Rabble-GrandSlam-Reise nach Melbourne 2005

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Ana Ivanovic - Aide

 

Ana Ivanovic, im November 17-jährig geworden, gewann in der Woche vor den Australian Open in Canberra bei ihrem erst 5. WTA-Turnier der Karriere als Qualifikantin Ihren ersten Titel. Die Serbin, die in Belgrad geboren ist und in Zürich lebt, kam als Nummer 82 nach Melbourne, womit sie erstmals an einem Grand Slam-Turnier teilnehmen durfte.

Was heisst Aide? - Das ist ihr Standard-Anfeuerungsruf nach einen gewonnen Punkt. Ich bin des Serbischen nicht mächtig, habe mich aber mittlerweilen informiert und es entspricht dem englischen "Come on".
Was läuft da für eine Musik im Hintergrund? - Das englisch ausgesprochene "Ana" hat mich immer an dieses Lied erinnert. Es gab noch weitere Anna's auf den Courts. Chakvetadze, Groenefeld und Smashnova. Aber grundsätzlich lag es an den Erfolgen von Ana Ivanovic, dass mir dieses Lied eine gute Woche lang im Kopf herumgeschwirrt ist.

 

1. Runde:   Ana Ivanovic - Iveta Benesova (32)   3:6 7:6 6:1

Mit dem Turniersieg aus Canberra in der Tasche trat Ana Ivanovic selbstbewusst und voller Tatendrang zu ihrem ersten Match an. Das kann man aus dem ersten Bild schön herauslesen.

Aber auch Iveta Benesova kam mit ihrem karrierehoch von Rang 34 nach Australien und war zum ersten Mal auf der Gesetztenliste bei einem Grand Slam-Turnier zu finden. Die 21-jährige Tschechin mag ich ja eigentlich auch. Das ist die, die jeweils so etwas an hat, was ein Rock sein soll. ;-)
Allerdings gefällt mir ihr Spiel einfach nicht. Sie schwingt nur mit dem Arm durch, da ist null Körpereinsatz vorhanden. Ehrlich gesagt, würde ich ihr deshalb nie und nimmer eine Klassierung in den Top 50 zutrauen. Aber ihr noch grösseres Problem: Sie ist mental zu schwach. Kaum läuft es nicht, lässt sie den Kopf hängen. Schaut Euch ihre Körpersprache an, wenn sie mal hinten liegt. Das kann es einfach nicht sein...

Im Gegensatz dazu der zielstrebige Auftritt von Ana Ivanovic. Ein grossartiger Schnappschuss auf Bild 2. Sie zieht ihr Kleid hoch und schaut genau in die Kamera. ;-) Nein, eigentlich schaut sie zwei Meter weiter rechts, das ist nämlich der Ivanovic-Clan gerade aufgetaucht und sie haben sich die Plätze gleich neben mir geschnappt. Ich habe das Match hindurch ein bisschen mit einem australischen Freund der Familie geplaudert. Er hat mir erklärt, dass sie in Zürich wohnt. Weiss ich doch, deshalb bin ich ja auch hier. Deshalb und auch weil ich sie in der Qualifikation in Kloten gesehen hatte und sie mich dort beeindruckt hatte. Ein Schweizer Fan gegenüber fünfzig serbischen, aber ich hab' uns würdig vertreten...

Musste ich mich ärgern über die unzulängliche Taktik von Ana Ivanovic. Sie spielte gegen eine Linkshänderin und schlug ihr immer genau auf die Vorhand auf. Auch während der Ballwechsels schaffte es die erfahrenere Tschechin, Ivanovic in der Rückhandecke festzunageln. Der erste Satz war weg.
Im zweiten Satz wurde es etwas besser, die 17-jährige schlug nun auch mal auf die Rückhandseite von Benesova auf. Ivanovic schaffte es ab und zu mit einem Break in Führung zu gehen. Aber immer wenn sie es realisiert hatte, ging es zum Seitenwechsel und sie hatte (zu viel) Zeit um nachzudenken. Und dann gab's auf der anderen Seite jeweils postwendend das Re-Break. Und gegen Ende des zweiten Satzes war dann zittern angesagt. Benesova konnte jeweils vorlegen, die Serbin musste nachziehen. Sie rettete sich in den Tie-Break und konnte sich diesen mit 7:4 sichern.
Nach dem zweiten Satz fragten mich die Ivanovic's nach meinem Tipp für dritten Satz. "Wenn sie nicht zu müde ist, gewinnt sie", war meine Aussage. Immerhin hatte sie in den letzten eineinhalb Wochen acht Matches auf hohem Niveau gespielt und alle gewonnen. Eine Intensität, die sie sich noch nicht gewohnt ist. Ein Angehöriger sagte mir dann aber "no, she's not tired". Und so war's auch. Der Knoten war geplatzt, Benesova wie erwähnt mental mal wieder etwas geknickt, und Ivanovic marschierte dank dem 6:1 durch in die zweite Runde.
Erwähnenswert ist eine bemerkenswerte Statistik, die zu Gunsten der besser klassierten Benesova spricht: Sie verwandelte während des Matches sage und schreibe 8 von 8 Breakbällen, eine Quote von 100%. Die 17-jährige Siegerin hingegen mit einer miserablen Quote von 29%, nur 8 aus 28 Breakchancen genutzt. Sicherlich darauf zurückzuführen, dass Benesova auf der Vorteilseite mit ihrem Linkshänderaufschlag einen Vorteil hat. Aber trotzdem brauchte Ana Ivanovic viel zu viele Chancen und hat sich das Leben selbst schwer gemacht.

