Indien 2012 |
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Corbett Nationalpark Elephant Safari - 28. Dezember 2012 |
Der Ausflug in die Natur reicht bei mir sehr schnell zur Erholung aus. Neben den Safaris einige Minuten in der Sonne liegen und die Batterien sind wieder aufgeladen. Während dem Ritt auf dem Elefanten plagte mich dann allerdings das schlechte Gewissen.
Ramnagar, The Hideaway River Lodge
Zwischen der morgendlichen Jeep Safari und der nachmittäglichen Elefanten
Safari schlug ich mir die Zeit ein wenig am an die Hotelanlage angrenzenden
Fluss um die Ohren.
Der Pferdetransport
brachte Sand oder sonstiges Baumaterial von einer Flussseite auf die andere. Das
Fohlen musste noch nicht mithelfen und durfte machen was es wollte.
Elephant Safari
Stell' Dir vor ein Baby tritt Dir ununterbrochen mit seinem Fuss in den
Nacken. Zudem reibt Dir jemand oft mit dem stumpfen Ende eines Bleistifts über
die Kopfhaut. Ab und zu sticht er Dich mit dem spitzen Ende des Bleistifts. So
fühlte sich das wohl für das arme Elefantenweibchen Kasani an, die vom Reiter
immerzu mit dem Fuss massiert wurde, der mit einem Stock sehr oft über den Kopf
gerieben wurde und der ab und zu mit einer Eisenhacke über das Ohr geschlagen
wurde. Abschabungen auf der Kopfhaut und fehlende Haare sowie Narben am
Ohransatz waren nicht zu übersehen. Dabei will die Elefantendame am Fluss halt
trinken. Und im Hotelpark riss sie einen Ast ab. Da hätten die Touristen doch
ihre Freude daran, den Elefanten dabei und zu beobachten und etwas zu warten.
Aber das duldete der Elefantenführer nicht. Es tat mir bei jedem Schlag weh.
Ganz zu Beginn dachte ich mir, ob ich gleich wieder abbrechen soll. Ich weiss
aber auch nicht, ob damit dem Elefanten gross geholfen gewesen wäre. Nach dem
Beginn auf dem Asphalt und der Durchquerung des Flusses ging es immer
"Dschungel" dann etwas problemloser vorwärts.
Elephant Safari
So richtig Sinn machen Elefantensafaris erst
Mitten im Nationalpark.
Man erhält schon eine super Übersicht von dem Elefantenrücken herab.
Ausserdem kommt ein Elefant durch dichtes Gebüsch hindurch und die anderen Tiere
erschrecken sich nicht wie das bei einem Jeep der Fall wäre.
Zu Fuss könnte man sich auch nicht durchschlagen,
da man sonst nach erfolgreicher Tigersuche nicht mehr lebendig zurückkommt. Auch
in diesem Waldstück sahen wir erneut Abdrücke von Tigerpfoten (Bild 3). Sieht
schon fast so aus, als ob da jemand Tigerfährten legen würde, um die Spannung
für die Touristen hochzuhalten... :-)
Elephant Safari
Der Weg zum Fluss hinunter und hinauf war sehr steil und schmal (Bild 5)
und forderte vom Elefanten einiges an Fussspitzengefühl.
Corbett Nationalpark - Delhi
Die nächsten Städte nach dem am Nationalpark gelegenen Ramnagar waren
Kashipur und Moradabad. In Kashipur gab es ein Industriegebiet mit einer grossen
Fabrik des Bildschirmherstellers Videocon. Die Hauptverkehrsstrasse (Bilder
4-6), die an diesem Industriegebiet vorbeiführte, war aber in einem
katastrophalen Zustand und vom Verkehr überlastet. In der Schweiz bauen die
Behörden eine ordentliche Infrastruktur und legen Steuervergünstigungen oben
drauf, um Firmen in die Region zu locker. Das mit der Strasse ist in Indien aber
wohl vergessen gegangen... Fragt sich wie viele neue Bildschirme aus der Fabrik
intakt am Abladeort ankommen. Nach dem Wechsel vom Bundesstaat Uttarakhand nach
Uttar Pradesh war die Qualität der selben Landstrasse aber schlagartig gut
geworden. Nach der ganzen Diskussion um Frauenrechte wegen des
Vergewaltigungsfalles in Delhi war Kashipur ein Lichtblick für mich, als ich
drei Mädchen auf einem Roller vor die Linse bekam (Bild 2). Notabene ohne
Nummernschild ausgestattet. Aber ist doch zumindest mal ein Schritt in Richtung
Emanzipation. Rekordbelegung auf einem Motorrad ist gemeinhin übrigens eine fünfköpfige
Familie.
