Mercedes Cup 2019, Stuttgart |
zurück zur Hauptseite Last updated: 19.06.2021 |
Stuttgart 2009, Stuttgart 2017 |
14. Juni 2019 |
Matteo Berrettini
(ATP 30)
-
Denis Kudla
(ATP 84)
6:3 6:3
Bei Türöffnung an diesem Freitag um 10 Uhr sahen wir als
erstes Matteo Berrettini beim Einspielen auf den Aussenplätzen. Er trat im
ersten Spiel des Tages um 11 Uhr an. Begleitet von der Landesflagge liefen die
Kontrahenten mit Produktplatzierung zum Viertelfinal auf den Center Court ein (Bilder 8-10).
Beim 23 Jahre jungen Berrettini ist die Erfahrung auf Rasen bisher kaum
vorhanden. Seine Karrierebilanz auf der ATP-Tour liegt bei 24:12 auf Sand
inklusive den Turniersiegen in Gstaad 2018 und Budapest 2019, 11:17 auf
Hartplatz und erst bei 2:3 auf Rasen. Er bewegt sich aber sehr natürlich auf Rasen
und seine Schläge funktionieren sehr gut auf dieser Unterlage. Sein
Rückhandslice bleibt tief auf der flach abspringenden Unterlage. Beim Aufschlag
zeigte sich der Italiener unantastbar. In den ersten drei Matches gegen Kyrgios,
Khachanov und Kudla hatte er keinen einzigen Breakball gegen sich. In den
weiteren Partien gegen Struff und Auger-Aliassime gab er bis zum Turniersieg
kein einziges Mal seinen Aufschlag ab! Gleiches war ihm bereits in Gstaad 2018
gelungen.
Der in der Ukraine geborene 26-jährige US-Amerikaner Kudla hat auf der ATP-Tour
eine Karrierebilanz von 18 Siegen zu 17 Niederlagen auf Rasen. Auf Hartplatz ist
sie mit 23 zu 56 und auf Sand mit 5 zu 14 deutlich negativ. Ein Rasenspezialist
also. Im Jahr 2015 hatte er die bisher beste Phase mit dem Final beim Challengerturnier in
Surbiton, dem Sieg beim Challengerturnier in Ilkley und dem Erreichen der
vierten Runde in Wimbledon. Nach allen diesen Resultaten auf Rasen ging es
danach beim ATP 250-Turnier auf Hartplatz in Atlanta gleich mit dem Halbfinal weiter. Sein einziges weiteres Halbfinal auf der ATP-Tour erspielte er sich 2018
beim ATP 500-Turnier in Halle auf Rasen. Im laufenden Jahr kam er dank einer
Halbfinalteilnahme beim Challengerturnier in Surbiton bereits mit vier Spielen auf Rasen
nach Stuttgart. Sein Erfolg auf dieser Unterlage ist nachvollziehbar, denn seine Grundschläge
sind nicht hart genug um auf anderen Belägen genügend Durchschlagskraft zu
entwickeln und sich auf der ATP Tour durchzusetzen. Auf der schnellen
Unterlage kann er aber die Geschwindigkeit der entgegenkommenden Bälle nutzen
und in eigene Energie umwandeln. Sein Spiel auf Rasen ist deutlich mehr als nur
Grundlinienschläge. Allerdings fand er gegen einen wenig Angriffsfläche
bietenden Gegner nie richtig ins Spiel und beging zu viele Fehler.
Jan-Lennard Struff
(ATP 38)
-
Lucas
Pouille
(ATP 26)
6:4 6:4
Da habe ich in meinem
Bericht von 2017 folgendes
gefunden: "In der ersten Runde hätte
der Franzose
eigentlich ausscheiden 'müssen'. Sein Gegner
Struff besass
einen Matchball, welchen er hätte versenken müssen. Dieser Matchball wurde zu
einem Flipperball am Netz und der Deutsche erzielte den Punkt und Matchgewinn
tatsächlich nicht. So stand Pouille letztendlich als strahlender Turniersieger
da mit einem grossen Scheck, einem brandneuen Mercedes - der erst in drei
Monaten offiziell erhältlich ist - sowie 250 ATP-Punkten."
Nun hat die Revanche also geklappt für den 29-jährigen Deutschen, der mit seinem
Karrierebestresultat an einem Grand Slam-Turnier mit der vierten Runde aus
Roland Garros nach Stuttgart anreiste. Die Weltranglistenposition 38 bedeutet
für Struff ein Allzeithoch. Mit viel Selbstvertrauen und starken Aufschlägen
tankte er sich durch.
