Rabble-GrandSlam-Reise nach Melbourne 2005

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Maria Kirilenko -  French Open 2004: wird sie sich behaupten können?
Maria Kirilenko - 'Good girl' - Kleiner Russischkurs für Tennisfans

 

In der zweiten Australian Open-Woche, nämlich am 25. Januar, wird Maria Kirilenko 18 Jahre alt. Seit den French Open im letzten Jahr, dem knappen Aus gegen Serena Williams, verfolge ich ihre Karriere. Leider konnte sie sich seither nicht verbessern, dümpelt immer noch um Rang 100 in der Weltrangliste herum.
Sie ist blutjung, wenn man sie live sieht. Zuckersüss, aber so jung. Mein Urteil wäre, dass sie noch etwas länger auf der Juniorentour hätte spielen sollen, um zuerst dort Erfolge zu sammeln. Aber da ist eine ordentliche Portion Unwissenheit von mir mit dabei. Als ich nämlich mit dieser Meinung aus Melbourne nach Hause kam und mir im Internet ihr Palmares angesehen hatte, bin ich auf folgendes gestossen: US Open-Siegerin 2002 bei den Juniorinnen. Als 15-jährige. Ja, in diesem Fall macht es natürlich Sinn, dass sie im darauffolgenden Jahr bei den US Open 2003 ihr Grand Slam-Debüt bei den Profis gegeben hat (und sogar auf Anhieb die dritte Runde erreichte). Zur Zeit heisst es demnach, auf den nächsten Leistungsschub zu warten, der sie in Richtung der Top 50 bringen sollte.

 

1. Runde:   Maria Kirilenko - Aniko Kapros   5:7 6:2 6:4

Es wurde spät, bis die Entscheidung in diesem Match gefallen war, wie an den Bildern zu sehen ist. Weil Ivanovic-Benesova über drei Sätze gingen, wurde dieses Spiel, dass im Anschluss hätte stattfinden sollen, auf Court 14 verlegt. Mein Schedule stimmte deshalb nicht mehr überein und ich verpasste den Beginn. Eine schnelle 5:1-Führung sah ich auf dem Scoreboard für Maria Kirilenko. Als ich beim Platz angekommen war, holte sich Kapros gerade das Game zum 4:5 und war wieder dran. Die Fehlerquote der jungen Dame aus Moskau blieb hoch und sie verlor auch die nächsten drei Games. Ärgerlich, wenn man eine 5:1-Führung verspielt.

Ihre Gegnerin, 21-jährig aus Budapest, stand anfangs letzten Jahres unter den Top 50. Durch Verletzungen wurde sie aber zurückgeworfen und belegt aktuell Rang 91 in der Weltrangliste. Sie hat eine sehr gute Länge in ihren kraftvollen Grundschlägen, aber ihr Service war miserabel. Ein Einwurf, den muss man als Gegnerin gnadenlos attackieren.
Zum Glück konnte sich Maria Kirilenko nach dem Verlust des ersten Satzes wieder fangen. Ihr Erfolgsrezept lag in diesem Match in den Netzangriffen. Auch wenn sie dort nur zu 62% erfolgreich war, konnte sie dem Spiel dadurch ihren Stempel aufdrücken und etwas mehr variieren. Somit gingen Satz zwei und knapp auch der entscheidende dritte Satz an die junge Russin. Wenn nur wenige Zuschauer bis am Schluss ausharren, ist natürlich auch die Chance auf ein Autogramm am grössten. Das habe ich mir zu Nutzen gemacht.

Während diesem Match machte ich Bekanntschaft mit Aleksander und Galea aus Usbekistan, die seit einigen Jahren in Australien studieren. Da habe ich die Chance gleich genutzt, um mich ein bisschen über russisch zu informieren.
Der Anfeuerungsruf No. 1 lautet [dawai]. Bei diesem Match also [dawai, Mascha, dawai]. Denn man sagt das jeweils zwei Mal, habe ich gelernt. Wie wenn wir 'Hopp hopp' rufen... Und Mascha kann man sagen, weil die russische Koseform für Maria so lautet. Da ist also z.B. nichts mit Ma-Sha zusammengesetzt aus Maria Sharapova oder so. Alles falsch. Jede Maria heisst Mascha. Ganz einfach.
Nach einem Punktgewinn hatte Maria Kirilenko mal [iest] gerufen. War aber nichts mit englisch, wie ich zuerst angenommen hatte (ich hatte das t nicht gehört...), hat mir Aleksander erklärt. Er hat es mir mit 'I made it' übersetzt.
Der beste Ausspruch der Moskowiterin kam aber erst. Ich habe nichts verstanden, aber zum Glück hatte ich ja einen Übersetzer mit dabei. 'Good girl' sagte sie einmal nach einmal Punktgewinn zu sich selbst auf russisch. Wie recht sie hat.
Die Gelegenheit, um nach dem [glisch] von Dinara Safina zu fragen, habe ich gleich auch noch benutzt. Vermutlich hat es [kisch] geheissen, was soviel wie 'go away' bedeutet. Das könnte passen im Zusammenhang.

 

2. Runde:   Maria Kirilenko - Ana Ivanovic   1:6 1:6
(Mehr Infos und Bilder zu dieser Partie gibt es im Bericht zu Ana Ivanovic.)

Oh, eine schwere Entscheidung, zwei meiner Lieblingsspielerinnen treffen aufeinander. Ivanovic war für mich favorisiert, also habe ich mich auf die Seite von Kirilenko geschlagen. Im ersten Satz zumindest. Die ist einfach zu süss, als dass man gegen sie sein könnte.
Natürlich habe ich auch gleich mal mein neu erlerntes [dawai, Masha, dawai] angewendet. Und was passiert? - Der Typ in der Reihe vor mir dreht sich um und beginnt mich auf russisch voll zu quatschen! Ich hatte dann etwa zwei bis drei Versuche benötigt, um ihm zu erklären, dass ich doch gar kein russisch spreche. Aber mein Akzent hatte wohl ziemlich echt geklungen. Immerhin.

Was macht man gegen eine Spielerin, die in etwa das selbe Tennis spielt, aber einfach stärker ist? - Genau mit dieser Frage hatte sich Maria Kirilenko in diesem Match auseinander zu setzen. Die Russin, die selbst gerne von der Grundlinie spielt und versucht Winner zu schlagen, wurde von Ana Ivanovic regelrecht überrollt. Ein einziger Winner gegenüber 13 der Serbin im ersten Satz. Die Lösung war wie im ersten Match der Weg ans Netz, denn sie spielt wirklich einen ordentlichen Volley. Vor allem der erste Halbflugball, um ans Netz vorzurücken, gefiel mir. Das ist einer der schwersten Bälle im Tennis, weil man den Ball oft direkt in die Füsse gespielt kriegt. Nach 3 Netzangriffen (Erfolgsquote: 67%) im ersten Satz, liess sie im zweiten Satz deren 16 folgen, von denen sie 12 gewann (75%). Resultatmässig brachte ihr das letztendlich zwar nichts. In beiden Sätzen kam sie nicht über ein 1:6 hinaus. Aber die Tatsache, dass der zweite Satz 47 Minuten dauerte, gegenüber 20 Minuten im ersten, ist doch eine deutliche Steigerung.

Auf Bild 2, eigentlich ungewöhlich für das Damentennis, sehen wir Maria Kirilenko mit beiden Beinen vom Boden abgehoben. Mein geliebter Troya-Style. Das sieht so dynamisch aus.
Bild 3 ist typisch für die Russin. Sie pustet sich in die leicht geschlossene Schlaghand als Anfeuerung und zur Konzentration.

 

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