Corbett Nationalpark - Delhi
Die Spezialisierung, die ich bereits in den
Märkten von Delhi festgestellt hatte, war auch in den Dörfern am Strassenrand
festzustellen. Da gab es Steinmetze, es wurden Ziegelsteine gebrannt, Briketts
aus Tiermist verkauft oder eine Ortschaft hatte sich auf Abfallrecycling
spezialisiert. Jedenfalls fand man an einem Ort immer eine Konzentration auf die
selben Güter und Leistungen, obwohl sie durch verschiedene Marktteilnehmer
angeboten wurden.
Corbett Nationalpark - Delhi
Die Landstrassen bzw. Autobahnen sind sinnvollerweise auf 100 km/h
beschränkt, weil auch Traktoren
ohne Licht mit 20 km/h unterwegs sind und Fussgänger die Strasse überqueren. Um 17:30
Uhr deute ich dem Fahrer an, dass es nun wohl wirklich Zeit wäre, das
Licht einzuschalten. Zehn Minuten später machte er dann auch Licht. Er schaltete gleich auf Fernlicht
blendete für die
nächsten vier Stunden unverändert drauf los. Selbst die Fahrer, die von den
Touristen her etwas sensibilisiert sein müssten, schmeissen jeglichen Abfall bei
voller Fahrt einfach aus dem offenen Fenster. Von einer fremden Sprache versteht
man normalerweise mehr, als dass man selber sprechen kann. Bei den Indern
scheint das mit dem Englisch aber umgekehrt zu sein. Die Fahrer konnten sich in
Englisch ausdrücken. Sie verstanden die Sprache aber weit schlechter, wenn
man Ihnen etwas mitteile oder erklärte.
Den Ganges überquerten wir bereits bei Dunkelheit. So bekam ich den Fluss leider
nur in Umrissen zu Gesicht. Es gibt eine indische Coverversion des Songs "Video
killed the radio star". Der heisst "Auva auva koi yahan nache" und stammt aus
den frühen 80ern. Da war ich doch sehr überrascht als der Fahrer dieses
Lied spielte.
Flug Delhi - Amritsar, Delhi - Chennai
Die zwei Tage im Nordwesten in Indiens mit dem Besuch des goldenen Tempels
der Sikh in Amritsar und der abendlichen Zeremonie zur Schliessung des einzigen
Grenzübergangs zwischen Pakistan und Indien in Wagah fielen dem Nebel zum Opfer.
Ich war vor Flugverschiebungen wegen Nebels in dieser Jahreszeit vorgewarnt
worden. Als ich in Delhi aber auf den Flug einchecken konnte, war ich guter
Dinge. Während des Wartens am Gate sahen wir in den Nachrichten, dass die in
Delhi vergewaltigte 23-jährige nun in einem Spital in Singapur ihren
Verletzungen erlegen war.
Kurz vor der Boardingzeit wurden die Passagiere informiert, dass der Flug
aufgrund schlechter Witterungsbedingungen am Ankunftsort nicht durchgeführt
werden könne. Einige Passagiere reagierten ungehalten und planten den grossen
Aufstand. Ich war bereits mit der Alternativplanung beschäftigt und wartete nur
darauf bis wir endlich wieder in die Haupthalle des Flughafens geführt wurden,
um dort zu den Ticketschaltern zu kommen. Die neue Buchung eines Flugs nach
Chennai funktionierte relativ unproblematisch. Allerdings hatte ich mich erst
durch die nicht existente Schlange am Schalter kämpfen müssen, welche
vereinfacht gesagt keine Schlage sondern ein Haufen war. Zum Glück hatten dort
nicht allzu viele Leute gewartet. Im Flug nach Chennai sah ich im Bordmagazin
wie sich der Schweizer Tourismus sehr weltoffen präsentiert (Bild 4-5).