Teilweise war es aber ziemliches Streutennis was es da zu sehen gab. Das ist
die Gefahr bei den kurzen Punkten auf Rasen bei den Herren. Pouille
verzog einige Vorhandangriffsbälle deutlich hinter die Grundlinie. Es war wohl
nicht gerade ein "Straftraining",
welches er unmittelbar nach dem Match mit
Amelie Mauresmo
absolvierte (Bilder 12-14). Er wollte wohl noch gewisse Dinge intensiver trainieren,
bei denen er im Match kein
gutes Gefühl hatte. Oder er wollte noch eine Einheit anhängen, weil nach dem
Ausscheiden nun ein Transfer nach London ansteht und das Training an
einem Transfertag schwieriger einzuplanen ist oder nur reduziert stattfinden
kann.
Pouille hatte schon vor zwei
Jahren bei seinem Turniersieg in Stuttgart eine Wild Card genommen und nun
bereits wieder.
Dabei wäre er von der Klassierung her beide Male stark genug gewesen. Er soll sich das
nächstes Mal sechs Wochen vor Turnierbeginn wenn Anmeldeschluss ist doch einfach
normal in der
Meldeliste eintragen... Denn Absagen kann er ja immer noch. Eine Verletzung als
Begründung lässt sich immer finden - und wenn es nur "Ermüdung" ist - falls er an
seinem Heim-Grand Slam in Paris tatsächlich weit in die zweite Woche vorstossen
würde. Aber
um nachträglich noch teilzunehmen, da benötigt er eine der raren Wild Cards der
Organisatoren und strapaziert auch deren Gutmütigkeit. Denn die hätten mit der
Wild Card zum Beispiel einem Dustin Brown oder einem Feliciano Lopez zu einer
direkten Aufnahme ins Hauptfeld verhelfen können, da deren Ranglistenposition
ist zu schlecht. So mussten beide durch die Qualifikation und haben diese als
Rasenspezialisten auch überstanden. In der ersten Runde trafen Pouille und
Qualifikant Lopez in der Neuauflage des Endspiels von 2017 aufeinander. Pouille
setzte sich erst im Tie-Break des dritten Satzes durch.
Auch im Doppel haben Pouille und Partner Tsonga eine Wild Card erhalten. Hier
dürfte aber der Tsonga-Bonus ausschlaggebend gewesen sein für die Vergabe der Wild
Card.
Felix Auger-Aliassime
(ATP 21)
-
Dustin Brown
(ATP 170)
7:6 6:7 7:6
Bei Rasenspezialist Brown ist die Karrierestatistik was Siege und
Niederlagen anbelangt zwar durchwegs negativ, auf Rasen mit 16:21 aber deutlich
besser als auf Sand mit 21:31 oder gar Hartplatz mit 23:45. Seit München vor
etwas mehr als einem Jahr hat der 34-jährige Deutsche kein einziges Hauptfeld an
einem ATP- oder Grand Slam-Turnier mehr erreicht. Insofern war die Qualifikation
für Stuttgart bereits ein Erfolg, aus seiner Sicht sicherlich ein erhoffter oder
erwarteter. Der Sieg gegen den Topgesetzten
Alexander Zverev - den einzigen
Top 10-Spieler in Stuttgart - war eine Glanztat von Brown. Ich fand die Partie
Brown gegen Auger-Aliassime von der Affiche er interessanter als Zverev gegen
Auger-Aliassime und hoffte beim vermeintlichen Match des Tages am Freitag auf
drei Sätze.
Auger-Aliassime hat seit seinem Junioren-Grand Slam-Doppeltitel in Wimbledon als
15-jähriger an der Seite seines eineinhalb Jahre älteren Landsmanns
Denis Shapovalov
vor drei Jahren kein Spiel auf Rasen mehr bestritten. Der nun 18-jährige
Kanadier dürfte viele Rekorde aufstellen als Erster im neuen Millennium
geborener Spieler gewisse Titel oder Ranglistenpostionen zu erreichen. Den
ersten ATP-Turniersieg hat er vor einem Monat in Nizza und nun in Stuttgart nur
hauchdünn verpasst. In seinem "Sandoutfit" aus Roland Garros machte er beim
Siegerinterview einen abgeklärten und sympathischen Eindruck. Für Wimbledon wird
es dann eine neue Bekleidung geben, ganz in weiss.
