French Open 2012, Paris |
zurück zur Übersicht Last updated: 30.01.2023 |
Herrenmatches - Dimitrov-Young, Stakhovsky-Dolgopolov, Seppi-Davydenko, Wawrinka, Del Potro, Tsonga, Murray |
Herrenmatches an Grand Slam-Turnieren zu verfolgen benötigt einiges an Ausdauer. Einerseits weil Best of Five gespielt wird. Andererseits weil man schon anstehen und kämpfen muss, um es überhaupt in die Zuschauerränge zu schaffen. Deshalb muss man selektiv vorgehen. Vor allem in Paris, wo man auf den Aussenplätzen nur über geringe Kapazitäten verfügt. Vor diesem Hintergrund bin ich mit der Wahl und der Qualität der erlebten Spiele sehr zufrieden.
Herren Einzel | ||||
1. Runde | 2. Runde | 3. Runde | 4. Runde | Viertelfinale |
Andreas Seppi (22) - Nikolay Davydenko 6:3 7:6 7:5 |
Andreas Seppi (22) - Mikhail Kukushkin 6:7 6:2 2:6 6:1 6:2 |
Andreas Seppi (22) - Fernando Verdasco (14) 7:5 3:6 6:3 4:6 6:2 |
Novak Djokovic (1) - Andreas Seppi (22) 4:6 6:7 6:3 7:5 6:3 |
Novak Djokovic (1) - Jo-Wilfried Tsonga (5) 6:1 5:7 5:7 7:6 6:1 |
Stanislas Wawrinka (18) - Flavio Cipolla 6:3 6:3 4:6 3:6 6:2 |
Stanislas Wawrinka (18) - Pablo Andujar 7:6 6:7 6:2 6:1 |
Stanislas Wawrinka (18) - Gilles Simon (11) 7:5 6:7 6:7 6:3 6:2 |
Jo-Wilfried Tsonga (5) - Stanislas Wawrinka (18) 6:4 7:6 3:6 3:6 6:4 |
|
Jo-Wilfried Tsonga (5) - Andrey Kuznetsov (Q) 1:6 6:3 6:2 6:4 |
Jo-Wilfried Tsonga (5) - Cedrik-Marcel Stebe 6:2 4:6 6:2 6:1 |
Jo-Wilfried Tsonga (5) - Fabio Fognini 7:5 6:4 6:4 |
||
Juan Martin Del Potro (9) - Albert Montanes 6:2 6:7 6:2 6:1 |
Juan Martin Del Potro (9) - Edouard Roger-Vasselin 6:7 7:6 6:4 6:4 |
Juan Martin Del Potro (9) - Marin Cilic (21) 6:3 7:6 6:1 |
Juan Martin Del Potro (9) - Tomas Berdych (7) 7:6 1:6 6:3 7:5 |
Roger Federer (3) - Juan Martin Del Potro (9) 3:6 6:7 6:2 6:0 6:3 |
Sergiy Stakhovsky - Alexandr Dolgopolov (16) 6:7 6:4 7:6 3:6 6:3 |
Tommy Haas (Q) - Sergiy Stakhovsky 6:2 6:3 6:2 |
Richard Gasquet (17) - Tommy Haas (Q) 6:7 6:3 6:0 6:0 |
Andy Murray (4) - Richard Gasquet (17) 1:6 6:4 6:1 6:2 |
David Ferrer (6) - Andy Murray (4) 6:4 6:7 6:3 6:2 |
Grigor Dimitrov - Donald Young 7:6 6:1 6:1 |
Richard Gasquet (17) - Grigor Dimitrov 5:7 7:5 6:2 6:3 |
|||
Andy Murray (4) - Tatsuma Ito 6:1 7:5 6:0 |
Andy Murray (4) - Jarkko Nieminen 1:6 6:4 6:1 6:2 |
Andy Murray (4) - Santiago Giraldo 6:3 6:4 6:4 |
Grigor Dimitrov
(ATP 87) -
Donald Young (ATP
51)
Zwei Junioren-Grand Slam-Sieger trafen auf Court 6
aufeinander. Der 21-jährige Bulgare Dimitrov, der 2008 Wimbledon und die US Open
gewonnen hatte sowie der 22-jährige Young aus den USA, der seinen Erfolg bereits
2005 an den Australian Open gefeiert hatte. Bei Dimitrov wird wohl noch oft der
Ausdruck vom "nächsten Federer" fallen, da er in seinen Bewegungen wie auf Bild
3 zu sehen ist sehr an den 16-fachen Grand Slam-Sieger erinnert. Wenn ich dem
Linkshänder Young ins Gesicht schaute, fragte ich mich jedesmal an wen er mich
erinnert und ich kam auf diverse Antworten. Es muss wohl eine Kombination aus
Andre Agassi, Mike Wilbon und George Michael sein. Liegt wohl am Bart.
Das violette Klebeband am Hals sah nicht nur einschränkend aus, sondern war es
wohl auch. Da handelte es sich um einen schmalen Grad zwischen medizinischem
Hilfsmittel und mentaler Blockade. Bei 4:5 hatte sich das Band aber ohnehin
bereits etwas gelöst (Bild 6) und in der Pause bei 5:6 entfernte Dimitrov das
Band. Danach spielte er befreit auf. Er gewann den Tie-Break und gab in den
nächsten beiden Sätzen nur noch jeweils ein Game ab.
