Rabble-GrandSlam-Reise nach Melbourne 2005

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Marat Safin war in der gleichen Tableauhälfte wie Roger Federer und Andre Agassi, deshalb musste er ab und zu auch in der Vodafone Arena spielen. Der Schweizer und der Amerikaner haben so einen Status, dass alle ihre Spiele in der Rod Laver Arena angesetzt wurden. Nach der vierten Runde sind sowieso alle Einzel in der grössten Arena.
Ich hatte ein bisschen Pech mit den Ansetzungen. 1. Runde gegen Djokovic zwar Rod Laver Arena, aber Night Session, zu der ich keine Tickets hatte. In der zweiten Runde musste er in der Vodafone Arena gegen den Tschechen Ulihrach ran, wo ich nicht hinein kam. Aber diese beiden Matches waren auch kein Muss. Zu souverän der Russe. In der dritten Runde folgte bereits ein Knaller gegen Mario Ancic. Aber an diesem Freitag hatte ich meinen Great Ocean Road-Tag und habe nur kleine Ausschnitte während dem Mittagessen im TV gesehen. Ein super Match in der folgenden Runde das Spiel gegen den belgischen Dauerläufer Olivier Rochus, allerdings in der Vodafone Arena. Da habe ich mir Teile davon auf der Grossleinwand angesehen. Das war knapp...

Viertelfinale:   Marat Safin (4) - Dominik Hrbaty (20)   6:2 6:4 6:2

Und als ich ihn am Dienstag schon Mal hätte sehen können, da musste ich schon wieder Prioritäten setzen. Wegen dem Doppel mit Hantuchova-Beteiligung sah ich nur noch den letzten Satz. Marat Safin zeigte grossartiges Tennis. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich alle Top-Spieler bereits mindestens ein Mal live spielen sehen und der am 27. Januar 25 jährig gewordene Russe war der einzige neben Roger Federer, aus dessen Spiel eine gewisse Genialität hervor ging.

Der in Monte Carlo wohnhafte Safin macht auf mich auf dem Platz immer den Eindruck, als sei er am verlieren. Er wirkt irgendwie immer unzufrieden mit sich selbst. Ich bleibe beim Vergleich mit Robbie Williams. Genial, aber nichts was er tut, ist ihm selbst gut genug.

Wie man an den (unscharfen) Bildern erkennen kann, war das Dach der Rod Laver Arena geschlossen. Die Extreme Heat Policy kam zum Einsatz, da es vor Beginn der Partie bereits über 35 Grad heiss war. Dominik Hrbaty, der sich zu diesem Zeitpunkt in einer ausgezeichneten Form befand, war chancenlos gegen Marat Safin.

Auch im Interview nach dem Match, das jeweils von Jim Courier geführt wurde, wirkte sympathisch und gab gute Antworten. Das taten jeweils auch Andre Agassi und Roger Federer. Auch Andy Roddick muss ich ein Kränzchen binden, die Interview kamen sehr gut rüber. Negativpunkte gab es einzig für Lleyton Hewitt. Vielleicht war es, weil die Australier ihm andere Fragen stellen, aber irgendwie passten mir Hewitt's Aussagen einfach nicht. Die Abstand schlechtesten Interviews gab ja jeweils Maria Sharapova.

 

Halbfinale:   Marat Safin (4) - Roger Federer (1)   5:7 6:4 5:7 7:6 9:7

Wie er Roger Federer geschlagen hat? - Das wisst Ihr selbst besser als ich. Ich sass zu dem Zeitpunkt nämlich gerade im Flugzeug in Richtung Singapur... Marat Safin war meiner Meinung nach der einzige Spieler, der die Mittel hatte, um Federer an diesem Turnier überhaupt schlagen können.

