Dinariden 2019 |
zurück zur Übersicht Last updated: 17.06.2021 |
(Zabljak MNE - Pluschine MNE) - Ilidza BIH - Sarajevo BIH 275km, 6.25h, 18. April 2019 |
Bosnien und
Herzegovina
Der Grenzübertritt nach Bosnien und Herzegovina
kostete eine halbe Stunde Wartezeit, weil es einige Wagen vor uns wohl einen
komplizierteren Fall zu lösen gab. Danach floss die Abfertigung wieder
einwandfrei. Gut kann ich kyrillisch entziffern, denn so waren wir
sensibilisiert bei der roten Tafel mit dem Wort "Mine" (Bild 4).
Zugegeben, das Symbol mit dem Totenkopf hätte jeder interpretieren können... Die Strasse gleich
hinter der Grenze war schlecht. Der restlichen Verkehrswege in
Bosnien/Herzegovina dann aber gut - und wir waren weit unterwegs in
Bosnien/Herzegovina.
Bosnien und
Herzegovina
Gleich beim Grenzübergang wurden wir in der
Republika Srpska willkommen geheissen. Neben der Förderation Bosnien und
Herzegovina eine der zwei offiziellen Entitäten im Land wie ich später auf
Wikipedia las. Da waren einige rot-blau-weisse Flaggen zu sehen in Bosnien/Herzegovina.
Trnovo
In Trnovo hatten wir den Eindruck uns dort zu befinden, wo der Bosnienkrieg
getobt hatte. Roland sagte es sehe so aus wie damals in den Übertragungen mit
Landschaft und Dörfern und er erinnerte sich wie nach den Sommerferien plötzlich
neue Kinder die seine Schulklasse kamen. Wir bemerkten die vielen alten
zerstörten Häuser oder Häuser mit Einschusslöchern sowie einige neue Häuser. Das
Dorf hatte eine Mosche und eine Kirche was ein zusätzliches Indiz für damalige
Konflikte war, nach meiner Einschätzung. Die Einschlusslöcher und reparierten
Bauten vermittelten nicht den Eindruck dass die Geschehnisse schon 25 Jahren her
sind. Und tatsächlich sagt Wikipedia:
"Trnovo ist ein Ort im Osten von Bosnien und Herzegovina. Die
gleichnamige Einheitsgemeinde wurde 1995 durch die im Vertrag von Dayton
festgelegte Entitätengrenze in mehrere Teile getrennt. Während der nördliche und
südliche Gemeindeteil heute zur Gemeinde Trnovo (RS) in der Republika Srpska
gehören, bildet der mittlere Teil die Gemeinde Trnovo (FBiH) im Kanton Sarajevo.
Der Ort Trnovo selbst ist ebenfalls zwischen den beiden Entitäten aufgeteilt.
Der Ortsname kommt vom serbokroatischen Wort trnov für „dornig“.
Bosnien und
Herzegovina
Schon krass. Man spürte das der Gegend noch immer
an.
Malo Polje
Die Langlaufloipen waren hier. Die Skipisten lagen nebenan am
Berg dahinter. Hier war der Austragungsort der Disziplinen Ski Nordisch und Ski
Alpin an den Olympischen Spielen 1984 gewesen. Wir waren aber nicht sicher, ob wir
bei der Suche nach den Skisprungschanzen noch fündig werden würden, denn es
deutete nicht
viel darauf hin. Wegweiser hatte es jedenfalls keine am Berg
Igman.
Malo Polje
Doch plötzlich tauchten die Schanzen doch noch auf! In Ilidza gibt es wegen dem Krieg einen
verständlichen Grund warum die Olympischen Anlagen aus dem Jahr 1984 nicht mehr
in Schuss sind. Sogar vom Siegerpodest findet man im Internet Fotos wie es im
Krieg beschädigt wurde. Es hat nun wenigstens neue Farbe und eine neues Logo
erhalten und die Einschusslöcher sind retuschiert.
Malo Polje
Betreten auf eigene
Gefahr würde ich sagen.