Anstelle von Auger-Aliassime hätte aber genauso gut Brown beim Siegerinterview
stehen können. Die ersten eineinhalb Stunden hatte er zwar nicht gut gespielt.
Aber mit dem Tie-Break im zweiten Satz drehte er auf und plötzlich stand es 1:1
nach Sätzen. Der gute Lauf zog sich weiter und Brown gelang das erste Break der
Partie zum 3:2 im Entscheidungssatz. Bei 5:4 musste er ausservieren. Seinen
einzigen Matchball konnte Brown nach einem starken Aufschlag (Bild 12) mit einem
Vorhandvolley auf Schulterhöhe von der Aufschlaglinie (Bild 13) frei platzieren.
Doch er verlegte den Volley wenige Zentimeter rechts neben die Seitenlinie!? Nun
kassierte er seinen ersten Aufschlagverlust der Partie.
Die Tie-Breaks verliefen mit 7:3, 2:7 und 7:2 jeweils sehr deutlich. Der
Deutsche mit jamaikanischen Wurzeln gratulierte seinem jungen Kontrahenten fair
(Bild 15), aber die grosse Enttäuschung über die vergebene Möglichkeit war ihm
deutlich anzusehen (Bilder 16-17).
Bob
Bryan
(ATP Doppel 36),
Bruno Soares/John Peers
(ATP Doppel 7/20)
Mit den Titelgewinnen in Wimbledon, an den US Open und den ATP World Tour
Finals haben
Mike
Bryan und
Jack Sock während der
Hüftoperation und Regeneration des 40-jährigen Bob Bryan in der zweiten Jahreshälfte von
2018 die existierenden Doppelpaarungen aufgemischt. Dies und die in einem Jahr
stattfindenden Olympischen Spiele könnten ein Grund für die unterjährigen
Wechsel sein, welche mit Abschluss der French Open nun stattgefunden haben.
Wechsel in den besten Doppelteams sind unterjährig eine Seltenheit, da die
Qualifikation für das prestigeträchtige Saisonfinale von der Jahresteamwertung
abhängt. Doch Bruno Soares und
Jamie
Murray
haben sich nach zwei Grand Slam-Titeln in ihrem ersten Jahr 2016 nun getrennt. Auch
die Zusammenarbeit von
Mate Pavic
und Oliver Marach ging nach einem Grand Slam-Titel in ihrem ersten Jahr 2018 nun zu
Ende. Seither hatten beide Doppelpaarungen keine Grand Slam-Titel mehr erspielen
können und dieser Episode in Roland Garros ein Ende gesetzt.
Bruno Soares/John Peers
(ATP Doppel 7/20)
- Oliver Marach/Jürgen Melzer (ATP Doppel
18/51)
6:7 7:5 10-5
Aus den oben beschriebenen Veränderungen ging für Stuttgart eine temporäre
Paarung zwischen Soares und Peers hervor, welche bei ihrem ersten gemeinsamen
Turnier gleich den Titel erringen konnten. Peers wird aber weiterhin mit
Henri
Kontinen
spielen. Soares tut sich neu mit Pavic zusammen. Der Brasilianer war es, der auf Pavic
zugegangen war. Für Marach blieb die Option mit Melzer zu spielen und so als
rein österreichisches Doppel auch auf die Olympischen Spiele in Tokio 2020
hinzuarbeiten. Ausgangspunkt war die Trennung von Soares/Murray. Diese wurde vom
Briten ausgelöst. Er tut sich nun mit seinem Landsmann
Neal Skupski
zusammen.
Auf dem Aussenplatz - dem Mercedes Court - haben wir uns Seitenwechsel für
Seitenwechsel bis in die gewünschte Position vorgearbeitet und sind dort
gelandet, wo ich mir den idealen Sitzplatz erträumen würde. Auf einer kleinen
Steinmauer sitzend nur mit der Plane zum Abdecken des Platzes bei Regen vor
unseren Füssen. Da fühlt man sich
wie ein Teil des Spiels und kann die Emotionen hautnah miterleben.
