz danach aber nur mit 6:3 gewonnen. Gegen
Federer kassierte er im Entscheidungssatz eine 1:6-Pleite. Gegen Verdasco liess
er im zweiten Satz sieben Breakbälle aus, um den Satz danach im Tie-Break noch
zu verlieren.
Juan Martin Del Potro - Roger
Federer
Die Ausgangslage vor der letzten
Partie in der Gruppe A war wie folgt: Siegt Federer, sind Federer und Murray
weiter. Siegt Del Potro in zwei Sätzen, sind Del Potro und Murray weiter. Siegt
Del Potro in drei Sätzen, entscheiden zwischen Federer, Murray und Del Potro die
Games, wobei der Schweizer und der Brite mit leichten Vorteilen im Rennen lagen.
Somit entsprach der klare erste Satz zugunsten Del Potros genau dem dramatischen
Szenario. Im Tie-Break des zweiten Satzes stand Federer bei 2:4 und danach bei
4:5 und zwei Aufschlägen des Argentiniers kurz vor dem Ausscheiden. Doch er
drehte die Kurzentscheidung noch zu seinen Gunsten (Bild 9). Im dritten Satz
stand Del Potro bei 3:3 und 15:40 kurz vor dem Einbruch. Mit drei Punkten in
Folge kam er aber zu einem Spielball und setzte diesen leicht neben die Linie.
Dachten alle. Bis der Argentinier das Hawk Eye bemühte (Bild 10). Der Ball hatte
gekratzt und Del Potro lag nun 4:3 vorne. Relativ überraschend gelang dem
Argentinier nun das Break und er holte sich den Sieg. Nach dem Spiel ging das
grosse Rechnen los. Da sämtliche Partien in dieser Gruppe über drei Sätze
gegangen waren, musste die Gamedifferenz entscheiden. SF und BBC hatten sofort
Federer auf dem ersten Gruppenrang und Del Potro dank einem Game Vorsprung vor
Murray auf dem zweiten Gruppenrang gemeldet. Vor Ort war man da auf offizieller
Seite allerdings etwas vorsichtiger. Es dauerte etwa eine Viertelstunde, bis Del
Potro das Ergebnis verkündet wurde. Währenddessen hatte er sich die Zeit etwas
mit seinem fussballspielenden Landsmann Carlos Tevez (Bild 12) vertrieben.
Roger Federer hat durchaus seine Angstgegner. Da hatte er zuerst sechsmal gegen
Del Potro gewonnen, und nun hat es ihn nach dem US Open-Final gleich schon zum
zweiten Mal in Folge erwischt. Der Weltranglistenerste fand auch in London nicht
die richtige Taktik. Ausser Stopp/Lob-Kombinationen fehlte ihm die zündende
Idee. Denn mit harten Grundlinienrallies kann er den 21-jährigen im Moment nicht
besiegen. Del Potro spielt "Damentennis", einfach auf viel höherem Niveau und
mit einem exzellenten Aufschlag versehen. Sein Stil sind flache, harte
Grundlinienschläge. Ich mag das irgendwie. Das macht das Spiel so simpel und
einfach anzusehen und nachzuvollziehen.
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alle Berichte aus der Rabble-Tennisdatenbank zu: Rafael Nadal, Novak Djokovic, Nikolay Davydenko, Robin Söderling |
Einzel Gruppe B - Wer bitte sind die Big Four? |
Einzel Gruppe B | ||||
Spieltag |
Rafael
Nadal (ESP, 2) |
Novak
Djokovic (SRB, 3) |
Nikolay
Davydenko (RUS, 6) |
Robin
Söderling (SWE, 8) |
Montag |
Söderling 4:6 4:6 |
Davydenko 3:6 6:4 7:5 |
Djokovic 6:3 4:6 5:7 |
Nadal 6:4 6:4 |
Mittwoch |
Davydenko 1:6 6:7 |
Söderling 6:7 1:6 |
Nadal 6:1 7:6 |
Djokovic 7:6 6:1 |
Freitag |
Djokovic 6:7 3:6 |
Nadal 7:6 6:3 |
Söderling 7:6 4:6 6:3 |
Davydenko 6:7 6:4 3:6 |
Siegesbilanz Sätze |
0:3 0:6 |
2:1 4:3 |
2:1 5:3 |
2:1 5:2 |
Gruppenrang | 4. | 3. | 2. | 1. |
Novak Djokovic - Rafael Nadal
Auf dem womöglichen Karrierehöhepunkt
als Titelhalter von Roland Garros und Wimbledon mit dem Gewinn der Trophäe der
Australian Open in das Jahr 2009 gestartet, war es ein schweres Jahr für Nadal.