Sergiy Stakhovsky
(ATP 84) -
Alexandr Dolgopolov (ATP
19)
Als Zuseher empfindet man Dolgopolov als einen
unheimlich talentierten und unterhaltsamen Spieler, der aber zu unkonzentriert wirkt.
Jeder Satzverlust wirkt unnötig. Stakhovsky konnte als Landsmann in die
empfindliche Stelle Dolgopolovs stechen, in dem er dessen Spiel gut las. So
brachte er ihn zum Nachdenken, was Gift für dessen Spiel ist. Stakhovsky
seinerseits zog sein Spiel durch und griff nach jedem ersten Aufschlag an und
stiess konsequent ans Netz vor. Auf Bild 2 sieht der Ukrainer übrigens etwas wie
seine Arbeitskollegin
Victoria Azarenka aus. Eine Liason gibt es aber keine
zwischen den beiden. Die Weltranglistenerste ist mit einem anderen Ukrainer
zusammen: Mit Sergei Bubka Junior.
Nachdem der 23-jährige Dolgopolov im vierten Satz aufgedreht und diesen zu
seinen Gunsten entschieden hatte, wurde die Partie auf dem engen Court 14 wegen
Dunkelheit unterbrochen. Dolgopolov schien nun klar die Oberhand inne zu haben.
Doch tags darauf
bei der Wiederaufnahme sicherte sich der 26-jährige Stakhovsky den Sieg.
Andreas Seppi
(ATP 25) -
Nikolay Davydenko (ATP
47)
Seppi erinnert mich vom Aussehen her etwas an Dirk
Nowitzki. So wie der NBA-Star sein Team im letzten Jahr zum ersten Titelgewinn
führte, so reitet auch der 28-jährige Italiener auf einer persönlichen
Erfolgswelle. Zu Beginn der French Open ist er mit Rang 25 so gut klassiert wie
nie zuvor. Demgegenüber blieben die grossen Erfolge für den ungesetzten
Davydenko in den letzten Monaten aus. Der Wille ist beim 31-jährigen zwar immer
erkennbar, doch in dieser Partie fehlte mir das letzte Feuer. Das
Selbstvertrauen fehlte und er begann mit etwas sich zu hadern. Das war natürlich
auch ein Verdienst des Italieners, der auf dem Court 17 eine starke Partie zeigte.
So wie auch im weiteren Verlauf des Turniers, als er Verdasco besiegte und den
topgesetzten Djokovic mit einer 2:0-Satzführung in Verlegenheit brachte. Die
ganz grosse Sensation blieb ihm aber verwehrt.
Stanislas Wawrinka
(ATP 21) -
Flavio Cipolla (ATP
75)
Der direkte Vergleich ist augenscheinlich. Nach dem
Damenmatch von Larsson sahen wir uns vom gleichen Sitzplatz aus Wawrinka an.
Gleiches taten wir nach dem Match von Watson, als wir für Dimitrov blieben. Die
unterschiedliche Athletik, Schlaghärte, Technik und Taktik zwischen Damen und
Herren ist beeindruckend.
Unter den Augen von Davis Cup-Captain Severin Lüthi
machte sich Wawrinka an Werk. Cipolla bewegte sich gut und verteidigte sich
mit meist gebeugten Knien stark. Der bessere Spieler war aber der Schweizer und
so verliessen wir das Match auf Court 7 im zweiten Satz. Als ob wir es gewusst
hätten, wurde Wawrinka seinem Ruf aber gerecht und gab unnötig die Sätze drei und
vier ab, um den Italiener schliesslich erst über die volle Distanz zu besiegen. In
seinen vier Partien in Roland Garros spielte der Romand in diesem Jahr neunzehn
von zwanzig möglichen Sätzen. Der look-alike Contest geht weiter: Cipolla
gleicht Adriano Celentano.
Juan Martin Del
Potro
(ATP 9) -
Albert Montanes (ATP
65)
Beim Argentinier ist es schwer zu interpretieren, ob
und wie stark ihn sein Knie beeinflusst. Wenn ein Verband festgezurrt ist, dann
bewegt man sich zwischen den Punkten automatisch etwas eingeschränkter. Und der
Argentinier nimmt selbst wenn er gesund ist immer vorsichtige Schritte und
bewegt sich eher behäbig. Er selbst wollte während des gesamten Turnierverlaufs
nie eine Verletzung als Begründung anführen und lehnte dies sogar vehement ab.
Gegen Montanes sahen wir ein attraktives Match.
Jo-Wilfried Tsonga
(ATP 5) -
Andrey Kuznetsov (ATP
160)
Mit einem absoluten Fehlstart eröffnete Tsonga seine
French Open-Kampagne auf dem Court Philippe Chatrier. Nach dem fehlerhaften 1:6
im ersten Satz konnte der Franzose aber das Zepter übernehmen. Kuznetsov konnte
ihn ab diesem Zeitpunkt nicht mehr in Bedrängnis bringen.
Andy Murray
(ATP 4) -
Tatsuma Ito (ATP
68)
Auf dem Court Suzanne Lenglen trat der 24-jährige Ito
erst zu seinem dritten Grand Slam-Turnier an. Das Spiel des Japaners ist
insofern attraktiv, als sein Körper nahezu bei jedem Schlag vom Boden abhebt.
Den schottischen Weltranglistenvierten konnte dies aber nicht beunruhigen und er
hatte seine Auftaktpartie im Griff.