Rabble-GrandSlam-Reise nach Paris 2007

zurück zur Übersicht         Last updated: 31.05.2014

alle Berichte aus der Rabble-Tennisdatenbank zu: Ioana Raluca Olaru, Agnes Szavay, Timea Bacsinszky, Dominika Cibulkova, Anna Chakvetadze, Francesca Schiavone, Tatiana Poutchek, Tiantian Sun
Agnes Szavay - Zurich Open 2005
Timea Bacsinszky - Zurich Open 2006
Dominika Cibulkova - French Open 2006
Anna Chakvetadze - US Open 2005
Francesca Schiavone - Zurich Open 2006
Grand Slam-Debütantinnen - Ioana Raluca Olaru, Agnes Szavay, Timea Bacsinszky, Dominika Cibulkova

 

2. Runde:   Ioana Raluca Olaru (Q) - Tatiana Poutchek   6:3 6:0

Alle vier Grand Slam-Debütaninnen, die ich in diesem Bericht vorstelle, spielten sich erfolgreich durch die drei Runden der Qualifikation und gewannen im Hauptfeld mindestens eine Runde.

Für Ioana Raluca Olaru war die Aufgabe gegen Tatiana Poutchek nicht allzu schwer. Ihr genügte ein solides Sandplatztennis zum ungefährdeten Sieg. Auf der Rückhandseite spielte sie denn Ball oftmals nur zurück. Mehr war nicht nötig.

Ab und zu streute die 18-jährige Rumänin hohe Bälle ein und griff dann die passive Antwort ihrer Gegnerin sofort an. Neben dieser spielstarken Variante fehlte "Ralu" aber etwas das Tempo in ihren Schlägen. Da merkte man es der Finalistin des Juniorenturniers von 2005 an, dass sie erst die Nummer 122 der Welt ist.

Vom Hocker gehauen hat mich die Vorstellung nicht unbedingt, aber die Ansätze Olarus sind doch vielversprechend. Ab dem 4:3 hat sie gegen die 10 Jahre ältere Poutchek acht Games in Folge gewonnen. Die Weissrussin Poutchek steht oft völlig neben den Schuhen, wenn es ihr nicht läuft. Ende des ersten Satz war sie sehr unzufrieden mit sich selbst. Im zweiten Satz nahm sie die Niederlage dann relativ emotionslos hin.

 

1. Runde:   Tatiana Poutchek - Youlia Fedossova (W)   6:3 6:2
1. Runde:   Ioana Raluca Olaru (Q) - Julia Vakulenko (30)   6:4 6:1
3. Runde:   Ioana Raluca Olaru (Q) - Ana Ivanovic (7)   1:6 4:6

 

Ioana Raluca Olaru Ioana Raluca Olaru

 

2. Runde:   Agnes Szavay (Q) - Anna Chakvetadze (9)   4:6 7:6 4:6

Mit 192km/h schob sich Agnes Szavay hinter V. Williams, Ivanovic und S. Williams auf den vierten Platz in der Rangliste der schnellsten Aufschlägerinnen am diesjährigen Turnier. Der erste Aufschlag ist eine ihrer Stärken, was sie mit vier Assen unterstrich. Gleichzeitig wackelte der zweite Aufschlag der Ungarin aber sehr. Chakvetadze griff diese Bälle beim Return gnadenlos an und die 18-jährige Szavay produzierte unter diesem Druck insgesamt zehn Doppelfehler.

Anna Chakvetadze servierte ebenfalls gut (ein Ass bei keinem Doppelfehler). Das sah bei ihr früher auch schon anders aus. Aber mittlerweile ist sie eine Top 10-Spielerin und auch ihr Aufschlag hat sich entsprechend verbessert. Aus diesem Grund gab es in der ersten Hälfte dieser Partie praktisch keine Breaks zu sehen.

Je schneller die Bälle daher kamen, desto besser konnte die 20-jährige Chakvetadze damit umgehen und selbst Druck machen. Junioren-French Open-Siegerin 2005 Szavay war also gut beraten, ihre Bälle mit viel Drall zu versehen.