Ich hatte mich dann gefragt, ob ich auch noch auf die andere Seite sprinten soll, um mir ein Autogramm abzuholen. Ihr Vater meinte stolz, das ich das tun solle, weil die Unterschrift in Zukunft stark an Wert gewinnen werde. Der Meinung bin ich auch und habe mir deshalb ein Autogramm gesichert. Das geht noch relativ einfach bei aufstrebenden Spieler/innen. Die geben noch gerne und ausgiebig Autogramme und der Ansturm hält sich einigermassen in Grenzen.

 

2. Runde:   Ana Ivanovic - Maria Kirilenko   6:1 6:1
(Mehr Infos und Bilder zu dieser Partie gibt es im Bericht zu Maria Kirilenko.)

Oh, eine schwere Entscheidung, zwei meiner Lieblingsspielerinnen treffen aufeinander. Ivanovic war für mich favorisiert, also habe ich mich auf die Seite von Kirilenko geschlagen. Im ersten Satz zumindest. Die ist einfach zu süss, als dass man gegen sie sein könnte.

Dass Ana Ivanovic das Match gewinnen würde, hatte ich erwartet. Aber was sie da gezeigt hat, dass war stark. Sie hat die zehn Monate ältere Russin regelrecht vom Platz geschossen. Maria Kirilenko gelang es überhaupt nicht, der Power stand halten zu können.
13 Winner gegenüber 1 im ersten Satz. Am Schluss stand die Statistik bei 35 Winnern für die Serbin gegenüber 10 von Kirilenko.

Nach dem ersten Satz habe ich die Fronten gewechselt. Immerhin war ich wieder mit dem Suisse-Shirt da und wollte mich bei Ivanovic doch noch von meiner guten Seite zeigen.
Einziger Makel am lockeren Sieg war wieder die Quote der genutzten Breakchancen. Nur 5 von 15, 33%, da muss Ivanovic unbedingt daran arbeiten. In einem Match, in dem ihrer Gegnerin insgesamt nur 36 Punkte gelangen, holte diese volle 10 Punkte alleine bei der Abwehr von Breakbällen. Ivanovic hat im Match 57% der receiving Points gewonnen, wenn es aber darauf an kam bei den Breakbällen nur 33%. Das ist wirklich schlecht.

 

3. Runde:   Ana Ivanovic - Amelie Mauresmo 2:6 5:7

Leider hatte ich am Freitag meinen tennisfreien Tag eingelegt, als Ana Ivanovic in der Rod Laver Arena gegen Amelie Mauresmo, die Nummer 2 des Turniers, antreten durfte. Das war ihr grosses Ziel für diese Australian Open gewesen, nachdem die Auslosung bekannt geworden war. Sie wollte die dritte Runde erreichen, um in einem grossen Match antreten zu können.

Mein Sitzplatznachbar urteilte, dass bei Ana Ivanovic durchaus Potential vorhanden sei. Es fehlt aber noch an Klasse und Erfahrung, um eine Top-Spielerin wie Amelie Mauresmo in Bedrängnis bringen zu können.
Gut waren diesmal aber ihre Statistikdaten. Mit 14 zu 11 gelangen ihr mehr Gewinnschläge als der Weltranglistenzweiten. Natürlich ist auch die Zahl der unerzwungenen Fehler mit 34 gegenüber 24 höher als bei der Französin. Nun aber zur wichtigen Kennzahl: 2 von 3 Breakchancen genutzt, 67%. Jetzt, wo es wichtig war, hat sie wenigstens ihre wenigen Chancen gepackt.

 

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