Seine Knieverletzung stürzte ihn vom Tennisthron. In London trat er sichtlich
erschlankt und ohne Tapingbänder um die Knie an. Das fehlende Gewicht bringt
Entlastung auf den Körper, allerdings auch einen Kraftverlust mit sich. Es wird
sich zeigen, wie stark der neue Nadal mit veränderter Physis sein wird.
Nadal, Federer, Djokovic und Murray sind als "Big Four" in die Saison gegangen.
Dass in der Gruppe A mit den drei Favoriten Federer, Murray und US Open-Sieger
Del Potro einer zuviel ist, war klar. Dass in der Gruppe B aber beide, sowohl
Nadal als auch Djokovic, scheitern würden, war eine faustdicke Überraschung. Im
November mit Turniersiegen aus Basel und Paris nach London gereist, galt der
Serbe als der Mann, über den der Sieg führen würde. Das Spiel gegen Nadal war
seine 97. Partie des laufenden Jahres bei einer Bilanz von 78:19 Siegen. Das
sind mehr Matches als jeder andere Spieler auf der Tour absolviert hat. Djokovic
gab zu, nach den intensiven letzten Wochen eine Müdigkeit zu verspüren.
Es war eine ansprechende Partie, auch wenn die Statistik eine hohe Fehlerquote
auf beiden Seiten zeigt. Ein unschönes Ende nahm das Match für Nadal, der sich
im zweiten Satz am Rücken behandeln lassen musste (Bilder 5 und 6). Dies bleib
glücklicherweise die einzige richtige Verletzungspause in dieser Woche. Nach dem
enttäuschenden Auftritt ohne Satzgewinn in drei Spielen hat Nadal in der
kommenden Woche die Chance, mit Spanien im Davis Cup-Final zu Hause auf Sand
gegen Tschechien doch noch einen versöhnlichen Jahresabschluss zu feiern.
Für Murray und Djokovic ist es bitter, die Halbfinalqualifikation auf Platz 3
liegend so knapp zu verpassen. Punktemässig stehen sie aber gar nicht so
schlecht da. Pro Vorrundensieg gibt es 200 Punkte. Ausser Nadal und Verdasco mit
jeweils 0 Punkten weisen alle anderen Spieler nach Abschluss der Vorrunde 400
Punkte auf. Die beiden Spieler, die im Halbfinal scheitern werden, bleiben genau
so wie die Drittplatzierten ebenfalls auf ihren 400 Punkten sitzen. Die
Finalisten erhalten zusätzlich 400 Punkte. Ein Finalsieg bringt nochmals 500
Punkte mehr ein.
Nikolay Davydenko - Robin Söderling
Gewinnt Söderling, stehen Söderling
und Djokovic im Halbfinale. Gewinnt Davydenko in zwei Sätzen, sind Davydenko als
Gruppensieger sowie Söderling weiter. Gewinnt Davydenko in drei Sätzen, sind
Söderling als Gruppensieger sowie Davydenko weiter. Für Spannung war also
gesorgt. Und auch hier nahm die Partie mit dem Gewinn des ersten Satzes durch
Davydenko den "bestmöglichen" Verlauf, was die Spannung anbelangt.
Söderling wollte unbedingt einen Satz gewinnen, um ein Aufeinandertreffen mit
Gruppensieger Federer zu vermeiden, gegen den er in zwölf Begegnungen noch nie
gewonnen hat. Davydenkos Bilanz gegen den Schweizer sieht allerdings
genau gleich aus!? Der Schwede gewann den zweiten Satz. Würde er um elf
Uhr abends im dritten Satz noch um ATP-Punkte, Geld und Ehre kämpfen oder die
Partie sausen lassen, um sich für das Halbfinale vom nächsten Tag auszuruhen?
Der 25-jährige Schwede konzentrierte sich von nun an vor allem auf seine eigenen
Aufschlagspiele. Generell nahm er ein grösseres Risiko in Kauf, um die Punkte
kurz zu halten. Das reichte gegen einen vollmotivierten Davydenko letztendlich
aber nicht aus.
Wer ist die "beste" Spielerfrau? Meine Wahl fiele auf Mrs. Davydenko (Bild 8,
lachend). Nikolay hat zwar in Interviews schon mehrfach angedeutet, dass Irina
das Geld gerne bei Shoppingtouren raushaut. Deshalb müsse er ja fast zwangläufig
erfolgreich spielen. Aber hey, was solls!