Es war ein flaues Match bis Mitte des zweiten Satzes. Das zeigt auch die Winnner/unforced Errors-Bilanz, die im ganzen Match für Szavay bei 10:53 und für Chakvetadze bei 8:52 steht. Bei 3:3 stand die 102. der Weltrangliste kurz vor dem Einbruch. Hatte sie bislang nur ein einziges Break im ersten Satz kassieren müssen, so unterliefen ihr nun in ihrem Aufschlagspiel drei Doppelfehler sowie ein unnötiger Fehler bei einem Vorandvolley cross. Dennoch wehrte sie sich erfolgreich und hielt ihren Aufschlag.

Bei 4:4 stand Agi vor einer ähnlichen Situation. Mal um mal wehrte sie Breakbälle ab. Bis bei Einstand der Regen einsetzte und somit auch Unruhe im Publikum. Regenjacken wurden angezogen, Regenschirme aufgespannt. Szavay wartete angespannt ab (Bild 6), verlor aber die nächsten zwei Punkte zum (vorentscheidenden?) 4:5. Danach wurde die Partie wegen heftig einsetzenden Regenfällen unterbrochen (Bild 7).

Nach der Regenpause waren höchstens noch 200 Zuschauer zugegen und ich durfte in den unteren Bereich des Court numéro un. Vor der Pause hatten wir Agi schon applaudiert, nach Pause übernahm ich das Fan-Kommando. ;-) Alles oder nichts hiess es beim Aufschlagspiel Chakvetadzes. Agi schaffte das Re-Break zum 5:5 und das Spiel stand nun in seiner spielerisch besten Phase.

Szavay war schon so gut wie ausgeschieden gewesen und entsprechend locker versuchte sie nun ihre unerhoffte Chance zu nutzen. Zoltan Kuharszky stellte seinen Schützling gut auf die Wiederaufnahme des Matches ein, liess Szavay härter und mit noch mehr Top Spin und manchmal einem Slice agieren.

Entgegen dem bisherigen Spielverlauf waren Aufschlaggewinne im dritten Satz Fehlanzeige. Einzig die russische Weltranglistenneunte brachte ihr Servicegame zum 2:1 durch, was letztendlich die Entscheidung brachte. Szavay hatte bei eigenem Aufschlag und 4:5 dank einem Spielball die Möglichkeit zum Ausgleich, musste aber auch in diesem Game das Break und somit den Matchverlust hinnehmen.

Die von Patty Schnyders Ehemann Rainer Hoffmann gecoachte Chakvetadze hätte das Match in zwei Sätzen gewinnen können. Nur 7 ausgenutzte von 18 Breakchancen (1 von 8 im zweiten Satz) waren dazu aber zu wenig. Szavay dagegen brachte es auf kaltblütige 5 von 6 Breakchancen. Die Aufschlagspiele der Ungarin waren viel umkämpfter als diejenigen der Russin. Das zeigt auch die Anzahl Punkte, die gespielt wurden. Bei Aufschlag Szavay wurden 130 Punkte ausgetragen, bei Aufschlag Chakvetadze nur 101.

Letztendlich scheiterte die Grand Slam-Debütantin wohl an der Kulisse. Sonst hätte sie ihren Service im dritten Satz öfter halten können. Nach der Regenpause began ich vor Chakvetadzes Aufschlägen ein rhythmisches Klatschen für Agi zu lancieren. Das unterstützt die retournierende Szavay einerseits und belastet die sich in der Aufschlagsvorbereitung befindende Chakvetadze andererseits. Chakvetadze drückt zwischen den Punkten nämlich immer aufs Tempo. Sie ist bei der Ballauswahl nie wählerisch, nimmt immer den erstbesten zugeworfenen Ball und will damit gleich aufschlagen. Szavay versuchte dieses Prozedere nach der Regenpause etwas zu unterbrechen.
Andererseits jedoch lancierte Agis Clan bei ihren Aufschlägen jeweils auch ein unterstützendes Klatschen. Das setzte sie wohl aber mehr unter Druck, als sie zu beruhigen und anzufeuern. Entsprechend gingen auf beiden Seiten die Aufschlagspiele im dritten Satz verloren.