Milos Raonic
(ATP 18)
-
Marton Fucsovics
(ATP 52)
6:4 6:4
Wenn man schon kein besonders
aufregendes Spiel hat, dann könnte man wenigstens mit der Persönlichkeit
punkten. Doch das scheint der bereits 28-jährige Raonic noch nicht gelernt zu
haben. Auf die Frage warum es ihm in Stuttgart so gut läuft mit der
Endspielteilnahme im Vorjahr und nun dem Halbfinaleinzug bei seiner zweiten
Teilnahme, antwortete der Kanadier: "It's the grass.". Mit keinen Wort erwähnte
er die Organisation, die sich um die Spieler kümmere. Oder die Zuschauer, die
für eine gute Stimmung sorgen. Nichts dergleichen.
Als Rekapitulation des Tages fragten sich Harry, Anne und ich wer das Turnier
wohl gewinnen werde. Raonic mit Finalsieg über Struff war die wahrscheinlichste
Variante. Am nächsten Tag trat Raonic wegen Rückenbeschwerden aber nicht zu
seinem Halbfinalspiel an. Er sei am Samstagmorgen mit Rückenschmerzen
aufgewacht. Ob die Verletzung schwerwiegend ist, wird sich weisen. Denn der
Fokus liegt bei sämtlichen Spielern auf dem in zwei Wochen beginnenden Grand Slam-Turnier von Wimbledon und da geht kein Spieler ein Risiko ein. So siegte
letztendlich Berrettini im Endspiel gegen Auger-Aliassime.
TC Weissenhof
Von einem Sicherheitsbeamten lernten
wird, dass während der Turnierwoche gegen Abend jeweils freier Zutritt zur Anlage
gewährt wird.
Einzel | ||||
1. Runde | 2. Runde | Viertelfinale | Halbfinale | Finale |
Dustin Brown (Q) - John Millman 6:4 7:6 |
Dustin Brown (Q) - Alexander Zverev (1) 6:4 6:7 6:3 |
Felix
Auger-Aliassime (7) - Dustin Brown (Q) 6:7 6:3 6:4 |
Felix
Auger-Aliassime (7) - Milos Raonic (6) w.o. |
Matteo Berrettini - Felix Auger-Aliassime (7) 6:4 7:6 |
Felix
Auger-Aliassime (7) - Ernests Gulbis 7:5 6:3 |
Felix
Auger-Aliassime (7) - Gilles Simon 7:5 6:4 |
|||
Marton Fucsovics - Jaume Munar 7:6 6:4 |
Marton Fucsovics - Nikoloz Basilashvili (4) 6:7 6:2 7:5 |
Milos Raonic (6) - Marton Fucsovics 6:4 6:4 |
||
Milos Raonic (6) - Alexei Popyrin (Q) 6:7 6:4 7:6 |
Milos Raonic (6) - Jo-Wilfried Tsonga 6:4 6:7 7:6 |
|||
Jan-Lennard Struff - Denis Shapovalov (8) 7:5 6:4 |
Jan-Lennard Struff - Miomir Kecmanovic 6:2 6:2 |
Jan-Lennard Struff - Lucas Pouille (W) 6:4 6:4 |
Matteo Berrettini - Jan-Lennard Struff 6:4 7:5 |
|
Lucas Pouille (W) - Feliciano Lopez (Q) 6:3 3:6 7:6 |
Lucas Pouille (W) - Daniil Medvedev (3) 7:6 4:6 6:2 |
|||
Denis Kudla - Viktor Galovic (Q) 6:3 6:2 |
Denis Kudla - Gael Monfils (5) 7:5 6:7 7:6 |
Matteo Berrettini - Denis Kudla 6:3 6:3 |
||
Matteo Berrettini - Nick Kyrgios 6:3 6:4 |
Matteo Berrettini - Karen Khachanov (2) 6:4 6:2 |
Doppel | |||
1. Runde | Viertelfinale | Halbfinale | Finale |
Soares/Peers
(1) - Struff/Pütz 4:6 7:5 10-6 |
Soares/Peers
(1) - Sitak/Molchanov 6:3 7:6 |
Soares/Peers
(1) - Marach/Melzer (4) 7:6 5:7 10-6 |
Soares/Peers
(1) - Bopanna/Shapovalov 7:5 6:3 |
Marach/Melzer (4) - Zverev/Zverev 7:6 6:3 |
Marach/Melzer (4) - Lindstedt/Raonic 6:2 6:4 |
||
Bopanna/Shapovalov - Bryan/Bryan (3) 6:4 3:6 10-6 |
Bopanna/Shapovalov - Pouille/Tsonga (W) 6:4 6:3 |
Bopanna/Shapovalov - Reid/Kyrgios 6:3 6:4 |