Zurich Open 2007

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Die Zukunft der Zurich Open - "Tier I"-Status ade?

 

Amelie Mauresmo

Den Zurich Open Ausgabe 2007 muss ich wirklich ein Kompliment machen. Das war Tier I würdig. Endlich bekam das Turnier Event-Charakter. Das war professioneller, auf Tennis ausgerichteter, stilvoller Glamour. Die Stimmung zum Beispiel ist beim Schweizer Publikum immer etwas zurückhaltend. Da wird zwar gerne rhythmisch mitgeklatscht, aber Anfeuerungsrufe gibt es kaum. Mit der "We will rock you"-Show (Bild 4) vor dem Finale wurde das Publikum aus der Reserve geholt. Auch die Speaker, die das Publikum dazu animierten, die Namen der Spielerinnen zu rufen, hatten diesmal Erfolg. Das aus meiner Sicht Coolste war aber, dass man unverhofft auch den Namen der Finalschiedsrichterin skandieren durfte. Das war Maria Alves. Nur wenige Tennis-Freaks wussten das natürlich und ich schrie weit von den Tribünen herunter.

Das "Justine is the Champion" in Ahnlehnung an Queen's "We are the Champions" war wohl genau so wichtig wie der Siegerscheck und die Weltranglistenpunkte, welche die Belgierin aus Zürich mitnahm (Bild 5). Das war eine 1A-Einlage des Musicaldarsteller. Zu einer Siegesrede gehört, sich bei der Organisation, den Sponsoren und beim Publikum zu bedanken. Ausserdem gehört die Anerkennung der Leistung der Finalgegnerin dazu sowie in Aussicht zu stellen, im nächsten Jahr zurückzukehren und den Titel verteidigen zu wollen. Das mit der Rückkehr nach Zürich klang bei Justine allerdings sehr verhalten. Der Turnierplan für nächsten Herbst ist verständlicherweise noch unklar, aber sie werde schauen, was sich machen lässt... Da habe ich schon flammendere Reden gehört. Aber vielleicht behält sie ja den Justine-Song im Hinterkopf und kommt auch nächstes Jahr an die Limmat.

Man liess sich wahrlich nicht lumpen in diesem Jahr. Ausser Venus Williams standen die Top 10-Spielerinnen auf der Meldeliste für Zürich. Die kurzfristige Absage Sharapovas dünnte die Stars dann etwas aus. Der gute Turnierzeitpunkt im Tennisherbst ist Segen und Fluch zugleich. Während die Top-Spielerinnen punkte für das Saisonfinale sammeln wollen, haben auch einige von ihnen unter der langen Saison zu leiden. Verletzungsbedingt nicht am Start waren Sharapova, Petrova, Hingis, Szavay und Safarova. Zudem gab es vier Matches, in denen eine Spielerin aufgeben musste. Abgesehen von den verletzten Spielerinnen sind in Zürich aber ausnahmslos alle Athletinnen zu sehen. Ein Privileg.

Der Zuschaueraufmarsch war sehr ansehnlich. Am Finalwochenende waren in den guten Kategorien kaum mehr Plätze frei. Allerdings treffe ich kaum je Leute, die sich die Tickets auch selbst gekauft haben. Es scheint als ob jedermann eingeladen wurde oder die Tickets gewonnen hat. Überrascht und gefreut hatte mich vor allem das starke Interesse am Qualifikationssonntag. Da gab es beim Spiel Sugiyama-Molik auch bereits zum ersten Mal einen grossen Einmarsch (Bild 1) zu sehen. Zwei Negativpunkte der Qualifikation führten sich auch in diesem Jahr fort. Wie immer stand man am Samstag um 10 Uhr vor verschlossenen Türen und musste erst eine Viertelstunde warten, bis man sich die bereits gestarteten Matches ansehen durfte. Dafür war der Eintritt gratis. Musik während den Seitenwechseln wäre an sich ja eine gute Idee. Aber nicht, wenn gleichzeitig auf dem Nebenplatz gespielt wird. Das musste man in der Qualifikation aber auch erst mal jemand merken... Dadurch, dass auf dem zweiten Court bis am Freitag gespielt wurde, waren natürlich keine Musikeinlagen möglich. Aber lieber Keine, als dass die Spielerinnen gestört würden.

Das Event-Zelt neben dem Hallenstadion brachte viele Verbesserungen. Der Nebenplatz im Hallenstadion konnte die ganze Woche über beibehalten werden und es kam kein Lärm mehr von den dinierenden VIPs von nebenan. Ausserdem konnte als Presidents Box (rechts auf Bild 3) eine ordentliche Tribüne hingestellt und der VIP-Filz etwas ausgemistet und in das Event-Zelt abgeschoben werden.
Im Event-Zelt waren auch Trainingsmöglichkeiten für die Spielerinnen vorhanden sowie eine angemessene Players-Lounge. Ich als einfacher Zuschauer wusste kaum wie mir geschah, als wir am Qualifikationssonntag einen Blick ins Event-Zelt warfen. Eintritt wurde uns problemlos gewährt. Innert Minutenfrist ging die Creme de la Creme der WTA-Spielerinnen an uns vorbei. Unglaublich. Genau so wie Amelie Mauresmo, die nach ihrem Sieg am Dienstagabend einfach mal noch schnell an den Nikon-Stand gebracht wurde, um für einige Fotos zu posieren (Bild 6).

Aber eben: Auf der Road Map der WTA für 2009 wurde Zürich nicht mehr als Turnier der höchsten Klassen (Tier I oder II) präsentiert. 2007 war also die letzte Möglichkeit, nochmals eine gute Visitenkarte bei der WTA abzugeben und Werbung in eigener Sache zu machen.

Aber was niemand an die grosse Glocke hängt: Zürich hat 2008 nur noch einen Tier II- und keinen ein Tier I-Status mehr! Das hiesse nicht, dass das Teilnehmerfeld dadurch automatisch schwächer würde, wollte uns eine kurze Medienmitteilung beibringen. Ich habe da aber so meine Bedenken. Bei vielen Spielerinnen könnte der bisher ungeliebte Kremlin Cup in Moskau in der Woche vor Zürich nun als Alternative dienen. Wer will sich schon mit den besten der Welt messen, wenn es nur ein paar "mikrige Pünktchen" zu gewinnen gibt. Diese Aussage ist sicherlich übertrieben, trifft im Grundsatz ab doch zu. Der grosse Vorteil, dass in der Woche von Zürich kein weiteres Turnier stattfindet, bleibt aber auch 2008 erhalten.

Wo geht denn der Tier I-Status von Zürich hin? - Er wird 2008 nach Doha "ausgeliehen". Da dreht sich mir der Magen um. Nach dem tollen Turnier in Dubai dachte ich darüber nach, im nächsten Februar nach Doha zu reisen. Nach drei Emails bekam ich endlich eine Antwort. Aber welche: "Hey for the tickets info, it is too early now. You can contact me during the first week of February 2008 and ask me for how many tickets you needed and what is the price, etc." Das Turnier findet Mitte Februar statt!? Das ist doch keine Antwort!?
Zudem findet ab 2008 in Doha im November auch noch das WTA Masters statt...

 

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