 

Finale:   Marat Safin (4) - Lleyton Hewitt (3)   1:6 6:3 6:4 6:4

Das Finale konnte ich mir am TV dann wieder ansehen. Hier der Auszug aus meinem Live-Ticker:

Schiedsrichter der Partie: Carlos Ramos aus Portugal, mein Lieblingsschiedsrichter. Kann ja nichts mehr schief gehen.
Satz 1: Katastrophaler Start von Marat Safin. Hewitt ist voll im Match, macht keinen Druck, spielt die Bälle unglaublich sicher und mit gutem Timing rein, erläuft alles. Safin mit 13 unerzwungenen Fehlern, er wirkt schwerfällig, bewegt sich nicht gut, der erste Aufschlag kommt nicht, trifft die Bälle oft mit dem Rahmen, kann keinen Druck ausüben. Zwar hat auch Hewitt eine schlechte Quote beim ersten Aufschlag, macht aber nichts. 6:1 für den Australier nach nur 23 Minuten.
Satz 2: Lleyton Hewitt ist auch zu Beginn des zweiten Satzes unglaublich präsent und konzentriert. Er spielt bereits auf seinem Top-Niveau. Safin tastet sich langsam heran. Neben einigen exzellenten Ballwechseln merkt man aber auch, was hier für die beiden auf dem Spiel steht. Lleyton Hewitt's Traum, sein Grand Slam-Turnier in Australien zu gewinnen gegen Safin's Angst, nicht bereits zum dritten Mal ein Endspiel der Australian Open zu verlieren. Dann relativ überraschend das erste Break für den Russen zum 3:1. Ich glaube jetzt geht's so richtig los. Dieses Break reicht Safin zum Gewinn des zweiten Satzes. Er hat seine Fehlerquote reduziert, geht öfters ans Netz, was er meiner Meinung nach auch tun sollte. Sein erster Aufschlag ist allerdings immer noch zu schlecht. Ich habe gerade gesehen, dass Marat seine Dasha immer noch hat. Sieht nach was langfristigem Aus, das ist wirklich ein neuer Marat Safin, den wir seit eineinhalb Jahren sehen. 6:3 für den Russen. Das Spiel ist ausgeglichen. Der dritte Satz könnte nun die Vorentscheidung bringen und wir können nun wohl endgültig beide Spieler in Bestform gegeneinander fighten sehen.
Satz 3: Jawohl, wie erhofft, bestes Tennis und vor allem extrem spannend. Safin vergibt eine Breakchance, danach packt Hewitt zum 2:0 zu und zieht bei eigenem Aufschlag davon. Safin hat mittlerweile ein Racket zerstört und ruft bei 0:3 den Physiotherapeuten, der die schweren Beine von Marat auf Trab bringen soll. Das ist jetzt Pfeffer drin. Safin holt sich im hart umkämpften siebten Spiel das Break zurück zum 3:4. Mittlerweile haben beide je eine Verwarnung gekriegt. Safin fürs Schläger malträtieren, Hewitt dafür, dass er den Linienrichter nach einem Fussfehler zusammengeschrieen hatte. Schiedsrichter Carlos Ramos mit einer sehr guten Leistung. Zwei Overrulings, beide korrekt. In Zürich hatte er im Match zwischen Schnyder und Maleeva vier in einem Satz und alle waren meiner Meinung nach richtig. 4:4 15:30, noch ein Fussfehler gegen Hewitt beim ersten. Bei 30:40 schenkte er dem Russen das Game mit einem Doppelfehler. Die Aufschlagsquote beim Mann aus Adelaide nun katastrophal, noch schlechter als eh schon im gesamten Match. Safin macht den Satz zu, 6:4. Er hat nun die Möglichkeiten in seiner Hand. Aber nichts deutet darauf hin, dass das Spiel im vierten Satz an Intensität verlieren sollte.
Satz 4: Gleich zum Satzwechsel nimmt Hewitt seine Verletzungspause. Hüfte und Beine massieren. Immerhin hat er bald die 20 Stunden-Grenze erreicht, die er bei diesem Turnier insgesamt auf dem Platz gestanden ist. Die Hüftverletzung war bereits im Spiel gegen Nadal aufgetreten. Es ist schon bemerkenswert, wie Lleyton Hewitt sich hier seit zwei Wochen ununterbrochen die Seele aus dem Leib rennt und er lässt nicht nach. Aber Safin hat einfach mehr Klasse. Der Bann scheint nun gebrochen. Gleich das schnelle Break zum 1:0 und nur mit Glück kann der Hewitt eine Demonstration des letztjährigen Finalisten verhindern. Bei Safins Service chancenlos, kassiert er zumindest bis auf weiteres mal kein weiteres Break. Aber Safin serviert das Ding aus zum 6:4 und zu seinem zweiten Grand Slam-Titel nach den US Open 2000!

 

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