Rogers Cup, Toronto 2008

zurück zur Übersicht         Last updated:

alle Berichte aus der Rabble-Tennisdatenbank zu: Nicolas Kiefer, Gilles Simon, James Blake, Marin Cilic
Finalist - Nicolas Kiefer, Gilles Simon, James Blake, Marin Cilic

 

Untere Tableauhälfte: Der Weg der Viertelfinalisten
 1. Runde  2. Runde  3. Runde  Viertelfinale  Halbfinale  Finale
 Gilles Simon -
 Donald Young (Q)
 6:1 6:3
 Gilles Simon -
 Roger Federer (1)
 2:6 7:5 6:4
 Gilles Simon -
 Jose Acasuso
 6:3 6:4
 Gilles Simon -
 Marin Cilic
 3:6 6:2 6:3
 Nicolas Kiefer -
 Gilles Simon
 6:7 6:3 7:6
 Rafael Nadal (2) -
 Nicolas Kiefer
 6:3 6:2
 Marin Cilic -
 Lukas Dlouhy (Q)
 6:3 4:6 6:4
 Marin Cilic -
 Tommy Robredo (12)
 6:3 6:4
 Marin Cilic -
 Andy Roddick (6)
 6:4 4:6 6:4
 Nicolas Kiefer -
 Mardy Fish
 7:5 7:6
 Nicolas Kiefer -
 Mikhail Youzhny (15)
 7:6 7:5
 Nicolas Kiefer -
 Nikolay Davydenko (4)
 4:6 6:4 6:4
 Nicolas Kiefer -
 James Blake (7)
 6:1 6:2
 James Blake (7) -
 bye
 .
 James Blake (7) -
 Jonas Björkman (Q)
 1:6 6:1 6:2
 James Blake (7) -
 Dmitry Tursunov
 4:6 6:1 6:4
 ...  ...  ...  ...  ...


Gilles Simon - Marin Cilic
Federer-Roddick hätte diese Partie nach Setzliste geheissen. Mit Simon und Cilic standen sich nun die Bezwinger des Schweizers respektive US-Amerikaners gegenüber. Sie duellierten sich oft in langen Ballwechseln, wobei Cilic mit seinen zahlreichen Stoppballversuchen meist erfolglos blieb. Grundsätzlich attestiere ich dem 19-jährigen Kroaten aber mehr Potential als Simon. Während den Grundlinienduellen positionierte sich Cilic nämlich immer auf der Grundlinie, während sich Simon zwei Meter dahinter befand. Auf lange Sicht wird sich dieses offensivere Spiel zu Gunsten des Weltranglisten-44. auszahlen, auch wenn er in diesem Match nach gutem Beginn gegen den vier Jahre älteren und doppelt so gut klassierten Franzosen unterlegen war. Bis zur Mitte des zweiten Satzes war Simon schier der Verzweiflung nahe, bis er die Partie endlich in den Griff bekommen konnte.


Nicolas Kiefer - James Blake
Für Nicolas Kiefer war es an diesem Tag so ziemlich das, was man ein perfektes Match nennen könnte. Erfolgreich am Netz, starke Aufschläge und gute Passierbälle. Alles passte zusammen. In der oberen Hälfte war Blake der einzige gesetzte Spieler in den Viertelfinals. Die anderen sieben Gesetzten verloren entweder bereits im ersten oder zweiten Spiel. Da es nur ein 56er-Feld ist, erhalten die besten acht Spieler des Setzliste in der ersten Runde jeweils sogar ein Freilos. Wobei ich das mit dem Freilos nicht gerecht finde.
Ausserdem war Blake der letzte Nichteuropäer im Feld. Dieser Trend hält schon seit einiger Zeit an. An sechs Grand Slam-Turnieren in Folge wurden zuletzt rein europäische Halbfinals ausgetragen. Davor hatten es der Chilene Gonzalez und der US-Amerikaner Roddick an den Australian Open 2006 letztmals unter die besten Vier geschafft.
Auch die Spieler der oberen Tableauhälfte hatten ihre Wimbledon-Form mehr oder weniger konserviert. Simon (3. Runde Aus gegen Gasquet), Cilic (4. Runde dank Sieg über Mathieu) und Kiefer (3. Runde Aus gegen Nadal) hatten bereits auf Rasen einen Aufwärtstrend angedeutet, während Blake (2. Runde Aus gegen Schüttler) schon in London früh gestrauchelt war.