 

1. Runde:   Agnes Szavay (Q) - Anne Kremer   7:5 6:2
1. Runde:   Anna Chakvetadze (9) - Alicia Molik   6:2 6:3
3. Runde:   Anna Chakvetadze (9) - Ai Sugiyama (21)   6:4 6:4
4. Runde:   Anna Chakvetadze (9) - Lucie Safarova (25)   6:4 0:6 6:2
Achtelfinale:   Anna Chakvetadze (9) - Maria Sharapova (2)   3:6 4:6

 

Agnes Szavay

 

2. Runde:   Timea Bacsinszky (Q) - Francesca Schiavone (23)   3:6 6:7

Timea Bacsinszky mag grosse Auftritte. Training ist nicht so ihr Ding (wobei sich ihre Einstellung diesbezüglich stark gebessert hat), dafür blitzt ihr Talent auf, wenn sie sich einem grossen Publikum präsentieren kann. Ob Zurich Open oder Fed Cup, da zeigte sie sich bis anhin stark. Ein Grand Slam-Turnier wäre daher also die ideale Bühne für die 17-jährige. In der Qualifikation bezwang sie mit Domachowska, Dubois und Perianu relativ starke Gegnerinnen deutlich. Auch der Erstrundensieg über Zheng ist ein starkes Resultat.

Gegen Schiavone spielte Bacsinszky aber mit angezogener Handbremse. Es wollte einfach nicht so recht klappen in diesem Match. Die Lausannerin konnte mit dem Tempo der Nummer 28 der Weltrangliste nicht mithalten und dadurch ihr gefühlvolles Spiel nicht entfalten.

Erst bei 2:5 im zweiten Satz drehte Bacsinszky auf. Im Tie-Break setzte sich mit der 26-jährigen Schiavone aber die erfahrenere Spielerin durch. Die Italienerin ging sehr motiviert, um nicht zu sagen verbissen, an die Partie heran. Aber auch Timi feuerte sich lautstark an.

Die Vorhand ist bei Timea Bacsinszky immer noch etwas fehleranfällig, auch wenn diese stetig verbessert wird. In einem Punkt zeigt sich aber ein technisches Defizit Bacsinszkys: Sie erläuft einen Stoppball nahe am Netz, der tief zu spielen ist. Hier wendet die 117. der Weltrangliste nie einen Top Spin an, da sie diesen Ball nicht mehr über das Netz "heben" könnte. Stattdessen wird immer ein Vorhand Slice gespielt (Bild 4). Der muss sehr präzise gespielt werden, da er mit weniger Tempo geschlagen wird als ein Top Spin.

 

1. Runde:   Timea Bacsinszky (Q) - Jie Zheng   7:6 6:0
1. Runde:   Francesca Schiavone (23) - Yvonne Meusburger   6:2 6:4
3. Runde:   Francesca Schiavone (23) - Dinara Safina (10)   6:3 3:6 1:6

 

 

1. Runde:   Dominika Cibulkova (Q) - Tiantian Sun (23)   6:4 6:4

Im Bericht vom letzten Jahr hatte ich bezweifelt, dass Dominika Cibulkova den Sprung vom Junioren- ins Profitennis schaffen würde. Doch siehe da, die 18-jährige Slowakin scheint auf dem Weg dazu zu sein.

In Paris nutzte die 124. der Weltrangliste eine gute Auslosung für einen Höhenflug bis in Runde drei aus. In der Qualifikation hatte sie mit Lisjak, Klepac und Yuan starke Gegnerinnen zu überstehen. Im Hauptfeld hingegen waren Sun und Müller ideale Gegnerinnen, die nur leicht über dem Niveau der Gegnerinnen aus der Qualifikation spielen.

Die kleingewachsene Cibulkova überzeugte erneut mit einer starken Beinarbeit. Ausserdem waren ihre Schläge um einiges härter als noch vor einem Jahr. Ob sie sich aber wirklich in den Top 100 der Weltrangliste etablieren kann, dahinter setze ich noch immer ein Fragezeichen.

 

2. Runde:   Dominika Cibulkova (Q) - Martina Müller (32)   6:3 6:2
3. Runde:   Dominika Cibulkova (Q) - Svetlana Kuznetsova (3)   2:6 3:6

 

 

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