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alle Berichte aus der Rabble-Tennisdatenbank zu: Roger Federer, Nikolay Davydenko, Robin Söderling, Juan Martin Del Potro |
Halbfinals - "Zwei" Überraschungen |
Einzel Halbfinals | ||
Vorrunde | Halbfinale | Finale |
Gruppensieger A: Roger Federer (1) |
Nikolay Davydenko (6) - Roger Federer (1) 6:2 4:6 7:5 |
Nikolay Davydenko (6) - Juan Martin Del Potro (5) 6:3 6:4 |
Gruppenzweiter B: Nikolay Davydenko (6) |
||
Gruppenzweiter A: Juan Martin Del Potro (5) |
Juan
Martin Del Potro (5) - Robin Söderling (8) 6:7 6:3 7:6 |
|
Gruppensieger B: Robin Söderling (8) |
Nikolay Davydenko - Roger Federer
Das hat viel mit der Erfüllung einer
Sehnsucht zu tun, wenn man nach fast acht Jahren und zwölf Niederlagen in zwölf
Spielen gegen einen vermeintlich überstarken Mythos endlich einen Sieg landen
kann. Dafür habe ich viel übrig. Deshalb hatten meine Sympathien von Beginn weg
auf der Seite des Russen gelegen. Davydenko ist der Vorjahresfinalist und
Davydenko spielt in der Halle auf Hartplatz stark. Dennoch blieb er
Aussenseiter.
Federer begann im Nachmittagsspiel mit einem Aufschlagspiel zu Null und hatte
danach bei Davydenkos Aufschlag gleich zwei Breakbälle. Zu diesem Zeitpunkt kann
er das Spiel praktisch als gewonnen abhaken. Gegen einen Gegner, gegen den er
noch nie verloren hat und der am Vorabend drei Sätze voller Anspannung
absolviert hatte, während Federer einen Tag Ruhepause einzog.
Doch Davydenko zog den Kopf aus der Schlinge und glich zum 1:1 aus. Im ersten
Satz gab es ab nun ungewöhnlich viele und teilweise auch grobe Fehler von
Federer zu erleben. Der 28-jährige Russe schaffte zwei Breaks zur 4:1-Führung.
Dem gleichaltrigen Schweizer gelang im Anschluss zwar auch ein Break, welches
Davydenko aber gleich mit einem erneuten Servicedurchbruch konterte.
Die nächsten beiden Sätze waren für mental schwer für den Weltranglistensiebten.
Wie im ersten Satz konnte jeweils Federer mit dem Aufschlag beginnen. Da
Davydenko diesmal aber kein schnelles Break gelang, musste er vom Spielstand her
immer nachlegen. Und kassierte im zweiten Satz bei 4:5 prompt das entscheidende
Break. Auch immer dritten Satz ging es ohne Break bis zum 4:5. Das Glück schien
wieder zu fehlen, als Federer einen Smash Davydenkos an der Grundlinie noch
erwischte. Er smashte den Ball zurück in die Füsse des am Netz stehenden Russen.
Dieser brachte den Ball nicht mehr über das Netz und lag nun 0:30 zurück und
damit zwei Punkte vom Matchverlust entfernt. Die ohnmächtige "das darf doch
nicht wahr sein"-Stimmung war nach diesem Punkt auch auf dem Gesicht seines
Bruders und Trainers Eduard auf Bild 13 deutlich abzulesen. Doch alles drehte
sich nochmals blitzschnell. Davydenko hielt sein Aufschlagspiel und breakte
Federer danach mit dem ersten Matchball zum Sieg.
Juan Martin Del Potro - Robin
Söderling
Bei diesem Match erwartete ich
mindestens einen Tie-Break. Es war ein langweiliges Match. Ähnlich
Karlovic-Tsonga in
diesem Sommer in Wimbledon, wo man als Zuschauer viele Aufschläge und dafür kaum
lange Ballwechsel "serviert" bekommt. Beiden fehlte es an den nötigen
Returnqualitäten. Del Potro spielte ein schreckliches erstes Tie-Break. Im
ersten Satz hatte er einmal mit 0:40 drei Breakchancen gehabt, die Söderling
aber alle wegservierte. Der Schwede spielte wie bereits die ganze Woche über
schnörkelloses Tennis mit viel Selbstvertrauen. Als Gruppenerster wäre er
logischerweise ja in die Favoritenrolle gerückt. Wenn sämtliche Gruppenersten
bis -dritten allerdings zwei Vorrundensiege aufweisen und der Gegner der
aktuelle US Open-Champion ist, dann ist es mit der Favoritenrolle allerdings
nicht mehr weit her.
Dennoch blieb Söderling für mich der etwas bessere Spieler, da er auf seinem
besten Niveau agierte. Del Potro fand kein richtiges Mittel und da muss von
einem Grand Slam-Sieger einfach mehr kommen. Im zweiten Satz schaffte der
21-jährige Argentinier relativ unerwartet doch noch ein Break und glich die
Partie nach Sätzen aus.
Im dritten Satz dann der Paukenschlag: Söderling nutzte seine einzige
Breakchance des Matches zur 4:2-Führung! Der 25-jährige liess sich aber im
darauffolgenden Aufschlagspiel rebreaken. Damit verwertete Del Potro in dieser
Partie insgesamt zwei aus sieben Breakchancen.
