ITF Kreuzlingen 2015 |
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22. Februar 2015 |
ITF Women's Circuit UBS Thurgau
Was für eine ambitionierte Entwicklung in
Kreuzlingen: Das Debüt vor zwei Jahren als 10'000$ ITF-Turnier, im letzten Jahr
bereits mit 25'000$ dotiert und nun sind es schon 50'000$! Das brachte zwei Top
100-Spielerinnen und eine Setzliste mit den WTA-Rängen 90 bis 170 in die
Grenzstadt.
Ich schob meinen Besuch im 15 Minuten entfernten Kreuzlingen in dieser Woche vor mich her. Der Dienstagabend hatte meine Beachtung gefunden, aber ich kurierte lieber die fiebrige Erklärung aus, die sich eingeschlichen hatte. Nächster Termin war der Samstag mit dem Doppelfinal und den beiden Halbfinals im Einzel. Mit etwas Motivationsproblemen liess ich auch diesen Termin sausen und machte erst die kurze Visite für den Einzelfinal am Sonntag. Dienstag und Samstag wären spielerisch die spannendste Wahl gewesen.
Olga Govortsova (WTA 170) -
Rebecca Sramkova (WTA
435) 6:2 6:1
Die interessantere und vom Publikum deutlich
stärker unterstützte Spielerin in diesem Final war die 18-jährige Qualifikantin
Sramkova. Sie verfügt über einen harten ersten Aufschlag und setzte teilweise
satte Grundliniengewinnschläge. Für mich stellt sich die Frage, wie wirksam ihr
Spiel auf einem langsamen Hart- oder Sandplatz ist. Ausserdem hatte sie Probleme
mit ihrem linken Handgelenk. Sramkova ist zwar Rechtshänderin und dies
beeinträchtigt sie nur bei der doppelhändigen Rückhand, aber seit den
Handgelenksverletzungen von
Del Potro und
Robson, die
jeweils ein Jahr Ausfallzeit bedeuteten - beim Argentinier bereits zweimal - bin
ich doch auf dieses Thema sensibilisiert.
Dass Sramkova mit ihrem starken ersten Aufschlag auf dem schnellen Teppichbelag
punkten konnte, verwundert nicht. Allerdings benötigte sie zu Beginn etwas
Glück. Gleich im Auftaktgame lag sie 30:40 zurück. Govortsova hatte die
Möglichkeit, um einen kurzen Ball von der T-Linie zu einem Break zu versenken.
Sramkova lief nach links, Govortsova wählte die andere Ecke. Aber sie setzte den
Ball an die Netzkante und es ging zurück auf Einstand. So kamen wir in den
Genuss der ersten fünf umkämpften Games der Partie auf dem hohem und
ausgeglichenem Niveau. Mit dem fünften Game schaffte die Weissrussin das erste
Break zum 3:2 und die Richtung war nun vorgegeben. Bei 5:2 liess sich Sramkova
am Handgelenk behandeln. Bei 6:2 nahm sie eine Toilettenpause. Sie hatte dem
konstanten Spiel von Govortsova nichts zu entgegnen. Vollgepflastert mit
Klebeband (Bild 6) im achten Einzel in neun Tagen (drei in der Qualifikation und
fünf im Hauptfeld) konnte die 18-jährige Slowakin ihre Energie nicht bündeln.
Der erste Aufschlag verliess sie und bei den früh geschlagenen
Grundlinienschlägen hatte sie oft kein Gefühl für die Länge, weil sie gegen die
Finalgegnerin zu viel zeigen wollte oder musste. Nachdem sie im zweiten Satz bei
0:3 und 0:40 zu drei nicht verwerteten Breakchancen gekommen war, war der Druck
bei 0:4 komplett abgefallen und sie servierte ausnahmsweise wieder ein
rhythmisches Aufschlagspiel mit vielen ersten Aufschlägen, was auf dem schnellen
Belag zum Ehrengame im zweiten Durchgang reichte. Die Viertelfinalistin des
Vorjahres wurde nach der Finalniederlage bei ihrem bisher grössten Erfolg
umgehend mit einer Spielanalyse ihres Vaters und Coaches Jozef Sramka eingedeckt
(Bild 8).
Das Spiel von Govortsova könnte man heute als Prozenttennis bezeichnen. Sie war
die erfahrenere und bessere Spielerin und profitierte von den Fehlern Sramkovas.
In der Turnierwoche hat sie sich als Schweizerinnen-Bezwingerin einen Namen
gemacht und gleich deren drei ausgeschaltet. Aufschlag, Grundlinienschläge und
Auftreten: Das reichte bei der Weissrussin bisher für sechs
Jahresendklassierungen innerhalb der Top 100 der Weltrangliste und sie dürfte
auch wieder den Weg in Richtung WTA-Tour antreten. Aber bei ihr fehlt für den
Zuschauer das gewisse Etwas, um sie vor dem Untergehen im WTA-Einheitsbrei zu
bewahren.
Damen Einzel | ||||
1. Runde | 2. Runde | Viertelfinal | Halbfinal | Final |
Olga
Govortsova (8) - Xenia Knoll 6:2 4:6 7:6 |
Olga
Govortsova (8) - Tess Sugnaux (W) 6:2 6:2 |
Olga
Govortsova (8) - Romina Oprandi (3) 6:3 1:0 ret. |
Olga
Govortsova (8) - Kristyna Pliskova (6) 6:0 3:6 6:3 |
Olga
Govortsova (8) - Rebecca Sramkova (Q) 6:2 6:1 |
Rebecca
Sramkova (Q) - Marta Sirotkina 6:3 7:6 |
Rebecca
Sramkova (Q) - Ons Jabeur (4) 6:7 6:4 6:1 |
Rebecca
Sramkova (Q) - Andrea Hlavackova 6:3 7:5 |
Rebecca
Sramkova (Q) - Jelena Ostapenko 7:6 7:6 |