Nicolas Kiefer - Gilles Simon
Wenn man wegen dem Sight Seeing erst um halb fünf zu einem Match auftaucht, dass auf drei Uhr angesetzt war und das dann erst 2:1 im ersten Satz steht, dann kann man sich beim Regen bedanken. Das habe ich also gemacht. Nicolas Kiefer konnte in allen drei Sätzen jeweils zuerst ein Break vorlegen. Im ersten Satz hielt er dieses bis zum 4:3, wo dann bis zum 5:5 gleich dreimal in Folge gebreakt wurde. Den Tie-Break holte sich Simon. Im zweiten Satz liess Kiefer, der mit seinen Stoppbällen überzeugte, nichts anbrennen. Das war die Phase, als sich der Franzose erstmals ans linke Bein/Knie griff. Kiefer begann sich zwar zu Beginn des dritten Satzes auch zu strecken und zu dehnen, machte von der Körpersprache her aber den viel besseren Eindruck. Doch der Deutsche musste seine Führung im dritten Satz zum 4:4 abgeben, was in einem spannenden Tie-Break endete, in dem der Hannover 96-Fan schlussendlich als verdienter Sieger vom Platz gehen konnte.
Nicolas Kiefer hat so seine Macken. Vor wichtigen Returns tippt er mit seinem Racket an die Ecke des Doppelfeldes. Bei den eigenen Aufschlägen nimmt er jeweils immer drei Bälle und gibt einen dann wieder an den Balljungen rechts hinten zurück. Während viele Spieler dann mit der Aufschlagbewegung beginnen, wartet er noch und blickt auf den Balljungen, bis dieser seine Position wieder eingenommen hat. Welche Frage würdest Du Nicolas Kiefer stellen, wenn Du könntest? - Da würde mir sofort eine auf der Zunge liegen: "Warum greifst Du Dir nach einem wichtigen, ärgerlich verlorenen Ballwechsel relativ lange und hart an Deine Genitalien?" Das hat er in diesem Spiel nämlich zweimal getan. Vielleicht kriege ich ja mal die Gelegenheit dazu, um nachzufragen. ;-)
Eine kleine Bilderklärung: Auf dem zweiten Bild sehen wir einen erfolgreichen Punktgewinn Kiefers komplett festgehalten in drei Teilen. Die Nummern vier und fünf sind nicht etwa verkehrt rum hochgeladen worden. Nein, ich habe mich als Schattentennis-Fotograf versucht.


Rafael Nadal - Nicolas Kiefer
Da kann Nicolas Kiefer noch so sehr sein Racket nach dem Rückhandsmash Nadals werfen (auf Bild 5 über dem Emirates-Schriftzug). Als Nummer 37 der Welt konnte der Deutsche die baldige neue Nummer 1 nicht gefährden. In der anschliessenden Rede merkte man dem 31-jährigen an, dass er seine Uhr ticken hört. Er wollte oder konnte nicht versprechen, in zwei Jahren wieder zurück in Toronto zu sein. Versprach aber immerhin, im nächsten Jahr in Montreal wieder am Rogers Cup teilzunehmen. Mit den 350 Punkten für das Finale des Masters Series-Events steigt Kiefer auf einen Schlag von Rang 37 auf 19. ATP-Turniersiege hat der Deutsche sechs Stück gesammelt. Alle zwischen den Jahren 1997 und 2000. 2006 hatte er überraschend das Halbfinale der Australian Open erreicht.
Rafael Nadal ist spielerisch im Moment das Mass aller Dinge. Das unterstreichen auch die Ergebnisse dieser Saison. Zwei Grand Slam-Titel und ein Halbfinale, drei Masters Series-Titel und zwei weitere Turniersiege hat er gewonnen. Roger Federer kann einzig zwei kleine Turniersiege in Estoril und Halle aufweisen. Hinzu kommen natürlich noch zwei Finalspiele und ein Halbfinale an Grand Slam-Turnieren. Novak Djokovic steht im Vergleich zum Spanier mit einem Grand Slam-Titel und einem Halbfinale sowie zwei Masters Series-Titeln ebenfalls weit hinten an. Deshalb ist es auch verdient, dass der 22-jährige Spanier den Tennisthron im August auch ranglistentechnisch übernehmen wird.

Nachtrag Dezember 2010: Nicolas Kiefer hatte in seiner Finalansprache mit dem Blick in die Zukunft realistische Worte gewählt. Die Saison 2009 hatte er komplett durchspielen können. So trat er auch in Montreal an, wo er in der ersten Runde Wawrinka unterlag. Sein bestes Resultat im Jahr 2009 war die Halbfinalteilnahme in Stuttgart. Im Jahr 2010 hatte er verletzungsbedingt nur sechs Matches bestreiten und nur einen Matchgewinn feiern können. Sein letzter Auftritt datiert vom Juni 2010 in Wimbledon. Am 11. August 2010 kam seine Tochter Mabelle Emilienne zur Welt. Der frischgebackene Familienvater hat nun seinen Rücktritt erklärt.

 

zurück zur Übersicht