Sarajevo
Beginnen wir mit einer lustigen Anekdote: Bei
offenem Fenster auf meiner Beifahrerseite im stockenden Verkehr eingangs
Sarajevo etwa auf Höhe von Bild 6 sang Roland plötzlich lautstark "Halleluja"
(von den Klostertalern...) vor sich hin. Da tauchte plötzlich nur wenige Meter
vor uns auf dem Gehsteig gleich neben mir eine junge Muslima verhüllt mit
Kopftuch auf. Sie hatte das hundertprozentig gehört. Mir war das sehr peinlich
und ich senkte den Kopf bis sie vorbei war. Doch Roland meinte danach zu mir sie
hätte zu uns geschaut und geschmunzelt.
Sarajevo
Der Markt in Sarajevo war sehr osmanisch geprägt
und erinnerte mich an Istanbul. Ich war überrascht von dieser Intensität. Aber
neben vielen Moscheen und Minaretten gibt es in Sarajevo auch unzählige Kirchen.
Leider in der Vergangenheit zu oft ein Pulverfass. Ob im Jahr 1914 als
Handlanger für den Zündfunken der europäische Geschichte oder achtzig Jahre später
mit drastischem Einfluss auf die eigenen Schicksale.
In der Kultur war der Unterschied zwischen den islamisch geprägten Ländern zu
erkennen. Einerseits Albanien mit den angrenzenden Gebieten des Kosovo sowie
Nordmazedoniens um Gositvar und Tetovo. Dort wehten vielerorts albanische
Flaggen. Andererseits Bosnien und Herzegovina mit der Hauptstadt Sarajevo, wo
wenige türkische Flaggen zu sehen waren und eine wirtschaftliche Verbindung
spürbar war. Um das geopolitisch noch vollständig auszuführen, hat Serbien
starke Verbindungen zu Russland aufgrund der orthodoxen Religion. Die Einwohner
von Bosnien/Herzegovina als nördlichstes islamisch geprägtes Gebiet in
Europa hatten wohl seit je her einen schweren Stand. Aber generell muss im
dritten Jahrtausend mit der globalisierten Welt und jedem kleinsten zugeordneten
Fleck auf dieser Welt - gleichzeitig auch nach Jahrhunderten von Veränderungen
in Besitzverhältnissen und diversesten historischen Ansprüchen - der Anspruch
sein, dass auch verschiedene Kulturen an ein und demselben Ort eine prosperierende Zukunft
gestalten können. Für solche Ziele sind Gefässe wie zum Beispiel eine EU
förderlich, auch wenn diese dem Schweizerischen Selbstverständnis nicht genügt.
Zuta Tabija
Die Massengräber über der Stadt mit den Todesjahren 1991-1995
im hellen Licht sind das eindrücklichste Bild das mir von Sarajevo in Erinnerung
bleibt.
Von der gelben Bastion lässt sich die Stadt sehr schön überblicken. Leider kann
man sich hier auch von der Bedeutung des Wortes "eingekesselt" ein
eindrückliches Bild machen.
Sarajevo
Ich wollte an diesem Hügel nicht zu offensichtlich
alle Hauswände fotografieren, aber einige davon habe ich dann doch festgehalten.
Hier befand sich wohl auch eine ehemalige Residenz oder ähnliches, welche jetzt abgesperrt und nicht mehr
zugänglich ist, da in höchstem Mass einsturzgefährdet.
Lateinische Brücke
Auf der lateinischen Brücke (Bild 6) wurde im Jahr
1914 das tödliche Attentat auf den Thronfolger von Österreich-Ungarn Franz
Ferdinand verübt, welches als Zündfunke des ersten Weltkriegs gilt. Gleich
daneben befindet sich heute ein Museum (Bilder 7-8). Ich habe Roland am Abend im Hotel den ORF-Spielfilm "Das Attentat" auf Youtube
gezeigt, den ich vor einigen Monaten im TV gesehen hatte.
Erst war ich nicht sicher ob das unangebracht ist, wenn mit Kopftüchern bedeckte
Frauen auf meinen Fotos landen. Doch dann stellte ich fest dass diese auch viele Schlelfies
(Selfie mit Schleier, meine Wortkreation...) machten und von daher ist es wohl okay.
Sarajevo
Überall wird geraucht in den Restaurants. Das
erlebten wir in
bisher allen Ländern dieser Reise.
Sarajevo
In der Hauptstadt sieht man an sehr vielen
Häusern Einschusslöcher.