Eine Match der beiden hatte ich übrigens schon mal gesehen: Beim
Davis Cup in Göteborg 2007,
als ich mir unter anderem mal ansehen wollte, wie dieser Del Potro denn so
spielt.
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alle Berichte aus der Rabble-Tennisdatenbank zu: Nikolay Davydenko, Juan Martin Del Potro |
Finale - alle Grand Slam-Titelhalter bezwungen |
Einzel Finale | ||
Vorrunde | Halbfinale | Finale |
Gruppensieger A: Roger Federer (1) |
Nikolay Davydenko (6) - Roger Federer (1) 6:2 4:6 7:5 |
Nikolay Davydenko (6) - Juan Martin Del Potro (5) 6:3 6:4 |
Gruppenzweiter B: Nikolay Davydenko (6) |
||
Gruppenzweiter A: Juan Martin Del Potro (5) |
Juan
Martin Del Potro (5) - Robin Söderling (8) 6:7 6:3 7:6 |
|
Gruppensieger B: Robin Söderling (8) |
Nikolay Davydenko - Juan Martin Del Potro
Wenn ein Nikolay Davydenko die ATP
World Tour Finals gewinnt, denkt man sich, dass alle Favoriten "ausgefallen"
sind und er den Pokal abgestaubt hat. Falsch gedacht. In der Vorrunde hat er den
Australian Open-Champion Nadal, im Halbfinale den French Open- und
Wimbledon-Sieger Federer und im Finale den US Open-Titelhalter Del Potro
besiegt.
Del Potro war wie bereits am Vortag gegen Söderling nicht gut genug und konnte sein
Spiel nicht auf das nötige Level anheben. Hingegen regte er sich über eine
Fussfehlerentscheidung eines Linienrichters auf, der anscheinend schon früher in
der Woche gegen ihn Fussfehler geben hatte. Als dieser bei der normalen
Auswechslung den Platz verliess, schickte ihm der Argentinier böse Blicke
hinterher (Bild 2). Ich sass auf Höhe der Grundlinie. Ich hätte gegen Del Potro
öfters Fussfehler gegeben, als es die Linienrichter taten.
Davydenko schlug stark auf und konnte so die Returnschwäche seines Gegners
ausnutzen. Es war eine durch und durch gute Leistung von Davydenko à la
Duracell-Häschen. Er läuft und läuft und läuft. Und spielt dazu noch stark.
Bisher waren die drei Masters 1000-Titel in Paris 2006, Miami 2008, Shanghai
2009 sowie der Finaleinzug am letztjährigen Tennis Masters Cup (wie er damals
noch hiess) seine grössten Erfolge. Mit dem Gewinn der ATP World Tour Finals
2009 hat Nikolay Davydenko nun einen richtig grossen Titel in seinem Palmares
stehen.
Für Del Potro ist es vielleicht gar nicht so schlecht, dass er nach dem US
Open-Titel nicht auch noch die ATP World Tour Finals gewonnen hat. Ansonsten
wäre er die ganze Off-Season lang als das Mass aller Dinge und als Favorit für
die Australian Open im Januar gehandelt worden. Zu Beginn dieses Jahres war
Murray gemäss Wettquoten als Favorit an das erste Grand Slam-Turnier des Jahres
gegangen. Am Ende der Saison steht der Schotte nun immer noch ohne Grand Slam-Titel da.
Ausser den US Open 2008 hat er bisher kein weiteres Grand Slam-Finale mehr
erreicht.
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Tennisvorhersage 2010 - ein Blick nach vorne |
Top 10 zum Jahresende 2010
Ich bin eigentlich kein Freund von
Unwegbarkeiten. Von denen gibt es einige, wenn man ein Jahr nach vorne schauen
will. Ich konnte Michael Stone den Gefallen aber nicht ausschlagen, die Top 10
zum Ende des nächsten Jahres zu tippen und fand dann doch auch gefallen daran.
Mal sehen, ob ich den König der
Rabble-Tippspiele schlagen kann...
Unabhängig voneinander listeten wir unsere Meinungen auf (Bild 1, meine Tipps oben, Michaels Tipps unten) und waren überrascht, wie gross die Übereinstimmung ist. Mich enttäuscht etwas, dass wir keine Newcomer auf dem Radar ausmachen konnten. Ein grosser Schub hat sowohl bei den Männern als auch bei den Damen gerade stattgefunden. Die Namen bleiben wohl auch im nächsten Jahr zumeist die altbekannten.
Ein Nachtessen nach dem Finalspiel der ATP World Tour Finals im nächsten Jahr. Das ist unser Wetteinsatz. Ein Punktesystem (Bild 2) habe ich auch gleich entworfen. Schliesslich bin ich ja nicht umsonst Controller, Ex-Programmierer und Tennisexperte...